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Benutzername: 
Hornita
Wohnort: 
Augsburg

Bewertungen

Insgesamt 610 Bewertungen
Bewertung vom 29.06.2023
Die Postkarte
Berest, Anne

Die Postkarte


ausgezeichnet

Schicksal einer Familie;
Das Buch ist in vier ganz unterschiedliche Abschnitte unterteilt, ja regelrecht komponiert. Lélia, die nach dem Erhalt der rätselhaften Postkarte ihrer Tochter Anne erzählt, was sie über das Schicksal ihrer Familie von der mehrfachen Flucht bis deren Tod in Auschwitz herausgefunden hat. Mir hat die chronologische Darstellung gut gefallen, da es bei diesem Thema keine dramaturgischen Kniffe braucht und man sich so den Personen sehr nah fühlen konnte. Ab dem zweiten Teil beginnt Anne einige Jahre später Nachforschungen zu dieser Postkarte anzustellen und das ist eine bewegende Entdeckungsreise und Detektivarbeit. Die französische Perspektive fand ich sehr interessant. Die Unberechenbarkeit von Zufall und Willkür wird einem wieder eindringlich bewusst gemacht. Auch der Schreibstil hat mir sehr gut gefallen. Das Buch ist ansprechend geschrieben und trotz der teilweise schlimmen Inhalte wollte ich immer weiter lesen und mehr über das Leben der Familie erfahren, deren Schicksal bereits bekannt war. Ein tolles Buch, das zu Recht so erfolgreich ist.

Bewertung vom 29.06.2023
Sommersonnenwende / Wolf und Berg ermitteln Bd.1
Engman, Pascal;Selåker, Johannes

Sommersonnenwende / Wolf und Berg ermitteln Bd.1


sehr gut

Zurück in die 1990er Jahre;
Dieser Thriller spielt im Sommer 1994, der für die Schweden ganz besonders war. Flankiert wird die Handlung von der Fußball-Weltmeisterschaft und einem Amoklauf. Die damalige Zeit wird durch viele kleine Details ganz nebenher wunderbar heraufbeschworen. Der Thriller selber ist gut aufgebaut und wird spannend erzählt. Mir hat sehr gut gefallen, dass die Ermittlungen von zwei Seiten unabhängig voneinander betrieben werden: zum einen der Kommissar Tomas und die Journalistin Vera. Beide Charaktere sind komplex und interessant und ihre Ermittlungen konnte ich gut nachvollziehen. Jeder hat einen ganz eigenen Blickwinkel und setzt seine Ideen glaubhaft um. Was mich ein kleines bisschen gestört hat, sind die umfangreichen Details zum Privatleben der beiden und die damit verbundenen Probleme, die mir gerade in der ersten Buchhälfte zu viel waren. Trotzdem ist es ein gelungenes Buch, das vor allem zum Ende hin sehr spannend ist. Genauso, wie man es von einem Thriller erwartet!

Bewertung vom 20.06.2023
Refugium / Stormland Bd.1
Lindqvist, John Ajvide

Refugium / Stormland Bd.1


ausgezeichnet

Nordic Crime at its best;
Die Kapitel sind angenehm kurz und viele verschiedene Perspektiven wechseln sich ab. So wird es nie langweilig und die Handlung wird vorangetrieben. Der Schreibstil ist sachlich und erinnert mich etwas an die Millennium-Saga von Stieg Larsson, die direkt im Buch vorkommt. Bei den Hauptfiguren Kim und Julia sehe ich einige Parallelen zu Mikael Blomkvist und Lisbeth Salander (vom Geschlecht einmal abgesehen), aber sie waren subtil und haben mich nicht gestört. Kim und Julia sind freiheitsliebende, eigenwillige Persönlichkeiten und für mich wurde sehr glaubhaft geschildert, wie sie zu einem sehr unkonventionellen, aber effizienten Team zusammengefunden haben. Die Handlung beginnt rasant und wird logisch aufgebaut. Mir hat es sehr gut gefallen, es war immer spannend und ich wollte das Buch nie zur Seite legen. Mein erster Lindqvist war sicher nicht der letzte und ich kann ihn uneingeschränkt empfehlen.

Bewertung vom 20.06.2023
Die unglaubliche Grace Adams
Littlewood, Fran

Die unglaubliche Grace Adams


gut

Mit Luft nach oben;
Von Anfang an fühlte ich mich an den Film „Falling Down“ erinnert und im Nachwort erklärt die Autorin auch, dass der Film bzw. das zugrundeliegende Buch sie inspiriert hat. Auch wenn Grace nicht wirklich Amok läuft, so sind mir die Parallelen einfach zu viele und ich hätte mir gewünscht, dass die Autorin unabhängig von der Inspiration mehr eigene Ideen entwickelt hätte. Das Buch lebt von der sehr sympathischen Grace, die sich in einer Lebenskrise befindet, allerdings etwas eindimensional dargestellt wird. Ich kann mir vorstellen, dass sich viele Frauen darin wiederfinden, mir war allerdings das Mutterthema vor allem im letzten Drittel zu viel. Der Schreibstil ist angenehm und durch die sich abwechselnden Erzählzeiten bleibt es immer spannend, da es bis zum Schluss Erzählansätze gibt, die einiges offen lassen und für Interesse sorgen. Für den Schreibstil würde ich vier Sterne vergeben, aber für die vielen Parallelen zu „Falling Down“ und das etwas einseitige – wenn auch ernste - Thema muss ich einen Punkt abziehen. Das Cover passt überhaupt nicht zum Inhalt.

Bewertung vom 20.06.2023
PASO DOBLE
Amrein, T. D.

PASO DOBLE


ausgezeichnet

Stimmiger, spannender Fall;
Ich habe bereits einige Fälle aus der Reihe „Krügers Fälle“ gelesen und was mir immer gut gefallen hat, sind die außergewöhnlichen, gut durchdachten Fälle, die sich von der Krimimasse angenehm abheben. Das trifft auch auf dieses Buch zu, für mich ist es sogar das Stimmigste aus der Reihe, aber ich kenne ja noch nicht alle. Der Charme der Region, der etwas ältere Kommissar Krüger und seine junge Assistentin werden gut und glaubhaft beschrieben. Die Gedanken und Handlungen der Personen lassen sich gut nachvollziehen und sind sehr stimmig. Mir gefällt, dass sich die Handlung zwanglos ohne Hektik entwickelt und trotzdem sehr spannend ist. Das Buch beginnt mit einer Episode in Spanien und ich dachte erst, dass dadurch eventuell schon zu viel verraten wird, aber die Spannung blieb bis zum Schluss und ich hatte einige angenehme Lesestunden.

Bewertung vom 20.06.2023
Katharsis. Drama einer Familie
Reh, Michael

Katharsis. Drama einer Familie


ausgezeichnet

Glaubhaft und bewegend;
Anfangs gibt es nur die Erzählperspektive von Max und einige übergeordnete Rückblenden in die Familiengeschichte, die sich abwechseln und nur erahnen lassen, dass etwas nicht stimmt. Dann kommen weitere Perspektiven von Tätern und Opfern dazu, die das Geschehene noch erschreckender machen, aber gleichzeitig auch sehr glaubhaft. Das verlogene Kleinbürgertum und Schweigen um jeden Preis wird sehr nachvollziehbar beschrieben. Die Familiengeschichte wird richtiggehend seziert und die Wurzel der schrecklichen Ereignisse analysiert, was mir sehr gut gefallen hat. Das Buch liest sich wie ein Zug auf dem Weg zur Kollision und ist sehr spannend aufgebaut. Höhepunkt sind die Enthüllungen im Rahmen des Strafprozesses. Bei dem Thema hätte ich auch ohne diesen gekonnten Spannungsaufbau weitergelesen und hätte ihn gar nicht unbedingt erwartet. Der Schreibstil ist angenehm und lässt sich gut lesen, tritt aber sehr hinter dem Missbrauchsthema zurück, dass in aller Deutlichkeit beschrieben wird.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 12.06.2023
City of Dreams / City on Fire Bd.2
Winslow, Don

City of Dreams / City on Fire Bd.2


ausgezeichnet

Abwechslungsreicher Mafia-Roadtrip;
Der Plot hat vieles zu bieten, Höhen und Tiefen, von allem etwas: eine Mafia Crew auf der Flucht einmal quer durch die USA, mit Danny Ryan eine sympathisch komplexe Hauptfigur, schwierige Familien, überraschende Entwicklungen, neue Geschäftsideen, Hollywood – wirklich abwechslungsreich und ganz anders als bisherige Mafia-Epen. Deshalb war ich wirklich positiv überrascht. Teil eins der Trilogie (City on Fire) hatte ich auch gelesen und fand diesen zweiten Teil deutlich besser. Ich glaube, dass die Vorgeschichte ausreichend erklärt wird, um sich zurechtzufinden. Da viele Personen aus Teil eins nicht mehr leben, kann man sich voll und ganz auf die aktuelle Handlung konzentrieren. Es gibt genug Ansätze für einen dritten Teil, auf den ich mich jetzt schon sehr freue. Der Schreibstil ist der eines geübten Schriftstellers und lässt sich hervorragend lesen.

Bewertung vom 12.06.2023
Emmy Noether. Ihr steiniger Weg an die Weltspitze der Mathematik
Jaeger, Lars

Emmy Noether. Ihr steiniger Weg an die Weltspitze der Mathematik


ausgezeichnet

Anspruchsvoll und erhellend;
Das Buch beginnt mit einer Einführung in den Stand der verschiedenen Wissenschaften um die 1900er Jahrhundertwende, um einordnen zu können, unter welchen Rahmenbedingungen Emmy Noether gewirkt hat. Der Fokus dieser Biographie liegt auf dem wissenschaftlichen Leben Emmy Noethers, private Details sind kaum bekannt und ihr schien wohl ihre Arbeit das wichtigste zu sein. Mit normalem Abiturwissen ohne weiteren mathematischem Hintergrund musste ich mich sehr konzentrieren, um folgen zu können, es hat sich aber gelohnt. Es ist dem Autor gelungen, schwierige wissenschaftlichen Themen so darzustellen, dass man jeweils die Grundidee nachvollziehen kann. Mir hat außerdem sehr gut gefallen, dass der Autor immer auch einen kurzen Hintergrund zu den Personen gegeben hat, die Emmys Lebens- und Schaffensweg geprägt haben oder die sie geprägt hat, sei es die Familie, Ausbilder, Weggenossen oder ihre Studenten und Doktoranten. Besonders erfrischend fand ich vor allem die kritischen Ausführungen zu den diskriminierenden Erfahrungen, die Emmy Noether gemacht haben muss, selbst noch nach ihrem Tod in den Trauerreden. Im Buch befinden sich einige Fotos sowie ausführliche Quellennachweise und ein Anhang für Spezialisten. Hochinteressantes Buch!

Bewertung vom 12.06.2023
Ich, Adeline, Hebamme aus dem Val d’Anniviers
Favre, Adeline

Ich, Adeline, Hebamme aus dem Val d’Anniviers


ausgezeichnet

Tolle Einblicke;
Ihre Erinnerungen hat die Hebamme Adeline bereits im Jahr 1981 veröffentlicht. In dieser Ausgabe gibt es ein Vorwort, dass das Leben zu ihrer Zeit im Eifischtal zu Beginn des 20. Jahrhunderts beschreibt und einordnet. Auch im Nachwort gibt es noch weitere Einordnungen der Erinnerungen Adelines. Mir hat dieses Buch sehr gut gefallen, da auf nahbare Weise und aus erster Hand das Leben der Frauen der damaligen Zeit geschildert wurde und gleichzeitig die Entwicklung der Medizin, die während der Berufstätigkeit Adelines unglaubliche Sprünge gemacht hat, geschildert wird. Anhand der kurzen Beschreibungen echter Fälle taucht man in das Leben dieser Frauen ein und ist manchmal fassungslos, wie anders viele Dinge vor gerade mal 100 Jahren abgelaufen sind und wie das Leben dieser Frauen aussah. Geschichte wird zum Anfassen interessant geschildert. Die Sprache ist angenehm, nahbar und lässt sich gut lesen. Insgesamt ein kurzes, aber sehr gutes Lesevergnügen.