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Benutzername: 
heinoko
Wohnort: 
Bad Krozingen

Bewertungen

Insgesamt 588 Bewertungen
Bewertung vom 06.11.2020
Die wundersame Winterreise der Selma Larsson
Lindström, Erik O.

Die wundersame Winterreise der Selma Larsson


ausgezeichnet

Ein Kinderbuch, wie es gelungener nicht sein könnte

Nur noch wenige Tage bis Weihnachten. Mutter muss arbeiten, in einem Altersheim. Dass diese Arbeit sehr wichtig ist, weiß Selma, gerade an Weihnachten. Deshalb soll Selma zu ihrem Papa, der inzwischen eine neue Familie hat. Doch Papa sagt ganz kurzfristig ab. Selma ist sehr traurig, da bleibt nur noch, ganz wild auf dem Trampolin herumzuhüpfen, das hilft ein wenig. Schließlich kommt die rettende Idee: Selma soll zu Tante Maja, darüber freut sich Selma sehr. Als sie aus dem Zug aussteigt, wird sie jedoch von niemandem erwartet. So macht sich Selma zu Fuß durch den tiefen Schnee auf den Weg. Und damit beginnt ein aufregendes Abenteuer…

Welch eine Wohltat: „Die wundersame Wintereise der Selma Larsson“ ist ein Kinderbuch, wie es nicht gelungener sein könnte. Durch die spannungsreiche Geschichte verführt es kleine Leser in eine andere Welt. Ohne modisch anbiedernde Gassensprache. Ohne pädagogisch wertvolle Absichtserklärungen. Ohne offenkundige Problembewältigungs-Vorschläge. Nein, einfach ein Kinderbuch, wie es Kindern gut tut. Märchenhaft fast. Zum Wegträumen. Phantasie anregend. Zum Mitfiebern. Und tröstlich vor allem, denn die Geschichte geht gut aus. Und deshalb wohltuend für Kinderseelen. Eine Geschichte für kleine Leser (oder Zuhörer), die aufregend ist und deshalb gefangen nimmt, um nach einer Zeit des Mitfieberns wieder in die Realität auftauchen zu lassen. So, genauso sollen Kinderbücher sein, wenn sie das Wichtigste, was es gibt, den Leseanfängern mitgeben wollen: Die intensive Kraft der Phantasie. Die schlichten, aber ausdrucksstarken Illustrationen von Sonja Bougaeva, zum Teil koloriert, unterstreichen dieses rundum schöne vorweihnachtliche Kinderbuch

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 04.11.2020
Aus dem Schatten des Vergessens / Victor Lessard Bd.1
Michaud, Martin

Aus dem Schatten des Vergessens / Victor Lessard Bd.1


sehr gut

Überraschend und wendungsreich, aber zu ausufernd

Winter in Montreal. Am Tag vor Weihnachten wird die Psychologin Judith Harper bestialisch umgebracht. Etwa zur gleichen Zeit verschwindet der angesehene Anwalt Nathan Lawson, nachdem er in offensichtlicher Panik auf einem Friedhof Dokumente vergraben hatte. Und kurz darauf stürzt ein Obdachloser vom Wolkenkratzer. Er hinterlässt die Brieftaschen von Harper und Lawson. Détective Victor Lessard, der mit der Last seiner Vergangenheit kämpft, versucht zusammen mit seiner Kollegin Jacinthe Taillon den Vorfällen auf den Grund zu gehen. Als den beiden eine Aufnahme mit der Stimme von Lee Harvey Oswald, dem Mörder von J. F. Kennedy, zugespielt wird, bekommen sie eine Ahnung von den Abgründen, in denen sie herumstochern müssen.

630 Seiten, die mir vor allem zu Beginn Einiges abforderten. So viele Szenenwechsel, so viele Personen, so viele angerissene Handlungsstränge. Es dauerte eine Weile, bis ich mich einigermaßen zurecht fand. Der teilweise geradezu originell zu nennende, überraschend kreative Schreibstil forderte ebenso meine volle Aufmerksamkeit wie die oftmals detailreichen Schilderungen. Andererseits blieb der Thriller durchweg kurzweilig und mit unerwarteten Wendungen versehen. Immer wieder tischt uns der Autor ein neues Detail auf, das die Sicht auf die Dinge verändert.

Ein Thriller mit unvorhersehbarem Handlungsaufbau, durchaus spannend-unterhaltsam zu lesen, mit einem sympathischen Ermittlerteam, das es sich privat und beruflich nicht gerade leicht macht, dazu mit dem winterlichen kanadischen Ambiente versehen – alles in allem eine gelungene Mischung. Einziger Kritikpunkt ist für mich, dass für meinen Geschmack zu ausufernd erzählt wird, dass unwichtigen Nebensächlichkeiten zu viel Raum gegeben wird und eine vorsichtige Straffung dem Buch gut getan hätte. Und warum nur hat man aus dem schönen französischen Buchtitel „Je me souviens“ solch einen hölzernen deutschen Titel gezimmert?

Bewertung vom 02.11.2020
Die einzige Zeugin
Alsterdal, Tove

Die einzige Zeugin


weniger gut

Guter Schreibstil verliert sich in Unglaubwürdigkeit und Langatmigkeit

Die Zusammenfassung dieses Mal gleich zu Beginn: Bei „Die einzige Zeugin“ handelt es sich um einen gut geschriebenen, aber langatmigen Kriminalroman. Ein Kriminalroman, der während seines Entstehens wohl vergessen hat, dass er ein Kriminalroman sein wollte und sich in Sozialkritik, privatem Herzeleid und in rumänischen Gebäudebeschreibungen verlor.

Dabei klingt der angekündigte Plot durchaus vielversprechend. Beckomberga, Stockholm: Auf dem Gelände einer ehemaligen riesigen psychiatrischen Anstalt ist eine exklusive Wohngegend entstanden. Hierhin ist Svante Levander mit seiner neuen jungen Liebe gezogen. Der Schmerz darüber wütet in Eva Levander, der Ex-Frau. Als Svante ermordet wird, fällt der Verdacht sofort auf Eva. Doch die macht sich unerlaubt auf die Suche nach der Bettlerin, die den Mord an Svante gesehen haben muss, eine Suche, die sie nach Rumänien führt.

Dieses rohe Handlungsgerüst ist jedoch nur ein Bruchteil dessen, was im Buch Platz findet. Da werden auf dem Gelände alte Knochenteile gefunden und ein Einbrecher treibt sein Unwesen, was zur Bildung einer Bürgerwehr führt. Auf der Suche nach der Bettlerin erfahren wir sehr viel über das unerträgliche Leben rumänischer Bettler und über das unterirdische Leben in Stockholm, über den früher üblichen Umgang mit geistig Behinderten, über Flüchtlingsfluten, und das Darknet spielt natürlich auch noch eine Rolle samt Bitcoins. Ach ja, da ist ja noch die schwierige Beziehung zwischen Eva und dem Sohn Filip, den Eva in Berlin aufspürt, der sie aber dennoch nach Rumänien chauffiert. Viele unglaubwürdige Details werden zu einer Geschichte zusammengesetzt, die letztlich nur noch zu Langeweile und Kopfschütteln führt.

Bewertung vom 31.10.2020
Artiges Mädchen: Thriller
Shepherd, Catherine

Artiges Mädchen: Thriller


ausgezeichnet

Die Barbie-Puppe bringt den Tod

Die Autorin bringt mich immer wieder zum Staunen, denn Band für Band gelingen ihr Thriller, wie sie besser nicht sein könnten!
Rechtsmedizinerin Julia Schwarz wird in ihrem fünften Fall wieder bis an die Grenzen gefordert. Da wird die Leiche einer Frau auf einem Spielplatz abgelegt, herausgeputzt wie ein braves Schulmädchen mit Schleifchen und weißem Rüschenkleid. Todesursache war ein Pfeil mitten durchs Herz. Doch damit nicht genug. Eine weitere weibliche Leiche auf einem nahegelegenen Spielplatz lässt die Ermittlungen von Kommissar Florian Kessler gemeinsam mit Julia Schwarz auf Hochtouren laufen, denn es liegt nahe, dass der Killer weiter morden wird. Doch wie vorgehen, wenn absolut keine Spur zu finden ist?
Catherine Shepherd ist eine verlässliche Thriller-Autorin. Verlässlich insofern, da es ihr von Titel zu Titel gelingt, in stets gleicher Weise Spannung in einem solchen Maß aufzubauen, dass man das Buch, einmal begonnen, nicht mehr zur Seite legen kann. Kurze Kapitel und viele Cliffhänger der gemeinsten Sorte treiben den Leser unaufhaltsam voran. Und verlässlich ist die Autorin auch dahingehend, dass sie viele Spuren legt und den Leser zunehmend verwirrt, wobei man mit dem wahren Täter nie gerechnet hätte. Alle Protagonisten sind psychologisch stimmig gezeichnet in ihren Stärken und Schwächen. Geschrieben ist das Buch in einer leicht lesbaren, klaren Sprache ohne vermeintlich künstlerische Sperenzchen. Kurzum: Ein Thriller, wie er besser nicht sein könnte.

Bewertung vom 29.10.2020
Das Schattenschiff / Aleja und die Piratinnen Bd.1
Kuzniar, Maria

Das Schattenschiff / Aleja und die Piratinnen Bd.1


gut

Alice Schwarzer würde es gefallen

In diesem Kinderbuch ab 10 spielt Aleja die Hauptrolle. Aleja ist ein mutiges und wissbegieriges Mädchen, das besessen ist davon, alles über Entdecker zu lesen und das davon träumt, selbst einmal auf Entdeckungsreise gehen zu können. Aleja lebt in ärmsten Verhältnissen in Sevilla, in irgend einer früheren Zeit. Und wie es ja manchmal geschieht: Wenn man sich etwas sehr, sehr wünscht und alles dafür tut, dann kann es schon mal passieren, dass solch ein Wunsch in Erfüllung geht. Und so wird Aleja tatsächlich von der Besatzung des legendären Schattenschiffs, das nur aus Frauen besteht, aufgenommen. Die Piratinnen sind auf der Suche nach einer magischen Schatzkarte, die in einer versunkenen Wüstenstadt liegen soll. Aleja kann dank ihres vielen angelesenen Wissens und mit Mut und Kreativität die Piratinnen beim Bestehen der zahlreichen Abenteuer tatkräftig unterstützen.
So weit so gut. Ein Abenteuerbuch, das für Mädchen geschrieben ist. Ein Schiff, das nur von Frauen gesteuert wird. Alice Schwarzer würde es gefallen, aber verkaufstechnisch vielleicht nicht ganz ideal. Das Buch ist für die Altersgruppe recht dick und dürfte deshalb nur von echten Leseratten in Angriff genommen werden. Das Cover gefällt mir nicht. Insbesondere das Bild, das wohl Aleja darstellen soll, empfinde ich als völlig unpassend, denn es zeigt in recht kitschiger Manier eher eine junge Frau, keineswegs ein Mädchen. Die Geschichte als solche ist streckenweise durchaus spannend und lebendig erzählt und auf Fortsetzung angelegt. Leider hat es auch einige Längen, insbesondere bei den ausufernden Beschreibungen des Schiffes. Ob die magischen Momente in ein Abenteuerbuch passen, mag Geschmackssache sein. Was ich jedoch für ein Kinderbuch ab 10 völlig unpassend finde, sind die vielen spanischen Wörter, die das Lesen unnütz erschweren. Deshalb nur eine eingeschränkte Leseempfehlung, und zwar für echte abenteuerlustige Leseratten.

Bewertung vom 25.10.2020
Zwischen Ruhm und Ehre liegt die Nacht
Petkovic, Andrea

Zwischen Ruhm und Ehre liegt die Nacht


ausgezeichnet

Das Spiel des Lebens – klug und literarisch interpretiert

Ich als lebenslanger Sportmuffel soll das Buch einer Tennisspielerin lesen? Ohne auch nur die minimalste Ahnung von Tennis zu haben? Kann nicht gut gehen, dachte ich. Sicher schrecklich langweilig, dachte ich. Doch wie so oft bei Vorurteilen: Ich hatte mich sehr, sehr geirrt! Ja, es geht um Tennis – auch. Und ja, es geht um das Leben einer Top-Ten-Tennisspielerin – auch. Aber es geht noch um so viel mehr.

In einzelnen Episoden, nicht immer chronologisch, erzählt Andrea Petkovic aus ihrer Kindheit und Jugend bis hin zu der sehr erwachsenen späten Entscheidung, Tennis einfach nur noch so aus Spaß zu spielen. Sie erzählt von Begegnungen, schwierigen und besonderen. Sie erzählt von den gewaltigen Anforderungen des Leistungssports und von einer Psyche, die nicht immer mithalten kann im Auf und Ab des Unterwegsseins. Sie gibt uns Einblick in das Gespaltensein eines Menschen, der zum Teil eine Serbin ist, zum anderen Teil Darmstädterin. Die nicht auffallen will und doch auffällt durch ihren zornigen Willen, immer und überall Beste sein zu wollen und die mit ungebändigter Wut reagiert, wenn etwas nicht so läuft, wie sie will. Sie erzählt vom Verlust der Kindheit, von Depressionen: „… mein Körper ausgeschabt, mein Herz ausgewrungen, meine Seele gekidnappt…“ Sie beschreibt, wie es sich anfühlt, wenn mentale Stärke zum Sieg verhilft oder wie durch einen einzigen ablenkenden Gedanken plötzlich Selbstzweifel die Führung übernehmen. Und sie erzählt von Begegnungen mit ungewöhnlichen Menschen und mit ungewöhnlichen Büchern. All das beschreibt sie in einer überraschend literarisch kraftvollen Sprache, gewürzt mit einer guten Portion Ironie und Humor, selbstkritisch, messerscharf sich selbst und die anderen beobachtend. Und so wie uns Andrea Petkovic eine Ahnung vom Tennisspielen vermittelt, so zeigt sie uns gleichermaßen eine Parabel vom Leben als solchem.
Kurzum:Ein kluges, kurzweiliges Buch das sich zu lesen sehr lohnt.

Bewertung vom 22.10.2020
Das Buch eines Sommers
Kast, Bas

Das Buch eines Sommers


weniger gut

Einfache Sprache, einfacher Inhalt

Meine Erwartungen an das Buch waren hoch. Zum einen, weil ich den Diogenes-Verlag sehr, sehr schätze, zum anderen, weil die Werbung für das Buch viel verspricht. Was ich vorfand, war ein Roman, dem es an allem fehlt, was zu einem guten Roman gehört. Und wie ich werde, wie ich bin (Untertitel), hat mir Bas Kast auch nicht verraten.

Die Handlung ist simpel: Nicolas hat die Pharma-Firma seines Vaters übernommen und arbeitet viel, sehr viel, vielleicht zu viel. Und Nicolas hatte als Kind einen Onkel, den „Spinner der Familie“, der Geschichten schrieb, unangepasst war und an Nicolas glaubte. Als der Onkel stirbt und Nicolas seine alte Villa in den Weinbergen erbt, bringt das Nicolas zum Nachdenken bzw. zum Kritzeln in seinem Notizbuch und zu imaginären Gesprächen mit einem imaginären Romanhelden des Onkels. Und ratzfatz findet Nicolas sein kleines Kind süß, nimmt die kastanienbraunen Haare seiner Frau wahr, bringt seinen Mitarbeiter durch Ernennung zum Partner zum Weinen und schon ist alles gut.

Ich kann das Buch nicht ernst nehmen.
Die Summe an Plattitüden, die hier als „philosophisch“ verkauft werden sollen, die Oberflächlichkeit der Gedanken, die pseudopsychologisch „tief“ sein sollen, finde ich erschreckend. Das alles wird in einer uninspirierten, simplen Sprache erzählt, an keiner Stelle wirklich literarisch ausformuliert, dazu versehen mit zahlreichen Wiederholungen und recht kitschigen Schilderungen. Abgedroschene Weisheiten zuhauf. Auf der Suche nach etwas Positivem fand ich nur ganz wenige Passagen bzw. Geschichten in der Geschichte, die mir gefallen haben. Nein, dieses Buch kann ich einfach nicht ernst nehmen.

Bewertung vom 18.10.2020
Die Königin des Ritz
Benjamin, Melanie

Die Königin des Ritz


gut

Der spröde Schreibstil hält den Leser auf Distanz

Der Roman hat es mir nicht leicht gemacht. Denn er gibt sich nicht die Mühe, den Leser von Anfang an einzufangen. Im Gegenteil: Mit seiner distanzierten Erzählweise hält er die Leser auf Abstand. Nur wer durchhält, wird im späteren Verlauf durch Intensität, durch Eindringlichkeit, durch Nähe und Gefühle „belohnt“.

Es geht um die wahre Geschichte von Blanche und Claude Auzello, die „das Ritz“ zur Zeit der Naziherrschaft führten, dieses Pariser Nobel-Hotel, das für den Inbegriff von Luxus steht. Zunächst gibt es viel Vorgeschichte, wechselnd aus Sicht von Blanche und Claude berichtet. Ein Ehepaar, wie es nicht unterschiedlicher sein könnte. Trotz ausführlicher Szenen blieb das Ehepaar jedoch für mich oftmals nicht nachvollziehbar in seinen Handlungen und beschriebenen Gefühlen. Und so wanderte ich mäßig gelangweilt durch die Seiten. Erst in der zweiten Hälfte des Buches begann ich aufzuwachen. Denn die Gratwanderung zwischen der Erfüllung von hochgefährlichen Aufträgen für die Résistance von Blanche und Claudes scheinbarer Dienstbarkeit für die im Ritz herumlungernden Nazis, um Blanche zu schützen, bringt Spannung, bringt Leben, bringt Gefühle ins Spiel.
Glanz und Glamour des Ritz werden ausführlich und vorstellbar geschildert. Viele, fast allzu viele Menschen kreuzen den Weg der Geschichte, viele verlassen ihn wieder, verloren in Belanglosigkeit. Im Gedächtnis bleibt vielleicht Coco Chanel, die „Zicke“, oder Göring, der unter Morphium stehend in Frauenkleidern tanzt. Die stärksten Stellen im Buch gelten den entsetzlichen Nazi-Verbrechen und dem Mut des Sich-Widersetzens. Trotz der dramatischen Geschichte fand ich keine wirkliche Freude am Buch. Der spröde, fast mühsam zu nennende Schreibstil, den man sich als Leser erst erobern muss, bringt zwar viel Atmosphäre und Authentizität zum Ausdruck, aber wenig Nähe oder gar Gefühle für die Protagonisten. Insofern blieb mir das Buch insgesamt gesehen leider fremd.

Bewertung vom 17.10.2020
Escape Room Adventskalender. Die drei unheimlichen Geschenke
Eich, Eva

Escape Room Adventskalender. Die drei unheimlichen Geschenke


sehr gut

Eine gute Idee, aber…

Einen Adventskalender für Kinder im Stil der der vielfältig auf den Markt drängenden Escape Room Bücher herauszubringen, finde ich grundsätzlich gut. Jede Möglichkeit, Kinder mit Büchern in Kontakt zu bringen, begrüsse ich sehr. Leider hatte ich aktuell keine Möglichkeit, mit Lesepaten-Kindern im Alter zwischen 8 und 10 Jahren das Buch zu testen. Insofern kann ich das Buch nur aus Erwachsenensicht beurteilen.
Die Geschichte um den entführten Weihnachtsmann bringt die GeschwisterToni und Luka Seite um Seite tiefer in ein aufregendes Abenteuer, bei dem es gilt, jeden Tag im Advent eine Aufgabe zu lösen, um im Krimi weiterlesen zu können. Verschlossene Doppelseiten dürfen erst nach Lösung des Tagesrätsels geöffnet werden. Die Aufgaben bzw. Rätsel sind sehr unterschiedlich, mal richtig knifflig, mal etwas leichter zu lösen, auf jeden Fall sehr abwechslungsreich. Mitunter ist mit Sicherheit die Unterstützung von Eltern oder größeren Geschwistern gefragt.
Ich könnte mir vorstellen, dass kleinere Kinder Mühe haben, das System des Buches zu verstehen, denn die entsprechenden Anweisungen zu Beginn des Buches sind nicht unbedingt kindgerecht formuliert. Die zugrunde liegende Erzählung ist ungewöhnlich, irgendwie düster, aber spannend. Sie wird sprunghaft und vor allen Dingen im Schreibstil wenig gefällig erzählt. Zumindest hat sie mir nicht entsprochen, ebenso wie mir die recht platten Illustrationen nicht besonders gefielen. Doch Kinder mögen das anders erleben. Auf jeden Fall ist dieser spannende Adventskalender eine herausfordernde Alternative für die Vorweihnachtszeit.

Bewertung vom 16.10.2020
Die Erben von Seydell - Das Gestüt / Die Gestüt-Saga Bd.1
Martaler, Sophie

Die Erben von Seydell - Das Gestüt / Die Gestüt-Saga Bd.1


ausgezeichnet

Perfektes Lesefutter mit Suchtfaktor

Hinter „Sophie Martaler“ verbirgt sich ein erfahrenes Autorenduo, lässt uns der Verlag wissen. Und in der Tat, die Erzählweise, der Aufbau der Geschichte, die Ausgestaltung der Personen zeigt, dass die Autoren ihr Handwerk verstehen. Der Roman ist perfekt kombiniert, mit ausreichend Gefühl und sehr viel Spannung versehen und hat somit alles, um den Leser im Genre Unterhaltungsromane leicht und gut zu unterhalten.

Im Band 1 „Das Gestüt“ geht es um die junge Witwe Elisabeth Clarkwell, die 1947 von ihrem Onkel zur Hälfte das Pferdegestüt Seydell in der Lüneburger Heide erbt. Elisabeth benötigt dringend Geld, möchte ihre Hälfte des Erbes verkaufen, doch der unbekannte Miterbe in Spanien, dessen Zustimmung sie benötigt, lehnt jeglichen Kontakt rigoros ab. In Rückblicken bis ins Jahr 1889 erfahren wir, wie die beiden Brüder Ludwig und Alexander, die unterschiedlicher gar nicht sein könnten, nach einem unüberwindlichen Zwist getrennte Wege gehen. Diese Wege, voll an Schicksalsschlägen, verfolgen wir mit Spannung…

Der Roman fesselt von Anfang an und legt im Verlauf der Geschichte immer mehr an Spannung zu. Obwohl die Szenerien und Ereignisse detailreich geschildert werden, gibt es keinen Moment der Langeweile beim Lesen, im Gegenteil. Die Geschichte ist reich an Gefühlen, aber auch an hochdramatischen Ereignissen. Die historischen Zeitbezüge sind, wie wir dem Nachwort entnehmen können, sorgfältig recherchiert. Die Protagonisten werden in ihren jeweiligen Persönlichkeiten psychologisch nachvollziehbar geschildert und lösen beim Leser intensive Gefühle der Abneigung oder Sympathie aus, was ein weiterer Pluspunkt des Buches ist.
Rundum: Ein Roman, der in seiner Lebendigkeit und Erzählfreude völlig gefangen nimmt und den Leser sehnsüchtig auf die Fortsetzung warten lässt.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.