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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
marakkaram
Wohnort: 
Lingen

Bewertungen

Insgesamt 564 Bewertungen
Bewertung vom 20.12.2018
Unter uns nur Wolken
Pfeffer, Anna

Unter uns nur Wolken


sehr gut

Der Alte ist ein Sturkopf, der will mich einfach nur raushaben, und der junge Hartmann muss ziemlich verzweifelt gewesen sein, dass er mich genommen hat. Verzweiflung ist wohl das, was diese Wohnung zusammenhält.

Aus einer Notlage heraus, ist Ani bei Tom und Florian gelandet. Als Pflegerin für den an Demenz erkrankten Mann, gegen Kost, Logis und weitaus mehr als ein Taschengeld. Doch Florian entpuppt sich als pures Ekelpaket, der immer wieder über die Stränge schlägt.
Ist Ani dem wirklich gewachsen.....

~ * ~ * ~ *

Dem Autorinnenduo Ulrike Mayrhofer und Carmen Schmit, kurz Anna Pfeffer, ist mit "Unter uns nur Wolken" ein schäfchenwolkig leichter und sehr unterhaltsamer Roman über das Vergessen und die Liebe gelungen. Trotz aller Leichtigkeit und Humor ist die Thematik schon sehr ernst und - das ist das Schöne - es entstehen immer wieder auch sehr bewegende Momente, die auf direktem Weg ins Herz gehen. Die Balance finde ich sehr gelungen.

Florian ist ein liebenswerter, alter Kauz, den man trotz seiner teils schon sehr fiesen Aktionen sofort ins Herz schliesst. Dagegen bleiben Ani und Tom anfangs etwas blass, aber das ändert sich, je mehr man über sie erfährt.

Demenz ist ein schwieriges Thema, nicht nur für die Angehörigen sondern auch für die Betroffenen - das wird hier noch einmal ganz deutlich. Ich habe mir beim Lesen nicht nur ein Mal die Frage gestellt, wie schwer es wohl sein muss, zu erkennen, dass man die, die man liebt, vergisst....

Fazit: Ein Generationenroman, mit viel Liebe und Herzenswärme erzählt.

Bewertung vom 17.12.2018
Die vergessene Burg
Goga, Susanne

Die vergessene Burg


ausgezeichnet

Sie hatte sich daran gewöhnt, über ihn zu schweigen und irgendwann gemerkt, dass es ihr nicht mehr wichtig war. Bis jetzt.

1868: Paula Cooper führt im ländlichen Hertfordshire ein sehr einfaches, zurückgezogenes Leben. Ohne Vater aufgewachsen, hat die Mutter sie schon früh zur Gesellschafterin einer kränkelnden Verwandten bestimmt. Für Träume bleibt da wenig Raum. Doch ein Brief ihres unbekannten Onkels Rudi verändert alles. Paula reist zu ihm nach Deutschland und hofft dadurch auch etwas über ihren Vater zu erfahren....

~ * ~ * ~ *

Mein erster Roman von Susanne Goga und ich habe ihn verschlungen.

Was mich so in den Bann gezogen hat, war die lebendige Beschreibung der historischen Rheinlandschaft von Bonn bis Rüdesheim, mit all seinen Burgen, Sagen, dem Drachenfels, alten Gaststätten etc. Die Autorin hat nicht nur eine großartige Atmosphäre geschaffen, sondern vermittelt einem beim Lesen ein ganz klares Landschaftsbild. Für mich unheimlich interessant. Ich habe den Rhein nie wirklich groß wahrgenommen und ihn jetzt von einer ganz neuen, spannenden Seite kennengelernt - angefangen bei der Loreley, endend mit Burg Ehrenfels.

Susanne Goga verknüpft die historischen Stätten geschickt mit einem beklemmenden Familiengeheimnis. Fast schon ungewöhnlich, bleibt der Roman auf einer Zeitebene und der Leser damit komplett an Paulas Seite. Es ist schön zu sehen, wie ihre eigene Wahrnehmung und Wertschätzung sich verändert und wächst. Insgesamt haben mir alle Charaktere sehr gut gefallen, sie sind stimmig und authentisch.

Der Schreibstil ist flüssig, bildhaft und atmosphärisch dicht, die perfekte Basis für das großartige Setting.

Fazit Eine bewegende Familiengeschichte, in gemässigtem Tempo, wodurch man die traumhafte Kulisse mit allen Sinnen geniessen kann. Ich freue mich darauf Ihre anderen Romane zu entdecken.

Bewertung vom 28.11.2018
Es gibt kein Entkommen / Shadow House Bd.1
Poblocki, Dan

Es gibt kein Entkommen / Shadow House Bd.1


ausgezeichnet

Immer wenn Poppy Caldwell in den Spiegel schaute, sah sie ein anderes Mädchen hinter sich stehen.
Es gab viele Mädchen in Thursday`s Hope, dem Heim, in dem Poppy lebte, seit sie fünf Jahre alt war. Doch das Mädchen, das sie sah, war ganz anders als die Mädchen aus dem Heim.
Poppy war sich ziemlich sicher, dass es tot war.

Fünf Kinder - Fünf Schicksale
Poppy, Marcus, Azumi und die Zwillinge Dash und Dylan erhalten eine Einladung ins Larkspur Haus. Für jeden scheint damit ein Traum in Erfüllung zu gehen: Familie, Internat, Musikschule, Produktionsfirma... Doch dort angekommen wirkt das Gemäuer düster und verlassen und von Del Larkspur fehlt jede Spur.
Als die fünf das Haus näher erkunden, taucht plötzlich eine Gruppe mysteriöser Kinder mit Tiermasken auf und Larkspur House entwickelt ein Eigenleben...

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Wow, was für ein spannender Auftakt - atmosphärische Gruselstunde für groß und klein.
"Shadow House" hält alles was das großartige und auffällige Cover, mit dem Spiegel/hinter dem Spiegel-Effekt, verspricht.

Altersempfehlung des Verlages: 10 - 12 Jahre. Jüngeren würde ich es auch nicht empfehlen, da die Geschichte schon arg spannend und teilweise nichts für schwache (Kinder) Nerven ist. Auch der Gruselfaktor, das Unheimliche ist sehr präsent, so dass "Shadow House" auch mir, als Erwachsener, noch riesig Spass gemacht hat (als Kind wäre es mein absolutes Lieblingsbuch gewesen).

Die Kapitel sind recht kurz und der Schreibstil altersgerecht, einfach, flüssig und spannend, die Seiten fliegen nur so dahin.
Mir haben auch die Charaktere prima gefallen. Sie sind von Anfang an total sympathisch und natürlich, so dass sich jeder mit ihnen identifizieren kann, mitfühlt und mitfiebert.

Vielen Dank an die Thalia Buchhandlung in Lingen, die "Shadow House" als Geheimtipp an Ihrer Vorschlagswand präsentiert und mich dadurch erst darauf aufmerksam gemacht hat. Ansonsten wäre eine großartige Gruselstory an mir und meiner Sammlung vorbeigegangen.

Fazit: Daumen hoch! "Shadow House" ist eines dieser seltenen Bücher, bei denen alles stimmt; Story, Charaktere, Spannung und gruselige Atmosphäre. Ich kann es nicht abwarten und habe mir den zweiten Teil sofort im Original bestellt.

Bewertung vom 22.11.2018
Dein Bild für immer
Hanel, Julia

Dein Bild für immer


ausgezeichnet

>>Sophie liebte dieses Bild von ihm, seit sie damals auf den Auslöser ihrer Kamera gedrückt hatte, denn es zeigte Maximilian nicht, wie er war, sondern wie er sein konnte. Es zeigte nicht den glatten, strategischen Anwalt im blütenweißen Hemd, sondern den spontanen ausgelassenen Mann, der, einfach weil er Lust dazu hatte, ins neun Grad kalte Meer rannte.>>

Es sollte ihre Hochzeitsreise werden, eine Überraschung, heimlich von ihrem Verlobten geplant. Doch jetzt ist Maximilian tot und die Reise nicht stornierbar. Nach langem Zögern beschliesst Sophie alleine nach Bali zu fliegen, ein Bündel Fotos von Maximilian im Gepäck.
Doch schon im Flugzeug der erste Schock, sein Platz wurde neu vergeben und neben ihr sitzt jetzt ein Fotograf, Niklas, der ihr mit seiner betont lässigen Art unheimlich auf die Nerven geht.

Was sie noch nicht ahnt, ihre Wege werden sich erneut kreuzen....

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Julia Hanel ist ein wirklich sehr leichtfüssiger auf seine Art bezaubernder Roman gelungen, der sich nichtsdestotrotz mit ernsten Themen wie Verlust, Trauer und Existenzängsten auseinandersetzt. Aber, und das muss man dann auch so hinnehmen, der die Problematiken zwar anschneidet, aber dann auch oftmals abbricht, um im nächsten Kapitel mit einem kleinen Zeitspung weiterzumachen. Mir hat das nach einer kurzen Eingewöhnung sehr gut gefallen.

"Dein Bild für immer" ist in erster Linie eine schöne Liebesgeschichte zwischen zwei Menschen, die einen großen Verlust zu verarbeiten haben. Romantischer Titel und verspieltes Cover sind Programm.

Der Schreibstil ist flussig und herrlich bildhaft, was den Leser hautnah mit auf die Reise durch Bali nimmt. Er kommt ohne große Dramatik aus, dennoch sind die Emotionen greifbar. Ich habe mit Sophie und Niklas mitgelebt, gelitten und geliebt. Sie sind so sympathisch und direkt aus dem Leben gegriffen, mit all ihren Fehlern, Schwächen und Macken, aber einem Herz aus Gold - wie die beste Freundin halt.

Fazit: Eine bezaubernde Romanze, emotional ohne rührselig zu sein und mit ganz viel Bali-Flair.

Bewertung vom 20.11.2018
Die Schwestern von Applecote Manor
Chase, Eve

Die Schwestern von Applecote Manor


ausgezeichnet

So vieles ist wie früher, dass es die eine niederschmetternde, unglaubliche Sache hervorhebt, die nicht wie früher ist: Audrey wird nicht aus dem Haus stürzen und, aufgeregt meinen Namen rufend, den Weg entlanggerannt kommen.

1956: Die vier Schwestern Flora, Pam, Margot und Dot verbringen zum ersten Mal wieder einen Sommer auf Applecot Manor. 5 Jahre sind vergangen, seit ihre damals 12-jährige Cousine Audrey dort spurlos verschwand.

2006: Es ist Liebe auf den ersten Blick, als Jessie das in die Jahre gekommene Applecote Manor erblickt. Sie überredet ihren Mann das Anwesen auf dem Land zu kaufen, um mit ihrer Stieftochter Bella und der gemeinsamen Tochter Romy einen Neuanfang zu wagen. Doch das Haus ist wie ein böses Omen, Bella ist fasziniert von der Vergangenheit und statt zusammenzuwachsen driften sie nur noch weiter auseinander. Und was hat es mit der alten Frau auf sich, die dort herumschleicht und das Haus ganz genau zu kennen scheint?

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Ich habe schon "Black Rabbit Hall" von Eve Chase sehr gemocht und "Die Schwestern von Applecote Manor" hat mich fast noch stärker in seinen Bann gezogen.

Es ist eine Familiengeschichte.
Dabei geht es gar nicht mal in erster Linie um die Spannung und Dramatik, die natürlich auch sehr präsent ist, sondern um die Familie, die Hinterbliebenen. Wie verändern sich Menschen, nach einem Verlust.

Der Schreibstil ist dem jeweiligen Jahrzehnt angepasst. Bildhaft, lebendig und absolut in den Bann ziehend. Man fühlt sich direkt in die 60-iger Jahre versetzt und sieht das Anwesen und die Umgebung naturgetreu vor sich.

Eve Chase erzählt die Geschichte zweier Familien, Familien, die beinahe untergehen, aber aneinander die Kraft und den Halt finden um zu überleben.
Das ist schon großartig geschildert, insbesondere in den 60-igern, da hier die Charaktere noch tiefer ausgearbeitet sind, als in der Gegenwart - aber auch Jessies Geschichte überzeugt!

Fazit: Ich liebe Eve Chase`s Häuser und Geschichten. Auch Applecote Manor hat mich von der ersten Seite an gefesselt.
Ich hoffe, noch viel von ihr lesen zu dürfen.

Bewertung vom 13.11.2018
Mörderische Renovierung
Cantero, Edgar

Mörderische Renovierung


sehr gut

Es liegt keine dunkle Aura über Axton House, kein permanenter Sturm dräut darüber. (...) Axton House ist einfach ein Haus. Bestenfalls ein schönes Klischee. Es vermag nicht den Eindruck zu erwecken, es wäre der Ursprung alles Bösen.

Ein geheimisvolles Erbe, das der 23-jährige A. und seine stumme Gefährtin Niamh da antreten: ein altes Gemäuer, vermacht von einem unbekannten Cousin 3. Grades, der letzte Spross der Wells-Familie.
Doch Axton House hat einen unheilvollen Ruf, der vom Selbstmord seines Vorbesitzers und Geistergeschichten noch verstärkt wird.
Und irgendwann müssen sich A. und Niamh die Frage stellen; haben sie hier wirklich nur ein Haus geerbt?

~ * ~ * ~ *

Ein modernes Schauerstück mit einem sehr aussergewöhnlichen Erzählstil.
Das hat Edgar Cantero schon ganz geschickt gemacht,, denn dieser stete Wechsel von Briefen, Kameraaufzeichnungen, Träumen, wissenschaftlichen Abhandlungen usw., geben der Geschichte ein gewisses Tempo, Pfiff und vor allem Atmosphäre. Mir persönlich hat das richtig gut gefallen.
Es war so abwechslungsreich und kurzweilig, das gar keine Längen aufkommen konnten. Anfangs wusste ich mit den Träumen z.B. wenig anzufangen, aber da es immer nur kurz eingestreute Passagen waren, hat es tatsächlich auch nicht gestört oder sich gezogen. Und wenn man dann die Daseinsberechtigung dieser Abschnitte erkennt, sieht man das Ganze nochmal mit anderen Augen.

Die Geschichte, die Edgar Cantero erzählt, ist unheimlich clever und offenbart sich erst unmittelbar zum Schluss. Der Schreibstil ist, wie gesagt, recht einfach, flüssig und mega interessant gestaltet - die Charaktere, stark und undurchsichtig bis zum Schluss.

Ins Krimi Genre würde ich "Mörderische Renovierung" allerdings nicht stecken, wobei ich die Übersetzung des Original Titels "The supernatural Enhancements" auch nicht wirklich gelungen finde.
Die Story ist spannend, keine Frage, aber in erster Linie einfach unheimlich interessant und mit leichten Schauerelementen durchzogen. Man sollte vielleicht ein wenig aufgeschlossen der Freimaurerei, A. Crowley, E.A. Poe und der Alchemie sein - ich glaube, die Mischung trifft es ganz gut, obwohl es weder was mit Crowley, Poe etc. zu tun hat.

Fazit: "Mörderische Renovierung" ist eines dieser Bücher, die man entweder liebt oder nichts mit anfangen kann - ein Mittelweg ist da eher schwierig. Wer sich drauf einlässt, den erwartet ein ungewöhnlicher Roman, mit einer cleveren Geschichte. Für jeden, der Spass am aussergewöhnlichen hat.

Bewertung vom 21.10.2018
Queen Victoria
Baird, Julia

Queen Victoria


ausgezeichnet

Sie vermochte zu lieben und sie vermochte zu hassen, aber wie man regierte, das wusste sie noch immer nicht.

Queen Victoria ist eine Biographie, die vor allem Frauen ansprechen wird, da der Schwerpunkt im privaten Bereich Queen Victorias liegt.

Im ersten Moment hat man das Gefühl, das Buch erschlägt einen förmlich, mit seinem recht grossen Format und knapp 600 Seiten. Dann beginnt man zu lesen und ist auf Schlag derart gefesselt, dass man es gar nicht mehr aus der Hand zu legen vermag.

Man hat das Gefühl einen spannenden Roman zu lesen und weniger eine trockene Biographie. Julia Baird zeigt Queen Victoria von einer nicht ganz so bekannten Seite. Sie vermittelt ein sehr persönliches, sehr menschliches, aber auch ungeschöntes Bild der Königin. Von ihrer Geburt bis zum Tod, den Eltern, ihrer Ehe mit Albert, Kindern und vor allem auch ihren Weggefährten und Vertrauten.
Und das macht es wahrscheinlich so spannend. Dadurch, dass sich die Autorin viel Zeit für ihre Kindheit, die Beziehung zur Mutter und deren Lebensgefährten, sprich, das komplette Umfeld nimmt, wächst einem das Kind ans Herz und man kann viele ihrer Wesenszüge besser nachvollziehen.

In dieser vielschichtigen Biographie nimmt man Victoria nicht nur als Königin, sondern auch sehr stark als Ehefrau und Mutter wahr, deren Mann ihr zeitweise das Zepter quasi aus der Hand nimmt und das Land regiert, während sie mit Schwangerschaften und Kindererziehung beschäftigt ist.

Fairerweise muss man sagen, dass durch diesen Schwerpunkt auf den privaten Bereich, manchmal politische Aspekte nicht immer ganz so vertieft werden. Selbstredend wird auf Ereignisse wie der Krim- oder die Burenkriege eingegangen, aber wenig auf die Beteiligung Victorias. Gefehlt hat mir das aber auch nicht wirklich.

Kommen wir mal zum Schreibstil, der, wie ich finde, bei einem solchen Mammutwerk, eine sehr wichtige Rolle spielt. Julia Baird weiss definitiv zu fesseln und unterhalten. Sie lässt sowohl Zitate als auch Briefe in ihren Text miteinfliessen, hier und da begleitet von Bildern. Sehr angenehm finde ich auch, dass die Autorin auf störende Fussnoten verzichtet. Dafür gibt es im Anhang ein fast 100 seitiges Verzeichnis (Anmerkungen, Quellen und Bildnachweisen). Bei diesem Thema, bei dem ich nicht immer gleich die Quelle benötige, sehr passend und stört den Lesefluss nicht.

Fazit: Eine großartige Biographie über eine aussergewöhnliche und sehr starke Frau, die ihr Land 63 Jahre lang regierte. Absolut lesenwert - nicht nur für Fans.

Bewertung vom 15.10.2018
Verschieben wir es auf morgen
Maertens, Miriam

Verschieben wir es auf morgen


sehr gut

Wieder brach eine Welt in mir zusammen. Mit sichtbarem Sauerstoffschlauch rumzulaufen - damit wäre das Ende der Fahnenstange erreicht. Mein Doppelleben würde auffliegen. Erwischt!

Leben mit Mukoviszidose
...und das ist schon ein bemerkenswertes, ein aussgewöhnliches Leben, das die Theaterschauspielerin Miriam Maertens führt.

Ihr Buch ist eine gelungene Mischung aus Biographie und Erfahrungsbericht. Sie erzählt von ihrer Kindheit, ihrer Familie, dem Theater und dem Doppelleben, das sie führt. Stets darauf bedacht, dass die Aussenwelt sie nicht als "krank" wahrnimmt. Auf der anderen Seite, das Leben mit Muko, die ständige Bedrohung, die über einem liegt, Krankenhausaufenthalte, tägliche 3-Stunden-Pflege der Lunge usw.

Ich fand es faszinierend, wie leichtfüssig und flüssig der Schreibstil ist, ohne dabei auch die Angst und den Ernst der Lage aussen vor zu lassen. Ich habe es an einem Nachmittag verschlungen und mich dann tatsächlich gefragt: War es vielleicht zu oberflächlich, weil es sich so wegliest? Aber das ist es ganz und gar nicht, sondern einfach sehr gut geschrieben und klasse vermittelt. Klar, es gibt immer Stellen, die man persönlich vielleicht gerne tiefer gehabt hätte, aber die Autorin andere Schwerpunkte setzt. Aber Miriam Maertens lässt ihre Leser da oftmals schon sehr nah und ungeschont an sich heran. Das und ihre gnadenlose Ehrlichkeit machen das Buch lesenswert.

Miriam Maertens ist ohne Zweifel eine bewundernswerte Frau mit einer unheimlich starken Persönlichkeit, deren Lebensweg sehr klar aufzeigt, wie wichtig der Umgang mit einer Krankheit oftmals für den Verlauf und vor allem die Lebensqualität ist. Jeder wird sich fragen, ob er selbst immer die Stärke gehabt hätte.

Fazit: Ich bin weder ein Theaterfan noch kenne ich jemanden mit Mukoviszidose und dennoch habe ich dieses Buch verschlungen.
Ein Erfahrungsbericht, der Mut macht, zum Nachdenken anregt und einen starken Weg zeigt, mit Krankheiten umzugehen.