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Benutzername: 
Elohym78
Wohnort: 
Horhausen

Bewertungen

Insgesamt 391 Bewertungen
Bewertung vom 11.03.2013
Die schöne Philippine Welserin
Riebe, Brigitte

Die schöne Philippine Welserin


sehr gut

Philippine verliebt sich bei einem Treffen in den Erzherzog Ferdinand. Auch Jahre später geht ihr dieses Zusammentreffen nicht aus dem Kopf. Als sie ihn endlich bei ihrer Tante Katharina wieder trifft, gibt es für beide kein Halten mehr und sie entbrennen vor Liebe für einander. Doch die Liebe ist unmöglich, denn Philippine ist eine Bürgerliche, während Ferdinand adelig ist. Trotz aller Wiederstände heiraten die beiden heimlich und schaffen es auch, ihre Ehe über Jahre geheim zu halten. Während für Ferdinand alles locker und leicht scheint, leidet Philippine darunter sehr, wird sie doch als Buhlerin angesehen und ihre Kinder gelten als Bastarde.

Das Cover zeigt ein Portraitbild einer Frau aus dem 16. Jahrundert. Es passt zu dem Buch, aber trotzdem hätte ich mir ein kraftvolleres, ausdrucksstärkeres Bild gewünscht.

Der Schreibstil von Brigitte Riebe ist sehr locker und einfach zu lesen. Die Seiten verflogen wie nichts und ich war gefesselt von dem Buch und seinem Inhalt. Die Autorin schafft es mit wenigen Worten, eine wunderbar Atmosphäre zu schaffen, so dass ich mich ohne Probleme in das 16. Jahrhundert hineinversetzen konnte. Kriege und der Kampf um die Macht, aber auch die alltäglichen Sorgen um das Essen oder lebensnotwendige Medizin wurden ebenso schillernd geschildert, wie das harte Leben in einer zugigen Steinburg. Vetternwirtschaft, geheime Absprachen und das Leid der Armen stand im krassen Gegensatz zu den Gelagen der Reichen.
Die Liebesgeschichte von Philippine und Ferdinand wurde wunderbar geschildert, ohne ins Kitschige abzurutschen. Die beiden gehen völlig ineinander auf und sind für sich genug. Zu Beginn jedenfalls. Denn während Ferdinand sein gewohntes, höfisches Leben führen kann, leidet Philippine unter der Abgeschiedenheit, die ihr die heimliche Ehe aufticktiert. Von allen Seiten schlägt ihr Misstrauen, ja sogar Hass entgegen und sie muss mehr als einmal um ihr Leben fürchten.

Die beiden Protagonisten sind Brigitte Riebe authentisch und lebensnah gelungen. Ich konnte mich ohne Probleme in sie und ihr Leben hineinversetzen; mit ihnen lachen, leiden und ihre Sorgen teilen. Schon bald wird deutlich, dass Philippine nach dem ersten Mordversuch unter einer ständigen Angst leidet, die ihr das Leben zur Hölle macht. Überall sieht sie Meuchelmörder und Gefahren für sich und ihre Kinder. Dies wirkt beklemmend und ich fand es sehr traurig zu beobachten, wie diese starke Frau immer weiter in den Sog des Misstrauens gerät und ihre überschäumende Lebensfreude einbüßt. Die Geister der Verstorbenen begleiten sie, selbst als sie ihr erstes Domizil verlässt und nach Innsbruck auswandert.
Verwundert hat mich, dass Ferdinand dies entweder nicht zur Kenntnis nimmt, oder einfach ignoriert. Ich hätte eher damit gerechnet, dass er als feuriger Liebhaber, seine Frau schützen möchte und eine Hetzjagd auf die Täter eröffnet. Er macht sich zwar Sorgen um sie, aber eher, weil Philippine ihr Selbst verliert, ihre lockere Lebenslust und nicht, weil ein Mörder frei herumläuft.

Mein Fazit
Eine wunderschöne Liebesgeschichte vor einer eindrucksvollen Kulisse!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 11.03.2013
Weibersommer
Wanner, Heike

Weibersommer


sehr gut

Nach dem Tod ihres Onkels Horst, beschließen seine drei Nichten Lisa-Marie, Lou und Anne, den alten Bauernhof weiter zu führen, bis sich eine Lösung für die Tiere gefunden hat. Eigentlich verstehen die drei sich gut, treffen sie sich doch einmal im Monat mit ihren Müttern zu einem familiären Kaffeeklatsch. Doch eben nur eigentlich, denn die drei sind völlig unterschiedlich und Streitereien vorprogrammiert. Bis sie plötzlich auf ein altes und streng gehütetes Familiengeheimnis stoßen.

Das Cover zeigt eine im bayrischen Landhausstil bemalte Kaffeetasse, gefüllt mit Kirschen. Sie steht auf einer grünen Tischdecke und ist umrahmt von frischen Blumen. Ich finde es sehr gut zu Titel und Inhalt des Buches gewählt, da es Frische und Lebenslust vermittelt, die auch dem Buch zu eigen sind.

Heike Wanner hat einen erfrischenden und munteren Schreibstil. Alles wirkt locker, leicht und gut zu lesen; die Seiten rasen förmlich dahin.
Dank des flüssigen Schreibstils war ich schnell in die Familie integriert und konnte mich auf die Handlung einlassen. Farbenfroh und interessant schildert sie das Leben der drei Frauen, privat und auf dem Bauernhof. Spritzige Dialoge werden von lustigen Geschehnissen abgelöst und zauberten ein Lächeln auf mein Gesicht.
Doch wie im wirklichen Leben, ist dies nur die Oberfläche. Unter dieser munteren Realität schlummern Kummer und Sorgen. Als Lisa-Marie, Lou und Anne sich näher kommen und das erste Mal in ihrem Leben wirklich Zeit miteinander verbringen, blicken sie hinter den perfekten Schein. Die drei erkennen schnell, dass jede von ihnen Sorgen hat, die sie nur gemeinsam lösen können. Denn nur getragen durch Familienbande, sind sie stark und unerschütterlich.

Ihre Protagonisten hat die Autorin wunderbar authentisch und lebensnah geschildert. Ich konnte mich ohne Probleme in sie hineinversetzen und ihren Handlungen folgen.
Lisa-Marie, die Buchhändlerin, ist Singel und online auf der Suche nache dem perfekten Mann. Im Stillen träumt sie von einer Liebe alla E-Mail für dich und verkennt dabei das Wesentlich: So etwas passiert nur in Filmen. Die Realität sieht zum einen ganz anders aus und ist schöner, als sie zu hoffen wagte. Nach außen hin führt sie eine kleine, aber schöne Buchhandlung mit Büchern, die sie auch alle selber gelesen hat. Lisa-Marie ist ein Typ Frau, der in sich selber ruht und mit sich und der Welt im reinen ist. Doch so ist es nicht, denn ihr Geschäft steht kurz vor der Pleite.
Anne hat früh geheiratet. Eine perfekte Liebe: Krankenschwester erobert Arzt. Mit ihm zusammen hat sie drei wunderbare Kinder, um die beneidet wird. Auch hier brodelt unter der Oberfläche einiges, denn Annes Mann lebt und arbeitet einzig für die Klinik und hat für seine Familie nur wenig Zeit. Er sieht seine Frau als selbstverständlich an, worunter sie sehr leidet.
Und schließlich die taffe und erflogreiche Innenarchitektin Lou. Beruflich schwimmt sie auf einer Welle des Erfolges und auch ihr Privatleben könnte nicht besser sein. Ihr Freund, eine Journalist, scheint sie auf Händen zu tragen. Beide können sich den Lebensstil leisten, von denen andere nur träumen: Reisen, tolle Autos, schicke Wohnung. Doch ist das schon alles, was das Leben zu bieten hat.
Ich fand es sehr spannend zu beobachten, wie diese drei völlig unterschiedlichen Charaktere durch eine ungewöhnliche Situation aufeinanderprallten und sich nach und nach ihre Beziehung zueinander entwickelt. Jede von ihnen hat unglaublich viel zu geben, aber auch zu nehmen.

Mein Fazit
Ein Buch wie ein Frühlinghauch. Locker, leicht, unbeschwert und mit dem Versprechen auf etwas Wunderbares!

Bewertung vom 11.03.2013
Dublin Street - Gefährliche Sehnsucht / Edinburgh Love Stories Bd.1
Young, Samantha

Dublin Street - Gefährliche Sehnsucht / Edinburgh Love Stories Bd.1


sehr gut

Nach dem Tod ihrer Familie, wächst Jocelyn Butler bei verschiedenen Pflegeeltern auf. Als auch noch ihre beste Freundin bei einem tragischen Unfall ums Leben kommt, schwört sie sich, nie wieder jemanden so nah an sich heran kommen zu lassen.
Jahre später ist Joss von Amerika nach Schottland gezogen, um ein neues Leben zu beginnen. Als sie mit Ellie Carmichael zusammenzieht, ahnt sie nicht, wie sehr diese ihr Leben verändern wird. Denn Ellie nimmt sie sehr herzlich auf und mit ihrer liebevollen Art, ist Joss schnell als Familienmitglied integriert. Und auch ihr Bruder Braden geht ihr unter die Haut. Schnell steht Joss vor einer Wahl, die sie nie wieder hat treffen wollen: Lässt sie die Liebe zu, oder sucht sie ihr Heil in der Flucht?

Das Cover zeigt eine Frau, die von einem Mann umschlungen wird. Die Köpfe der beiden sind zu einem innigen Kuss zueinandergeneigt, alles halb verdeckt von Halbdunkel. Es wirkt sinnlich, ist aber zugleich auch ein sehr persönlicher Moment und spiegelt den Inhalt des Buches perfekt wieder.

Samantha Young hat einen sehr packenden, leichten und gefühlvollen Schreibstil. Voller Spannung schildert sie Joss' Leben. Teils urkomisch, teils tragisch. Aber immer glaubhaft und authentisch. Young baut ihren Roman sehr geschickt auf und hält das Interesse ihrer Leser gefangen. Zu Beginn wirkt alles heiter und fröhlich, doch nach und nach lässt sie sehr tiefe Einblicke in ihre Protagonisten zu, die mich nachdenklich stimmten und tief berührten. Spritzige und lustige Dialoge werden von Reisen in die Seele von Joss abgelöst, aber auch in die ihrer Mitmenschen.

Genauso vielfältig wie ihre Charaktere, schildert Samantha Young auch die Umgebung. Pulsierendes Nachtleben, ungehemmte Freude bei Partys, alte Burgen in Schottland, heimelige Cafes und protzige Restaurants. Dies alles zog vor meinem inneren Auge vorbei und ich konnte Joss die ganze Zeit begeleiten. Dank guter Schilderungen, sah ich die verschiedenen Örtlichkeiten alle vor mir und konnte mich dorthin versetzen. Young verwendet zwar keine ausführlichsten Beschreibungen, aber genau die Dosis, die ausreichend ist. Sie schafft quasi den perfekten Ort zu der Gefühlswelt; passend aufeinander abgestimmt und wunderbar.

Tief bewegt hat mich das tragische Schicksal von Jocelyn. In so jungen Jahren die gesamte Familie und somit den Halt im Leben zu verlieren, ist hart. Die Autorin schildert dies gekonnt, ohne dass ich das Gefühl hatte, das Joss im Selbstmitleid zerfließt. Ein Kämpferin, die nur oberflächliche Gefühle zu lässt. Es war spannend und ergreifend zu gleich, Joss Entwicklung zu beobachten und mit ihr leben zu dürfen. Die Personen, die Joss auf diesem Weg begleiten, sind wie vom Himmel gefallen. Alle kreisen nur um sie und sind um ihr Wohlergehen besorgt. Wirklich gestört hat mich dies zwar nicht, aber es war auffällig.
Braden hingegen wirkte auf mich zu schön um wahr zu sein. Er ist körperlich ein Adonis und seelisch auch perfekt. Einfühlsam mit eine Touch Macho. Leider wirkte er eben dadurch nicht so authentisch, wie ich es mir gewünscht hätte. Keine Fehler, keine Macken, einfach die perfekte Ergänzung, die Joss braucht.
Beide zusammen sind eine Urgewalt an knisternder Erotik und Lebensfreude.
Die anderen Protagonisten, umschließen die beiden zu einer perfekten Einheit. Die gefühlvolle Ellie, ihre Eltern und ihre Freunde runden das Bild ab. Kleine Einspieler, die den Lesefluss erhalten und zusätzliche Spannungsmomente bieten.

Mein Fazit
Ein wundervoller Roman über Verlust und die Erkenntnis, dass das Leben schön ist, wenn man es denn zulässt.

2 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 11.03.2013
Sehet die Sünder
Winterberg, Liv

Sehet die Sünder


sehr gut

Das kleine Dorf Saint Mourelles wird von einer brutalen Mordserie erschüttert. Während die Oberen dies erst lapidar zur Seite wischen, stürzt sich der Bauer Mathis sofort in die Ermittlungen. Schließlich kann er den Dorfpfarrer Vater Jeunet und den Baron Amédé de Troyenne überzeugen, dass an der Sache mehr dran ist, als es den Anschein hat. Oder ist doch alles Teufelswerk? Mathis begibt sich in höchste Gefahr und zieht seine Geliebte Catheline immer tiefer mit hinein, bis beide um ihr Leben fürchten müssen.

Das Cover ist in einem hellen beige Ton gehalten. Wie eine Schattierung ist im Hintergrund das Innere einer Kathedrale zu erahnen, eine Wappenlilie prangt im Vordergrund. Es gefällt mir gut und passt auch zu Titel und Inhalt, aber für meinen Geschmack hätte es eine Spur kräftiger sein können.

Liv Winterberg hat in ihrem neuen Roman zwei Stilelemente vermischt. Zum einen ist es ein gut recherchierter historischer Roman, der auf einem wahren Hintergrund bassiert und zum anderen ein packender Krimi. Sie schildert die Ereignisse eher ruhig und man blickt von außen auf die Geschichte, statt mit ihr zu vermschmelzen. Mir persönlich hat dieses Eintauch-Gefühl gefehlt, was ein Buch zu etwas Besonderem macht.
Liv Winterberg hat ihren Roman in zwei Hauptteile gegliedert. Zum einen schildert sie das Leben auf Schloss Troyenne mit seinen adeligen Bewohnern. Während die einen im Reichtum prassen, schuften die anderen für ihr Wohlergehen. Das Leben wurde anschaulich geschildert und ich konnte mich gut hineinversetzen. Das einzige, was mich ein wenig störte war, dass es stellenweise sehr politisch war und leicht zäh wirkte. Der geschichtliche Hintergrund eines historischen Romans ist zwar immer lehrreich und interessant, aber hier wirkt es wie mit Gewalt hineingpresst, damit ein Hintergrund da ist. Das Flüssige, was Liv Winterberg so zu eigen ist, ging hier leider verloren.
Auf der anderen Seite wird das Leben in dem Dorf Saint Mourelles geschildert. Die Bauern leben in ihrer recht abgeschotteten Gemeinschaft. Ihr Dasein ist von Arbeit und Leid geprägt. Kein Luxus, keine Aussicht auf Besserung und trotzdem wirkt es lebendiger als auf der Burg. Hier brodelt das Leben und ich ließ mich gerne von der Autorin gefangenehmen und in dieses Leben entführen. Als schreckliche Morde geschehen, verdächtigt jeder jeden. Liv Winterberg baut die Handlung durchstrukturiert wie einen Krimi auf und mir stockte der Atem. Das Grauen hält Einzug und gerade zu dieser Zeit ist schnell ein Schuldiger gefunden: Der Teufel höchst selbst!
Diese beiden Haupthandlungsstränge vermischen sich im Laufe der Geschichte immer mehr und die Grenzen verschwimmen, was der Geschichte Schwung und Leben verleiht.

Ihre Protagonisten schildert sie authentisch und lebensnah. Ihre Handlungen waren gut nachvollziehbar, aber irgendwie wirkten die Figuren leicht farblos. Keiner hob sich charakterlich wirklich ab, was ich sehr schade fand. Hier hätte ich mir eine deutlichere Ausarbeitung gewünscht! Vorallem, da der Ansatz von Mathis dem Bauern und Chatheline, der Magd wirklich grandios waren. Beide wirkten zum Greifen nahe, was ich aber im Laufe der Handlung leider verlor.

Mein Fazit
Ein interessanter historischer Krimi, der trübe Winterabende versüßt.

0 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 11.03.2013
Am Horizont das rote Land
Fitzpatrick, Kylie

Am Horizont das rote Land


gut

Nach einem tragischen Unfall, bei dem das Tuchlagerhaus der Mahoneys abbrennt und ihnen damit die Lebensgrundlage entzogen wurde, muss Rhia zu ihrem Onkel nach London reisen. Sie hofft dort auf eine Anstellung, um ihre Familie finanziell zu entlasten. Doch die junge Frau hat nicht mit solch erheblichen Schwierigkeiten gerechnet. Sie gehört nicht der Arbeiterklasse an, aber auch nicht zu den Reichen. Dank ihres stark ausgeprägten Intellekts, eckt sie zudem bei den Herren der Gesellschaft an. Durch eine Verkettung unglücklicher Umstände und bösartiger Intrigen, wird Rhia schließlich wegen Diebstahls verurteilt und nach Australien deportiert. Ein Land, welches nicht nur fernab der Heimat liegt, sonder ihr auch Angst macht. Kann Rhia sich behaupten und ihren eigenen Lebensweg finden?

Das Cover zeigt eine junge Frau. Sie steht an einer wilden Küste und blickt auf die Weiten des Meeres. Ich könnte mir für das Buch kein schöneres Cover wünschen, da es perfekt die Handlung wiederspiegelt. Das magische Grün Irlands, die Moderne Englands und die unbezähmbare Weite Australiens wird in diesem einen Bild vereint und ließ mich sofort zu dem Buch greifen.

Kylie Fitzpatrick hat einen wunderbaren Schreibstil. Flüssig und spannend geschrieben, konnte mich das Buch sofort in seinen Bann ziehen. Die einzelnen Kapitel sind recht kurz gehalten und gliedern das Buch wunderbar. Die Überschriften haben alle mit Stoff zu tun. Entweder die Arten, die Herstellung oder die Farbgebung. Dadurch erhielt ich einen kleinen Vorgeschmack auf das Kommende in dem jeweiligen Kapitel. Mal glänzend, mal seicht, mal ruppig, mal ausgefallen, doch immer spiegelt die Handlung den Stoff wieder, beides ist miteinander verwoben. Diese Idee gefiel mir ausgesprochen gut. Zudem haben Rhia und die anderen Protagonisten viel mit der Stoffbrache zu tun und der Bezug ist einfach einmalig gelungen.
Das Buch ist in drei völlig unterschiedliche Teile gegliedert. Zu erst entführt die Autorin ihre Leser in das magische Irland. Ein Land voller Feen und magischer Wesen, in dem der Glaube an die alten Götter noch hochgehalten wird.
London während der Industriallisierung hingegen wirkt kalt, grau, dreckig und ärmlich. An jeder Ecke sprießt die Armut, da die menschlichen Arbeitsplätze von modernen Maschinen verdrängt werden.
Und schließlich das wilde, ungezähmte Australien. Das Land gescheiterter Träum, aber voller Hoffnung auf einen Neubeginn.

Die Autorin spinnt aus diesen drei völlig unterschiedlichen Ländern ein traumhaftes Gebilde, in das ich mich sofort hineinversetzen konnte. Jedes Land hat seine Eigenheiten und es ist spannend zu lesen, wie Rhia auf die jeweilige Situation reagiert. Sich anpassen, kommt für die junge Frau nicht in Frage. Doch sie entwickelt sich weiter und dieser Entwicklungsvorgang war mehr als interessant zu verfolgen.
Doch nicht nur Rhias Leben wird geschildert, sondern auch die korrupten Machenschaften der Engländer. Speziell der Handel mit Indien und China wird den Lesern nahe gebracht und ich verfolgte alles mit großem Interesse. Hin und wieder droht sich Kylie Fitzpatrick in den Schilderungen der Landschaft und der englischen Machenschaften zu verlieren, so dass die eigentliche Handlung leicht in den Hintergrund tritt. Ich musste mir immer wieder in Erinnerung rufen, worum es eigentlich geht.

Mein Fazit
Ein interessanter und packender Roman für kalte Winterabende.

Bewertung vom 11.03.2013
Das Geheimnis der Schwestern
Hannah, Kristin

Das Geheimnis der Schwestern


ausgezeichnet

Die drei Schwestern Winona, Vivi Ann und Aurora wachsen auf der Ranch ihrer Familie unbeschwert heran. Bis zu dem Moment, wo ihre Mutter ihrem Leiden erliegt und Winona als Älteste ihren Platz übernehmen muss. Der Verlust schweißt die Schwestern noch enger zusammen, als die Familienbande es eh schon taten. Trotzdem entwickelt sich jede für sich: Vivi Ann übernimmt die Ranch, Winona wird eine erfolgreiche Anwältin und Aurora geht in ihrer Rolle als Ehefrau und Mutter auf. Das Leben könnte schöner nicht sein, bis eine Tragödie die Grundfeste der Familie erschüttert.

Das Cover zeigt eine junge Frau, die am Ende eines Steges sitzt und in die Ferne blickt. Wilde Berge, die im Abendrot leicht verschwommen sind, lassen die Szene unwirklich und verträumt erscheinen. Ich finde es sehr gut zu Titel und Inhalt gewählt, da das Bild tiefe Gefühle wiederspiegelt und auch die Landschaft, in der die Geschichte spielt. Es wird deutlich, dass sich jemand wirklich Gedanken zu diesem Cover gemacht hat, was ich als angenehm und ansprechend empfinde.

Kristin Hannah hat einen ruhigen und zugleich packenden Schreibstil. Mit wenigen Worten gelang es ihr, mich in den Bann des Buches zu ziehen und entführte mich in eine Welt voller Spaß, Trubel, Trauer, Liebe und Geborgenheit. Während des Lesens fühlte ich mich wohl und geborgen und konnte die ganze Zeit der Handlung problemlos folgen. Ich ließ mich gefangen nehmen und als ich das Buch beendet hatte, tat ich dies mit leiser Wehmut.
Kristin Hannah schildert das Leben der drei unterschiedlichen Schwestern sehr authentisch und zum Greifen nahe. Sie bevorzugt keine der Schwestern und erzählt jedes Leben für sich, auch wenn die drei tief miteinander verwoben sind. Gerade diese Unterschiedlichkeiten, die sich auf enge Familienbande stützen, lassen das Buch lebendig und glaubhaft wirken. Sie arbeitet die einzelnen Charaktere wunderbar aus und ich konnte mit ihnen lachen, weinen, fiebern und mich treiben lassen.

Mein Fazit
Ein sehr bewegendes, anrührendes Buch, welches ich jedem nur empfehlen kann!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 10.11.2012
Kapital
Lanchester, John

Kapital


sehr gut

Ich war schon angenehm überrascht von der Leseprobe. Titel und Inhalt deuteten eher auf einen trockenen Finanzschmöker hin, aber dieser Eindruck täuscht bei weitem und so hat mich das Gesamtwerk sehr erfreut!

Auf der einen Seite wird Petunia Howe, eine Rentnerin und Bewohnerin der ersten Stunde der Pepys Road vorgestellt. Sie lebt schon seit Ewigkeiten in ihrem Haus; zufrieden mit sich und ihrem Leben. Auf der anderen Seite steht der Banker Roger Yount. Er selbst sieht sich als Durchschnittsbürger, hat aber irgendwie die Perspektiven aus den Augen verloren. Immer höhere Boni, ein noch größeres Haus, Statussymbole wohin man blickt. Roger und seine Frau sind dekadent und merken es nicht einmal.

Das Cover ist ein wahrer Blickfang! Es zeigt eine Stadt, die kreisförmig angelegt ist auf die man aus der Vogelperspektive darauf schaut. Die Häuser sind liebevoll in einer Bleistiftzeichnung gestaltet und alle einzigartig. Ich finde es sehr ungewöhnlich für den Titel gewählt, aber zusammen mit dem Inhalt des Buches passt es sehr hervorragend!

John Lanchester ist ein guter Beobachter. Sein Schreibstil ist sehr lebhaft und die Charaktere sind überzeugend gezeichnet. Zudem fällt der Roman in ein Genre, das ich besonders mag: Geschichten über Figuren, die wie zufällig miteinander verbunden sind. In diesem Fall leben oder arbeiten sie alle in der gleichen Straße, der Petunia Howe, in London zwischen Dezember 2007 und November 2008. Mit 682 Seiten ist Kapital eher ein Schmöker, dennoch spannend von der ersten bis zur letzten Zeile.

Auch die angesprochenen Themen sind sehr vielfältig: Eigentum, Geld und Gier, Arbeiter, die obere Mittelschicht und Einwanderer, Sport, Kunst und Karriere, Liebe und Glück, aber auch Jobverlust, Gefängnis, Trennung und Tod. Schließlich wird sogar das Rätsel um die merkwürdige Nachricht „Wir wollen, was ihr habt.“ gelöst. Gerade diese Vielfältigkeit hat mich an diesem Buch sehr angesprochen und ich las neugierig von einer Seite zur nächsten. Besonders bewegend fand ich die die Auswirkungen der Finanzkrise auf einzelne Menschen. Finanzkrise ist sonst eher ein Wort, welches ich nur aus den Nachrichten kenne, was mich nicht betrifft, aber jetzt rückt es doch wieder in den Fokus.

Mein Fazit
Kapital ist ein typisch englischer, humorvoller Roman, der mich tief bewegt hat. Ein sehr lesenswertes Buch!

3 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 02.11.2012
Blutige Stille / Kate Burkholder Bd.2
Castillo, Linda

Blutige Stille / Kate Burkholder Bd.2


sehr gut

Der Vater und die beiden Söhne wurden im Wohnzimmer erschossen; die Mutter im Hof, ihr Baby noch in den Armen; die beiden Töchter gefoltert und in der Scheune niedergemetzelt
Chief of Police Kate Burkholder ist fassungslos ob der Tat, die sich in ihrem kleinen Städtchen zugetragen hat. Wer hat genug Hass in sich, um eine wehrlose amische Familie so bestialisch abzuschlachten? Mit Unterstützung ihres Teams und John Tomasetti vom BCI macht sie sich auf die Verfolgung.

Das Cover zeigt einen Amisch in seiner Kutsche auf einer endlosen Straße. Umsäumt von Feldern, der Himmel von Gewitterwolken bedeckt. Ich finde es passend zu Titel und Inhalt gewählt, da es die Wehrlosigkeit dieser Glaubensgemeinschaft symbolisiert, auch bei einem heraufziehenden Übel.

Gewohnt kraftvoll und brutal wirft Linda Castillo ihre Leser in diesen spannenden Thriller. Eigentlich ist der Mord der Höhepunkt, auf den eine Situation hinarbeitet, aber Castillo schildert die Ereignisse, wie es dazu kommen konnte, quasi rückwärts. Doch wer jetzt denkt, dass die Spannung verloren gehen könnte, täuscht sich gewaltig. Gemeinsam mit Chief Burkolder rätselt man, stellt Theorien auf und grübelt so lange, bis sich ein Puzzelstückchen zum nächsten zusammenfügt. Die Autorin schildert die Ermittlungsarbeiten interessant und ich fühlte mich die ganze Zeit mit einbezogen. Sie schafft es immer wieder, unvorhergesehene Wendungen einfließen zu lassen, ohne dass es überzogen oder gar unwirklich scheint.
Die starken Gegensätze, die das Thema in diesem Buch sind, sind gewagt gewählt, aber hervorragend umgesetzt. Eine glaubenstreue Amisch-Jugendliche trifft auf den Abschaum der Gesellschaft und verstrickt sich in diese. Hilflos. Wehrlos. Denn auch ihren Eltern sind die Hände gebunden, können sie ihre Welt nur schwer verlassen und die Englischen um Hilfe bitten.

Ihre Protagonistin Kate Burkholder ist ein sehr interessanter Charakter. Sie ist selber eine Amisch, kennt sich also bestens mit dieser Glaubensgemeinschaft aus. Doch als sich Kate für das Leben unter den Englischen entschied, wurde sie unter Bann gestellt, also aus der Gemeinschaft verstoßen. Ihre Vergangenheit beeinflusst die junge Frau bis heute und macht einen großen Teil ihrer Persönlichkeit aus. Am liebsten würde sie dieses vergangene Leben zwar wie einen Handschuhe abstreifen, aber das geht nicht. Kate verstrickt sich immer tiefer in dem Fall und droht von der Welle der Gewalt mitgerissen zu werden. Ihr Anker: John Tomasetti, der selber mit den Geistern seiner Vergangenheit zu kämpfen hat. Die Beziehung der beiden hält den Thriller mit am Leben und zieht sich wie ein roter Faden durch die Handlung. Leider nur am Rande.

Auch in ihrem zweiten Werk kreist ein Großteil der Handlung wieder um die Amisch. Ich finde es sehr gelungen, muss aber gestehen, dass Linda Castillo leider sehr mit Einzelheiten knausert. An vielen Stellen hätte ich mir eine deutlichere Erklärung und einen tieferen Einblick in das Leben der Amisch gewünscht.

Mein Fazit
Nervenkitzel von der ersten bis zur letzten Seite! Eine gelungene Serie, die Lust auf mehr macht!

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 02.11.2012
Die Prüfung / Earth Girl Bd.1
Edwards, Janet

Die Prüfung / Earth Girl Bd.1


sehr gut

Als Jarra sich bei der Asgard Universität für ihr Geschichtsstudium bewirbt, macht sie dies nur aus einem Grund: Sie als Erdenmädchen will den verhassten Exos zeigen, dass sie nicht nur ein behinderter Affe ist, sondern ein genauso guter Mensch, wie alle anderen. Von Rache und Selbstzweifeln geplagt, beginnt sie verbissen ihr Studium. Dabei erkennt Jarra mit jedem Tag deutlicher, dass die Exos nett sein können, ja liebenswert. Wo vorher Hass war, entwickelt sich eine kleine Blüte der Freundschaft.

Das Cover zeigt ein junges Mädchengesicht. Es ist in einen Planeten, vermutlich die Erde integriert und von einer Sonnenkorona umgeben. Die Farbgestaltung ist in schwarz und dunkelblau gehalten. Es passt zwar sehr gut zu Titel und Inhalt des Buches, zeigt es doch Jarras Erdgebundenheit, aber ein wirkliche Hingucker ist es leider nicht.

Der Schreibstil von Janet Edwards ist sehr flüssig und gut zu lesen. Sie nimmt ihre Leser mit auf eine spannende Reise in die Zukunft, wie sie tatsächlich sein könnte. Diese kleinen Ausblicke lesen sich interessant und ich überlegte permanent, was von dem Geschriebenen wirklich zutreffen könnte, und welches einfach pure und unrealistische Zukunftsmusik ist. Aber das waren Handys früher auch. Alle Menschen sind gleich; es gibt keine Unterschiede mehr zwischen den Hautfarben oder Religionen, die Grenzen des Eizelnen werden akzeptiert, wenn auch manchmal mit Unverständnis. Einzig die Behinderten, also die Menschen, die nicht mit Hilfe der Portale zwischen den Planeten reisen können, leben am Rande der Gesellschaft. Sie selber bezeichnen sich als Affen, die anderen als Exos. Die Kluft zwischen diesen beiden Gruppen könnte nicht größer sein, auch wenn mir die Gründe der Abneigungen nicht ganz ersichtlich waren. Die Abhängigkeit der Menschen von der Technik wurde lebensnah geschildert, worüber ich an vielen Stellen schmunzeln musste, da Janet Edwards dies mit feiner Ironie schilderte.

Die Charaktere werden von der Autorin interessant und authentisch vorgestellt. Es fiel mir sehr leicht, mich in sie hineinzuversetzten und ihren Handlungen zu folgen. Als kleiner Kritikpunkt sei einzig angeführt, dass Jarras Lebensweg immer wieder von unglaublich passenden Zufällen geschildert wird. Sie kämpft zwar für ihren Lebenstraum - die Akzeptanz der Exos -, aber vieles fällt ihr auch einfach in den Schoss und erleichtert ihr Leben. Dies wirkte stellenweise unrealistisch, machte das Buch auf der anderen Seite aber auch sympathisch. Jarra ist eine Kämpferin und gibt sich mit vorgegebenen Situationen nicht zu frieden. Immer wieder muss sie ihre Grenzen testen und kann ein Nein nur schwer akzeptieren. Eine bewunderswerte Sturheit, die nur haarscharf am Dickkopf vorbeischrammt.
Auch die anderen Charaktere, wie Jarras ProMum Candance, ihr Lehrer Playdon oder ihre Freunde kommen nicht zu kurz. Leider müssen sie zwar ohne nennenswerte Höhen und Tiefen auskommen, was den Erzählfluss aber nicht weiter stört. Sie wirken nur etwas farblos neben Jarras starker Persönlichkeit.

Mein Fazit
Ein lesenswerter Zukunftsroman mit interessanter Handlung, den ich kaum aus den Händen legen konnte.