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BlueNa
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Remchingen

Bewertungen

Insgesamt 268 Bewertungen
Bewertung vom 26.04.2011
Blutrote Lilien
Weise, Kathleen

Blutrote Lilien


ausgezeichnet

Der Louvre – Eine Schlangengrube?

Im Winter des Jahres 1609 reist die junge Charlotte de Montmorency mit ihrer Zofe an den französischen Königshof nach Paris, um dort in die Gesellschaft eingeführt zu werden und bald ihren Verlobten zu heiraten. Sie erträumt sich ein Leben voller Prunk und Glanz, doch was sie am Louvre vorfindet, gleicht eher einer intriganten Schlangengrube. Ihr Vater und ihr Bruder machen ihr Vorschriften, sie bekommt bei einem alten Fräulein Unterricht in Höfischer Etikette und leistet sich gleich zu Beginn einen, für den Hofstaat fürchterlichen Fauxpas, worauf alle hinter vorgehaltener Hand über sie tuscheln. Dabei hat sie eigentlich ihren Verlobten in einer pikanten Situation erwischt. Charlotte will und kann sich nicht damit abfinden in solch eine Ehe hineinmanövriert zu werden, doch ihr Aufbegehren scheint aussichtslos. Doch wie der Hofnarr zu sagen pflegte: das Herz findet seinen Weg und so auch Charlottes…

„Blutrote Lilien“ ist ein historischer Jugendroman, der sich mit dem höfischen Leben in Frankreich zu Beginn des 17. Jahrhunderts auseinandersetzt. Nicht nur die Etikette einer Frau spielte eine entscheidende Rolle in ihrem Leben, sondern auch die arrangierten Ehen, in die sich die Frauen von hohem gesellschaftlichen Rang zwängen lassen mussten, denn ein Mitspracherecht besaßen sie nicht. Auch spricht Kathleen Weise offen über die Problematik zwischen den Katholiken und den Hugenotten, dessen schwelender Konflikt, die damalige Zeit überschattete. Mit Charlotte schickte die Autorin eine unangepasste, junge und impulsive Frau in diese Kulisse, die auf jeden Fall anecken musste und für die das Leben am Louvre nicht gerade reibungslos verlief. Das und Charlotte selbst, die sich nicht unterkriegen lässt, machen den Charme dieses Buches aus.

Der Schreibstil der Autorin ist sehr flüssig und angenehm zu lesen. Mühelos flogen mir die Seiten unter den Fingern davon und die Spannung, die Frau Weise aufzubauen versteht, lies mich an den Seiten kleben, bis auch die letzte umgeblättert war. Charlotte ist in dieser Geschichte die Ich-Erzählerin und steht im Mittelpunkt der Ereignisse. So erfährt man sehr viel von ihrem Gefühlsleben und über ihre Sicht auf die Dinge.

Gerade mit Charlotte ist der Autorin eine tolle Protagonistin gelungen! Sie ist sehr naiv, als sie an den Pariser Hof kommt und sie geht auch mit einer gewissen jugendlichen Naivität die Dinge an, doch bald merkt sie, dass alles mehr Schein als Sein ist und hintenherum die fiesesten Ränke geschmiedet werden. Selbst mit ihrem Bruder Henri kommt sie irgendwann nicht mehr klar, denn er durchläuft eine negative Veränderung im Laufe der Geschichte. Auch der Prinz Condé wird sehr klar und kraftvoll charakterisiert, er bleibt aber bis kurz vor Schluss geheimnisvoll. Auch die Nebenfiguren wie der Narr, Charlottes Freundin Sophie oder ihr Vater und der König sind gut gezeichnet, so dass man sehr gut zu Recht kommt.

Die Umschlaggestaltung des Hardcovers ist ein wenig chaotisch geraten. Zwischen Blumen, Blätterranken und Blutstropfen geht der Buchtitel fast unter, dennoch finde ich es recht ansprechend. Im Inneren des Buches befindet sich gleich zu Beginn ein kleiner versiegelter Umschlag, den man als Leser öffnen und lesen darf, bevor man in die Geschichte eintaucht. Das ist ein tolles Detail! Die Schrift ist recht groß und gut lesbar.

„Blutrote Lilien“ ist ein historischer Jugendroman, der mich dermaßen gefesselt hat, dass ich ihn in einem Rutsch durchgelesen habe!!!

6 von 6 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 26.04.2011
Zwei Kerzen für den Teufel
Gallego García, Laura

Zwei Kerzen für den Teufel


sehr gut

Engel vs. Dämonen

Cat ist 16 und bisher mit ihrem Vater, einem Engel, durch die halbe Welt gezogen. Doch nun ist ihr Vater tot, ermordet von Dämonen und Cat findet sich plötzlich allein in der Welt wieder. Nur ihr Wunsch nach Rache an den Mördern ihres Vaters treibt sie an und führt sie über Barcelona, wo sie von einem unbekannten Wesen angegriffen wird, nach Madrid. Dort wird sie erst von einem Engel ziemlich unwirsch abgewiesen und trifft den jungen Dämonen Angelo, der sich überraschend bereit erklärt, ihr zu helfen. Ob das an dem Engelschwert lag, dass sie ihm an die Gurgel gehalten hat, oder etwas anderes dahinter steckt? Weitere Nachforschungen führen Cat und Angelo nach Berlin, wo etwas geschieht, dass Cats Leben eine ganz neue Wendung gibt…

Laura Gallego García hat mit „Zwei Kerzen für den Teufel“ einen Jugendroman geschrieben, der sich auf lockere Art und Weise mit dem mythologischen Thema Engel und Dämonen befasst. Durch die menschliche Hauptprotagonistin Cat lernt man Engel und Dämonen aus ihrer Sicht kennen und auch die Vorurteile, die sie gegen die jeweiligen Spezies hegt, obwohl sie mit dem Wissen aufgewachsen ist, dass beide Seiten existieren und seit Anbeginn der Zeiten gegeneinander kämpfen. Auch auf die Problematik der Herkunft des Menschen geht die Autorin ein und weicht hier vom herkömmlichen Glauben ab. Das fand ich aber durchaus erfrischend, da nicht immer die ausgetrampelten Pfade begangen werden, sondern auch mal querfeldein gelaufen wird.

Der Schreibstil von Frau García ist sehr flüssig zu lesen. Er ist direkt auf ein jüngeres Lesepublikum zugeschnitten, das heißt es gibt oft kurze, knappe Sätze und auch ein wenig Teenie-Slang, der aber nie blöd oder unpassend wirkt. Die Geschichte selbst wird aus Cats Perspektive erzählt, sie fungiert als Ich-Erzählerin und man weiß als Leser immer nur genau so viel, wie auch sie weiß. Ich habe den Erzählstil als sehr passend und erfrischend empfunden.

Die Figuren sind vor meinem inneren Auge sofort zum Leben erwacht. Gerade Cat, von der man alle Gedanken und Gefühle kennt, wirkt überaus lebendig und ich konnte ihre Beweggründe fast immer sehr gut nachvollziehen. Sie hat ein aufbrausendes Temperament, ist dickköpfig und kann einem Dämon schon mal Kontra geben. Trotz ihrer jungen Jahre handelt oder benimmt sie sich selten kindisch. Ihr Begleiter Angelo ist ein Dämon: fies, gefühlskalt und, ja genau: dämonisch! Und trotzdem hilft er Cat, erst freiwillig und dann gezwungenermaßen. Seine Beweggründe dafür erfährt man erst ganz zum Schluss. Auch einer breiten Palette an Erzengeln und weiteren Dämonen und Höllenfürsten begegnet man im Laufe der Geschichte, und auch sie sind alle klar und intensiv gezeichnete Charaktere.

Die Covergestaltung der Klappenbroschur finde ich ganz schön. Hier ist die Rückseite eines Menschen mit Engelsflügeln und einem Engelschwert zu sehen, um die sich ein paar Ornamente ranken. Der Hintergrund ist in schwarz und rötlichem braun gehalten auf dem Der Titel und der Name der Autorin, sowie das Schwert erhaben eingeprägt sind.

„Zwei Kerzen für den Teufel“ ist ein kurzweiliger, schön geschriebener und konstruierter Jugendroman, der ohne Liebeskitsch auskommt, mir ein paar sehr schöne Lesestunden beschert hat und mit einem Ende aufwartet, das ich so nicht unbedingt erwartet hätte

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 24.04.2011
Der Name des Windes / Die Königsmörder-Chronik. Erster Tag
Rothfuss, Patrick

Der Name des Windes / Die Königsmörder-Chronik. Erster Tag


ausgezeichnet

Mein Name ist Kvothe. Ihr habt womöglich schon von mir gehört…

In einem abgelegenen Wirtshaus versteckt sich der womöglich größte Magier seiner Zeit unter dem Decknamen Kote vor der Welt. Doch plötzlich tauchen dämonische Spinnen auf den, eh schon unsicheren, Straßen der Gegend auf und Kvothe macht sich daran, sie zu beseitigen. Dabei lernt er den Chronisten kennen, der ihn überredet, seine Geschichte aufschreiben zu dürfen. Langsam versinken Kvothe, sein Schüler Bast und der Chronist in den Anfängen von Kvothes Leben, auf dem Weg dorthin, wo er zu dem wurde, was er nun ist: Der größte Magier seiner Zeit! Und dieser Weg war steinig…

Zu allererst muss ich sagen, dass ich dieses Buch schon zum zweiten Mal gelesen habe. Das erste Mal auf Englisch und nun nochmal auf Deutsch und seine Magie ist ungebrochen! Kvothes Geschichte nimmt einen ab der ersten Seite gefangen, schubst einen in einen Strudel der Gefahren, der Abenteuer und der Musik, die das frühe Leben des angehenden Magiers bestimmen. Und natürlich das Lernen verschiedener Künste steht hier im Mittelpunkt. Aber es ist nicht so, wie in anderen Geschichten, denn Kvothe ist zwar sehr begabt und mittelos, aber er muss einige Fehl- und Rückschläge einstecken, es läuft nicht alles so reibungslos, wie es bei den meisten Helden der Fall ist. Und auch das Mädchen entschlüpft ihm immer wieder.

Der Schreibstil von Patrick Rothfuss ist einmalig gut! Ganz mühelos und flüssig lotst er denn Leser durch die Seiten seines Buches, immer darauf bedacht, die Spannung hoch zu halten und mir kam es vor, als wäre das seine leichteste Übung! Bevor Kvothe seine Geschichte beginnt, werden die Ereignisse rund um Kotes Wirtshaus aus der Sicht des auktorialen Erzählers geschildert, während Kvothe erzählt, ist er natürlich der personelle Ich-Erzähler, aus dessen Perspektive man alles erlebt. Natürlich weiß Kvothe zu diesem Zeitpunkt schon, was alles geschehen ist und greift auch manchmal den Ereignissen voraus oder schürt mit geschickt eingestreuten Bemerkungen die Neugier des Lesers.

Die Figuren, vor allem die Kvothes, sind so gut und facettenreich ausgearbeitet, wie man es sich nur wünschen kann! Schnell stellt man eine Sympathie zu Kote/Kvothe her und beginnt mit ihm mit zu fiebern. Für die Dorfbewohner ist er einfach nur der Wirt Kote, aber für Bast und den Chronisten ist er der Mann, um den sich schon seit seiner Jugend Heldensagen rankten, der Junge der loszog, um den Namen des Windes zu lernen. Sein Schüler Bast ist von eher aufbrausender Natur, der versucht seinen Meister vor seinem eigenen Abgrund zu bewahren. Der Chronist ist der Schreiber, ein ruhigerer Geselle, er ist da, damit wir diese Geschichte lesen können.

Der Umschlag dieses Hardcovers ist eigentlich relativ schlicht gehalten. Im Mittelpunkt steht der Titel des Buches in einem, mit rot-bräunlichen Ornamenten umrankten Rondell auf sandbraunem Untergrund. Darunter steht eine einsame, dunkle Gestalt mit Umhang und Stab, die in die Ferne blickt. Mir gefällt dieses Cover total gut, denn irgendwie schafft es, die Stimmung des Buches einzufangen.

„Der Name des Windes“ von Patrick Rothfuss ist ein Buch, dass man Liebhaber der klassischen Fantasy unbedingt gelesen haben sollte, denn es ist tatsächlich das Beste, was der Fantasy Markt derzeit zu bieten hat! Eine Geschichte, wie der Wind selbst: grenzenlos gut!

7 von 11 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 17.04.2011
Gargoyle
Davidson, Andrew

Gargoyle


ausgezeichnet

Ein Engel in Menschengestalt

Ein Mann erleidet bei einem schlimmen Autounfall unter Drogeneinfluss schwerste Verbrennungen und überlebt nur knapp. Nun beginnen die heftigsten Stunden seines bisherigen Lebens, starke Schmerzen, Abschabungen und Hauttransplantationen bestimmen seinen Tagesablauf. Alle seine Freunde haben sich, nachdem sie einen Blick auf sein entstelltes Äußeres geworfen haben, von ihm abgewandt. Seinen eigenen Selbstmord nach der Entlassung aus dem Krankenhaus hat er schon bis ins Detail geplant. Da taucht plötzlich aus dem Nichts eine fremde Frau auf, die sich als Marianne Engel vorstellt und meint, sie wären schon im mittelalterlichen Deutschland ein Liebespaar gewesen. Sie weicht fortan nicht von seiner Seite, erzählt Geschichten, liest aus Dantes „Hölle“ vor und schenkt ihm neuen Lebensmut. Doch was ist dran an ihrer Geschichte, die angeblich vor 700 Jahren im Kloster Engelthal seinen Anfang nahm?

Nachdem ich Andrew Davidsons Erstlingswerk „Gargoyle“ zugeklappt habe, war mein erster Gedanke, was für ein besonderes Buch es doch gewesen war. Nicht allein die Schilderungen des Unfalls, bei dem der Mann den Großteil seiner Haut, sowie ein paar Fußzehen, Finger und seinen Penis eingebüßt hat oder seine Leidensgeschichte, der Kampf ums Überleben im Krankenhaus machen den Reiz dieses Buches aus. Sondern die Schilderungen Marianne Engels, was in ihrem früheren Leben im mittelalterlichen Deutschland geschah und auch ihre Erzählungen, die sie geschickt einbringt, sind äußerst spannend, unterhaltsam und rührend. So hat mich z.B. die Geschichte des Wikingers oder die der Bauersfrau Vicky besonders gut gefallen. Um was es hier genau geht, darauf mag ich nicht weiter eingehen, um nichts vorwegzunehmen.

Der Erzählstil des Autors ist zu Beginn sehr dramatisch und heftig, als der Ich-Erzähler seinen Unfall erlebt, das ebbt aber im weiteren Verlauf der Geschichte ein wenig ab, was nicht bedeutet, dass er weniger detailliert ist. Man muss sich auf sehr genau beschriebene Behandlungsmethoden zur Heilung von Verbrennungsopfern einstellen, ich fand dies aber total interessant! Durch die Erzählungen von Marianne Engel wird der Storyverlauf schön aufgelockert, vor allem weil sich hier ein weiterer Ich-Erzähler zu dem des verbrannten Mannes gesellt. Dieser, wie auch der Perspektivwechsel, der in den Geschichten, die Marianne Engel erzählt, zum auktorialen Erzähler wechselt, gibt der Geschichte eine Tiefe, schafft intensive Spannungsmomente und Augenblicke voller Gefühl.

Die Charaktere sind sehr detailliert ausgearbeitet. Vom verbrannten Mann erfährt man im Verlauf der Geschichte so ziemlich alles, seine Gedanken, seine Gefühle und seine komplette Lebensgeschichte, aber niemals seinen Namen! Durch Marianne findet er neuen Lebensmut, aber auch eine Gefährtin, eine Liebe, die er in seinem bisherigen Leben nie gekannt hat. Marianne Engel selbst ist eins sehr zwiegespaltene Persönlichkeit, eine Bildhauerin, die Felsbrocken Gargoyles entlockt, und war schon wegen psychischer Probleme in klinischer Behandlung. Dennoch oder gerade deswegen liebe ich ihren Charakter, in dem so viel Persönlichkeit steckt! Auch die Nebendarsteller sind sehr stark ausgearbeitet und strahlen eine Präsenz aus, wenn sie auf der Bildfläche erscheinen.

Die Umschlaggestaltung des Hardcovers ist eine der Schönsten, die ich seit langem gesehen habe. Ein schemenhafter, menschlicher Körper mit Engelsflügeln ziert das dunkle Coverbild, auf dem der Titel des Buchs, der Name des Autors, sowie ein gotisch gestaltetes großes G erhaben ins spiegelnder, silberner Schrift aufgeprägt sind.

Mein Fazit lautet: Eine großartige abwechslungsreiche Geschichte von einem Neubeginn mit viel Tiefgang, die mich zum Schluss in melancholischer Stimmung zurückgelassen hat. Irgendwie hatte ich eine Leere im Herzen, dabei hatte Marianne Engel so viel Liebe zu geben!

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 12.04.2011
Tor zum Schattenland
Broicher, Miriam

Tor zum Schattenland


weniger gut

Ein fantastisches Land in Not!

Eigentlich ist Lea ein ganz normales 17-jähriges Mädchen, das zur Schule geht, Tennis spielt und sich gerne mit ihren Freundinnen trifft. Einzig ihr Hobby, Waffen sammeln, ist ein wenig ungewöhnlich. Doch kurz nach ihrem 17. Geburtstag häufen sich aber merkwürdige Vorfälle und Lea glaubt öfter etwas zu sehen, was gar nicht da ist. Als sie eines Abends drei komische Männer verfolgt, schlittert sie in ein unglaubliches Abenteuer hinein, dass sie erst ins Krankenhaus und dann in das fantastische Land Arkanus führt, in dem man schon lange auf Leas Ankunft gewartet hat, denn sie ist die Auserwählte, die dem Land, in dem seit fast tausend Jahren ein unerbittlicher Krieg tobt, das Licht zurückbringen kann…

Viele gute Ansätze und ganz viel Fantasie, sowie ein schöner Schreibstil finden sich in diesem Werk der jungen Autorin Miriam Broicher. Das Land Arkanus ist gespickt von fantastischen Wesen wie Feen, Elfen, Einhörnern, aber auch von finsteren Kreaturen wie Harpien, Kquals oder Krolls. Diesen Wesen begegnet die junge Protagonistin Lea auf ihrer langen und schwierigen Mission, das Land vom Krieg zu befreien. Begleitet wird sie von edlen Rittern des weißen Königs. Bei der Schaffung des Landes und der Wesen hat Miriam Broicher sehr viel Fantasie bewiesen, doch manchmal tauchen einfach zu viele fantastische Wesen auf einmal auf, so dass man als Leser von der Vielfalt fast erschlagen wird. Am Schluss reihen sich die Ereignisse leider nur hopplahopp aneinander.

Der Schreibstil der Autorin ist schön flüssig zu lesen und weitestgehend frei von stilistischen Stolpersteinen. Auch wunderbare Beschreibungen der Wesen oder der Landstriche sind ihr gut gelungen, wobei ich mir mehr von diesen an vielen Stellen im Schattenland gewünscht hätte. Trotz allem hat mich der Schreibstil nicht richtig fesseln können, er kam mir manchmal sogar langatmig vor und ich habe einen Abschnitt sogar mal fast nur überflogen. Dies könnte aber auch an fantastische-Wesen-overkill gelegen haben. Es gibt, vor allem zum Schluss hin, sehr interessante Perspektivwechsel in der Geschichte, die der Geschichte zuvor sehr gut getan hätten. So ist man über weite Strecken immer nur Lea und ihrem Trupp nachgetrottet.

Den Protagonisten stehe ich sehr zwiegespalten gegenüber. Lea, der Rabe und Ninuq am Anfang, Bianca oder Calacrius sind sehr gut ausgearbeitet, man findet schnell Zugang zu den Personen oder sie lösen Gefühle beim Lesen aus. Die Nebenfiguren, wie Leas Familie oder die Ritter, sie sie begleiten, bleiben die ganze Zeit über sehr blass und langweilig. Auch die im Klappentext erwähnte Liebesgeschichte, die erst ganz zum Schluss in der Geschichte auftaucht, kam für mich daher eher unglaubwürdig rüber.

Die Covergestaltung ist sehr schlicht, gefällt mir aber ausgesprochen gut! Auf einem ganz weißen Hintergrund blicken einen zwei grüne Augen geheimnisvoll aus einem Schemenhaften Gesicht entgegen. Der Buchtitel ist in silbernen Lettern auf dem Buchdeckel eingeprägt.

Nach einem guten Start, einem zwar interessanten, aber zähen Mittelteil und einem ziemlich hektischen Schluss, bin ich froh, das Buch endlich beendet zu haben. Es sind definitiv gute Ansätze vorhanden und sehr viele tolle Ideen wurden in „Tor zum Schattenland“ verarbeitet, dennoch war das Buch für mich leider kein großer Genuss!

Bewertung vom 04.04.2011
Nachtgeboren / Darkborn Trilogie Bd.1
Sinclair, Alison

Nachtgeboren / Darkborn Trilogie Bd.1


sehr gut

Neue, frische Ideen gepaart mit einer spannenden Story!

Balthasar Hearne hilft einer ehemaligen Bekannten in einer Nacht- und Nebelaktion Zwillinge auf die Welt zu bringen. Die beiden nachtgeborenen Babys haben aber eine Besonderheit: Sie können sehen! Das ist nämlich ein Privileg, das den Lichtgeborenen vorbehalten ist. Die Nachtgeborenen orientieren sich mittels Sonar und senden Peilrufe aus, da sie nicht sehen können und Licht tötet sie, genauso wie die Lichtgeborenen das Licht zum Leben brauchen. Kurz nachdem Balthasars Schwester Olivede, eine Magierheilerin, die Kinder weggebracht hat, wird er in seinem Haus überfallen und fast totgeprügelt, weil er den Aufenthaltsort der Kinder nicht verraten will. Glücklicherweise treffen seine Frau Telmaine, seine Töchter und Baron Strumheller ein, um ihm das Leben zu retten. Doch Töchterchen Florilinde wird von den Schlägern entführt und eine verzweifelte Suche nach dem Kind beginnt!

In das Buch hineinzukommen viel mir dieses Mal etwas schwerer als üblich, was aber daran lag, dass die Nachtgeborenen schon anders sind, als normale Menschen. Man muss sich daran gewöhnen, dass sie nicht normal sehen können, sondern alles mit ihrem Sonar abtasten. Die Geschichte spielt fast nur nachts, nachdem die Glocke geläutet hat, denn im Licht verbrennen die Nachtgeborenen wie Vampire zu Asche. Da es sowieso immer dunkel ist, wären zwar nicht viele Farben zu erkennen gewesen, aber dass die ganze Geschichte ohne die bloße Erwähnung von Farben auskommt, war für mich am Anfang etwas merkwürdig. Die Nachtgeborenen verachten und unterdrücken auch die natürlich vorkommende Magie, dafür legen sie unglaublichen Wert auf die neueste Mode, die ja keiner sehen kann. Das konnte ich nicht unbedingt nachvollziehen.

Der Erzählstil ist mir am Anfang fast ein wenig zu trocken gewesen, aber mit der Zeit kam ich gut in die Welt der Nachtgeborenen hinein. Da sie die Welt ganz anders wahrnehmen als normale Menschen, muss man sich erst mal darauf einstellen und auch darauf einlassen können. Aber je weiter die Geschichte fortschreitet, desto besser hat sie mir gefallen und desto flüssiger kam mir auch der Schreibstil der Autorin vor. Der Schluss hat mich dann mit seinen rasanten Ereignissen so gefesselt und überzeugt, dass ich es kaum erwarten kann, bis es weitergeht!

Die Charaktere kann man sich äußerlich nur sehr schwer vorstellen, darum müssen die Charaktere innerlich sehr stark angelegt sein, um sich ein gutes Bild von ihnen machen zu können. Dies ist Alison Sinclair meines Erachtens super gelungen! Die Personen wie Balthasar, Telmaine und Ishmail sind tiefgründig und fundiert angelegt und ganz wunderbar ausgearbeitet. Balthasar ist der sanfte Gelehrte, der sich glücklich schätzen kann, eine Prinzessin geheiratet zu haben. Seine Frau, Telmaine, bewegt sich in der hohen Gesellschaft und hat Eigenschaften aus beiden Gesellschaftsschichten. Aber unter alldem ist sie eine sehr starke Frau mit einem Geheimnis! Baron Strumheller ist der schlaue, aber geächtete Magier, der in die Ereignisse verwickelt wird.

Das Cover des Paperbacks ist wunderschön! Dunkel und düster steht eine hübsche, junge Frau mit wallendem Kleid und Spitzenhandschuhe vor einem dunklen Tor. Die Schrift des Buchtitels hebt sich heller und glänzend vor dem Hintergrund ab.

„Nachtgeboren“ von Alison Sinclair wartet mit frischen, unverbrauchten Ideen und einer Gesellschaft auf, die ich so noch nicht kennenlernen durfte! Das alles hat mir sehr gut gefallen und die spannende Story, die ganz ohne kitschige Liebesszenen auskommt, hat mich, gerade zum Ende hin, sehr in ihren Bann geschlagen!

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 29.03.2011
Hagen von Tronje
Hohlbein, Wolfgang

Hagen von Tronje


ausgezeichnet

Ein düsterer Held

Hagen von Tronje ist schon zu Lebzeiten eine Gestalt, um die Heldengeschichten gesponnen wurden. Er ist Gunthers Waffenmeister und der beste Recke des Königs von Burgund. Er würde für Gunther und seine Familie sein Leben geben. Eines Tages erscheint der sagenumwobene Drachentöter und Nibelungenherrscher Siegfried am Hofe von Worms mitsamt seiner zwölf Nibelungenreiter und will Burgund durch einen Zweikampf erobern. Vom ersten Augenblick an entbrennt Hagen in Misstrauen und Hass dem jungen, gutaussehenden Siegfried gegenüber, der zwar nun nicht mehr mit Waffengewalt, sondern durch schleichende Unterwanderung Worms zu erobern versucht. Doch bald stehen Hagen, Gunther und Siegfried vor einem neuen Problem: Die Dänen- und der Sachsenkönige Lüdeger und Lüdegast wollen einen Krieg mit dem wohlhabenden Königreich Burgund anzetteln und Hagen und Siegfried ziehen Seite an Seite in die Schlacht… aber gegen welchen Feind muss Hagen wirklich kämpfen?

Ich habe noch nicht viele Bücher von Wolfgang Hohlbein gelesen, nicht aus Absicht, sondern, weil es sich irgendwie nie wirklich ergeben hat. „Hagen von Tronje“ ist schon ein älteres Buch von Herrn Hohlbein, das 1986 das erste Mal verlegt wurde. Ohne die Neuauflage aus dem Ueberreuter Verlag wäre ich auch niemals auf dieses spannende und düstere Buch aufmerksam geworden! Da ich sehr gerne „Rittergeschichten“ aus dem düsteren Mittelalter mag, habe ich, ohne sonderlich hohe Erwartungen, zu diesem Buch gegriffen und wurde sofort in den Sog der Geschichte gezogen. Die Nibelungensage um Siegfried den Drachentöter strahlt immer noch eine Faszination aus, wie keine Sage sonst in unserem Raum.

Der Schreibstil des Autors ist wunderbar flüssig zu lesen, aber man merkt sofort, dass man es hier mit einem Buch für Erwachsene zu tun hat, denn die Sprache ist um einiges komplexer, als in den ganzen aktuellen (Jugend-)Fantasy Büchern. Dieser Stil verleiht der Geschichte Tiefe und Weite und zwingt sie nicht in einen vorgegeben Rahmen, sondern überlässt auch vieles der Fantasie des Lesers. Die Düsternis des tiefen Mittelalters wird sehr gut herübergebracht und das hier nicht alles mit rechten Dingen zugeht, sondern auch Magie und vermutlich göttliche Wesen ihre Finger im Spiel haben, schwingt immer nur am Rande mit. Ein Gesicht bekommt diese Ahnung durch den Albenkönig Alberich.

Das Hauptaugenmerk liegt hier natürlich auf dem düsteren Helden Hagen von Tronje, der mich sofort für sich einnehmen konnte, obwohl er so kantig und rau ist. Aber gerade das macht ihn zu einem menschlichen Helden, im Gegensatz zu Siegfried, dem etwas Göttliches und Strahlendes anhaftet. Dies und seine Stärke und sein „Zauberschwert“ Balmung lassen ihn auch überheblich und spöttisch werden. Auch König Gunther oder Hagens Bruder Dankwart und Kriemhild sind scharf charakterisiert und wirken sehr lebendig.

Das Cover des 496-Seiten starken Paperbacks ist ebenso düster ausgefallen, wie die Grundstimmung des Romans selbst. Ein Ritter in voller Rüstung, bewaffnet mit einer Turnierlanze und mit dem roten Mantel der burgunder Reiterei bekleidet prescht im vollen Galopp auf einem dunklen Pferd vor einem düsteren grau-braunen Hintergrund dahin.

Das Buch hat mich von der ersten Seite in die Welt der Sagen und Legenden hineingezogen und mich erst wieder ausgespuckt, als die letzte Seite gelesen war!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 17.03.2011
Red Riding Hood - Unter dem Wolfsmond
Blakley-Cartwright, Sarah

Red Riding Hood - Unter dem Wolfsmond


sehr gut

Wer hat Angst vor dem bösen Wolf?

Die 17-jährige Valerie und ihre ältere Schwester Lucie leben in dem kleinen Dörfchen Daggorhorn das schon seit Jahrzenten vor einem Werwolf zittert, sich hinter Zäunen verschanzt und jeden Vollmond ein Tier opfert, um den Wolf zu besänftigen. Doch plötzlich erscheint nach einem Tag harter Feldarbeit der rote Blutmond am Himmel und Panik bricht auf dem Feld unter den Dörflern aus. Alle beeilen sich, sich hinter den großen Zaun in Sicherheit zu bringen. Valerie wird von ihrer Schwester Lucie getrennt und am nächsten Morgen erreicht sie die Hiobsbotschaft: Lucie wurde vom Wolf gerissen. Und der Wolf will, dass Valerie mit ihm geht! Hat Valeries verloren geglaubte Jugendliebe Peter, der auf einmal wieder im Dorf aufgetaucht ist, etwas mit dem Werwolf zu tun?

„Red Riding Hood“ ist das Buch zu dem gleichnamigen Film, der am 21.04.2011 bei uns in den Kinos anläuft. In einem Vorwort schreibt die Regisseurin, dass sie die vielen Beziehungen und Geschichten unter den Dörflern nicht in den Film gepackt kriegt und sie deshalb eine befreundete Autorin gefragt hat, ob sie nicht einen Roman dazu schreiben möchte, der alles etwas detaillierter beleuchte.

Glücklicherweise hat Frau Blakely-Cartwright ja gesagt, denn sie hat die Geschichte, die auf einer Idee von Leonardo DiCaprio für eine modernere Version des Märchens „Rotkäppchen“ basiert, wunderbar in eine Romanform gebracht, die mich wirklich ans Buch gefesselt hat! Ich wollte unbedingt und zu jeder Zeit wissen, wie es mit Valerie, Henry und Peter weitergeht und wer denn eigentlich der Werwolf ist. Deshalb ist für mich der Schluss das einzige, was ein wenig unbefriedigend ist.

Der Schreibstil der Autorin gefällt mir total gut. Sie mischt gekonnt lange, verschachtelte Sätze mit kurzen knappen Aussagen, die die düstere Atmosphäre, die nach dem Tod Lucies im Dorf herrscht, sehr gut verdeutlichen. Rasend schnell sind die Seiten durch meine Finger gewandert, ich war gefesselt von der düsteren Geschichte und den Gefühlen der Protagonisten. Durch schnelle Schnitte und Szenewechsel wurde die Spannung noch verstärkt und man wähnte sich schon fast im Film. Zwar geht es auch hier um die Liebe, aber sie steht dann doch nicht so sehr im Zentrum, sondern ist eher der Faktor im Hintergrund, der das Handeln der Personen antreibt. Für meinen Geschmack hätte Valeries Großmutter noch einen größeren Stellenwert in der Story einnehmen müssen, um der Märchenvorlage gerecht zu werden.

Die Protagonisten haben wir alle sehr gut gefallen und sind tief genug angelegt, um Entwicklungen und tiefgreifende Entscheidungen zu erlauben. Valerie steht im Mittelpunkt des Geschehens und mit ihr ihre Familie, was die, etwas außerhalb lebende Großmutter, einschließt. Valerie war noch nie verliebt, aber als Peter nach 10 Jahren wieder auftaucht, ist es um sie geschehen. Peter ist sehr geheimnisvoll und gutaussehend und auch er kann sich der Anziehung zwischen ihm und Valerie nicht verschließen, auch wenn er es zwischenzeitlich versucht, als er erfährt, dass sie mit Henry verlobt wurde. Henry ist der „Gute“ in dieser Geschichte, hat aber auch seine seelischen Abgründe, was ihn total sympathisch macht. Mit ihm habe ich viel mitgelitten! Die Großmutter war für mich nicht ganz greifbar, auch sie war geheimnisumwittert und irgendwann hat man als Leser einfach jeden verdächtigt, dass er der Werwolf sein könnte!

Das Cover passt in seiner Düsternis ganz wunderbar zur Geschichte. Ein Mädchen mit rotem Umhang steht auf einer dunklen Waldlichtung. Nur der Umhang sticht durch seine rote Farbe daraus hervor, ebenso, wie ein blutiger Handabdruck im Titel.

Das Buch „Red Riding Hood“ hat mir wirklich gefallen, auch wenn es mit dem Märchen „Rotkäppchen“ nicht mehr viel gemein hat. Es hat auch die Vorfreude auf den Kinofilm um ein Vielfaches erhöht, so dass ich es kaum mehr erwarten kann!

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.