Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Giselas Lesehimmel
Wohnort: 
Landshut
Über mich: 
Bücher sind die schönste Unterhaltung

Bewertungen

Insgesamt 690 Bewertungen
Bewertung vom 23.07.2021
Bonuskind
Noort, Saskia

Bonuskind


ausgezeichnet

Zum Inhalt


Lies erzählt uns aus ihrer Sicht eine tragische Familiengeschichte. Als sie eines Morgens aufwacht hat sie das starke Gefühl, dass mit ihrer Mutter Jet etwas passiert ist. Das Bett unberührt. Handtasche und Handy hat sie nicht mitgenommen. Der Hund winselt, weil er dringend Gassi gehen muss. Es ist überhaupt nicht typisch für sie, die Kinder über Nacht alleine zu lassen. An ihren Vater möchte sie sich nicht wenden. Für ihn wäre das ein weiterer Beweis dafür, dass seine Exfrau unfähig ist, für die Kinder zu sorgen. Für ihren kleinen Bruder Luuk muss sie nun stark sein. Ihm die Mutter ersetzen. Lies ist die Einzige, die nicht an ein freiwilliges Verschwinden der Mutter glaubt. Auf eigen Faust beginnt sie nach ihr zu suchen. Stößt auf ein Tagebuch, indem ihre Mutter von einer toxischen Liebe erzählt. Ist dieser fremde Mann für das Verschwinden ihrer Mutter verantwortlich?

Meine Meinung

Wenn Kinder die Eltern ihrer Eltern werden


ICH WACHTE MIT dem Gefühl auf, dass Mam tot ist. (1. Satz)


Lies spürt von Anfang an, dass mit ihrer Mutter etwas Schlimmes passiert ist. Nachdem ihre Mutter Jet zwei Nächte spurlos verschwunden bleibt, erhalten sie die Nachricht ihres Todes. Sie soll sich angeblich mit Tabletten das Leben genommen haben. Die 15jährige Lies glaubt das nicht. Ihr Vater Peter fühlt sich bestätigt. Seine Exfrau war psychisch instabil.

In sämtlichen Kapiteln erfährt Lies aus dem Tagebuch von der neuen Liebe ihrer Mutter. Eine Liebe die sie nicht glücklich gemacht hat. Die sie dennoch brauchte wie die Luft zum Atmen. Sie sehnte sich nach dem Familienleben, welches sie früher mit ihrem Ex und den Kindern hatte.

Lies und ihr Bruder haben mir unglaublich leid getan. Sie sind total überfordert von dem Verhalten ihres Vaters und dessen zweiter Frau Laura. Jet fand ich eigentlich schon sympathisch. In ihrem Berufsleben beriet sie Menschen, die psychische Probleme hatten. In ihrem eigenen Leben fiel sie immer mehr in einen Strudel aus Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit. Dennoch spürt man zwischen den Zeilen die große Liebe, die sie für ihre Kinder empfand. Peter kam total unsympathisch rüber. Nicht einmal hat er auf die Gefühle seiner Kinder Rücksicht genommen. Manchmal hatte ich das Gefühl, der Tod seiner Frau kam ihm gerade Recht. So konnte er endlich *seine Kinder* ganz für sich behalten. Laura hatte sich stets bemüht, auf die Gefühle der Kinder Rücksicht zu nehmen. Kam selbst oftmals nicht mit dem Verhalten ihres Mannes klar. Lies empfand das nette Verhalten ihrer Stiefmutter berechnend. Jede zweite Woche mussten sie zu ihrem Vater. Jede zweite Woche war Jet allein. Und verzweifelt. Bis sie auf einem Dating Portal einen besonderen Mann kennen lernte .....

Mit ihrem Freund Mees, der sich sehr gut mit Computern auskennt, versucht Lies der Wahrheit auf die Spur zu kommen. Einer Wahrheit, die mir Gänsehaut beschert hat!

Fazit

Ich habe selten so einen spannenden Thriller gelesen, der mit wenig Blut auskommt. Es handelt sich hier vielmehr um einen Thriller, wie er im realen Leben viel zu oft vorkommt. Eltern lassen sich scheiden. Bekriegen sich bis aufs Blut und wollen die Kinder an sich reißen. Sie denken nicht an die zarten Seelen ihrer Kinder. Leben ihren Frust auf deren Kosten aus. Berauben die Kinder ihrer Jugend. Besonders Lies wurde mit Dingen konfrontiert, die eine 15jährige kaputt machen können. Was unterscheidet diese Coming-of-Age-Geschichte vom realen Leben? Das bittere Ende! Obwohl ... gibt es solche Enden nicht auch immer wieder im wahren Leben?

Danke Saskia Noort. Ich habe das Buch sehr gerne gelesen.

Bewertung vom 19.07.2021
Ein tiefes Vergessen liegt auch über ihren Gräbern
Jost, Rebekka

Ein tiefes Vergessen liegt auch über ihren Gräbern


ausgezeichnet

Intensiv und sehr informativ


Nur wer seine Vergangenheit kennt, ist befähigt, in der Gegenwart die richtigen Entscheidungen für seine Zukunft zu treffen. (Aus dem Vorwort)

Meine Meinung

Das Vorwort räumt mit Lügen auf. Sei es kirchlicher oder politischer Natur. Die Autorin hat hier historische Ereignisse in eine teilweise fiktiven Roman verwoben. Das ist ihr sehr gut gelungen. Carl von Ossietzky findet große Erwähnung. Er wies als Herausgeber der Zeitung *Die Weltbühne* auf die illegalen Zustände in der Weimarer Republik hin. Sein Kampf für die Gerechtigkeit brachte ihn 1931 ins Gefängnis. Nicht lange nach seiner Entlassung kamen die Nazis an die Macht.

2020

Aurelia ist ein knapp 90jährige Dame, die uns ihre Geschichte erzählt. Es wird deutlich, wie die Vergangenheit ihr ganzes Leben stark beeinflusst hat.

1913-1933

Was dieses Buch so besonders macht ist der Tatsache geschuldet, dass die Autorin die Thematik besonders intensiv aufgegriffen hat. Man merkt die umfangreichen Recherchen, die hier gemacht wurden. Ich lehne mich jetzt mal ganz weit aus dem Fenster mit der Behauptung, dass diese Geschichte wertvoll im Schulunterricht wäre. Zeigt sie doch, wie gerade die Jugend empfänglich war für Hitler. Leider auch sämtliche erwachsene Menschen, die der Meinung waren einen guten Führer zu brauchen. Nach dem Fall des deutschen Kaiserreiches waren viel zu viele Menschen desillusioniert.

Frauen hatten nicht mehr viel zu sagen, was hinreichend bekannt sein dürfte. Besonders interessant, wie berühmte Industrielle (deren Namen uns heute noch ein Begriff sind) an dem ganzen Geschehen beteiligt waren. Dass Anfang des 20. Jahrhunderts Umweltschäden angerichtet wurden, die ein sofortiges Umdenken nötig gemacht hätten, lässt einem kalte Schauer über den Rücken laufen. Das Ergebnis erleben wir gerade.

Aurelia erzählt ihre Geschichte. Sie weiß, dass sie die längste Zeit schon gelebt hat. Menschen wie sie verhindern das Vergessen vieler Gräber. Rebekka Jost brachte mir einige Menschen näher, von denen ich persönlich nichts wusste. Deren Gräber bestimmt bei den meisten in Vergessenheit geraten sind.

Die Autorin liebt große Herausforderungen. Dieses Buch hat sie komplett ohne Lektorat und Korrektorat geschrieben. Auch das Cover hat sie selbst gestaltet. Bei meinem Buch handelt es sich um die Erstausgabe. Ein paar Schreibfehler konnte ich entdecken, die aber meinen Lesefluss nicht gestört haben. Das Cover gefällt mir persönlich überhaupt nicht. Der Inhalt umso mehr.

Fazit

Eindrucksvoll vermittelt die Autorin die dramatischen Umstände nach dem 1. Weltkrieg. Die Menschen wollten hinterher eine gute Führung. Der 2. Weltkrieg ist Beweis genug, dass sie der falschen Partei vertraut haben. Viele Menschen falschen Versprechen glaubten und jedem anders Denkenden das Leben schwer machten. Damals wie heute hinterfragen Menschen zu wenig. Unsere momentane weltweite Situation macht das besonders deutlich. Umweltkatastrophen und Pandemien haben uns nicht plötzlich getroffen. Das wird in diesem Buch mehr als deutlich. Ein großes Stück Geschichte, in einem Roman verpackt, wäre in Schulen hilfreicher als trockene Lehrbücher. Besonders interessant sind die Hintergrundinformationen im Anhang.

Danke Rebekka Jost für dieses beeindruckende Debüt. Ich werde die Geschichte weiter verfolgen

Bewertung vom 12.07.2021
Wenn die Hoffnung erwacht
Beck, Lilli

Wenn die Hoffnung erwacht


ausgezeichnet

Das ist nun der vierte historische Roman, den ich von Lilli Beck gelesen habe. Dieses Mal entführt sie uns abwechselnd nach Regensburg und München. Nach dem Krieg war ja bekanntlich noch lange nicht Schluss. Handlung und Protagonisten sind frei erfunden. Dennoch könnte es genauso gewesen sein. Die Geschichte beschreibt die große Hungers- und Wohnungsnot, die es wirklich gegeben hat. Mit Nora lernen wir eine blutjunge Frau kennen, die einem auf den ersten Blick ziemlich naiv vorkommt. Die Silvesterparty hatte sie nur wegen des guten Essens besucht. Bedenkt man die entbehrungsreiche Zeit, so kann hier von naiv jedoch keine Rede sein. Ich konnte Nora sehr gut verstehen. Jeden Tag hungrig ins Bett zu gehen, können sich Menschen meines Jahrgangs nicht vorstellen. Den US-Officer William konnte ich sehr gut leiden. Er hat seine *Prinzessin aus den Trümmern* nach Strich und Faden verwöhnt. Sich über Noras Schwangerschaft gefreut und ihr die Ehe versprochen. Ich war wirklich mit Nora traurig, als er auf einmal abkommandiert wurde. Die mutige Nora hat ihr Schicksal selbst in die Hand genommen und ist mit ihrem Baby nach München geflüchtet. Hat jahrelang darauf gewartet, dass ihre große Liebe zurück kommt.
In München muss Nora eine Lüge leben. Eine Lüge, die ihr und ihrem kleinen Sohn ein anständiges Leben beschert. Der Schwarzhandel blüht. In München ist die Wohnungsnot noch größer als in Regensburg. Die Wagners sind herzensgute Menschen und bieten Nora einen Job und ein Dach über dem Kopf. Behandeln sie wie ein Familienmitglied. Aber um welchen Preis? Sie stellen keine Fragen. Sie warten und hoffen darauf, dass die traurige Nora sich ihnen irgendwann freiwillig öffnet. Nora belastet das Ganze sehr. Aber die Wahrheit könnte ihr und Willi die Geborgenheit bei den Wagners wieder nehmen.
Die Autorin verfügt über einen magischen Schreibstil. Sie verknüpft Fakten und Fiktion zu einem harmonischen Ganzen. So beschreibt sie auch die Gutmütigkeit der Wagners, ohne ihre negativen Seiten auszusparen. Denn eins wird mit jeder Seite immer mehr klar: Nora ist nicht die Einzige, die mit einer Lüge lebt.
Fazit
Diese spannende und warmherzige Geschichte konnte mich von Anfang an mitnehmen. Sie mag einem stellenweise weit hergeholt vorkommen. Aber das ist sie nicht. Frauen hatten in der Nachkriegszeit keine Rechte. Ein lediges Kind war für die meisten Familien eine Schande. Noch dazu ein Ami-Bankert. Viele Menschen konnten sich eine Zeit lang nicht ausweisen. Geburtsurkunden und sämtliche Papiere gingen in den Trümmern verloren. Da ich selber in einer Soldatensiedlung groß geworden bin, kann ich ein bisschen mitreden. Habe noch viele Gespräche meiner Eltern im Kopf. Ein bis zwei Jahre haben wir Tür an Tür mit den Amerikanern gewohnt. Mischehen waren keine Seltenheit. Gescheiterte Ehen zwischen amerikanischen Männern und deutsche Frauen, auch nicht. Nur, die Frauen die ich kannte, wurden von ihren Eltern wieder aufgefangen. Nora im Roman nicht! Ob mir das Ende gefallen hat? Ja. Davor waren jedoch jede Menge Tränen geflossen.

Bewertung vom 05.07.2021
Dora Maar und die zwei Gesichter der Liebe / Mutige Frauen zwischen Kunst und Liebe Bd.18
Storks, Bettina

Dora Maar und die zwei Gesichter der Liebe / Mutige Frauen zwischen Kunst und Liebe Bd.18


ausgezeichnet

Henriette Theodora Markovitch wuchs in Bueno Aires auf. Ihr Zimmer wurde durch eine Glastüre von den anderen Räumen abgetrennt. Das führte dazu, dass Theodora keine Privatsphäre hatte. Ihre französische Mutter wollte unbedingt zurück nach Paris. Nur in ihrer Heimat konnte sie ihr gesellschaftliches Leben auskosten. War Theodora anfangs ziemlich traurig darüber, so sollte Paris ihr den beruflichen Weg als Künstlerin der Fotografie ebnen. Ihr Vater ermöglichte ihr ein Studium.

*Henriette Theodora Markovitch* befand die junge Frau nicht passend als Künstlername. Sie nannte sich *Dora Maar.* Dieser Name war in Künstlerkreisen schnell ein Begriff. Ihre Mutter, eine Hutmacherin, ist über das Lotterleben, welches ein Künstlerleben mit sich bringt, regelrecht empört. Ihr Vater war Architekt. Obwohl der gebürtige Kroate nicht von allem überzeugt war, was seine Tochter so machte, unterstützte er sie, wo er nur konnte. Als Dora und der berühmte Pablo Picasso ein Paar werden, ist ihr Vater nicht glücklich darüber. Die Empörung ihrer Mutter nimmt schwindelerregende Höhen an.







Dora hatte sich anfänglich lustig über Picasso gemacht. Alleine seine Frisur, mit der den Haarschwund zu vertuschen suchte, fand sie einfach nur lächerlich. Ich habe mich geärgert darüber, wie eine begnadete Künstlerin sich von Picasso psychisch abhängig gemacht hatte. Dabei dachte ich, sie wäre etwas abgebrühter, das sie ja mit dem Surrealisten Georges Bataille eine Beziehung pflegte. Bataille war bekannt für seine speziellen Vorlieben in der Liebe. Dora war der Star des surrealistischen Kreises. Und auf einmal das Anhängsel Picassos. Picasso ließ sich von Dora inspirieren. Brauchte sie (künstlerisch gesehen) wie die Luft zum Atmen. Es entstand das berühmte Gemälde „Guernica“, bei dem Dora einen sehr großen Anteil hatte. Dora empfand ich insgesamt als Widerspruch. Einerseits kostete sie das Pariser Leben in vollen Zügen aus, was Alkohol und Drogen betraf. In der Liebe glich sie mehr ihrer Mutter. Zeigte auch nicht gerne Zärtlichkeiten in der Öffentlichkeit. Erzählte Freundinnen keine intimen Details. Treue war für sie ein absolutes Muss!

Das Paris 1936 hatte es in sich. Das Nachtleben war in Künstlerkreisen oftmals sehr ausschweifend. Zigaretten rauchen galt als chic. Treue war etwas für Langweiler. Besonders der Narzisst Picasso hatte seine Musen häufig gewechselt. Mehr scheinen Frauen für ihn nicht gewesen zu sein. Ich fand es ewig schade, dass Dora die Fotografie ad Acta gelegt hatte, weil Pablo Picasso es so wollte. Sich der Malerei annahm weil Picasso es so wollte. Und ich frage mich: Was wäre Picasso ohne seine Musen gewesen? Eines muss man Picasso zugestehen. Er war stets sehr großzügig und kümmerte sich weiterhin um seine Exfrau und die gemeinsamen Kinder.

Dora rettete seine Gemälde vor den deutschen Besatzern. Wieder einmal spielte der zweite Weltkrieg eine sehr große Rolle. Ein Krieg, den Picasso unbeschadet überstand.

Ich habe mich wirklich darüber geärgert, wie so eine selbstständige Frau zum Anhängsel mutierte. Eine Frau, die Picasso nicht sofort an sich ran ließ. Die mit eigenen Kunstwerken zu überzeugen wusste. Die mal im Süden Frankreichs, dann wieder in Paris Picassos Werke unterstützte. Deren Nerven blank lagen, als Picasso sie durch eine wesentlich jüngere Frau ersetzte. Das empfand ich positiv. Alleine hatte sich Dora wieder eigenständig der Kunst gewidmet. Sich mit ihrem Leben auseinandergesetzt. Erkannt dass ihre *gläserne* Vergangenheit viel mit ihrer Abhängigkeit zu tun hatte. Die Zerbrechlichkeit ihrer Mutter fand ich oftmals auch in Dora wieder.







Ich bin ein Kunstbanause. Kann mich weder mit Picassos Gemälden noch mit Doras Fotografien anfreunden. Monet liegt mir einfach mehr. Ich liebe die Kunst des geschriebenen Wortes. Bettina Storks beherrscht diese komplett. Fiktive Elemente hat sie mit realen Geschehen gekonnt verknüpft. Mir auf sehr spannende Weise das aufregende Leben von zwei berühmten Künstle

Bewertung vom 25.06.2021
Der große Sommer
Arenz, Ewald

Der große Sommer


ausgezeichnet

Mit Frieder lernen wir einen 16jährigen Jungen kennen, der noch nicht weiß wo es im Leben lang gehen soll. Er liebt das Schwimmbad bei Regen und lernt die hübsche Beate kennen. Das Mädchen im flaschengrünen Badeanzug hat schon mal eine Gemeinsamkeit mit ihm. Schwimmen im Regen.

Mathematik und Latein machen ihm in der Schule das Leben schwer. Um die Nachprüfungen zu schaffen, darf er nicht in den gemeinsamem Familienurlaub mitfahren. Er verbringt die Ferien bei seinen Großeltern. Dort erwartet ihn lernen, lernen, und nochmal lernen. Denkt er. Aber es sollte alles ganz anders kommen. Seine Schwester Alma macht ein Praktikum in einem Altenheim und kann auch nicht mit in den Familienurlaub fahren.

Der gefürchtete Großvater entpuppt sich als sein bester Freund. Mir hat es sehr viel Spaß gemacht, hinter die Fassade des Professors zu blicken. Seine introvertierte Art mag Anfangs täuschen. Ich mag den Professor wirklich gerne. Altmodisch in seinen Ansichten, aber wenn es darauf ankommt ein Retter in der Not. Mir sind Menschen einfach lieber, die mich positiv überraschen. Die ihr gutes Herz nicht offen zur Schau stellen und die Kurve kratzen, wenn es ernst wird. Seine Einstellung zur Verliebtheit hat mich zum Lachen gebracht.

Verliebtheit ist eine temporäre Hormonvergiftung. Meist heilt sie von selbst. Seite 153

Frieders Großmutter kann man einfach nur mögen. Sie erzählt Frieder viele Geschichten aus ihrer Vergangenheit, die ja auch richtungsweisend für sein Leben sind. Kocht ihm seine Leibgerichte und ist künstlerisch begabt.

Ich habe diesen Sommer genossen. Auch ich gehe gerne bei Regen schwimmen. Frieders Hormone tanzen in diesem Sommer Tango. Es ist eine Geschichte von Freundschaften, Liebe und der Tatsache, wie schnell das Leben zu Ende sein kann. Sie zeigt, was Trauer aus einem Menschen machen kann. Vier Freunde erleben zusammen einen Sommer, wie sie ihn mit Sicherheit kein zweites Mal erfahren werden. Ich mag Alma sehr gerne. Ihre innige Beziehung zu ihrem Bruder war zwischen den Zeilen spürbar. Bettina ist ein ganz liebes Mädchen. Ich kann sehr gut verstehen, dass Frieder sich in sie verliebt hat. Frieders bester Freund Johann kommt total flippig rüber. Aber auch er passt wunderbar in das Quartett.

Eine Geschichte, die sich anfühlt wie eine warme Sommerprise, hat mir unheimlich schöne Lesestunden beschert. Lebkuchen im Sommer und die erste große Liebe. Ein Teenager auf den Spuren seiner Herkunft und auf der Suche nach seinem Weg. Liebe, Freundschaft, Trauer und Vertrauen haben eine tragende Rolle in diesem Roman. Dies war jetzt das zweite Buch, das ich von Ewald Arenz gelesen habe. Nach *Alte Sorten* konnte mich nun auch *Der große Sommer* von Anfang an mitnehmen. Einst sang der Schlagersänger Chris Roberts *Du kannst nicht immer siebzehn sein!* Ca. 320 Seiten war ich wieder 17. Und es war schön. Es war Sommer …..

Ein Roman für Jung und alt, den sehr gerne empfehle. Danke Ewald Arenz.

Bewertung vom 25.06.2021
»Nichtalltägliches aus dem Leben eines Beamten« und »Einladung zum Klassentreffen« (eBook, ePUB)
Schörle, Martin

»Nichtalltägliches aus dem Leben eines Beamten« und »Einladung zum Klassentreffen« (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Mit den zwei Theaterstücken hat Martin Schörle Theaterluft in mein Wohnzimmer gezaubert. Bei „Nichtalltägliches aus dem Leben“ erleben wir den Beamten Hans Fredenbek. Einfach nur köstlich, wie ich er sich in einem Monolog über Radiergummi verliert. Überhaupt hüpfen seine Gedanken von Pontius zu Pilatus. Er lebt in seiner kleinen Bürowelt und nimmt das Leben außerhalb nur am Rande wahr. Spontanität muss bei ihm „gut überlegt“ sein! Er ist im Grunde ein sehr sensibler Charakter. Irgendwie! Würde er sonst bemerken, dass Menschen auf dem Clo unter Druck stehen? Wie er zu seiner Beamtenbefriedigung kommt ist wirklich auch nicht ohne. Leicht hat er es wahrlich auch nicht, mit so einem spätpubertierenden Chef von 54 Jahren. Nicht zu fassen! Na, und ein Verehrer sein ist alles andere als leicht.

Ich hatte beim Lesen stets ein Lächeln im Gesicht. Dennoch bemerkt man schon eine gewisse Traurigkeit, die dem Hans anhaftet. Einem Vollblutbeamten, der seiner Einsamkeit entflieht, indem er sich in der Arbeit unersetzlich machen will. Von Kollegen belächelt und anscheinend nicht immer ganz ernst genommen. Das Ende fand ich traurig. Traurig aber auch mit Humor rüber gebracht.

Das Zweite Stück „Klassentreffen“ ließ dann man meine Lust auf einen Theaterbesuch in schwindelerregende Höhen schießen. Erstens fahre ich gerne mal mit dem Zug. Zweitens habe auch ich schon lustige Dinge bei Zugfahrten erlebt. Drittens hat mich das Ganze eines kleines bisschen, (aber wirklich nur ein kleines bisschen,) an gut gegen Nordwind erinnert. Nur mit dem Unterschied, dass Marina und Carsten sich kennen. Beide Anfang 40. Die Marina sitzt wie immer nach der Arbeit im Zug. Da klingelt ihr Handy. Dran ist kein Geringerer als ihre Schulliebe Carsten. Der informiert sie, dass bald ein Klassentreffen stattfindet. Aus dieser Info wird ein Dialog, der auch eine Frau, die sehr interessiert zuhört, gut unterhält. Ja, sogar den einen oder anderen Kommentar loslässt. Bald kommen noch zwei Herren dazu, die sich nicht minder gut unterhalten fühlen, von dem interessanten Telefongespräch. Vor 20 Jahren haben Marina und Carsten das Abitur gemacht. Marina glücklich geschieden. Carsten geschieden mit regelmäßigen Kontakt zu gemeinsamen Kind. Anfangs ist das Gespräch ganz harmlos. Man unterhält sich über über Klassenkameraden und was aus denen so geworden ist. Dann gehts aber schon sehr bald ins Eingemachte. Marinas Ex sorgt beruflich für ökonomische Toiletten. Die sollten auch ohne Wasser funktionieren. Alles gut und schön. Aber eigentlich hat Marina eine Ehe mit sich alleine geführt. Wie das geht? Na, ihr Mann war ja stets WC-mäßig unterwegs. Kinder wollte er auch keine. Und wie es der Zufall (Teufel) will, kennt der Carsten den Ex von Marina vom Einkaufen her. Wenn der Carsten mit seine Kind einkaufen geht, geht auch der WC_Experte mit einem kleinen Kind einkaufen. Das macht die Marina erst mal sprachlos. Schnell merkt der Carsten, dass das der Marina gar nicht gefällt. Schon alleine der Gedanke, es könnte das Kind zusammen mit der Neuen sein. So will sie wissen, ob denn das Kind schon läuft. Ja, tut es, meint der Carsten. Was so schnell ein KInd mit der Neuen, meint die Marina. Carsten versucht die Situation zu retten. Das Kind läuft grottenschlecht. Kann so alt noch nicht sein. Nie im Leben war das unmittelbar nach der Marina. Die Fangemeinde im Zug fand den Dialog genauso spannend wie ich. Getroffen haben sich Marina und Karsten dann auch. Da war ich aber dann nicht mehr dabei. Die Fangemeinde auch nicht.

Ihr denkt ich habe jetzt viel erzählt? Nein! Hab ich nicht! Das ist ein kleiner Bruchteil dessen, was ich mit dem Beamten und den zwei Telefonierenden erlebt habe. Ihr dürft gerne selber einen Theaterbesuch abstatten. Der hier ist im Moment erlaubt.

Bewertung vom 22.06.2021
Das wirkliche Leben
Dieudonné, Adeline

Das wirkliche Leben


ausgezeichnet

Zum Inhalt

Ein bildgewaltiges Familiendrama.

Ein Mädchen ohne Namen hat mir ihre Geschichte erzählt. Eine Geschichte von ihrer Familie, die man als solche eigentlich gar nicht bezeichnen kann. Eine Mutter, die sie mit einer Amöbe vergleicht. Die ängstlich ist und keinerlei Bezug zu ihren Kindern hat. Ihre Ziegen verhätschelt und keinerlei Liebe für ihren Ehemann empfindet. Der Vater liebt das Jagen und Whisky. Zweiteres genießt er vor allem beim Fernsehen. Wenn er länger nicht auf Jagd war, wird das seiner Ehefrau zum Verhängnis.

Das 10 jährige Mädchen liebt ihren kleinen Bruder Gilles abgöttisch. Es ist Sommer. Wenn die Melodie des Blumenwalzers erklingt, kommt der Eiswagen. Die Geschwistern freuen sich jeden Abend darauf. Das Mädchen teilt mit dem alten Eisverkäufer ein Geheimnis. Einen Klecks Sahne auf die Eiswaffel lässt sie sich geben. Das darf der Vater nicht wissen. Als beide Kinder Zeuge eines großen Unglücks werden, erlischt das Lachen des kleinen Bruders.

Meine Meinung

Sehr intensiv erzählt das Mädchen von ihrem dramatischen Familienleben. Die Siedlung, in der sie leben, nennt sich *Demo!* Die Häuser haben eine triste Atmosphäre. Nur das ihrer Familie ist etwas größer und verfügt über einen Keller. Mit ihren gerade mal 10 Jahren versucht das Mädchen Gilles Augen wieder zum Leuchten zu bringen. Beide werden älter. Das Mädchen entwickelt sich zu einem hübschen Teenager. Der Bruder wendet sich von ihr ab. Das Mädchen ist sich sicher, dass irgendwo in dem verstörten Jungen noch ihr heiß geliebter Bruder steckt. Das intelligente Mädchen hat einen Plan.

Die Sprache ist einfach und kommt mit einer solchen Wucht daher, dass ich das Buch in einem Rutsch gelesen habe. Das Mädchen sieht in alten Händen eine Schönheit, die nur ein Mensch wahrnimmt, der mit dem Herzen sieht. Sie kann Angst schmecken. Sie spürt die Gefahr. Ich war mehrmals richtig fassungslos, ob der Brutalität des Jägers. (Die Bezeichnung Vater ist absolut nicht angebracht!) Nach außen hin bekommt man eine normale Familie präsentiert. *Das wirkliche Leben* in der Familie sieht jedoch anders aus. Von Fürsorgepflicht hat der Jäger anscheinend noch nichts gehört. Dennoch beschreibt das Mädchen, in einer fast schon poetischen Sprache, den kleinen enttäuschten Jungen, der in ihrem Vater steckt. Hat für ihr Alter sehr viel Verständnis und Empathie. Aber auch Verständnis hat seine Grenzen. Das Mädchen will kein Opfer werden. Was machen, wenn Mädchen keins werden will und Frau nicht mehr sein? Zu Jägerinnen werden!

Fazit

Ein Vater (Jäger), der in Menschen nur Opfer oder Jäger sieht, hat mich ein paar Stunden das Fürchten gelehrt. Ich war keine Leserin. Ich war dabei. Der unheimlich bildgewaltige Schreibstil hat mich an diesem Drama teilhaben lassen. Ein Drama, welches mit Sicherheit hinter vielen verschlossenen Türen passiert. Ein Jäger der Tiere erlegt und stolz die Trophäen an die Wand hängt. Ein Jäger, der keinen Stolz für eine intelligente Tochter aufbringen kann. Nein. Er will sie zur Beute machen ……..

Ob mir das Ende gefallen hat? Ich habe drei Menschen angefeuert. Hab mir die Haare gerauft und gebrüllt: Habt Mut!

Danke Adeline Dieudonné. Ich war mit dabei, dank ihrem Schreibstil.

Bewertung vom 18.06.2021
Die Frauen von Kopenhagen
Tinning, Gertrud

Die Frauen von Kopenhagen


ausgezeichnet

Zum Inhalt

Kopenhagen 1885

Mit Nelly erleben wir die unmenschlichen Arbeitsbedingungen in der größten Weberei Kopenhagens. Ihre Schwägerin Marie erleidet dort einen schweren Arbeitsunfall. Als Nelly bemerkt dass man den Arbeitsunfall vertuschen möchte, versucht sie die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen. Doch sie stößt auf taube Ohren. Man behauptet Marie wäre an dem Unfall selbst schuld und verweigert der dreifachen Mutter jegliche Hilfe. Nelly verliebt sich in den Jüten Johannes. Die Stunden mit ihm will sie unbeschwert verbringen. Sie erzählt ihm nicht, was in der Weberei passiert ist. Unter sehr mysteriösen Umständen lernt Johannes Schwester Nelly kennen. Anna ist entsetzt, ob der der Ungerechtigkeiten in der Großstadt. Bettelarm und auf sich allein gestellt, setzt sie sich in Kopenhagen durch.


Meine Meinung


Ich bin total begeistert, von diesem spannenden historischen Roman. Er hält uns vor Augen, auf welch hohem Niveau wir heute jammern, ob der Ungerechtigkeiten im Arbeitsleben. Zwei Frauen zeigen uns, wie gut wir es (bisher) immer noch haben. Nelly und Anna verdanken wir viel. Sie haben couragiert gehandelt und sind mit dafür verantwortlich, dass wir heute wesentlich bessere Arbeitsbedingungen genießen. Dabei hätten beide Frauen einen viel leichteren Weg einschlagen können. Sie haben gekämpft, für Menschen die ihnen am Herzen liegen. Anna hätte reich heiraten können und sich aller Sorgen entledigen. Nelly einfach die Augen schließen, vor den Ungerechtigkeiten in der Weberei.


Diese Geschichte hat mich richtig mitgenommen. Was Johann unschuldig im Gefängnis erleiden muss, ist einfach unfassbar. Leider war das zu dieser Zeit keine Seltenheit. Anständige Frauen wurden aus Not *Öffentliche Frauen!* Menschen wurden für Verbrechen verurteilt, die sie nicht begangen haben. Einzig positiv fand ich die Tatsache, dass Todesstrafen seltener verhängt wurden und in *Lebenslang* umgewandelt. Was jedoch nur dann von Vorteil war, wenn es jemanden gab, der um die Rechte der Inhaftierten gekämpft hat.

Ich würde sehr gerne mehr erzählen. Damit würde ich Euch aber die Freude und Spannung am Lesen nehmen. Und die werdet Ihr haben. Versprochen!

Fazit


Unmenschliche Zustände in Gefängnissen.
Brutale Arbeitsbedingungen bei geringem Lohn.
Für viele Menschen keine anständige medizinische Versorgung.

Das alles erlebt man in diesem spannenden Roman, der im 19. Jahrhundert spielt. Mutige Frauen, die aktiv werden und ihre Stimme erheben, haben uns Frauen heute den Weg geebnet. Der magische Schreibstil hat Geschehen und Personen zum Leben erweckt. Die Geschichte enthält einige Krimi-Elemente.

Für mich ein absolutes Highlight. Vielen Dank Gertrud Tinning.

Bewertung vom 16.06.2021
Sommerreise ins Glück
O'Flanagan, Sheila

Sommerreise ins Glück


ausgezeichnet

Zum Inhalt

Zwei Frauen auf dem Weg zur Selbstfindung.

Deira wurde von ihrem Freund verlassen. Sie wollte immer Kinder. Er war stets dagegen. Wollte ihr Leben zu zweit weiter so führen. Nun wird er mit einer anderen Frau Vater.

Grace war mit einem Professor der Literatur verheiratet. Nach seinem Tod hat er sie auf Reisen geschickt. Auf den Spuren von berühmten Schriftstellern muss sie nun Rätsel lösen, um weiter zu kommen.

Beide Frauen hat das Schicksal auf ihrer Reise zusammen geführt. Von Frankreich nach Spanien kommen sich beide immer näher. Es entsteht eine Freundschaft zwischen den ungleichen Frauen. Deira kannte Graces Mann vom Studium her. Sie kann Grace beim Lösen der Rätsel helfen, da sie die Logik des Professors gut in Erinnerung hat.

Meine Meinung

Beide Frauen waren mir anfangs etwas suspekt. Besonders Deiras Verhalten konnte ich absolut nicht nachvollziehen. Sie klaut das Auto ihres Ex um eine Reise zu machen, die sie eigentlich gemeinsam genießen wollten. Das kann ich noch verstehen. Aber um jeden Preis von irgendeinem Mann ein Kind bekommen wollen, finde ich schon sehr fragwürdig. Mit knapp 40 ist das natürlich ein Problem, wenn man ohne Partner Mutter werden möchte. Aber dennoch finde ich ihr Verhalten fragwürdig.

Grace ist eine gutaussehende ältere Dame. Die ehemalige Flugbegleiterin kommt meist recht kühl rüber. Hatte einst nur für ihren Mann gelebt. Ihre eigenen Wünsche hinten an gestellt. Sie liebt die drei gemeinsamen erwachsenen Kinder. Alle drei haben ihren Weg gefunden. Alle drei sorgen sich nun um ihre Mutter, die alleine viele Kilometer mit dem Auto unterwegs ist.

Eigentlich habe ich ein leichte, sommerliche Lektüre erwartet. Der Klappentext verrät zwar dass es um zwei Frauen geht, die auf ihrer Reise Probleme bewältigen möchten, aber dennoch hätte ich mehr Leichtigkeit erwartet. Die Reise an sich hat bei mir regelrechtes Fernweh ausgelöst. Die Beschreibungen der Landschaften und Hotels wecken den Wunsch, sofort die Koffer zu packen. Stellenweise haben sich beide Frauen sogar ein bisschen treiben lassen. Die Rätsel mögen für viele Menschen die Reise zu etwas Besonderem machen. Mich hätten sie zur Verzweiflung gebracht. Zumindest die vom Herrn Professor! Dennoch war es sehr spannend zu erleben, wie sich die beiden Frauen zu beste Freundinnen entwickeln. Ihre Lebenslügen aufarbeiten und ein neues Leben beginnen. Ab dem Moment, als beide Frauen ihre Fassade fallen ließen, konnte mich dich Geschichte richtig packen.

Fazit

Letztendlich konnte mich die Geschichte doch noch überzeugen. Die Reise hat mir gut gefallen. Ich habe die Sonne auf der Haut gespürt. Mich massieren lassen und leckeres Essen genossen. Eine tolle Bücherausstellung besucht und mehr Verständnis für die Samenjägerin Deira aufgebracht. ;-)

Graces Mann hat vor seinem Tode Videos gedreht. Seine ganze Liebe zu Grace hat der Professor in diese gepackt. Ein Mann, mit großer Liebe zum geschrieben Wort, hatte zu Lebzeiten Probleme seine Gefühle in Worte zu packen. Seiner großen Liebe von Angesicht zu Angesicht seine Gefühle zu offenbaren.

Deiras Leben ist im privaten Bereich noch ein offenes Buch. Am Ende konnte sie bei mir noch punkten, als sie ein heiß ersehntes Angebot abgelehnt hatte.

Von Irland über Frankreich nach Granada! Das wolle wir auch. Stimmts?

Danke Sheila O’Flanagan. Nun habe ich Fernweh.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 07.06.2021
Das Leben ist ein Fest
Berest, Claire

Das Leben ist ein Fest


ausgezeichnet

Meine Meinung

Es war mir ein Fest


Weil ich bei dir Schutz finden wollte, übersah ich, dass du der Sturm bist. Ich hätte Schutz vor dir suchen müssen. Anderseits, wer will schon ohne Stürme leben?



Frida Kahlo war eine faszinierende Persönlichkeit. Claire Berest hat dies mit ihrer bildlich und poetischen Sprache wunderbar zum Ausdruck gebracht. Das zierliche Persönchen aus Mexiko hatte ihre Versehrtheit sinnvoll genutzt und wurde eine sehr berühmte Malerin.

In Diego Rivera hatte sie einen Mann gefunden, der ihr Talent sofort erkannte. Der ihr den Himmel auf Erden und zugleich die Hölle bescherte. Sie liebten sich abgöttisch. Dennoch schaffte Diego es nicht treu zu bleiben.

Ich hatte vorher schon einen biografischen Roman über Frida gelesen. *Das Leben ist ein Fest* besticht mit seinen Farben. Jedes Kapitel beginnt mit einer Farbe oder Farbmischung und einen passenden Vergleich dazu. Frida liebte es bunt. Sie feierte unzählige Feste. Sprach dem Alkohol sehr stark zu und rauchte wie ein Schlot. Sie fluchte wie ein Straßenweib und trug ihr Herz auf der Zunge. Sie demonstrierte mit den Kommunisten. Vernaschte Männer wie Frauen. Ihr war alles Recht, um ihre Schmerzen zu betäuben. Sie genoss keinen guten Ruf und war dennoch hoch angesehen. Ob in Amerika oder Paris. Die Frau von Diego war auf jedem Fest die Attraktion.

Frida hatte ihr Talent hinten angestellt. Sie hielt ihrem Diego den Rücken frei. Erst nachdem Diego sich von ihr trennte legte sie richtig los. Ihre Bilder waren eine Sensation. Sie malte was ihr gerade in den Sinn kam. Ihr ganzes Denken und Fühlen spiegelt sich in ihren Gemälden wider. Aus dem Kopf heraus stellte sie per Gemälde den Selbstmord einer Schauspielerin nach. Das hat hat mich total fasziniert. Stets musste Frida mit starken Schmerzen kämpfen. Sie verbrachte immer wieder Wochen liegend im Bett. Doch den größten seelischen Schmerz fügte ihr immer wieder Diego zu.

Ich hatte stets das Gefühl, Frida erzählt ihre Geschichte selbst. Sie kam selten traurig daher. Vermittelte Freude und die Lust am Leben. Dennoch ist großer Schmerz stets präsent. Frida und Diego. Der el elefante und das Täubchen. Eine große Liebe, die einem zwischen den Zeilen entgegenspringt. Die die Leser*innen mitleiden lässt und im nächsten Moment dahinschmelzen. Diego der Quertreiber und Frida die freche forsche Göre, die ihren große Liebe Fettwanst nannte und stets beim Malen beobachtete.


Eines Tages werde ich ein Kind mit Diego Rivera haben, da muss ich ihn mir vorher doch ein wenig anschauen, oder? (Seite 26)


Sie konnten nicht miteinander. Erst Recht nicht ohneeinander.



Fazit

Die Autorin hat hier mit Worten gespielt. Wundervolle Zitate unterstreichen ihr Meisterwerk. Seien es die Gedankengänge von Frida oder die Beschreibungen von Fresken und Gemälden. Ihr biografischer Roman fängt die Emotionen von Frida ein. Vermittelt ein genaues Bild sämtlicher Protagonisten. Man feiert und leidet mit. Man versteht Fridas Liebe zu Diego und auch wieder nicht. Das Ende konnte mich total berühren. Und ich frage mich, war das wirklich so?


Herzlichen Dank Claire Berest. Es war mir ein Fe