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Lesendes Federvieh
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München
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Hinter dem Namen Lesendes Federvieh verbirgt sich das Blogger-Duo kathiduck und Zwerghuhn. Wir lesen querbeet alles, was uns zwischen die Finger kommt und veröffentlichen die Rezensionen dazu auf unserem Blog (lesendes-federvieh.de). Dort gibt es übrigens noch viele weitere Beiträge rund ums Thema Buch. :)

Bewertungen

Insgesamt 539 Bewertungen
Bewertung vom 23.08.2020
Das war die schönste Zeit
Sanderson, Jane

Das war die schönste Zeit


sehr gut

Alison ist fünfzig, eine erfolgreiche Autorin, verheiratet und Mutter von zwei erwachsenen Töchtern. Vor vielen Jahren ist sie ihrem Ehemann nach Australien gefolgt und führt hier ein angenehmes Leben. Denkt sie. Bis sie eine Nachricht von ihrer Jugendliebe Dan aus England erhält, ihrer ursprüngliche Heimat, die sie vor dreißig Jahren überstürzt verlassen hatte. Sie beginnt über ihr Leben nachzudenken, über verpasste Chancen und über ihr weiteres Leben...

Sommerzeit, Urlaubsfeeling, also Zeit für eine außergewöhnliche Liebesgeschichte. Und damit bin ich bei "Das war die schönste Zeit" angekommen. Die herzzerreißende und gleichzeitig wunderschöne Geschichte von Dan und Ali, bei der die Musik eine alles verbindende Rolle spielt.

Auf zwei Zeitebenen, Ende der 1970iger Jahre und in der Gegenwart, erzählt Jane Sanderson von einer verlorenen Liebe und einer zweiten Chance. Dabei kommen nicht nur Bücherliebhaber auf ihre Kosten, sondern auch Musikfans. Am Anfang des Buches gibt es eine Playlist, auf der alle Titel zu finden sind, die zwischen Ali und Dan hin-und herschweben. Ich habe mir die Titel angehört und hatte so ein ganz besonderes, bisher völlig unbekanntes Leseerlebnis. Die Jugendjahre der beiden wurden für mich richtig lebendig, so als wäre ich damals dabei gewesen.

Generell hat mir die Idee gefallen, Musik als verbindendes Element zwischen Vergangenheit und Gegenwart zu wählen, um dadurch eine fesselnde Liebesgeschichte zu stricken. Der flotte, mitreißenden Schreibstil der Autorin passt perfekt dazu. Ebenso ihre authentischen Protagonisten, bei denen sie ein breites Spektrum an unterschiedlichsten Charakteren geschaffen hat.

Jane Sanderson begnügt sich jedoch nicht damit "nur" eine Liebesgeschichte zu schreiben, sie packt neben ganz normalen Alltagsproblemen auch heikle Themen, wie eine schwierige Kindheit und Jugend an. Das macht die Geschichte glaubhaft und einfach gut. Abgerundet wird das Ganze durch ein durch und durch realistisches Ende.

Mir hat es große Freude bereitet, diesen Roman zu lesen. Das Einzige, was meine Begeisterung etwas getrübt hat, ist der deutsche Titel. Die Musik spielt eine tragende Rolle, schade für dieses tolle Buch, dass der Originaltitel "Mix Tape", bei der deutschen Titelfindung keine Verwendung fand.

Bewertung vom 19.08.2020
DUNKEL / HULDA Trilogie Bd.1
Jonasson, Ragnar

DUNKEL / HULDA Trilogie Bd.1


sehr gut

Um Platz für einen jüngeren, ambitionierten Nachfolger zu schaffen, soll Hulda Hermannsdóttir noch vor ihrem regulären Rentenbeginn bei der Polizei Reykjavík ihren Schreibtisch räumen. Einzig einen letzten Fall, einen Cold Case, gesteht ihr der Leiter ihrer Abteilung zu. Huldas Entscheidung fällt auf eine mehr als unsauber geführte Ermittlung eines Kollegen, der den Tod einer jungen russischen Asylbewerberin recht schnell als Selbstmord ad acta gelegt hatte. Nur wenige Stunden bleiben ihr, die Wahrheit ans Licht zu bringen, für die sie sogar bereit ist ihr eigenes Leben aufs Spiel zu setzen.

Auch ich konnte mich dem Hype um den Reihenauftakt der isländischen Krimitrilogie nicht entziehen. Denn diese Reihe weist eine entscheidende Besonderheit auf: die Trilogie wird rückwärts erzählt. In „DUNKEL“ begleitet man Kommissarin Hulda Hermannsdóttir wenige Tage vor ihrer Pensionierung bei den alleinigen Ermittlungen in ihrem letzten Fall, die Folgebände „INSEL“ und „NEBEL“ spielen 15 und nochmals zehn Jahre zuvor.

Dabei ist Hulda eine etwas andere Protagonistin als man es in diesem Genre gewohnt ist. Angefangen bei ihrem Alter, denn sie steht kurz vor der Pensionierung, worüber sie jedoch nicht gerade in Freudensprünge verfällt, fürchtet sie sich doch vor der Einsamkeit. Sie ist weder eine toughe, junge dynamische Polizistin auf der Überholspur, die sich gegen ihre männlichen Kollegen durchsetzt noch sonderlich beliebt. Trotz ihrer guten Ermittlungsergebnisse wurde sie ein ums andere Mal bei der Beförderung übergangen, stets gab es einen scheinbar geeigneteren jungen männlichen Kollege. Doch Hulda ist hartnäckig, gründlich und setzt sich für diejenigen ein, die keine Stimme mehr haben. Diese Mischung aus Andersartigkeit hat mir erfrischend gut gefallen.

Ebenso spannend wie die außergewöhnliche Charakterzeichnung ist auch die Wahl der Erzählstränge, wenngleich die Sprache recht einfach gehalten ist. Einerseits begleitet man Hulda in der Gegenwart bei ihrer Ermittlung, die geradezu auf unspektakulär kontinuierliche Weise Fortschritte macht. Andererseits gibt es zweierlei Schilderungen der Vergangenheit, wovon eine den Fall der getöteten Elena mit Hintergrundinformationen unterfüttert und somit Tiefe verleiht. Letzteres gilt auch für die andere Perspektive, welche die schwierige Kindheit eines Mädchens darstellt – Huldas.

Das Highlight des Buches ist jedoch das Ende selbst. Plätscherte die Ermittlung kurzweilig gemächlich Richtung Lösung des Falles, so entwickelte sich diese urplötzlich zu einem reißenden Strom aus erschreckenden Details der Vergangenheit, um schließlich in ein absolut geniales Finale mit Gänsehautfeeling pur zu gipfeln, das noch eine ganze Weile in meinen Gehirnwindungen umherspuken wird.

„DUNKEL“ ist der mitreißende Auftakt des grandiosen Konzepts der rückwärts erzählten isländischen Krimi-Trilogie rund um die ruppige, facettenreiche Ermittlerin Hulda, dessen geniales Ende sich nachhaltig in meine Gedanken eingebrannt hat.

Bewertung vom 13.08.2020
»Oha, können Sie denn auch operieren?«
Müller, Lieschen

»Oha, können Sie denn auch operieren?«


ausgezeichnet

Hundertstundenwochen, sexistische Chefs und Patienten wie tickende Zeitbomben stehen für Dr. Lieschen Müller als Ärztin in Weiterbildung zur Unfallchirurgin auf der Tagesordnung. Seit ihrem ersten Tag in der Notaufnahme findet sie sich zwischen abgetrennten Extremitäten, Körperflüssigkeiten und Beleidigungen aber auch großer Menschlichkeit inmitten des stressigen Klinikalltags wieder. Die männlichen Kollegen mobben fröhlich auf der Jagd nach den besten Operationen, vorausgesetzt sie versuchen nicht gerade sie anzumachen. Doch wieso macht es dennoch süchtig bis zur völligen Erschöpfung zu arbeiten? Dr. Lieschen Müller gibt schonungslose Einblicke in die irrsinnige Realität einer Ärztin in Ausbildung zur Fachärztin für Orthopädie und Unfallchirurgie.

Schon nach wenigen Sätzen hing ich Dr. Lieschen Müller förmlich an den Lippen und habe begierig jede Anekdote, jeden augenzwinkernden oder gar zynischen Kommentar aber auch ihre fundierte Kritik an unserem Gesundheitssystem aufgesogen. Die Lektüre war ein wahres Wechselbad der Gefühle zwischen frenetischem "JA! Danke! Genau so ist es!" und frustranem "Das darf doch nicht wahr sein!". Ich habe bei ihren herrlichen Patientengeschichten gleichermaßen gelacht, wie ich entrüstet über den ausgeprägten Sexismus in der männerdominierten Fachdisziplin geschnaubt habe. Begonnen bei ihrem ersten Bewerbungsgespräch als der unverschämte Chefarzt lediglich an ihrer Familienplanung interessiert war, zieht sich die Benachteiligung von weiblichen Chirurgen in vielerlei Gestalt durch den klinischen Alltag.

Trotz der ernsthaften Thematik, den schweren Patientenschicksalen, der chronischen Überarbeitung bei Hundertstundenwochen sowie des fortwährenden Kampfes um gleichwertige Behandlung der Geschlechter und des eindringlichen Appells an die marode Gesundheitspolitik liest sich dieses fundierte Sachbuch vielmehr wie ein mitreißender Tatsachenroman. Man benötigt kein medizinisches Vorwissen, um Dr. Müllers selbstkritischen Ausführungen zu folgen und nachzuempfinden, weshalb sie entgegen aller Widrigkeiten den richtigen Weg eingeschlagen und ihren Traumberuf als Ärztin verwirklicht hat.

"Oha, können Sie denn auch operieren?" ist ein bewundernswert dezidiertes Plädoyer für den Beruf der Unfallchirurgin und mehr Weiblichkeit in der Medizin, das allerhand erschreckende Grenzen wie Möglichkeiten in unserem Gesundheitswesen aufzeigt und Medizinern wie interessierten Fachfremden spannende Einblicke in den dschungelartigen Klinikalltag zwischen Hyänen, Panthern und Ähnlichem gewährt.

Bewertung vom 02.08.2020
Je tiefer das Wasser
Apekina, Katya

Je tiefer das Wasser


sehr gut

Nach dem Selbstmordversuch der Mutter werden die beiden Schwestern Edie und Mae zu ihrem Vater nach New York geschickt. Vor Jahren hatte er die Familie in einem Dorf in Louisiana zurückgelassen und avancierte in der Großstadt zu einem bekannten Schriftsteller. Während die eine Schwester alles in ihrer neuen Umgebung als unverzeihlichen Verrat an ihrer Mutter ansieht, scheint es für die andere die ersehnte Möglichkeit der Befreiung zu sein. Beide entfernen sich zusehends voneinander, bis es schließlich zum Bruch kommt, Edie eine verzweifelte Rettungsaktion startet und Mae die Zuneigung ihres Vaters sucht.

Katya Apekina hält nichts von langen Vorreden, man findet sich direkt in New York im Jahre 1997 wieder, wo man das ungewöhnliche Töchter-Vater-Date-Gespann zu einer Tanzperformance begleitet. Es ist ein vorsichtiges Beäugen und Abschätzen, ein begonnener Versuch der Wiedergutmachung der unwiederbringlich verlorenen zehn Jahre. Obwohl man den Gedanken der einzelnen Protagonisten, vordringlich Edie und Mae gespickt von weiteren Stimmen, folgt, wirkt die Erzählweise recht nüchtern, geradezu seltsam distanziert und führt doch zu einer geradezu hypnotisierenden Sogwirkung wenn man sich darauf einlässt.

Manchmal plätschert die Handlung dahin wie ein ruhiger Gebirgsbach, nur um sich in Windeseile in einen reißenden Strom zu verwandeln, der mit roher Gewalt und Brutalität die Klippe hinabstürzt. Von außen betrachtet ein großartiges Spektakel, doch mittendrin ein wahrer Kampf um das Überleben.

Es ist die Geschichte offenkundiger wie verborgener Obsessionen, eine großartige Analyse eines mühsam aufrechterhaltenen Familienkonstruktes mitsamt der tiefschürfenden Geheimnisse und Probleme. Während die ältere Edie sich ihrer Zukunft beraubt fühlt und jeden Schritt ihres Vaters mit Argusaugen beobachtet, in Erwartung erneut verlassen zu werden, ist die neue Situation für Mae die Erhörung ihres stummen Hilfeschreis nach Befreiung aus den Klauen ihrer schwerst psychisch instabilen Mutter. Doch auch die schnell aufkeimende innige Beziehung zu ihrem Vater wirft allerhand Zweifel und dunkle Vorahnungen auf, die ein unterschwellig mulmiges Gefühl während des Lesens erzeugen. Denn Dennis Lomack benötigt stets eine Muse, um gänzlich in seinem kreativen Schaffensprozess aufzugehen, wobei die Grenzen zwischen Realität und Fiktion zusehends gefährlich verschwimmen.

"Je tiefer das Wasser" ist zweifelsohne zurecht in aller Munde, denn es beeindruckt mit einer erschreckenden Familienstudie hervorragend ausgearbeiteter Charaktere, die noch lange nachhallt.

Bewertung vom 02.08.2020
Die Liebe kommt auf Zehenspitzen
Günak, Kristina

Die Liebe kommt auf Zehenspitzen


ausgezeichnet

Die Autorin Lucy sucht an Weihnachten eine Mitfahrgelegenheit, um möglichst schnell zu ihren Eltern zu kommen. Dabei lernt sie den jungen Klinikarzt Ben kennen. Nach einer ereignisreichen Fahrt durch einen Jahrhundertschneesturm trennen sich ihre Wege wieder. Bis sie kurz darauf gemeinsam einen Bauernhof erben. Was tun? Ben, der unter Panikattacken leidet und Lucy, die dringend eine neue Wohnung braucht, beschließen das Abenteuer zu wagen und das Erbe anzunehmen. Versuchen kann man es ja mal, nur als Freunde versteht sich...

Kristina Günak ist mit "Die Liebe kommt auf Zehenspitzen" ein absolut lesenswerter Wohlfühlroman gelungen. Die Autorin schaffte es mühelos mich durch ihren angenehmen, leisen Schreibstil mit in dieses herrliche Dorf zu Lucy und Ben mitzunehmen.

Man riecht, schmeckt, sieht und fühlt dieses kleine Paradies förmlich. Dazu noch eine wunderschöne, zarte Liebesgeschichte, was will das Leseherz mehr. Gerade diese unaufgeregte, lockere Geschichte, die auch über genügend Tiefgang verfügt, hat mich total gefesselt. Super fand ich ebenso die liebevoll ausgearbeiteten Charaktere mit all ihren Schrulligkeiten und Ecken und Kanten. Lucy und Ben und all die anderen Dorfbewohner sind mir richtig ans Herz gewachsen. So sehr, dass die Seiten viel zu schnell verflogen sind.

Es war wie ein kleiner Urlaub mitsamt einem ausgedehnten Spaziergang durch die Jahreszeiten, dieses Buch zu lesen. Es beginnt ja mit der Weihnachtszeit und ich habe trotz hochsommerlicher Temperaturen sofort Sehnsucht nach Christbaumlichtern, bunten Glitzerkugeln und Plätzchen bekommen. Genau darin liegt für mich auch die Qualität der Autorin, den Leser so in den Bann zu ziehen, dass man alles um sich herum vergisst. Wer sich gerne in eine andere Welt verzaubern lassen möchte, ist bei den Büchern von Kristina Günak bestens aufgehoben.

Fazit: Auf Zehenspitzen ins Leseglück

Bewertung vom 30.07.2020
Die Lilienbraut
Simon, Teresa

Die Lilienbraut


ausgezeichnet

Köln in den Vierzigerjahren, der Zweite Weltkrieg stellt die Bewohner Kölns vor große Herausforderungen. Zu dieser Zeit arbeitet die junge Nellie Voss als Schreibkraft bei 4711. Dort wird ihr auch bewusst, dass sie ein außergewöhnliches Talent für Düfte hat. Doch über allem steht ihre schier aussichtslose Liebe zum jungen Kaplan Benedikt...

Köln 2019. Liv zieht nach ihrer Trennung mitsamt ihrem kleinen Sohn aus den Niederlanden nach Köln-Ehrenfeld. Dort eröffnet sie einen kleinen Laden für Seifen und Dürfte. Als sie auf der Straße zufällig einer alten Dame begegnet, die glaubt sie sei Nellie und sie übel beschimpft, begibt sie sich auf Spurensuche...

Teresa Simon ist mit "Die Lilienbraut" ein unterhaltsamer und kurzweiliger Roman gelungen, der mich von der ersten Seite an begeistern konnte. Wer etwas für Düfte erübrigen kann, an Liebesgeschichten nicht abgeneigt ist und Interesse an historisch gut recherchierten Geschichten hat, ist bei diesem Buch genau richtig. Die Autorin verknüpft dabei geschickt in zwei Handlungssträngen die Erlebnisse von Nellie im Köln der 1940 er Jahre und die von Liv im Köln der Gegenwart. Durch den steten Wechsel zwischen den Zeiten bleibt das Buch richtig fesselnd, denn ich wollte ja immer wissen, wie es weitergeht. Besonders toll fand ich hier auch, dass beide Erzählstränge von gleich guter Qualität sind, das ist ja nicht unbedingt selbstverständlich.

Die Charaktere sind hervorragend skizziert und wirken absolut authentisch. Sie hauchen der Geschichte Leben ein, so wie im Film. Die lockere, fluffige Schreibweise der Autorin ließen die Seiten im Nu verfliegen.

Neben einer gelungenen Handlung, ansprechenden Charakteren und einem angenehmen Schreibstil habe ich viel Neues und Interessantes zum Thema Köln im Zweiten Weltkrieg und Düfte gelernt. Schade nur, dass es Livs "Göttliches Düftchen" nicht wirklich gibt.

Fazit: Ein duftiges Vergnügen mit Tiefgang

Bewertung vom 29.07.2020
Mord in Sunset Hall / Miss Sharp ermittelt Bd.1
Swann, Leonie

Mord in Sunset Hall / Miss Sharp ermittelt Bd.1


ausgezeichnet

Mitten in der englischen Provinz erschüttern drei Morde an alten Damen das Dorf. Auch die betagten Bewohner einer außergewöhnlichen WG auf Sunset Hall. Was ist, wenn der Täter es auf alte Damen generell abgesehen hat? Das geht natürlich nicht. Also begeben sich die Senioren auf Spurensuche...

"Mord in Sunset Hall" ist ein absolut lesenswerter Krimi, der einfach Spaß macht. Er verfügt über all das, was einen guten Krimi ausmacht: eine durchdachte Handlung, eine ordentliche Portion Spannung, und Sunset Hall ist natürlich ein hervorragender Schauplatz mit wunderbar englischem Charme. Doch das Allerbeste sind die Bewohner der Senioren-WG. Schrullig, liebenswert, witzig, mit vielerlei Gebrechen des Alters versehen, aber dennoch gut drauf, kurzum man muss sie einfach mögen. Wenn also diese Combo auf Mörderjagd geht, kann nur beste Unterhaltung herauskommen.

Der lebendige, flotte Schreibstil der Autorin und die herrlichen Dialoge, der schwarze Humor, der zwischen den Seiten hervorblitzt, all das ließ die 448 Seiten im Nu verfliegen.

Neben diesem wunderbaren Krimierlebnis hat mir aber mindestens genauso gut gefallen mit welcher Sensibilität Leonie Swann das Thema "alt werden" in ihrem Buch verarbeitet hat. Vielleicht sind mir gerade deswegen Agnes, Edwina, Bernadette, der Marschall und der Rest der Bewohner so ans Herz gewachsen, weil sie sich letztendlich mit Problemen und Fragen beschäftigen, die uns alle irgendwann betreffen.

Mir hat dieser Kriminalroman sehr schöne Lesestunden geschenkt, bei denen ich viel Schmunzeln und über das Leben so allgemein nachdenken konnte.

Fazit: Welch wunderbare WG!

Bewertung vom 21.07.2020
Sinnsucher
Richter, Saskia

Sinnsucher


sehr gut

Was ist der Sinn im Leben eines Menschen? Liegt er in der Arbeit, im Privatleben ganz allgemein oder in Beziehungen? Sanne und Mirko, Claudia und Lukas sowie Maja und Micha versuchen den Sinn zu finden... und ihn auch festzuhalten.

Als ich das Buch zum ersten Mal durchgeblättert habe, war ich sofort begeistert von den wunderschönen Illustrationen, die es zu etwas ganz Besonderem machen. Man sieht auf den ersten Blick, dass die Autorin nicht nur viel Herzblut in ihre Texte gelegt hat, sondern auch zusammen mit dem Illustrator Arthur McCulloch viel Mühe in die Gestaltung.

Gleich zu Beginn gibt es in Kapitel eins, vier Gedichte zu entdecken. Man kann sie immer wieder lesen und jedesmal gibt es neue Aspekte zu entdecken. Das hat mir sehr gut gefallen.

In vier weiteren Kapiteln beschäftigt sie sich in unterhaltsamen Kurzgeschichten mit der Sinnsuche. Sie erzählt Alltagssituationen, wie wir die eine oder andere auch schon mal erlebt haben könnten. Gerade durch diesen Bezug konnte ich mich viel leichter auf die Frage, ob etwas Sinn macht, einlassen. Meine persönliche Lieblingsgeschichte trägt den Titel "Brezeln essen Menschen immer", denn für mich hat Lukas alles richtig gemacht.

Alles in allem ein kleines, feines Buch mit Geschichten, die zum Nachdenken über das Leben anregen. Es hat mir nicht nur große Freude bereitet, die Geschichten zu lesen, sondern auch die wunderschönen Zeichnungen auf mich wirken zu lassen.

Fazit: Kleines, aber feines Büchlein mit tollen Illustrationen

Bewertung vom 21.07.2020
Escape Quest - Der Meisterdieb von Paris (Arsène Lupin)

Escape Quest - Der Meisterdieb von Paris (Arsène Lupin)


ausgezeichnet

Ihr wolltet euch schon immer mal als Meisterdieb versuchen? Hier kommt eure Chance! Seid ihr schlauer als "Der Meisterdieb von Paris" aka Arsène Lupin?

Nachdem ich schon total begeistert von den "Psycho-Rätseln" à la Hitchcock war, habe ich mir jetzt "Der Meisterdieb von Paris", ebenfalls erschienen im Ullmann Verlag, ausgesucht.

Diesmal geht es um einen spannenden spektakulären Juwelenraub. Der berühmte Meisterdieb Arsène Lupin sucht einen Schüler, der einst in seine Fußstapfen treten kann. Doch nur derjenige kommt in Frage, der es schafft, die kostbaren Juwelen der Familie Lechevalier zu stehlen.

Auch dieses Rätselbuch besticht wieder durch seine optische Aufmachung. Versehen mit tollen Illustrationen und abwechslungsreichen, gut durchdachten Rätseln, bei denen ein gutes Auge und logisches Denken von Vorteil sind, bereitet die Juwelenjagd großen Spaß. Die Rätselaufgaben sind pfiffig gestaltet und so unterschiedlich, dass nie auch nur ein Hauch von Langeweile aufkommt. Sollte man doch einmal ein Brett vor dem Kopf haben, gibt es auf der letzten Seite einen kleinen Hinweis, um den Gedanken auf die Sprünge zu helfen.

Im Unterschied zu den Psycho-Rätseln handelt es sich hierbei sogar um eine zusammenhängende Geschichte, was das Knobeln natürlich um einiges spannender macht, da man ein bestimmtes Ziel vor Augen hat. Ausgangspunkt ist stets eine Karte von Paris, auf welcher die einzelnen Stationen eingezeichnet sind, die man je nach Lust und Laune in einer unbestimmten Reihenfolge abklappern kann, um sich perfekt auf den Raub vorzubereiten. Hat man alle Aufgaben gelöst und sich die jeweiligen Lösungsbuchstaben auf das beiliegende Lesezeichen notiert, darf man vor den Juwelenschatz treten…

Mittlerweile bin ich ein richtiger Fan dieser Rätselbuchreihe geworden. Puzzles dauern mir oft zu lange und für Spiele braucht man immer jemanden, der gerade Lust und Zeit für ein Spiel hat. Diese Art von Rätsel kann man wunderbar alleine lösen. Mir jedenfalls hat die Juwelenjagd super gefallen. Deshalb ist "Der Meisterdieb von Paris" auch ein tolles Geschenk für Rätselfreunde, die gerne knobeln und Freude am logischen Denken haben. Viel Spaß dabei!

Bewertung vom 03.07.2020
Auszeit bei den Abendrots
Holenstein, Alexandra

Auszeit bei den Abendrots


ausgezeichnet

Helene Abendrots Leben steht kopf. Hat sie doch ihr Mann Josef einfach an einer italienischen Autobahnraststätte sitzenlassen. Er bräuchte Zeit für sich. Doch das ist natürlich nicht die Wahrheit, die er Helene auftischt, denn das ist seine Assistenzärztin Nathalie mit der er eine Affäre begonnen hat. Zuerst ist Helene schockiert, doch dann beginnt sie ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen und erstmal das zu unternehmen, was sie schon immer gerne verwirklicht hätte. Also macht sie mit einem Aquarellkurs in der Provence den Anfang. Eine aufregende Zeit beginnt...

Nachdem mir bereits "Das Heinrich-Problem" super gefallen hat, war ich nun auf das neue Werk von Alexandra Holenstein gespannt. Und was soll ich sagen? Von der ersten Seite an war ich begeistert von den Abendrots. Witzig, amüsant und mit einem Augenzwinkern schreibt die Autorin über Josefs Midlifecrisis und Helenes Reaktion darauf. Ich musste oft schmunzeln, so treffend sind die Szenen und Dialoge geschaffen. Mühelos und mit einer herrlichen Leichtigkeit nimmt die Autorin ihre Leser mit zu den beiden und ihren Eskapaden und Abenteuern, sogar bis nach Frankreich und Italien.

Aber nicht nur das, auch alle Charaktere passen perfekt, sie sind detailliert und wunderbar mit all ihren Stärken und Schwächen geschaffen. Ich hatte sie bildhaft vor Augen, etwa Josef in seinem viel zu engen und jugendlichen Sportdress oder auch die Herren Maurice und Anton Friedreich. Einfach klasse.

Die Handlung selbst sprüht vor Esprit und Situationskomik, ist aber auch gewürzt mit einer Prise Ernsthaftigkeit zum Nachdenken. Fluffig und mitreißend geschrieben, bin ich mit Helene durch diese aufregende Zeit gereist und hatte dabei kurzweilige und sehr angenehme Lesestunden.

Fazit: Es hat großen Spaß gemacht dieses unterhaltsame, humorvolle Buch zu lesen. Für entspannende Lesestunden im Liegestuhl oder Lesesessel ist "Auszeit bei den Abendrots" genau richtig.

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