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Leseigel
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Villingen

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Insgesamt 994 Bewertungen
Bewertung vom 30.05.2023
Dunkel der Himmel, goldhell die Melodie / Die Dresden Reihe Bd.1
Stern, Anne

Dunkel der Himmel, goldhell die Melodie / Die Dresden Reihe Bd.1


sehr gut

Mikrokosmos Semperoper und eine Liebe gegen alle Regeln
Dresden hat sich schon immer mit der Kultur geschmückt und bekommt 1841 mit der Fertigstellung der Semperoper einen angemessenen Rahmen dafür. Die Bühne erstrahlt in hellem Licht und das Publikum klatscht begeistert Beifall. All die helfenden Hände, die das Schauspiel erst ermöglichen, bleiben im Dunkeln.

Und genau von diesen unbekannten Helfern erzählt die Autorin. Ich fand das unglaublich spannend und auch berührend. Denn all die Geschichten und Schicksale zeichnen gleichzeitig ein Bild der damaligen Gesellschaft und sozialen Verhältnissen. So gab es keine soziale Fürsorge, wie wir sie kennen. Waisenkinder mussten betteln, stehlen oder sich prostituieren, um zu überleben.

Die Klassen waren klar getrennt, ein sozialer Aufstieg so gut wie unmöglich. Da ist es keine Überraschung, dass es politisch gärt und die Ideen der Revolution großen Zuspruch haben.

War das Leben damals durch Zwänge bestimmt, war es für Frauen fast völlig unmöglich , ein selbst bestimmtes Leben zu führen in einer von Männern dominierten Gesellschaft. Die Primaballerina verliebt sich in den falschen Mann, wird schwanger und gerät ins Elend. Der Erzeuger bleibt unbehelligt.

Auch in der Kunst waren Frauen nicht erwünscht, da man ihnen schlichtweg die nötige Begabung absprach. Elise Spielmann ist eine begnadete Geigenspielerin und träumt davon , auf der Bühne zu stehen. Durch Zufall trifft sie den Malergehilfen Christian in der Semperoper und beide verlieben sich. Eine Liebe, die allein schon wegen des Standesunterschiedes keine Zukunft hat. Zudem hat Elises Vater ihre Heirat mit einem alten Freund beschlossen, da er sich dadurch die Verwirklichung seines eigenen Lebenstraumes verspricht. Elise muss sich entscheiden : eine Zweckehe in gesicherten Verhältnissen oder eine Liebesheirat.

Ich habe Elise wahrlich nicht beneidet und ich weiß nicht, wie ich mich entschieden hätte. Die Autorin schildert diese unschuldige Liebe in berührend schönen Bildern und man muss den beiden einfach alles gute wünschen.

Der Roman liest sich kurzweilig und breitet einen bunten Bilderbogen vor dem Leser aus. Dadurch , dass ich mich mit einzelnen Figuren identifizieren konnte, wurde eine ganze Palette unterschiedlicher Gefühle angesprochen und die sozialen Verhältnisse lebendig dargestellt.

Bewertung vom 28.05.2023
Das Strandbad am Wolzensee (eBook, ePUB)
Orlowski, Britta

Das Strandbad am Wolzensee (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Schwieriger Neustart nach dem Krieg verbunden mit einer schönen Liebesgeschichte
Zusammen mit der Autorin begleite ich Luisa von Rochlitz auf ihrem steinigen Weg, sich eine gesicherte Existenz aufzubauen.

April 1950 Luisa lebt mit dem überwiegend weiblichen Teil der Familie auf ihrem Familienbesitz am Wolzensee. Geld und Lebensmittel sind knapp. Doch irgendwie muss die Familie überleben . Luisa möchte das Strandbad neu beleben. Statt Unterstützung hört sie nur Bedenken und Ablehnung. Allen voran ihre Schwägerin Elinor, die nicht müde wird, zu betonen, dass ihr Mann Julius der rechtmäßige Erbe ist. Zuspruch erhält Luisa nur von ihrer Schwiegermutter Christiane. Da erweist es sich als Glücksfall, dass sich Paul an den Wolzensee verirrt, bleibt und tatkräftig bei der Verwirklichung von Luisas Träumen hilft. Luisa sprudelt über vor Ideen, die sich auch wirtschaftlich auszahlen.

Da kehrt ihr Bruder Julius aus dem Krieg zurück und fordert sein Erbrecht ein. Das Aus für Luisas Strandbad und ihre Träume ?

Luisa muss man einfach mögen. Sie ist warmherzig und lässt sich nicht unterkriegen. Dabei hätte sie oft genug Grund zur Verzweiflung. Ihr Mann ist zwar körperlich anwesend, aber schwer traumatisiert. Ihre Mutter hängt alten Idealen nach und die Schwägerin intrigiert, wo sie nur kann. Und nicht genug muss sich Luisa mit den Behörden der neuen sozialistischen DDR auseinandersetzen.

Luisas Spiegelbild im positiven Sinne ist Paul. Auch er wurde vom Schicksal nicht gut behandelt, aber er ist nicht verbittert, sondern sanftmütig und hilfsbereit. Was ich mir als Leser von Anfang an erhofft habe, dass aus den beiden ein Paar wird, scheint sich tatsächlich zu erfüllen. Das sieht das Schicksal aber anders und stiftet Unfrieden.

Ich habe das Buch mit großer Begeisterung gelesen. Es war unterhaltsam, emotional und sehr informativ.

Die Informationen über den Neubeginn in den Anfängen der DDR waren für mich neu und deshalb interessant . Luisas Begeisterung und Ideenreichtum haben mich mitgerissen. Elinor ,Luisas Mutter und ihrem Bruder Julius hätte ich mehrfach den Hals umdrehen können. Paul war mein Ankerpunkt und mein Held. Ein wirklich schönes Leseerlebnis.

Bewertung vom 27.05.2023
Der Tod, den niemand sehen kann (eBook, ePUB)
Dicken, Dania

Der Tod, den niemand sehen kann (eBook, ePUB)


sehr gut

Eine eher ungewöhnliche Folge aus der Serie um Libby, dennoch lesenswert
Owen und Libby freuen sich sehr auf ihr Kind. Die Welt ist friedlich und hell. Doch unbemerkt ziehen dunkle Wolken auf.

Owen bekommt es mit einem Doppelmord , ohne einen Hinweis auf Motiv und Täter, zu tun. Libby und Julie unterstützen die Polizei in Baltimore bei der Suche nach einem brutalen Serienvergewaltiger, was schlimme Erinnerungen in Libby wachruft. Und wäre das nicht genug, droht eine Terrorgruppe damit, Cäsium freizusetzen, sollten ihre Forderungen nicht erfüllt werden.

All das tritt in den Hintergrund, als das Schicksal erbarmungslos in Libbys privaten Umfeld zuschlägt.

Das ist in meinen Augen ein eher atypischer Thriller aus der Feder der Autorin. Bislang hielt mich die Fahndung nach sadistischen Serientätern in Atem und damit verbunden interessante Einblicke in deren Psyche. Zwar müssen Julie und Libby einen Vergewaltiger dingfest machen, was mit beängstigenden Risiken verbunden ist, aber der Schwerpunkt liegt eindeutig im familiären Bereich.

Das war für mich im ersten Moment befremdlich, da es unerwartet war, dafür aber emotional eine große Herausforderung und deshalb nicht weniger fesselnd als die bisherigen Bücher.

Nicht zu vergessen, die Bedrohung durch die radioaktive Verseuchung. Hier zeigen Julie und Libby ihr Können als brillante Profilerinnen. Gleichzeitig zeigt mir die Autorin , wie krank und realitätsfern solche Gruppierungen denken.

Mein besonderes Highlight war wieder mal eine Aussage Libbys vor Gericht, bei der sie ihre tolle Rhetorik zeigen kann.

Ungewöhnlich, aber nicht weniger packend wie die anderen Fälle und deshalb Daumen nach oben !

Bewertung vom 22.05.2023
Theodora und der Tod des Richters
Edelmann-Amrhein, Ruth

Theodora und der Tod des Richters


ausgezeichnet

Absolut lesenswerter neuer Fall für Theodora und Eisele
Theodora kommt verliebt aus der Reha an der Ostsee nach Stuttgart zurück. Georg Eisele ist wieder mal mit seiner Gesamtsituation unzufrieden. Zumal auch noch seine Quasi-Freundin Chantal auf dem elterlichen Hof auf der Schwäbischen Alb eine Rückkehr in ein bürgerliches Leben probt. Da ist der Tod eines alten Richters in einem Seniorenheim nur eine Randnotiz und schnell geklärt. Sowohl Theodora al auch Eisele sind so mit ihren persönlichen Problemen beschäftigt, dass ihnen einige Ungereimtheiten nicht weiter auffallen. Die Lage gerät aus dem Ruder, als Eisele plötzlich unauffindbar ist. Sogar mit seinem Tod muss gerechnet werden.

War Theodora bei ihrem ersten Fall nicht besonders empathisch und stets schlecht gelaunt, lerne ich nun eine andere Seite an ihr kennen und die gefällt mir ausnehmend gut. Die Liebe scheint eine echte Himmelsmacht zu sein, denn nun ist sie ihren Mitmenschen zugewandt, was ihr Umfeld eher misstrauisch beäugt.

Da Theodora mit ihren Gedanken noch an der Ostsee weilt, konzentriert sie sich nicht auf den Todesfall und ermittelt schlampig. Dies ist die Chance für Eisele, dem Leser zu zeigen, dass auch er ein Gespür für Unstimmigkeiten hat. Was die beiden Ermittler nicht wissen, wir als Leser aberr sehr wohl, weil der Täter sich in Einschüben zu Wort meldet, es war Mord.

Während Theodora in Stuttgart durch eine emotionaler Hölle geht und Eiseles Mutter in Sorge um ihren Sohn zur Höchstform aufläuft, ermittelt Eisele auf eigene Faust weiter. Ohne es zu ahnen, stöbert er den Täter auf und ich habe um sein Leben gebangt. Die Spannung war kaum auszuhalten und ich hätte Theodora schütteln mögen, dass sie endlich in die Puschen kommt. Die Autorin spielt hier geschickt mit den gegensätzlichen Situationen der beiden Kriminalbeamten und erhöht dadurch den Spannungsfaktor erheblich. Hinzu kommt, dass ich durch meinen Wissensvorsprung nochmals einen anderen Blick auf die Ereignisse habe.

Ich bin vom Buch sehr begeistert und fand es nicht störend oder der Spannung abträglich, dass die privaten Befindlichkeiten eine wesentliche Rolle bei den Ermittlungen gespielt haben.

Bewertung vom 22.05.2023
Poppy Dayton und die Tote im Helford River
Rippmann, Konrad K. L.

Poppy Dayton und die Tote im Helford River


sehr gut

Poppy und das Rätsel um das Mohnblumenbild von Matisse
Poppy lebt mit ihrem Ehemann Barney in London. Doch ihr Sehnsuchtsort ist Cornwall und sie würde gerne dort leben. Poppy ist Künstlerin und ist mit verschiedenen Aspekten des Kunstbetriebs vertraut. Deshalb ist es naheliegend, dass die befreundete Direktorin des Museums in Cornwall, Poppy bittet die Echtheit eines Matisse zu prüfen. Eine ihr unbekannte Frau hat behauptet, es sei eine Fälschung. Poppys Mann ist weniger begeistert, neigt Poppy doch dazu , in Kriminalfälle verwickelt zu werden und sich dadurch in Gefahr zu bringen.

Tatsächlich findet sich kurz darauf eine weibliche Leiche. Nun muss man wissen, dass Poppy die Gabe oder Fluch des Shinings besitzt. Ihr erscheinen Tote im Traum und sie kann mit ihnen kommunizieren. Das und ihre sehr ausgeprägte kriminalistische Neugier führen dazu, dass sie die Finger nicht vom Fall lassen kann. Ein renommiertes Kunstinternat scheint eine Rolle zu spielen. Oder ist der Lebensgefährte einer Bekannten der Übeltäter ?

Das ist meine erste Ermittlung zusammen mit Poppy und es dauerte ein paar Seiten, bis ich die Personen in ihrem Umfeld besser kannte.

Poppy erinnert mich im besten Sinne an eine junge Ausgabe der Miss Marple. Sie ist neugierig, lässt sich auch von einem Mordversuch nicht aus der Ruhe bringen und ermittelt under cover. Ihr zur Seite steht ihr Ehemann Barney, der sich ständig um sie sorgt, es gerne sähe, wenn sie sich auf die Kunst beschränken würde und dabei immer zur Stelle ist, wenn sie Unterstützung benötigt. Nicht zu vergessen ihre Terriermischling Torry, den ich ins Herz geschlossen habe und der mit seiner Spürnase einen wesentlichen Beitrag zur Fallaufklärung leistet.

Genauso sympathisch fand ich den Inspector Edwards, der sich auf seinen Ruhestand freut und Poppys Hilfe gerne annimmt.

Die Besonderheit des Krimis ist definitiv das Shining. In meinen Augen ein sehr gelungener Kunstgriff, weil ich dadurch vergangene Ereignisse durch die Augen der Toten hautnah miterlebe oder entscheidende Hinweise bekomme - definitiv eine andere Art des Rückblicks.

Ich fand den Krimi fesselnd. weil bis zur letzten Seite nicht alle Umstände geklärt sind und der Autor mich einige Male in die Irre leitet. Was ich angenehm fand, ich musste kein Mitleid mit den Tätern haben und der Gerechtigkeit wurde Genüge getan.

Einen schönen Rahmen für den unterhaltsamen und überzeugenden Kriminalfall bildet die malerische Landschaft Cornwalls, die der Autor zu meiner Freude nicht müde wird, zu beschreiben

Bewertung vom 20.05.2023
Spuren einer fernen Zeit
Borchert, Birgit

Spuren einer fernen Zeit


sehr gut

Eine junge Frau und die Liebe zur Paläontologie

Sophie von Mayden, Tochter aus großbürgerlichem Haushalt, verliebt sich auf den ersten Blick in das Dinosaurierskelet im Frankfurter Senckenberg Museum und nennt es liebevoll Dido. Auch ihr Berufswunsch ist damit entschieden. Sie will Paläontologie studieren und selbst solche Fossilien ausgraben. Leider durften Mädchen 1907 noch kein Abitur in Hessen machen, geschweige denn studieren. Durch ihre Beharrlichkeit erhält Sophie die elterliche Erlaubnis , eine ehrenamtliche Tätigkeit im Museum auszuüben. Hier überzeugt sie durch ihren Eifer und das selbst angeeignete Wissen. Sie darf sogar den Doktoranden Paul Klüver bei seiner Doktorarbeit unterstützen. Mit Feuereifer stürzt sie sich in die Aufgabe und entwickelt mehr als kollegiale Gefühle für Paul. Als er zu einer Forschungsexpedition nach Afrika aufbricht und es ablehnt, sie mitzunehmen, reist sie ihm hinterher.

Wie immer, wenn ich Bücher aus dieser Zeit lese, bin ich voller Wut, weil Frauen so auf die Rolle als Hausfrau und Mutter reduziert werden. Bildung war allenfalls erwünscht, um den Gatten glänzen zu lassen.

Gut, dass es Frauen wie Sophie gab, die die bereit waren, für ihre Träume zu kämpfen. Die Autorin vermittelt sehr realistisch , wie damals Frauen in den Naturwissenschaft belächelt oder auch mit Empörung betrachtet wurden. Was mir sehr gut gefallen hat, waren die Informationen über das Senckenberg Museum selbst und die Arbeitsweise der Paläontologen. Wenn man die Ausstellungsstücke sieht, macht man sich selten bewusst, wie viel Arbeit und Herzblut dahinter steckt.

Die Reise nach Afrika gestaltet sich als richtiges Abenteuer. Unglaublich, welche Vielzahl an Transportmittel man benötigt und wie lange es gedauert hat. Bei den Ausgrabungen blüht Sophie richtig auf. Die Zustände im Camp stören sie entgegen der Befürchtungen der männlichen Kollegen nicht, denn sie kann das tun, was sie schon immer wollte . selbst vor Ort forschen. Zurück zuhause ist sie nicht mehr bereit, ihr Ziel aufzugeben

Die Schilderung der konkreten Ausgrabungen fand ich spannend und hätte mir hier etwas mehr Ausführlichkeit gewünscht. Gut fand ich, dass die Autorin auch die Zustände in den Kolonien thematisiert., auch das wahrlich kein Ruhmesblatt .

Sophies Geschichte endet rundum positiv und in meinen Augen ein wenig zu harmonisch. Das tut dem Lesevergnügen aber keinen Abbruch und ich fand es toll, dass dieses Mal die Naturwissenschaften und die Rolle der Frauen darin Thema war.

Unbedingt erwähnen möchte das ausführliche und mit vielen zusätzlichen interessanten Anmerkungen versehene Nachwort der Autorin.

Bewertung vom 20.05.2023
Die einzige Frau im Raum / Starke Frauen im Schatten der Weltgeschichte Bd.4
Benedict, Marie

Die einzige Frau im Raum / Starke Frauen im Schatten der Weltgeschichte Bd.4


ausgezeichnet

Hedy Lamarr - die unterschätzte Frau
Hedy Lamarr war bis zur Lektüre dieses Romans eine unbekannte Größe für mich. Eine Hollywood-Legende war alles, was mir zum Namen einfiel. Dabei war Hedy so viel mehr und hätte eine Heldin sein können. Doch wie so oft hatte sie das falsche Geschlecht in einer von Männern dominierten Gesellschaft.

Die Autorin lässt Hedy, ihre Geschichte selbst erzählen. Das fand ich als Stilelement hier ausgesprochen gut gewählt, denn dadurch konnte ich mich vollkommen mit Hedy identifizieren und erlebte die Ereignisse intensiv und hautnah mit.

Die 18jährige Wiener Jüdin Hedy ist 1933 ein aufgehender Stern am Schauspielhimmel. Da kommt es zur schicksalshaften Begegnung mit dem reichsten Mann Österreichs und Waffenhändler Fritz Mandl. Er umwirbt sie und es kommt tatsächlich zur Heirat. Mandl verkehrt in den höchsten Kreisen der Politik und des Adels. Er macht sich stark für eine Zusammenarbeit mit Mussolini, um ein Gegengewicht zum Machtanspruch Hitlers zu haben. Durch Hedy lerne ich die Sichtweise Österreichs auf Hitler kennen und fand es sehr interessant und aufschlussreich.

Was als schöner Traum begann , wird rasch zur Ehehölle. Mandl behandelt Hedy wie eine Leibeigene und lässt sie keinen Schritt ohne Aufsicht tun. Ich habe sehr mit ihr gelitten und manches mal um ihr Leben gebangt. Als Mandl sich Hitler zuwendet, verlässt sie ihn und flieht nach Hollywood.

Wer nun glaubt der 2. Teil des Romans thematisiert Hedys Filmkarriere, ist vielleicht enttäuscht, denn ich lerne nun eine intelligente, uneitle und einsame Frau kennen. Hedy fühlt sich schuldig, weil sie Wien einfach verlassen hat, ohne den Versuch, den Politikern und dort ansässigen Juden , die Augen über Hitler und seine Vernichtungspläne geöffnet zu haben. Geradezu besessen versucht sie einen störungsfreien Funksender für Torpedos zu entwickeln, um so den Krieg zu beenden. Es gelingt ihr auch ein Patent dafür zu bekommen. Doch das Militär lehnt ab mit der Begründung, die Idee komme von einer Frau. Welch eine Verschwendung von Wissen und Möglichkeiten ! Ich war genauso enttäuscht wie Hedy und hätte vor Wut schreien können..

Besonders infam finde ich, dass viele Entwicklungen auf Hedys Erfindung aufbauen, denn Hedy hat nie Geld dafür bekommen und für mich noch beschämender keine persönliche Anerkennung.

Bewertung vom 18.05.2023
Mademoiselle Eiffel und der Turm der Liebe
Villard, Sophie

Mademoiselle Eiffel und der Turm der Liebe


sehr gut

Unterhaltsamer Blick auf den Bau des Eiffelturms
Das Buch erzählt die Geschichte des Eiffelturms von seiner Idee bis zur Einweihung anlässlich der Eröffnung der Weltausstellung 1889. Wenn man heute an Paris denkt, denkt man automatisch auch an den Eiffelturm - das Wahrzeichen der Stadt. Deshalb war ich überrascht zu lesen, dass sich besonders die Pariser Kunstszene, unter anderen Guy de Maupassant, den Turm komplett anlehnte und sich abwertend in der Presse zu Wort meldete. Genauso erstaunt hat mich, dass zwar die Stadt Paris die Auftraggeberin war, die Familie Eiffel aber den weitaus größeren Teil der Baukosten privat finanzieren musste und damit ein erhebliches finanzielles Risiko einging. Der Bau war in jeder Hinsicht eine Pionierleistung und die Autorin schildert anschaulich und verständlich einige der zu bewältigenden Probleme.

Gleichzeitig rückt der Roman eine Frau in den Mittelpunkt, ohne die der Bau nicht möglich gewesen wäre und die dennoch kaum Erwähnung findet : Claire Eiffel, die Tochter des Erbauers.

Über Nacht muss sie die Position der Privatsekretärin ihres Vaters übernehmen, was zur damaligen Zeit einiges Befremden auslöste. Sie war, heute würde man sagen für die Public Relations zuständig. Große Unterstützung erhält sie durch den amerikanischen Journalisten Gordon Bennet und lernt durch ihn viele interessante Zeitgenossen kennen.

Während der Turmbau voran schreitet, muss Claire um den Bestand ihrer Ehe fürchten.

Das Buch hat mich sehr gut unterhalten. Ich fand die Entstehung des Eiffelturms und die damit verbundenen Herausforderungen sehr spannend und interessant. Dadurch, dass die Autorin diesen eher nüchternen Sachverhalt mit der Geschichte Claires verknüpft, ist die Handlung lebendig und stellenweise sehr berührend. Ich habe Claire für ihren Ideenreichtum, Durchhaltevermögen und Empathie sehr bewundert. Es ist eine Schande, dass ihr Anteil am Bau des Pariser Wahrzeichens so wenig gewürdigt wird.

Ein lesenswerter Roman über eine bemerkenswerte Frau und ein gewagtes Unternehmen der Ingenieurskunst.

Bewertung vom 13.05.2023
Blutnarbe (eBook, ePUB)
Hofelich, Julia

Blutnarbe (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Linn unter Mordverdacht

Linn hat schmerzhaft gelernt, mit den Folgen eines Autounfalles vor 5 Jahren umzugehen. Da reißt der Telefonanruf von Betty Schneider, die damals für den Unfall verantwortlich gemacht wurde, alte Wunden auf. Kurz darauf wird Betty ermordet an der Stelle aufgefunden, an der damals der Unfall geschah. Und plötzlich findet sich Linn in der Täterrolle wieder. Linn sieht sich gezwungen, sich erneut mit den Ereignissen von damals auseinanderzusetzen , will sie ihre mögliche Unschuld beweisen.

Bisher wusste ich über Linns Vergangenheit nur, dass es einen schweren Unfall gab und sie ihre Stelle als erfolgreiche Wirtschaftsanwältin aufgeben musste. Nun werden die Ereignisse in Rückblicken erzählt. Linn war schön, erfolgreich, auf ihre Karriere fixiert und stand kurz davor ganz an die Spitze der weltweit renommierten Wirtschaftskanzlei zu gelangen. Nach dem dem Unfall hält sie einen ihrer Konkurrenten für den Täter. Geradezu besessen von seiner Schuld versucht sie, das zu beweisen und scheitert. Ich gebe zu, dass ich bei allem Verständnis von ihrem Verhalten unangenehm berührt war. Und nun muss sie erneut in die Vergangenheit eintauchen.

Gemeinsam mit Linn gehe ich durch einen Wald von Verrat, Lügen und Habgier, immer in der Gefahr, mich zu verirren. Jeder könnte der Täter sein. Sogar ich hatte Zweifel an Personen, die ich bisher als integer betrachtet habe.

Stück für Stück kommt die Wahrheit ans Licht und das Ausmaß an Skrupellosigkeit und Besessenheit hat mich schockiert und auch fasziniert.

Der Krimi bietet Spannung auf höchstem Niveau. Jeder Satz, jedes Wort ist mit Bedacht gewählt, um den Leser zu verwirren und auf eine falsche Spur zu schicken. Bemerkenswert finde ich, dass die Autorin dabei ohne blutige Details auskommt und allein mit Verdächtigungen und falschen Interpretationen diese fesselnde und bedrohliche Atmosphäre schafft.

Ich war regelrecht erleichtert, als der wahre Täter entlarvt wurde .

Ich kann das Buch jedem, der eine ausgefeilte und packende Geschichte liebt, ans Herz legen.

Bewertung vom 07.05.2023
Der König von Tiers
Dark, Simone

Der König von Tiers


sehr gut

Cosy Crime aus Südtirol
Die Winzertochter Simona hat alles, was sich eine junge Frau erträumt. Sie ist schön und beliebt. Sie ist die nächste Weinkönigin. Ihre Hochzeit steht kurz bevor und sie ist eine reiche Erbin. Ihr plötzliches Verschwinden macht alle ratlos. Magnabosco und seine Assistentin Pasqualina suchen fieberhaft nach ihr. Sie müssen feststellen, dass oftmals der schöne Schein trügt.

Für zusätzliche Unruhe sorgt Simonas Schwester Martha, die von sich behauptet, eine Schlernhexe zu sein. Und immer wieder erwachen Teile der Laurinsage zu neuem Leben.

Mein erster Antrieb, den Krimi zu lesen, war der Schauplatz der Handlung. Ich kenne die Gegend ein wenig aus sehr schönen Urlauben und wurde nicht enttäuscht. Die Schilderungen der Landschaft weckt tatsächlich wunderbare Erinnerungen. Doch auch die Handlung hat mich überzeugt. Die Suche nach Simona und die Geheimnisse, die dabei ans Licht kommen, waren fesselnd. Besonders gelungen fand ich die Verknüpfungen mit der Südtiroler Sagenwelt. Ich war immer im Zweifel, ob ich es mit einem wahnsinnig gewordenen Täter zu tun hatte oder einem skurrilem Anhänger der Laurinsage.

Die Lösung war in sich stimmig, ging mir persönlich aber etwas zu schnell. Zumal für mich das Motiv des Mörders nicht ganz klar wurde.

Insgesamt hat mir der Krimi gut gefallen. Das Ermittlerduo und besonders Magnabosco habe ich ins Herz geschlossen. Ich fand den Kommissar rundum sympathisch und habe aufrichtig mit ihm gelitten, weil er eine Diät und mehr Sport machen sollte.

Der Krimi ist in meinen Augen ein unterhaltsamer Cosy Crime, der als Bonus schöne Urlaubsgefühle weckt.