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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Curin
Wohnort: 
Bielefeld

Bewertungen

Insgesamt 346 Bewertungen
Bewertung vom 08.10.2017
Wer hier schlief
Straub, Isabella

Wer hier schlief


sehr gut

Philipp Kuhn hat seine Frau Vera verlassen und ist aus der gemeinsamen Villa ausgezogen, um mit seiner heimlichen Affäre Myriam zusammenzuleben. Doch am vereinbarten Treffpunkt taucht diese nicht auf, geht nicht an ihr Telefon und scheint wie vom Erdboden verschluckt.
Er beginnt sie in der ganzen Stadt zu suchen und muss sich zusätzlich um eine neue Existenz kümmern... .
Mit ,,Wer hier schlief" hat Isabella Straub einen interessanten Roman rund um die Figur Kuhn geschrieben, an dem gezeigt wird, wie trügerisch unsere Sicherheiten im Leben sind und wie schnell einem der Boden unter den Füßen weggezogen werden kann.
Philipp Kuhn war anfangs für mich sehr schwer einzuschätzen. Dass er seine Ehefrau wegen einer Geliebten verlässt, macht ihn nicht gerade sympatisch und ich brauchte einige Zeit, bis ich mit ihm warm wurde. Im wahrsten Sinne des Wortes schleppt er noch Altlasten mit sich herum, die er lange im Verlauf der Handlung nicht ablegen kann und auch anscheinend gar nicht will. Beim lesen schwankt man immer wieder zwischen Mitleid und einer gewissen Anerkennung für ihn, da er anscheinend einer ziemlich gerissenen und hinterhältigen Betrügerin in die Falle gegangen ist, aber trotzdem daran nicht kaputt geht und neue sich bietende Möglichkeiten wahrnimmt, aber auch kritisch hinterfragt. So lässt er sich zwar auf die auf mich etwas seltsam anmutende Gruppe SUHOS ein, aber kritisiert auch dort einige Aktionen, wie zum Beispiel das sogenannte ,,Nesting".
Neben Kuhn gibt es auch eine gewisse Anzahl von anderen Figuren, die die Handlung noch lebendiger machen. Da ist beispielsweise der ältere Herrn Solak, der in einer Hotellobby einen Fauteuil zu seinem Stammplatz erkoren hat und dort mit Philipp Kuhn ins Gespräch kommt.
Isabella Straub schreibt wunderbar flüssig und schafft es, der Handlung eine besondere Atmosphäre zu verleihen. Manchmal ist das Buch etwas melancholisch, aber dann an anderen Stellen einfach überzogen komisch gestaltet. Jedoch hat die Autorin es geschafft, der Geschichte das anfangs sehr gehetzte Tempo zu nehmen und ein wenig Ruhe hineinzubringen.
Was mir nicht gefallen hat, ist die mangelnde Suche nach Myriam, die langsam, aber sicher aufgegeben und nicht mehr verfolgt wird. Irgendwie fehlte so dem Buch nach und nach ein entscheidendes Element, was mich doch etwas gestört hat.
Insgesamt habe ich ,,Wer hier schlief" sehr gerne gelesen und mich auch gut unterhalten gefühlt. Jedoch muss man sich wirklich auf die Geschichte einlassen können und auch Literatur mögen, wo nicht immer alles gleich offensichtlich ist. Wer dies aber kann, bekommt hier wirklich eine interessante Handlung geliefert, über die es sich auch nachzudenken lohnt. Gerne empfehle ich das Buch hier weiter.

Bewertung vom 05.10.2017
Das ist kein Spiel
Jonsberg, Barry

Das ist kein Spiel


sehr gut

Die Familie des 16-jährigen Jamie droht zu zerbrechen. Seine ältere Schwester Summerlee ist nach einem Lottogewinn von zu Hause ausgezogen und hat den Kontakt fast abgebrochen. Doch richtig schlimm wird es erst, als seine kleine Schwester Phoebe im Supermarkt entführt wird und der Kidnapper über das Lösegeld und die Übergabe nur mit Jamie verhandeln möchte. Als Kenner der Spieltheorie und Matheprofi versucht er, den Entführer zu durchschauen und zu überraschen, was alles andere alles leicht ist... .
Barry Jonsberg hat hier einen spannenden Jugendthriller geschrieben, der mich gut unterhalten hat, aber leider auch einige Schwächen aufweist. Anfangs war meine Neugierde durch den Prolog geweckt und ich wollte unbedingt wissen, wie Jamie an diesen Punkt gekommen ist. Doch als die Kapitel anfingen, wird erst mal sehr lange und ausführlich nur etwas über die Familie und über die Eskapaden von Summerlee erzählt. Einerseits hat das den Vorteil, dass man zunächst viel über die einzelnen Geschwister und ihr Verhältnis untereinander erfährt, aber auch den Nachteil, dass die Handlung so sehr lange braucht, bis Phoebe überhaupt entführt wird und das Buch spannend wird.
Erzählt wird die Geschichte aus der Sicht Jamies, ein sympatischer und ungewöhnlich verantwortungsbewusster 16-Jähriger, der als Mathegenie gerne über Formeln nachsinnt, aber sich am liebsten mit der Spieltheorie beschäftigt. Mir hat gefallen, wie er mit Phoebe diese Theorie immer wieder spielerisch umsetzt und somit auch für die Leser leicht erklärt, worum es dabei eigentlich geht. Auch sieht man an seinem Verhalten, dass er nicht der typische Mathenerd ist, der sich nur für Zahlen interessiert, sondern auch zwischenmenschliche Beziehungen aufgebaut hat und diese auch pflegt.
Barry Jonsberg hat hier Figuren entworfen, die nicht nur gängigen Klischees entsprechen. Dennoch konnte ich mir an keinem Punkt im Buch vorstellen, dass eine von den Personen wirklich existieren könnte und die Handlung genauso in der Realität ablaufen würde.
Was mir gut gefallen hat, ist die Spieltheorie, die hier im Thriller anschaulich erklärt und für Jamie in seiner schwierigen Situation zum Rettungsanker wird. Er versucht wirklich logisch zu ermitteln, was der Täter von ihm weiß und von ihm erwartet, um ihn dann mit genau dem Gegenteil zu überraschen. Seine Überlegungen sind gut nachvollziehbar und es ist spannend, mitzuerleben, was sich Jamie alles einfallen lässt.
Der Schreibstil ist recht einfach gehalten und gut zu lesen. Der Autor schafft es, nachdem er etwas langatmig die Familie und deren Probleme vorgestellt hat, ein hohes Maß an Spannung zu erzeugen und bis zur letzen Seite aufrecht zu erhalten. Für mich war auch die ganze Zeit über nicht vorhersehbar, wer letztendlich der Entführer ist. Von der Auflösung war ich jedoch etwas enttäuscht und konnte nicht nachvollziehen, wieso der Täter nur mit Jamie reden wollte.
Insgesamt hat mir ,,Das ist kein Spiel" gefallen und auch gut unterhalten. Bis auf einige kleinere Schwächen, bekommt man hier einen Thriller, der für Jugendliche gut lesbar und vor allem auch nicht zu heftig ist. Gerne empfehle ich das Buch hier weiter.

Bewertung vom 03.10.2017
Das Haus der Granatäpfel
Conradi, Lydia

Das Haus der Granatäpfel


sehr gut

1909: Die junge Klara Reinecke trifft in der Silvesternacht auf Peter Delacloche, den Erben eines großen Warenhauses aus Smyrna. Zur großen Freude ihres Vater heiraten die beiden zwei Jahre später und die junge Braut folgt ihrem Mann in seine Heimat. Dort verbringt sie mit ihrer neuen Verwandtschaft den Sommer im ,,Haus der Granatäpfel", doch obwohl Peter alles tut, um sie glücklich zu machen, langweilt sich die lebenshungrige Klara. Während sie sich in ihrem neuen Leben erst einrichten muss, wird der Balkan immer mehr zum Pulverfass, welches sich bald gewaltsam entladen wird... .
Lydia Konradi hat hier einen spannenden historischen Roman geschrieben, der von 1909 bis 1919 die Zeit vor, während und nach dem ersten Weltkrieg darstellt. Mich hat das Buch vom ersten Augenblick an gepackt und bis auf wenige Stellen, die etwas langatmig sind, bis zum Ende fesseln können.
Die Protagonistin Klara, um die sich meistens die Geschichte dreht, ist ein junges Mädchen, welches von Anfang an immer mit den Entscheidungen leben musste, die andere für sie getroffen haben. Mit Peter Delacloche hat sie im Sinne ihres Vater eine gute Partie gemacht, aber dennoch kann er ihr mit seiner ruhigen und wenig selbstsicheren Art nicht das geben, was sie sich wünscht. Gerade zu Beginn der Handlung wirkte sie deshalb auf mich recht kalt und selbstsüchtig, wobei man aber auch erkennt, dass sie einfach nur einsam ist und sich nach dem sehnt, was sie eigentlich nicht haben kann. Diese jugendliche Naivität zieht nachher bittere Konsequenzen nach sich, die auch weitreichende Folgen für andere Familienmitglieder haben.
Ebenso wie Klara sind auch die anderen Figuren äußerst vielschichtig gestaltet und wirkten sehr authentisch auf mich. Obwohl ich einige Zeit brauchte, um mit allen Namen und den Familien- und Herkunftszugehörigkeiten zurecht zu kommen, hat gerade diese Vielzahl an Personen die Handlung noch lebendiger für mich gemacht. Irgendwann ist man so vertraut mit allen, dass man selbst beim lesen erschrickt, als der Krieg anbricht und man um jeden bangt.
Lydia Conradi hat einen gut lesbaren Schreibstil und hat es geschafft, mich in ihre Geschichte hineinzunehmen. Sie beschreibt alles sehr anschaulich und lässt auch gerne ihre Figuren wie beiläufig im Gespräch interessante Details erwähnen, wie zum Beispiel die Kugellampen, die sowohl in Paris als auch in Smyrna stehen, weil Gustav Eiffel in beiden Städten Bauwerke entworfen hat.
Mir hat auch besonders gefallen, wie die Atmosphäre in Smyrna dargestellt wird. Hier hat man wirklich den Eindruck, dass sich unabhängig von Nationalität oder Glaube jeder dort niederlassen kann und das Zusammenleben von den verschiedenen Kulturen nur profitiert.
Natürlich werden im Buch auch schwierige Themen angesprochen. Für mich war es das erste Mal, dass ich in einem historischen Roman überhaupt etwas über die Balkankriege und über die Morde an Armeniern gelesen habe.
Insgesamt ist das ,,Haus der Granatäpfel" ein unterhaltsamer Roman, der auch dunkle Seiten der Weltgeschichte nicht einfach übergeht, sondern deren Schrecken für die Menschen darstellt. Auch wenn mir nicht immer alles an der Geschichte um Klara und der Familie Delacloche gefallen hat, habe ich das Buch sehr gerne gelesen und hoffe auf eine Fortsetzung. Gerne empfehle ich diesen Roman hier weiter.

Bewertung vom 01.10.2017
Der Ruf des Meeres
Wingate, Lisa

Der Ruf des Meeres


gut

Whitney hat in einem alten Fabrikgebäude ein italienisches Restaurant eröffnet, doch ein skrupelloser Geschäftsmann macht ihr dort das Leben schwer. Während sie darum bangt, ob sie ihr Unternehmen behält und die Gehälter der Mitarbeiter noch zahlen kann, bekommt sie eine weitere schlechte Nachricht. Ihr Stiefvater Clyde ist schwer gestürzt und möchte unter keinen Umständen aus Whitneys geerbten Hotel ausziehen. So macht sie sich auf den Weg nach Roanoke Island und nutzt die Gelegenheit, das alte Gebäude auszumisten und nach wertvollen Gegenständen zu suchen. Doch dabei stößt sie auf alte Briefe, die sie weit in die Vergangenheit zurückführen... .
Bei diesem Buch habe ich etwas Zeit gebraucht, um mich in die Geschichte einzulesen und mich an die Figuren zu gewöhnen. Ähnlich wie im Vorgängerband ,,Jolas Briefe" entdeckt hier die Protagonistin Whitney alte und vergessene Briefe, mit denen ein zweiter Handlungsstrang aufgemacht wird. Dieser war für mich zum Teil spannender und interessanter als die Handlung in der Gegenwart.
Mit Whitney bin ich lange nicht richtig warm geworden. Nur bruchstückhaft erfährt man etwas über sie und kann sich lange kein richtiges Bild von ihr machen. Auf den ersten Blick wirkte sie auf mich wie eine taffe Geschäftsfrau, die sich von nichts und niemanden ihr Restaurant wegnehmen lässt, aber dann merkt man, dass sie innerlich doch sehr unsicher und scheinbar auch zerbrochen ist. Doch nach und nach macht sie auf Roanoke Island eine Wandlung durch und beweist, dass sie nicht immer nur den leichten Weg wählt.
Was mir besonders gut gefallen hat, sind die Erzählungen aus den ,,Blue Ridge Mountains", die in den Briefen von Alice, einer zunächst für Whitney unbekannten Verwandten festgehalten worden sind. Diese hat im Zuge des Federal Writers Projekt, welches von President Roosevelt ins Leben gerufen wurde, verschiedene Menschen in der Bergregion interviewt und stieß dabei auf die sogenannten ,,Melungeons", die noch stärker als Farbige und Indianer von der Gesellschaft ausgegrenzt und gemieden wurden.
Lisa Wingate schreibt flüssig, aber schafft es diesmal nicht so wie sonst, ihre Figuren stimmig darzustellen. Auch konnte sie mich erst recht spät in die Handlung hineinziehen. Was mir persönlich im Buch auch zu kurz kommt, ist der christliche Glaube, der bei Whitney kaum präsent ist und nur bei Alice in den Briefen etwas sichtbar wird. Der Autorin gelingt es allerdings sehr deutlich zu zeigen, wie schlimm Vorurteile und Rassismus für die Betroffenen und für alle, die sich für diese einsetzen, sind.
Insgesamt kann ,,Der Ruf des Meeres" nicht mit den Vorgängerbänden von Lisa Wingate mithalten, aber letztendlich hat mir die Handlung doch noch gefallen und mich gut unterhalten. Daher empfehle ich das Buch hier auch gerne weiter.

Bewertung vom 30.09.2017
Mitten aus dem Leben
Kopfermann, Arne

Mitten aus dem Leben


ausgezeichnet

Unterwegs zu einem Freizeitpark, übersieht Arne Kopfermann ein anderes Auto und verursacht einen schweren Unfall, bei dem seine 10-jährige Tochter Sara schwer verletzt wird und einige Tage später auf der Intensivstation stirbt. In diesem Buch schildert der Liedermacher aus der christlichen Szene, wie er mit seiner Trauer und seinen Schuldgefühlen umgeht und gibt einen Einblick in sein persönliches Glaubensleben.
Auf eine sehr offene Weise und ehrliche Weise erzählt Arne Kopfermann von seiner Tochter Sara, von dem Unfall und der Zeit auf der Intensivstation, aber vor allem von dem schwierigen Leben danach. Man bekommt beim lesen an vielen Stellen eine Gänsehaut und Tränen in den Augen, weil man einfach so berührt ist, von dem Schmerz der Familie.
Auch wenn man selbst nicht durch einen Trauerfall selbst betroffen ist, hat einem das Buch viel zu sagen. Mir persönlich ist dabei wieder einmal neu deutlich geworden, dass die Zeit, die man mit geliebten Menschen verbringen darf, keineswegs selbstverständlich ist und dementsprechend auch genutzt werden sollt.
Arne Kopfermann hat eine besondere Begabung, seine Gefühle in Worten auszudrücken. Dass merkt man besonders beim lesen der verschiedenen Songtexte, die auch im Buch abgedruckt sind. Durch sie bringt er zum Ausdruck, wie sehr Sara fehlt, aber auch, dass er sie geborgen in Gottes Hand weiß. Diese Gewissheit, dass mit dem Tod nicht alles vorbei ist und Gott auch in schweren Zeiten nicht von unserer Seite weicht, aber auch unserer Unverständnis und unsere Anklagen erträgt, zieht sich durch das ganze Buch.
Für mich hilfreich fand ich auch die Hinweise, wie man Trauernden am besten beistehen kann. Auch wenn man den Schmerz über den Verlust niemanden abnehmen kann, ist es doch möglich, durch praktische Angebote zu helfen und für die Betroffenen im Gebet einzustehen.
Insgesamt hat mich ,,Mitten aus dem Leben" sehr berührt und lässt mich nachdenklich zurück. Dies ist keines von den Büchern, die man liest und anschließend wieder vergisst. Gerne empfehle ich es hier weiter.

Bewertung vom 29.09.2017
Scherben der Dunkelheit
Schwartz, Gesa

Scherben der Dunkelheit


gut

Anouk besucht mit ihrer Cousine eine Vorstellung des ,,Dark Circus" und ist dort schnell von den ungewöhnlichen und etwas unheimlichen Auftritten der Darsteller begeistert. Doch als der Zauberer Rhasgar die Bühne betritt und alle Zuschauer in seinen Bann zieht, passiert etwas, womit das 16-jährige Mädchen nicht gerechnet hat. Denn hinter dem ,,Dark Circus" verbirgt sich etwas, was Anouk bald in große Gefahr bringt... .
Gesa Schwartz hat hier einen sehr düsteren Fantasyroman geschrieben, der zwar spannend zu lesen ist, aber mir doch etwas zu unheimlich war. Während anfangs die Handlung sehr vielversprechend beginnt, wird diese über längere Strecken langatmig und gerade zum Ende hin immer verworrener.
Die Protagonistin Anouk ist zuerst ein unscheinbares nettes Mädchen, welches sehr in sich gekehrt ist und am liebsten malt und liest. Als sie in die Fänge des ,,Dark Circus" gerät, beweist sie eine Stärke, die man ihr eigentlich gar nicht zutrauen würde. Dennoch wurde ich so recht nicht mit ihr warm, weil ich ihre zuweilen patzige Art nicht mochte. Auch die anderen Figuren im Buch wirkten auf mich nicht immer sympatisch und haben mich mit ihren dunklen inneren Abgründen sehr erschreckt.
Was mir gut gefallen hat, ist die Darstellung des Alltagsleben in einem Zirkus. Die Autorin beschreibt sehr schön, wie ist, dicht mit den anderen Artisten zusammen zu leben, vor einer Vorstellung stundenlang zu üben und dennoch aufgeregt zu sein und auf nur wenigen Quadratmetern im Wagen Privatsphäre zu haben.
Vom Schreibstil her lässt sich das Buch gut lesen, aber zum Ende hin werden leider die Beschreibungen sehr viel ungenauer. So konnte ich mir viele Abläufe und Orte nicht richtig vorstellen und habe auch zum Teil den Überblick verloren. Auch hat mir nicht gefallen, dass die Handlung teilweise extrem unheimlich und grausam wird.
Insgesamt ist ,,Scherben der Dunkelheit" ein unterhaltsamer Roman, der mir an vielen Stellen einfach zu düster war. Wer jedoch gerne Fantasy liest und etwas Durchhaltevermögen mitbringt, wird dieses Buch mögen.

Bewertung vom 24.09.2017
Die schönsten Beete für alle Jahreszeiten
Barth, Ursula;Brand, Christa

Die schönsten Beete für alle Jahreszeiten


ausgezeichnet

Einen schönen Garten mit blühenden Beeten wünscht sich sicherlich jeder. In diesem Buch findet man viele Anregungen, wie man sein eigenes Wunschbeet planzen kann, was durch die vielen Pflanzpläne ganz einfach wird.
Mir hat gleich gefallen, dass das Buch durchgehend mit qualitativ hochwertigen Fotos bestückt ist, durch die man richtig Lust bekommt, einen der insgesamt 25 Pflanzpläne im eigenen Garten umzusetzen. Alle vorgestellten Beete existieren tatsächlich und sind nicht einfach nur für das Buch angelegt worden. So ist jedes Einzelne praxiserprobt und hat sich bei den Gartenbesitzern bewährt.
Die Pflanzpläne sind gut verständlich und auch die Pflanzenanzahl wird immer mit angegeben. Manche Beete sind auf den ersten Blick nur für große Gärten geeignet, aber wenn man die Pläne etwas abwandelt, kann man bis auf wenige Ausnahmen sicherlich jede Idee umsetzen.
Ich persönlich habe gleich beim anschauen viele neue Anregungen bekommen. Egal, ob man seinen Garten nach englischer Art mit vielen Rosen, lieber schlicht oder auch mit mehr Nutzpflanzen gestalten will, kriegt man gute Anleitungen und noch zusätzliche Informationen zu den einzelnen Gewächsen.
Insgesamt erhält man hier wirklich nützliche und auch gut umsetzbare Ideen für den eigenen Garten. Daher kann ich das Buch hier nur weiterempfehlen.

Bewertung vom 23.09.2017
Angst sollt ihr haben
Theisen, Manfred

Angst sollt ihr haben


sehr gut

Mit Sturmhaube und Schlagring bewaffnet, geht der 18-jährige Felix brutal gegen Ausländer vor. Unter seinen Kameraden zählt das Gesetz des Stärkeren und Gewalt ist dabei an der Tagesordnung. Doch als der neue Freund seiner Mutter ihn zu einer Versammlung der ,,Vereinigten Patrioten" einlädt und er dort noch mehr Argumente für seine rechtspolitische Gesinnung bekommt, will er selbst aktiv werden und beginnt, einen Anschlag zu planen... .
Für dieses Buch hat Manfred Theisen sich mit einem hochaktuellen Thema auseinander gesetzt und zeigt anhand seiner Figuren, wie es in der rechten Szene aussieht und wie fanatisch es dort zugehen kann.
Mich persönlich hat die Gewalt in diesem Buch sehr schockiert. Selbst unter den Freunden von Felix geht es nur darum, wer das Sagen hat und wie brutal man sich als Anführer der Gruppe durchsetzen kann. Der Kameradschaft von Felix steht die Partei der ,,Vereinigten Patrioten" gegenüber. Mich hat an diesen Leuten besonders erschreckt, wie sie ihr rechtes Gedankengut auf fast seriöse Weise verbreiten und mit scheinbar stichhaltigen Argumenten gegen Ausländer und Flüchtlinge hetzen.
Wenn man das Buch liest, kann man viel besser verstehen, warum gerade junge Leute so tief in die rechte Szene abrutschen und dabei auch vor Anschlägen nicht zurückschrecken.
An Felix, der im Mittelpunkt der Handlung steht, wird das sehr deutlich. Er füllt seinen Kopf täglich mit Passagen aus Hitlers ,,Mein Kampf", die er sich immer wieder anhört und eine Logik darin sieht. Unterfüttert wird sein Denken noch zusätzlich durch die Rede von Erik, welcher sehr geschickt dazu aufruft, Gleiches mit Gleichem zu vergelten und dabei seine Hörer gegen Ausländer und Flüchtlinge aufhetzt.
Was mich an der Geschichte etwas gestört hat, ist die Beziehung von Felix zu Anna, die in der Handlung eigentlich keine tragende Rolle einnimmt und die man auch hätte weglassen können.Sie wird als einziges Mädchen der Gruppe unter den Jungs nur herumgereicht, was mir nicht gefallen hat und was ich auch unpassend in diesem Buch finde.
Vom Schreibstil her ist das Buch nüchtern und sachlich gehalten. Aus der Ich-Perspektive von Felix lässt der Autor mich als Leserin in den Kopf eines Rechtsgesinnten schauen und lässt mich so in einem gewissen Maß nachvollziehen, warum er so geworden ist und was ihn geprägt hat.
Insgesamt wird in ,,Angst sollt ihr haben" sehr deutlich, wie Rechtsradikale denken, was sie antreibt und wie sie noch zusätzlich durch Propaganda angetrieben werden. Da im Buch selbst sehr viel Gewalt vorkommt, ist es sicherlich nicht für jeden etwas, doch wer besser verstehen will, wie es zu rechtem Terror kommen kann, sollte es unbedingt lesen. Gerne empfehle ich diesen Roman hier weiter.

Bewertung vom 22.09.2017
Die Liebe hört nie auf
Duffey, Betsy;Myers, Laurie

Die Liebe hört nie auf


sehr gut

Am Hochzeitstag von Douglas und Julia ist alles für die Trauung bereit. Der Brautvater wartet darauf, seine Tochter zum Altar zu führen, die Orgel spielt und der Bräutigam steht vor allen Gästen aufgeregt neben seinem Trauzeugen. Doch als die Braut auf sich warten lässt, beginnen einige Menschen in der Kirche im Programmheft den Trauspruch aus dem 1. Korintherbrief Kapitel 13 zu lesen und werden von der einzelnen Versen auf wunderbare Weise angesprochen ... .
Die beiden Autorinnen Betsy Duffey und Laurie Myers haben hier viele kleine Geschichten entworfen, in denen immer wieder deutlich wird, wie unterschiedlich Gott durch sein Wort zu Menschen spricht und sie dadurch verändern kann.
In jedem Kapitel des Buches lernt man eine andere Figur kennen. Da ist zum Beispiel der Bräutigam, der sich vornimmt geduldig zu sein, die Brautjungfer, die selbst gerne eine glückliche Beziehung hätte und erst lernen muss, nicht neidisch zu sein, aber auch eine perfektionistische Hochzeitsplanerin, welche selbst enttäuscht worden und seitdem sehr jähzornig ist. Sie, aber auch alle anderen, werden von einem anderen Aspekt aus dem Hohelied der Liebe besonders angesprochen und erleben in einer festgefahrenen Situation einen Durchbruch.
Mich haben dieses Buch und vor allem die kleinen Geschichten darin sehr berührt. Beim lesen muss ich oft innehalten und habe ich mich selbst in der einen oder anderen Figur wiedergefunden.
Die beiden Autorinnen schreiben gut lesbar und haben es geschafft, mich mit ihrer Erzählung mal fast zum weinen, aber auch zum lachen zu bringen. Dennoch kann ich mir nicht vorstellen, dass dieses Szenario in dieser Form auch in der Realität stattfinden könnte. Besonders gut gefallen hat mir, dass hier wirklich das Hohelied der Liebe und damit auch Gottes Wort im Mittelpunkt des Buches steht.
Insgesamt habe ich ,,Die Liebe hört nie auf" sehr gerne gelesen. Wer Geschichten mag, indem viele unterschiedliche Figuren im Mittelpunkt stehen, der sollte das Buch unbedingt lesen. Gerne empfehle ich es hier weiter.

Bewertung vom 21.09.2017
Menschenwerk
Kang, Han

Menschenwerk


sehr gut

1980: In Süddkorea werden bei einem Studentenaufstand viele Menschen von Soldaten gefangen genommen oder willkürlich erschossen. Während einige Angehörige bereits in improvisierten Leichenhallen trauern, suchen andere noch nach Überlebenden. Doch auch Jahrzehnte nach den schrecklichen Ereignissen prägt das Erlebte den Alltag... .
Der Autorin gelingt es hier, den Leser mit vielen unterschiedlichen Schicksalen zu konfrontieren. Man wird fast dazu gezwungen, sich in die jeweilige Figur hineinzuversetzen und aus ihrer Sicht das Geschehen mitzuerleben, die Gefühle aushalten und ebenso vor der Frage zu stehen, was die Gewalt für einen Sinn hat.
Viele Momente während des Studentenaufstands, aber auch in der Zeit danach werden genauestens beleuchtet. Da ist zum Beispiel Dong-Ho, der nach seinem Freund sucht und dabei mitanpackt, als es um das Registrieren von Toten geht. Bei ihm, aber auch bei den anderen Figuren merkt man deutlich, dass der Tag des Aufstands eine Zäsur darstellt, die ihr Leben fortan in ein ,,davor" und ein ,,danach" einteilt. So begegnet man Jahre später auch einer jungen Frau, die 1980 verhaftet und grausam gefoltert wurde und seitdem ein zurückgezogenes und einsames Leben führt.
Das besondere an diesem Buch ist der nüchterne, aber auch poetische Schreibstil der Autorin. In jedem Kapitel erzählt sie die Geschichte einer anderen Figur jeweils auf eine komplett andere Art. Auch schafft sie es, den Leser direkt anzusprechen und das Geschehen aus den Augen der jeweiligen Person zu sehen.
Insgesamt war für mich sehr bewegend zu lesen, wie die Menschen brutal aus ihrem normalen Leben gerissen und mit unheimlich viel Leid konfrontiert werden. Dennoch hat mich beeindruckt, auf welche besondere Art und Weise Han Kang hier ein Stück Literatur erschaffen hat, welches deutlich macht, wie sinnlos Gewalt ist und wie schwer die Wunden zu heilen sind. Gerne empfehle ich das Buch weiter.