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Philo
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Lesen ist mein liebstes Hobby

Bewertungen

Insgesamt 407 Bewertungen
Bewertung vom 12.03.2018
Eine Liebe, in Gedanken
Bilkau, Kristine

Eine Liebe, in Gedanken


ausgezeichnet

Von philo
Mit ihrem Debütroman ist der Autorin Kristine Bilkau ein großartiges Buch gelungen. In einer wunderbaren Sprache charakterisiert sie ihre Figuren und läßt die Leser teilhaben am Leben ihrer Protagonisten. Man erlebt die junge Antonia in den 60er Jahren und gute 50 Jahre später ihre Tochter, die ihr eigenes Leben in der Ich-Form schildert und das Leben ihrer Mutter den Lesern erzählt und näherbringt. Antonia und Edgar, eine große Liebe, die keine Erfüllung findet. Dies liegt an Edgar, der zögerlich und unentschlossen nur schwer Entscheidungen treffen kann. Antonia hingegen weiß genau, was sie möchte. Vor allem möchte sie mit Edgar ein glückliches gemeinsames Leben führen. Da Edgar in seiner Heimatstadt keine berufliche Perspektive hat, ermuntert Antonia ihn, nach Hongkong zu gehen, um dort eine Niederlassung seiner Firma aufzubauen. Antonia soll nachkommen, wenn er dort Fuß gefaßt hat. Antonia macht inzwischen im Beruf Karriere, kann sich eine eigene kleine Wohnung leisten und wartet darauf, daß Edgar sie nachkommen läßt. Als Edgar ihr das ersehnte Flugticket schicken will, gibt sie alles auf, kündigt Arbeitsstelle und Wohnung und wartet auf Edgars Nachricht. Sie wartet und wartet und wartet, und nach einem Jahr löst sie die Verlobung mit Edgar und geht ihren eigenen Weg.

Diesen Weg beschreibt ihre Tochter rückblickend, und ich finde, daß Antonia eine ganz besondere Frau war, die ihre große Enttäuschung nie ganz überwunden hat. Sie war die Stärkere in der Beziehung zu Edgar. Er hat Antonia nie gesagt, weshalb er ihr den versprochenen Flugschein nicht geschickt hat.

Alles hatte so gut begonnen, und ich hätte den beiden alles Glück der Welt gegönnt. Nun empfinde ich ein tiefes Mitgefühl für Antonia, die sich nie ganz von Edgar lösen konnte. Für Edgar hege ich keine große Sympathie, da er die Beziehung zu Antonia nicht mit Anstand beendet hat.

Das Buch hat mich sehr berührt. Antonia muß zutiefst verletzt gewesen sein, hatte sie doch all ihre Hoffnungen auf Edgar gerichtet. Nun aber läßt ihre Tochter das Leben von Antonia noch einmal Revue passieren, und ich habe dies mit großem Interesse und in kürzester Zeit gelesen, weil die Geschichte mich wirklich gepackt hatte. Ein sehr empfehlenswertes Buch.

Bewertung vom 09.03.2018
Wenn Martha tanzt
Saller, Tom

Wenn Martha tanzt


ausgezeichnet

Was für ein wunderbares und bewegendes Buch mit einem unglaublichen Ende. Es umfaßt die Zeitspanne eines ganzen Jahrhunderts und erzählt das Leben von Martha Wetzlaff, einer selbstbewußten jungen Frau. Sie ist in Türnow nahe der polnischen Grenze aufgewachsen. Ihr Vater war Kapellmeister, und so kam sie schon früh mit Musik in Berührung, die sie auf ihre ganz eigene Art interpretierte und die sie zum Tanzen brachte. Mit 19 Jahren geht sie nach Weimar, um am Bauhaus ihre künstlerischen Talente zu ergründen. Hier begegnen dem Leser viele bekannte Namen, wie Kandinsky, Klee oder Paul Schlemmer. Die Erzählungen aus dieser Zeit sind hochinteressant und haben mich veranlaßt, mich intensiv mit der Geschichte des Bauhauses zu befassen. Viele der dort tätigen Künstler haben sich in Marthas Notizbuch, das sie immer mit sich führt, in Zeichnungen und Worten verewigt. Es ist eine stürmische Zeit, die NSDAP wird gegründet und das Bauhaus geschlossen. Martha kehrt mit einem Kind im Arm nach Hause zurück. Sie heiratet ihren Jugendfreund Johann und gründet mit ihm eine Tanzschule. Doch der Zwiete Weltkrieg zerstört alle ihre Träume. Sie flieht und unter schwierigsten Bedingungen erreicht sie die Gustloff, um mit Hedi nach Amerika zu gelangen. Doch sie wird auf der Flucht von Hedi getrennt und lebt im Glauben, daß ihre Tochter mit der Gustloff untergegangen sei. Hedi überlebt aber und viele Jahre später, im Jahre 2001, findet ihr Enkel in ihrem Nachlaß das Notizheft von Martha mit all den berühmten Namen. Er bietet das Heft zur Versteigerung an und fährt deshalb nach New York, wo es bei Sothebys für 45 Millionen Dollar versteigert wird.

Dieses Buch bietet so viel Spannung mit zeitgeschichtlichem Hintergrund, daß ich es nicht aus der Hand legen wollte. Marthas Schicksal hat mich ungemein gefangen genommen. Und schließlich hält das Buch nach der Versteigerung von Marthas Notizheft noch eine Überraschung bereit.

Dem Autor kann man zu seinem Debütroman nur gratulieren. Ich wünsche dem Buch ganz viele Leser und werde es gerne weiterempfehlen.

Bewertung vom 23.02.2018
Die Rache der Polly McClusky
Harper, Jordan

Die Rache der Polly McClusky


gut

Zunächst einmal hat mir die Gangstersprache im Buch nicht gefallen, aber die ist ganz einfach der Story geschuldet. Daß ein 11-jähriges Mädchen, das eigentlich sehr schüchtern und zurückhaltend ist, sich in diesem kriminellen Milieu os schnell zurechtfindet, ist wenig glaubhaft. Nachdem ihr Vater, den sie im Gefängnis wähnt, sie von der Schule abholt und Polly erfährt, daß ihre Mutter und ihr neuer Freund ermordet wurden und sie nicht mehr nach Hause kann, erscheint eher wahrscheinlich, daß sie in eine tiefr Trauer verfällt. Ihr Vater Nate, ihre Mutter, ihr neuer Freund und Polly selbst stehen auf der Todesliste von Aryan Steel, weil Nate ein Mitglied dieser Gang aus Notwehr im Gefängnis getötet hat. Seiner Ex-Frau und deren Freund kann Nate nicht mehr helfen, er setzt aber alles daran, Polly und sich selbst zu retten. Hierzu entwickelt er seine ganze kriminelle Energie und versucht, diese auf Polly zu übertragen. Ich kann nicht glauben, daß Polly, die lieber mit ihrem Bären spricht als mit anderen, ohne seelischen Schaden diese Eindrücke und Erlebnisse überstehen kann. In vielen Situationen verläßt er sich ganz auf Polly und nutzt ihre Hilfe schamlos aus. Man möchte Polly vor ihm retten.

Die in kurzen Kapiteln - jeweils aus der Sicht der Protagonisten - geschriebene Geschichte ließ sich gut lesen, und man konnte sich in die Gedankengänge der einzelnen Personen hineindenken. Daß Nate sich mit allen Mitteln gegen seine Verfolger zur Wehr setzt, ist verständlich, das Handeln von Polly dagegen für mich nicht glaubhaft. Auch wenn sie auf der Seite ihres Vaters steht, ist eine solche kriminelle Handlungsweise einer 11-jährigen unglaubwürdig.

Ich habe das Buch zu Ende gelesen, weil mich das Schicksal von Polly interessiert hat. Ich wollte wissen, welche Rolle der Autor ihr zugedacht hatte. Ich bin eher enttäuscht und werde dieses Buch nicht weiterempfehlen.

Bewertung vom 17.02.2018
Schlüssel 17 / Tom Babylon Bd.1
Raabe, Marc

Schlüssel 17 / Tom Babylon Bd.1


ausgezeichnet

Ich habe schon mehrere Bücher von Marc Raabe gelesen und weiß, daß er ein Garant für spannende Krimis ist. So wird man auch von dem vorliegenden Thriller mit seinem neuen Ermittler Tom Babylon nicht enttäuscht. Ihm zur Seite wird die Psychologin Dr. Sita Johanns gestellt, und nachdem die beiden ihre Anfangsschwierigkeiten überwunden haben, werden sie zu einem tollen Team. Die Dompredigerin Dr. Brigitte Riss wird in der Kuppel des Berliner Doms erhängt aufgefunden. Um den Hals trägt sie einen Schlüssel mit der eingeritzten Nummer 17. Mit einem solchen Schlüssel ist vor 20 Jahren die damals 10-jährige Schwester von Tom verschwunden, die er seitdem verzweifelt sucht. Der Fall soll Tom entzogen werden, aber er läßt nicht locker und mit oftmals sehr eigenen Methoden geht er an die Lösung des Falles heran. Es gibt weitere Tote, und immer spielt ein Schlüssel mit der Nummer 17 eine bedeutende Rolle, und immer handelt es sich um Personen, die im Leben von Tom Babylon eine Rolle gespielt haben. Auch er selbst gerät in größte Gefahr.

Geschickt werden die einzelnen Fälle miteinander verwoben, aber bis fast zum Schluß gelingt es dem Leser nicht, Licht ins Dunkel zu bringen und einen Täter ausfindig zu machen.

Für Tom Babylon steht immer die Suche nach seiner Schwester im Vordergrund, und es ist für ihn von großem Vorteil, daß seine Kollegin ihn deckt, wenn er entgegen aller Vorschriften eigenmächtig handelt.

Es ist die Stärke des Autors, den Leser mit immer neuen Wendungen von der Lösung wegzuführen. Er hat einen Thriller nach Maß geschrieben, den ich allen Thriller-Fans nur empfehlen kann. Ich selbst bin gespannt, wie die Serie um Tom Babylon weitergeht.

Bewertung vom 08.02.2018
All die Jahre
Sullivan, J. Courtney

All die Jahre


ausgezeichnet

Als irische Auswanderer kommen Nora und ihre jüngere Schwester Theresa nach Amerika, um zunächst bei der Familie von Noras Verlobtem Charlie zu leben. Nora hat stets ein waches Auge auf Theresa und ist auf eine gute Erziehung der jüngeren Schwester bedacht. Während Nora streng und unnachgiebig erscheint, möchte Theresa ihre Jugend genießen und etwas erleben. So stiehlt sie sich nachts heimlich davon, um zum Tanzen zu gehen. Dort lernt sie Walter kennen, einen Draufgänger, der sie verführt und von dem sie schwanger wird. Nun müssen Nora und Theresa eine Entscheidung treffen, was mit dem Kind geschehen soll. Es ist eine fogenschwere Entscheidung, die das Leben der beiden Schwestern für immer prägen wird.

Die Autorin hat hieraus einen spannenden Familienroman gewoben, der sich so wunderbar lesen ließ, daß ich das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen wollte. Als Leser lernt man die Protagonisten sehr gut kennen, weil die Autorin deren Handlungen und Gedanken offenlegt. Diese aber bleiben den Protagonisten untereinander verborgen. Es entstehen viele Mißverständnisse, die man beseitigen möchte, als Leser aber nicht eingreifen kann. Nora, die unter der auf sich genommenen Schuld leidet, erscheint ihren Kindern streng und unnahbar und auch ihre Ehe mit Charlie gestaltet sich schwierig. Sehr einfühlsam und verständlich werden die Charaktere von Noras Kindern beschrieben, die alle sehr unterschiedliche Wege gehen. Mir waren sie allesamt sympathisch, weil mir ihre Handlungen und Reaktionen begreiflich waren und ich diese gut nachvollziehen konnte.

Nora muß einsehen, daß ihre Notlügen nicht nur ihr selbst, sondern auch ihrer ganzen Familie geschadet haben. Die Erkenntnis, daß die Wahrheit zu sagen, besser gewesen wäre, kommt leider sehr spät.

Ein toller Familienroman mit vielen tragischen Momenten, in dem alle Protagonisten ihren Weg suchen müssen. Wunderbar geschrieben und leicht und flüssig zu lesen, bekommt er 5 Sterne und eine gern gegebene Leseempfehlung.

Bewertung vom 02.02.2018
Die Herzen der Männer
Butler, Nickolas

Die Herzen der Männer


gut

Für mich treffen auf dieses Buch weder der Klappentext noch die Kurzbeschreibung zu. Es ist weder ein zärtliches noch ein einfühlsames Buch, aber es hinterläßt bei mir einen nachhaltigen Eindruck. Das Buch ist in drei Kapitel aufgeteilt, die jeweils durch einen Zeitsprung von 20 - 30 Jahren getrennt sind, wobei der erste Teil der einprägsamste ist. Teil zwei ist langatmig und wenig spannend, so daß das Lesen recht mühsam war und ich hier mehrere Seiten überblättert habe. Diesem Abschnitt hätten viele Seiten weniger gut getan, weil ich fast das Buch hier schon zugeschlagen hätte. Was schade gewesen wäre, weil in Teil 3 das Buch wieder etwas an Spannung gewinnt und sich gut zu Ende lesen ließ.

Das Buch begleitet 3 Männergenerationen durch ihr Leben, wobei alle durch gemeinsame Erlebnisse bei den Pfadfindern verbunden sind. 1962 ist Nelson 13 Jahre alt. Er ist ein aufgeweckter und strebsamer Junge, der aber keine Freunde hat. Er sehnt sich nach der Anerkennung durch seinen Vater, der ihn aber ständig verprügelt, wenn er sich seinen Anordnungen entzieht. Im Pfadfinderlager freundet er sich nur mit Jonathan an, wobei diese Freundschaft kein stabiles Fundament hat. Lediglich Wilbur, der Leiter der Pfadfinder, schätzt Nelson sehr und steht ihm mit vielen Ratschlägen zur Seite. Dieser Teil ist wirklich bewegend geschrieben. Man möchte Nelson beistehen in seiner verzweifelten Suche nach Anerkennung und Liebe.

Im zweiten Teil ist Jonathan erwachsen und hat selbst einen Sohn. Trevor ist gerade 16 Jahre alt und erlebt seine erste Liebe zu Rachel. Jonathan tut alles, um Trevor nach seinen Vorstellungen zu erziehen, indem er ihn seiner Illusionen zu berauben versucht. Nelson von schrecklichen Kriegserlebnissen gezeichnet, tritt in diesem Teil des Buches nur am Rande in Erscheinung.

Im dritten Teil des Buches schickt der Autor nun Thomas, den Sohn von Trevor, ins Pfadfinderlager. Begleitet wird er von seiner Mutter Rachel, die einen schweren Stand hat zwischen all den Vätern, die ihre Söhne begleiten. Aber sie hegt eine tiefe Freundschaft zu Nelson, der inzwischen die Leitung des Pfadfinderlagers übernommen hat.

Das Buch begleitet den Protagonisten Nelson durch sein Leben. Ich hege eine tiefe Sympathie für Nelson, der sich nach einer schweren Kindheit und grausamen Kriegserlebnissen, von denen er sich zeitlebens nicht erholen kann, zu einem charakterstarken und gerechten Menschen entwickelt hat und im Alter auch Anerkennung und Freundschaft erfährt.

Schade, daß der zweite Teil des Buches nicht mit dem ersten und dritten Teil mithalten kann. Deshalb nur 3 Sterne.

Bewertung vom 22.01.2018
Wolfswut / Kira Hallstein Bd.1
Gößling, Andreas

Wolfswut / Kira Hallstein Bd.1


gut

Aufgrund der Leseprobe und weil es sich um einen True-Crime handelt, war ich sehr gespannt auf dieses Buch. Die Tatsache, daß der Roman auf einer wahren Begebenheit beruht, erschüttert mich zutiefst. Mir vorzustellen, daß es Menschen gibt, die imstande sind, so grausam zu handeln, übersteigt meine Vorstellungskraft.

Der Beginn des Buches war durchaus spannend. Lotte Soltau entdeckt nach dem Tod ihres Vaters in einer Halle Fässer mit Leichenteilen und ruft die Polizei. Undenkbar, daß ihr Vater mit diesen Taten irgendetwas zu tun hat. Was sich jedoch sehr bald als Irrtum herausstellt, wie die Ermittler Kira Hallstein und Max Lohmeyer herausfinden. Allerdings finden sie auch bald heraus, daß es noch einen zweiten Täter geben muß.

Der Autor legt sein Hauptaugenmerk auf die Durchführung der Taten. Diese werden so brutal durchgeführt und vom Autor bis ins kleinste beschrieben, daß es Nerven kostet weiterzulesen. Allerdings verliert die Erzählung nach und nach an Spannung mit den immer wieder gleichen Wiederholungen der Taten. Das Buch zieht sich in die Länge, und ich war mehrfach vesucht, es zu schließen. Ich habe durchgehalten bis zum Schluß, der eine unerwartete Wendung bringt, die mich aber nicht überzeugt und allzu konstruiert wirkt. Was ist hier noch von dem True-Crime übrig?

Daß die Ermittlerin eigene Wege geht und deshalb mit ihrer Vorgesetzten ständig Auseinandersetzungen auszufechten hat und daß sie obendrein vielfältige eigene persönliche Probleme hat, ist inzwischen immer wieder Thema in Krimis und Thrillern. Dies trägt meines Erachtens auch nicht zur Spannungssteigerung bei. Ich hatte das Gefühl, alles schon einmal gelesen zu haben.

Fazit: Das Thema ist ungemein spannend, zumal es auf einer wahren Begebenheit beruht, die unvorstellbar ist. Der Autor ist sehr bemüht, seinen Lesern die Taten jede einzeln und in allen Einzelheiten zu berichten, was dem Buch eine unnötige Länge gibt und das Lesen mühsam macht. Hier wäre weniger mehr gewesen. Alles in allem bin ich enttäuscht von einem Buch, das ich unbedingt lesen wollte.

Bewertung vom 17.01.2018
Töchter wie wir
Kunrath, Barbara

Töchter wie wir


ausgezeichnet

Dieses Buch schildert, was Schweigen in einer Familie anrichtet. Jeder hängt seiner eigenen Vergangenheit nach und alle sind unglücklich. Mona, die Tochter von Hella und Norbert, wird vierzig Jahre alt und zieht Bilanz. Sie war die ungeliebte Tochter ihrer Eltern, was zu wenig Selbstbewußtsein führte. Lediglich zu ihrer Jugendfreundin hat sie Vertrauen. Der Vater ist inzwischen verstorben.

Das Buch erzählt in kurzen Kapiteln abwechselnd das Leben von Mona und Hella und das sehr einfühlsam und emotional. Man lernt die beiden Frauen näher kennen und erfährt, daß auch Hella eine schwere Kindheit hatte. Und auch der Vater hatte mit 9 Jahren ein traumatisches Kindheitserlebnis, unter dem er wohl bis zu seinem Tod gelitten hat. In der Familie wird nicht darüber geredet. Jeder verkriecht sich in sich selbst und alle sind unglücklich.

Die Autorin legt die Geheimnisse der einzelnen Protagonisten offen und erweckt so Verständnis für die Betroffenen. Hätten sie nur miteinander geredet. Alles wäre besser gewesen.

Das Buch ist ein Plädoyer für ein offenes Miteinander, insbesondere innerhalb einer Familie. Familie Lorentz hätte glücklich und zufrieden sein können. Es ist sehr traurig, daß Mona, Hella und Norbert keine Möglichkeit zur Versöhnung gefunden haben.

Das Buch regt zum Nachdenken an. Es ist in einer wunderbaren Sprache geschrieben, und ich habe es in kurzer Zeit ausgelesen, weil mich das Schicksal der einzelnen Personen, nicht nur der von mir hier genannten, sehr interessiert hat. Eine eindeutige Leseempfehlung.

Bewertung vom 03.01.2018
Woman in Cabin 10
Ware, Ruth

Woman in Cabin 10


gut

Lo ist Journalistin und bekommt die Chance, an der Jungfernfaht eines kleinen Kreuzfahrtschiffes teilzunehmen, um darüber zu berichten und das Schiff bekanntzumachen. Einen Tag vor der Abreise wird Lo in ihrer Wohnung von einem Einbrecher überrascht, was ihr einen tiefen Schock versetzt. Sie neigt ohnehin zu Panikattacken und Angszuständen.

Der Einstieg in die Geschichte war schon sehr spannend und zunächst ging es für Lo auf dem Schiff auch gleich mit der nächsten Katastrophe weiter. In der ersten Nacht erwacht sie durch einen Aufschlag im Wasser und ist sich sicher, daß ein Mensch über Bord geworfen wurde. Der hinzugezogene Sicherheitsingenieur glaubt ihr nicht und schiebt ihre Wahrnehmungen auf ihren Tabletten- und erhöhten Alkoholkonsum zurück. Eine Frau ist verschwunden, die aber keiner vermißt und niemand zu kennen scheint. Lo unterzieht die wenigen Passagiere und die Crew auf dem kleinen Schiff auf eigene Faust einer Überprüfung mit dem Ergebnis, daß viele Personen als Mörder in Frage kommen. Trotz deutlicher Drohungen läßt Lo sich von ihren Nachforschungen nicht abbringen und gerät dadurch selbst in Gefahr.

Bis hierhin hat das Lesen Spaß gemacht, weil man als Leser wußte, daß Lo recht hatte, aber es gab keine Spur auf einen Verdächtigen. Hier hat die Autorin gekonnt viele Spuren gelegt, und es ergben sich immer wieder neue Wendungen. Allerdings ging die Spannung im Mittelteil des Buches verloren. Die Schilderungen von Lo als Ich-Erzählerin fand ich mühsam zu lesen, da sich ihre Schilderungen zu ihrer eigenen Befindlichkeit viel zu oft wiederholten. Der Schreibstil der Autorin war hier zäh und abgehackt.

Gegen Ende des Buches nahm die Handlung dann wieder Fahrt auf und wurde doch noch richtig spannend. Mit der Aufklärung des Falles hatte ich so nicht gerechnet, aber das Ende war plausibel und gut durchdacht.

Eine tolle Geschichte, in der man die Verzweiflung der Protagonistin gut nachvollziehen kann. Schließlich hatte sie auf dem Schiff keine Möglichkeit, sich dem Zugriff des vermeintlichen Mörders zu entziehen. Mitten auf dem Wasser war sie eine Gefangene. Für mich hat das Buch durch den spannungslosen Mittelteil an Lesevergnügen verloren, aber das mag jeder für sich entscheiden.

Bewertung vom 28.12.2017
Highway to heaven
Bivald, Katarina

Highway to heaven


gut

Mir hatte die Leseprobe gefallen, und das Thema fand ich interessant. Eine alleinerziehende Mutter, die nach dem Auszug ihrer Tochter in ein Loch fällt, das sie mit allerhand Aktivitäten und mit Hilfe zweier Freundinnen auszufüllen versucht. Der Autorin ist es leider nicht gelungen mich zu fesseln. Obwohl die Thematik alle Eltern trifft, wenn die Kinder flügge werden, hätte ich mir doch mehr Spannung erhofft. Die nervigen Versammlungen, um einen Festtag in dem Wohnort der Protagonisten zu gestalten, wären mit vielen Seiten weniger auch gut zu beschreiben gewesen. Mehrfach war ich versucht, das Buch nicht fertig zu lesen. Positiv zu sehen ist die Freundschaft der drei Kolleginnen Anette, Pia und Nesrin, die in einem Supermarkt arbeiten, die sich so ziemlich alles erzählen und füreinander einstehen. Die Beziehung zu ihrem Fahrlehrer, bei dem Anette Motorradfahrstunden nimmt, gönne ich ihr von Herzen. Leider war das Ende auch hier abzusehen. Ich habe das Buch mühsam zu Ende gelesen, kann aber keine Leseempfehlung abgeben.