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Readaholic

Bewertungen

Insgesamt 357 Bewertungen
Bewertung vom 28.06.2019
Das Leuchten jenes Sommers
Scott, Nikola

Das Leuchten jenes Sommers


sehr gut

Lernen, auf eigenen Beinen zu stehen

Chloe hat in jungen Jahren beide Eltern verloren und sich fortan um ihren jüngeren behinderten Bruder Danny gekümmert. Als sie den charmanten Arzt Aidan kennenlernt, der sich in sie verliebt und ihr verspricht, sich fortan um sie zu kümmern, ist sie zunächst überglücklich. Doch seine Fürsorglichkeit verwandelt sich immer mehr in den Zwang, sie zu kontrollieren und einzusperren.
Eines Tages versucht der Verleger Matt Cooper, Kontakt zu Chloe aufzunehmen. Chloe soll Fotos von Madeleine Hamilton, einer Illustratorin und Autorin von Kinderbüchern, aufnehmen. Chloe war vor ihrer Ehe Fotografin, doch Aidan möchte nicht, dass seine Frau arbeitet. Da Matt Coopers Anruf von Aidan entgegengenommen wird, sagt dieser den Auftrag sofort ab, erzählt Chloe jedoch davon. Chloe kennt die Bücher nur allzu gut, sie waren ein wichtiger Teil ihrer Kindheit und Jugend. Schon allein deshalb möchte sie den Auftrag unbedingt annehmen.
Ohne Aidan davon zu erzählen, nimmt sie Kontakt zu Matt Cooper auf und fährt zu Madeleine. Die beiden Frauen sind sich sympathisch. Natürlich kann Chloe nicht lange geheim halten, dass sie hinter Aidans Rücken zu Madeleine Hamilton gefahren ist, was Aidan ganz und gar nicht gefällt...
In einem zweiten Handlungsstrang erleben wir Madeleine als junges Mädchen zusammen mit ihrer Schwester Georgiana auf dem Landgut der Familie, Summerhill. Auch die beiden haben ihre Eltern verloren und die Ältere der beiden, Georgiana, kümmert sich zusammen mit einer Tante um die jüngere Schwester. Als Georgie nach einer Weile auf dem Kontinent nach Summerhill zurückkehrt, bringt sie ihren Freund Victor und dessen Clique mit. Maddie ist entsetzt über die Oberflächlichkeit von Georgies Freunden im Angesicht des Zweiten Weltkriegs. Doch auch Georgie selbst hat sich verändert.
„Das Leuchten jenes Sommers“ beleuchtet das Leben zweier Frauen, die beide lernen müssen, auf eigenen Beinen zu stehen. Für meine Begriffe handelt es sich um einen reinen Frauenroman, einen richtig schönen Schmöker, perfekt als Ferienlektüre. Dass die Handlung teilweise ziemlich vorhersehbar ist, hat mich nicht allzu sehr gestört.

Bewertung vom 15.06.2019
Im Freibad
Page, Libby

Im Freibad


sehr gut

Gemeinsam sind sie stark
Das Freibad im Londoner Stadtteil Brixton soll geschlossen werden. Eine große Immobiliengesellschaft hat ein Angebot dafür abgegeben, will das alte Bad zubetonieren und einen Tennisplatz für eine ausgewählte Klientel daraus machen. Die Dauerschwimmer wie die 86-jährige Rosemary Petersen sind entsetzt. Die junge Journalistin Kate soll für eine Lokalzeitung einen Artikel über die bevorstehende Schließung schreiben. Da sie auch die Menschen portraitieren möchte, die von der Schließung betroffen sind, nimmt sie Kontakt zu Rosemary auf.
Rosemary ist bereit, mit Kate zu reden, aber nur unter einer Bedingung: Kate soll selbst schwimmen gehen. Kate ist zunächst nicht begeistert, sie ist schon jahrelang nicht mehr geschwommen, doch dann findet sie Spaß daran und merkt, wie im Schwimmbad ihre Sorgen und Ängste von ihr abfallen. Mit der Zeit lernt sie Rosemary und die anderen Schwimmer immer besser kennen und sie beschließen, gemeinsam gegen die bevorstehende Schließung zu protestieren und für dessen Erhalt zu kämpfen.
Kate hat bisher ein sehr einsames und isoliertes Leben in London geführt. Durch Rosemary und ihre Freunde öffnen sich ihr ganz neue Türen. Sie zieht sich nicht mehr in ihr WG-Zimmer zurück, sondern geht unter Leute. Ihr Selbstbewusstsein wächst, auch weil ihre Artikel auf großen Anklang stoßen. Immer mehr Leute schließen sich der Protestaktion an.
„Im Freibad“ ist eine anrührende Geschichte, in der es um mehr als nur die Rettung eines Schwimmbads geht. Rosemary erzählt Kate viel aus ihrem Leben, zum Beispiel, wie sich Brixton im Lauf der Zeit verändert hat, und von ihrem verstorbenen Ehemann George. Auch Kate öffnet sich nach und nach und wächst über sich hinaus. Es ist ein Feel-Good Buch, das mir allerdings manchmal ein bisschen zu naiv daherkommt, zum Beispiel als Kate ein Plastikentchen fragen will, wo all die anderen Leute sind, und ihr dann erst einfällt, dass das Entchen aus Plastik ist.
Die Geschichte ist teilweise ein wenig repetitiv und in die Länge gezogen. Vielleicht liegt es auch daran, dass ich das Hörbuch gehört habe und die alte Dame Rosemary natürlich sehr langsam und bedächtig spricht. Gelesen ist es übrigens sehr gut von Cathleen Gawlich. Es ist erstaunlich, wie perfekt sie von der Stimme einer jungen Frau oder eines Kindes direkt zu der Stimme einer 86-jährigen wechselt!
Alles in allem habe ich das Buch gerne gehört und gebe 4 von 5 Sternen.

Bewertung vom 07.06.2019
Der Zopf meiner Großmutter
Bronsky, Alina

Der Zopf meiner Großmutter


gut

Die Großmutter aus der Hölle
Im zarten Alter von sechs Jahren kommt Maxim mit seinen Großeltern von Russland nach Deutschland. Weshalb er bei den Großeltern und nicht seinen Eltern ist, bleibt lange Zeit unklar.
Die Großmutter ist eine herrische Person, die Max und ihren Ehemann, an dem sie kein gutes Haar lässt, unter der Fuchtel hat. Ihre Lebensaufgabe besteht in der Erziehung von Max, den sie in ihrer verschrobenen Wirklichkeitswahrnehmung für todkrank und grenzdebil hält. Dies geht so weit, dass ihrer Meinung nach ein Aufenthalt in Menschenmengen (Keime!) für Max ein tödliches Risiko darstellt. Sie serviert ihm eklige Pampen aus gekochtem Gemüse, den jährlich zubereitet Schokoladenkuchen zum Geburtstag isst sie allein, der Enkel darf daran riechen. Für meine Begriffe ist dies alles ein Fall fürs Jugendamt und die Großmutter ein Fall für die Psychiatrie. Der Großvater hat sich längst in seine eigene Welt zurückgezogen und ist vollkommen verstummt, dafür redet seine Frau ohne Punkt und Komma, meistens gibt sie Hasstiraden gegen Juden und Araber oder Beschimpfungen ihres Ehemanns („altes Schlitzauge“, „asiatische Fresse“) von sich.
„Liebenswerte Charaktere“, wie sie im Klappentext versprochen werden, habe ich in diesem Buch nicht gefunden. Max ist eingeschüchtert und lässt sich viel zu lange von seiner Großmutter beherrschen, der Großvater greift nicht ein und macht sich mitschuldig.
Ein Buch, das gut geschrieben ist, mich aber aufgrund der Persönlichkeit dieser Großmutter aus der Hölle zunehmend frustriert hat.

Bewertung vom 19.05.2019
Nordlicht - Die Tote am Strand / Boisen & Nyborg Bd.1
Hinrichs, Anette

Nordlicht - Die Tote am Strand / Boisen & Nyborg Bd.1


sehr gut

Am Strand von Kollund, nicht weit hinter der deutsch-dänischen Grenze, wird die Leiche einer jungen Frau gefunden. Bald stellt sich heraus, dass es sich um Liva Jørgensen handelt, die vor zwölf Jahren verschwand und für tot gehalten wurde. In Wirklichkeit hatte sie die ganze Zeit unter falschem Namen in Deutschland gelebt. Warum wurde sie jetzt ermordet, was wusste die junge Frau?
Das deutsch-dänische Ermittlerteam unter Leitung der beiden Kommissare Vibeke Boisen und Rasmus Nyberg nimmt das Umfeld der Toten unter die Lupe. Zum Zeitpunkt ihres Verschwindens war Liva mit Alexander, dem Sohn eines bekannten dänischen Politikers und inzwischen selbst erfolgreicher Anwalt, zusammen. Angeblich hatte er Liva kurz vor ihrem Verschwinden während eines Streits geohrfeigt. Was spielte sich damals ab? In Livas Familie scheint auch nicht alles zum Besten zu stehen. Der Vater ist ein Choleriker, dessen Speditionsfirma kurz vor der Pleite steht, die schwer krebskranke Mutter hat offensichtlich Angst vor ihrem eigenen Ehemann und der Stiefbruder war schon des Öfteren straffällig und scheint ein ziemlich unangenehmer Zeitgenosse zu sein.
Während sie versuchen, Licht in das Dunkel des Falls zu bringen, haben Vibeke und Rasmus mit ihren eigenen Dämonen und Problemen zu kämpfen. So kommt Rasmus nicht über den Tod seines 15-jährigen Sohns hinweg, für den er sich selbst eine Mitschuld gibt. Seine Exfrau Camilla – die Beziehung zerbrach über den Tod des Sohns – scheint eine neue Liebe gefunden zu haben und drängt darauf, die gemeinsame Wohnung zu verkaufen. Vibeke hingegen leidet darunter, dass ihr Stiefvater seit Wochen im Koma liegt und unklar ist, ob er überhaupt wieder aufwacht.
Anette Hinrichs ist mit „Nordlicht – Die Tote am Strand“ ein Krimi mit starken, authentischen Charakteren gelungen. Über weite Strecken liest er sich mehr wie ein Roman und die Spannung bleibt ein wenig auf der Strecke. Trotzdem ein lesenswerter Auftaktroman einer neuen Krimireihe!

Bewertung vom 12.05.2019
Mörderisches Lavandou / Leon Ritter Bd.5
Eyssen, Remy

Mörderisches Lavandou / Leon Ritter Bd.5


gut

Psychopathischer Fußfetischist
„Mörderisches Lavandou“ ist für mich das erste Buch des Autors Remy Eyssen. Dass ich die Vorgängerbände nicht kannte, war kein Problem, man kommt gut in die Geschichte rein. Der Schreibstil des Autors liest sich flüssig und die Personen- und Landschaftsbeschreibungen sowie der Spannungsaufbau haben mir gut gefallen.

Ein deutscher Gerichtsmediziner, Leon Ritter, ist vor Jahren aus Frankfurt in die Provence gezogen und lebt dort mittlerweile mit der stellvertretenden Polizeipräsidentin und deren Tochter im malerischen Küstenörtchen Le Lavandou. Es ist Herbst und somit Nachsaison. Die Touristen sind größtenteils wieder abgereist und in der Provence ist wieder Ruhe eingekehrt. Dann wird ein aufs Brutalste abgehackter Frauenfuß gefunden. Der Leser weiß bereits, wer das Opfer ist, der Täter wird nur als „der Mann“ bezeichnet. Es beginnt die Suche nach der Nadel im Heuhaufen, denn der Täter ist äußerst umsichtig vorgegangen und hat keine Spuren hinterlassen. Bald darauf wird der nächste Fuß gefunden, wieder war kurz zuvor eine Frau verschwunden.
Als dann noch eine dritte Frau stirbt und sich unmittelbar danach ein Verdächtiger vom Balkon in den Tod stürzt, ist für die Polizei der Fall klar. Nur Leon Ritter, der mittlerweile selbst ins Visier der Polizei geraten und suspendiert worden ist, hat seine Zweifel...

Eigentlich fand ich den Roman spannend, auch wenn mir solch effekthascherische brutale Szenen mit Folterkammern usw., wie man sie allabendlich auch im Fernsehen präsentiert bekommt, zuwider sind. Allerdings fand ich das Motiv des Mörders total an den Haaren herbeigezogen. Und auch die immer wiederkehrenden Polizeipräsidenten, die ihre Fälle eigentlich nur abgeschlossen wissen möchten, egal, ob der richtige Täter geschnappt wurde oder nicht, sind hoffentlich nur eine Ausgeburt von Autoren. Dass immer wieder Ermittler oder in diesem Fall der zuständige Gerichtsmediziner als mögliche Täter ausgemacht werden, ist für meine Begriffe ebenfalls ausgesprochen absurd.
Meine hohen Erwartungen zu Beginn haben sich leider nicht erfüllt, ich vergebe 3,5 von 5 Sternen.

Bewertung vom 05.05.2019
Mein Leben als Sonntagskind
Visser, Judith

Mein Leben als Sonntagskind


ausgezeichnet

Leben außerhalb der Norm
Jasmijn Vink ist schon als Kind anders als die anderen. Sie ist am liebsten allein mit ihrer geliebten Hündin Senta, deren Gesellschaft ihr lieber ist als die anderer Menschen. Sie erträgt die vielen Gerüche und Geräusche nicht und weiß nie, wie man sich richtig verhalten soll. Deshalb sind der Kindergarten und später die Schule ein Graus für sie. In den Pausen zieht sie sich an einen stillen Ort im Schulhaus zurück, obwohl sie als Teenager in ihren Klassenkameraden Elliot verliebt ist, der sich natürlich, wie alle anderen, im Schulhof oder der Aula aufhält. Jasmijm weiß nicht, wieso sie so anders ist als ihre Klassenkameraden. Erst als Erwachsene erfährt sie, dass sie an Asperger, einer Form von Autismus, leidet. Trotz ihres Andersseins findet Jasmijn während der Schulzeit eine gute Freundin, Kirstin, mit der sie in kleinen Schritten beginnt, die Welt zu erkunden und zum Beispiel auch mal zum Kleiderkauf in ein Einkaufszentrum zu gehen anstatt sich etwas im Katalog auszusuchen.
In diesem Buch begleiten wir Jasmijn von der Kindergartenzeit bis ins Erwachsenenleben und erfahren, wie ein Mensch mit Asperger die Welt wahrnimmt, was eine sehr berührende und interessante Erfahrung ist. Immer wieder habe ich gedacht, mach schon Jasmijn, spring über deinen Schatten und habe mich mit ihr über kleine Erfolge gefreut, wenn sie es schafft, Menschen in die Augen zu sehen oder sich in unbekannte Situationen zu begeben. Ein äußerst lesenswertes Buch, ein dicker Schmöker, der mir bis zur letzten Seite sehr gut gefallen hat.

Bewertung vom 30.04.2019
Kaffee und Zigaretten
Schirach, Ferdinand von

Kaffee und Zigaretten


sehr gut

Ein sehr persönliches Werk
Ich habe alle Bücher von Ferdinand von Schirach gelesen und sein Schreibstil gefällt mir wirklich sehr. Bei den ersten Tracks dieses Hörbuchs war ich noch etwas skeptisch, weil ich etwas ganz anderes erwartet hatte. Doch dann fing das Hörbuch an mich zu faszinieren, nicht zuletzt dank der unaufgeregten Sprechweise von Lars Eidinger. Von Schirachs Aussage „Lars Eidinger liest, wie ich schreibe“ trifft den Nagel auf den Kopf.
„Kaffee und Zigaretten“ spricht sehr viele verschiedene Themen an. Der Autor erzählt von seiner Kindheit , Jugend und Schulzeit, die er im Internat Salem am Bodensee verbracht hat, von Menschen und Ereignissen, die ihn geprägt haben, von Prozessen und Klienten, Filmen, die ihn beeindruckt haben, den Stammheim Prozessen und ihren Auswirkungen und einer Vielzahl anderer Themen. Ich bin sicher, dass ich mir dieses Hörbuch noch einmal anhören werde.

Bewertung vom 24.04.2019
Das Verschwinden der Stephanie Mailer
Dicker, Joël

Das Verschwinden der Stephanie Mailer


gut

Mörder wider Willen
Sommer 1994: In der Kleinstadt Orphea an der Ostküste der USA geschieht während der Premiere eines Theaterfestivals ein Vierfachmord. Opfer sind die Familie des Bürgermeisters sowie eine Joggerin, die wohl Zeugin des Verbrechens wurde.
Die beiden jungen Polizisten Jesse Rosenberg und Derek Scott klären den Fall schnell auf, der Schuldige kommt bei einer Verfolgungsjagd ums Leben.
Inzwischen schreiben wir das Jahr 2014 und Jesse Rosenberg, den alle aufgrund seiner perfekten Aufklärungsrate „Mister 100 Prozent“ nennen, steht kurz vor der Pensionierung. Ausgerechnet bei seiner Abschiedsparty spricht ihn die Journalistin Stephanie Mailer an, die behauptet, sie hätten damals den Falschen gefasst und der wahre Mörder sei noch auf freiem Fuß. Bevor Stephanie Jesse mitteilen kann, was sie zu dieser Annahme bringt, verschwindet sie und wird wenig später tot aufgefunden.
Die Polizei von Orphea ist zunächst wenig begeistert, dass der alte Fall wieder neu aufgerollt werden soll, doch dann geschehen weitere Morde...
Um dieses Buch wurde vor Erscheinen so ein Hype gemacht, dass ich es unbedingt lesen bzw. hören wollte. Der Anfang ist wirklich sehr spannend, und der Roman ist sehr gut und ansprechend gelesen. Der Fall ist mysteriös und spannend, es geraten immer mehr Verdächtige ins Visier der Ermittler und auch die persönliche Geschichten von Jesse und Derek sowie die der anderen Protagonisten sind bis zu einem gewissen Grad interessant. Allerdings ist genau dies auch der Schwachpunkt dieses Romans: er verliert sich auf zu vielen Nebenschauplätzen. Ein früherer Polizeichef, der jetzt als durchgeknallter Regisseur lebt, ein Verleger, dessen Geliebte ständig teure Geschenke von ihm fordert und ihn an den finanziellen Ruin bringt (dieser Handlungsstrang ging mir am meisten auf die Nerven, da mir das beschriebene Verhalten völlig überzogen vorkam), ein drogensüchtiges junges Mädchen, das den Tod einer Mitschülerin verschuldet hat und vieles mehr. Irgendwann war mir das alles zuviel, zumal es einige Querverbindungen gibt und irgendwann fast jeder als Mörder in Frage kommen könnte.
Das Ende ist dann einigermaßen überraschend und es kommt wieder etwas von der anfänglichen Spannung auf. Wenn dieser Roman nicht ganz so lang wäre, würde er sehr gewinnen. Nicht schlecht, aber der langweilige, teils verwirrende und in die Länge gezogene Mittelteil hat mein Vergnügen etwas getrübt.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 23.04.2019
Das wilde Leben der Cheri Matzner
Barone, Tracy

Das wilde Leben der Cheri Matzner


ausgezeichnet

Das Leben mit all seinen Höhen und Tiefen
Das Ehepaar Sol und Cici Matzner freut sich sehr auf sein erstes Kind, das jedoch wenige Stunden nach der Geburt stirbt. Die junge Cici erfährt, dass sie keine Kinder mehr bekommen kann und fällt in eine schwere Depression.
Nicht weit entfernt hat eine 17jährige ihr Baby anonym entbunden und im Krankenhaus zurückgelassen. Ohne Cici zu fragen, adoptiert Sol das kleine Mädchen, das Cici aus ihrer Depression holt und von ihr vom ersten Moment an abgöttisch geliebt wird.
Durch einen Zufall erfährt Chérie als kleines Mädchen, dass sie adoptiert wurde, was auch erklärt, warum sie so anders ist und aussieht als ihre Eltern. Chérie entwickelt sich zu einem eigenwilligen Kind und Teenager, der sich gegen die gutbürgerliche Welt der Adoptiveltern auflehnt. Zum Entsetzen der Eltern entscheidet sie sich gegen eine akademische Ausbildung und geht zur Polizei. Dort lernt sie ihre große Liebe kennen, doch die Beziehung hält nicht. Auch das Verhältnis zu Sol und Cici ist schwierig. Cici erdrückt sie mit ihrer Liebe und Sol scheint mit seinem Kuckuckskind nicht viel anfangen zu können. Als er versucht, sie besser kennenzulernen, erfährt Chérie etwas über ihn, was sie endgültig entzweit.
Chérie, die mittlerweile studiert hat und an der Universität lehrt, heiratet einen weitaus älteren Mann und wir durchleben mit ihr die Schwierigkeiten, die dieser Altersunterschied mit sich bringt. Über die Jahre entfremden sich Chérie und ihr Mann Michael, erst als Michael schwer krank wird, erkennt Chérie, wie sehr sie an ihm hängt.
„Das wilde Leben der Chérie Matzner“ ist ein Buch, das den Leser durch die Höhen und Tiefen des Lebens mitnimmt. Liebe, Leidenschaft und Entfremdung, Verrat und Vergebung, Einsamkeit, Depression und neue Hoffnung...., es ist eine Achterbahn der Gefühle, die man zusammen mit den Protagonisten dieses beeindruckenden Debütromans durchlebt. Ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen.
Was mir nicht so gut gefällt, ist der reißerische deutsche Titel des Romans, der im englischen Original den weitaus passenderen Titel „Happy Family“ trägt. Die Titelillustration ist ebenfalls völlig daneben. Sie zeigt eine mondäne junge Frau à la Marilyn Monroe, im Bikini und mit Palmen im Hintergrund, was vollkommen irreführend ist und mit dem Inhalt rein gar nichts zu tun hat. Offensichtlich wurde die Illustration aufgrund des ebenso irreführenden Titels von jemandem ausgesucht, der den Roman nicht gelesen hat.
Ein Roman für Leser, die Geschichten im Stil von John Irvine schätzen.

Bewertung vom 17.04.2019
ALLES WAS ICH DIR GEBEN WILL
Redondo, Dolores

ALLES WAS ICH DIR GEBEN WILL


sehr gut

Lug und Trug
Eines Morgens erhält der Madrider Schriftsteller Manuel Ortigosa eine schockierende Nachricht: sein Ehemann Alvaro ist bei einem Autounfall in Galicien ums Leben gekommen. Doch was hatte Alvaro in Galicien zu suchen? Eigentlich sollte er zu diesem Zeitpunkt ganz woanders sein.
Manuel stellt fest, dass sein Partner ein Doppelleben führte und außerdem adliger Herkunft ist. Er fühlt sich hintergangen und versucht, mehr über den Mann herauszufinden, den er zu kennen glaubte. Dafür begibt er sich an Alvaros Familienwohnsitz in Galicien und lernt dessen Familie kennen, die alles andere als begeistert von seinem Auftauchen ist.
Der Polizeibeamte Nogueira hat Zweifel daran, dass Alvaros Tod ein Unfall war und zieht Manuel ins Vertrauen. Gemeinsam mit Nogueira und dem Priester Lucas, einem Jugendfreund Alvaros, versucht Manuel, das Puzzle um Alvaros Leben und Tod zusammenzufügen. Es stellt sich heraus, dass die Adelsfamilie Muniz de Davila einige sprichwörtliche Leichen im Keller hat, von denen die Öffentlichkeit nichts erfahren darf, koste es, was es wolle...
Dolores Redondo ist mit „Alles, was ich dir geben will“ ein spannender Roman gelungen, der für meine Begriffe allerdings ein bisschen zu ausufernd ist. Allerdings schafft sie es, den Leser immer wieder mit neuen Wendungen zu konfrontieren. Man bekommt Einblicke in das Leben in Galicien, wo sich Adlige selbst heute noch für „etwas Besseres“ halten und ihre Angestellten entsprechend behandeln. Es ist ein interessantes Buch, das viele verschiedene Aspekte beleuchtet und bis zum Schluss zu überraschen weiß.