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Benutzername: 
Monika58097
Wohnort: 
Hagen

Bewertungen

Insgesamt 637 Bewertungen
Bewertung vom 16.08.2017
Ziemlich alte Helden
Morani, Simona

Ziemlich alte Helden


ausgezeichnet

Die Autorin entführt uns in ein italienisches Dorf. Hier leben ein paar Freunde, alle über 80 Jahre alt. Regelmäßig treffen sie sich in ihrer Lieblingsbar "La Rambla", wo sie heimlich rauchen, trinken und Karten spielen. Ihr beschauliches Leben wird gestört, als der Polizist Corrado seinen Dienst im Dorf antritt. Ihm sind die alten Freunde ein Dorn im Auge. So schnell wie möglich möchte er die Männer in das Altenheim umsiedeln, das in Kürze eröffnen wird, doch Corrado hat nicht mit der List der Freunde gerechnet. 

"Ziemlich alte Helden" - ein leiser Roman mit Protagonisten, die einem sofort ans Herz wachsen. Wer kennt sie nicht, die alten Männer, die man meistens im Süden unter einer alten Platane zusammen sitzen sieht? Sie reden, sie trinken, sie lachen.

Da ist zum Beispiel Gino, fast blind und der trotzdem noch mit einer Ape durchs Dorf fährt. Die Ape ist frisiert, so dass jeder Gino schon von Weitem hören kann und er zu keiner Gefahr für die anderen Dorfbewohner wird. Und da ist Ettore, der jeden Tag zum Arzt geht und es immer so dreht, dass er als letzter aufgerufen wird. Ettore, eigentlich kerngesund. 

"Ziemlich alte Helden" - ein Roman mit viel Witz, aber auch mit viel Weisheit. Es geht um Freundschaft, ums Alleinsein und es geht um Liebe im Alter. 

Ein wunderbares, charmantes Buch, das man sich nicht entgehen lassen sollte.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 15.08.2017
Das Café unter den Linden
Weng, Joan

Das Café unter den Linden


ausgezeichnet

Die junge Fritzi hat einen Traum. Sie möchte Drehbücher für die UFA schreiben und so reist sie mit nichts als ihrer Reiseschreibmaschine nach Berlin. Ihr Vater hatte im Großen Krieg Bekanntschaft mit dem Grafen von Keller gemacht und dort will Fritzi nun hin, mit ihr der Wunsch, dort Arbeit und Unterkunft zu finden fürs Erste. Der Graf sieht zunächst keinen Bedarf, doch Rosa und Wlad haben Mitleid mit der jungen Frau. Sie darf bei den beiden Männern auf dem Sofa schlafen. Als Inge, das bisherige Tippfräulein ihre Stelle schmeißt, ergreift Fritzi ihre Chance und bleibt. Sie schreibt für den Grafen, der sich mit kleinen Artikeln versucht über Wasser zu halten. Seine baufällige Villa verschlingt Unsummen an Geld. Eine Villa, in der Maler, Schriftsteller und Musiker verkehren. Sie gehen dort ein und aus, sie lieben das Leben.

Und abends trifft man sich im "Café unter den Linden", wo ausschweifend Champagner getrunken wird, wo man tanzt, wo man feiert. Man lebt schließlich nur einmal! Hier tritt Jonny Gable auf, ein Sänger, der auch in der Villa des Grafen verkehrt. Der schöne Jonny, der eine Skandalnudel zu sein scheint, der nichts anbrennen lässt und doch ganz anders ist. 

Fritzi freundet sich mit ihrer Vorgängerin Inge an, die nun als Ladenfräulein arbeitet. Inge nimmt sie überall mit hin und so langsam gewöhnt sich Fritzi an das Berliner Leben der Zwanziger Jahre. Als man ihr eine Rolle als Schauspielerin anbietet, ist sie ihrem UFA-Traum ganz nahe, doch eigentlich wollte sie ja Drehbücher schreiben und nicht vor der Kamera stehen. Und dann ist da auch noch der Graf, zu dem sie sich irgendwie hingezogen fühlt.

"Das Café unter den Linden" - ganz großes Kino!!! Joan Weng entführt den Leser in das Berlin der Zwanziger Jahre und sie tut es auf eine so ganz spezielle Art und Weise, dass man das Gefühl hat, man sei dabei. Wie aus der eher schüchternen Fritzi eine junge Frau wird, die sich in Berlin behauptet und ihren Platz findet, es ist einfach wunderbar, als Leser an ihrer Seite sein zu dürfen. 

Die Personen des Romans muss man einfach lieben. Fritzi sowieso, aber auch Inge, die ihr das Leben in der prickelnden Stadt zeigt. Hans, der verarmte Graf, der vielen Künstlern ein Zuhause gibt, obwohl er selbst kein Geld hat. Das chaotische, schwule Paar Rosa und Wlad, aber auch Jonny.

Diese Geschichte ist voller Energie, voller Leben, voller Liebe, Musik und Tanz - und voller Champagner! Trotz Geld und prickelnder Getränke zeigt die Autorin aber auch das wahre Leben. Zum Beispiel das Leben von Inge, die aus ärmlichen Verhältnissen stammt, die immer noch bei ihrer Mutter lebt und die trotzdem das Leben in vollen Zügen genießt. 

Was muss das für eine Zeit gewesen sein! Die Menschen nach dem Großen Krieg so regelrecht gierig nach Leben. Die Frauen frei, die Kleider kurz. Verrückte Menschen, verrückte Mode. Erlaubt war, was gefällt. Das pulsierende Berliner Leben, man spürt es so deutlich, dass ein Film vor dem eigenen Auge abläuft. Und was liebe ich die Bezeichnungen Tippfräulein und Ladenfräulein! Herrlich!

"Das Café unter den Linden" - ein großartiger Roman! Unbedingt lesen!

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Bewertung vom 14.08.2017
Wildblumensommer
Taylor, Kathryn

Wildblumensommer


ausgezeichnet

Die erfolgreiche Zoe hat ein Aneurysma und muss schnellstmöglich operiert werden. Die Zeit bis zur Operation will sie nutzen, noch einmal nach Cornwall zu fahren, dorthin, wo sie früher so viel Zeit mit ihrer Familie verbracht hat, bis ihr Bruder diesen verhängnisvollen Unfall hatte und starb. Zoe möchte unbedingt das Strandhaus mieten, das Haus, in dem sie früher die Urlaube verbracht haben, doch das Haus wird inzwischen von ihrer Freundin Rose und deren Kindern bewohnt. Doch wozu sind Freundinnen da? Sie tauschen einfach kurzerhand die Wohnungen! Zoe fährt nach Cornwall und bewohnt das geliebte Strandhaus. Rose bringt ihre Kinder bei der Familie unter und fährt alleine nach London in die Villa der Freundin.

Zoe will endlich Licht in die Vergangenheit bringen. Hatte Chris damals wirklich nur einen Unfall oder steckt doch mehr dahinter? Als sie die ersten Nachforschungen versucht zu betreiben, will der Dorfpolizist ihr nicht unbedingt helfen. Der Fall sei längst abgeschlossen, doch Zoe gibt nicht auf. Und schließlich trifft sie auf Jack, ihre alte große Liebe, doch Jack hat inzwischen einen Sohn. Längst vergessene Gefühle werden geweckt, doch hat diese alte Liebe überhaupt eine Chance?

"Wildblumensommer" - es ist ein sehr gefühlvoller, ein großartiger Roman! Was habe ich mit Zoe mit gelitten! Ihre Krankheit, die bevorstehende Operation, die immer häufiger auftretenden Aussetzer. Wird sie es rechtzeitig schaffen? Und vor allen Dingen, wird sie es schaffen, das Geheimnis um ihren verstorbenen Bruder Chris zu lüften? Und warum  ist ihre Liebe zu Jack damals zerbrochen? 

Eine sehr schöne Nebenrolle spielt in dem Roman aber auch Zoes Freundin Rose, die den Wohnungstausch nutzt, um in London einmal etwas ohne ihre Kinder zu unternehmen. Ausgerechnet dort begegnet sie dem smarten Simon, ein Anwalt, der für einen gut situierten Kunden den Preis für Zoes Villa verhandeln soll, doch diese ist sich gar nicht sicher, ob sie die Villa überhaupt verkaufen soll. Zwischen Rose und Simon prickelt es gewaltig, doch Rose verpasst die Gelegenheit, dem Anwalt von ihren Kindern zu erzählen. 

"Wildblumensommer" - dieses Buch habe ich von der ersten Seite an geliebt! Es hat alles, was ein Sommerbuch so braucht: Eine wunderbare Liebesgeschichte (eigentlich sind es sogar zwei), eine tolle Landschaft, die wunderbar beschrieben wird und Lust macht auf eine Reise nach Cornwall und ein Familiengeheimnis. 

"Wildblumensommer" - so schön geschrieben, dass man nicht mehr aufhören kann zu lesen! Zudem steckt viel mehr in dem Buch, als Titel und Cover vermuten lassen. 

Bewertung vom 27.07.2017
Via dell'Amore - Jede Liebe führt nach Rom
Lamprell, Mark

Via dell'Amore - Jede Liebe führt nach Rom


sehr gut

Alice, die junge Kunststudentin, die einmal etwas Außergewöhnliches machen möchte, die erst nach Rom fährt, um später nach Florenz weiterreisen zu wollen, um dort ihren Verlobten Daniel zu treffen. Eine junge Frau, deren Weg vorgezeichnet zu sein scheint, die in Rom aber auf eine Gruppe Architekturstudenten trifft, die sie überreden, einfach eine Nacht zu bleiben und erst am nächsten Tag weiter zu reisen. 

Und dann sind da Meg und Alec, die beiden, die seit 18 Jahren verheiratet sind und deren Liebe irgendwann verloren gegangen ist. Im Rom hatten sie einst ihre schönste Zeit verlebt. In Rom hat Meg damals eine wunderschöne blaue Fliese entdeckt und mitgenommen. Nun ist sie auf der Suche nach deren Werkstatt. Es ist wie eine Mission für sie. Alec begleitet sie nur auf dieser Reise, weil er Megs Geburtstag und den gemeinsamen Hochzeitstag mal wieder vergessen hat. Vielleicht ist Rom auch ein Neuanfang?

Und letztendlich sind da die beiden alten Damen Constance und Lizzie, die Constances verstorbenen Ehemann Henry den letzten Wunsch erfüllen wollen, doch Constance möchte in Rom noch etwas anderes entdecken. 

"Via dell'Amore - Jede Liebe führt nach Rom" - es ist die Geschichte einer Handvoll Menschen, eine Geschichte, die sich lediglich an 2 Tagen im Leben dieser Menschen ereignet, in der ihr Weg sie nach Rom geführt hat. Eine lockere, leichte Sommerlektüre, bei der man die Protagonisten bei ihren Spaziergängen durch Rom begleitet. Ich persönlich hätte mir etwas mehr Zusammenhang gewünscht, vielleicht auch nur die Geschichte von Constance, ihrem verstorbenen Mann Henry und seiner Schwester Lizzie, denn die beiden alten Damen haben es mir irgendwie angetan. 

Bewertung vom 22.07.2017
Herzensräuber
Rygiert, Beate

Herzensräuber


ausgezeichnet

"Dieses Buch zu lesen ist die schönste Art, sich sein Herz stehlen zu lassen!" - so steht es im Begleittext zum Buch. Mehr brauche ich eigentlich gar nicht zu sagen. Das Cover allein ist schon sehr einnehmend, aber hat man erst einmal die ersten Seiten gelesen, so ist man verzaubert. Von Tobias, der für diese Welt einfach zu gut zu sein scheint und natürlich von Zola, der in jedem den Wunsch wecken wird, auch so einen Hund zu haben. Alice und Emma, die beiden, die vorne im Pförtnerhaus wohnen und die ein Geheimnis zu umgeben scheint und natürlich Frau Kratzer, die ihrem Namen alle Ehre macht, so kratzbürstig sie sich gibt und doch habe ich vor allen Dingen die alte Dame in mein Herz geschlossen - neben Zola natürlich!

"Herzensräuber" - ein Roman, den man einfach lieben muss! Ein Buch über das Zusammenleben von Menschen, ein Buch über Freundschaft, eine Geschichte über die besondere Beziehung zwischen Mensch und Hund und natürlich auch eine Geschichte über die Liebe zu Büchern. 

Beate Rygiert hat es wieder einmal geschafft, mich mit ihrer Geschichte zum Träumen zu bringen. Diese Geschichte ist wie eine liebevolle Umarmung. 

"Herzensräuber" - zauberhaft, romantisch, wunderbar! Unbedingt lesen!

Bewertung vom 16.07.2017
Antonias Tochter
Elias, Nora

Antonias Tochter


ausgezeichnet

Antonia von Brelow muss kurz vor Kriegsende von dem Familienlandgut in Preußen fliehen. Ihre Flucht führt sie nach Köln, wo die Familie ein Stadthaus unterhält. Das Haus wurde zum Glück von den Bombardierungen verschont. Einst verfügte Antonia über eigenes Personal, doch diese Zeiten sind vorbei. Antonias Mann gilt als vermisst. Um überleben und für ihre kleine Tochter sorgen zu können, vermietet sie einige Räume des Hauses.

Da ist die Tänzerin Elisabeth, die vergeblich nach einem Engagement sucht, die als Trümmerfrau arbeiten muss und sich von einem britischen Soldaten aushalten lässt, der ihr auch die Miete für das Zimmer bezahlt. Katharina die Krankenschwester, deren Eltern eine andere, eine angemessene Zukunft für sie vorgesehen hatten. Georg der Arzt, der sich offenbar zu Antonia hingezogen fühlt und doch so seltsam reserviert ist und letztendlich Richard, Antonias Schwager, mit dem nicht gut auszukommen ist und der immer versucht, ihr übel mitzuspielen.

Eine Wohngemeinschaft, die sich zusammen rauft, die die kärglichen Mittel, die sie zum Überleben benötigt, zusammenlegt. Ein paar Scheiben Brot, ein paar Kohlen. Manchmal reicht es nur für eine heiße Tasse Wasser, doch wenigstens haben sie ein Zuhause, ein festes Dach über den Kopf. Jede Person der Wohngemeinschaft hat ein eigenes Schicksal, eine Vergangenheit, ein Geheimnis.

"Antonias Tochter" - selten hat mich ein Roman so sehr berührt wie dieser. Die Autorin lässt in bewundernswerter Eindringlichkeit die damalige Zeit wieder aufleben. Ich sehe Kinder, die Kriegskinder, die in den Ruinen der Stadt spielen. Menschen, die an Unterernährung sterben, weil die Versorgung nicht klappt und es zudem an Medikamenten mangelt. Legal ist kaum etwas zu bekommen. Der Schwarzmarkthandel wird bestraft. Und immer wieder die Kälte, der Hunger. Menschen, die anderen einfach etwas wegnehmen, obwohl diese es viel nötiger hatten. Die Scheibe Wurst, die ganz langsam gegessen wird. Das stundenlange Anstehen nach einem Stück Brot. Unvorstellbar in unserer heutigen Zeit des Überflusses.

"Antonias Tochter" - ein bildgewaltiger Roman, der nachdenklich stimmt, der mich noch lange beschäftigen wird. Unbedingt lesen!

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Bewertung vom 14.07.2017
Bis wieder ein Tag erwacht
Roth, Charlotte

Bis wieder ein Tag erwacht


ausgezeichnet

Romane von Charlotte Roth, die muss man einfach lesen! Die Autorin entführt den Leser diesmal in die Zeit zwischen den beiden Weltkriegen. Fünf Freunde wachsen in der Provence auf. Fünf Freunde, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Nathalie, das Mädchen, das aus eher einfachen Verhältnissen kommt, lebenshungrig und gierig nach Geschichten, die sie sich selbst ausdenkt. Die Brüder Fabrice und Didier, die im Schloss wohnen. Delphine, die im Sommer immer zu Besuch kommt und schließlich Salah, der Junge aus Algerien, der wie ein Schatten über Nathalie wacht und stets an ihrer Seite ist. Nathalie liebt Didier, doch der kann sie nicht heiraten. Aus Enttäuschung über ihre verlorene Liebe fängt Nathalie in Paris ein neues Leben an. Es ist kein einfaches Leben, doch ein Leben voller Abenteuer. Hier lernt die junge Frau den Deutschen Alwin kennen. Alwin, der wie sein Vater zum Militär gegangen ist. Nach dem Tod des Vaters muss er sich um seine Mutter und seine Schwester Dörte kümmern. Dabei haben sie einst gut behütet auf einem Gut gelebt. Nathalie stürzt sich mit Alwin in das nächste Abenteuer, doch dann bricht der Zweite Weltkrieg aus. Aus Freunden werden Feinde.

"Bis wieder ein Tag erwacht" - ich muss zugeben, am Anfang hatte ich Schwierigkeiten, in die Geschichte hinein zu finden. Das liegt aber mehr an den ganzen französischen Namen und Bezeichnungen, als an der Geschichte selbst. Doch dann, dann kam der Zeitpunkt, da hatte die Geschichte auch mich gepackt. Nathalie - so manches Mal hätte ich sie am liebsten geschüttelt und ihr zugerufen, dass sie sich gefälligst um ihren Sohn kümmern soll anstatt ihren Vergnügungen nachzugehen. Trotzdem habe ich sie verstanden. Nathalie ist eine junge Frau, die das Leben in vollen Zügen genießt. Sie braucht diese gewisse Freiheit, um ihren Lebenshunger zu stillen.

Ganz doll ins Herz geschlossen habe ich Alwins Schwester Dörte. Sie hätte ich am liebsten umarmt, sie versteckt, ihr geholfen. Gemocht habe ich alle Personen, jede auf ihre eigene Art und Weise. Es sind Personen, Menschen, so unterschiedlich wie das Leben selbst.

Charlotte Roth beschreibt die Lebenslust, aber auch die Angst. Die Angst vor dem Krieg. Wo ist man sicher? Wem darf man noch trauen? Im Hintergrund die ersten, die sich dem Widerstand anschließen. Eine Geschichte, die wie ein Film vor dem eigenen Auge abläuft. Man spürt die Angst. Man hofft mit diesen Menschen im Buch. Was wird aus ihnen werden? Werden sie zum Schluss wieder zueinander finden? Welche Schicksale warten auf sie?

"Bis wieder ein Tag erwacht" - 700 Seiten voller Leben, voller Liebe, voller Angst. Unbedingt lesen!

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Bewertung vom 25.06.2017
Die Stunde unserer Mütter
Maybach, Katja

Die Stunde unserer Mütter


ausgezeichnet

Deutschland in den Jahren 1940 bis 1945. Maria lebt zusammen mit ihrer Tochter Anna auf dem Land. Ihr Mann Werner kämpft an der Front. Ab und zu erhält sie Feldpostbriefe von ihm, doch antworten wird sie ihm nur äußerst selten. Sie hadert mit sich und Werner. Anders hingegen ihre Schwägerin Vivien. Marias Bruder hat darauf gedrängt, Vivien und die gemeinsame Tochter Antonia während des Krieges bei Maria auf dem Land unterzubringen. Während er Juden in der gemeinsamen Wohnung in München versteckt, sind Vivien und Antonia auf dem Land sicherer. Doch der Krieg hält an. Ein Ende ist nicht in Sicht. Die anfangs so unterschiedlichen Frauen lässt der Krieg, der Alltag mit all den Schrecken und Entbehrungen enger rücken.

"Die Stunde unserer Mütter" - es ist eine fesselnde und tief bewegende Geschichte, die sehr eng an die Familiengeschichte der Autorin anknüpft. Sehr authentisch dargestellt der Alltag der Frauen und Mädchen auf dem Land. Bis auf gewisse Entbehrungen und Rationierungen müssen sie dennoch nicht hungern, doch auch hier lauern an jeder Ecke Angst vor Denunzierungen. Sehr schön zeigt die Autorin auf, dass nicht alle Menschen Nazis waren. Im Kleinen, im Verborgenen wurde geholfen. Der Bäcker, der mit Hilfe seiner Brote kleine Botschaften ins nahe Lager der Frauen schaffte. Maria und Vivien, wie sie den Job der Lieferanten übernommen haben.

Beim Lesen musste ich oft den Atem anhalten. Viele Momente, in denen man dachte, jetzt... Dann Hoffnung, Erleichterung, wieder das Grauen.

Der Kriegsalltag. Immer mehr junge Männer, Kinder noch, werden an die Front geschickt. Die Mädchen müssen in den Lazaretten helfen. Täglich kommen neue Verwundete an. Und immer wieder die Hoffnung, neue Trauer. Dann, die Amerikaner marschieren ein. Bevor die SS das Frauenlager samt der Insassen vernichten kann, kommt die Stunde der Mütter, die Stunde von Maria und Vivien.

"Die Stunde unserer Mütter" - ein verstörendes, ein großartiges Buch! Katja Maybach haucht den Menschen von damals Leben ein. Vor meinem inneren Auge läuft wieder mal ein Film ab. Dieses Buch wühlt auf. Es ist ein Meisterwerk für uns Leser. Es ist ein Buch, das zu denen gehört, die ich nicht vergessen werde. Unbedingt lesen!

Bewertung vom 24.06.2017
Apfelkuchen am Meer
Barns, Anne

Apfelkuchen am Meer


ausgezeichnet

Merle scheint im Augenblick kein Glück bei den Männern zu haben. Der eine Freund hat sie betrogen, der andere leidet unter Kontrollwahn. Kurzerhand trennt sie sich von ihm. Als eine Freundin ihr von einer Apfelrosentorte erzählt, die diese in einem Café auf der Nordseeinsel Juist gegessen hat, werden Erinnerungen in der jungen Frau geweckt. Diese Torte wurde doch eigentlich nur von Mitgliedern ihrer Familie gebacken. Merle packt ihre Sachen und fährt nach Juist. Erst einmal will sie dort als Kellnerin in einem Café arbeiten und natürlich auch ihre Oma besuchen, die nach langer Zeit in Amerika endlich zurückgekehrt ist auf die Insel. Doch zum Kellnern kommt Merle erst gar nicht. Ihre Chefin Lara hat sich mit einem Mitarbeiter zerstritten. Merle springt als Bäckerin ein. Nichts leichter als das, ist sie doch gelernte Konditorin.

Merle will von Männern eigentlich erst einmal nichts mehr wissen, doch dann begegnet sie Jannes. Jannes, der sie früher immer geärgert hat. Es ist Liebe auf den ersten Blick, doch ist Merle tatsächlich schon für eine neue Beziehung bereit? Und was hat es mit dem geheimnisvollen Apfelrosentorten-Rezept auf sich? Und was ist damals tatsächlich mit ihrer Tante Undine passiert, dieser Tante, der sie so unheimlich ähnlich sehen soll?

"Apfelkuchen am Meer" - auf dem Cover müsste eigentlich ein Warnhinweis gedruckt sein! "Vorsicht! Macht Hunger auf Apfelkuchen!".

Ich mag diese Geschichte. Eine Geschichte voller Sommer, Sonne, Meer und Liebe und dem Duft von köstlichen Kuchen. Den konnte man beim Lesen nämlich förmlich riechen und schmecken! Man liest, ist begeistert und möchte nicht mehr aufhören. Ein Roman, der in die Kategorie "Glücklich-Mach-Buch" gehört.

"Apfelkuchen am Meer" - eine bezaubernde Geschichte, die man sich am besten mit einem guten Stück Apfelkuchen versüßt.

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Bewertung vom 17.06.2017
Sonnensegeln
Matisek, Marie

Sonnensegeln


ausgezeichnet

Die Krankenschwester Marita, ein echtes Nordlicht, hat den Alltagstrott im Krankenhaus satt. Da entdeckt sie eine Anzeige in der Zeitung. Ein Unternehmer sucht eine private Krankenschwester für seinen schwer erkrankten Vater. Das Ganze jedoch auf einem Gut in Südfrankreich. Maritas Tochter, die selbst durch die Welt tingelt, überredet die Mutter, sich einfach mal zu bewerben. Marita schreibt eine Mail - und sie wird genommen!

Auf dem Gut der Lafleurs in der Nähe von Grasse, die wertvolle Essenzen aus Rosen und Jasmin für die Parfüm-Produktion herstellen, hat Marita mehr Freizeit als gedacht. So lässt sie sich von dem charmanten Francois die Gegend zeigen, doch seine Cousine Segoléne, die auf dem Gut als Haushälterin arbeitet, warnt Marita vor diesen schönen Mann, der von allen nur "der Filou" genannt wird.

Marita mag ihre Arbeit, obwohl der gelähmte Georges kein einfacher Charakter ist. Zweimal die Woche fährt sie den alten Mann nach Nizza zur Dialyse, doch irgendetwas scheint hier nicht zu stimmen.

Maritas Sprachkenntnisse bessern sich von Woche zu Woche und so langsam taut auch Lucien auf, ihr Arbeitgeber. Und auf einmal steht ihr ganzes Leben Kopf.

"Sonnensegeln" - ein richtig schöner Sommerroman! Die Provence, die Parfümstadt Grasse und Nizza an der Cote d'Azur, hierhin entführt Marie Matisek ihre Leser. Es ist eine bezaubernde Geschichte über eine Frau in den besten Jahren, die einen Neuanfang wagt. Die Autorin schafft es hervorragend, das südfranzösische Flair einzufangen. All die Blumen und Düfte - man hat das Gefühl, den Pflückerinnen am frühen Morgen bei der Arbeit zuzusehen und abends durch die Altstadt von Grasse zu wandeln.

"Sonnensegeln" - ein Roman mit Personen, die einen augenblicklich ans Herz wachsen, auch der anfangs griesgrämige Georges. Herrlich die Szene, in der er sich mit seinen Freunden trifft. Mehr kann ich nicht darüber schreiben. Ich würde zu viel verraten. Segoléne und ihr Mann, aber auch die Familie Babajou, alles Personen, die man gerne zu seinen eigenen Freunden zählen würde.

"Sonnensegeln" - ein charmantes, kurzweiliges Lesevergnügen und perfekt für laue Sommerabende auf Balkon und Terrasse. Absolut lesenswert!