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Lesefee23.05
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Stepenitztal

Bewertungen

Insgesamt 308 Bewertungen
Bewertung vom 09.05.2020
Das Glück zwischen den Dünen (eBook, ePUB)
Rogasch, Julia

Das Glück zwischen den Dünen (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

„Liebe ist, wenn man dem anderen bei seinen Träumen zuhört und gemeinsam überlegt, wie man sie erreichen kann.“

„Das Glück zwischen den Dünen“ ist ein Liebesroman von Julia Rogasch und in sich abgeschlossen. Er erschien am 04.05.2020 im Forever Verlag.
Kurz vor ihrer Hochzeit reist Sophie mit ihrer Tante Änne spontan ein paar Tage auf die Insel Sylt. Sie möchte dem Hochzeitsstress entkommen und auch noch einmal über diese nachdenken, denn seit kurzer Zeit plagen sie Zweifel, ob die Hochzeit mit Philip wirklich der richtige Schritt ist. Auf ihrer Herzensinsel Sylt angekommen, beginnt Sophie plötzlich klarer zu sehen und ihr bisheriges Leben zu überdenken. Das Wiedersehen mit ihrem Jugendfreund Klemens bereitet ihr dann zusätzliche Grübeleien und der Urlaub entpuppt sich in vielerlei Hinsicht als überraschend.

„Das Glück zwischen den Dünen“ ist mein erster Roman von Julia Rogasch, dabei aber ein Buch, das meinen Lesegeschmack unglaublich gut trifft. Von der ersten Seite an konnte ich mich in der herzerwärmenden Geschichte von Sophie verlieren und mich mit ihr gemeinsam auf die wunderschöne Nordseeinsel Sylt träumen. Der leichte und flüssige Schreibstil lässt den Leser leicht vorankommen und auch die Handlung regt zum stetigen Weiterlesen an.
Die Beschreibungen der Nordseeinsel, sowie die Dinge, die Sophie und ihre Tante unternehmen, lassen einen das Fernweh regelrecht spüren und den nächsten Sylturlaub planen.
Mit der Protagonistin Sophie, aus deren Ich-Perspektive der Roman verfasst ist, konnte ich mich sehr gut identifizieren. Eigentlich denkt sie, dass sie das perfekte Leben vor sich hat: einen Verlobten, einen guten Job und eine nicht mehr allzu ferne Traumhochzeit. Dennoch gibt es Dinge, die sie unglücklich machen. Diese Gedanken schiebt sie allerdings meistens weit von sich weg.
Erst ein Brief, der von ihrer verstorbenen Freundin Nele kommt, erinnert Sophie an ihre Jugendträume. Neben den Dingen, die ein Traummann mitbringen sollte, ist auch der gemeinsame Sylturlaub geplant und so entschließen sich Sophie und ihre Tante Änne eine letzte Reise zur Entspannung vor der Hochzeit zu unternehmen.
Sophie möchte bei dieser Reise ihre Gedanken ordnen und eine schöne Zeit mit ihrer Tante verbringen.
Auf Sylt angekommen stellt Sophie fest, dass ihr das Denken auf der Nordseeinsel tatsächlich leichter fällt und dass sie sich hier schon immer Zuhause gefühlt hat. Mit den Dingen, die auf der Insel schließlich geschehen und Sophies Lebensweg mehrfach infrage stellen, hatte sie allerdings nicht gerechnet. Sie begibt sich auf eine Achterbahnfahrt der Gefühle, auf die Suche nach verloren geglaubten Träumen und auf die Suche nach der wahren Liebe.
Sophies Gefühle sind dabei unglaublich gut nachvollziehbar, ihre Gedanken für mich logisch und ihre Beziehung zu ihrer Tante wunderschön.
Insgesamt haben mir aber alle Figuren gut gefallen. Sie sind authentisch dargestellt, die Sympathien werden schnell klar und anhand der Handlungen der Figuren noch deutlicher.
Die angerissenen Themen bringe eine Tiefgründigkeit mit, die daran erinnert, das Leben zu genießen und sich nicht aufgrund von Bequemlichkeit und Komfort in einem Leben einzurichten, das eigentlich nicht zu einem passt. Man muss die schönen Momente genießen und für seine Träume kämpfen. Der eigene Partner soll einen unterstützen und seine Gefühle nicht ignorieren. Mir hat diese Thematik sehr gut gefallen, denn wer kennt die Frage nach der Richtung des eigenen Lebens nicht und auch ich habe mich mit ihr bereits beschäftigt. Bücher zu diesem Thema gefallen mir daher häufig sehr gut und ein Happy End rundet die ganze Sache dabei natürlich noch ab.

Mein Fazit: Julia Rogaschs Roman ist ein Roman mit Herz. Er beschreibt eine wunderschöne Liebesgeschichte mit ausreichend Tiefgang und vielen Emotionen. Ich habe ihn unglaublich gern gelesen und meine Strandsehnsucht ist durch ihn auch wieder gewachsen. Ich vergebe 5 von 5 Sternen und freue mich auf weitere Romane der Autorin!

Bewertung vom 07.05.2020
Das weiße Gold der Hanse
Laurin, Ruben

Das weiße Gold der Hanse


sehr gut

„Bring mich zurück nach Lübeck […]. Wenn du das tust, […] dann werde ich dir in Lübeck ein neues Hospital bauen […].“

„Das weiße Gold der Hanse“ ist ein historischer Roman von Ruben Laurin und in sich abgeschlossen. Er erschien im Oktober 2019 im Bastei Lübbe Verlag.
Durch einen Piratenüberfall verliert der junge Bertram nicht nur seinen Vater, sondern auch sein Gedächtnis. Mit viel Glück gelangt er schließlich nach Lübeck, wo er bereits als Kind das Herz einer jüngeren Kaufmannstochter gewinnt und als Kaufmannsgeselle bei ihrem Vater angestellt wird. Die Liebe des ungleichen Paars erscheint jedoch unmöglich und so begibt sich Bertram auf eine gefährliche Seereise, von der es womöglich kein Zurück mehr gibt…

Bertrams Geschichte ist emotional und geprägt von Trauer und Verlust auf der einen Seite, aber Glück und Freude auf der anderen. Nach einer schwierigen Kindheit und aufregender Jugendzeit muss er sich selbst auf dem Meer beweisen und so manches Hindernis in seinem Leben überwinden. Auf seiner Schiffsreise über Riga, bis ins ferne Nowgorod gerät er in eine scheinbar ausweglose Lage, während der er verspricht ein Hospital in Lübeck zu erbauen, sollte er überleben…
Im Laufe der Jahre wird also aus dem jungen und naiven Kind ein selbstbewusster und mutiger Mann, der das Herz am rechten Fleck hat. Auf seinem Weg lernt er, was es heißt sich durchzusetzen und zu wehren, dabei aber stets gerecht zu bleiben. Später setzt er sich sogar für schwächere Menschen ein und unterstützt sie, soweit es ihm möglich ist. Er ist eine Figur, die einem mehr und mehr ans Herz wächst und definitiv sympathisch ist.
Die Handlung erzählt Bertram Morneweg dabei als personaler Erzähler selbst, die Zeitebene wechselt zwischen Vergangenheit und Gegenwart.
Geschickt wird die Lebensgeschichte Bertrams in die Gegenwart eingebettet und dient zudem als aufmunterndes Beispiel für einen jungen Mann, der den Glauben an das Glück verloren hat.
Ruben Laurin schreibt seinen Roman sehr bildreich und ausführlich. Ortsbeschreibungen sind detailliert und wecken gerade dann, wenn man die benannten Städte von heute kennt, ein unglaublich reales Bild in der Lesefantasie.
Die detailgenaue Beschreibung der Orte spiegelt sich auch insgesamt in der Beschreibung der Figuren wider. Jede für sich ist authentisch dargestellt und bildhaft beschrieben.
Die Geschichte des Stifters des Heiligen Geist Hospitals beruht auf historischen Fakten. Fiktion und Realität werden dabei im Roman sehr gut miteinander vermischt und durch Nachwort und Glossar noch einmal erläutert. Die historischen Fakten wirken dabei sehr gut recherchiert und werden ebenso gut veranschaulicht beziehungsweise in die Handlung eingefügt.
Die Kombination von Fiktion und Realität, sowie die anschaulichen Beschreibungen Lübecks und die guten Erklärungen von vergangen Bräuchen haben mir sehr gut gefallen. Ich habe einiges über die Geschichte Lübecks erfahren und auch über die Entstehung des Heiligen Geist Hospitals neues lernen können.
Insgesamt war auch der Schreibstil des Romans sehr flüssig, wobei ich zu Beginn die Handlung als sehr zäh und langatmig empfunden habe. Erst im Laufe der Geschichte wurde der Erzählstil dann flüssiger und die Handlung spannender.
Schade fand ich, dass der Titel des Buches kaum aufgegriffen wird und das „weiße Gold der Hanse“ – das Salz, mit dem die Hanse ihren Hauptumsatz machte, kaum bis gar nicht erwähnt wurde. Hier hätte ich mir eine größere Relevanz oder einen anderen Buchtitel gewünscht.

Mein Fazit: Die Geschichte des Stifters des Heiligen Geist Hospitals ist unterhaltsam und gerade für Lübecker oder Lübeck-Fans sehr interessant. Fiktion und Realität werden gut miteinander kombiniert und durch ein Nachwort abgerundet. Ich habe den Roman gern gelesen, ziehe aber einen Stern ab, da ich zunächst Schwierigkeiten hatte in die Handlung hineinzukommen und ich den Titel als unglücklich gewählt empfinde. Daher gibt es für den Roman von mir 4 von 5 Sternen.

Bewertung vom 23.04.2020
Ohne ein einziges Wort
Walsh, Rosie

Ohne ein einziges Wort


ausgezeichnet

Die Geschichte von Eddie und Sarah ist mir sehr nahe gegangen. Sowohl ihr Kennenlernen, als auch ihre jeweiligen Schicksale haben mich sehr berührt. Fast während der gesamten Lesezeit war ich angespannt und nervös, da ich mir einen guten Ausgang so sehr gewünscht habe. Immer wieder hatte ich Ideen und Vermutungen, weshalb Eddie sich nicht mehr meldet und was in der Jugend der beiden passiert sein könnte, wurde jedoch durch den unglaublich geschickten und faszinierenden Erzählstil immer wieder auf falsche Fährten gelockt. Es ergaben sich mehrfach Wendungen, mit denen ich nicht gerechnet hatte und ich war dadurch mehrfach erstaunt über den wahren Verlauf der Handlung.
Leider kann ich nicht weiter ins Detail gehen, ohne zu spoilern, weshalb ich zum Inhalt an dieser Stelle gar nicht viel mehr sagen möchte.
Der Roman wird hauptsächlich aus Sarahs Ich-Perspektive erzählt und wechselt erst spät auf die Perspektive von Eddie, was mich kurz durcheinanderbrachte. Zwischendurch werden immer wieder Briefe und Nachrichten eingewoben, welche den Roman abrunden und neue Rätsel aufgeben, aber auch manche lösen. Teilweise gibt es Zeitsprünge, in denen aus der Vergangenheit berichtet wird. Insgesamt bin ich mit diesen Wechseln aber sehr gut klargekommen und finde, dass nur durch sie die Geschichte vollständig erzählt werden kann. Durch die Ich-Perspektive werden Gedanken und Gefühle der Protagonisten sehr gut dargestellt, es fällt dadurch leichter, eine Beziehung zu ihnen aufzubauen.
Alle Buchfiguren waren mir von Anfang an sehr sympathisch. Sie sind gut dargestellt und überzeugen durch Authentizität und Menschlichkeit. Nicht selten musste ich über den Sohn von Sarahs bester Freundin Jo lachen und auch im Allgemeinen gibt es einige Stellen die einen zum Schmunzeln, aber auch zum Nachdenken bringen. Jede Romanfigur hat ihr eigenes Schicksal und es wird deutlich, dass man mit seinem Leben unterschiedlich umgehen kann. Viele sehen sich als „Opfer der Umstände“ und finden keine bessere Beschäftigung als eben über genau dies zu klagen. Einige wenige nehmen ihr Leben aber leicht und entscheiden sich, auch bei nicht optimalen Bedingungen, glücklich zu sein. Zu einer solchen Entscheidung gehört sicherlich eine gewisse Portion Mut und Selbstbewusstsein, aber ebenso setzt es voraus, dass man erkennen muss, was eigentlich nicht ideal für einen ist. Zu häufig akzeptieren wird Lebensmodelle als gegeben, obwohl wir sie eigentlich ändern könnten. Dies wird im Roman an mehreren Stellen deutlich und hat mir, wie bereits andere Romane mit diesem Thema, sehr gut gefallen.
Auch wird deutlich, dass man mit der Vergangenheit nicht immer so leicht abschließen kann, wie man es sich manchmal wünscht. Hierbei fand ich es sehr gelungen, dass die Romanfiguren eine Therapeutin aufsuchen, da Hilfe dieser Art leider zu häufig als „nicht notwendig“ angesehen wird.
Interessant fand ich zudem Sarahs Job als Besitzerin einer Organisation, die Menschen zu „Clownsärzten“ ausbildet und sie in Krankenhäuser schickt, um dort mit den Kindern zu arbeiten. Eine tolle Idee und ein wichtiges Thema!
Fazit: Mich hat der Liebesroman vollständig gefesselt und durch seinen flüssigen Schreibstil nahezu eingesogen. Die Geschichte tauchte mich in ein Wechselbad von Emotionen und Gefühlen: Hoffnung, Angst, Freude und Trauer, fast hatte ich das Gefühl im Roman mitzuspielen. Zeitgleich wurde ich durch einen geschickten Erzählstil mehrfach aufs Glatteis geschickt. Die Handlung balanciert geschickt zwischen kitschigem Liebesroman und spannender Erzählung und bringt auch den nötigen Tiefgang mit, den für mich ein guter Roman benötigt. Ich vergebe daher 5 von 5 Sternen.

Bewertung vom 20.04.2020
Emma
Austen, Jane

Emma


ausgezeichnet

„Emma“ ist ein Roman von Jane Austen. Er erschien 1816 und wurde 2020 als Schmuckausgabe vom Coppenrath Verlag neu verlegt.
Emma ist eine junge Dame aus vornehmem Haus. Während sie selbst von einer Hochzeit und der Liebe im Allgemeinen absieht, so schmiedet sie doch gern selbige für Freunde und Bekannte. Dass sie mit ihren Plänen dabei nicht immer zum Wohl der Betroffenen handelt, wird ihr leider erst spät klar und auch ihre eigenen Gefühle entdeckt sie nur langsam…

Ich habe bisher eigentlich nur in der Schule klassische Literatur gelesen und war hier nur selten von ihr überzeugt. Vor einigen Jahren las ich dann mal „Sturmhöhe“ und auch „Stolz und Vorurteil“, allerdings tat ich mich auch da noch sehr schwer mit der Lektüre. Nun habe ich die wundervolle Schmuckausgabe von „Emma“ zu Ostern bekommen und bin nicht nur vom Design, sondern auch vom Inhalt überzeugt.
Zunächst finden sich allerlei wunderschöne Illustrationen von Marjolein Bastin, dazu gibt es tolle Beilagen in Form von Rezeptkärtchen, Karten, Zeitungsausschnitten und Briefen, die so angeordnet sind, dass sie zur Geschichte passen! Am Ende des Buches gibt es dann noch ein Nachwort über Jane Austen, welches ebenfalls sehr interessant ist.
Doch nun zur eigentlichen Geschichte. Protagonistin Emma ist intelligent, aber auch reich und recht von sich selbst überzeugt. Ihren Willen setzt sie in der Regel durch und ihre eigenen Moralvorstellungen sind natürlich stets die Richtigen. Zwar hat sie in ihrem Handeln stets die besten Absichten, deutet aber die Zusammenhänge nicht immer korrekt und bereitet durch ihre Aktionen letztlich doch so manchen Kummer. Diese Eigenschaften scheinen zunächst sehr unsympathisch, insgesamt ist Emma aber genau das nicht. Sie agiert nie boshaft und wünscht eigentlich nur das Beste für alle und ist gerade durch diesen Wunsch und auch die Fähigkeit, über sich selbst kritisch zu denken, wenn ihr jemand Anlass dazu gibt, ehrt sie.
Sie ist überzeugt davon, niemals zu heiraten. Es wäre sowieso ausgeschlossen, ihren Vater allein zurück zu lassen und auch so sind nun einmal Hochzeiten etwas Schönes, aber für Emma selbst einfach nicht denkbar. Umso lieber schmiedet sie also Pläne für andere und beteiligt sich rege am Klatsch und Tratsch der gehobenen Gesellschaft Highburys. Dieser bildet dann auch den Hauptteil des Romans und dreht sich letztlich nur um Verbindungen zwischen Mann und Frau. Dabei muss natürlich jede Verbindung aufs kleinste Detail geprüft werden und weder Herkunft, noch Mitgift oder Beschäftigung dürfen außer Acht gelassen werden.
Durch diese Schilderungen erkennt man, worauf es bei Hochzeiten damals ankam und dass es einfach eine andere Zeit war. Hochzeiten wurden nicht aus Liebe vollzogen, sondern maximal aus Zuneigung, die mit den richtigen Details einhergeht.
Insgesamt beschreibt Jane Austen ihre Figuren vortrefflich. Jede ist für sich eine Geschichte wehrt und auch der Humor bleibt nicht auf der Strecke. Gerade Miss Bates und Mr. Woodhouse bilden häufig einen Anlass zum Schmunzeln und auch die Gesprächsthemen und Handlungen im Allgemeinen bildeten aus der heutigen Sicht häufig einen Grund zum Lachen. Aus damaliger Sicht trafen sie allerdings wohl mehr als zu und spiegeln das Verhalten der besseren Gesellschaft wohl sehr gut.
Der Schreibstil passt zur damaligen Zeit und war für mich zunächst sehr gewöhnungsbedürftig. Redeweisen und Umgangsformen, sowie Satzbau und Sprechart waren für mich schwierig, mit der Zeit habe ich mich aber daran gewöhnt.
Eine wirkliche Überraschung bot die Handlung des Romans für mich nicht, einige Dinge, die erst am Ende aufgelöst wurden, erahnte ich schon recht früh. Trotzdem fand ich den Roman sehr unterhaltsam und habe ihn gern gelesen. Sterne möchte ich für einen solchen Klassiker nicht wirklich vergeben, ich empfehle ihn aber dringend und denke, dass gerade diese Romane ein Muss für uns Leseratten sind. Sie gehören einfach ins Repertoire und beschreiben Liebesgeschichten, die auch heute noch sc

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 14.04.2020
Leas Spuren
Storks, Bettina

Leas Spuren


ausgezeichnet

Mit viel Geschick und einer unglaublich faszinierenden und gefühlvollen Erzählweise berichtet Bettina Stork über die Verbrechen des Nationalsozialismus.
Marie und Nicolas haben sich nie zuvor in ihrem Leben gesehen und plötzlich vererbt der Großvater von Nicolas ihnen beiden eine Wohnung in Paris. Neben der ihnen gestellten Aufgabe, stellt sich auch die Frage, was Maries Familie aus Stuttgart mit der Familie Blanc in Paris verbindet. Ein Rätsel, das ebenso wie die Suche nach dem Gemälde, gelöst werden muss…
Die beiden beginnen die Suche akribisch und mit viel Geschick, aber auch mit einer gewissen Skepsis gegenüber einander. Erst im Laufe der Zeit werden die Historikerin und der Journalist als richtiges Ermittlungsduo mit perfekten beruflichen Grundlagen für derartige Recherchen. Dies bemerkt man auch während des Romans, die Suche ist präzise und durchdacht, viele Fragen lassen sich durch das geschichtliche Hintergrundwissen von Marie und ihren Freunden leichter lösen, als ohne entsprechendes „Werkzeug“.
Die Spurensuche von Marie und Nicolas wird dabei unglaublich spannend aufgebaut. Sie liest sich fast wie ein Kriminalroman, bei dem es nicht um eine Mordermittlung, sondern um eine Ermittlung in einem Kunstraub geht. Mehr und mehr Fakten werden ermittelt und mögliche „Zeugen“ gefunden und befragt. Der Leser kann währenddessen mit kombinieren und überlegen und wird regelrecht in die Dynamik der Suche eingesogen.
Die Handlung spielt sich dabei zwischen Vergangenheit und Gegenwart ab, wobei die Zeitebenen wunderbar miteinander verknüpft werden. Die Erzählung wird aus Sicht von Marie, Victor (Nicolas Großvater) und Charlotte (Maries Großtante) beschrieben, die unterschiedlichen Kapitel sind mit Namen, Jahreszahlen und Ortsangaben versehen, sodass Verwechslungen nicht auftreten. Die Erzählstränge werden sinnvoll miteinander aufgebaut und nach und nach ergibt sich ein Gesamtbild über die Geschehnisse zur Weltkriegszeit. Der Schreibstil ist dabei flüssig und unkompliziert, der Lesefluss wird nicht unterbrochen und ich habe das Buch nicht mehr aus der Hand legen können…
Insgesamt ist die Geschichte unglaublich vielschichtig. Es werden die historischen Aspekte des Kunstraubs der Nationalsozialisten, sowie die Judenverfolgung thematisiert und geschickt in die fiktive Geschichte eingearbeitet. Zusätzlich fügen sich Themen der Gegenwart nahtlos in die Erzählung ein. Während Marie und Nicolas auf der Suche nach dem Gemälde sind, bohren sie ziemlich tief in der Vergangenheit. Dies ist gerade für Betroffene nicht immer leicht und manche Geheimnisse sind für diese so schrecklich, dass sie zu Lebzeiten nicht mehr darüber sprechen wollen. Dies wird auch im Roman deutlich und durch mehrere Aspekte gut dargestellt. Natürlich ist es wichtig, dass Lücken in der Vergangenheit geschlossen werden und auch nachträglich Verbrechen ebenso aufgedeckt werden, allerdings reißt dies immer auch Wunden bei anderen, was es ebenso zu bedenken und abzuwägen gibt. Außerdem beschreibt der Roman zwei wunderbare Liebesgeschichten, bei denen eine der anderen folgt und, wenn man es romantisch sehen möchte, in der Gegenwart ein Versprechen der Vergangenheit eingelöst werden kann.

Mein Fazit: „Leas Spuren“ ist ein historischer Roman mit Suchtpotenzial. Brilliant recherchiert und geschrieben, mit der richtigen Mischung aus Fiktion und Realität. Emotional und gefühlvoll, definitiv ein Jahreshighlight und 5 von 5 Sternen wert!

Bewertung vom 13.04.2020
Kein Jahr ohne dich
Cooper, Roxie

Kein Jahr ohne dich


ausgezeichnet

„Wie einfach könnte das Leben sein, wenn alles nur schwarz und weiß wäre. Aber tatsächlich gibt es jede Menge Grautöne dazwischen.“

Als Stephanie und Jamie sich kennenlernen, sind sie bereits beide vergeben. Und doch verbindet sie etwas miteinander, das sie nicht verstehen, aber auch nicht ignorieren können. Gefühle sind manchmal stärker als die Vernunft. Oder doch nicht? Sollte man zulassen, was das Herz sich wünscht, auch wenn der Verstand sagt, dass es nicht richtig ist was man tut? Ist es unmoralisch seinen Partner zu hintergehen, auch wenn es nur einmal im Jahr ist und dann auch nicht mal körperlich? Oder ist es legitim, sich mehr zu wünschen, aber zu erkennen, dass die eigene Familie ebenso wichtig und wertvoll ist und eben nicht aufgegeben werden kann? Gibt es schwarz und weiß? Oder eben doch mehr grau? Mehr zwischen Gut und Böse?
Dies sind Gedanken, die einem beim Lesen von „Kein Jahr ohne dich“ zwingend in den Sinn kommen. Während sich die Geschichte von Jamie und Stephanie über mehrere Jahre entwickelt und wir Leser immer nur in Abständen etwas über das Leben der beiden erfahren, wird klar, dass beide Hauptfiguren in ihrer Situation unglücklich sind. Auf der einen Seite haben sie alles, was sie brauchen, auf der anderen Seite aber vielleicht doch nicht alles, was sie sich wünschen. Doch bis wohin ist es in Ordnung, Träumen nachzulaufen und Gefühle zuzulassen und wo endet diese Grenze?
Letztlich muss dies wohl jeder für sich beantworten, fest steht jedoch, dass nicht leichtfertig mit Beziehungen umgegangen werden sollte und gerade dies macht auch der Roman deutlich. Weder Steph noch Jamie schmeißen sich unüberlegt in eine Affäre und hintergehen ihre Partner jahrelang. Nein, sie handeln bedacht und machen sich viele Gedanken dazu, doch am Ende geht es einfach nicht ohne den anderen.
Emotional und gefühlvoll wird ihre Geschichte erzählt, das Buch lässt sich nur schwer aus der Hand legen. Neben der Liebesgeschichte werden unglaublich tiefgehende Themen angeschnitten und beleuchtet. Gedanken und Gefühle sind vielschichtig und werden durch die wechselnde Ich-Perspektive noch unterstrichen. Gerade Stephanies Therapie enthüllt zudem viele Dinge und Aspekte, die in einer normalen Geschichte untergegangen wären und andere Sichtweisen auf die Geschichte ermöglichen.
Beide Protagonisten sind interessante Figuren, wobei Steph mir persönlich besser gefallen hat. Sie ist eine vielschichtige Persönlichkeit mit einer brisanten Vergangenheit und Problemen, derer sie sich zwar grundsätzlich bewusst ist, die aber nicht immer so greifbar sind. Sie hat Probleme damit, sie Menschen zu öffnen und richtig kennen tut sie eigentlich kaum einer. Umso erstaunlicher ist ihre Beziehung zu Jamie, denn bei ihm kann sie sich fallen lassen und ihre Gefühle offenbaren. Sie kann sich geliebt fühlen und ihre Seele öffnen. Anders als bei den meisten Menschen zuvor und auch anders als bei ihrem Ehemann. Und auch Jamie kann erst durch Stephanies Glauben an ihn seinen Lebenstraum erfüllen.
Mit dem Ende des Romans hätte ich dann schließlich niemals gerechnet. Schon die gesamte Handlung hatte mich mitgerissen, doch das Ende rührte mich dann zu Tränen und erinnert daran, dass man Träume und Wünsche niemals aufschieben sollte. Irgendwann kann es zu spät dafür sein…

Mein Fazit: „Kein Jahr ohne dich“ ist ein origineller Liebesroman, der berührt, polarisiert und zum Nachdenken anregt. Das Ende ist emotional und überraschend, verleiht dem Roman aber einen Tiefgang, der verdeutlicht, dass man Chancen ergreifen sollte und für seine Träume kämpfen muss, denn irgendwann ist es zu spät… Ich vergebe 5 von 5 Sternen für einen berührenden und herzzerreißenden Roman!

Bewertung vom 10.04.2020
Nur einen Herzschlag entfernt
Carlino, Renée

Nur einen Herzschlag entfernt


ausgezeichnet

Die erste Liebe

„Wir können die Umstände nicht immer kontrollieren, […] aber in jenen seltenen Momenten, in denen wir unser Schicksal wahrlich in die eigenen Hände nehmen können, […] dürfen wir uns nicht von unseren Ängsten davon hindern lassen zuzupacken.“

„Nur einen Herzschlag entfernt“ ist ein Liebesroman von Renée Carlino und in sich abgeschlossen. Er erschien am 27.03.2020 im Bastei Lübbe Verlag.
Emiline hat mit ihrer Vergangenheit abgeschlossen, zumindest glaubt sie das. Als sich jedoch der neue Bestsellerroman des unbekannten Autors J. Colby als Geschichte ihres eigenen Lebens entpuppt ist Emiline gezwungen sich erneut mit ihrer Vergangenheit auseinanderzusetzen…

Ich habe schon viele Bücher über die erste Liebe gelesen, doch noch keins hat mich so sehr berührt. Häufig wird sie als etwas beschrieben, das vergänglich und nicht wiederholbar ist, doch die Geschichte von Emiline und Jase scheint anders zu sein. Renée Carlino schreibt eine Liebesgeschichte, die im Kindesalter beginnt und durch einen Roman Jahre später wieder aufgeweckt wird.
Jase und Emiline wachsen als Nachbarn auf, sie haben im Grunde nur einander und die Flucht in ihre Bücher. Ihre Familien sind zerrüttet und arm, kümmern sich nur wenig um die Kinder. Das Band zwischen ihnen wird immer enger und gerade als aus Freundschaft Liebe wird, werden die Zwei voneinander getrennt.
Während Emiline mehr oder weniger mit ihrer Vergangenheit abschließt und sie ab sofort totschweigt, findet Jase einen anderen Weg das erlebte Trauma zu überwinden. Er schreibt einen Roman über die gemeinsame Kindheit, der Emiline schließlich zwingt, sich ihrer Vergangenheit zu stellen.
Die Geschichte ist aufgeteilt in Gegenwart und Buchhandlung, in der die Geschichte von Emiline und Jase beschrieben wird. Beide sind aus Emilines Sicht geschrieben, der Roman spiegelt aber eigentlich Jases Gedanken. Durch die Verknüpfung der Erzählstränge schafft es die Autorin, die emotionale Geschichte zu erzählen und ein Gesamtbild aller Sichtweisen darzustellen. Der Schreibstil ist durchgängig flüssig und da ich so gespannt auf das Romanende war, konnte ich mich nur schwer von den Buchseiten lösen.
Emilines Kampf mit sich selbst und ihrer Geschichte ist berührend und ergreifend. Ihre Zweifel und Ängste, sowie ihr Entsetzen über den Verrat von Jase, der es wagt ihre persönliche Geschichte der ganzen Welt zu erzählen gingen mir sehr nahe. Bis zum Ende war ich mir unsicher, ob die Jugendliebe eine zweite Chance bekommen würde… Auch die persönliche Entwicklung der jungen Frau ist gut dargestellt. Aus einer zurückgezogenen und unzufriedenen Emiline wird eine Frau, die für sich selbst einsteht ohne dabei egoistisch zu sein.
Alle Romanfiguren waren authentisch und liebevoll gezeichnet, gerade die Liebe zu Büchern von Emiline und Jase, hat mich natürlich für sie eingenommen. Aber auch das Schicksal von ihnen als Kinder ist nicht spurlos an mir vorbeigegangen und zwischenzeitlich war ich sprachlos und erschüttert über das Geschehen. Lediglich über den erwachsenen Jase hätte ich gerne noch ein wenig mehr erfahren.
„Lieben heißt loslassen, aber auch kämpfen.“ ist eine wichtige Botschaft des Romans, ebenso wie das Loslassen von Zweifeln und dem Kämpfen für Träume. Beides wird durch die Handlung gut verdeutlich und an mehreren Stellen sichtbar.
Die Idee einen Roman im Roman zu schreiben und diesen als Schlüssel für die Beziehung der Hauptfiguren, sowie als Therapieinstrument einzusetzen ist originell und hat mir sehr gut gefallen. Stellenweise erforderte sie zwar ein Umdenken bezüglich Namen und Orten, im Großen und Ganzen war aber alles nachvollziehbar und verständlich.

Mein Fazit: „Nur einen Herzschlag entfernt“ hat ich berührt und darin bestärkt, dass man seine Zweifel manchmal einfach loslassen muss. Es ist ein Roman über große Gefühle – Liebe, Sehnsucht, Verzweiflung und Verrat – und eine Liebesgeschichte, die seinesgleichen sucht. Für mich definitiv ein Jahreshighlight und 5 von 5 Sternen

Bewertung vom 06.04.2020
Mad for the Medic / Saving Chicago Bd.3
Rayne, Piper

Mad for the Medic / Saving Chicago Bd.3


ausgezeichnet

Feuer und Wasser

„Ma mag Lauren. So einfach ist das. Und Lauren wird sich nicht in mich verlieben, wie es bei einer anderen der Fall wäre.“

„Mad about the Medic“ ist der dritte Band der Saving-Chicago-Reihe des Autorenduos Piper Rayne. Er erscheint am 06.04.2020 im Forever Verlag.
Lauren und Luca kennen sich schon seit der Highschool. Und seitdem tun sie das, was sie nun einmal am besten können: Sich miteinander streiten. Das Date, das Vanessa für Lauren mit Luca Bianco auf der Bachelor-Versteigerung ersteigert hat, scheint demnach blanker Hohn. Und trotzdem Lauren in Luca nichts weiter sieht als einen arroganten Rettungssanitäter, stimmt sie Lucas Vorschlag zu einer gefakten Verlobung schließlich zu, ohne die Konsequenzen zu bedenken…

Normalerweise wird eine Buchreihe von Band zu Band schlechter… Nicht aber in diesem Fall. Während Maddie und Mauro aus dem ersten Teil der Reihe mich nur mäßig überzeugen konnten, lagen Vanessa und Cristian mir schon mehr am Herzen. Luca und Lauren konnten mich aber nun vollständig von sich überzeugen.
Luca, als der jüngste der Bianco-Brüder, wird im Grunde von allen falsch eingeschätzt. Frauenheld, Angeber, Partyheld. Das ist das, was die Leute von ihm denken. Doch in Wirklichkeit steckt hinter der Fassade ein junger Mann, der nicht hinter seinen älteren Brüdern zurücksteht und der unglaubliche Angst hat, seiner Traumfrau nicht gerecht zu werden. Als er aus Angst um seine Mutter eine Verlobung mit Lauren vortäuschen möchte, tut er dies nicht, um jemanden an der Nase herumzuführen, sondern nur aus Liebe zu seiner Mutter. Auch im Umgang mit Lauren wird schnell klar, dass auf Luca das typische Sprichwort „harte Schale, weicher Kern“ zutrifft. Diese Seite an ihm und auch sein ansonsten fröhliches und unkompliziertes Auftreten haben mich schnell von Luca überzeugen können.
Auch Lauren gefällt mir als Protagonistin sehr. Sie ist authentisch und einfühlsam, dabei aber auch ein wenig verrückt, ehrgeizig und eine echte Kämpferin. Eigenschaften, die manche Männer an Frauen nicht mögen, die sie aber dennoch unglaublich attraktiv machen.
Als die beiden während der gespielten Verlobung gezwungenermaßen mehr Zeit miteinander verbringen müssen, begeben sie sich in ein Spiel mit dem Feuer. Kann aus Hass Liebe werden? Oder spielen sie die gesamte Zeit nur miteinander?
Ein Wechselbad der Gefühle und ein Kennenlernen der besonderen Art, das ich so noch aus keinem Roman kenne. Während sie selbst mit ihren Gefühlen kämpfen, spielen sie nach Außen das perfekte Paar. Rasant, gefühlvoll und sexy beschreiben die Autorinnen Laurens und Lucas Geschichte. Spannung und Humor kommen dabei nicht zu kurz und auch der Tiefgang, der mir gerade in Band 1 gefehlt hat, ist vorhanden. Hinter dem, was man auf den ersten Blick vom attraktiven Rettungssanitäter denkt, steckt deutlich mehr als erwartet und auch bei Lauren ist nicht unbedingt alles so wie es scheint. Die übertriebenen Klischees aus Band 1 tauchen überhaupt nicht mehr auf, der Schreibstil ist unkompliziert und flüssig.
Deutlich wird einmal mehr, wie wichtig Familie und Freunde sind und der Zusammenhalt der Familie Bianco ist einfach beispiellos.
Auch die Verknüpfung zu den vorherigen Bänden der Reihe erfolgt wieder mühelos und die Verbindung zu der folgenden Romanreihe wird ebenso unkompliziert und geschickt eingeflochten.

Mein Fazit: Für mich der beste Band der Saving-Chicago-Reihe und ein würdiger Abschluss dieser. Ich war fasziniert von Luca und Lauren und konnte mich unglaublich gut in ihre witzige und emotionale Geschichte hineinversetzen. Ein Liebesroman mit Gefühl, Romantik und einer gewissen Portion Spannung, dem ich 5 von 5 Sternen gebe.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 04.04.2020
Verbena - Hexenjagd
Byrne, Ruth Anne

Verbena - Hexenjagd


ausgezeichnet

Hexenjagd

„Zu lange sind wir Hüter unserer Aufgabe nicht nachgekommen, haben die redlichen Menschen – wie ihr es seid – nicht genug vor diesem Abschaum geschützt. Ab dem heutigen Tag werden wir aufräumen.“

„Verbena – Hexenjagd“ ist der erste Band einer Fantasyreihe von Ruth Anne Byrne. Er erschien im März 2020 im Fabulus Verlag.
Gerade als im Land die Jagd auf sogenannte „Begabte“ beginnt, erfährt Verbena, die junge Heilerin, dass sie selbst eine ungewöhnliche Fähigkeit besitzt. Sie kann sich mit einem Marder verbinden und durch dessen Augen sehen. Damit ist sie selbst eine der Gesuchten und in großer Gefahr, wünscht sich aber eigentlich nichts anderes außer der Normalität, die die anderen in ihrem Alter erleben…

Im Fantasy-Bereich bin ich normalerweise nur sehr selten unterwegs. Daher hatte ich zunächst eine gewisse Skepsis dem Roman gegenüber, habe mich aber letztendlich entschieden, ihm eine Chance zu geben. Darüber bin ich nun mehr als froh, denn „Verbena – Hexenjagd“ hat mir wirklich sehr gut gefallen. Der Roman bewegt sich eher im Bereich des „Low-Fantasy“, es treten nur wenige magische oder mystische Elemente auf und es handelt sich um eine typische Episodenerzählweise, die in mehreren Bänden das Leben der jungen Heilerin Verbena beschreibt. Dabei vertritt Verbena typische Denkweisen und Wünsche eines jungen Mädchens. Sie möchte sich amüsieren, sich verlieben und einfach ein fröhliches Leben führen. Sie ist als Findelkind von ihrer Ziehmutter aufgezogen und zur Heilerin ausgebildet worden und dementsprechend zuverlässig und pflichtbewusst. Abgesehen davon ist sie sympathischer, interessierter und fröhlicher Mensch, der, wie auch die Nebenfiguren, authentisch dargestellt wird. Hierbei gibt es die klassische Einteilung in „gut und böse“, schnell wird deutlich welche Figuren auf welcher Seite stehen.
Als Protagonistin mit typischen Problemen, die auch in New-Age Romanen thematisiert werden, hat Verbena mir sehr gut gefallen. Das Einbinden ihrer „Begabung“ und der damit verbundenen Ängste und Sorgen, passt sehr gut zum erwachsen werden der jungen Frau. Durch die Jagd der Hüter nach den Begabten fallen Verbena und ihre Ziehmütter natürlich sofort in das typische Hexenklischee und müssen sich mit Anfeindungen und Vorurteilen der Bürger auseinandersetzen. Und als wären dies nicht schon genug Sorgen, müssen sie sich zudem um den verletzten jungen Mann kümmern, der offenbar auf der Straße überfallen wurde und seitdem blind ist. In Verbena weckt er außerdem Gefühle, die über eine Freundschaft hinausgehen und verwirrt sie damit noch mehr als es ohnehin der Fall ist.
Gefallen hat mir auch der Name der Protagonistin, der an die Pflanze Verbene (Eisenkraut) erinnert und damit, obwohl die Pflanze eher eine Zier- und keine Heilpflanze ist, bereits eine Assoziation zum Beruf der jungen Frau hervorruft.
Verbenas widersprüchliche Gefühle, Ängste und Gedanken werden durch die Ich-Perspektive gut vermittelt. Ich konnte mich sehr gut mit Verbena identifizieren und fand den Roman, der Aspekte aus mehreren Genres vereint und dabei auch Spannung und Romantik nicht auf der Strecke lässt, sehr gelungen. Der flüssige und leichte Schreibstil beschert dem Leser einen guten Lesefluss und die unterhaltsame Geschichte zwingt einen zum Weiterlesen. Der Cliffhanger am Ende schürt dann auch entsprechend Lust auf die folgenden Bände, die ich keinesfalls verpassen möchte!

Mein Fazit: Ich habe mal wieder erkannt, dass es auch abseits meines typischen Genres sehr lesenswerte Roman gibt und habe mich beim Lesen von „Verbena -Hexenjagd“ wirklich gut unterhalten gefühlt. Es ist ein Jugendroman mit klassischen Themen und Figuren, dessen Geschichte gut umgesetzt und spannend erzählt wird. Ich vergebe 4 von 5 Sternen und freue mich auf die folgenden Bände!

Bewertung vom 03.04.2020
Das Rosie-Resultat / Rosie Bd.3
Simsion, Graeme

Das Rosie-Resultat / Rosie Bd.3


sehr gut

Hudson ist mittlerweile 10 Jahre alt und Don erkennt immer mehr Gemeinsamkeiten zwischen seinem jüngeren Ich und seinem Sohn. Während er sich vornimmt, Hudson beizubringen, wie man soziale Kontakte knüpft und sich in die Gesellschaft integriert, fällt sein Sohn in der Schule auf und an die Versetzung auf die Highschool wird von der Schulleiterin eine Untersuchung auf Autismus gefordert. Doch bringt eine solche Diagnose nicht mehr Schaden als Nutzen und ist Hudson wirklich ein Mensch mit Autismus?

Der Schwerpunkt der Romanreihe verschiebt sich in diesem Band auf Menschen mit Autismus und den Umgang der Gesellschaft mit ihnen. Anhand von Hudsons Geschichte werden Beispiele für Diagnostik und Behandlungsmöglichkeiten dargestellt, aber auch kontroverse Aspekte beleuchtet und diskutiert. So thematisiert die Handlung nicht nur die korrekte Bezeichnung von „Autisten“ oder fachlich korrekter „Menschen mit Autismus“, sondern auch die Folgen, die eine entsprechende Diagnose mit sich bringen kann und die nicht immer unbedingt vorteilhaft für den Betroffenen sein muss. Zudem wird die Frage aufgeworfen, ob ein Mensch mit Autismus überhaupt ein „Betroffener“ ist oder ob der Autismus eben ein Teil der Persönlichkeit ist.
Diese Betrachtung der unterschiedlichen Meinungen hat mir sehr gut gefallen und auch die Darstellung ist anschaulich und präzise gelungen. Dem Leser wird keine Meinung aufgezwungen, man kann sich seine eigenen Gedanken machen und sich fragen, wie offen oder tolerant man zu Menschen ist, die „anders“ sind.
Der Grundton des Romans wechselt durch die andere Schwerpunktsetzung von amüsant zu ernst und wird dadurch von einer Komödie zu einem fundierten und lesenswerten Roman mit eher sachlichem Thema. Der Schreibstil an sich blieb dabei aber flüssig und unkompliziert, die Charaktere wurden erneut gut dargestellt und wirken authentisch, der Leser erhält nebenbei wertvolle Einblicke und Ideen zu einem wichtigen und bewegenden Thema.
Es wird deutlich, dass Don mittlerweile noch besser mit den Emotionen und Gefühlen andere Personen umgehen kann und seine erlernten Fähigkeiten sogar an seinen Sohn weitergeben kann. Auch ist er weiterhin bemüht, nicht nur seine eigenen Probleme oder die seiner Familie zu unterstützen, sondern auch seine Freunde bestmöglich zu unterstützen. Die Art und Weise, mit der er die auftretenden Unwägbarkeiten angeht, ist und bleibt natürlich speziell und auch seine Lernmethoden sind teilweise etwas skurril, auch wenn die meisten Handlungen doch gewöhnlicher und weniger lustig waren, als in den vorherigen Bänden. Die Entwicklung von Don hat mir aber sehr gut gefallen, denn sie zeigt, wie Dinge einem leichter fallen können, wenn man von den richtigen Menschen dabei unterstützt wird.
Für mich ist „Das Rosie-Resultat“ leider trotzdem der schwächste Band der „Rosie-Reihe“. Ausgehend von den vorherigen Bänden hatte ich eine Komödie mit viel Humor erwartet und wurde in dieser Hinsicht eher enttäuscht. Allerdings glaube ich, dass mir der Roman besser gefallen hätte, wenn ich mit einer anderen Erwartungshaltung an ihn herangegangen wäre, und keine Komödie vorausgesetzt hätte. Insgesamt war der dritte Band der Reihe nämlich gut ausgearbeitet und thematisiert ein wichtiges Thema, mit dem ich mich bisher nur sehr wenig auseinandergesetzt habe. Mir gefällt gut, dass der Autor ein Thema für seine Romanreihe gewählt hat, dass in der Literatur eher ungewöhnlich und einzigartig ist.

Mein Fazit: Da ich eine Komödie erwartet habe, aber einen Roman mit einem unglaublich wichtigen Thema bekommen habe, und ich dadurch nicht richtig mit dem Buch warm werden konnte, vergebe ich nur 4 von 5 Sternen für „Das Rosie-Resultat“. Trotzdem handelt es sich um einen Roman, der das Herz berührt und beim Leser die Frage aufwirft, wie tolerant oder offen man Menschen gegenübertritt, die „anders“ sind.