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hamburger.lesemaus
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Bargfeld-Stegen

Bewertungen

Insgesamt 386 Bewertungen
Bewertung vom 21.01.2023
Die Freundinnen vom Strandbad - Wogen der Freiheit / Die Müggelsee-Saga Bd.2
Heiland, Julie

Die Freundinnen vom Strandbad - Wogen der Freiheit / Die Müggelsee-Saga Bd.2


sehr gut

Gelungene Fortsetzung

Hier kommt der 2.Teil der Müggelsee-Saga:

DIE FREUNDINNEN VOM STRANDBAD (Band 2) - Wogen der Freiheit
Julie Heiland

Sommer 1961, Ostberlin:
Clara nimmt den gefährlichen Fluchtversuch auf sich und schwimmt durch den Teltowkanal in die BRD. Dort will sie studieren und ein freies Leben führen - das wurde ihr in der DDR verwehrt. Die Flucht gelingt und sie findet bei der Dozentin Lilli ein neues Zuhause.
Betty und Martha bleiben in der DDR zurück. Betty, die ihr ganzes Leben lang den Traum hatte Schauspielerin zu werden, muss diesen aufgeben: Konrad, ihr Ehemann verbietet ihr weitere Rollenangebote anzunehmen. Doch die ‚Rolle‘ des Heimchen am Herdes gefällt ihr nicht und als sie dann auch noch ihr Baby verliert, entgleitet ihr das Leben total.
Martha, hadert noch immer mit ihrer Lebenssituation: Sie wurde als Baby ihrer Dissidenten-Mutter weggenommen und einem DDR-Vorzeige-Ehepaar zur Adoption überlassen. Diese haben es nie für nötig gehalten, Martha von dieser Adoption zu erzählen. Als Martha nicht nur diese Tatsache herausfindet, sondern auch noch erfährt, dass ihr Adoptivvater ein hoher Stasibeamter ist, der jeden in der Nachbarschaft und ihre Freunde bespitzelt hat, verlässt Martha ihr Elternhaus. Sie kommt bei Bettys Mutter unter und bewirbt sich bei der progressiven Zeitschrift Evelyn als Journalistin.

Abwechselnd und chronologisch erzählen die drei Frauen ihre Geschichten.
Die Freundschaft der drei ganz unterschiedlichen Frauen ist hier nur sekundär, vielmehr steht das schwierige Leben in der DDR im Fokus: Erpressung und Bespitzelung durch die Stasi, Freiheitsberaubung, mangelnde Selbstbestimmung und Verbot der freien Meinungsäusserung.
Sehr gut beschrieben wurden auch die Unterschiede zwischen Ost und West, die ganz natürlich in die Geschichte integriert wurden.

Der Roman liest sich, wie sein Vorgänger, rasant und flott. Langeweile kam bei mir nicht auf, dennoch muss ich sagen, dass mir der erste Teil ein wenig besser gefiel.
Das Ende kam mir zu plötzlich, die Zeitsprünge waren teilweise groß und der eine wichtige Mann (ich kann hier leider seinen Namen nicht nennen - no Spoiler) kam zum Ende gar nicht mehr vor …

Fazit:
Ein gutes Buch ohne Längen, gute Leseunterhaltung und deshalb gibt es von mir auch eine Leseempfehlung, aber unbedingt den Vorgänger zuerst lesen!
4/ 5

Bewertung vom 19.01.2023
Tea Time
Noll, Ingrid

Tea Time


gut

TEA TIME
Ingrid Noll

Nina und Franzi haben den "Klub der Spinnerinnen" gegründet.
Gefesselt in ihren eigenen Zwängen und Ängsten, sind beide dankbar vier andere Gleichgesinnte mit diversen Tics gefunden zu haben.
Während Nina ihre Kleptomanie auslebt, reicht es Franzi in fremde Häuser einzusteigen um Teppichfransen zu kämmen.

Das Klubleben nimmt allerdings einen unerwarteten Verlauf, als Nina im Park ihre Handtasche verliert und ein gewisser Herr Haase einen "etwas anderen" Finderlohn haben möchte.
Diesen Mann muss man sich entledigen!
Zu spät bemerken Nina und Franzi, dass Herr Haase ausgerechnet der Ex-Ehemann der Spinnerinnen-Klub-Freundin Jelena ist.

Leicht, spitzzüngig und mit viel schwarzem Humor schreibt Ingrid Noll ihren siebzehnten Roman. Wie gewohnt liest sich auch dieses Buch einfach und schnell - Schmunzelgarantie à la Ingrid Noll.
Auch wenn ich dieses Buch nicht als ihr bestes empfunden habe, war es eine feine Leseunterhaltung.
3½ /5

Bewertung vom 16.01.2023
Guinness World Records für Erstleser - Tiere (Rekordebuch zum Lesenlernen)

Guinness World Records für Erstleser - Tiere (Rekordebuch zum Lesenlernen)


ausgezeichnet

GUINNESS WORLD RECORDS für Erstleser
TIERE


Gleich zu Beginn besticht das gelungene Cover: Elefanten - hier wird jedes Kind neugierig.

In unserer Bibliothek gucken die Kinder immer in das Guinnessbuch der Rekorde, doch die schwierigen Texte, die für Jugendliche geschrieben sind, können die Kleinen gar nicht verstehen.
Da kommt es genau richtig, dass Ravensburger eine neue Serie für die Erstleser herausgebracht hat. Und noch ein weiterer Pluspunkt: Ravensburger bietet schmale Bücher an, mit unterschiedlichen Themen, so ist der Erstleser nicht gleich mit einem dicken Buch für Monate beschäftigt und kann schneller auf ein beendetes Buch zurückschauen.

Ich habe mich für das Buch ''Tiere'’ der neuen Serie entschieden. In grosser Schrift, mit kurzen, prägnanten und einfachen Sätzen werden hier die Rekorde der Tiere beschrieben. Wer hat den längsten Schnabel? Wie lange braucht ein Faultier um sich am Boden 2 Meter fortzubewegen? Welcher Fisch ist der giftigste?
In diesem Buch werden viele Fragen beantwortet. Hier lernen nicht nur die kleinen Erstleser etwas, sondern die älteren Geschwister und Mutti noch dazu.
Obwohl mein Enkelkind das Buch schnell beendet hat, wird das Buch stets auf das Neue aus dem Regal gezogen, durchgeblättert und ein zweites Mal gelesen oder die wunderschönen Bilder neu betrachtet.

Diese Reihe ist Ravensburger gelungen und ich bin mir sicher, dass der Band ''Tiere’’ nicht unser letzter Band der Serie sein wird.

Große Leseempfehlung für Erst- und Zweitklässler.
5/ 5

Bewertung vom 14.01.2023
Nachmittage
Schirach, Ferdinand von

Nachmittage


sehr gut

NACHMITTAGE
Ferdinand von Schirach

Ferdinand von Schirach, nimmt uns in seinem schmalen Buch, bestehend aus 26 Kurzgeschichten, mit nach Bassano, New York, Taipeh, Tokio, Berlin, Oxford, Hamburg und Neapel.
Er trifft alte Bekannte und Freunde und lässt uns an seinen Gesprächen über das Leben teilhaben. Dabei erfahren wir Dinge, die wir teilweise bereits wussten, einiges ist für mich neu, anderes hätte ich lieber nicht erfahren. Freunde und Nichtfreunde wie Scott Fitzgerald, Elton John, Stefan Zweig, Jean Paul Sartre, Thomas Mann und Margaret Thatcher spielen dabei eine Rolle.

Es geht um Vorurteile, Schuld, Schicksale und Momente, die ein ganzes Leben verändern können.

„Dieses neue Leben gehörte mir [ … ] Nur stimmte es nicht, wir müssen immer bezahlen. Jede unserer Handlungen beruht auf längst schon getroffene Entscheidungen, wir entkommen uns nicht, ganz gleich, was wir tun. Aber das wusste ich noch nicht in jenem hellblauen Sommer vor 30 Jahren.“ (S. 62)

Die Sätze und Kapitel sind kurz und prägnant. Eine schlichte Prosa, die dennoch elegant ist.
Nicht alle Kurzgeschichten gefallen mir gleich gut, aber ich halte inne, denke über Parallelen in meiner eigenen Welt nach und schmunzle - gemeinsam mit meinem Mann.

Mein erstes Buch von von Schirach, ganz sicher nicht mein Letztes!
Leseempfehlung
4/ 5

Bewertung vom 13.01.2023
Saubere Zeiten
Wunn, Andreas

Saubere Zeiten


ausgezeichnet

SAUBERE ZEITEN
Andreas Wunn

Der fast 40-jährige Redakteur, Jakob Auber, lebt getrennt von seiner Frau und dem gemeinsamen Sohn in Berlin.
Seinen eigenen Vater, in Trier lebend, hat er bereits länger nicht mehr besucht, doch als er einen Anruf erhält, wo ihm gesagt wird, dass sein Vater in der Intensivstation eingeliefert wurde, besteigt er kurzerhand einen Zug und fährt zurück in seine Heimatstadt.

In Trier angekommen stellt er fest, dass sein Vater nicht mehr ansprechbar ist.
Widerwillig verbringt Jakob die Nächte während seines Aufenthalts in seinem Elternhaus. Dort zu sein fühlt sich eigenartig an, denn während der letzten seltenen Besuche dort, schlief er entweder bei seinem besten Kumpel Ben oder bei seiner Ex-Freundin Teresa.
Hier, mitten im Wohnzimmer, mit gerahmten Fotos vor den Augen, überschlagen sich seine Gedanken und Erinnerungen: Seine Mutter, die viel zu früh verstarb, nämlich direkt nach seiner Einschulung; der Grossvater, der das berühmte Pulverwaschmittel, mitten im Wirtschaftswunder-Deutschland erfand, und es zu grossem Reichtum brachte, jedoch später alles verlor; und sein Vater, der nach dem Verlust seiner Ehefrau nie wieder heiratete und ihm nie etwas über sich oder seine Mutter erzählte.

Als er dann in seinem alten Kinderzimmer die Tagebücher seines Grossvaters findet und zusätzlich besprochene Tonbänder seines Vaters entdeckt, begibt sich Jakob auf eine Spurensuche, die ihn von Nazi-Deutschland bis nach Rio de Janeiro bringt.

Andreas Wunn ist es in seinem Buch perfekt gelungen, Elemente seiner eigenen Familie mit einer fiktiven Geschichte zu verknüpfen.
Dieser Mann kann Schreiben! Geschickt katapultiert er uns in die Vergangenheit seiner Vorfahren, unchronologisch, oft unsortiert, und während wir noch mit unseren Gedanken bei seinen Vorfahren sind, ist er bereits wieder im nächsten Absatz im Hier und Jetzt - dabei fühlte ich mich, als Leser, nicht einmal verwirrt oder überfordert.
Ein toller Schreibstil, eine tolle Geschichte, die mich von Beginn an fesseln konnte. Ein grandioses Buch, welches sicher den Weg in meine #highlights2023 schaffen wird.

Fazit:
Andreas Wunn, den Namen merke ich mir! Grosse Leseempfehlung.
5+/ 5

Bewertung vom 05.01.2023
Der Pfirsichgarten
Fu, Melissa

Der Pfirsichgarten


ausgezeichnet

DER PFIRSICHGARTEN
Melissa Fu

1938: Meilins Ehemann Dao Xiaowen fällt im 2. Japanisch-Chinesischen Krieg. Ihr Leben ändert sich schlagartig, als sie mit ihrem 4-jährigen Sohn Renshu, ihrem Schwager und dessen Familie aus ihrem Chinesischen Heimatdorf fliehen müssen. Verfolgt von japanischen Bomben fliehen sie mit dem Karren, per Boot und zu Fuss.
Obwohl ihr Schwager ein einflussreicher Mann ist, ist das Essen und der Wohnraum knapp. Ihre Schwägerin ist eine mistgünstige Frau und verpasst keine Gelegenheit Meilin zu schikanieren.

Kaum ist der Japanisch-Chinesische Krieg vorbei, beginnt der 2. Weltkrieg. Als die japanischen Bomben auf die Häuser fallen, flieht die Familie erneut, doch das Schicksal meint es dieses Mal nicht gut mit ihnen, denn Meilin und Renshu werden von dem Rest der Familie getrennt. In Shanghai angekommen, schlägt sich Meilin mit Gelegenheitsjobs durch.
Doch auch hier hält der Frieden nicht lange, denn der chinesische Bürgerkrieg löst eine erneute Fluchtwelle aus. Immer mit der Angst vor den Kommunisten und den vielen Spitzeln im Nacken, verlassen Meilin und Renshu Shanghai und fliehen nach Taiwan.
In Taipeh ankommen, kommt die kleine Familie zur Ruhe.

Renshu ist ein fleißiger und guter Schüler und bekommt ein Stipendium in Amerika. 1960 trennen sich die Wege von Meilin und Renshu zum ersten Mal. Doch auch im fernen Amerika hat das Regime der Volksrepublik China seine Bürger unter Beobachtung, kontrolliert und diszipliniert die nicht linientreuen Chinesen im Ausland und bestraft die zurückgebliebenen Familienmitglieder in China und Taiwan.

Der Pfirsichgarten ist eine erfundene Geschichte, gespickt mit realen Erlebnissen, die Melissa Fus Vorfahren wirklich erlebt haben.
Der Einstieg ins Buch fiel mir nicht ganz leicht. Melissa Fu hat einen eigenwilligen Schreibstil. Doch nach 100 Seiten hat mich das Buch dann voll in seinen Bann gezogen und die vielen kleinen Geschichten und Lebensweisheiten gefielen mir ganz besonders gut. Ich musste einfach wissen, wie es mit der Familie weitergeht und konnte das Buch dann kaum aus der Hand legen.

Fazit:
Eine grossartige Familiengeschichte, einfühlsam, aber auch voller schrecklichen Schilderungen von einer Familie im gebeutelten China.
4½ Sterne

Bewertung vom 28.12.2022
Die Beendigung aller Gefühle
Johansson, Alex

Die Beendigung aller Gefühle


ausgezeichnet

DIE BEENDIGUNG ALLER GEFÜHLE
Alex Johansson

TW: Suizid, physische und psychische Gewalt.

Johansson schreibt sein Buch in zwei Erzählsträngen:

- Der Junge Ich-Erzähler, der kaum Selbstbewusstsein hat und von den Mitschülern gemobbt wird, bekommt zum ersten mal Selbstvertrauen als die toughe Mitschülerin Josie sich mit ihm befreundet. Sie ist cool, laut und hat zu allem eine Meinung. Mit ihr hat er Spass, sie gehen durch dick und dünn, eine Freundschaft auf die er stolz ist, denn sicherlich gibt es viele Jungs, die gerne mit ihr befreundet wären.
Diese Freundschaft nimmt allerdings ein abruptes Ende, als Josies Eltern sich trennen und sie mit ihrem Vater wegzieht.

- 15 Jahre später: Nach dem Tode ihres Vaters meldet sich Josie bei unserem Ich-Erzähler, der inzwischen ein erfolgreicher Immobilienmakler ist. Die damalige Verbundenheit ist sofort wieder da und nach einiger Zeit vertraut Josie ihm an, was ihr nach dem Wegzug widerfuhr: Die neue Frau ihres Vaters war alles andere als liebevoll zu ihr, sie veranstaltete sonderbare „Mädelsabende", die regelmässig eskalierten.
Gemeinsam schmieden sie Pläne, um sich an dieser Frau zu rächen ...

Das kleine schmale Buch konnte mich schnell packen und zog mich ziemlich tief in eine Welt, die ich mir kaum vorstellen mag. Ein so intensives Buch mit einer Wortgewandtheit, die fast zu schön für diese Geschichte ist.

Bitte lest dieses Buch, grosse Leseempfehlung von mir!
4½ / 5

Bewertung vom 23.12.2022
Weihnachten in der kleinen Buchhandlung / Happy Ever After Bd.4 (eBook, ePUB)
Colgan, Jenny

Weihnachten in der kleinen Buchhandlung / Happy Ever After Bd.4 (eBook, ePUB)


sehr gut

WEIHNACHTEN IN DER KLEINEN BUCHHANDLUNG
Jenny Colgan

Nachdem Carmen ihren Job als Verkäuferin im Kaufhaus verloren hat und es keine Chance in dem kleinen heruntergewirtschafteten Städtchen auf einen neuen Job gibt, zieht sie wohl oder übel nach Edinburgh, zu ihrer ungeliebten Schwester Sophie.

Die Schwestern haben sich schon lange auseinandergelebt: Für Sophie, die erfolgreiche Juristin, die in ihrem wunderschönen Bilderbuchhaus mit ihren wohlerzogenen drei Kindern und ihrem so überaus erfolgreichen und perfektem Ehemann lebt, empfindet Carmen nur Ablehnung.
Sie selbst, hat nie studiert, nein, sie hat es nie versucht, denn alle Aufmerksamkeiten seitens der Eltern für gute Noten gingen ja an Sophie. Warum hätte sie sich da anstrengen sollen?

Der Umzug nach Edinburgh bringt Carmens Leben vollkommen durcheinander.

Carmen soll die Schliessung von Mister McCredies Bibliothek, die kurz vor dem Bankrott steht, verhindern. Die zwei Männer, die auf einmal in Carmens Leben treten, vereinfachen das ganze Unterfangen nicht wirklich.
Ob es den Schwestern gelingt, wieder zusammenzufinden, müsst ihr selber herausfinden.

Colgan hat hier ein Wohlfühl-Buch geschrieben, dass es einem leicht macht, sich in rasender Geschwindigkeit durch die Sektionen zu hören. Ein wunderbares Buch für die Vorweihnachtszeit, die meine Sehnsucht nach dem schönen Edinburgh schürt.
Erwähnen möchte ich auch noch die Sprecherin des Hörbuchs Vanida Karun, die mir bis auf die Stimmen der Kinder, gut gefallen hat.

Bewertung vom 20.12.2022
Für euch
Sayram, Iris

Für euch


ausgezeichnet

FÜR EUCH
Iris Sayram

„Ich selbst war oft zu feige, zu mir zu stehen. Und was schlimmer war: Häufig war ich auch noch zu feige, zu Dir zu stehen. Ich habe mich für dich geschämt. Geschämt, dass du anders ausgesehen hast; Angst davor gehabt, dass man Dir ansehen könnte, was Du beruflich machst. Dabei hast du viel Geld damit verdient und es uns in Überfluss gegeben. Dafür habe ich mich nicht geschämt. Dafür schäme ich mich heute. Ich bin stolz, wie Du uns durchgebracht hast." (S.18)

Iris Mutter arbeitete als Prostituierte, säuberte nachts die Toiletten von Clubs, klaute Lebensmittel und saß zwischendurch im Gefängnis ein.
Nur knapp entging Iris einer Unterbringung bei einer Pflegefamilie oder im Kinderheim. Ihr Vater war ein Spieler, ein Arbeitsloser und alles andere als eine Hilfe.

Sayram erzählt in ihrer autobiografischen Geschichte wie sie mit ihrer Mutter und dem Vater, einem türkischen Gastarbeiter, in Berlin, aufwuchs. Ungeschönt berichtet sie über persönliche Dinge, wie sie sich für ihre Mutter schämte, obwohl sich diese „Für Euch“ - für ihre Tochter und ihren Ehemann - abrackerte. Trotz finanzieller Engpässe navigierte ihre Mutter die Familie sicher durch Turbulenzen. Sie sorgte trotz Krankheit dafür, dass ihre Tochter auf ein Gymnasium ging, damit diese es irgendwann einmal besser hat.

Iris Sayram ist ein unglaublich intensives Buch gelungen. Traurig, herzzerreissend, aber auch stellenweise sogar lustig. Für mich war es ein wahrer Page Turner, der mich ganz oft an eine Freundin hat denken lassen, die nach ihrem Jobverlust auf der Herbertstraße landete.
EVERYBODY HAS A STORY - DON’T JUDGE PEOPLE BY THEIT APPEARANCE!

4½ / 5 und eine klare Leseempfehlung von mir.

Bewertung vom 16.12.2022
Ein Lied vom Ende der Welt
Ferencik, Erica

Ein Lied vom Ende der Welt


sehr gut

Irgendwann nach 2023: Wyatt Speers, der als Forscher in der Arktis auf der Insel Grönland arbeitet, hat ein totes Mädchen im Eis gefunden. Gemeinsam mit seinem Team haben sie dieses geborgen und aufgetaut. Das Mädchen konnte wiederbelebt werden, spricht aber eine eigene Sprache, die nicht zugeordnet werden kann.

Die Linguistin Valerie, die auf nordische Sprachen spezialisiert ist, bittet man um Unterstützung. Doch „Val“ hat gerade eine schwierige Zeit: Seit dem Tode ihres Zwillingsbruders Andy kann sie ihren Tag nur mit Hilfe von Tabletten und Alkohol überstehen.
Dieser wurde vor kurzen in genau dieser Forschungsstation in Grönland erfroren aufgefunden. Den Aussagen seiner Kollegen zufolge, hat sich Andy selber umgebracht.

Was hat es mit dem aufgetauten Mädchen auf sich und warum hätte sich ihr Bruder umbringen sollen? Um diese Fragen zu klären nimmt sie den Job, trotz ihrer vielen Neurosen an und macht sich auf den Weg nach Grönland.

Nebenbei, ohne mit dem Finger auf uns zu zeigen, gelingt es der Autorin uns auf den Plastikmüll in den Meeren und dem Klimawandel aufmerksam zu machen.

Der Anfang des Buches hat mich sofort gepackt und meine Neugier geweckt. Der Mittelteil konnte mich nicht durchgehend überzeugen, aber der leichte Schreibstil der Autorin ließ mich weiterhin die Seiten umblättern, zum Ende wurde es dann unglaublich spannend.

Ein interessantes und gutes Buch, eine Mischung aus Krimi, Science Fiction und Dystopie, das ich gerne gelesen habe.