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Benutzername: 
Petra Sch.
Wohnort: 
Gablitz

Bewertungen

Insgesamt 498 Bewertungen
Bewertung vom 03.10.2021
Pacific Crest Trail Killer
Piskulla, Christian

Pacific Crest Trail Killer


sehr gut

ein brutaler Killer auf dem wunderschönen Fernwanderweg

Der ehemaligen Militärpolizist Mark Stetson wandert zum seelischen Ausgleich den Pacific Crest Trail (PCT).
Doch schon nach kurzer Wanderdauer trifft er auf die verkohlen Überreste einer Frau und Mark als ehemaliger Polizist stellt fest, dass es kein Unfall war. Kurzerhand wird er vom FBI requiriert und soll als "Undercover Agent" den Trail weiterwandern und dabei die Augen nach dem Killer offenhalten.
Doch schon bald wird die zweite Leiche gefunden, viele Hundert Kilometer vom ersten Fund entfernt. Der Täter nutzt die natürlichen Gegebenheiten für sich, verwischt alle Spuren durch Feuer und verlässt den Trail unmittelbar nach der Tat.
Das FBI tappt lange im Dunkeln, auch was den Mentor des PCT-Killers betrifft, den dieser definitiv haben muss. Also sind sie nun auf der Suche nach zwei Killern, wobei Mark die geschiedene Rebecca DiRomania begleitet, die durch großes Glück dem Killer entkommen konnte...

Meine Meinung:
Ich fand es richtig toll, so viel über den PCT zu erfahren: 4.300 Kilometer in der wunderschönen nordamerikanischen Natur, quer durch Kalifornien, Oregon und Washington, wobei auch viele Höhenkilometer und gefährliche Stellen überwunden werden müssen. Die Wanderzeit über den gesamten Trail hat eine Dauer von etwa 6 Monaten.

Obwohl die Geschichte an sich spannend ist, kommt man leider eher langsam voran, da die Seiten komplett von oben bis unten mit engem Zeilenabstand bedruckt sind. Weiters kommen für meinen Geschmack zu viele ausführliche private Details der für mich eher nebensächlichen FBI-Agenten vor. Man hätte die Geschichte ohne dieses "Füllmaterial" gut auf ein handliches Format einkürzen können.
Weiters gibt es für meinen Geschmack viel zu viele ausführliche Sexszenen, die meiner Meinung nach nicht hätten sein müssen bzw. nicht derart detailliert. Auch wenn der Autor am Schluss erwähnt, dass sich viele Leser unverständlicherweise an den Sexszenen stören und nicht an den Gewaltdarstellungen, liegt es meiner Meinung nach jedoch an den Erwartungen des Genres-in einem Thriller erwartet man Gewalt. Detaillierte sexuelle Darstellungen hingegen stören mich da extrem, sonst würde ich ja ein solches Buch lesen.

Anfangs häufen sich zu viele negative Zufälle, sodass den Ermittlern der Täter durch die Lappen geht. Auch dass die Ermittler sich sehr oft von ihren persönlichen Gefühlen leiten lassen.
Erst ab der Hälfte finde ich alles authentisch. Die Ermittlungsarbeit ist sehr gut dargestellt, authentisch mit Erfolgen und Tiefschlägen. Man fiebert richtig mit, wie kleinste Puzzleteile gesucht, gefunden und richtig zusammengesetzt werden.

Sehr hilfreich fand ich den Übersichtsplan des PCT im vorderen Buchdeckel. Allerdings hätte man auch hier die Angaben ins metrische System umformen müssen, denn in der Geschichte kommt anfangs ein paarmal eine Kilometer-Angabe vor, die man dann im Plan gar nicht nachvollziehen kann, da dort nur Meilen angegeben sind.
Das Buch ist auch eine Sozialkritik an den USA; die vielen Obdachlosen, die in Trailerparks am Rande der Gesellschaft hausen und die niemanden interessiert, auch wenn sich durch dieses Buch leider nichts ändern wird...
Und was sagt es über eine Gesellschaft aus, in der Filme und Bücher immer brutaler sein müssen und Gewaltdarstellungen gegen Frauen schon üblich sind? Ich kann nur für mich sagen, dass ich gerne Thriller lese, da es fiktive spannende Geschichten sind, die nicht "echt" sind und einen vom Alltag ablenken. Wenn sich Menschen von Büchern und Filmen zu genau solchen Taten verleiten lassen, dann stimmt etwas in den Köpfen dieser Menschen absolut nicht.


Fazit:
Eine spannende Reise durch die wunderschöne Natur des nordamerikanischen Pacific Crest Trail auf der Suche nach einem brutalen Killer und dessen Mentor. Da es nunmal ein Thriller ist, hätte die erotische Komponente, die einen Großteil des Buchs einnimmt, für mich nicht sein müssen. Toll finde ich, dass der Autor die soziale Ha

Bewertung vom 21.09.2021
Igitt, Blätter mag ich nicht!
Schinnagl, Sandra

Igitt, Blätter mag ich nicht!


sehr gut

Faultier Ferdinand mag keine Blätter

Das Faultier Ferdinand sieht allen Tieren beim Fressen zu: zuerst den anderen Faultieren, die Blätter fressen. Doch Ferdinand mag keine Blätter.
Danach beobachtet er den Affen beim Fressen, den Nasenbär; auch Frosch, Papagei und Echse und registriert genau, was diese Tiere so fressen.
Und da Ferdinand ein schlaues Faultier ist, wartet er einfach ab, bis alle schlafen, und dann ... - müsst ihr schon selbst lesen, wie er zu seinem Festmahl kommt! ;)

Die Geschichte ist kleinkindgerecht erzählt, in lustigen Versen und daher sehr einprägsam. Und jede Kurzgeschichte endet mit dem gleichen zweizeiligen Reim, den man schnell mitsprechen kann.
Jedes Tier erhält eine Doppelseite mit großflächigen Illustrationen, auf denen es jede Menge zu entdecken gibt.

Auch die Message des Buches ist toll: jeder soll das essen, was er wirklich mag. - Das muss natürlich für Kinder etwas abgeändert werden, denn eine Ernährung rein von Chips, Schokolade etc ist selbstverständlich nicht möglich.
Aber da Ferdinand ja auch nur gesunde Dinge isst, kann man mit den Kindern beim Lesen darüber sprechen.

Auch für Leseanfänger ist das Buch gut geeignet, da der wenige Text in einer angenehmen Schrift gedruckt ist. Leider ist der Hintergrund der Buchstaben für meinen Geschmack manchmal etwas zu dunkel.


Fazit:
Ein wunderschön illustriertes Kleinkindbuch, wo es auf jeder Seite viel zu entdecken gibt und der einfache Text in schönen Reimen gestaltet ist.

Bewertung vom 20.09.2021
Gegen alle Regeln / Strafverteidiger Pirlo Bd.1
Bott, Ingo

Gegen alle Regeln / Strafverteidiger Pirlo Bd.1


sehr gut

ein unkonventioneller Rechtsanwalt - seine Art ist tatsächlich gegen alle Regeln...

3,5 Sterne

Rechtsanwalt Dr. Anton Pirlo verliert seinen renommierten Job bei einer großen Kanzlei. Die Anfrage zur Vertretung der reichen Witwe Marlene von Späth, die verdächtigt wird, ihren Ehemann umgebracht zu haben, holt ihn aus seiner Lethargie.
Mit Hilfe der jungen Anwältin Sophie Mahler arbeitet er rund um die Uhr an dem Fall, doch ein Freispruch scheint aussichtslos.
Und dann sind da noch Pirlos Brüder, denen er mit viel Geld aus der Patsche helfen soll - also muss er den Fall unbedingt gewinnen!!


Meine Meinung:
Der Schreibstil ist anfangs etwas gewöhnungsbedürftig; die Sätze sind eher abgehakt und sehr kurz und die Sprache ist teilweise sehr derb. Aber eigentlich macht genau dieser Stil den Charme des Buches aus. Man kann sagen, dieser ist "rotzig".
Leider sind die vielen Zeitsprünge nervig und sollen wohl die Spannung für die Verhandlung steigern. Meiner Meinung nach hätte man aber die Geschichte einfach chronologisch aufbauen können, das hätte der Spannung bestimmt keinen Abbruch getan.

Die Personen sind gut gezeichnet; Pirlo ist ungewöhnlich, arrogant, und kommt aber nicht besonders sympathisch rüber. Sophie hingegen ist sehr schlau und empathisch. Die Unterschiede zwischen den beiden sind gewaltig, und genau deshalb ergänzen sie sich so gut.
Und der Untertitel "Gegen alle Regeln" trifft genau ins Schwarze, denn Pirlo und Sophie verhalten sich mehrmals kriminell, was man von Verteidigern eigentlich absolut nicht erwartet, denn wenn das rauskommt, sind sie ihre Zulassung los und haben selbst ein Verfahren am Hals...

Zusätzlich zum Fall gibt es noch den Nebenschauplatz Clan-Milieu, denn Pirlo kommt aus einer eingewanderten Libanesen-Familie, und konnte als einziger aus dem Familienbusiness ausbrechen. Er wandelt somit auf einem schmalen Grat zwischen den Welten, will mit dem Clangeschehen und der Kriminalität nichts zu tun haben (nicht umsonst hat er wohl den Beruf Strafrechtsanwalt gewählt) , anderseits sind die Familienbindungen in ihm zu stark verwurzelt und auch sein Verhalten lässt oftmals erkennen, dass er aus diesem Milieu nicht wirklich raus kam.
Leider gefiel mir dieser Teil ob der Derbheit und der Klischees so gar nicht und auf den Fall hatte es auch keinerlei Auswirkungen bzw. hätte man einen Teil auch anders regeln können, da hätte es die Clan-Geschichte nicht unbedingt gebraucht.

Dafür gab es tolle und spannende Szenen vor Gericht und eine realistische Verhandlung bzw. sind die Gerichtsszenen glaubhaft und nachvollziehbar dargestellt - die Auflösung bestimmt auch - jedoch mag ich in Büchern keinen offenen Schluss, der mich absolut unbefriedigt zurücklässt...


Fazit:
Spannende und interessante Gerichts-Szenen und unterhaltsamer Schreibstil; für mich persönlich hätte es das Clan-Milieu jedoch nicht gebraucht die Auflösung lässt mich auch unglücklich zurück, daher 3,5 Sterne.

Bewertung vom 12.09.2021
Hey, ich bin der kleine Tod ... aber du kannst auch Frida zu mir sagen
Gröger, Anne

Hey, ich bin der kleine Tod ... aber du kannst auch Frida zu mir sagen


ausgezeichnet

außergewöhnliche Geschichte über die Freundschaft zwischen Samuel und Frida, dem kleinen Tod

Der 11jährige Samuel leidet seit seiner Geburt an einer Autoimmunerkrankung und lebt eigentlich seit immer im Spital. Er geht nicht raus - das ist alles viel zu gefährlich! Er hat bereits 7 Du-hast-überlebt-Medaillen.
Er hat auch immer sein Desinfektionsspray dabei und sein Schutzanzug samt Helm ist sein bester Freund.
Bis plötzlich Frida vor ihm steht, die der kleine Tod ist. Samuel will Frida natürlich so schnell wie möglich loswerden, und Frida Samuel auch - aber auf eine andere Art. Und so betreten die beiden jeweils eine Welt, die für beide neu ist...


Meine Meinung:
Die Geschichte ist berührend, emotional, witzig und sehr aufwühlend. Denn es wird ein erstes, trauriges Thema humorvoll verpackt. Diese Gratwanderung ist der Autorin meiner Meinung nach sehr gut gelungen.
Man denkt über sein Leben nach, und wie gut es einem eigentlich geht, wenn man keine ernsthaften Erkrankungen hat. Auch wenn man aktuell mit Desinfektion und Abstandhalten vertraut ist, ist es doch etwas anderes, als sein Leben lang damit zu tun haben. Immer in der Angst, sich etwas einzufangen, da aus einem einfachen Schnupfen leicht eine Lungenentzündung werden kann, an dessen Ende der Tod steht. So wie es bei Samuels bestem Freund Tobi geschehen ist.

Und als Samuel nach einer erfolgreichen Stammzellentransplantation nach Hause und ein "normales" Leben leben darf, tritt da plötzlich ein Mädchen in Samuels Leben, die mal der Nachfolger vom großen Tod werden will. Noch ist sie der kleine Tod, doch sie muss üben. Samuel hat natürlich Angst, dass sie nur gekommen ist, um ihn zu holen, und versucht alles, um sie wieder loszuwerden.
Doch Frida ist in ihrer Art so unbeholfen, sie muss erst lernen, Mensch zu sein und wie man sich als Mensch verhält, und sagt geradeheraus, was sie denkt und fühlt (außer eben, dass sie will, dass Samuel sich in gefährliche Situationen begeben soll), und diese Erlebnisse und ihre Aussagen, ebenso ihre Notizen, machen den Humor aus: so erbricht sie zum Beispiel auf Samuels Boden, weil sie ihm nicht glaubt, dass man nicht zig Pfannkuchen auf einmal essen kann. Und Samuel rennt mit Putzzeug hinterher...
Auch über Samuels Verhalten muss man oft lachen, zB als er gleich zu Beginn Schwester Ada einer Notfallübung unterzieht.
Natürlich ist Frida in ihrem Auftreten überzogen und unglaubwürdig dargestellt, aber ich finde das passt sehr gut, denn sie ist ja kein Mensch und ein derart ernstes Thema muss man für Kinder so humorvoll wie möglich aufbereitet werden.

Jedenfalls lernen beide doch einiges voneinander, und freunden sich langsam an - auch wenn Samuel das immer negiert. Doch nur durch Frida und ihre Hartnäckigkeit lernt er das Leben und andere Kinder kennen und hat auch mal Spaß. Traut sich etwas, wird mutig.
Das Buch beinhaltet wichtige Themen wie Freundschaft, Familie, Vertrauen, Respekt, Mut, Hilfsbereitschaft, Krankheit und Tod, und das ganze ulkig verpackt, sodass es Kinder zum Nachdenken anregt, aber nicht zu traurig macht.
Ich habe das Buch mit meiner 11jährigen Tochter gelesen und sie war von Samuel und Frida und dem Schreibstil sowie der Atmosphäre im Buch sehr begeistert.


Fazit:
Eine außergewöhnliche Geschichte, die gefühl- und humorvoll auf ein schweres Thema eingeht.

Bewertung vom 09.09.2021
SCHWEIG!
Merchant, Judith

SCHWEIG!


ausgezeichnet

vielschichtiger und komplexer Psychothriller

Zwei Schwestern, die unterschiedlicher nicht sein könnten.
Esther, die mit Mann, Kindern und kurz vor Weihnachten extrem gestresst ist, fährt am Tag vor Weihnachten zu Sue, die geschieden ist, in deren Villa im Wald, da diese dort allein lebt und Esther sich um sie sorgt.
Sie bringt ein Geschenk und eine Flasche Wein mit, doch Sue will nichts lieber, als Esther sofort wieder loszuwerden.
Mit in die Stadt kann Esther Sue aber nicht nehmen, denn letztes Weihnachten ist etwas Schlimmes passiert. Doch Sue verheimlicht ihr bestimmt etwas, und als ein Schneesturm einsetzt, sprechen sich die Schwestern endlich Klartext mit ungeahnten Folgen...


Meine Meinung:
"Schweig!" ist ein außergewöhnlicher Thriller, von der ersten Seite an!
Abwechselnd aus Sicht der beiden Schwestern Esther und Sue erzählt, jeweils in ich-Form, kann man sich gut in die jeweilige Gefühls- und Gedankenwelt einfühlen.
Später kommt auch Esthers Mann Martin zu Wort, in erzählender Form. Diese Abwechslung macht den Kniff aus und packt einen total.
So erfährt man nach und nach über die komplett unterschiedlichen Leben der beiden Frauen, die kein gutes Verhältnis zueinander haben. Eigentlich gar keines.
Trotzdem fährt Esther auch dieses Jahr wieder am Tag vor Weihnachten in die einsame Villa ihrer Schwester mitten im Wald um nachzusehen, ob es ihr gut geht und ihr ein Geschenk zu überbringen. Doch auch dieses Treffen artet aus.

Ich finde das Verhältnis der beiden zueinander echt seltsam. Sie reden das ganze Jahr nicht, und wenn Esther zu Besuch kommt, wollen sie sich eigentlich nicht sehen. Warum sagt Sue nicht, dass sie den Besuch ihrer Schwester nicht haben will? Warum will Esther auf Biegen und Brechen bleiben?
Aufgrund der Erzählungen aus der jeweiligen Sicht erkennt man auch sehr schnell, dass beide aneinander vorbei reden. Und Dinge ganz anders empfinden. Tja, so entstehen Missverständnisse und Streitigkeiten.
Die Autorin hat es wunderbar geschafft, dass man beide Ansichten jeweils nachvollziehen kann. Man versteht sowohl Esther, die sich um die einsame und depressive Sue Sorgen macht; als auch Sue, die die Natur und das Alleinsein genießt und von Esther in Ruhe gelassen werden will.
Spannend fand ich, dass sich die Gefühle, die man anfangs den Schwestern gegenüber hat, nach und nach ins Gegenteilige drehen, je mehr man über die Schwestern erfährt.
Auch die Gründe für die jeweiligen Verhaltensmuster und das Verhältnis der Schwestern gegenüber kristallisieren sich nach und nach heraus. Und als dann auch noch Martin ins Spiel kommt, gibt es wieder neue Perspektiven, Inputs und Neues zu überdenken.

Die Geschichte fesselt von der ersten Seite an, und dass ich die knapp 350 Seiten an einem Tag druchgesuchtet hatte, sagt schon alles. Auf jeden Fall werde ich auch noch den anderen Thriller #Atme! der Autorin lesen.


Fazit:
Eine komplexe, toxische Schwesternbeziehung, die einen von Anfang an in seinen Bann zieht. Eindeutige Leseempfehlung!

Bewertung vom 09.09.2021
Dein dunkelstes Geheimnis
Blackhurst, Jenny

Dein dunkelstes Geheimnis


sehr gut

verhängnisvolle Vergangenheit; eher ein Krimi mit einigen Defiziten

3,5 Sterne


Vor 25 Jahren hat Kathryns Vater Patrick Bowen ihre damalige beste Freundin, die 5jährige Elsie Button, getötet, wofür er lebenslänglich im Gefängnis sitzt.
Doch die Leiche von Elsie wurde nie gefunden, und jeden Monat besucht Kathryn ihren Vater im Gefängnis, um ihn zu fragen, wo sie ist; doch sie bekommt nie Antwort.
Bis am fünfundzwanzigsten Jahrestag wieder ein 5jähriges Mädchen, Abigail, aus Anglesey verschwindet, das Elsie Button zum Verwechseln ähnlich sieht - und deren Familie noch dazu im alten Bowen-Haus wohnt.
Kathryn lässt das alles keine Ruhe, und in der Hoffnung endlich Antworten zu finden, begibt sie sich auf die Insel und schließt sich dem Suchtrupp an.


Meine Meinung:
Die Geschichte ist abwechselnd aus Sich von Kathryn in ich-Form und teilweise aus Sicht der Polizistin Maggie in erzählender Form geschrieben.
Somit kann man sich einerseits besser in Kathryn hineinversetzen und ist andererseits als Leser direkt bei den Ermittlungen dabei - zumindest anfangs.
Der Aufbau und die Erzählweise waren wie von Jenny Blackhurst gewohnt sehr gefällig und schnell zu lesen, und auch wenn die Handlung nur langsam an Fahrt aufnimmt und es anfangs eigentlich gar nicht "spannend" im eigentlichen Sinn ist, will man doch unbedingt wissen, wie es weitergeht, und fliegt deshalb nur so durch die Seiten.
Doch leider ist der Plot diesmal nicht ganz ausgereift, es gibt zu viele Ungereimtheiten und offen gebliebene Fragen.
Die handelnden Personen sind gut aufgebaut; v.a. mit Kathryn sympathisiert man, denn sie ist psychisch kaputt, geht zur Therapie, und bekommt ihr Leben dennoch nicht richtig auf die Reihe. Ihren Vater hasst sie, denn sie ist der Meinung, dass dessen Tat ihr ganzes Leben negativ beeinflusst hat, und der sich dann nochdazu weigert, ihr zu verraten, wo Elsies Leiche ist. Ihre Mutter mag sie auch nicht; nur ihr Bruder kann sie immer wieder aufbauen.
Weiters ist der Part von Maggie eher sinnlos, zuerst wird man mit viel Sex zugespamt, der keinerlei Mehrwert für den Fall hat, und in der zweiten Hälfte der Geschichte tritt Maggie, von der man zuvor viel zu viele unnötige private Dinge erfuhr, kaum mehr in Erscheinung und die offiziellen Ermittlungen kommen viel zu kurz. Warum die Autorin also ausgerechnet diesen Part als erzählende Stimme gewählt hat, ist für mich schleierhaft.
Auch der Psychothrill fehlt meiner Meinung nach in dem Buch - es ist in meinen Augen eher ein Krimi, da einem von Anfang an klar ist, dass Patrick Bowen schuldlos im Gefängnis sitzt. Man fragt sich jedoch, wieso er dies tut und wen er dadurch schützt. Man rätselt, wer Abigail entführt hat und ob es einen Zusammenhang zu Elsie gibt. Man fiebert mit Kathryn mit, wer sie aus Anglesey vertreiben will und warum. Auch ist lange Zeit nicht klar, ob Elsie überhaupt tatsächlich tot ist, denn ihre Leiche wurde nie gefunden - gibt es die Möglichkeit, dass Elsie noch lebt?

Gegen Schluss wurde die Handlung dann zu hastig zu einem Ende geführt und konnte mich in der einen Hälfte der Auflösung leider nicht ganz überzeugen, da ich dies kurzzeitig schon befürchtet hatte, und es hier einige Logikfehler gibt und Dinge, die man nicht nachvollziehen kann bzw. die nicht aufgelöst wurden. Die andere Hälfte der Auflösung hat mich hingegen überrascht, und diese fand ich authentisch.


Fazit:
Die Geschichte ist zwar auf ihre Art fesselnd, weil man eben unbedingt wissen will, wie es ausgeht, und wer nun für das Verschwinden der kleinen Mädchen verantwortlich ist; aber es ist eben nicht das beste Buch der Autorin, da es etliche Defizite in Sachen Logik und nicht weiter ausgeführte Handlungsstränge und somit offene Fragen gibt.

Bewertung vom 07.09.2021
Julius oder die Schönheit des Spiels
Saller, Tom

Julius oder die Schönheit des Spiels


gut

Julius konnte mich leider nicht wirklich packen trotz der schönen Sprache

Da ich früher gerne Tennis gespielt habe und mich die Zeit des Nationalsozialismus interessiert, habe ich mich schon auf Julius von Bergs Geschichte gefreut.
Leider bekam ich von Letzterem viel zu wenig, obwohl von Beginn an immer wieder Tagebucheinträge aus 1938 von Julius' Gefangenschaft eingeschoben waren.
Doch Anfangs dreht sich alles um Julius Kindheit, der im Gegensatz zu seinen Schwestern ein ruhiger Kerl war, dessen ganzes Leben sich um Tennisspielen dreht. Man bekommt viel Tennis und lernt viel über die Rheinische Geschichte.
Es ist faszinierend über das Leben der Familie zu lesen, die in einer Burg hoch über dem Rhein wohnt, und sogar einen eigenen Tennisplatz besitzt, auf dem die ganze Familie spielt. Und aufgrund des Vermögens kann es sich Julius auch leisten, das Studium abzubrechen und sich voll und ganz auf seine sportliche Karriere zu konzentrieren, für dessen Fairness und "Sportsmanship" er bekannt wurde. Damals gab es für die Turniere noch kein Preisgeld.
Leider konnte ich zu Julius keine richtige Bindung aufbauen, er war für mich nicht so wirklich greifbar.

Mit dem Schreibstil konnte ich anfangs nicht so ganz warm werden, auch wusste ich oft nicht, in welcher Zeit wir uns gerade befinden, da mehrere Jahre zusammengefasst waren, es Zeitsprünge gab und leider keine genaue Kennzeichnung.
Auch die Einschübe aus Sicht des "alten Mannes", der sich im Jahr 1984 auf die Spuren von Julius Leben begibt, kann man erst zum Schluss einordnen.
Erst ab der Hälfte wurde es dann für mich spannender, da hier auch der Schreibstil mitreißender war, die Kapitel kürzer, und man Julius endlich etwas besser kennenlernte, auch über seine Liebesbeziehungen zu (s)einer Frau und einem Mann, und über die NS-Zeit sowie Julius' Widerstand dagegen zu lesen bekam. Julius muss eine für ihn wichtige, aber folgenschwere Entscheidung treffen. "Tennis ist mein Leben. Und Tennis wird mein Tod sein."
Die Sprache im Buch ist sehr umschreibend, mit vielen schönen oder einprägsamen Zitaten. Ich fand auch jenes toll, welches Julius Schicksal beeinflusst hat: "Ich habe keine Lust zu gewinnen, wenn man es von mir verlangt."
Was mich fasziniert hat ist die Tatsache, dass die Geschichte auf einer tatsächlich lebenden Persönlichkeit beruht (Gottfried von Cramm), die Tom Saller mit schriftstellerischer Freiheit in einen fiktiven Roman umgewandelt hat.


Fazit:
Ein Buch, das eher schleppend beginnt, aber mit schöner Sprache und wichtigen Themen wie die Geschichte des Rheins, des Nationalsozialismus und Homosexualität.

Bewertung vom 06.09.2021
Die Nacht der freien Pferde / Nordstern Bd.2
Müller, Karin

Die Nacht der freien Pferde / Nordstern Bd.2


sehr gut

konnte mich leider nicht ganz so begeistern wie Teil 1

Erla erwacht nach ihrem schlimmen mysteriösen Unfall aus der Bewusstlosigkeit. Flóki und Kadlin haben ihr Leben und das ihrer Stute Drifa gerettet. Doch Drifa geht es extrem schlecht, und Erla lebt nun in der Welt der Húldu, in der die Zeit anders schnell verläuft als bei den Menschen.
Kann Erla Drifa retten und ihre Mutter wiedersehen?


Meine Meinung:
"Die Nacht der freien Pferde" ist der zweite Teil der Nordstern-Reihe, der leider etwas brauchte, um an Fahrt zu gewinnen.
Die Geschichte schließt direkt an Band 1 an, den man zuvor gelesen haben sollte. Doch dadurch, dass man anfangs viel von Erlas Koma-Träumen und Erinnerungsfetzen liest, die aber nur abgehakt und nicht zusammenhängend sind und man diese - auch mit Kenntnis des Vorgängerbandes - nicht richtig zuordnen kann, ist es schwierig, so richtig in die Geschichte reinzukommen, da es keine "Geschichte" im eigentlichen Sinn gibt.
Wie im ersten Band wird abwechselnd aus Sicht von Erla in ich-Form und in erzählender Form aus Sicht von Flóki (in Kursivschrift) berichtet.
Man kann sich so gut in Erla hineinversetzen, denn sie kann sich nur schwer damit anfreunden, dass das unsichtbare Volk nun ihr neues Zuhause ist. Sie sehnt sich natürlich nach ihrer Mutter. Aber noch mehr danach, ihre Stute zu retten.
In diesem Band haben die Pferde mehr Stellenwert als im ersten Teil, denn es geht viel um Erlas Stute Drifa, der es es nach dem Angriff des Zwischenwesens sehr, sehr schlecht geht. Und als es Erla endlich wieder besser geht, will sie alles versuchen, um ein Heilmittel für Drifa zu finden, und stellt ihr eigenes Glück und ihre Gesundheit dafür hintan.

Isländische Magie und Mystik nehmen wieder viel Raum ein, denn Erla wird eine Weltenwanderin und Flóki hat nun auch endlich seine Gabe gefunden: er kann den Raum beugen. Und gemeinsam mit Flóki und Kadlin, die die Zeit beugen kann, kann Erla ihre Mutter wieder sehen - in der Zeit der Húldu sind nur ein paar Monate vergangen, doch als sie ihre Mutter trifft, die damals schwanger war, ist ihre kleine Schwester Edda bereits 2 Jahre alt. Das Widersehen fand ich sehr berührend, aber auch traurig - denn obwohl Erla ihre Mutsch 2,5 Jahre nicht gesehen hatte, kreist deren einziger Gedanke wieder nur darum, dass sie es nicht fassen kann, dass Erla "unsichtbare Dinge sieht" bzw. glaubt, sich einzubilden.
Und dann ist da noch der Brief, den Erla findet, den sie an Flóki geschrieben hat - datiert mit dem Jahr 1783 - doch mit diesem tut sich eine Lösung für Drifas Rettung auf, für die Erla jedoch ihr altes Leben und ihre Liebe zurücklassen muss und ihr Leben aufs Spiel setzt...

Toll sind die Beschreibungen der Landschaft Islands, die wilden Kräfte der rauen Natur und die ganze Mystik um das Húldufolk, was mir sehr gut gefiel.
Die Atmosphäre in der Geschichte ist jedoch durchwegs düster und beklemmend, das muss man mögen.
Da es wieder ein offenes Ende gab, bin ich nun schon sehr auf den Abschlussband gespannt!


Fazit:
Eine magische Geschichte um Erla, die leider erst nach einiger Zeit Fahrt aufnimmt, um das verborgene Volk, die raue Natur Islands und natürlich Islandpferde.

Bewertung vom 31.08.2021
Angstrichter / Grall und Wyler Bd.4
Schütz, Lars

Angstrichter / Grall und Wyler Bd.4


sehr gut

Der Henker von Nürnberg

In Nürnberg wird ein Mann gevierteilt. Von Pferden. Alles arrangiert von einem Mann in schwarzer Kapuze. Die Leichenteile werden an den vier Stadttoren befestigt, und kurz darauf taucht im Internet ein Livestream zu dieser Tat auf.
Bald darauf geschieht ein weiterer Mord des "Angstrichters": ein Mann wird gepfählt.
Die beiden Profiler Jan Grall und Rabea Wyler erkennen bald, dass dies mittelalterliche Bestrafungen für die Taten der Opfer sind. Doch wer ist der Scharfrichter und warum müssen genau diese Personen sterben?


Meine Meinung:
"Der Angstrichter" ist der vierte Teil um die Fallanalytiker Jan Grall und Rabea Wyler. Das Buch kann eigenständig gelesen werden, da der Fall in sich geschlossen ist und aus der Vergangenheit der beiden Fallanalytiker genug in der Geschichte integriert ist.

Der Schreibstil ist fesselnd, der Spannungsbogen konstant aufrecht und man kann das Buch kaum aus der Hand legen, denn man will unbedingt wissen, warum der Henker diese Bestrafungen durchführt. Bei Opfern, die ihre Strafe doch oft sogar schon durch die weltliche Gerichtbarkeit erhalten haben. Aber Achtung: das Buch ist nichts für Zartbesaitete, denn die Morde sind sehr brutal und blutig.
Mir hat besonders gut gefallen, dass man einiges über mittelalterliche Foltermethoden erfahren hat. Für jede Art von Vergehen gab es eine eigene Bestrafung dazu.
Weiters wird alles sehr bildlich beschrieben, auch Nürnberg und die Umgebung, man hat also Kopfkino pur.
Gelungen fand ich die Einbeziehung der Mittelalterexpertin Dr. Ellen Grafenberg, mit der sich nicht nur eine private Komponente entwickelt hat, sondern die das erste Mordopfer kannte und somit viel für die Auflösung des Falles beitragen konnte.
Toll fand ich, dass man so gut miträtseln konnte: wer ist der Scharfrichter? Warum tötet er diese Menschen? Und denkt er sich die Bestrafungen selbst aus oder gibt es Mittäter? Ich kann nur so viel sagen: einen kleinen Teil konnte ich enträtseln ;)


Fazit:
Blutiger 4. Teil der Reihe mit zwei außergewöhnlichen Profilern und noch außergewöhnlicheren Mordmethoden.

Bewertung vom 29.08.2021
Anouk, die nachts auf Reisen geht / Anouk Bd.1
Balsmeyer, Hendrikje;Maffay, Peter

Anouk, die nachts auf Reisen geht / Anouk Bd.1


sehr gut

aufregende Traum-Abenteuer mit Anouk

Die Geschichten um Anouk sind einfach herzerwärmend. Die 6jährige Anouk, die nicht gerne schlafen geht, weil sie noch üüüberhaupt nicht müde ist (woher kenne ich das nur? *lach*) erlebt in ihren Träumen aufregende Abenteuer.
In ihren Traumreise hilft sie - natürlich gemeinsam mit ihrem Freund, dem Kuscheltier Affi - verschiedenen Kindern, ihren Mut, ihre Talente und ihre Stärken zu finden.
So reist sie zu den Indianern, zu den Rittern, zu den Piraten, zum Zirkus uvm und unterstützt die jeweiligen Kinder bei ihren Schwierigkeiten, die ihr dafür ein Erinnerungsstück mitgeben.

Themen, die Kinder von klein bis groß beschäftigen, zB Mut, Freundschaft und Hilfsbereitschaft, werden in den Kurzgeschichten aufbereitet. Besonders wichtig ist die Geschichte, in der die Gleichberechtigung von Mädchen und Frauen gefordert wird.
Die Fantasie von Kindern wird auch besonders angeregt, denn welches Kind möchte nicht gerne mal aufregende Abenteuer erleben und dies wird besonders durch die "Mitbringsel" aus Anouks Träumen unterstrichen.

Der Schreibstil ist liebevoll und kindgerecht, in kurzen, leicht verständlichen Sätzen und viel direkter Rede. Auch werden verschiedene Begriffe in der Geschichte erklärt, zB was ein Adlerhorst ist. Die Kapitel haben eine geeignete Länge, um jeden Abend vor dem Schlafengehen eines vorzulesen (für Kinder ab4 Jahren) bzw. gut geeignet für ungeübte Leser.
Was mich jedoch sehr störte war, dass die Eltern von Anouk ihr nicht zugehört haben, als sie von ihren Abenteuern erzählen wollte. Sie haben sie sofort unterbrochen und gemeint "das war nur ein Traum" - ja, doch trotzdem: meine Tochter erzählt mir auch oft von ihren Träumen! Ich lasse sie erzählen und höre ihr dabei zu!! Anouk tut dies dann immer mit "Mama/Papa sind einfach schon viel zuerwachsen" ab, wobei man aber trotzdem merkt, dass sie gekränkt ist, weil ihre Träume/Abenteuer für ihre Eltern nicht wichtig genug sind, um ihr zuzuhören.

Was dieses Buch jedoch besonders aufpeppt, sind die niedlichen und liebevollen Illustrationen von Joëlle Tourlonias. Diese haben mich bereits auf dem Cover verzaubert und bereichern die Geschichten von Anouk ungemein!


Fazit:
Abenteuerliche Kurzgeschichten um Anouk, die die Fantasie anregen und wichtige Themen wie Mut, Freundschaft und Hilfsbereitschaft beinhalten. Leider fand ich nicht gut, dass Anouks Eltern sie nicht von ihren Träumen erzählen ließen; daher ein Stern Abzug. Ganz toll sind die Illustrationen!!