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Berlin

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Insgesamt 272 Bewertungen
Bewertung vom 27.10.2017
Mord ohne Grenzen
Schwab, Elke

Mord ohne Grenzen


ausgezeichnet

Tragische Ereignisse in einem elsässischen Dorf

„Mord ohne Grenzen“ ist für mich das erste Buch von Elke Schwab, aber mit Sicherheit nicht der letzte Krimi von ihr, den ich gelesen habe.

Sie erzählt eine vielschichtige und äußerst spannende Geschichte, angereichert mit vielen geographischen und historischen Informationen rund um das Elsass. Das krumme Elsass, wo die Handlung angesiedelt ist, beschreibt ein hügeliges Gebiet im Nordwesten des Elsass in Frankreich. Hier treffen romanische und germanische Kultur aufeinander. Durch das Gebiet, welches sich nördlich von Strasbourg befindet, fließt die Saar.

Es gibt neben Kleinstädten viele Dörfer in malerischer Umgebung. In einem von ihnen, dem 200-Seelen-Dorf Potterchen, erbt die geschiedene Sabine Radek überraschender Weise ein Haus von einem ihr nicht näher bekannten Onkel. Sie ist auf ihr Erbe gespannt und fährt im Herbst gemeinsam mit ihrer vierjährigen Tochter Annabel dorthin, um es zu besichtigen.
Dann geschieht das Unglaubliche und Unfassbare. Annabel verschwindet spurlos. Eben war sie doch noch bei ihr in dem Bauernhaus. Sabine sucht Haus und Umgebung ab. Vielleicht ist sie bei den Ponys, die sie unterwegs gesehen haben? Das Kind bleibt verschwunden.

Da Sabine kein Vertrauen in die französische Polizei hat, ruft sie ihre Freundin Tanja Gerstier an, die als Kriminalkommissarin in Saarbrücken tätig ist. Sie ist selbst Mutter eines gleichaltrigen Mädchens und verspricht sofort zu helfen. Eigenmächtig und nicht gerade zur Freude ihrer Vorgesetzten treibt sie ihren Einsatz als „Verbindungsbeamtin“ in diesem Fall voran und wird bestätigt.
Nun kann ihr Einsatz in Potterchen beginnen. Dort ist der Commandant Jean-Yves Valleaux Leiter der Ermittlungen. Ihn umgibt etwas Geheimnisvolles, dennoch entwickelt sich die Zusammenarbeit mit der attraktiven Tanja vielversprechend. Er kennt sich mit der Mentalität der Dorfbewohner gut aus, seine verstorbene Frau stammte aus Potterchen.

Trotz eines Großeinsatzes von Spezialkräften der französischen Polizei, die jeden Winkel des Dorfes und seiner Umgebung untersuchen, bleibt Annabel verschwunden. Die Ermittlungen stehen von Beginn an unter Zeitdruck. Wie lange kann eine Vierjährige im Herbst allein draußen überleben?
Jedem Hinweis wird nachgegangen, sowohl in Deutschland, wo auch Ermittlungen laufen, als auch in Frankreich. Nicht oft kommen die Ermittler weiter. Manche Erkenntnisse verwirren mehr als sie nutzen. Doch Tanja gelingt es mit ihrer Hartnäckigkeit ein wenig Licht in das Dunkel zu bringen. So ist vor wenigen Jahren schon einmal ein Mädchen aus Deutschland spurlos verschwunden.

Elke Schwab erzählt die Geschichte hauptsächlich aus der Sicht der engagierten Tanja. Ihr gelingt es meisterhaft Spannung aufzubauen und den Leser zu fesseln. Wenn Tanja selbst in verlassenen Kellern und auf dem Friedhof nach Annabel sucht und dabei Unheimliches zu sehen scheint, fiebert man als Leser mit. Gänsehautgefühl pur.

Das dramatische Finale birgt noch einige Überraschungen und ist in sich stimmig. Es verlangt von Tanja das Äußerste an Kraft, weil sie als Mutter und Polizistin tiefer von den Ereignissen berührt wird, als sie es ahnte.
Die Autorin beschreibt ihre Protagonisten so lebendig und anschaulich, dass ich mir jeden gut vorstellen konnte. Auch die verschiedenen Dorfbewohner sind differenziert dargestellt. Man lernt sympathische Einwohner, aber auch sehr bösartige und finstere Menschen kennen. Dabei blickt der Leser auch hinter die Fassade des recht ansehnlichen Dorfes und entdeckt einen Sumpf aus Bestechung, Macht und Geldgier gepaart mit persönlichen Ambitionen.

Fazit:
Wer eine fesselnde und gut erzählte Geschichte aus dem Dreiländereck Frankreich – Deutschland - Luxemburg mit Liebe zum Detail lesen möchte, dem kann ich „Mord ohne Grenzen“ uneingeschränkt empfehlen. Dank des flüssigen Schreibstils bereitet dieser Krimi spannendes Lesevergnügen pur.

Bewertung vom 21.10.2017
Verschollene Welten
Lühr, Hermann

Verschollene Welten


ausgezeichnet

Rätselhafte Funde

Die Familie Wagner ist seit Generationen im Harz ansässig. Viele Männer waren im Bergbau tätig. Auch die Brüder Karl und Knut. Aber 1947 wurde die Grube von Hohegeiß geschlossen und Karl wanderte nach Kanada aus und verdiente dort aufgrund von handwerklichem Geschick und Geschäftstüchtigkeit ein kleines Vermögen.

Sein Sohn Robert, der bisher einige Jahre in verschiedene Richtungen studiert hat und sein Interesse für die Archäologie entdeckte, erbt das Tagebuch seines Onkels Knut. Dieser beschreibt akribisch seine Funde und rätselhafte Wandzeichnungen einer Höhle im Bergwerk. Doch die erwähnten Gegenstände, die wie eine CD oder USB-Stick bzw. MP3-Player erscheinen, gab es doch damals noch gar nicht.

Robert beschließt Nachforschungen anzustellen und geht dabei professionell vor. Glücklicherweise verfügt er über die notwendigen Mittel und engagiert Fachleute. Dabei ist der junge und ehrgeizige Sprachwissenschaftler Alexander, der genauso auf Stellensuche ist, wie der Computerspezialist Klaus. Eine andere große Unterstützung ist Karin aus dem Nachbarhaus seiner verstorbenen Verwandten, die über große Ortskenntnis von Hohegeiß verfügt und heimatgeschichtlich bewandert ist.

Hermann Lühr erzählt sehr sachkundig eine spannende Geschichte mit vielen wissenswerten Fakten über archäologische Funde verschiedener Zeiten. Seine Protagonisten reisen zwischen Hohegeiß im Harz nach München und Kreta, um zu recherchieren. Nebenbei wird auch geschickt die Familiengeschichte der Wagners und die sich anbahnende Beziehung zwischen Karin und Robert in die Handlung integriert. Auch der Humor kommt nicht zu kurz und es macht Freude das Buch zu lesen. Die ungewöhnliche Kombination heimatgeschichtlichen Fakten und Tatsachen in Verbindung mit den großen Funden der Weltgeschichte ist Hermann Lühr bestens gelungen.

Der Leser erlebt mit wie aufregende Theorien und Hypothesen entwickelt, geprüft und wieder verworfen werden, um zu noch gewagteren Erkenntnissen zu gelangen. Auch kompetente Wissenschaftler werden einbezogen und von den Hobbyforschern gefordert.

Hermann Lührs Protagonisten sind authentische und spannende Charaktere. Jeder wird so beschrieben, dass ich mir die Person lebhaft vorstellen konnte. Auch die Handlungen sind absolut nachvollziehbar.
Die phantasievolle Geschichte wird farbig und mit Liebe zum Detail erzählt. Naturwissenschaftliche und historische Fakten werden phantasievoll ausgestaltet. Dabei wird ein Spannungsbogen entwickelt, der nie abreißt. Man merkt dem Autor sein Fable für alte Kulturen und rätselhafte Naturphänomene an. Sein Einfühlungsvermögen in vergangene Zeiten ist bemerkenswert und der Leser wird nicht nur gut unterhalten, sondern auch selbst zum Nachdenken angeregt.

Der flüssige und unterhaltsame Schreibstil macht das Buch zu einem wahren Lesevergnügen. Mit „Verschollene Welten“ ist Hermann Lühr eine außergewöhnliche und spannende Geschichte gelungen, die aus meiner Sicht eine klare Leseempfehlung ist.

Bewertung vom 20.07.2017
Götterfluch
Gürtler, Birgit

Götterfluch


ausgezeichnet

Das dunkle Geheimnis einer Cenote

Mit „Götterfluch“ erzählt Birgit Gürtler eine unheimlich spannende Geschichte, die im heutigen Mexiko spielt, aber gleichzeitig tiefe Einblicke in die alte Welt der Maya und ihrer Mythen und Legenden gewährt.
Dem schwedischen Abenteurer Boerson ist es gelungen einem uralten Menschheitstraum auf die Spur zu kommen. Dabei verfolgt er rücksichtslos, egoistisch und selbstsüchtig seine Interessen und geht im wahrsten Sinne des Wortes über Leichen.

Eine davon landet sich auf dem Tisch der Gerichtsmedizinerin Muyal, als plötzlich Unerwartetes geschieht. Beide werden entführt.
Carlos Zamardo, der Einsatzleiter der Policia Federal, bekommt einen neuen Fall. Ausgerechnet Muyal seine heimliche Liebe ist verschwunden. Gemeinsam mit seinem Team beginnt die Suche. Doch sie sind nicht allein auf dem Weg in die geheimnisvollen Unterwasserhöhlen Yucatans, den Cenoten, unterwegs.
Auch ihr Widersacher, der Schwede Boerson, der weitere Experimente durchführen will, ist auf dem Weg zum Höhlenlabyrinth. Ein Wettlauf mit der Zeit beginnt. Überall lauern tödliche Gefahren und rätselhafte Dinge begegnen ihnen. Dabei wird deutlich wie viel Wahrheit in den alten Mythen und Legenden steckt, wenn man sie richtig deuten kann.

Birgit Gürtlers Protagonisten sind authentische und spannende Charaktere. Jeder wird so beschrieben, dass ich mir die Person lebhaft vorstellen konnte. Auch die Handlungen sind absolut nachvollziehbar.
Die phantasievolle Geschichte wird farbig und mit Liebe zum Detail erzählt. Naturwissenschaftliche und historische Fakten werden phantasievoll mit alten Legenden und Göttergeschichten verknüpft. Dabei wird ein Spannungsbogen entwickelt, der nie abreißt. Man fiebert mit Carlos und seinen Leuten mit. Parallel wird Muyals Geschichte in der Unterwelt der Cenoten erzählt, die einen fesselt und fasziniert. Ihre Erkundungstour überrascht mit geheimnisvollen Beobachtungen und Wesen, die weder Mensch noch Tier sind.

Wer wird Muyal zuerst finden? Beide Gruppen kommen sich gefährlich nahe, aber auch sie stehen als Eindringlinge unter Beobachtung einer besonderen Art von Höhlenbewohnern.
Am Ende überzeugt ein packendes und rasantes Finale mit einer geheimnisvollen Zeremonie den Leser nochmals von der rundum gelungenen und in sich stimmigen Geschichte.

Fazit:
Die Verbindung aus historischen Fakten, Legenden, Action und Elementen des Thrillers ist aus meiner Sicht perfekt. Ich mag den flüssigen und sehr informativen Schreibstil. Durch verschiedene Handlungsstränge wird kontinuierlich Spannung aufgebaut, die in einem beeindruckenden und grandiosen Finale gipfelt. Mit „Götterfluch“ ist Birgit Güttler eine außergewöhnliche und spannende Geschichte gelungen, die aus meiner Sicht eine klare Leseempfehlung ist.

Bewertung vom 06.06.2017
Aussicht auf Mord
Stanzl, Werner

Aussicht auf Mord


ausgezeichnet

„Aussicht auf Mord“ ist der dritte Fall für Commissario Bruno Vossi. Schauplatz dieser Erzählung ist Triest und seine herrliche Küstenlandschaft. Werner Stanzl entführt den Leser aber auch in die römische und neuere Geschichte. Die Beschreibungen wecken Fernweh und Interesse an dieser Region und ihren Menschen im Dreieck von Österreich, Italien und Kroatien. Auch die Familiengeschichte von Bruno und seiner sympathischen Frau Jelena fügt sich gut in den ausgezeichnet erzählten Kriminalroman ein.

Nach dem Fund von alten Goldmünzen in einem Steinbruch geschehen rätselhafte Todesfälle. Bruno Vossi und sein Team müssen klären, ob es sich dabei um Unfälle, Selbstmorde oder Morde handelt. In welcher Beziehung standen die Toten zu einander?

Commissario Vossi recherchiert nicht nur im Umfeld der Toten recherchiert , sondern versucht auch mehr über die Goldmünzen, die von Kaiser Maximilian I. von Mexiko stammen sollen, zu erfahren. Dabei wird dem Leser viel interessantes Wissen über die Habsburger und ihre Zeit mit leichter Hand vermittelt.

Die Spuren führen in ganz verschiedene Richtungen und es ist nicht einfach für Brunos Team den roten Faden zu finden. Dabei streift der Leser mit Bruno Vossi durch die Unterwelt von Triest, besucht die Villa eines Bankiers und ist an den malerischen Küsten unterwegs, um einen Sturz von den Klippen zu klären.

Der Reiz dieser Erzählung wird nicht nur durch das Lokalkolorit bestimmt, sondern auch durch die vielfältigen Charaktere, denen der Leser begegnet. Die Personenbeschreibungen gehören zu den Stärken von Werner Stanzl. Er hat authentische Personen mit unterschiedlichen Charakteren gezeichnet. Mit Commissario Vossi ist ihm ein liebenswerter Protagonist mit Ecken und Kanten gelungen, mit dem man sich identifizieren kann.
Auch das Finale birgt noch einige Überraschungen, die Bruno Vossi scharfsinnig und mit viel Liebe zum Detail bei der kriminalistischen Spurensuche entdeckt hat. Das Ende ist nach spannenden Ermittlungen in sich stimmig und stellt auch die Beziehung zum rätselhaften Prolog dar. Aus meiner Sicht ist der vorliegende Kriminalroman eine rundum gelungene Geschichte aus dem schönen Triest und macht Lust auf neue Ermittlungen mit Bruno Vossi und seinem Team.

Fazit:
„Aussicht auf Mord“ ist allen Krimi- und Italienfans unbedingt zu empfehlen. Für mich war es der erste Krimi dieser Reihe und ich werde die beiden Vorgänger unbedingt lesen. Werner Stanzl hat einen spannenenden Krimi mit überraschenden Fakten, starken Charakteren und viel Triester Atmosphäre verfasst. Ich freue mich schon auf weitere Fälle für Commissario Bruno Vossi und sein Team.

Bewertung vom 25.05.2017
Das Orakel / Sarah Weston Bd.3
Niko, Daphne

Das Orakel / Sarah Weston Bd.3


ausgezeichnet

Was weiss das Orakel von Delphi wirklich?

„Das Orakel“ ist das dritte Abenteuer der Archäologen Sarah Weston und Daniel Madigan. In Theben, nahe der alten Orakelstätte Ismenion, treffen wir die beiden bei Ausgrabungen wieder. Sarah ist froh an einem Ort zu sein, wo es etwas ruhiger ist, denn die letzten Ereignisse hatten ziemlich viel von ihr gefordert.

Doch nach einem Einbruch in das Museum von Theben ist nichts mehr wie vorher. Es wurde nur ein einzelner, aber rätselhafter Gegenstand, eine Art Obelisk aus Metall, gestohlen. Außer seinem Fundort ist nichts über ihn bekannt. Außerdem wurden viele Dokumente aus dem Archiv entwendet.

Zur gleichen Zeit breitet sich in Griechenland ein neuheidnischer Kult schnell aus. Seine Anhänger, unter Führung eines ehemaligen amerikanische GI’s , planen etwas Verhängnisvolles und sind dabei auf der Suche nach einem bestimmten Objekt. Antike Rituale am Orakel von Delphi sind Deckmantel für Treffen von Agenten aus der ganzen Welt.

Das Interesse von Sarah ist geweckt und sie recherchiert auf eigene Faust. Die Zusammenarbeit mit Daniel ist schwierig, denn er ist sehr verschlossen und scheint eigene Wege zu gehen.
Parallel wird die Geschichte der letzten Priesterin des Orakels von Delphi, Aristia, erzählt. Unter Kaiser Theodosius wird das Christentum neue Staatsreligion und die alten Kulte werden brutal unterdrückt und abgeschafft. Daphne Niko gelingt es die Zeit der alten Götter und kultischen Handlungen so zu beschreiben, dass der Leser schnell gefesselt ist und mit Aristia leidet. Hervorzuheben ist die differenziert Darstellung von Personen, denn es gibt auch unter den neuen Christen Menschen, die hilfsbereit sind und ihren Glauben anders leben und dabei selbst viel riskieren.

Sarah führen ihre Ermittlungen an abgelegene Orte Griechenlands und der Türkei. Auch ihr begegnen Menschen anderen Glaubens, die sie unterstützen. Aus ihren Recherchen in Klosterbibliotheken wird dem Leser viel Wissenswertes über dir Antike und die Frühzeit des Christentums mit leichter Hand vermittelt.
Daniel ist zur gleichen Zeit im Nahen Osten unterwegs und wird von seinen Auftraggebern gegen Sarah ausgespielt. Er schuldet diesen Leuten noch einen Gefallen und ist ihnen ausgeliefert.

Aber wie in ihren anderen Abenteuern in Äthopien und im Heiligen Land gelingt es den beiden gemeinsam Hindernisse und Widrigkeiten zu überwinden. Dabei können sie schließlich die Hintergründe einer weltweiten Verschwörung gerade noch rechtzeitig aufdecken und der Leser verfolgt das spannende und actionreiche Finale am Orakel von Dephi gebannt und versteht aus dem Handlungsstrang der Antike die Hintergründe dieser Ereignisse.

Fazit:
Die Verbindung aus historischen Fakten, Action und Elementen des Thrillers ist aus meiner Sicht gelungen und eine klare Leseempfehlung. Mir hat das dritte Abenteuer von Sarah Weston und Daniel Madigan sehr gut gefallen, ich habe auch die beiden anderen Bücher gelesen. Ich mag den flüssigen und sehr informativen Schreibstil. Durch Handlungen auf verschiedenen Zeitebenen wird kontinuierlich Spannung aufgebaut, die in einem rasanten und packenden Finale gipfelt. Schade, dass keine weiteren Erzählungen geplant sind.

Bewertung vom 16.05.2017
Mörderische Brandung
Taylor, Marsali

Mörderische Brandung


ausgezeichnet

Plötzlicher Tod einer Diva

Auf den Shetland-Inseln wird ein Film über Gudrid, die Schwägerin von Leif Erikson, die als erste Europäerin Amerika erreicht, gedreht. Eine ganze Filmcrew ist aus Hollywood angereist und viele Szenen werden auf einem original nachgebauten Wikingerschiff der „Stromfugl“ aufgenommen.

Cass Lynch hat als Skipperin des Schiffs ihren Traumjob ergattert, denn ihre ganze Leidenschaft gehört dem Segeln. Bisher hat sie sich dafür mit schlecht bezahlten Aushilfsjobs im Winter und Fahrten gegen Honorar gerade so mit ihrer kleinen Yacht „Chalida“ über Wasser gehalten. Endlich kann sie ihre maritimen Kenntnisse und nautischen Fähigkeiten für ein großes Filmprojekt einsetzen und eine angemessene Bezahlung erwarten.
Sie auf den Shetland-Inseln geboren und aufgewachsen und fühlt sich ihrer Heimat nach langer Zeit im Ausland noch immer tief verbunden.

Marsali Taylor beschreibt die Landschaften und die Naturschönheiten der Inseln mit den Augen von Cass so bildhaft und anschaulich, dass man Lust bekommt diese fremde Welt zwischen Schottland und Norwegen einmal selbst zu sehen. Mit großer Sachkenntnis werden die wirtschaftlichen Verhältnisse dargestellt, wo sich aufgrund der Ölvorkommen vieles gewandelt hat. Aber es stehen neue Projekte, wie Windparks zur See und auf den Inseln an, die zwar ökologisch erzeugten Strom versprechen, aber Landschaften für immer verändern. Der Autorin gelingt es Interesse für die wunderschöne Natur und ein sensibles Ökosystem zu wecken.
Als Cass die tote Hauptdarstellerin Favelle morgens auf der „Stormfugl“ entdeckt, ahnt sie noch nicht, dass sie selbst bald als Hauptverdächtige gilt. Aus Schottland ist Kommissar Macrae angereist, um den Mord schnellstmöglich aufzuklären. In geschickt dargestellten Gesprächen mit Rückblenden zwischen den beiden erhält der Leser viele Informationen über das Leben von Cass und die vergangenen Drehtage.
Nach und nach lernt man die wichtigen Mitwirkenden des Films, die Familie von Cass und einige Bewohner näher kennen.

Mehrere Personen könnten ein Motiv haben. Außerdem ist da noch die Zwillingsschwester der toten Schauspielerin, die im Film für sie einige Szenen doubelte und mit dem Vater von Cass liiert ist. War der Mord an Favelle möglichweise eine Verwechslung? Cass gerät immer mehr in Bedrängnis und ermittelt nun selbst, um Kommissar Macrae den Mörder zu präsentieren. Doch bevor es soweit ist geschieht ein neues Unglück und Cass überlebt nur knapp.

Die Auflösung ist in sich stimmig und der Leser kann sich auf weitere Abenteuer mit Cass freuen. Das ganze Buch ist eine Liebeserklärung an die Shetland-Inseln und meinerseits eine klare Lese-empfehlung. Der Schreibstil ist flüssig und informativ. Die Protagonistin Cass war mir sofort sympathisch, denn sie ist eine ehrliche und sehr nachdenkliche, manchmal ein wenig verschlossene Person. Dieser Krimi verbindet Elemente von Liebesgeschichten mit großartigen Landschaftsbeschreibungen und glamourösen Filmszenen perfekt und weckt die Sehnsucht die Shetland-Inseln einmal zu besuchen. Der Leser erlebt nicht nur Hochspannung bei der Aufklärung eines Mordes, sondern gewinnt auch tiefe Einblicke in die rauhe Inselwelt des Nordatlantik.

Bewertung vom 29.04.2017
Die Mädchen von Strathclyde (eBook, ePUB)
Meyrick, Denzil

Die Mädchen von Strathclyde (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Glasgows dunkle Seiten

Dieser Kurzkrimi ist wirklich gelungen. Der sympathische und privat etwas schüchterne Streifenpolizist Jim Daley aus Glasgow stößt bei einem Routineeinsatz auf eine ermordete Prostituierte. Er erhält die Chance die Ermittlungen der Kriminalpolizei zu unterstützen und recherchiert, wer Tracey Green wirklich war. Dank seiner Intelligenz und raschen Auffassungsgabe, die bei seinem bisherigen Vorgesetzten keine Beachtung fand, entdeckt er erstaunliche Zusammenhänge und geht bei der Aufklärung des Mordes bis seine physischen Grenzen. Er findet bei seinem neuen Vorgesetzten Anerkennung und es besteht die Hoffnung, dass er im Team der Kriminalpolizei bleibt.

Obwohl die Geschichte nur 70 Seiten umfasst, gelingt es Denzil Meyrick durch seine Beschreibung der trostlosen Zustände in bestimmten Gegenden außerordentlich gut, die Atmosphäre Glasgows in den 80er Jahren zu vermitteln. Die Personen sind authentische Charaktere, die man sofort vor sich sieht. Der Erzählstil ist flüssig und packend und mach Lust auf mehr

Bewertung vom 18.04.2017
In den Fängen des Bösen / Privatermittler Michael Jesko Bd.1

In den Fängen des Bösen / Privatermittler Michael Jesko Bd.1


sehr gut

Ein Unfall, der keiner war

Von einem Bootsauflug auf der Nordsee kehren zwei Teenager nicht zurück. Für die Polizei ist es ein Unglück mit tödlichem Ausgang und der Fall wird zu den Akten gelegt.

Jessicas Mutter will es nicht glauben und beauftragt den Privatermittler Michael Jesko. Auch er ist skeptisch und möchte nicht tätig werden. Da erhält er die Information, dass Jessica zwei Tage vor ihrem Verschwinden massiv bedroht wurde.

Er übernimmt den Fall und stößt auf Blutspuren im Boot, die der Polizei entgangen waren.
Parallel zu seinen Recherchen wird Jessicas unheimliche Geschichte erzählt. Der Leser ahnt, dass sie irgendwo noch am Leben ist und gefunden werden könnte.

Der Kontrast zwischen den meist liebenswerten Bewohners des kleinen Küstenortes, die Michael Jesko kennenlernt und den schrecklichen Erfahrungen Jessicas könnte nicht größer sein. Ein fast heile Welt und das personifizierte Böse stehen sich gegenüber. All das ist so spannend zu lesen, dass ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen konnte.

Wer konnte Jessica, einem ganz normalen 17jährigen Mädchen, das antun? Warum? Wird es Michael Jesko gelingen sie zu finden?
Die Spannung steigt stetig. Die Beschreibung der Personen ist absolut stimmig – typische Personen und Charaktere aus Ostfriesland. Michael Jesko ermittelt in der netten Welt der Urlauber an der Küste, lernt aber auch Verdächtige und etwas zwielichtige Personen kennen. Wer hat ein Interesse und ein Motiv für Jessicas Verschwinden?

Die Erzählung ist flüssig geschrieben und jedes Kapitel bringt neue Sachverhalte. Wir lernen Michael Jesko auch privat näher kennen. Später kreuzen sich Privatleben und Ermittlung, in die jetzt auch Michael Jesko persönlich involviert ist und ein Finale mit Nervenkitzel erwartet den Leser.

Die Auflösung war für mich überraschend, wenn auch nicht ganz überzeugend.

Fazit:
Ein spannendend erzählter Thriller vor wunderbarer Nordseekulisse mit vielschichtigen Charakteren. Unbedingt zu empfehlen. Ich freue mich schon auf weitere Fälle von Michael Jesko.