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Benutzername: 
Marianne
Wohnort: 
Attenhofen

Bewertungen

Insgesamt 477 Bewertungen
Bewertung vom 14.07.2020
Der Heilige Geist
Bevere, John;Bevere, Addison

Der Heilige Geist


gut

Der bekannte amerikanische Autor und Prediger John Bevere schreibt zusammen mit seinem Sohn in diesem Buch über das Wesen und Wirken des Heiligen Geistes. Dabei beginnt er mit der Frage, „Wer ist der Heilige Geist?“, um anschließend über die Beziehung des Einzelnen mit dem Geist zu schreiben. Nach etwas mehr als die Hälfte geht es dann fast ausschließlich um das Zungenreden.

Das Buch ist in fünf Kapitel eingeteilt, die jeweils fünf Einzelthemen enthalten. Am Ende von jedem Kapitel gibt es einen Teil, in dem das Gelesene in einer persönlichen Andacht vertieft werden kann. Neben Erklärungen enthält dieses Teil viele Bibelstellen, die nachgeschlagen werden können, und Platz, um sich Notizen zu machen.

Bevere betont, dass der Heilige Geist nicht irgendeine Substanz ist, sondern eine Person, die in Beziehung mit uns treten will. Die verschiedene Weisen, in denen der Heilige Geist uns hilft, werden aufgeführt. Teilweise wirken die Erklärungen allerdings etwas verwirrend, da der dreieinige Gott auseinander dividiert wird. Das führt zu merkwürdigen Schlüssen. So wird, zum Beispiel, die Bibelstelle Apostelgeschichte 16,6-7 so ausgelegt, dass die Jünger in einem Fall vom Heiligen Geist und in einem anderen Fall vom Geist Jesu hören. Es scheint außerdem als würden Bibelverse so zusammengeflickt werden, dass eine neue Aussage entsteht. So wird der Heilige Geist wegen Lukas 11,20 mit dem Finger Gottes gleichgesetzt, und dann wegen Psalm 8,4 behauptet der Autor, „Die meisten Christen wissen nicht, dass es der Heilige Geist war, der die Sterne und die Planeten ans Firmament setzte.“ Solche Aussagen vermitteln den Eindruck als würde der Autor von drei Göttern ausgehen, nicht von einem, der auf verschiedene Weise in Erscheinung tritt.

Ein weiteres Problem ist die starke Betonung der Zungenrede. Die Bibelstellen, die vor einem falschen Gebrauch der Zungenrede warnen, werden mit dem Argument entkräftet, dass es verschiedene Arten der Zungenrede gibt, und sich diese Stellen nur auf das öffentliche Zungenreden beziehen. Der Autor ist der Meinung, dass jeder Christ, der vom Heiligen Geist erfüllt ist, in Zungen reden sollte. Darum geht es in zwei der fünf Kapitel fast ausschließlich um dieses Thema. Auch die Weisheit Gottes und Wegweisung, so meint der Autor, wird vor allem in Zeiten des Zungengebets empfangen.

Obwohl Pastor genannt, hat der Autor nicht Theologie studiert, sondern an einer umstrittenen „Wort des Glaubens“ Kirche eine Bibelschulausbildung abgeschlossen. Darum ist damit zu rechnen, dass manche Aussagen nicht fundiert sind. Trotzdem scheint der Autor nicht mehr ganz auf der Linie der „Wort des Glaubens“ Bewegung zu sein, denn er stellt am Anfang des Buchs ganz richtig fest, „Wer den Geist Gottes als einen Einfluss oder höhere Macht sieht, wird ständig sagen, ‚Ich will mehr vom Geist.‘ Aber jemand, für den er eine wunderbare Person ist, wird sagen: ‚Wie kann ich ihm mehr von mir geben?‘“

Fazit: Obwohl dieses Buch einige gute Gedanken über den Heiligen Geist enthält, ist der Umgang des Autors mit einzelnen Bibelversen nicht überzeugend. Man kann durchaus mit Gewinn Teile dieses Buchs lesen, aber bei einigen Aussagen ist Vorsicht geraten.

Bewertung vom 07.07.2020
Ozelot und Friesennerz
Matthiessen, Susanne

Ozelot und Friesennerz


gut

Susanne Matthiessen ist eine der wenigen Einheimischen der traumhaften Insel Sylt. Sie beobachtet die Veränderungen, die der Fremdenverkehr mit sich bringt, mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Einerseits leben die meisten Inselbewohner von den Fremden, andererseits fühlen sie sich oft übergangen. „Wir als Bevölkerung sind für Investoren nur die üblichen ‚inseltypischen Probleme‘. Können das nur noch absegnen, weil große Projekte auf dem Festland entschieden werden. Wir werden nur noch als folkloristische Kulisse gebraucht …“

In diesem Buch beschreibt sie ihre Kindheit in den 70er Jahren. Ihre Eltern haben ein gutgehendes Pelzgeschäft. Viele Prominente und Reiche gehen bei ihnen ein und aus. Da sind die Kinder oft sich selbst überlassen, vor allem im Hochbetrieb der Sommermonate.

Im Mittelpunkt der Erzählung steht das familiengeführte Pelzgeschäft. So erfährt der Leser viel über verschiedene Pelzsorten, dem Einkauf der Pelze und der Herstellung der Kleidungsstücke. Es fallen oft bekannte Namen, denn die reichen Besucher der windigen Insel kaufen sich gern einen wärmenden Pelz. Das gehört inzwischen natürlich der Vergangenheit an, da Pelze inzwischen verpönt sind.

Der Untertitel dieses Buchs ist etwas irreführend, denn diese Buch ist nicht wirklich ein Roman. Es ist eine Sammlung von verschiedenen Anekdoten rund um die Inselbewohner und ihre Gäste. Die Autorin erlebt viel Ungewöhnliches. Als Kleinkind will ein Ehepaar sie entführen, doch zum Glück kann sie gefunden werden. Als Kind begleitet sie ihren Vater zu einer toten Frau. Der teure blutgetränkte Pelz, den sie trägt, soll gerettet werden. Einmal meldet sich die bekannte Hoheit Soraya an. Sie möchte einen Pelz kaufen.

Die Geschichten sind interessant und lesenswert, doch es fehlt die Spannung. Wer die Insel kennt oder sich für prominente Besucher der Insel interessiert, wird sicher von diesem Buch begeistert sein. Nachdenklich macht auf jeden Fall die Sicht dieser Bewohnerin, die um ihre geliebte Insel trauert, die mit den Fremden mehr und mehr von ihrem ursprünglichen Reiz verliert. Wer jedoch einen spannenden Roman erwartet, wird vermutlich von diesem Buch enttäuscht sein.

Fazit: Ein interessanter Einblick in das Sylt der 70er Jahre. Die Autorin dieses Buchs zeigt, wie sehr sich ihre Heimat mit dem zunehmenden Fremdenverkehr gewandelt hat. Sie trauert der Welt ihrer Kindheit nach und lässt den Leser an ihren nostalgischen Erinnerungen an die vergessene Kunst des Pelzhandwerks teilhaben.

Bewertung vom 03.07.2020
Wie backe ich mir einen Mann?
Witemeyer, Karen

Wie backe ich mir einen Mann?


ausgezeichnet

Am Ende des 19. Jahrhunderts gräbt der Bürgermeister einer texanischen Kleinstadt ein längst vergessenes Gesetz aus. Ladenbesitzer der Stadt dürfen nicht weiblich sein. Das ist für die junge Abigail ein großes Problem, denn sie möchte die Familienbäckerei, die sie von ihrem verstorbenen Vater übernommen hat, unbedingt weiterführen. Diese Bäckerei ist ihre Leidenschaft und die Lebensgrundlage von Abigail und ihrer jüngeren Schwester.

Auf einmal hat sie eine verrückte Idee. Sie könnte heiraten, dann wäre ihr Mann der offizielle Besitzer. Natürlich muss er vorher zustimmen, dass er sich aus dem Backgeschäft raushalten wird.

Abigail zieht drei alleinstehende Männer in die engere Auswahl. Wobei ihr und ihrer Schwester klar ist, dass nur eins dieser drei Kandidaten wirklich in Frage kommt. Das Problem ist, wie macht man diesem jungen Mann klar, dass er innerhalb von Tagen eine Frau heiraten soll, die er kaum kennt?

Dieser junge Mann heißt Zach und er freut sich, dass er endlich frei ist und für keinen anderen sorgen muss. So gern er Abigail helfen möchte, mit ihrer Idee kann er sich zuerst nicht anfreunden. Erst auf das Drängen ihrer Schwester hin, denkt er ernsthaft über das Angebot nach.

Dieses Buch zeigt auf gefühlvolle Weise, wie eine zarte Liebe zwischen den beiden entsteht. Sie haben einen längeren Weg des Kennenlernens vor sich. Dabei offenbaren sie sich gegenseitig ihre dunklen Geheimnisse und finden dadurch Erleichterung. Das Thema Schuld spielt in diesem Buch eine große Rolle, vor allem auch die Frage nach der Befreiung von plagenden Schuldgefühlen.

Es ist schön von der wachsenden Anziehung zwischen Zach und Abigail zu lesen, die sehr rücksichtsvoll miteinander umgehen. Beide haben Eigenschaften an sich, die sie trotz ihrer Fehler zu Helden machen. Auch wenn die wachsende Liebesbeziehung im Mittelpunkt steht, gibt es spannungsgeladene Intrigen, denen sich die Zwei stellen müssen.

Dieses Buch folgt auf „Ganz aus Versehen verliebt“, kann aber sehr gut unabhängig vom ersten Band gelesen werden.

Fazit: Ein Wohlfühlbuch mit einer romantischen historischen Erzählung, gepaart mit einigen wertvollen Lebensweisheiten. Sehr empfehlenswert!

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 03.07.2020
Gott suchen in der Krise
Ulrich Eggers

Gott suchen in der Krise


ausgezeichnet

Schon wenige Wochen nach dem Verfassen der Artikel hält der Leser dieses aktuelle Buch in der Hand. Es ist ein Buch zu einem Thema, das allgegenwärtig ist, und meistens schnell in den Mittelpunkt eines Gesprächs rückt. Denn jeder ist in irgendeiner Weise von der Corona-Krise betroffen.

Wie unterschiedlich das aussehen kann, zeigen die Berichte in diesem Buch. Zwanzig Christen erzählen in kurzen Artikeln, was die Pandemie für sie persönlich und für ihr Glaubensleben bedeutet. Die meisten Schreiber sind schon älter, und sie sind sich sehr wohl bewusst, dass sie zur Risikogruppe gehören.

Das Buch ist in drei Abschnitte eingeteilt, „Persönliche Erfahrungen“, „Im Gegenwind segeln“ und „Wo ist Gott in der Krise?“. Inhaltlich würden aber viele Artikel sicher unter mehrere dieser Überschriften passen, denn es ist einfach so, dass jeder Autor über seine persönliche Erlebnisse und Überlegungen angesichts der Krise berichtet.

Der Herausgeber dieses Buchs erzählt in einem ersten Artikel, wie er seine eigene Corona-Erkrankung erlebt hat und was ihm in dieser schweren Zeit wichtig geworden ist. Mehrere Schreiber gehen auf die Frage ein, ob diese Krise von Gott kommt oder nicht. Noch kontroverser wird es bei der Frage, ob Corona eine Strafe Gottes ist, oder inwieweit der folgende Bibelvers in dieser Krise aktuell ist, „Wenn dann dieses Volk, über dem mein Name ausgerufen ist, sich besinnt, wenn es zu mir betet und von seinen falschen Wegen wieder zu mir umkehrt, dann werde ich im Himmel sein Gebet hören. Ich will ihm alle Schuld vergeben und auch die Schäden des Landes wieder heilen.“ (2. Chronik 7,14).

Es ist wirklich eine große Hilfe zu sehen, dass andere sich mit den gleichen Fragen herumschlagen, die einen selbst beschäftigen. Die Antworten und Lösungsversuche fallen unterschiedlich aus, aber das ist gerade die Stärke dieses Buchs. Trotz aller Unterschiedlichkeit halten alle Schreiber an Gott fest, wohlwissend, dass wir sein Handeln nicht verstehen können, denn er ist Gott.

In diesem Buch berichten die Autoren zwar von vielen notvollen Lebenserfahrungen, doch die theologische Auseinandersetzung mit den „Warum“ und „Wozu“ Fragen stehen im Mittelpunkt. Darum ist es keine leichte Kost, sondern eher ein Buch, für das man sich Zeit lassen sollte.

Fazit: Dieses Buch vermittelt, dass es gerade in der Corona-Krise wichtig ist an Gott festzuhalten. Die Erfahrungen und Überlegungen der Verfasser helfen mit Schwierigkeiten und Herausforderungen zurechtzukommen. Sehr empfehlenswert!

Bewertung vom 01.07.2020
Wie ich 256-mal Christ wurde

Wie ich 256-mal Christ wurde


sehr gut

In diesem Buch berichten 31 Menschen von ihren Erlebnissen mit Gott im Jugendalter. Die Berichte sind in mehrere Themenbereiche zusammengefasst. Es geht um Gottes Eingreifen, um Gebetserhörungen, um Gottes Vertrauenswürdigkeit, um Heilung und Befreiung und um Gottes Liebe.

Manche Geschichten sind ganz alltäglich. Da geht es um einen jungen Mann, der sein Leben immer wieder Gott gibt, weil seine Hinwendung zu Gott nicht aufsehenerregend genug ist für sein Geschmack. Es geht um Gottes Hilfe bei Schularbeiten, um Ehrlichkeit und um Bewahrung. Einige Berichte sind sehr bewegend, wenn beispielsweise von Selbstmordgedanken, einer Pornosucht oder vom Tod einer Freundin berichtet wird.

Die Geschichten sind schnell gelesen. Viele der Verfasser sind schon älter, sie erzählen im Rückblick von einem Erlebnis aus ihrer Jugendzeit. Andere Schreiber gehen noch zur Schule.

Der Schreibstil ist durchweg angenehm und alle Geschichten sind interessant. Die Schreiber kommen aus ganz unterschiedlichen Gemeinden. Manche Leser werden vielleicht von den wenigen Hinweisen auf Prophetie und Heilung irritiert sein, aber der Grundtenor des Buchs ist auf jeden Fall hilfreich für Christen aus jeder Denomination, denn es geht ganz einfach darum, wie man als junger Christ lebt.

Ein Buch mit demselben Titel und von denselben Herausgebern ist schon im Jahr 2010 erschienen, allerdings mit nur 26 Geschichten. Vermutlich stammen die meisten Geschichten aus diesem Buch, aber sie wirken trotzdem alle aktuell.

Fazit: Viele unterschiedliche Stimmen erzählen vom Leben als Christ in jungen Jahren. Dieses Buch ist besonders interessant für Teenies ab etwa zwölf Jahren, aber die meisten Geschichten sind auch ermutigend für erwachsene Leser.

Bewertung vom 04.06.2020
Kostbare Tage
Haruf, Kent

Kostbare Tage


ausgezeichnet

Der beliebte Eisenwarenhändler der Kleinstadt Holt hat nicht mehr lange zu leben. Dad Lewis ist 77 Jahre alt und hat Krebs. Seine langjährige Ehefrau versorgt ihn in seinen letzten Wochen liebevoll, sodass er Zuhause sterben kann. Auch seine Tochter Lorraine verbringt diese Wochen bei ihrem Vater, nur Sohn Frank fehlt.

Dieses ruhige Buch gibt einen Einblick in das alltägliche Leben von Dad Lewis und anderen in seinem Ort. Da ist das 8jährige Mädchen, das nach dem Tod ihrer Mutter bei der Oma lebt. Da ist der Pfarrer, der zu seinen Grundsätzen steht, selbst wenn ihn das seine Arbeitsstelle und Familie kostet. Und dann gibt es noch zwei ältere Damen, Mutter und Tochter, die der Vergangenheit nachtrauern, die Angestellten in der Eisenwarenhandlung, die Familie des Pfarrers und einige andere.

So wie der Pfarrer nachts durch die Straßen geht und die Menschen durch ihre erleuchteten Fenster beobachtet, so betrachtet der Leser das Kommen und Gehen dieser Kleinstadtbewohner. Selbst wenn Dramatisches geschieht, sind die Töne in diesem Buch leise. Die Dialoge, ohne Anführungszeichen, zerfließen mit den knappen Beschreibungen. Und dazwischen wandert der Blick immer mal wieder in die Vergangenheit. Dad Lewis, und auch andere, bedenken getroffene Entscheidungen und ihre Folgen.

Das Buch an sich hat eher melancholische Anklänge, denn der Tod ist stets gegenwärtig. Dazu bietet die aufopfernde Liebe von Dad Lewis‘ Ehefrau einen wohltuenden Kontrast. Der mutige Pfarrer ist auch eine beeindruckende Nebenfigur, ebenso wie das kleine Mädchen und die vielen Frauen in ihrem Leben.

Dieses ruhige Buch ist trotzdem fesselnd, vielleicht weil die Bewohner der Kleinstadt so echt gezeichnet werden, dass sie zu Freunden werden. Viele Ereignisse haben wenig mit dem zentralen Thema der Geschichte zu tun, aber sie passen hervorragend zu der gemächlichen Stimmung eines heißen Sommertages, die sich durch das Buch zieht.

Fazit: Mit diesem Buch reist der Leser in eine ruhige amerikanische Kleinstadt mit sympathischen Bewohnern, die sich rührend umeinander kümmern. Sehr zu empfehlen!

Bewertung vom 27.05.2020
Pellegrino - Vom Playboy zum Pilger
Fusaro, Guiseppe Pino

Pellegrino - Vom Playboy zum Pilger


sehr gut

Guiseppe Fusaro, als Pino bekannt, wird 1962 geboren als Kind italienischer Gastarbeiter geboren. Seine ersten Lebensjahre verbringt er bei den Großeltern in Italien. Als er in Deutschland eingeschult werden soll, versteht er nur wenig. Als er sich schließlich gut eingelebt hat, wird er wieder von seinen Eltern nach Italien geschickt. Das Hin und Her zwischen den Ländern und ein kalter, strenger Vater machen ihm zu schaffen. Er ist froh als die Schulzeit endlich vorbei ist.

Schon als Jugendlicher übernimmt er, zusammen mit seinen Eltern, eine Pizzeria. Die Gaststätte läuft unter Pinos Leitung sehr gut. Nach der Arbeit genießt er das Nachtleben. Drogen, Alkohol und Sex bestimmen bald sein Leben. Pino nimmt sich, was er will. Schließlich muss er ins Gefängnis.

Nach seiner Haftzeit will er neu anfangen und ein sinnvolles Leben führen. Als Double eines bekannten Sängers öffnen sich ihm Türen. Später übernimmt er wieder eine Gastwirtschaft. Es dauert nicht lang, da hat er sich einen Namen als Promi-Wirt gemacht. Er ist überall bekannt und beliebt. Er kann sich alles leisten, was er will. Doch das alles füllt die Leere in seinem Inneren nicht aus.

Pino entschließt sich Buddhist zu werden. In seinem neuen Glaubenssystem ist es wichtig durch gute Taten Karma zu sammeln. Als er von der Not in den Waisenhäusern in Rumänien hört, gründet er mit Bekannten eine Hilfsorganisation. Er gibt nicht nur sein Geld, sondern reist auch oft zu den Kindern, um Hilfsgüter selbst zu verteilen.

Trotz allem bleibt die Leere. Er entschließt sich von Deutschland nach Spanien auf dem Jakobsweg zu pilgern. Er hat viele wunderbare Erlebnisse und findet innere Ruhe, doch schon bald nach seiner Rückkehr geht es ihm schlechter als zuvor. Er hat alles gehabt und so viele Wege ausprobiert, doch er möchte nur noch sterben.

In seiner scheinbar aussichtslosen Lage findet er endlich den Weg nach Hause. Er spürt, dass seine endlose Suche endlich vorbei ist.

Dieses Buch ist fesselnd geschrieben. Es ist unglaublich, was Pino alles erlebt. Der Leser fiebert mit auf seinen vielfältigen Wegen. Umso erstaunlicher ist es, wie schlicht die Antwort letztendlich ist. Und doch ist es diese einfache Antwort, die Pino nach seiner langen Suche zur Ruhe kommen lässt.

Der Einblick in die Promi-Welt Deutschlands ist ebenso interessant wie die Erlebnisse entlang des Jakobswegs. In diesem Buch geht es hauptsächlich um einen interessanten Lebensweg, bei dem der Autor sehr viel erlebt. Schade, dass nicht ebenso ausführlich von seinem neugefundenen Lebensweg berichtet wird.

Fazit: Eine spannende Lebensreise, die den Autor nach Hause führt, zu einem zufriedenen und sinnerfüllten Leben. Interessant für Menschen, die gerne faszinierende Lebensberichte lesen.

Bewertung vom 27.05.2020
Erinnerungen an Dietrich Bonhoeffer
Koslowski, Jutta

Erinnerungen an Dietrich Bonhoeffer


sehr gut

Dieses kleine Buch untersucht alle wichtigen Aussagen über Dietrich Bonhoeffer in der fast 1000 Seiten umfassende Autobiographie seiner jüngeren Schwester. So erfährt der Leser schnell mehr über Bonhoeffers Kindheit und Jugend, Familie und Persönlichkeit. Da die Autorin das umfangreiche Werk der Schwester Bonhoeffers selbst bearbeitet und herausgegeben hat, kennt sie den Text sehr gut.

Unter den acht Geschwistern in der Familie Bonhoeffer, waren sich die drei jüngeren besonders nah. Susanne spricht voller Bewunderung über ihren drei Jahre älteren Bruder, der mehr mit ihr gemeinsam hatte als mit seiner Zwillingsschwester.

Der Leser erfährt, welche Werte den Eltern in der Erziehung wichtig waren und wie sie zur Kirche standen. Susanne schreibt über ihren Besuch in London im Jahr 1934, als Bonhoeffer dort eine Pastorenstelle hatte. Besonders interessant sind ihre Berichte über die unerwartete Verhaftung von Bonhoeffer und anderen Verwandten und der Zeit Bonhoeffers im Gefängnis. Das Buch schließt mit den Schlussfolgerungen der Autorin ab.

Die Aussagen von Susanne werden umfassend zitiert und anschließend von der Autorin kommentiert. Der mehrmalige Hinweis darauf, dass es sich um wichtiges Quellen-Material für die Bonhoeffer-Forschung handelt, macht dem Leser einerseits bewusst, dass diese Schilderungen neu sind, andererseits nimmt dieser Hinweis etwas von dem persönlichen Charakter der Schilderung. Darum ist dieses Buch vermutlich vor allem interessant für Menschen, die Informationen über Bonhoeffers Leben suchen, und weniger für solche, die aus seinem Leben und Werk Inspiration schöpfen wollen.

Da dieses Buch sich auf Auszüge aus einem anderen Buch bezieht, sind die geschilderte Erlebnisse Bruchstücke und ergeben nicht eine vollständige Biografie Bonhoeffers. Sie sind thematisch geordnet. So geht es um Bonhoeffers Persönlichkeit, seine kulturelle Interessen, seine Stellung zur Religion, Moral und Politik und schließlich um sein Vermächtnis.

Fazit: Ein interessantes Buch für Leser, die mehr über Dietrich Bonhoeffers Hintergrund und Persönlichkeit erfahren wollen. Sehr zu empfehlen!

Bewertung vom 14.05.2020
Weil jeder Tag besonders ist
Kattilathu, Biyon

Weil jeder Tag besonders ist


sehr gut

Der Autor dieses Buchs, Biyon Kattilathu, ist der Sohn indischer Einwanderer. Als Kind in deutschen Schulen leidet er manchmal unter seiner Andersartigkeit. Er beschäftigt sich mit Glückstheorien und wird in den sozialen Medien mit seiner motivierenden Botschaft bekannt. Seine kurzen Videos erklären den Weg zum Glück und motivieren.

Dieses Buch begleitet den Leser 24 Wochen lang. Dabei ist das Buch so eingeteilt, dass jeweils vier Wochen unter einem Schwerpunktthema stehen. Diese Themen sind: Entscheidungen, Dankbarkeit, Mut, Umfeld, Loslassen und Selbstliebe.

Mit diesem Tagebuch möchte der Autor eine tägliche Erinnerung an den Weg zum Glück schaffen. Der Besitzer des Tagebuchs braucht jeden Morgen und Abend nur ein paar Minuten.

Von Montag bis Freitag gibt es morgens und abends jeweils drei Fragen beziehungsweise Aufgaben und ein paar Leerzeilen für die Antwort. Diese sechs Fragen sind immer gleich, der einzige Unterschied ist der Bezug auf das Schwerpunktthema. Dazwischen steht ein kurzer, motivierender Spruch. Samstags erwartet den Leser eine kurze Geschichte zum Thema Glück und sonntags wird etwas Kreatives gemacht.

Die Gestaltung des Buchs ist gelungen. Das schlichte Leinencover ist biegsam. Hilfreich ist das Lesebändchen. In der Regel wird eine Seite pro Tag bearbeitet, dazwischen gibt es immer mal wieder schön gestaltete Seiten mit Motivationssprüchen.

Die Geschichten und Gedanken in diesem Buch sind nicht neu. Es geht im Kern darum, wie wir unsere Wirklichkeit verändern können, indem wir positiv denken. Viele der Geschichten, zum Beispiel vom Jungen, der Seesterne rettet oder vom Wolf, der gefüttert wird, sind bekannt. Es tut sicher trotzdem gut sie zu lesen, als Erinnerung daran, was wirklich wichtig ist.

Der Autor ist von seiner Fähigkeit als Glücksguru auf jeden Fall überzeugt. So schreibt er, „Es gibt aber niemanden in Deutschland, der Monat für Monat so viele Menschen zu diesem Thema erreicht wie ich. … So konnte ich auf den wahrscheinlich größten Erfahrungsschatz in diesem Bereich zurückgreifen, um dir die Dinge an die Hand zu geben, die dir das Leben bescheren, die du verdienst.“

Die enthaltene Anregungen den Alltag positiv zu betrachten sind mit Sicherheit hilfreich. Fraglich ist jedoch ob es gelingt nur mit der Besinnung auf sein Inneres dem Leben wirklich eine positive Wende zu geben. Ich persönlich würde den Vorschlag sich einen motivierenden Satz zu überlegen, der einen den ganzen Tag über begleitet so umwandeln, dass ich stattdessen einen Bibelvers nehme, denn es gibt mehr Kraft zu hören, dass Gott mich wertvoll findet, als wenn ich mir das einfach überlege und andauernd vorsage.

Fazit: Die Gestaltung dieses Buchs überzeugt. Der Inhalt ist sicher interessant für Menschen, die sich mit positivem Denken noch nicht auseinandergesetzt haben, andere werden vielleicht enttäuscht sein, dass dieses Buch wenig Neues bringt. Die Fragen, die den Leser durch den Alltag begleiten sollen, helfen bewusst nach Positivem Ausschau zu halten. Die Erkenntnisse des Autors sind weder weltbewegend noch neu, doch in diesem Buch werden sie ansprechend und modern verpackt.

Bewertung vom 14.05.2020
Young Rebels
Knödler, Benjamin;Knödler, Christine

Young Rebels


sehr gut

Dieses Buch berichtet von 25 mutige junge Menschen, die sich nicht mit den bestehenden Verhältnissen zufrieden geben wollen. Dabei geht es um ganz unterschiedliche Themen und Lebensbereiche. Die vorgestellten Jugendlichen sind auf verschiedenen Kontinenten Zuhause. Was sie verbindet ist ihre Bereitschaft gegen Unrecht zu kämpfen.

Einige dieser jungen Menschen sind bekannt, wie Malala aus Pakistan oder Greta aus Schweden. Viele wenden sich gegen Umweltverschmutzung oder politische Systeme. Manche setzen sich für benachteiligte Menschen ein oder wollen ein Bewusstsein für bestehende Probleme schaffen.

Es dauert ungefähr fünf Minuten eins dieser kurzen Lebensbilder zu lesen. Die Beschreibungen beginnen jeweils mit einem Porträtbild und passenden Zitat. Das wichtigste aus jeder Geschichte wird am Ende in wenigen Sätzen zusammengefasst.

Die Farben vom Cover, türkis und orange, ziehen sich durch das Buch. Zu jedem Lebensbild wurde ein passendes Symbol und ein Plakatspruch ausgewählt. Der Stil ist insgesamt aufgelockert und jugendlich.

Gerade die Beschreibungen der weniger bekannten Personen sind interessant. So setzt sich Amika George aus Großbritannien dafür ein, dass alle Mädchen und Frauen Zugang zu Binden und Tampons haben, weil sie so betroffen war, als sie hörte, dass manche Mädchen sogar dem Unterricht fernbleiben müssen, wenn sie ihre Tage haben, da sie sich Hygieneprodukte nicht leisten können.

Mikaila Ulmer begann ihren Feldzug zur Rettung der Bienen an als sie erst vier Jahre alt war. Inzwischen ist sie erfolgreiche Unternehmerin von Produkten, die aus Honig und Bienenwachs hergestellt werden.

Die beiden Autoren, Mutter und Sohn, verwenden im Text bei der Mehrzahl von Personen ein Sternchen. Das ist für sie „wie ein Platzhalter, ein Freiraum. Auf diese Weise soll sichtbar gemacht werden, dass es mehr gibt als nur männlich oder weiblich.“ Ganz gleich ob man die Meinung der Autoren teilt, beim Lesen stören die Sternchen auf jeden Fall.

Fazit: Ein Buch, das aufrüttelt und den Gedanken aufkommen lässt: Wenn diese junge Menschen so viel Veränderung bewirkt haben, was ist meine Aufgabe? Wo kann ich mich für eine bessere Welt einsetzen? Empfehlenswert für alle, die sich für mutige Vorbilder interessieren.