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Benutzername: 
LindaRabbit
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Freiburg
Über mich: 
Leseratte erster Klasse!

Bewertungen

Insgesamt 254 Bewertungen
Bewertung vom 02.09.2021
Greta und Jannis
Kuratle, Sarah

Greta und Jannis


ausgezeichnet

Vor acht oder in einhundert Jahren

Greta lebt in den Bergen, fährt ab und zu in die Stadt, und sie träumt den Steinen, den Tieren, den Menschen Gedichte zu. Zarte Wortgebilde, die ich mir auf der Zunge zerschmelzen lasse. Greta ist von einigen Menschen und Wesen umgeben, die ihr wichtig sind... Jannis, Tante Severine, die Kinder, Cornelio. Ein Märchen auf 222 Seiten. Und immerzu: Vor acht Jahren...

Jeder Satz, vom Anfang an, liest sich wie ein Gedicht... ein unendliches Gedicht... Die bunten Federhüte, der Schnee, der auf Lippen schmilzt, und immer wieder - das Gebirge, im Gebirge, auf der Gebirgsstraße... Reisende im Zug, im Bus, und dann der Hof, Tante Severine, die Mädchen. Es braucht einige Zeit zu verstehen, aber gelingt das Verstehen?

Jannis und Greta, eine Liebesgeschichte? Es bleibt auf jeden Fall mysteriös. Innere Monologe, Dialoge mit Unbekannten, Gedankenfetzen, viel indirekte Rede (was schwieriger zu lesen ist, Konzentration ist angesagt, das ist kein Überfliegerbuch). Mysteriös. Bizarr. Wie vor acht oder in einhundert Jahren… das Mysteriöse des Schreibstils von Sarah Kuratle wandert auch in meine Rezension: Ich übernehme ihren Stil.

„Im kleinen Warteraum des Bahnhofs zählt ihm eine einsam tickende Wanduhr die Zeit im Stillen vor. Durch an ihren Rändern glanzvoll beschlagenen Fenster sieht er die Frau draußen zuerst Stirn gegen Sturm, dann wieder in die andere Richtung gepeitscht, wird sie sogar langsamer. Sie ist sehr schmal und blass, wie in den Mantel gefallen, kam sie ihm vor als sie seine Hand und seinen Arm hielt. Sie trägt keine Mütze am Kopf, warum lässt sie ihren grauen Schal flattern, ihre Haare wild in der Luft.„
Peng, das hat Wucht! Jedes Wort wie auf die Goldwaage gelegt. Worte, die mir auf der Zunge liegen wie ein Stück Schokolade und die ich langsam lutsche und vergehen lasse, bis sich mir der volle Geschmack im Mund entwickelt, bis sich mir der ganze Sinn öffnet.

Ich empfehle: Langsam lesen, wie ein Gedichtsband, dann die Worte vom Auge zum Ohr und weiter zum Gehirn, Buchstabe für Buchstabe, schmelzen lassen. Den Namen der Autorin, Sarah Kuratle, muss ich mir merken, da wird noch einiges kommen…

Ein wunderschön zarter Einband, der mit seinen roten Hartriegelbeeren und – blätter auffällig ist.

Sarah Kuratle, Greta und Jannis, Vor acht oder in einhundert Jahren, Otto Müller Verlag

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 25.08.2021
Ich hätte da was für Sie
Cordes, Vera

Ich hätte da was für Sie


sehr gut

Sauna für die Augen, Balsam für die Seele und für mich ein gutes Buch!

Sauna für die Augen... das hört sich schon einmal gut an. Jede hat doch irgendwann Probleme mit den Augen, gute Tipps sind sehr brauchbar... Noch besser, die Autorin hört auf andere, nimmt Tipps an. Wunderbar, so soll das Leben sein, ein Geben und ein Nehmen. Kompressen. Lidrandmassagen. Sehr praktische Tipps, Augen Sauna - wunderbar.

Das Titelbild zeigt eine sympathische, aufgeschlossen wirkende Autorin, ansprechend! Vera Cordes moderiert seit über 20 Jahren das NDR Magazin 'Visite': Ein Gesundheitsmagazin. Frau Cordes bezeichnet sich als Medizinjournalistin, wird aber auch öfters als Ärztin bezeichnet (fälschlicherweise). Kein Wunder bei ihren Ratschlägen - kleine Tricks helfen den Besuch in einer Arztpraxis zu vermeiden. Bei Rückenschmerzen gibt es den Trick mit dem Bauchnabel. Nächtliche Wadenkrämpfe - Hinweis dagegen im Buch! Arthrose, Schwindel, Fersensporn... you name it we information. Aus ihren unzähligen Interviews mit Experten und Expertinnen wurde dieses lehrreiche Buch zusammengestellt.

Ein praktischer Ratgeber für den Alltag, denn älter werden wir jeden Tag und die Wehwechen nehmen halt zu.

Bewertung vom 25.08.2021
Flucht nach Patagonien
Revedin, Jana

Flucht nach Patagonien


sehr gut

Das Grand Hotel in den Anden

Allein der Buchtitel ‚Flucht nach Patagonien‘ lockt. Eugenia Errazuriz ahnt was kommt, oder kann die bereits vorhandenen Anzeichen richtig deuten. Mit ihrem Vermögen hat sie bereits aufwärts strebende Talente gefördert (Coco Chanel und Pablo Picasso wird erwähnt). Mit dem jüdischen Innenarchitekten Jean-Michel Frank flieht sie nach Argentinien. Dort lässt die Kunstmäzenin das berühmte Grandhotel in den Anden von dem jungen Frank einrichten. Und er? Nicht überzeugt von sich, mit einer unsteten Todessehnsucht. Auf dem Schiff, sein Blickwinkel, 30 Grad nach links, 30 Grad nach rechts, kein gerader Horizont und keine Unterlagen, die aus Paris rechtzeitig ankamen, um das Grandhotel fertig zu stellen.

Das Buch ist der wahren Geschichte nacherzählt. Die darin vorkommenden Personen haben existiert und die Autorin erzählt auch, was mit ihnen passierte bis zu ihrem, teilweise tragischen Lebensende

Das Grandhotel existiert noch heute. Bis in die 70er Jahre ein beliebtes Hotel. Dann verfiel es. Heute ist es ein Golfressort.

Stil: Jana Revedin hat Ahnung von dem Metier, das sie beschreibt,. Sie ist selbst Architektin und hat bereits einige Bücher zu diesem Bereich, Architektur, Kunst, geschrieben. Manchmal ein bißchen holprig, doch im großen Ganzen sehr flüssig. Im Laufe der Geschichte jedoch wird zuviel von den großen Gestalten der Weltgeschichte erzählt (Kunst, Film, Flugpionierin, Politiker) und das zieht das Dröge etwas mehr in die Länge. Interessant sind die Details über Patagonien und seine Schönheiten, auch Erwähnungen der Mapuche und ihrer Sicht der Dinge (A. Earheart und das Geschenk, was Walt Disney von Mme Roosevelt überreichen soll. Vorahnung, dass Earhearts Pionierreise nicht gut ausgeht...). Leider kommt auch oft der depressive Charakter von Jean - Michel Frank zum Vorschein. Also kein heiteres Buch. L.-M. Frank ist mit Anne Frank verwandt und er versuchte auch die Familie Frank aus Amsterdam zu retten. Doch da waren sie bereits im Versteck verschwunden.

Buchumschlag: Zwei Schiffe, eines was vorbeifährt, das andere auf dem die Protagonistin steht und winkt, gekleidet im Stil der 1920 – 30. Nach dem Lesen des Buches kommt mir das Titelbild etwas apokalyptisch vor - das andere Schiff fährt vorbei, wie eine Chance im Leben, die verpasst wurde...

Interessant für diejenigen, die an Ereignisse im letzten Jahrhundert interessiert sind.

Bewertung vom 25.08.2021
Die Zeit der Kirschen
Barreau, Nicolas

Die Zeit der Kirschen


ausgezeichnet

Paris, ach Paris

Zeit der Kirschen, wer mag keine Kirschen? Kirschen erinnern an Kindheit, Kirschen erinnern an lustvolle Momente, das Aufplatzen der reifen Früchtchen zwischen den Zähnen. 'Zeit der Kirschen' als Name für ein Restaurant, da läuft doch schon beim Lesen des Restaurantnamens das Wasser im Mund zusammen, das kann nur etwas sehr Sinnliches sein.

Andre und der Valentinstag, seit Monaten harrt er wie die Katze vor dem Mauseloch darauf seiner geliebten Aurelie den Ring, den er seit Monaten in der Tasche trägt, ihr endlich feierlich zu überreichen und sie zu fragen:Willst Du?
Doch nun, an diesem Abend endlich, - 'es ist etwas ganz Unglaubliches passiert', Spannung, Spannung, jeder möchte wissen, was das Unglaubliche ist... aber wir wissen es natürlich schon... Aurelie wurde angerufen, sie hätte eine Michelin Stern erhalten. Und da kommt Andre wieder mal ganz unpassend mit seinem Antrag. Noch schlimmer - es soll eine Verwechslung sein. Und der tatsächliche Gewinner mit einem Restaurant gleichen Namens ist ein arroganter Schnösel. Aurelie findet den jedoch faszinierend... oh je, Andre, wärest du bloß schneller mit deinem Antrag gewesen...

Und natürlich kenne ich 'Das Lächeln der Frauen', war ganz hin und weg von der zarten Liebesgeschichte. Und ich hab' auch den Film gesehen. Jetzt die Fortsetzung der Liebesgeschichte, bei der sich Andre, wie beim ersten Band, natürlich wieder tolpatschig in alle Fettnäpfchen reinsetzt. Ach, du großer süßer Junge!
Und jede Minute leide ich mit diesem tolpatschigen Autor mit, der schon wieder dabei ist seine Liebe zu der schönen Aurelie zu vermasseln. Ach, Aurelie, wäre ich an Deiner Stelle, ich würde ihn einfach kompromisslos lieben.

Das Buch muss gelesen werden! Es ist ein Muss!

Dazu ein Titelbild in heiteren abendlichen Farben, Farben wie sie einfach zu Paris gehören. Im Hintergrund der Eifelturm, im Vordergrund das, was ich von Paris kenne, verschwiegene und geheimnisvolle Eckchen. Geschaffen für die Liebe!

Nicolas Barreau, "Die Zeit der Kirschen", Rowohlt - Verlag

Bewertung vom 25.08.2021
Wie man einen Tiger fängt
Keller, Tae

Wie man einen Tiger fängt


ausgezeichnet

Lily und der Tiger

Lily, ihre Mutter und die Schwester fahren zur Oma (die Oma wird Halmoni genannt, weil sie koreanisch ist)
Bereit bei der Autofahrt zu ihrer Halmoni kündigt sich der Tiger an. Er schaut sie das erste Mal an, während Lily sich gerade mal wieder unsichtbar macht (denn ihre Mutter und ihre Schwester streiten). Umzug in ein verregnetes Nest, weit weg von Kalifornien.

Und jetzt beginnt das Abenteuer: Lily und ihr Tiger. Nur ihre Halmoni versteht das. Halmoni findet den Tiger nicht gut. Lily will kein BAM sein (brave asian girl), doch sie erwartet Antworten von ihrer Halmoni. Zuerst müssen aber die Geister gefüttert werden.

Sehr schöner Erzählstil. Wunderbares Titelbild mit einem gezeichneten Tiger, auf dem die Worte eingeätzt wurden „Wie man einen Tiger fängt“.
Hervorragend für junge Menschen, um deren Fantasie anzuregen

Es ist ein Mutmacherbuch, macht Mädchen Mut, dass es möglich ist seine Ängste zu überwinden und sich dem Tiger zu stellen. Gleichzeitig erfährt man einiges zum Leben von koreanischen Menschen. Sehr schön!

Bewertung vom 25.08.2021
Dicke Biber
Balàka, Bettina

Dicke Biber


ausgezeichnet

Statt Mittelmeer nun heimische Natur.
Pico ist zuerst enttäuscht und stellt dann aber fest, wie unglaublich interessant es doch in den Donauauen sein kann. Als er frühmorgens schwimmen geht und die Natur voll auf sich wirken lässt, entdeckt er innerhalb weniger Meter viel Aufregendes. Doch dann tauchen zwei dunkle Gestalten auf, die sich beim Schwimmen an ihn hängen. (Boum boum boum, ich höre die Titelmusik vom Weißen Hai): ‚Kleine dunkle Augen, die ihn im Blick behalten...wie zwei Abfangjäger, die ein feindliches Flugzeug begleiteten… ‚er befand sich im fremden Hoheitsgebiet und wurde überwacht‘. Von den Bibern… So lustig geht es im Text weiter.

Stil: Sehr lustiger Schreibstil mit eigenwilligen Wendungen, dazu wunderschöne Schwarzweiß – Zeichnungen, die in den Text gesetzt wurden. Ein süßer nagender Biber… liebevolle kleine Details... ein Heer von Fliegen, Libellen, Schildkröten marschieren über die Seiten.

Coverbild:Zwei fette lachende Biber auf der Umschlagseite, als Hauptfiguren bleiben sie schwarzweiß, während der Rest um sie sehr farbenfreudig ist, aber mit ausgesprochen interessanter Formgebung. Fast ein Wimmelbild, so viel ist los auf dem Bild. Inmitten des Bildes verstecken sich hinter einem Baumstamm die beiden Kinder. Wenn da nicht jedes Kind sofort nach dem Buch greift...

Bewertung vom 14.08.2021
Die Teehändlerin / Die Ronnefeldt-Saga Bd.1
Popp, Susanne

Die Teehändlerin / Die Ronnefeldt-Saga Bd.1


ausgezeichnet

Der Duft der großen weiten Welt

Die Teehändlerin, Susanne Popp, 560 Seiten, Fischer Verlag
Eine Familiensaga (erster Teil), über den Beginn und Aufstieg der Teefirma Ronnefeldt (bis heute existierend)

Muni-tcha, congfou-tscha, phi-tscha...Achtung, Suchtgefahr für Teeliebhaberinnen. Wer Tee liebt, den könnte das Buch verführen. Man liest ständig mit dem Geruch von Tee in der Nase und sollte sich den interessanten Lesestoff tatsächlich auch mit einer guten Tasse Tee zu Gemüse führen.

Liebevoller Zubehör zur Teezeremonie, Frankfurt im 19. Jahrhundert, eine China-Reise und eine starke Frau (Friedericke). Genügend Zutaten für einen historischen Roman. Dazu ein sinnliches Titelbild mit dem historischen Römer im Hintergrund. (Die damalige Chinareise des Herrn Ronnefeldt hat dem Geschäft nicht geschadet, denn seine Frau führte es weiter und bis heute sind die Nachkommen im Geschäft). Bemerkenswert die Stellung der Frau Friedericke, wo doch im 19. Jahrhundert Frauen nur als schöner Zierrat im Haus angesehen wurde, bei den vermögenden Familien der Gesellschaft. (Die ärmeren Frauen mussten schon immer mitarbeiten, heute wie damals).

Natürlich wollte Herr Ronnefeldt nach seiner Rückkehr, dass auch seine Frau wieder nur Zierrat ist, doch eine starke Persönlichkeit wie Friedericke lässt sich von dem Chauvinisten im Haus nicht davon abbringen. Denn sie hat lange genug und gegen Widerstände - während seiner Reise - bewiesen, dass sie es kann. Ein Mutmacherbuch

Empfehlenswert für jede/n historisch interessierte/n Leser/in!

Bewertung vom 14.08.2021
Die Hebamme
Hoem, Edvard

Die Hebamme


ausgezeichnet

Allein das historische Foto - ein Boot inmitten der Fjorden-Landschaft - macht das Titelbild zu einem Hingucker. Geschickt gemacht vom Urachhaus - Verlag.

Wer will nicht stolz sein auf seine Ururgroßmutter, so eine wie Marta Kristine Andersdatter Nesja, die 50 Jahre lang Hebamme war, einer der wichtigsten Beruf überhaupt - leider zu wenig geschätzt.

Hörten wir nicht auch schon von den Geschichten, wie mutige Hebammen in finsterer Nacht sich auf den Weg machten, um einer leidenden Mutter zu helfen. Ein Roman über die Hebamme Marta Kristine (auch Stina genannt), der Autor ist ein Nachkomme und arbeitet mit historischen Fakten und seiner Fantasie. Stina musste sich gegen so viele Vorurteile zur Wehr setzen. 1821 läuft sie von der Westküste Norwegens nach Christiana, 600 Kilometer, um ihrem Traumberuf – Hebamme – nahe zu kommen. Danach ist sie über 50 Jahre Hebamme und verhilft vielen kleinen Menschleins auf die Welt zu kommen und deren Mütter zu überleben. Eine Frau, die auch weiterhin gegen Vorurteile ankämpfen musste und doch – ungeehrt – zu einem der wichtigsten Berufzweige überhaupt gehört.

Dem Ururenkel Edvard Hoem sei Dank für seine Recherchen und zu seinem wertvollen Werk.

Wahnsinnig spannend! Lesen!!!

Bewertung vom 14.08.2021
Der Himmel ist hier weiter als anderswo
Pauling, Valerie

Der Himmel ist hier weiter als anderswo


ausgezeichnet

Neuanfang in einem Alten Land

Wer das Alte Land kennt (und ich habe einige Jahre in Hamburg gelebt, da war es ein normaler Ausflug überzusetzen ins Alte Land) liebt tatsächlich die Weite, auch wenn sie platt ist. Zur Zeit der Obstblüte ein Paradies und selbst Städter, die nicht mit einem Verlust kämpfen müssen, erholen sich vom städtischen Stress in kürzester Zeit.

So ist es, wenn man ein Altes Haus kauft (im Alten Land), alles ist morsch, die Vergänglichkeit hat an dem Menschengemachten geknabbert. Aber alles ist doch besser als in einer großen Stadt sich der Trauer hinzugeben. Dass die wunde Seelen heilen lernt, ist fast naturgegeben. Denn in der Stadt hat nichts mehr funktioniert, mit vier Kinder alleine, für die Wohnung kam die Eigenbedarfskündigung und das mit der Musik klappte auch nicht mehr (für eine Musikerin fatal). Doch auch Blauäugigkeit schützt nicht vor Reinfällen. Wieder Violine unterrichten? Ein Cafe aufmachen?

Eine wunderschöne erzählende Sprache, die Details aus der Natur beschreibt, die leicht nachzuvollziehen sind, wenn man selbst die Augen öffnet. Eine nette Geschichte von einem fatalen Lebenabschnitt mit seinen Belastungen und einem hoffungsverheißenen Neuanfang. Auch wenn vieles am Anfang zuerst einmal nicht richtig funktionierte. Der erste Schritt war getan und nun folgten viele weitere.

Der Buchumschlag passt hervorragend zu der Geschichte - romantisch eben wie das Alte Land.

Sehr empfehlenswert!

Bewertung vom 14.08.2021
Löwenherzen
Neitzel, Gesa

Löwenherzen


ausgezeichnet

Im südlichen Afrika bei Löwen und Elefanten

Die Autorin Gesa Neitzel, ehemals in Berlin im TV- und Filmgeschäft tätig, gibt sich einer neuen Sehnsucht hin – derjenigen nach Afrika - und sie wechselt vom Brandenburger Tor in den südafrikanischen Busch. Sie will auf dem afrikanischen Kontinent bleiben und beginnt eine Ausbildung zum Safari – Guide im südlichen Afrika. Während der Ausbildung lernt sie auch Frank kennen; gleiche Interessen, gleiche Sehnsucht. Jung und gut aussehend kann Gesa Neitzel ihre Bücher lässig vermarkten und mit Frank baut sie ein Safari – Unternehmen auf. Dabei kommt natürlich die Liebe und der Schutz zur ungezähmten afrikanischen Tierwelt nicht zu kurz.

Im flüssigen Sprachstil erzählt die Autorin von den Abenteuern, die sie und Frank mit Touristengruppen und alleine unterwegs in der Wildnis erleben. Eingangs berichtet sie vom Feuer, das im Küchenzelt ausgelöst wird und bei dem die Gäste, die Autos und das Safari-Zubehör in ein trockenes Flussbett gerettet werden. Sie erzählt ausführlich von ihrer Ausbildung als Rangerin und erklärt die diversen Etappen, bis sie sich ‚Ranger‘ nennen darf. Dabei erklären ihre Ausbilder, dass Vorsicht die wichtigste Ranger – Eigenschaft ist, um die Gäste und sich nicht in Gefahr zu bringen. Bildhaft weist die Autorin auf die, sie bei den Safrariwanderungen umgebenden Landschaft, Pflanzen und Tiere hin, lässt an den schönen Momenten der Safaris teilhaben und so meint man selbst mitten drin zu sein.

Gesa Neitzel will aber Lead Guide werden und für diese Position muss sie 150 Stunden auf Safari und 50 Begegnungen mit potentiell gefährlichen Wildtieren in ihr Logbuch eintragen. Daher wird von ihr beschrieben, was genau das ausmacht und welche Kenntnisse sie dafür braucht.

Garniert wird das Ganze von wunderbaren Fotos:Tiere, Landschaft und die Ranger bei ihrer Arbeit. Auch das Titelbild, das jedem Afrika-Interessierten sofort ins Auge sticht, zeigt Gesa Neitzel im Busch.

Afrikabücher gibt es viele, von Menschen, die sich in Afria niedergelassen haben, weil sie aus der Enge Europas entkommen wollten. Die meisten beschreiben was sie in ihrem jeweiligen Umfeld erleben. Dies ist nun ein Buch, in dem eine Rangerin ihr Arbeitsfeld beschreibt und das ursprüngliche Afrika (wie es leider immer kleiner wird) vorstellt.

Gesa Neitzel lässt auch an einer Besonderheit teilhaben, dass in Afrika Lebende durchaus eine spezielle Beziehung zu ihrem fahrbaren Untersatz besitzen, einfach ein unersetzlicher Gefährte. Sie und Frank nennen ihren Landrover ‚Elli‘. Das kenne ich auch von meinen LandCruiser Touren im Sudan, ich nannte unser Gefährt, was oft zusammenbrach, ‚old bone‘ oder ‚old boy‘ und betete darum, dass er doch bitte bitte weiterfahren möge.

Aus Sicht einer Afrikaerfahrenen - sehr lesbar!

Löwenherzen, Ullstein Verlag, August 2021, Autorin: Gesa Neitzel