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Benutzername: 
Hennie
Wohnort: 
Chemnitz

Bewertungen

Insgesamt 268 Bewertungen
Bewertung vom 13.11.2016
Wintergewitter / Kommissär Reitmeyer Bd.2
Felenda, Angelika

Wintergewitter / Kommissär Reitmeyer Bd.2


ausgezeichnet

ZEITREISE INS MÜNCHEN DER 20er JAHRE

Angelika Felenda studierte Geschichte und Germanistik. Das merkt man ihrem Roman durchaus an. Ich empfand den zweiten Kriminalfall für Kommissär Reitmeyer als hervorragend beschriebene und recherchierte Zeitreise in die 20er Jahre des 20. Jahrhunderts. Den ersten Teil habe ich noch nicht gelesen.
Die Autorin läßt uns teilhaben an den Zuständen, wie sie nach dem ersten Weltkrieg in München waren. Sie beschreibt sie beeindruckend in klaren, gut gewählten Worten.
Die Zeiten sind nicht leicht. Es herrschen chaotische, anarchistische Zustände. Der Mangel ist überall. Es fehlt an allem: Lebensmittel, Bekleidung, Heizmaterial,menschenwürdige Wohnungen, Geld. Die Eigentumsdelikte nehmen zu. Die Menschen hungern und frieren, aber es gibt auch andere Orte, an denen davon nichts zu spüren ist.

Die junge Gerti Blumenfeld befindet sich in einem zwielichtigen Lokal und wartet auf ihre Freundin Cilly. Sie benötigt dringend ihre Hilfe, da sie auf der bisher ergebnislosen Suche nach ihrer verschwundenen Schwester, ihre Unterkunft nicht mehr bezahlen kann. Aber Cilly kommt nicht. Stattdessen wird sie von einer Unbekannten angesprochen, die der jungen Frau eine Mappe mit Unterlagen wiedergeben möchte. Plötzlich ist die fremde junge Frau verschwunden. Was sind das für Papiere, die nun Gerti in den Händen hält? Bergen sie brisantes Material? Und wo bleibt Cilly?...
Kommissar Reitmeyer mit seinen kriegsversehrten Mitarbeitern wird unterdessen an einen Tatort gerufen. Eine junge Frau stürzte im Gasthof zum Roten Adler eine steile Kellertreppe hinunter. Was hatte sie dort zu suchen? War es ein tragischer Unfall? Oder war es sogar Mord?...

Konzentriert blieb ich dran, wie der sympathische Kommissär Sebastian Reitmeyer gemeinsam mit seinem ebenfalls angenehmen Kollegen Steiger und dem übereifrigen, ungestümen Polizeischüler Rattler die Spuren des mittlerweile zweifachen Frauenmörders verfolgte. Ich habe Seite um Seite verschlungen. Es kamen im Verlauf immer mehr zweifelhafte, kriminelle, undurchsichtige Personen und Fakten dazu.
Berührend war für mich zu lesen, wie der Kommissär versucht mit seinem erlittenen Kriegstrauma fertig zu werden. Die Panikattacken erfassen ihn immer wieder in unpassenden Momenten. Schön das Ende des Buches, wo er sich gegenüber der von ihm sehr verehrten Caroline von Dohmberg offenbart: „Ich bin ein Kriegszitterer.“ Vielleicht werden sie in einer Fortsetzung endlich ein Liebespaar?

Fazit:
Angelika Felenda versteht es in atmosphärischer Dichte die Kriminalgeschichte mit dem tatsächlichen Verlauf der historischen Ereignisse zu verflechten. Sie beschreibt eindrucksvoll die politische Stimmung im München der Anfang 20er Jahre. Wie ein gewisser Adolf Hitler als Redner mit Angriffen gegen die Juden, gegen die feige korrupte Regierung, gegen die Presse, die nichts als Lügen verbreitet, starke Emotionen bei seinen Zuhörern wecken konnte.
Da drängen sich zur gegenwärtigen Lage Parallelen auf. Wehret den Anfängen!

Das Cover vermittelt die allgemeine Stimmung sehr gut und unterstützt den Titel des Buches.

Von mir fünf Sterne, da Zeitgeschichte interessant verpackt beschrieben wird!

Bewertung vom 13.11.2016
Mooresschwärze: Thriller
Shepherd, Catherine

Mooresschwärze: Thriller


ausgezeichnet

MYSTERIÖSE TATOOS

Der Beginn des Thrillers hat etwas Ungewöhnliches zu bieten: die Ich-Perspektive des todgeweihten, jungen Mädchens. Sie erzählt von ihrem nahenden Ende und nimmt die Umgebung und ihren Peiniger mit allen Sinnen wahr. Die geschilderten Szenen und das grausame Geschehen im Zusammenspiel erscheinen absurd, nahezu grotesk. Die Zeilen versetzen in Hochspannung und verursachen Gänsehaut. Ein ganz starker, emotional bewegender Prolog!
Die Hauptpersonen Florian Kessler, Kriminalbeamter mit psychologischem Schwerpunkt und Dr. Julia Schwarz, Pathologin werden zu einer Moorleiche gerufen. Die Tote hat auf ihrem Bauch ein buntes Tatoo mit altertümlichen Buchstaben, was zunächst rätselhaft erscheint. Die Leiche im Moor ist allerdings erst der Auftakt zu weiteren mysteriösen Tötungen an jungen Mädchen.
Kessler und Schwarz sind ein ungewöhnliches, aber sehr natürliches, sympathisches Ermittlerpaar. Jeder hat so seine Macken, die dem Roman die nötige Würze geben. Sie gehen beide auf Distanz, wenn es persönlich etwas enger, intimer wird. Doch jeder für sich ist am jeweils anderen interessiert, es knistert zwischen den beiden. Da läßt sich die Autorin noch viel Raum für eine weitere Entwicklung der persönlichen Beziehung zwischen Julia und Florian. Beide Charaktere sind mit ihren besonderen Vorgeschichten so angelegt, dass es für eine Fortsetzung reicht. Es ist unglaublich spannend zu lesen, wie sich eins ins andere fügt und was die beiden für ein „Dream-Team“ sind. Ob die sehr enge Zusammenarbeit von Julia und Florian realistisch ist, hat mich nicht interessiert. Der Geschichte bekommt diese Konstellation jedenfalls sehr gut.
Julia ist für ihre Mitarbeiter im Institut die taffe „Eislady“, kühl und reserviert, was sie ärgert. Ihre Ausstrahlung hat nichts mit ihrer Gefühlswelt zu tun. Sie glaubt eine tiefe Schuld am gewaltsamen Tod ihres geliebten Bruders zu haben. Das läßt ihr seit der grausamen Tat keine Ruhe. Sein Mörder wurde nie gefunden und auch am Ende des Buches bleibt der Fall weiterhin ungeklärt. Das ungelöste Verbrechen läßt sie unermüdlich an der Aufklärung der unheimlichen, rituellen Tötung der jungen Mädchen arbeiten. Darüber vergißt sie oft das Essen, ignoriert den Hunger.
Die Jugendlichen (vor allem Hannah) sind in ihrem Verhalten typisch, lebensecht dargestellt. Das macht es dem psychopathischen Killer leicht für seine Taten die geeignetsten Mädchen im Internet zu finden. Hier entdeckt er seine Opfer, die er nach seinen ästhetischen Gesichtspunkten wie körperliche Unversehrtheit und Makellosigkeit auswählt.
Eindringlich macht die Autorin die Gefahren bewußt, die auf gewissen Portalen des Internets lauern.

Catherine Shepherd gewährt in „Mooresschwärze“ tiefgründige Einblicke in die Seele eines psychisch kranken Menschen, der erst auf den letzten Seiten des Krimis entlarvt wird. Vorher spielte er namentlich keine Rolle. Wie ein Phantom und ohne verwertbare Spuren zu hinterlassen mordet er, um den Göttern zu gefallen. Der Autorin gelingt es falsche Spuren zu legen, die nie zum Täter führen. Das Ende war dann etwas abrupt.

Fazit:
Ein eher ruhig und gekonnt erzählter, nicht reißerischer Thriller mit grausamen, brutalen, mysteriösen Details zu Opferritualen der Mayakultur.
Ich fühlte mich gut unterhalten und freue mich auf eine Fortsetzung.
Zum Cover möchte ich nur sagen, dass es in seiner düsteren Aussage zum Genre paßt.

Bewertung vom 13.11.2016
Die Feder eines Greifs / Drachenreiter Bd.2
Funke, Cornelia

Die Feder eines Greifs / Drachenreiter Bd.2


ausgezeichnet

EIN WIRKLICH MAGISCHER LESEGENUSS!

Das ist das erste Buch, welches ich von Cornelia Funke gelesen habe. Allerdings gehöre ich nicht zu ihrer Zielgruppe-ich zähle zur Generation der Autorin.
Nach den ersten Zeilen von „Die Feder eines Greifs“ fühlte ich mich in meine Kindheit zurückversetzt. Ich komme ins Schwärmen!
Die Figuren in der Fortsetzung des Drachenreiters sind so liebevoll beschrieben wie gezeichnet. Eine wunderbar poetische Sprache! Und die vielen Fabelwesen! Ich glaube Cornelia Funke hat nichts vergessen. Da gibt es Feen, Kobolde, Wichtel, Heinzelmännchen, Trolle, Drachen, Zwerge, Ungeheuer, künstlich erschaffene Geschöpfe...Und ein Land namens MIMAMEIDR in Norwegens einsamen Wäldern, wo diese ungestört existieren dürfen. Diese Fabulierkunst, diese Harmonie! „Die Feder eines Greifs“ zählt nun für mich zu den Meisterwerken der Kinderliteratur, ein Märchen der besonderen Art.

Nachdem im ersten Teil Nesselbrand besiegt wurde, gilt es in Teil 2 wiederum neue Abenteuer zu bestehen. Eine Riesenaufgabe mit großen Gefahren wartet. Es geht ums Überleben der letzten geflügelten Pferde.
Barnabas und Vita Wiesengrund hatten ihr Dasein der Bestimmung gewidmet, die seltensten Geschöpfe dieser Welt vor menschlicher Gier und Neugier zu beschützen. In einem Bergtal Griechenlands entdeckten sie ein Pegasuspaar. Die Stute starb plötzlich am Biss einer Giftschlange. Die drei frisch gelegten Pegasuseier waren dem Untergang geweiht, wenn es nicht gelang, die kleinen Eier zum Wachsen zu bringen. Die Rettung konnte nur durch die Sonnenfeder eines Greifs gelingen.
Also machen sie sich auf die Reise nach Indonesien. Sie, das sind Ben und Barnabas Wiesengrund, der Riesentroll Hothbrodd, die Ratte Lola Grauschwanz und Fliegenbein, der winzige Homunkulus. Unterwegs stößt zur Rettungstruppe noch die nervöse Papageiendame Meh-Rah dazu, die sich im Land der Greife auszukennen scheint. Ben und seine Mitstreiter haben die Ausweglosigkeit, die Möglichkeit des Scheiterns ständig vor Augen, aber trotzdem kommt für niemanden eine Aufgabe des Vorhabens in Frage. Sie müssen sich mit den gefährlichsten aller Fabelwesen einlassen. Wie sie die Abenteuer durchstehen ist atemlos spannend, voller dramatischer Ereignisse.

Das Buch birgt sowahnsinnig viel an Phantasie, bezaubernden Einfällen, Begebenheiten, die miteinander verflochten sind und hervorragend harmonieren. Ein wirklich magischer Lesegenuß!
Vor jedem Kapitel befindet sich ein Spruch, eine Lebensweisheit von bekannten Menschen (Oskar Wilde, John Lennon, Konfuzius, Erich Kästner, Rudyard Kipling...), was Kinder im Moment sicher weniger beachten, aber später sicher nachholen werden.
Cornelia Funke ist eine exzellente Geschichten- und Märchenerzählerin, die ich in eine Reihe mit bspw. Autoren wie Joanne K. Rowling, J. R. R. Tolkien, Astrid Lindgren stellen möchte. Sie ist eine Schriftstellerin, deren Werke man mitnimmt beim Erwachsenwerden, an die man sich gern erinnert und den eigenen Kindern empfehlen wird.

Meine älteste Enkeltochter (11 Jahre) erhält zum Weihnachtsfest beide Bände des „Drachenreiter“. Zuvor lese ich, die Oma, noch den ersten Band.
Zu hoffen ist, dass ein eventueller 3. Band nicht so lange auf sich warten läßt.
Zum Cover möchte ich sagen, dass ich es als sehr schön und kindgerecht gezeichnet empfinde. Der Greif wird in satten Farben als Fabelwesen, nicht als Ungeheuer dargestellt.

Ich vergebe mit vollster Begeisterung fünf Sterne (mehr ist ja nicht drin!) für diese fabelwesenhaft gute Geschichte!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 23.10.2016
Der Ameisenhaufen
Russwurm, Vera

Der Ameisenhaufen


sehr gut

HAUPTSACHE QUOTE

Die bekannte österreichische Fernsehmoderatorin Vera Russwurm gewährt in ihrem Roman „Ameisenhaufen“ Einblicke hinter die Kulissen des Showbusiness.

Die klassische Fernsehshow ist out. Ein neues Konzept steht beim Privatsender MasterTV-Österreich kurz vor der Realisierung. Die fünf Erwachsenen, die gegen jeweils fünfzig Kindergartenkinder antreten sollen, stehen fest. „Ameisenhaufen“ könnte beginnen!
Da verschwindet das bereitgestellte Geld über Nacht aus dem Büro des Chefs. Was soll nun werden? Der Sender kann sich wegen der gestohlenen Million die gecasteten Kandidaten nicht mehr leisten. Deshalb beschließt der Chef Hans Erschler, genannt Herrschler, sie aus den eigenen Reihen zu rekrutieren. Jeder darf sich Hoffnung machen beim Kampf um den Millionengewinn dabei zu sein. In einem Auswahlverfahren bestimmt er, wer die Show bestreiten darf. Zusätzlich ermittelt die Polizei wegen dem gestohlenen Geldkoffer. Die Anspannung steigt. Die Angestellten werden immer nervöser. Die Stimmung wird gereizter. Jeder einzelne hat so seine Leichen im Keller.
„Das Hauen und Stechen“ untereinander nimmt immer extremere Formen an...

Vera Russwurm zeigt dem Leser die Seiten der verrückten Fernsehwelt, die dem Zuschauer verborgen bleiben. Ihre Charaktere (z. B. der skrupellose Erschler, die exzessive, infame, würdelose Maria, der selbstlose Sami, der bildschöne, junge Fabo, der alternde, selbstverliebte Gockel Will Wilson, der intelligente, aber etwas verpeilte Jonas...) umfassen eine große Bandbreite.
Es war interessant zu lesen, aber berührt, verwundert oder entsetzt hat mich der Roman nicht. Nicht ganz so ausgeprägt, aber mittlerweile ähnlich geht es in vielen Bereichen des öffentlichen Lebens zu, in scheinbar ganz normalen Unternehmen, in den verschiedensten Branchen. Die Menschlichkeit, Kollegialität, das freundliche Miteinander bleibt immer mehr auf der Strecke. Das ist die wesentliche Quintessenz, die ich aus diesem Buch mitnehme.

Fazit:
Ich finde das Buch lesenswert. Vera Rußwurm kann auch schreiben. Es ist eine Geschichte von einem fiktiven, privaten Sender mit seinen Angestellten. Eine Geschichte über die Oberflächlichkeit im Fernsehgeschäft, die Jagd nach Einschaltquoten, die gnadenlose Verfolgung von rein kommerziellen Interessen, die mediale Aufmerksamkeit um jeden Preis. Dabei flicht die Autorin geschickt die privaten Befindlichkeiten der Personen ein.

Cover:
Meine Interpretation zur Dame mit dem Zeigefinger auf den Lippen:
Pssst! Ruhe! Hier wird gemauschelt, intrigiert, denunziert, gestohlen, bespitzelt.

Bewertung vom 23.10.2016
Schuld war nur der Mistelzweig
Astley, Judy

Schuld war nur der Mistelzweig


sehr gut

Neubeginn!

Eine locker, leicht erzählte, turbulente und romantische Geschichte von Judy Astley, passend in die Vorweihnachtszeit!
**********
Die Erzählung beginnt im trüben, meist regnerischen, tristen Monat November. Überall, wohin man schaut, beginnen die Weihnachtsvorbereitungen. Weihnachtsdekorationen werden drinnen und draußen angebracht. Die Mehrzahl der Menschen befinden sich in vorweihnachtlicher Stimmung und entwickeln eine emsige, rastlose Betriebsamkeit.
Thea, die 35jährige Grundschullehrerin, nervt das. Weil sie einsam ist. Seit zwei Monaten lebt sie allein. Sie wurde von Mann samt Hund verlassen. Dem penetranten Ordnungsfreak Rich, dem Zwangsneurotiker, trauert sie nicht unbedingt hinterher, aber der liebenswürdige, treue Hund Benji fehlt ihr schon. Thea möchte sich am liebsten verkriechen. Da kommt ganz unverhofft eine Einladung ihrer Eltern. Sie, ihr Bruder Mike und ihre Schwester Emily sollen mit ihren Partnern und den Kindern zu ihnen kommen, weil sie etwas Wichtiges zu verkünden haben. Anna und Mike, zwei Althippies, wollen nach 45 gemeinsamen Jahren ein getrenntes Leben beginnen und doch beste Freunde bleiben. Aus diesem Anlaß möchten sie alle gemeinsam Weihnachten feiern in einem geräumigen Ferienhaus am Meer, in Cornwall. Die ganze Familie!
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Wie die Feiertage dort verlaufen und welche Verwicklungen und scheinbare Schwierigkeiten entstehen ist amüsant, unterhaltsam und kurzweilig zu lesen. Es passiert so allerhand...

Die Charaktere und die Generationen sind ausgewogen verteilt, glaubwürdig dargestellt. Eine Ausnahme bildet Emily. Sie ist meiner Meinung nach etwas überzeichnet. Ständig befindet sie sich in stressiger Stimmung, ist schlecht gelaunt und verbiestert. Fortwährend hat sie Katastrophenszenen und morbide Gedanken im Kopf. Die junge Frau verschwendet ihre Energie darauf, überall das Negative zu sehen. Dabei hat gerade sie alles, was man sich nur wünschen kann.
Mike und Anna sind angenehme Menschen – lebenserfahren und klug - , insgesamt sind sie eine harmonische, sympathische Familie.

Fazit:
„Schuld war nur der Mistelzweig“ ist ein Buch für vorwiegend weibliche Leser. Lesealter ca. ab 12 Jahre. Es bedient alle Klischees des Genres: attraktive Menschen, ein bißchen Herzschmerz, anrührend, melancholisch, aber glaubwürdig und nie geschmacklos. Es gehört zur typischen Trivialliteratur, keine anspruchsvolle Literatur. Wer Pilcher mag, wird auch dieses Buch lieben.
Die Autorin verfügt über einen angenehmen Schreibstil. Ihr gelang ein unterhaltsamer, einfühlsamer Roman, dessen Fortsetzung im nächsten Jahr sicher von den meisten LeserInnen nach der Lektüre ersehnt wird.
Das Cover bezeichne ich als geschmackvoll mit seinem Rot/Grün/Gold.

EIN WUNDERBARES GESCHENK, paßt gut in die Adventszeit, in den Nikolausstiefel, unter den Weihnachtsbaum!

Bewertung vom 07.10.2016
DNA / Kommissar Huldar Bd.1
Sigurdardóttir, Yrsa

DNA / Kommissar Huldar Bd.1


ausgezeichnet

Obwohl ich Krimis sehr gern lese, war mir bisher Yrsa Sigurdardóttir, die vielfach ausgezeichnete Bestsellerautorin kein Begriff. Das wird sich nun ändern!
So ein fesselndes Buch habe ich seit langem nicht mehr gelesen. Es bleibt spannend bis zum letzten Kapitel, bis zur letzten Seite! Der Krimi spielt in der Haupstadt Islands. Die Bevölkerung ist überschaubar auf der Insel. Man möchte meinen, dass ein so grausam und erbarmunglos agierender Mörder schnell gefaßt werden kann. Doch weit gefehlt! Der Fall wird immer verworrener. Nirgendwo gibt es verwertbare Spuren oder Hinweise in welchem Bezug die ermordeten Personen zum Täter oder untereinander standen. Nichts! Der Mörder ist wie ein Phantom!
Es beginnt mit dem Jahr 1987. Drei Kleinkinder, 1, 3, 5 Jahre alt, ein Mädchen und zwei Jungen werden zur Adoption freigegeben. Das Mädchen ist die jüngste.
Weiter geht es 2015 - eine lange Zeit ist vergangen -, also 28 Jahre später wird eine junge Frau auf bestialische Weise in ihrem Bett ermordet. Eins ihrer drei Kinder, ein Mädchen, wird ungewollt und unbemerkt vom Täter die einzige Zeugin. Die siebenjährige Margrét steht daraufhin unter Schock, ist traumatisiert.
Huldar, der Kommissar soll den Fall als leitender Ermittler untersuchen. Das ist eine große Herausforderung für ihn, denn bisher stand er in der zweiten Reihe. Ihm zur Seite steht Freya, die Psychologin aus dem Kinderhaus. Amüsant zu lesen, wie die Beiden ihre gegenseitige Anziehungskraft zu verbergen suchen. Sie hatten einen One-Night-Stand. Huldar verschwand einfach nach der gemeinsam verbrachten Nacht, nachdem er ihr auch noch eine andere Identität vorgaukelte. Nun sehen sie sich wieder und müssen zusammenarbeiten.
Bald nach dem ersten Mord, wird wie von der kleine Margrét angekündigt, eine zweite Frauenleiche gefunden. Sie ist ebenso bestialisch zu Tode gekommen wie die Mutter des Mädchens. Und wieder wählt der Täter ein ungewöhnliches Mordinstrument! An beiden Tatorten hinterläßt er rätselhafte, skryptische Botschaften.
Ja, und da gibt es noch Karl, der so gar nicht ins Konzept passen will. Der junge Mann ist Amateurfunker und ein eigenbrötlerischer, verpeilter Außenseiter. Er entdeckt einen merkwürdigen, isländischen Zahlensender, der verschlüsselte Botschaften sendet. Karl versucht seine Freunde mit einzubeziehen, aber sie haben nicht viel für sein altmodisches Hobby übrig.
Fast über das gesamte Buch war ich am Überlegen wie die drei Kinder und die Fälle zusammengehören. Nach jedem Kapitel eröffnen sich neue Möglichkeiten, entstehen neue Fragen. Die Komplikationen für Huldar und sein Team nehmen zu, ohne, dass sie der Lösung der Morde einen Schritt näher kommen.
Zum Ende hin hat es Huldar mit 3 Morden zu tun. Das Rätsel um den Verbrecher schien gelöst zu sein. Der Täter wurde ihm auf dem Tablett serviert. Doch bald stellt sich heraus, dass es dieser nicht gewesen sein konnte. Also nimmt der Kommissar das Puzzle im Alleingang erneut auf. Und er setzt die Teile richtig zusammen. Da war ich mit dem Kommissar konform, langsam hatte sich auch bei mir die Erkenntnis durchgesetzt, wer nur der Täter sein konnte.
Yrsa Sigurdardóttir wählt einen klaren strategischen Weg und es ist gut gelöst, wie alles zusammenhängt.
Ich freue mich auf das nächste Buch der Isländerin und würde gern Freya, Huldar, Karl und der kleinen Margrét wiederbegegnen.
Ein gelungener Roman mit kleinen sprachlichen Schwächen im Ausdruck (auf S. 126 wurde bspw. 13mal „war“ oder „waren“ verwendet), die für mich aber insgesamt nicht ins Gewicht fielen. Meine ehrliche Bewunderung und meinen herzlichen Dank an die Übersetzerin, die sicher einige Hürden zu überwinden hatte. (z. B. Entschlüsselung des Zahlencodes) Das stelle ich mir sehr schwierig vor. Die zunehmend spannendere Handlung machte die kleinen Unebenheiten ganz schnell wieder wett.
Deshalb von mir fünf Sterne und eine unbedingte Leseempfehlung.

Bewertung vom 23.09.2016
Der Sturz des Doppeladlers
Mosser, Birgit

Der Sturz des Doppeladlers


ausgezeichnet

Das Haus Habsburg herrschte seit vielen hundert Jahren in Mitteleuropa!
„Der Sturz des Doppeladlers“ beschreibt nur eine kurze Zeitspanne in der Geschichte des Vielvölkerstaates.
Es ist eine lebendige Chronologie des Zerfalls des Riesenreichs Österreich/Ungarn.
Birgit Mosser nimmt ihre Leser mit in die bewegte, letzte Zeit des Habsburgerreiches.
Fünf Jahre, vom 30. November 1916 bis 30. Dezember 1921 begleiten wir vier Familien und deren Schicksale.

Die Charaktere sind sehr lebendig, greifbar und eindrucksvoll beschrieben. Ich möchte nicht ins Detail gehen, aber es sind mehrere Personen, deren Lebenswege mich tief beeindrucken, bestürzen, tief traurig machen. Da gibt es warmherzige, liebevolle Menschen, genauso wie gefühlskalte, selbstgerechte, egozentrische Typen, die sprichwörtlich bzw. tatsächlich über Leichen gehen.

Besonders prägnant kommt die Sinnlosigkeit des Krieges zum Ausdruck, wenn die Autorin die Lebensumstände der Menschen im normalen Alltag beschreibt. Der Mangel an allem, der Hunger! Ebenso schildert sie sehr treffend und präzise über den Kampf der Soldaten, über ihre Befindlichkeiten, über schreckliche Verletzungen, absurde Todesfälle und das grausame Sterben, das Verrecken der Soldaten an den verschiedenen Fronten.
Da es sich hier um ein geschichtliches Thema handelt, also historisch verbürgt, gibt es auch eine ganze Reihe von Personen im Roman, die es wirklich gegeben hat (z. B. Graf Ottokar Czernin, Julius Raab, Karl Renner, Stephan Baron Burián, Franz Werfel, Arthur Schnitzler...).

Fazit:
Ein eindrucksvolles, lebendiges Werk mit einem großen Stück wichtiger europäischer Geschichte. Leider für mich viel zu schnell zu Ende gelesen!

Die Autorin zeichnet in ihrem Roman Bilder des Krieges und seine Folgen, die mir im Kopf bleiben, die berühren und sehr tiefe Eindrücke hinterlassen. Mögen solche Zeiten nie wiederkehren!

Ich vergebe sehr gern meine unbedingte Leseempfehlung und fünf Sterne!

Bewertung vom 01.09.2016
Fuchskind / Gesine Cordes Bd.2
Wieners, Annette

Fuchskind / Gesine Cordes Bd.2


ausgezeichnet

Die Klappen- und Umschlagtexte beschreiben schon ganz hervorragend und umfassend in knappen Worten, was den Leser in diesem Krimi erwartet! Daher möchte ich nicht näher auf den Inhalt des Krimis eingehen.

Das „Fuchskind“ ist Annette Wieners zweites Buch über die Friedhofsgärtnerin Gesine Cordes. Der Krimi wurde so aufgebaut, dass man das erste Buch nicht gelesen haben muss, um das Geschehen zu verstehen. Schon im 1. Kapitel wird Spannung aufgebaut und man ist in der Geschichte gefangen, man fühlt sich mittendrin.

Es fällt mir von Anfang an auf, dass Gesine Cordes, eine gute Beobachtungsgabe hat. Sie kann Spuren lesen und sinnvolle Schlußfolgerungen ziehen. Gesine war eine ehemalige Polizistin. Nun arbeitet sie als Friedhofsgärtnerin. In ihrem Leben ist viel Tragisches passiert und offensichtlich wird Gesine immer wieder damit konfrontiert. Obwohl die schlimmen Erlebnisse schon einige Zeit zurückliegen, ist sie mit der Verarbeitung noch lange nicht durch.
Geschickt in die Handlung eingeflochten sind Hinweise auf Pflanzen, die überall gegenwärtig sind. GIFTPFLANZEN - acht Stück an der Zahl – sie werden im Buch über jeweils eine ganze Seite beschrieben aus Gesines Notizbuch. Mit der Beschreibung der giftigen Gewächse kommen auch hier unterschwellig die belastenden Schuldgefühle am Tod ihres Jungen zum Ausdruck. Die exakten Umstände, die dazu führten, bleiben auch im 2. Band im Dunkeln.

Ich werde auf alle Fälle nun auch Band 1 „Kaninchenherz“ lesen!

„Fuchskind“ ist spannend und gut erzählt. Die Sprache der Autorin ist genau, ohne Schnörkel, viele einfache, kurze Sätze, keine überflüssigen, langen Satzkonstrukte. Die Charaktere sind gut gezeichnet. Ich möchte den sympathischen Hauptpersonen (Gesine, Marina, Hannes) in einer Fortsetzung gern wiederbegegnen.

Das Cover übt auf mich eine gewisse Faszination aus!
Die Gestaltung, mit der düsteren Wasser-/Schilflandschaft vor dem kalten, weißen Mond, finde ich sehr gelungen. Dazu paßt ausgezeichnet das aufwändig geprägte, weiße Schriftbild des Titels.
EIN ECHTER HINGUCKER!

Fazit:
Ein ruhig erzählter Krimi mit sympathischen Hauptfiguren.
Ich vergebe fünf Sterne und eine unbedingte Leseempfehlung.

Bewertung vom 01.09.2016
Das muss Liebe sein
Kessler, Katja

Das muss Liebe sein


ausgezeichnet

So ein Buch mit lebensklugen Ratschlägen zu schreiben, das will gekonnt sein. Mein Kompliment, Katja Kessler, Sie können das!

„Das muss (kann) Liebe sein“ enthält so viele tolle Ideen, Fakten, Gegebenheiten, die sich potenzieren, wenn man zwischen den Zeilen lesen und auch eigene Erfahrungen, Erlebnisse mit einbringen kann.
Ein Pool von Zitaten berühmter Personen, - (einige Namen leider falsch geschrieben, ein klitzekleines Minus!) - tolle Kapitelüberschriften, passende Illustrationen von Peter Böhling, witzige Vergleiche, all das und viel mehr erwartet den Leser in dieser „Pflegeanleitung für den Mann oder die Frau“.

Mit spitzer Feder, teilweise leicht ironisch, aber nie böse, schmähend oder verletzend bekommen alle ihr „Fett“ weg, sowohl die Herren, als auch die Damen der Schöpfung.
Wenn sich doch jemand unangenehm berührt oder verletzt fühlt, dann (tut mir leid!) ist der/diejenige eine Mimose. Die Lektüre gestaltete sich für mich mehr als vergnüglich. Sie war amüsant, erheiternd und informativ, teilweise sehr witzig, jedoch durchaus mit ernsthaftem Hintergrund. Eine große Fleißarbeit hat die Autorin mit ihrer umfangreichen Recherche vollbracht.(siehe Quellenverzeichnis!)

Wie schon angemerkt, bin ich sehr angetan von Katja Kesslers unterhaltender Art zu schreiben. Sie beherrscht den Wechsel zwischen realen Fakten und den nicht so ernsthaft gemeinten Dingen mit einer bewundernswerten Leichtigkeit. Durch ihre besondere, pfiffige, gewitzte, teilweise umgangssprachliche Wortwahl sieht man die Dinge in einem anderen Licht. Eine Ehe zu führen ist kein Spaziergang. Nach fast 4 ½ Jahrzehnten Ehe (mit nur einem Mann!) glaube ich ganz gut zu wissen, wie diese „Institution“ funktioniert.

Einige Zitate möchte ich hier wiedergeben:
„Männer sind wie Sparlampen. Bloß keine Energie verschwenden“. S. 130
„Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet Gründe“. S.208
„Glücklich wirst du, wenn du keine großen Erwartungen hast“. S.222
„Unser Miteinander ist ein Flickenteppich des Verstehens“. S. 237

Ganz sicher klappt es auch bald mit einem Kinderbuch, liebe Katja Kessler!
Ich zitiere K.K.`s Sohn Kolja:
„Mama, und was ist, wenn du vielleicht einfach mal ein richtiges Buch schreibst? So was wie Harry Potter?!“ S. 299

Fazit:
Den Lesetipp Katja Kesslers: „Naschen Sie dieses Buch wie eine Pralinenschachtel! Probieren Sie sich durch...“ kann ich aus vollem Herzen weitergeben!
Dieses Buch eignet sich besonders zum Verschenken an alle Bindungswilligen jeden Alters - und an sich selbst - .

Bewertung vom 01.09.2016
Ferien sind nichts für Feiglinge / School Survival Bd.4
Patterson, James;Tebbetts, Chris

Ferien sind nichts für Feiglinge / School Survival Bd.4


ausgezeichnet

RAFE, die Hauptperson im 4.Band „School Survival“ der erfolgreichen Autoren James Patterson/ChrisTebbetts ist ein freundlicher, liebenswerter, gerechtigkeitsliebender Junge, der etwas „gegen den Strich gebürstet“ ist.
Zum ersten Mal darf er ins Sommercamp fahren, ins „Camp Wannamorra“. Seine Begeisterung lässt schlagartig nach, als er erfährt, dass er dort auch lernen soll.

Rafe wird den „Bisamratten“ zugeteilt. So nennen sich die acht Jungen, die in einer spartanisch eingerichteten Blockhütte untergebracht sind. Die „Loser-Hütte“! Warum sie so genannt wird, findet es heraus!

Rafes Gedanken schweifen ständig ab und seine Phantasie ist interessanter als das echte Leben. Er verstößt gern gegen Regeln, vor allem nach seiner Meinung, gegen blöde Regeln und bringt sich damit natürlich ständig in Schwierigkeiten. Aus seiner Sicht hält das Lager viele üble Dinge bereit. Major Sherwood leitet das Camp mit straffer Hand, verfasst Leitlinien und einen Regelkatalog. Rafe Khatchadorian oder „Wieauchimmerduheißt“(so nennt ihn der Major) hat mit ihm so seine Schwierigkeiten.

Nach Rafes Einschätzung war das der schlimmste Sommer seines Lebens, aber auch der beste. Ein Widerspruch?

Mir gefiel das gesamte Buch. „Brüllend komisch“ fand ich es zwar nicht, aber wie mit dem Thema Mobbing umgegangen wurde, ist sehr gut beschrieben. Die Sprache ist locker, flockig, flott, dem Leseklientel angepaßt, manchmal etwas vulgär. Wie im richtigen Leben!

Interessant und ausdrucksstark finde ich auch die schwarz/weißen Illustrationen mit den Sprechblasen. Eine schöne Idee zur Unterstützung des Textes.

Ich schätze ein, dass nicht nur Band 4, sondern die ganze Serie ein echter Lesespaß ist, sowohl für Jungen als auch für coole Mädchen.

Das empfohlene Lesealter von 11 Jahren geht in Ordnung.

Meine Beurteilung lautet: Fünf Sterne!

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