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narnia
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Bewertungen

Insgesamt 1135 Bewertungen
Bewertung vom 27.05.2011
Im Licht der roten Erde
Morrissey, Di

Im Licht der roten Erde


ausgezeichnet

"Und es wird ein Kind kommen, welches die Menschen versöhnt und eins werden lässt."

Australienfreunde werden dieses Buch verschlingen, es birgt viele Geschichten in sich, sie alle haben Mitmenschlichkeit und Verantwortung für seinen Nächsten zum Thema.

Neben der Geschichte eines kleinen Babys, dass ausgerechnet in der Victorian Art Gallery in Melbourne ausgesetzt wird, geht es in diesem Australienroman vorrangig um das Zusammenleben der Weißen mit den Aborigines, den Ureinwohnern Australiens.

"Es ist an der Zeit, dass wir unser Verhältnis zu den australischen Ureinwohnern überdenken."

Bei dem ausgesetzten Baby fand man einen Zettel, auf dem unter anderem stand: "Mein Baby ist zur Hälfte Aborigine, daher möchte ich, dass es bei seinem Stamm auswächst . . ." Aber wo und vor allem wer sollte sich nun um das Baby kümmern und vor allem, wie sollte der richtige Stamm des Babys gefunden werden?

Wie gesagt, dieses Buch birgt viele Geschichten. So machen sich beispielsweise Weiße auf zu den Ureinwohnern. Was aus Neugier beginnt, endet schließlich für Susan in ihrer Lebensaufgabe. Sie tritt als mutige Anwältin für die Rechte der Aborigines ein. Viel erzählt die Autorin über das derzeitige innenpolitische Australien.

"Weiße sind nicht der Ansicht, dass sie von uns was lernen können . . . Sie sagen, was sollen die Schwarzen aus der Wüste Leuten wie uns schon zeigen?"

Beth Van Horton, die Katholikin die aus ihrem Orden ausgetreten ist, geht dem Geheimnis des Tuches nach, in welches das Baby eingewickelt war. Auf dem Tuch sind handbedruckt, kleine Eulen zu sehen. Für Kenner der Aborigines ist sofort klar zu welchem Stamm das Baby gehört.

So verbindet Di Morrissey die Geschichte von dem Baby, mit der großen Geschichte des aufeinander zugehens von sehr unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen. Sie zeigt beeindruckend, dass nur im gemeinsamen Miteinander beider Gruppen eine gute Zukunft liegen kann.

Ein wenig an Liebesgeschichten gibt es in diesem Buch ebenso wie Beschreibungen der herrlichen Natur Australiens. Dieses Buch muss gelesen werden um Australien heute zu verstehen!

"Und er sang von einem Land namens Australien, das sich schließlich mit seiner Vergangenheit versöhnt hatte . . ."


Christian Döring, www.buecherveraendernleben.npage.eu

8 von 10 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 26.05.2011
Als ich unter Sternen schlief
Alibek, Pius

Als ich unter Sternen schlief


ausgezeichnet

Der Autor wird bei der Grenzüberschreitung seiner irakischen Grenze von einem Grenzer zynisch gefragt.

"Und meinst du, du kommst nach Spanien?"

"Wenn Sie es wollen, ja!" antwortet Pius Alibek.

Er hat es geschafft. Er durfte die Grenze passieren. Heute lebt er in Barcelona. In seinem Buch schildert er jetzt seinen Weg vom Irak bis nach Spanien. All die Stationen auf diesem Weg hat er notiert und es sind nicht nur Orts - und Ländernamen. Es sind viel mehr Grenzüberschreitungen geworden als er selbst je gedacht hat. Aus der Erinnerung heraus nimmt Pius seine Leser noch einmal mit auf diesem Weg.

Als er im Bus sitzend seine Heimatstadt verlässt sagt er: "Man roch den scharfen, erstickenden Geruch der Angst."

Pius berichtet nicht nur Fakten, er lässt mich auch an seinen Gedanken und an seiner Sicht der Dinge teilhaben. In dieser Intensität habe ich noch keinen Menschen kennengelernt, der auf dem Weg vom gefährlichen Orient zu uns ins satte Europa kam.

Im Irak beginnend erzählt der Autor in aller Offenheit von seinem Glauben an Gott und von seiner Kirche, die damals noch einen wichtigen Teil seines Lebens ausmachte. Das alles ist lange her. Er stammt aus der ältesten christlichen Gemeinde die heute noch existiert und er sprach in seiner Jugendzeit das biblische Aramäisch.

Selbstverständlich nimmt die Machtergreifung Saddam Husseins und der Irakkrieg einen breiten Raum in seinem Buch ein. Viel wichtiger für mich jedoch war das Kennenlernen eines Menschen, der Europa so selbsverständlich von der anderen Seite aus sieht, wie es mir nie gelingen kann. Das ist äußerst interessant und von Pius Alibek spannend beschrieben. Der Begriff mal über den eigenen Tellerrand zu schauen wird hier eingeübt.

Ein irakisches Restaurant führt der Autor heute in Barcelona, auch als Übersetzer ist er tätig. Er hat sich eingerichtet, für mich ist in seiner lebendigen Rückschau manchmal so etwas wie Sehnsucht nach Heimat spürbar geworden, auch wenn er bei seinem Auszug sagte:

"Es war ein kalter Himmel grau und fern."

Ein sehr gutes Buch über Heimat und das Entdecken des eigenen Tellerrandes!

Christian Döring, www.buecherveraendernleben.npage.eu

2 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 26.05.2011
Von den Niederungen des Seins oder Tutti bikini capta sunt
Braun, Adrienne

Von den Niederungen des Seins oder Tutti bikini capta sunt


ausgezeichnet

Adrienne Braun hätte Artistin werden sollen. So wie sie mit Worten, deren Doppeldeutigkeit und oftmals auch ihren Abkürzungen umgeht, verkörpert bereits die hohe Schule der Wortakrobatik.

Nun hat sich die Autorin allerdings anders entschieden und ist bei der schreibenden Zunft gelandet. Auch nicht schlecht, wie man an diesem Büchlein sieht. Ich hätte es zwar nie für möglich gehalten, aber Adrienne Braun bringt den ehrwürdigen Voltaire mit ihrem selbst eingesaugten Socken in Zusammenhang. Das klingt zwar auf den ersten Blick ganz amüsant, ist aber hart erarbeitete Erwachsenenbildung.

Die kurzen Geschichten sind mitten aus unserem Alltag. Manchmal driften sie ein wenig ab, in die Poesie, manchmal gar ins Philosophische. Zumindest schmunzeln kann man über alle der etwa 60 Episoden.

Wer schmunzelt hat mehr vom Leben, allein deshalb hat sich das Werk der Adrienne Braun bereits gelohnt!

Christian Döring, www.buecherveraendernleben.npage.eu

Bewertung vom 25.05.2011
Danger / Detective Bentz und Montoya Bd.2
Jackson, Lisa

Danger / Detective Bentz und Montoya Bd.2


ausgezeichnet

Dieser Thriller hat mich die ganze Nacht gekostet, aber ich konnte ihn nicht ungelesen wieder weglegen.

Olivia Benchet hat eine Vision. Sie sieht einen Priester. Der hat die junge Cecilia an ein Waschbecken gefesselt und mit drei kräftigen Schlägen enthauptet er sie. Danach steckt er das Haus in Brand.

Sogleich geht Olivia zu Detective Rick Bentz. Sie erzählt ihm alles, aber weder der Detective noch sein Partner Reuben Montoya können glauben was die schöne Olivia erzählt.

"Was weißt du schon von Gottes Willen?"

Der Mörder, der von der Autorin als der Erwählte bezeichnet wird, klebt nach dem Mord an Cecilia ihr Foto in seinen Kalender: "direkt in die Spalte mit dem Datum dreiundzwanzigster November, der Gedenktag der heiligen Cecilia."

Als Bentz und Montoya nun tatsächlich vom Brand hören und die Leiche gefunden wird, sind sie zunächst ratlos. Steckt Olivia mit dem Mörder unter einer Decke? Verfügt sie wirklich über hellseherische Fähigkeiten?

"Wie immer. Gottes Wille."

Geschickt verknüpft Lisa Jackson in ihrem atemberaubenden Thriller Polizeiarbeit mit dem Privatleben von Rick Bentz. Er lebt allein und seine Tochter ist gerade ausgezogen, sie beginnt ihr Studentenleben. Was hat sie mit dem Killer zu tun?

Auf 542 Seiten flacht der Spannungsbogen nicht einmal ab. Im Gegenteil, die Autorin erhöht die Spannung noch einmal, als Olivia Benchet plötzlich spurlos verschwindet.

"Wie würden Sie sich fühlen, wenn der Killer es auf ihre Tochter abgesehen hätte?"

Lisa - Jackson - Fans werden wieder mal begeistert sein. Dieses Buch schließt mit einem mehrseitigen Interview der Autorin aus dem amerikanischen Vancouver im Staat Washington.

Ein sehr lohnender grausiger Thriller!

Christian Döring, www.buecherveraendernleben.npage.eu

4 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 25.05.2011
Dicker Hals und kalte Füße
Schmidt, Walter

Dicker Hals und kalte Füße


ausgezeichnet

"Wird die Seele missachtet, leidet der Körper" heißt es in dieser Einführung in die Psychosomatik. Lange Zeit wurde diese Seite des Menschen vernachlässigt, heute beginnt man endlich wieder auf die Seele des Menschen zu schauen. Viele körperlichen Beschwerden gehen auf seelische Befindlichkeiten zurück.

Beim Lesen ertappte ich mich immer wieder dabei, wie ich mich selber oder Bekannt auf das Gelesenen hin beobachtete. Das war und ist äußerst spannend. Nehmen wir allein die Haltung eines Menschen. Geht er aufrecht oder gebeugt? Wird seine Körperhaltung durch physische Beeinträchtigungen bestimmt oder sind die Ursachen für das gebückte Daherkommen psychosomatischer Natur?

Glücklicherweise ist dies kein trockenes Lehrbuch, sondern durchaus unterhaltsam und auch humorvoll geschrieben. Der Bonner Journalist gab mir beim Lesen das Gefühl, viel zu wissen, trat mir aber nicht als Schlaumeier gegenüber.

Mir dreht sich der Magen um - Du wirkst so angespannt - Das kotzt mich an - Da kommt mir echt die Galle hoch

All diesen bekannten Redensarten stellt sich Walter Schmidt und erläutert, für jeden Laien gut verständlich wo der Volksmund Recht hat und welcher Spruch nicht mit dem benutzten Bild übereinstimmt.

Gelegentlich berichtet der Autor auch von wissenschaftlichen Versuchen, die Ärzte mit Menschen unternommen haben und schildert unglaubliche Ergebnisse. Da werden beispielsweise in Amerika etwa 80 Jährige für sieben Tage in ein abgelegenes Kloster eingeladen. Die Inneneinrichtung des Klosters hat man auf 1959 getrimmt, die Herrschaften bekamen Schwarzweiß - Filme aus deren Jugendzeit zu sehen und die Ergebnisse waren verblüffend. Wesentlich jünger wirkend und aktiver verließen die älteren Herrschaften nach einer Woche das Kloster.

Ein spannendes Buch!

Christian Döring, www.buecherveraendernleben.npage.eu

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 23.05.2011
Eine Rose aus der Asche
Price, Rose

Eine Rose aus der Asche


ausgezeichnet

"Seid stolz, denn ihr seid die Erwählten Gottes."

Wenige Tage bevor die Deutschen in Polen einmarschierten, jagten polnische Jungs den Vater der Autorin zu Tode. Sie hetzten ihn durch die Straßen bis er an einem Herzinfarkt starb.

Rose Price schildert zunächst das völlig normale Alltagsleben einer jüdischen Familie in Polen Ende der 20er, Anfang der 30er Jahre. Sehr schön beschreibt sie was ihr der Sabbat bedeutete.

"Warum hassen sie uns?"

An Pessach dürfen keine Sachen gegessen werden die mit Hefe gebacken wurden und schon gar nicht Schwein. An so einem Tag jedoch stand einmal eine nichtjüdische Nachbarin vor der vierjährigen Rose und bot ihr ein Stück Kuchen an, natürlich mit Schweineschmalz gebacken. Noch zögert Rose es zu nehmen, aber als sie die drohenden Worte der Nachbarin hört: "Ich schlage dich, wenn du es nicht tust." biss sie hinein. Wie schadenfroh war die Nachbarin als das kleine Mädchen dafür von ihrer Mutter geschlagen wurde. Einmal wurde sie sogar von katholischen Priester geschlagen und als "Christusmörder" beschimpft.

Aber das alles war nur die Vorbereitung auf das was noch kommen sollte. Deutschlands Invasion, das Arbeitslager, Bergen - Belsen und Dachau, all das hat die Autorin überlebt . . .

Dieses Buch ist nicht nur das Erinnerungsbuch einer jüdischen Überlebenden des Holocaust. Vielmehr ist es das sehr authentische Bekenntnisbuch der heutigen Christin Rose Price. In ihrem Buch, in dem sie auch viele Fotos veröffentlicht, erlebt sie für uns alles noch einmal.

Selbst die Szene 1981 in Berlin schildert sie in aller Offenheit. Ein Wärter aus Dachau bittet sie um Vergebung und sie schildert, am liebsten hätte sie ihm den Hals umgedreht, statt dessen hört sie sich fragen ob er Jesus bereits um Vergebung gebeten hätte. Als der Wärter diese Frage mit ja beantwortet, vergibt auch Rose Price.

Ein zutiefst ergreifendes und wichtiges Geschichtsbuch!

Christian Döring, www.buecherveraendernleben.npage.eu

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 21.05.2011
Wehe, wirre, wunderliche Worte

Wehe, wirre, wunderliche Worte


ausgezeichnet

Als Schauspieler ist Ulrich Tukur seit langer Zeit bekannt, aber als Schreiber von Gedichten?

Zunächst einmal ist dieses Buch eine Sammlung von Liebesgedichten. Tukur schreibt in seinem Vorwort wie sie ihn Zeit seines Lebens begleitet haben. Alles zu seiner Zeit, mal der Eichendorff und mal Hölderlin und Rilke.

Wer lässt sich schon in Liebessachen gern in die Karten schauen? Ulrich Tukur hat damit kein Problem: "Damit es Ihnen aber nicht vor Schreck oder Verwunderung die Sprache verschlägt, gebe ich lieber gleich zu, daß ich es gewagt habe, zwei Eigenproduktionen in die vorliegende Sammlung erlauchter Liebeslyrik einzuschmuggeln." schreibt Tukur in seinem Vorwort.

"Jede Dunkelheit machst du mir wieder hell

wie ein Frühlingstag im schönen Wien

Und wenn ich pleite bin,

verkaufst du die Brillianten . . ."

Katharina John, Tukurs Frau, macht dieses Kleinod perfekt. Die Fotografin hält Momente der Liebe fest. Nicht die schönen jungen Körper, sondern die in die Jahre gekommenen Paare, die sich beim Tanzen aneinanderschmiegen. John fängt Gesten ein, die die Jahre überstanden haben. Und Tukur schreibt weiter:

" Wenn ich morgens aufwach,

machst du mir Kaffee

Und lächelst und bist fröhlich und so süß

Am Nachmittag reichst du Gebäck

und heißen Tee . . ."

Ein lohnendes Büchlein auch als Geschenk für frisch Verliebte geeignet!



Christian Döring, www.buecherveraendernleben.npage.eu

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.