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ech
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Bochum

Bewertungen

Insgesamt 641 Bewertungen
Bewertung vom 26.10.2022
Alsternacht
Hansen, Leo

Alsternacht


ausgezeichnet

Packender Krimi mit einer komplexen Geschichte und reichlich Lokalkolorit aus Hamburg

Bei seinem Debüt gelingt dem Autoren Leo Hansen gleich ein spannender Kriminalroman, der neben einer komplexen Geschichte auch jede Menge an Hamburger Lokalkolorit zu bieten hat. Das eher ungewöhnliche Ermittler-Trio war zu Beginn zwar noch etwas gewöhnungsbedürftig, konnte mich im weiteren Verlauf aber immer mehr von sich überzeugen, so dass ich mich am Ende gut und spannend unterhalten gefühlt habe.

Als die Leichen von mehreren Hamburger Kaufleuten nackt und entstellt an bekannten Orten der Stadt gefunden werden, ist nicht nur die Polizei alarmiert. Auch der Privatdetektiv Dr. Elias Hopp nimmt sich zusammen mit seiner neuen Mitarbeiterin, der Ex-Soldatin Janne Bakken, der Sache an. Unterstützung erhalten sie dabei vom LKA-Profiler Heiner „Zille“ Zillinski, einem alten Freund von Elias. Die Spuren führen zu einer Kaufmannsgilde mit dubiosen Verbindungen ins Ausland und zu einem dunklen Geheimnis aus der Vergangenheit, dass nun seine Schatten in die Gegenwart wirft.

Mit einem packenden Schreibstil treibt der Autor seine gut aufgebaute Geschichte voran und baut dabei schnell Spannung auf, die dann auch bis zum Schluss hält. Am Ende des Spannungsbogens wartet dann ein krachender Showdown mit einer überzeugenden Auflösung, die keine wesentlichen Fragen offenlässt. Getragen wird das Ganze von gut gezeichneten und vielschichtig angelegten Protagonisten in Haupt- und vermeintlichen Nebenrollen. Das Personenaufgebot ist allerdings schon ziemlich groß, so dass man hier gerade zu Beginn aufmerksam lesen muss, um nicht den Überblick zu verlieren. Dies gibt sich im weiteren Verlauf aber schnell, wenn die Verbindungen zwischen den Protagonisten deutlicher werden. Ein Personenregister wäre aber vielleicht doch hilfreich gewesen.

Wer auf packende Kriminalromane mit viel Lokalkolorit steht wird hier bestens bedient und spannend unterhalten. Und auch wenn die Geschichte grundsätzlich in sich abgeschlossen ist, lässt sich der Autor am Ende noch die Hintertür für eine mögliche Fortsetzung offen. Entsprechendes Potential ist auch durchaus vorhanden.

Bewertung vom 25.10.2022
Das Stahlwerk - Hörbuch
Piskulla, Christian

Das Stahlwerk - Hörbuch


ausgezeichnet

Packender Thriller um eine Mordserie in einem Duisburger Stahlwerk im Jahr 1942

In diesem historischen Thriller entführt uns der Autor Christian Piskulla auf einen eher ungewöhnlichen Schauplatz. Die Geschichte spielt komplett auf einem Stahlwerk in Duisburg und ist im Jahr 1942 angesiedelt.

Als es in Deutschlands größtem Stahlwerk zu mehreren brutalen Morden an Arbeitern und Angestellten kommt, steht die Werksleitung vor einem großen Problem. Aus Druck der Nationalsozialisten soll die Produktion deutlich erhöht werden, um die Herstellung von Rüstungsgütern voranzutreiben. Störungen im Produktionsablauf müssen daher um jeden Preis verhindert werden. Da die örtliche Polizei und der Werkschutz mit der Suche nach dem Mörder heillos überfordert sind, erinnert man sich daran, dass sich unter den Zwangsarbeitern mit Jarek Kruppa ein ehemaliger Kriminalkommissar aus Warschau befindet, den man dann auch mit den Ermittlungen beauftragt und ihm im Gegenzug Vergünstigungen verspricht. Kruppa nimmt die Fährte des unheimlichen Mörders auf, sucht parallel dazu aber auch verzweifelt nach einer Fluchtmöglichkeit, da er den Versprechungen nicht traut.

Neben einer spannenden und gut aufgebauten Geschichte bietet dieser Thriller auch noch tiefe Einblicke in die Abläufe in einem Stahlwerk während der Kriegsjahre. Mit einem packenden Schreibstil und einigen überraschenden Wendungen treibt der Autor das atmosphärisch dichte Geschehen voran und steuert es so konsequent auf einen krachenden Showdown zu, der zudem eine schlüssige Auflösung bietet, die keine wesentlichen Fragen offenlässt. Getragen wird das Ganze von gut gezeichneten und durchgehend vielschichtig angelegten Protagonisten in Haupt- und vermeintlichen Nebenrollen.

Wer auf spannende historische Thriller mit ungewöhnlichen Schauplätzen und Ermittlern steht, wird hier bestens bedient und spannend unterhalten. Mich konnte der Debütroman des Autors gleich auf ganzer Linie überzeugen und begeistern, auf weitere Bücher aus seiner Feder bin ich nun schon sehr gespannt.


Diese Rezension bezieht sich auf die Hardcoverausgabe des Buches, die im Juli 2022 im Cleverprinting-Verlag erschienen ist.

Bewertung vom 24.10.2022
Das Wolfsmädchen
Hardinghaus, Christian

Das Wolfsmädchen


ausgezeichnet

Die bewegende Geschichte des Wolfsmädchens Ursula deckt ein dunkles Kapitel der deutschen und der russischen Geschichte auf

Nachdem der Autor und Historiker Christian Hardinghaus in den Büchern "Die verdammte Generation", „Die verratene Generation“ und „Die verlorene Generation“ den ehemaligen Wehrmachtssoldaten, sowie den Frauen und Kindern der letzten Kriegsgeneration eine Stimme gegeben hat, greift er in seinem neuesten Werk nun ein besonderes Schicksal heraus, dass es durchaus verdient hat, ein eigenes Buch zu bekommen.

Als die Russen im Jahr 1945 die Region Ostpreußen erobert und besetzt haben, musste die dort verbliebene Bevölkerung, die hauptsächlich aus Frauen, Kindern und alten Menschen bestand, unter teilweise entwürdigenden Bedingungen hausen und um ihr Überleben kämpfen. Vor allem in der Stadt Königsberg war die Not besonders groß. Unter den knapp 70000 dort noch lebenden Menschen waren auch ca. 20000 zum Teil verwaiste Kinder, die bettelnd durch Ostpreußen und das benachbarte Litauen gezogen sind, um ihr Überleben zu sichern. Diese Kinder nannte man auch die Wolfskinder und nur wenige von ihnen haben diese schweren Jahre überlebt. Eines dieser Kinder war Ursula Dorn, geborene Buttgereit, die uns hier nun ihre bewegende Geschichte erzählt, die doch ziemlich unter die Haut geht.

Nach einem Vorwort und einer Einleitung, die eine gute Einführung in das Thema bietet, darf Ursula ihre subjektiven Erinnerungen ungefiltert wiedergeben, der Autor sorgt aber immer wieder für eine historische Einordnung, die auch mit entsprechenden Fakten und Quellen untermauert wird. Herausgekommen ist dabei ein schonungsloses und jederzeit packendes Portrait eines weiteren Mitglieds der verlorenen Generation, dass es verdient hat, dass es von möglichst vielen Menschen gelesen wird und wir auch etwas daraus lernen.

Abgerundet wird das Ganze von zwei weiteren Berichten ehemaliger Wolfskinder und einem Bericht über Wolfgang von Stetten und den Verein Edelweiß, die sich schon seit vielen Jahren mit dem Thema Wolfskinder beschäftigen und versuchen, sich um die Überlebenden zu kümmern und die Erinnerung an ihr Schicksal hochzuhalten.

Mit viel Empathie und Sachverstand bietet dieses Buch eine hervorragende Ergänzung zur „Generationen-Trilogie“, die man aber natürlich auch alleine für sich lesen kann.

Bewertung vom 21.10.2022
Wilsberg - Sein erster und sein letzter Fall
Kehrer, Jürgen

Wilsberg - Sein erster und sein letzter Fall


ausgezeichnet

In seinem letzten Fall läuft Georg Wilsberg noch einmal zu großer Form auf

32 Jahre ist es her, dass der Privatdetektiv Georg Wilsberg aus Münster seinen ersten Auftritt in Buchform feiern konnte. Mit dem nunmehr 21. Band bringt der Autor Jürgen Kehrer die Reihe nun zu einem würdigen Abschluss, der noch einmal einen großen Bogen schlägt und endlich erklärt, wie und warum Wilsberg seinerzeit die Zulassung als Rechtsanwalt verloren hat. Dabei ist schon nach wenigen Seiten das alte Wilsberg-Feeling wieder da und es kommt einem vor, als hätte man das erste Buch der Reihe erst gestern gelesen.

Wer Wilsberg bisher nur aus dem Fernsehen kennt, wird Figuren wie Ecki, Alex, Kommissarin Springer und auch ihren Assistenten Overbeck vermissen, diese sind aber reine Erfindung der TV-Autoren (zu denen u. a. auch Jürgen Kehrer gehört) und haben in den Büchern nie eine Rolle gespielt. Das der Autor dies bis zum Schluss konsequent beibehält, gefällt mir sehr gut und sorgt für eine klare Abgrenzung zum TV-Wilsberg.

Dieses Mal stolpert Georg Wilsberg in eine Geiselnahme in einem Münsteraner Kaufhaus und trifft dabei auf Frank Knierim, seinem Mandanten im ersten und zugleich letzten Mordfall während seiner kurzen Zeit als Rechtsanwalt. Und schnell wird klar, dass Knierim die damaligen Ereignisse noch nicht vergessen hat und endlich seine offene Rechnung mit Wilsberg begleichen will.

In bekannt lakonischer Schreibweise treibt der Autor seinen Helden von einer absurden und gefährlichen Situation in die Nächste und Wilsberg muss dabei natürlich auch wieder einiges einstecken. Doch auch der feine Humor, der für die Reihe so typisch ist, kommt dabei nicht zu kurz. Die Handlung wechselt ständig zwischen der Geiselnahme in der Gegenwart und dem Mordprozess im Jahr 1988. Obwohl Wilsberg in beiden Strängen als Ich-Erzähler fungiert, sind die Übergänge kein Problem, zumal die jeweilige Zeitebene in den Kapitelüberschriften eindeutig gekennzeichnet ist. Diese Erzählform ermöglicht es dem Autor, durch ständige Cliffhanger die Spannung immer weiter in die Höhe zu treiben, was er auch mit sichtlichem Vergnügen ausnutzt. So liefert jedes Kapitel ein kleines Puzzlestück zum Gesamtbild, dass erst ganz zum Schluss sichtbar wird.

Am Ende stellt sich dann doch eine gewisse Wehmut ein, wenn es heißt, Abschied zu nehmen von einer Figur, die mich durch die letzten 32 Jahre begleitet und dabei viele schöne Lesestunden beschert hat.

Bewertung vom 21.10.2022
Der Ruf des Ghul
Scherf, H. C.

Der Ruf des Ghul


ausgezeichnet

Schonungsloser Thriller um eine Familie im Würgegriff eines skrupellosen Clans

Mit diesem Thriller bietet H.C. Scherf erneut spannende und ziemlich abgründige Unterhaltung. Nach einigen Thriller-Reihen, die der Autor in den letzten Jahren verfasst hat, handelt es sich bei diesem Buch nun um eine in sich geschlossene Geschichte, für die man kein Vorwissen benötigt.

Das Ehepaar Lars und Sigrid Olsson freut sich mit Miriam, Lars Tochter aus erster Ehe, auf das bevorstehende Weihnachtsfest, als plötzlich Sigrids Sohn Holger vor der Tür steht. Der drogenabhängige junge Mann hat sich in die Fänge eines brutal und skrupellos agierenden Clans begeben und steht unter großem Druck, weil er nun den falschen Leuten eine Menge Geld schuldet und diese auch nicht davor zurückschrecken Holgers Freundin Viola zu entführen und als Druckmittel einzusetzen. Als die Olssons versuchen, Hoger zu helfen, geraten sie selbst in das Visier des Clans und merken schnell, auf was für ein gefährliches Spiel sie sich dabei eingelassen haben. Doch das Verhängnis lässt sich scheinbar nicht mehr aufhalten.

Auch das neue Werk von H.C. Scherf überzeugt wieder durch eine nahezu perfekt aufgebaute Geschichte, einen packenden Schreibstil, ein hohes Erzähltempo und gut charakterisierte Protagonisten in Haupt- und vermeintlichen Nebenrollen, die zudem durchgehend vielschichtig angelegt sind. Ohne große Vorrede werden wir Leser mitten in das dramatische Geschehen geworfen, das anschließend kompromisslos vorangetrieben wird und dabei schnurstracks auf ein schockierendes, aber absolut konsequentes Ende zusteuert. Dabei geht es ziemlich blutig zu, die entsprechenden Szenen werden allerdings keineswegs als reiner Effekt eingesetzt und auch nicht allzu plakativ ausgeschmückt, sondern ergeben sich aus den Ereignissen und der Psyche der Täter, die zudem durchaus nachvollziehbar beschrieben wird.

Liebhaber von harten und schonungslosen Thrillern werden hier erneut bestens bedient und unterhalten. Mich konnte der Autor dabei ein weiteres Mal auf ganzer Linie überzeugen und begeistern.

Bewertung vom 20.10.2022
BLAUES GOLD
Wegner, Gerhard

BLAUES GOLD


ausgezeichnet

Packender und actionreicher Umwelt-Thriller mit einem eindringlichen Plädoyer für einen besseren Schutz der Haie

In diesem Umwelt-Thriller schickt der Autor Gerhard Wegner das Team der ODYSSEE um Michel "Mitch" Thromberg in ihr bereits viertes Abenteuer, das wieder eine gut aufeinander abgestimmte Mischung aus Spannung, Action und Geheimnissen bietet.

Man braucht hier grundsätzlich keine Vorkenntnisse aus den ersten drei Abenteuern, um das Buch lesen und nachvollziehen zu können. Alle hierfür erforderlichen Informationen zu den Protagonisten und ihrer Vorgeschichte werden gut in die laufende Handlung eingebunden, ohne dabei den Lesefluss zu stören. Um die Entwicklung der Figuren in Gänze miterleben zu können, empfiehlt es sich aber schon, die Bücher in der richtigen Reihenfolge zu lesen. Zudem bieten auch die ersten Bände packende Unterhaltung und sind absolut zu empfehlen.

Die Entdeckung des Templerschatzes hat für jede Menge öffentliche Aufmerksamkeit gesorgt, der sich Mitch und sein Freund Samson entziehen wollen, indem sie unter falschem Namen einen Tauchurlaub vor der Küste Costa Ricas verbringen. Als sie dort aber einen geheimnisvollen Schatz entdecken und zugleich auch auf die Spuren eines großen Umweltverbrechens stoßen, ist es mit der Ruhe schnell vorbei. Sie geraten ins Visier eines Mannes mit zwei Gesichtern, der vor nichts zurückschreckt, um keines davon zu verlieren. Der Beginn einer gnadenlosen Hetzjagd, bei der Mitch und Samson auch auf die Hilfe der übrigen Mitglieder des ODYSSEE-Bergungsteams angewiesen sind.

Mit einem packenden Schreibstil und einem hohen Erzähltempo treibt der Autor seine gut aufgebaute Geschichte voran und bietet dabei zahlreiche Spannungsmomente, die einem beim Lesen kaum Zeit zum Luftholen lassen. Getragen wird das Ganze von gut gezeichneten und vielschichtig angelegten Protagonisten in Haupt- und vermeintlichen Nebenrollen. Zugleich macht er mit dem Buch auf das weltweite Problem des Geschäftes mit Haiflossen aufmerksam und zeigt dabei auch die dramatischen Folgen auf, die sich dadurch nicht nur für die Meere und ihre Bewohner, sondern schlussendlich auch für den gesamten Planeten ergeben. Folgerichtig spendet der Autor dann auch 50 % der Einnahmen aus diesem Buch an ausgesuchte Haischutzorganisationen.

Hervorragend abgerundet wird das Buch am Ende durch ein Nachwort in Form eines Frage- und Antwort-Spiels, das Auskunft darüber gibt, was hier Dichtung und was Wahrheit ist. Die eindringlichen Vorworte des Autors und des Schauspielers und Naturschützers Hannes Jaenicke geben zudem eine gelungene Einführung in das übergeordnete Thema des Buches.

Wer auf spannende und actionreiche Abenteuer mit mysteriösen Geheimnissen steht, wird hier bestens bedient und unterhalten. Zugleich ist dieses Buch aber auch ein leidenschaftliches Plädoyer für einen anderen und vor allem besseren Umgang mit Haien, dass zum Nachdenken anregt und noch lange über sein Ende hinaus nachhallt.

Bewertung vom 20.10.2022
OST WEST DEUTSCH TOT
Aurass, Dieter

OST WEST DEUTSCH TOT


ausgezeichnet

Spannender Kriminalroman aus dem geteilten Deutschland des Jahres 1988

In diesem Kriminalroman entführt uns der Autor Dieter Aurass in das geteilte Deutschland des Jahres 1988 und erzählt vor dem Hintergrund des so langsam bröckelnden kalten Krieges eine spannende Geschichte mit hoher politischer Dimension.

Als in einem Bonner Hotel die Leiche eines SED-Funktionärs gefunden wird, besteht die Regierung der DDR darauf, dass die Ermittlungen von einem eigenen Kriminalbeamten begleitet werden. Und so macht sich Ricardo Müller auf den Weg von Ost-Berlin in den Westen und stößt dort zum Ermittlungsteam um Freddy Ahlefeld hinzu. Die Zusammenarbeit ist durch gegenseitiges Misstrauen geprägt und läuft dadurch alles andere als reibungslos. Auch die Nachrichtendienste beider Staaten sorgen immer wieder für Probleme, so dass sich die Ermittlungen recht schwierig gestalten. Doch irgendwann merken Ricardo und Freddy, dass sie diesen Fall nur lösen können, wenn sie die Schranken überwinden und wirklich zusammenarbeiten.

Mit einem packenden Schreibstil und einigen überraschenden Wendungen treibt der Autor die gut aufgebaute Geschichte voran und steuert sie dabei schnurstracks auf einen krachenden Showdown mit einer überzeugenden Auflösung zu, die keine wesentlichen Fragen offenlässt. Kurze Kapitel sorgen dabei für ein hohes Erzähltempo, dass einem beim Lesen kaum Zeit zum Luftholen lässt. Auch wenn schon recht früh klar wird, wer für den Mord verantwortlich ist, sorgen die Suche nach dem Motiv, dass durch eine große Portion Tragik bestimmt wird, und die politische Gemengelage weiterhin für ausreichend Spannung. Getragen wird das Ganze von gut gezeichneten und vielschichtig angelegten Protagonisten in Haupt- und vermeintlichen Nebenrollen. Und dass der Autor selbst lange Jahre als Kriminalbeamter tätig war und somit weiß, worüber er hier schreibt, merkt man seinen Beschreibungen zu den Ermittlungen auch jederzeit an, zumal er viele eigene Erfahrungen und tatsächliche Begebenheiten in die Geschichte hat einfließen lassen.

Wer auf spannende Krimis mit einer ordentlichen Portion an Spionage bzw. politischen Verwicklungen steht, wird hier bestens bedient und unterhalten. Mich konnte Dieter Aurass dabei ein weiteres Mal auf ganzer Linie überzeugen und begeistern.

Bewertung vom 19.10.2022
Der Tempel von Edfu: Viper
Hebesberger, Roland

Der Tempel von Edfu: Viper


ausgezeichnet

Packende und actionreiche Mischung aus Abenteuerroman und Mystery-Thriller

Mit diesem tempo- und actionreichen Buch legt der Autor Roland Hebesberger eine gelungene Mischung aus Abenteuerroman und Mystery-Thriller vor und konnte mich damit erneut auf ganzer Linie begeistern. Wie der Untertitel des Buches bereits andeutet, wird hier zudem die Vorgeschichte der Figur Viper erzählt, die in der Cornell-Rohde-Trilogie eine durchaus tragende Nebenrolle einnimmt.

In seinem letzten Buch hat der Autor endgültig enthüllt, dass all seine Bücher im gleichen Serienkosmos spielen und inhaltlich zusammenhängen. Dennoch kann man dieses Buch grundsätzlich auch ohne Vorkenntnisse aus den anderen Werken des Autors lesen und nachvollziehen, da es zeitlich weit vor den anderen Büchern angesiedelt ist und so quasi ein Prequel darstellt.

Als im Jahr 1900 der Vater von Claire und Francis Turner ein Jahr nach seinem Verschwinden in Ägypten für tot erklärt wird, brechen für die Geschwister schwere Zeiten an. Bislang standen sie noch unter der Obhut von Jack Jenkins, in dessen Auftrag ihr Vater als Archäologe unterwegs war, doch nun drängt dessen Familie darauf, dass die Geschwister das Anwesen verlassen müssen. In ihrer Verzweiflung fasst Claire einen waghalsigen Plan und sie überredet ihren Bruder zu einer gefährlichen Reise nach Ägypten, um dort die Spur ihres Vaters aufzunehmen. Doch sie ahnen nicht, mit welchen Kräften sie sich dabei anlegen …

Mit einem packenden Schreibstil, einigen überraschenden Wendungen und einem hohen Erzähltempo treibt der Autor seine gut aufgebaute Geschichte voran und lässt sie schließlich in einen fulminanten Showdown münden, der zudem eine schlüssige Auflösung liefert. Geschickt bindet er dabei die bekannten ägyptischen Mythen in seine Geschichte ein und bietet seine ganz eigenen Interpretationen, die er mit viel Einfallsreichtum in seinen Serienkosmos einfließen lässt. Erzählt wird das Ganze aus der Perspektive von Claire, der hier auch als Ich-Erzählerin fungiert und uns Leser hautnah an ihren Zweifeln und Nöten teilhaben lässt. Aber auch die übrigen Charaktere in Haupt- und vermeintlichen Nebenrollen sind überzeugend gezeichnet und vielschichtig angelegt. Lesern, die auch die anderen Bücher des Autors kennen, bietet dieser Band zudem am Ende noch einige kleine Überraschungen, die meine Vorfreude auf die kommenden Werke aus seiner Feder noch einmal deutlich steigern konnten.

Wer auf actionreiche und packende Abenteuerromane mit reichlich Mystery-Elementen steht, wird hier bestens bedient und unterhalten.

Bewertung vom 19.10.2022
Der weiße Kristall
Clever, Florian

Der weiße Kristall


ausgezeichnet

Spannender und atmosphärisch dichter Fantasy-Zweiteiler mit reichlich Action

Mit diesem Buch legt der Autor Florian Clever einen Sammelband mit den beiden Bänden der Fantasy-Reihe „Der weiße Kristall“ vor, die mich auf ganzer Linie überzeugen konnte. Die beiden Bände sind zuvor auch jeweils einzeln erschienen.

Im Mittelpunkt der Geschichte steht der Söldner Molovin von Turda, der mit einem heiklen Auftrag in den Norden von Iatiara geschickt wird. Dort soll er den Magier Spero von Flawen, auch bekannt als die „Boraker Fackel“, in seine Gewalt nehmen und zu Alvar Einarm nach Sirak bringen. Doch schon bald kommen Molovin erhebliche Zweifel an den Zielen seines Auftraggebers und so steht er vor einer schweren Entscheidung. Soll er einfach nur seinen Befehlen folgen oder gegen alle Regeln seines Berufsstandes verstoßen ?

Mit einem packenden Schreibstil und bildhaften Beschreibungen, die das Kopfkino beim Lesen auf Hochtouren laufen lassen, erschafft der Autor hier mit viel Liebe zum Detail eine phantastische Welt voller Überraschungen und bestückt sie mit einer ganzen Riege gut gezeichneter und vielschichtig angelegter Protagonisten in Haupt- und vermeintlichen Nebenrollen. Einige Karten zu Beginn und ein Glossar am Ende des Buches sind mehr als hilfreich, um sich in dieser doch recht komplexen Welt zurechtzufinden. Die gut aufgebaute Geschichte bietet reichlich Spannung und Action, durch die Gauklerin Skadi kommt aber auch eine ordentliche Portion Humor hinzu, die den eher düsteren Grundton immer wieder auflockert.

Wer auf satte und atmosphärisch dichte Fantasy-Geschichten steht, wird hier bestens bedient und unterhalten.

Bewertung vom 29.09.2022
Saarland-Connection
Kuhn, Greta R.

Saarland-Connection


sehr gut

Spannender Kriminalroman aus den Untiefen der saarländischen Bauwirtschaft

In diesem Kriminalroman schickt die Autorin Greta R. Kuhn ihre Ermittlerin Veronika Hart vom LKA Saarbrücken in ihren dritten Fall und führt sie dabei in die Untiefen der saarländischen Bauwirtschaft. Meine erste Begegnung mit der Ermittlerin konnte mich zwar nicht komplett überzeugen, unter dem Strich aber doch gut und spannend unterhalten.

Man kann das Buch dabei auch problemlos ohne Vorkenntnisse aus den ersten beiden Bänden der Reihe lesen und verstehen. Alle dafür erforderlichen Informationen zu den Protagonisten und ihrer Vorgeschichte werden gut in die laufende Handlung eingebunden, ohne dabei den Lesefluss zu stören.

Als bei der Eröffnung einer Vernissage auf dem Weltkulturerbe Völklinger Hütte die Leiche eines bekannten Bauunternehmers auftaucht, befindet sich auch Veronika Hart unter den anwesenden Gästen und kann sofort die Ermittlungen aufnehmen. An Verdächtigen mangelt es nicht, da sich das Opfer mit seinen skrupellosen Machenschaften nicht sehr beliebt gemacht hat. Als es eine weitere Leiche gefunden wird, geraten Veronika und ihr Team unter immer stärker werdenden Druck aus Politik und Öffentlichkeit. Zudem sorgt der neue Staatsanwalt bei Veronika für ziemliche Verwirrung.

Mit einem packenden Schreibstil und einigen überraschenden Wendungen treibt die Autorin ihre gut aufgebaute Geschichte voran, garniert sie mit jeder Menge Lokalkolorit und bietet am Ende eine schlüssige Auflösung, die keine wesentlichen Fragen offenlässt. Getragen wird das Ganze von gut gezeichneten und vielschichtig angelegten Charakteren in Haupt- und vermeintlichen Nebenrollen, die an der einen oder anderen Stelle aber doch etwas mehr Tiefe vertragen hätten. Gerade die Mitglieder von Veronikas Team bleiben doch ziemlich blass und austauschbar, da sich das Geschehen weitestgehend auf Veronika und den Staatsanwalt konzentriert. Die Passagen aus der Perspektive des Täters verraten zudem schon so viel über ihn, dass man zu schnell erkennt, dass es bei den Verdächtigen, die ins Visier der Ermittler geraten, nicht um den Täter handeln kann. Dennoch gelingt es der Autorin, ausreichend Spannung aufzubauen und diese auch bis zum Ende zu halten.

Wer auf spannende Kriminalromane mit reichlich Lokalkolorit steht, wird mit diesem Buch trotz der kleineren Kritikpunkte insgesamt doch gut bedient und unterhalten.