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Pharo72
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Zittau
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Büchersüchtige, introvertierte Leseratte!

Bewertungen

Insgesamt 467 Bewertungen
Bewertung vom 20.10.2015
Zerschunden / Fred Abel Bd.1
Tsokos, Michael;Gößling, Andreas

Zerschunden / Fred Abel Bd.1


ausgezeichnet

Rechtsmediziner Fred Abel vom Bundeskriminalamt in Berlin bekommt ausgerechnet als sein Chef im Urlaub ist einen besonders kniffligen Fall auf den Tisch. Was erst wie ein gewöhnlicher Raubmord an einer Seniorin aussieht, erhält durch die mysteriöse Signatur des Opfers besonderen Status. Schnell wird herausgefunden, dass ein fast identischer Mord in der Nähe des Londoner Flughafens auf einen Serienmörder hindeutet.

Ein Verdächtiger, der an beiden Tatorten anwesend war, kein Alibi hat und dessen Haplo-Typ (eine spezielle DNA-Auswertung, die den Täterkreis einschränkt) mit dem des Mörders übereinstimmt, ist schnell gefunden. Leider handelt es sich dabei um einen alten Freund von Fred Abel aus Bundeswehrzeiten, dessen an Leukämie erkrankte Tochter im Sterben liegt. Es ist für Abel selbstverständlich, alles zu unternehmen, den in Untersuchungshaft befindlichen Lars Moewig durch das Finden des wahren Täters zu entlasten und ihm eine Verabschiedung von seiner Tochter zu ermöglichen. Denn an seine Schuld mag er nicht glauben.

Eine atemlose Jagd quer durch Europa steht für Abel an, während der der Rechtsmediziner einmal mehr in die tiefsten seelischen Abgründe eines Täters blicken muss.

Meine Meinung:

Nachdem Michael Tsokos an der Seite von Sebastian Fitzek in „Abgeschnitten“ bereits Erfahrungen im Thriller-Genre sammeln konnte, legt er mit „Zerschunden“ den Auftakt einer Trilogie um den Rechtsmediziner Fred Abel vor. Unterstützung erhält er dabei von Andreas Gößling. Beide ergänzen sich hervorragend auf ihren Fachgebieten.

Nun mag man mutmaßen, wie viel Tsokos in Abel steckt, aber ich denke schon, es ist eine ganze Menge. Zumindest versteht der renommierte Rechtsmediziner es hervorragend, eine Lanze für seinen Berufsstand zu brechen und die Begeisterung bei der Verbrechensaufklärung rüberzubringen. Neben der eigentlichen Geschichte werden der ein oder andere Fall, mit dem es das Team in Berlin zu tun hat, erwähnt und bei der Beschreibung stellen sich einem schon manchmal die Haare auf, vor allem, wenn man am Ende lesen muss, dass all diese Fälle auf der Realität beruhen.

Ja, es handelt sich um einen True-Crime-Thriller, was man hierzulande nicht so häufig zu lesen bekommt. Die eine oder andere Ausschmückung ist sicher nötig, um einen Roman daraus zu machen, aber dennoch sorgt dieses Wissen, dass hier nicht nur die Fantasie aus einem Autor spricht, für Gänsehaut. Meine anfängliche Befürchtung, dass hier aufgrund der Kenntnisse von Michael Tsokos zu sehr ins Detail gegangen wird, hat sich nicht bestätigt. Im Gegenteil, da habe ich schon weitaus Schlimmeres gelesen.

Den Mörder, dem der Leser in einem zweiten Handlungsstrang oft näher kommt, als man das eigentlich möchte, haben die Autoren die zum Geisteszustand und Intellekt passende Stimme gegeben. Also wäre die jedem Kapitel vorstehende Zeit- und Ortsangabe gar nicht mal unbedingt nötig gewesen. Sie macht aber natürlich das Hin- und Herswitchen einfacher. Insgesamt ist der Roman flüssig geschrieben, von durchgängiger Spannung und ja, was einen guten Cliffhanger ausmacht, hat Herr Tsokos tatsächlich von Sebastian Fitzek gelernt.

Ein ganz klein wenig unglaubwürdig fand ich nur, wie aus dem gewissenhaften Rechtsmediziner plötzlich schon fast etwas wie ein FBI-Agent wird, der an den ausländischen Dienststellen kaum auf Widerstände trifft und schlussendlich auch noch völlig unerschrocken einem absolut irren Mörder gegenübertritt. Nun ja, da ist wohl ein echter Held geboren.

Ich vergebe gern 4,5 Sterne und runde diese auch auf, wo es anders nicht möglich ist. Der Auftakt der Abel-Trilogie ist rasant, voller Spannung, interessanter Details aus Rechtsmedizin und Profiling und somit allen Thriller-Freunden sehr zu empfehlen. Ich bin auf die Fortsetzung sehr gespannt und freue mich, dass Abel sehr wahrscheinlich das Ende dieses Romanes überleben wird, sonst müsste es keine Trilogie werden.

Bewertung vom 05.09.2015
Wohin du auch gehst / Bad Romeo & Broken Juliet Bd.1
Rayven, Leisa

Wohin du auch gehst / Bad Romeo & Broken Juliet Bd.1


gut

Cassie Taylor und Ethan Holt – zwei, die nicht mit, aber auch nicht ohne einander können. Sie lernten sich 2007 bei der Aufnahmeprüfung an der Schauspielschule kennen, wo bei einer gemeinsamen Übung die unheimliche Chemie zwischen ihnen deutlich wird. Nach einigem Hin und Her finden sie zueinander, doch Ethan wird Cassie bitter enttäuschen. 2013 werden sie gemeinsam für die Hauptrollen in einem Theaterstück gecastet, und ihre Anziehung ist unverändert. Ethan wünscht sich nichts mehr als einen erneuten Versuch, doch die Verletzung bei Cassie sitzt zu tief, als dass sie ihm noch einmal vertrauen würde. Können die beiden nur auf der Bühne ein filmreifes Paar darstellen, oder besteht doch die Chance auf eine gemeinsame Zukunft?

Meine Meinung:

Leider konnte mich das Buch nur mittelmäßig überzeugen. Zwar habe ich gerade besonders wenig Zeit zum Lesen, dennoch habe ich unnatürlich lang für den Roman gebraucht, da sich alles irgendwie wie Kaugummi hingezogen hat. Auf den fast 500 Seiten passiert nicht wirklich viel, alles scheint sich stets zu wiederholen.

Mir sind auch die Protagonisten nicht wirklich ans Herz gewachsen. Cassie wirkt sowohl 2007, vor allem aber auch 2013 manchmal immer noch wie ein unreifer Teenager. Einerseits ist sie ja wirklich naiv und mit 18 oder 19 noch Jungfrau, andererseits aber dermaßen sexbesessen, dass es mitunter zum Augenrollen verleitet. Ethan ist da schon der interessantere Charakter, typischer, in sich gekehrter Bad Boy. Da man ihn aber nur aus Sicht von Cassie erlebt, bleibt er undurchsichtig und wird ausnahmslos zum Sexsymbol stilisiert. Hervorzuhebende Nebenfiguren gibt es auch nicht.

Dass von der Gegenwart immer wieder in die Vergangenheit und damit zum Kennenlernen des Paares geblendet wird, hat mir eigentlich ganz gut gefallen. Allerdings geht das Ganze nicht so weit, dass man tatsächlich nachvollziehen könnte, warum Cassie nun so verletzt wurde. Den angeführten Grund für Ethans Verhalten finde ich nicht hinreichend, Cassies Meinung von ihm zu überzogen. Aber das liegt wohl daran, dass es einen zweiten Teil geben wird (erscheint im Oktober 2015) und sicher erst dort der ganze Hintergrund geklärt wird. Nur bin ich nicht wirklich sicher, ob ich das noch lesen will.

Was die Autorin gut beherrscht, ist Emotionen rüberzubringen. Allerdings fragt man sich manchmal, ob die beiden ihr Schauspieltalent auch ins Private übertragen. Alles wirkt ein bisschen zu groß, zu viel Drama, um realitätsnah zu sein. Das Setting mit Schauspielcollege und Theaterbühne ist faszinierend und interessant.

Das ganze Buch ein wenig gekürzt und die Geschichte nicht künstlich aufgebläht, damit noch ein zweiter Teil verkauft werden kann – dann hätte ich einen wesentlich positiveren Gesamteindruck davon gehabt. So aber bleibe ich relativ ratlos zurück, ob es sich nun lohnt, den zweiten Teil auch noch zu lesen.

Bewertung vom 05.08.2015
Ein Sommer und vier Tage
Popescu, Adriana

Ein Sommer und vier Tage


ausgezeichnet

Obwohl es nach Italien geht, hat die 16-jährige Paula überhaupt keine Lust auf das Lerncamp in Amalfi, ist es doch nur ein weiterer Meilenstein auf ihrem scheinbar vorgezeichneten Weg zur großen Karriere. Als sie jedoch bei der Abfahrt den attraktiven Lewis kennenlernt, sieht sie das Ganze schon positiver.

An einer Raststätte in Bozen werden die beiden versehentlich vergessen, was Lewis hätte verhindern können. Damit beginnen für Paula die aufregendsten Tage ihres bisherigen Lebens. Gemeinsam mit Lewis, den sie von Stunde zu Stunde hinreißender findet, besucht sie all die bedeutenden Orte, die sie bisher nur von Postkarten her kennt. Ein Abenteuer nimmt seinen Lauf, das beider Leben für immer verändern wird.

Meine Meinung:

Schon seit ihrer ersten Veröffentlichung ist Adriana Popescu eine meiner Lieblingsautorinnen. Da ich die quirlige Autorin auch schon persönlich kennenlernen durfte, war ich natürlich sehr auf ihr erstes Jugendbuch gespannt.

Ich kann ohne Umschweife behaupten, dass Adriana mal wieder einen Haupttreffer gelandet hat. Ihr Buch ist die perfekte Sommerlektüre für alle Teenager, die von der ersten Liebe und dem Abenteuer ihres Lebens träumen, aber auch für jeden junggebliebenen Leser, der sich an diese Zeit gern zurückerinnert. Ich habe beim Lesen tatsächlich an einigen Stellen bedauert, nicht ein wenig später und in einem anderen Teil Deutschlands geboren worden zu sein.

„Ein Sommer und vier Tage“ hat eine unglaubliche Leichtigkeit, ist dabei aber so intensiv und bildhaft, dass man sich förmlich in die Geschichte hineinversetzt fühlt. Paula ist zu Anfang ein ziemlich verunsichertes Mädchen, das stets jedem alles recht machen möchte und dabei ihre eigenen Wünsche zurückstellt. Erst Lewis, der Rebell, der nicht grundlos jeden Tag wie seinen letzten leben möchte, zeigt ihr den für sie richtigen Weg. Sie reift in diesen vier Tagen unglaublich, aber auch bei Lewis hinterlässt sie Eindruck. Sie ergänzen sich einfach gegenseitig perfekt, und so sollte es doch sein bei der ersten großen Liebe.

Bei ihrem Roadtrip durch Italien, wo sie unter anderem Kultstätten in Verona, Bologna, Florenz oder auch Rom besuchen, spürt man nahezu die Liebe der Autorin zu diesem Land, was sie selbst oft bereist hat. Die ganz besonderen Gefühle, die Paula und Lewis an den jeweiligen Orten quasi überrollen, fahren dem Leser direkt unter die Haut. Das Buch bietet nicht nur eine bezaubernde Liebesgeschichte, sondern so viel mehr. Tiefgründigkeit, Nachdenklichkeit, Emotionen. Hach, da möchte man sich glatt selbst noch mal neu verlieben. Per sempre! An nicht wenigen Stellen schossen mir die Tränen in die Augen, was wirklich nicht so häufig vorkommt. Es fehlt nicht an Humor, aber auch eine gefährliche Situation gilt es zu meistern.

Mein Lieblingszitat:

„Mein Herzschlag, wenn du bei mir bist, das könnte gerne der Hit meines Lebens werden.“

Fazit:

Für mich war es einfach ein rundum perfektes Lesevergnügen, mein Sommerbuch des Jahres, und ich kann jedem nur dringend raten, sich dieses auf keinen Fall entgehen zu lassen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 26.06.2015
Liebe unter griechischem Himmel (eBook, ePUB)
Gärtner, Regina

Liebe unter griechischem Himmel (eBook, ePUB)


sehr gut

Indem Alison an einem Segeltörn des Griechen Alexandros teilnimmt, tut sie ihrer Freundin Olympia, mit der sie vier Jahre gemeinsam studiert hat, einen Gefallen. Diese finanziert ihr die Tour, wenn sie im Gegenzug dafür sorgt, dass Alexandros wieder Kontakt zu seiner Familie aufnimmt. Diese ist nämlich seit längerer Zeit verstritten.

Die beiden fühlen sich sofort unbändig voneinander angezogen und als Alison nach einem kleinen Unfall allein mit Alexandros an Bord bleiben muss, verbringen sie eine unvergessliche Liebesnacht miteinander. Doch die Missverständnisse lassen nicht lange auf sich warten und tief verletzt rennen beide auseinander. Hat ihre Liebe noch eine Chance?

Meine Meinung:

Sehr positiv aufgefallen ist mir bei diesem Kurzroman von Regina Gärtner sofort das stimmige Cover. Die Farben und maritimen Motive versprechen ein Lesevergnügen in sommerlichen Gefilden, vielleicht eine entspannende Lektüre für einen Strandtag. Und was das Cover verspricht, das bekommt der Leser auch.

Alison und Alexandros, aus deren Sicht abwechselnd erzählt wird, was einen guten Einblick in ihre jeweiligen Gefühle gibt, sind beides sehr sympathische Charaktere. Sie haben nur ein Problem, sie reden nicht miteinander. Da sich also jeder seine eigenen Gedanken macht, die natürlich völlig konträr verlaufen, jagt ein Missverständnis das andere und ein Zusammenkommen wird ihnen nicht leichtgemacht. Den ganzen Roman über ist ihre gegenseitige Anziehung sehr präsent und mit ihrem flüssigen Schreibstil schafft die Autorin es hervorragend, eine abwechslungsreiche Liebesgeschichte zu gestalten. Immer wieder geschickt gesetzte Wendungen sorgen für Abwechslung, sodass keine Langeweile entsteht. Auch der Humor kommt nicht zu kurz.

Ganz nebenbei bekommt der Leser noch ein wenig griechisches Lokalkolorit und ebensolches Temperament geboten.

Allein das Ende war mir ein wenig zu dick aufgetragen. Gerade, weil es ein Kurzroman ist, in dem sich die Protagonisten quasi überhaupt nicht kennenlernen konnten und ihre Verliebtheit auf einer gemeinsamen Nacht basiert, muss dann direkt geheiratet werden? Ein Verzeihen von Alison und das Eingestehen ihrer Gefühle hätte mir hier völlig ausgereicht.

Dennoch gebe ich gute vier von fünf Sternen für diesen herrliches Urlaubsfeeling verbreitenden Kurz-Liebesroman.

Bewertung vom 21.06.2015
Nur mit deinen Augen
Bielen, Valerie

Nur mit deinen Augen


ausgezeichnet

Die 24jährige Alice Breuer aus Berlin lebt zurückgezogen in einer Traumwelt aus Büchern. Als sie nach dem Tod ihrer an MS erkrankten Mutter, die sie aufopferungsvoll gepflegt hat, eine Anzeige liest, in der ein Au-Pair-Mädchen in Venedig gesucht wird, erscheint es ihr wie ein Wink des Schicksals. Denn sie selbst ist das Ergebnis einer heißen Romanze ihrer Mutter mit einem Italiener und diese liebte die Stadt über alles. Kurzentschlossen bricht sie aus ihrer gewohnten Welt aus und nimmt die Stelle an.

Von der Familie Scarpa wird sie jedoch gnadenlos ausgenutzt und findet nur in den frühen Morgenstunden Zeit, die wunderschöne Stadt auf ihre Weise zu erkunden. Dabei begegnet ihr der attraktive und vermögende Amerikaner Tobia Manin, der jedoch aufgrund seiner Erblindung zutiefst verbittert und in sich zurückgezogen wirkt. Sie werden Freunde und Alice bringt Tobia Venedig nahe und ihn damit ein Stück ins Leben zurück. Doch die Beziehung wird weder von Alices Gasteltern noch von Tobias Bruder gern gesehen, und so heißt es für eine Liebe zu kämpfen, die keiner der beiden gesucht hat.

Meine Meinung:

Mit ihrem Debütroman „Nur mit deinen Augen“ hat mich Valerie Bielen von der ersten Seite an in ihren Bann gezogen. Vor der traumhaften Kulisse Venedigs erzählt sie eine herzzerreißende Liebesgeschichte, die wirklich unter die Haut geht.

Beginnen wir beim Setting. Ich selbst war bisher leider nie in Venedig, aber das Buch hat mir die Stadt viel näher gebracht, als ich je erwartet hatte. Umso größer jetzt der Wunsch, das alles selbst mal zu erleben. Man erkennt beim Lesen sehr deutlich, dass die Autorin sowohl Ortskenntnisse besitzt als sich auch mit der Gesellschaft dort und ihren Ritualen/Festivitäten auseinandergesetzt hat.

Die beiden Hauptcharaktere berühren den Leser. Alice, anfangs unbedarft und schüchtern, gewinnt im Laufe des Buches an Format und kämpft mit allem Mut für ihre Liebe. Auch der vor allem innerlich stark verletzte Tobia weiß zu überzeugen und es ist sehr schön zu lesen, wie er langsam Vertrauen und Hoffnung zurückgewinnt. Natürlich sind die Antagonisten dazu wenig vielschichtig, aber das stört nicht wirklich.

Mit ihrer wunderbar bildhaften Sprache bringt Valerie Bielen den Leser zum Träumen. Die Liebesgeschichte voller Romantik, wobei die Erotik mal wohltuender Weise keine so große Rolle spielt, ist zu keiner Zeit langweilig und entwickelt sich sogar so einem wahren Krimi, der durchaus einen tödlich Ausgang hätte nehmen können. Neben großen Gefühlen, die eben nicht dem äußeren Schein entstammen, taucht man in Abgründe, die Neid und Missgunst zum Vorschein brachten.

Dieses rundum gelungene Leseerlebnis empfehle ich herzlich gern weiter und ich bin gespannt, was sich die Autorin für ihren nächsten Roman ausgedacht hat. Ich werde sie auf jeden Fall im Blick behalten.

Bewertung vom 12.06.2015
Im Tal der Kolibris
Stevens, Danielle

Im Tal der Kolibris


ausgezeichnet

Schwer fällt es der jungen Charlotte von Grünau zu Meersberg nicht, ihr liebloses Zuhause in Deutschland zu verlassen und zu einer arrangierten Heirat nach Chile aufzubrechen. Wobei sie weniger Interesse an ihrem zukünftigen Ehemann hat, als vielmehr den Plan verfolgt, den Spuren ihrer Mutter nachzugehen, die sie vor achtzehn Jahren im Stich gelassen hat und ebenfalls diesen Weg nahm.

Doch während der Schiffsreise begegnet ihr in Gestalt des Maats Leander unerwartet die große Liebe. Für ihn möchte sie mit allen Regeln brechen, ihre gemeinsame Zukunft wird zu ihrem einzigen Ziel. Doch das Schicksal meint es nicht gut mit den Liebenden, und schließlich findet sich Charlotte in einer Ehe mit einem gewalttätigen und gefühllosen Mann wieder. Besteht noch eine Chance für sie, ihr Glück zu finden?

Meine Meinung:

Der in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts spielende Schicksalsroman von Danielle Stevens hat mich wieder sehr begeistert. Das Autorenehepaar schafft es vorzüglich, eine knisternde Atmosphäre aufzubauen und die Spannung reißt zu keiner Zeit während der Geschichte ab. Neben der bedingungslosen Liebe der beiden Hauptprotagonisten, die dem Leser selbstverständlich unmittelbar ins Herz springen, gibt es genug Lügen, Intrigen, Verrat und Gewalt, um ein abwechslungsreiches Lesevergnügen zu bereiten.

Sehr nett fand ich die Assoziation zum Film „Titanic“, die sich am Anfang und in der Schlussszene, womit sich der Kreis schließt, wiederfindet. Neben der dramatischen Story findet der Leser auch Einblick in die Lebensumstände der chilenischen Bevölkerung zur damaligen Zeit ebenso wie in die Geschlechterrollen, und geschickt wird auch eine tatsächlich stattgefundene Naturkatastrophe ins Geschehen eingeflochten.

Eine Verbindung des Titels zum Inhalt konnte ich nicht wirklich feststellen, jedoch finde ich das Cover mit dem Kolibri und den tollen Hibiskusblüten wunderschön.

Wer sich gern in andere Zeiten und zu ungewöhnlichen Schauplätzen verführen lässt, dem kann ich „Im Tal der Kolibris“ uneingeschränkt ans Herz legen. Die mitreißende Liebesgeschichte von Charlotte und Leander wird kaum einen Romantiker kalt lassen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.