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friederickes Bücherblog
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Berlin
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Als Bücherblog rezensieren wir gerne unabhängig und redaktionell frei Bücher für Verlage und Autoren. Schicke uns bitte vorab eine kurze Anfrage (Buchtitel und Klappentext) per Mail. Verlage dürfen uns ebenfalls gerne kontaktieren. Unsere Schwerpunkte sind: Romane der Zeitgeschichte, Historische Romane, Frauenromane, Liebesromane und Biografien.

Bewertungen

Insgesamt 298 Bewertungen
Bewertung vom 15.03.2018
Die Oleanderfrauen
Simon, Teresa

Die Oleanderfrauen


ausgezeichnet

Wieder eine schöne Familiengeschichte

Das Cover

Das Cover ist in zarten harmonierenden Farben gehalten. Eine junge Frau blickt durch einen wunderschönen Park auf eine Villa und im Vordergrund leuchten die Zweige eines Oleanderstrauches. Das alles zusammen bildet den Inhalt des Bu-ches perfekt ab. Außerdem ist das Cover optisch an die zuvor erschienen Bücher von Teresa Simon angelehnt und schafft einen hohen Wiedererkennungswert. Der Klappentext, sowie die gesamte Aufmachung fördert die Neugierde und die Vor-freude.

Die Geschichte (Achtung Spoiler!)

Als Johanna Martens 2016 das Haus ihrer Mutter räumt, findet sie einen alten Pappkoffer, darin lagen Babysachen, ein Medaillon und ein Tagebuch. Dieses Ta-gebuch gehörte einer Sophie Terhoven, der Tochter eines reichen Kaffeebarons in Hamburg. Die Dreiundsiebzigjährige beginnt zu lesen und ist fasziniert von der jun-gen Frau und deren Kampf um ihre Liebe und ihr Glück. Etwas später trifft sie zufäl-lig auf die Cafébesitzerin Jule Weisbach und kann mit deren Hilfe nach und nach die Familiengeheimnisse auflösen.

Meine Meinung

Dieses Buch hat mich bereits im Prolog in seinen Bann gezogen und nicht mehr losgelassen. Die Geschichte wird wie von der Autorin gewohnt auf zwei Zeitebenen erzählt.
Einmal die Vergangenheit, die 1936 beginnt. Die Familie Terhoven verdient ihr Geld mit Kaffee und führt ein Leben in der feinen Gesellschaft. Wir lernen die Tochter, die junge Sophie kennen, die behütet aufwächst. Sie verliebt sich in Hannes den Sohn der Köchin, was nicht ohne Folgen bleibt. Wunderbar wird hier die Zeitge-schichte, vor allen Dingen, die schwierigen Zeiten des Nationalsozialismus, die Stimmungen gegen die jüdische Bevölkerung und andere Problematiken dieser Zeit in die Familiengeschichte eingewoben. Wir erfahren viel über den beginnenden Krieg und die folgenden schweren Kriegsjahre, sowie über den Feuersturm in Hamburg 1943. Und auch die Nachkriegszeit fordert von der Familie alle Anstren-gungen.
Der zweite Erzählstrang, spielt in der Gegenwart und beginnt mit Jule. Sie betreibt in Hamburg ihr kleines Café „Strandperle“, was nicht immer einfach ist. Um zusätzli-che Einnahmen zu generieren, bietet sie einen Service an, der Menschen hilft An-gehörige zu suchen, oder ihre Biografie aufzuschreiben. Dann lernt sie Johanna kennen und hilft ihr die Tagebücher von Sophie zu lesen und die Familienge-schichte ganz langsam ans Tageslicht zu holen. Die beiden Frauen freunden sich an.
Die Autorin lässt auch dieses Mal wieder die beiden Erzählstränge auf feine subtile Art mit viel Können und guter zeitgeschichtlicher Recherche langsam zusammen-wachsen. Dabei sorgen die stetigen Wendungen durchgehend für Spannung. Alle Protagonisten, egal ob Haupt- oder Nebenfigur, sind fantastisch erarbeitet und ihre Charaktere leben die Familiengeschichte authentisch. Sie gestatten mir ganz nah bei den Geschehnissen dabei zu sein, was eben ein wirklich gutes Buch ausmacht. Über den Schreibstil der Autorin müssen wir nicht mehr explizit reden, sie schafft es, wie immer in ihren Büchern, ihre Geschichten so authentisch zu erzählen, dass man als Leser angefüllt ist von Emotionen, Mitgefühl und Begeisterung. Einen Kri-tikpunkt habe ich aber. Die Schriftart, die für das Tagebuch ausgewählt wurde, war mit Verlaub ein Griff, der daneben ging. Das Lesen war anstrengend, die Konzent-ration gestört. Ich bin mir sicher, dass der Verlag das auch festgestellt hat. Es ist da-her wünschenswert, dass sich das in der Folge ändert.
Ich konnte insgesamt das Buch bis zur letzten Seite einfach nicht mehr aus der Hand legen. Und als Sahnehäubchen obendrauf lernte ich viel über Kaffee, über das Rösten und über feinen Kaffeeduft. Und ach ja, die tollen Kuchenrezepte aus Jules Café werde ich sicher ausprobieren.
Das Buch bekommt eine ausdrückliche Leseempfehlung.

friedericke von "friederickes bücherblog"

Bewertung vom 16.02.2018
Wie der Drache zu seinem Personalausweis kam

Wie der Drache zu seinem Personalausweis kam


sehr gut

Ja, wie fange ich an? Ich habe dieses Mal eine etwas andere Herangehensweise an die Bewertung gewählt, als ich es sonst tue. Warum? Bücher aus dem Genre Fantasy lese ich nicht oft. Gelegentlich versuche ich aber darin Erfahrungen zu sammeln. Immer wieder stelle ich fest, dass es mir nicht leichtfällt, mich in andere Wesen hineinzuversetzen. So war es auch hier. Meine Fantasie von Mensch zu Drache ist also nicht sehr ausgeprägt. Aus diesem Grund lasse ich hier aus, etwas über den Inhalt und die Protagonisten der Geschichte sagen zu wollen.
Dennoch kann man als Vielleser und Rezensent vieles erkennen und dies, obwohl das Buch nicht zu vergleichen ist mit anderen Büchern dieses Genre, die ich bisher lesen durfte.
Es ist, so finde ich, kein übliches Fantasy-Buch. Man muss daher ohne Vorstellungen und Zuordnungen hineinlesen und man muss sich vor allen Dingen darauf einlassen. Ich finde, es ist in einer wunderbaren Sprache geschrieben. Der Autor wählte die „Ich-Form“ und erzählte aus der Sicht eines Bloggers der Beiträge postet, Einträge seiner Leser sichtet und diese auch beantwortet. Es hat mich nie gelangweilt und ich habe mich köstlich amüsiert, auch wenn ich manches natürlich nicht fachmännisch verstanden habe. Wie Lucius aber die Blogleser mit seinen Abenteuern unterhält und ihre Fragen beantwortet ist absolut köstlich.
Ich bin der Meinung, dass jeder Leser für sich selbst herausfinden muss, wie dieses etwas andere Buch bei ihm ankommt. Diese Erfahrungen zu sammeln und der andere Blick, um auf diese Geschichte zu schauen, hat sich für mich aber gelohnt. Es ist eine erstklassige Unterhaltung. Daher eine Leseempfehlung.

friedericke von "friederickes bücherblog"

Bewertung vom 16.02.2018
Marlenes Geheimnis
Riebe, Brigitte

Marlenes Geheimnis


ausgezeichnet

Ein bewegender Roman

Das Cover
Das Cover zeigt eine junge Frau, die auf einen See blickt. Die hellen zarten Farben, das Kleid, das an die Fünfziger Jahre erinnert, sowie der See mit seinen Booten und den Bergen im Hintergrund, treffen perfekt die Geschichte am Bodensee.

Die Geschichte (Achtung Spoiler!)
Christiane auch Nane genannt ist auf dem Weg von Frankfurt an den Bodensee. Ihre Großmutter Eva ist gestorben und sie möchte ihr die letzte Ehre erweisen. Auch ihre Mutter Victoria kommt zur Beerdigung. Allerdings versteht die sich nicht gut mit ihrer Schwester Marlene, die inzwischen die Geschäfte der Mutter übernommen hat. Deshalb reist Vicky nach der Beerdigung auch gleich wieder ab.
Nane geht es persönlich gerade nicht so gut und sie entscheidet sich etwas länger bei ihrer Tante zu bleiben, um eine Auszeit von ihrem Leben in Frankfurt zu nehmen.
Marlene übergibt ihr ein Buch mit den Lebenserinnerungen ihrer Großmutter Eva Menzel aus den Jahren 1938 bis 1953. Sie beschreibt darin ausführlich ihr nicht einfaches Leben in Reichenberg (Sudetenland). Während ihr der Vater das Schnapsbrennen beibrachte, wurde ihre Mutter eine Alkoholikerin. Doch dann musste ihr Vater an die Front. Von da an begann die Zeit des Krieges, die Vertreibung und die Flucht.

Meine Meinung
Was für ein Buch!
Die Geschichte wechselt zwischen zwei Zeitebenen. Zum einem aus der Vergangenheit, aus Böhmen und Mähren, dort aus Reichenberg, dem heutigen Liberec. Im Jahre 1945 wurde das Gebiet wieder der Tschechoslowakei zugeordnet und die dort lebenden Deutschen wurden enteignet und vertrieben. Evas Aufzeichnungen berichten über die schlimme Kriegszeit und die Erlebnisse der Frauen in den Lagern, zwischen Hunger, Elend und dem Neubeginn an einem anderen Ort.
Und in der Gegenwart taucht Nane in die Memoiren ihrer Oma ein und verschiebt immer wieder ihre Abreise, weil sie so fasziniert ist. Nebenbei kümmert sie sich um ihre Tante Marlene und fragt sich, warum diese und ihre Mutter sich einfach nicht verstehen. Dann trifft sie einen alten Freund, den sie aus ihrer Jugendzeit und ihren Ferienbesuchen gut kennt. Der wiederum bittet sie, ihm zu helfen, die Aufzeichnungen seines ebenfalls verstorbenen Großvaters zu entschlüsseln. Von jetzt auf gleich, treten Geheimnisse hervor, die die Vergangenheit in einem völlig anderen Licht zeigen.
Die Autorin schreibt in einer leicht verständlichen und sehr fesselnden Sprache. Die Figuren sind wunderbar erarbeitet. Jeder und jede wird dem zugedachten Charakter gerecht. Besonders Nane und Eva lassen mich in ihr Leben, sie lassen mich mitfühlen und auch mitleiden. Die Schauplätze sind wunderbar beschrieben. Man darf eintauchen, als wäre man mittendrin. Gänsehaut pur! Die Perspektivwechsel tragen stets dazu bei, dass die Spannung hochgehalten wird. Nie gibt es das Gefühl zu wissen, wie es weitergeht. Immer wieder kommt eine neue überraschende Wendung. Besonders die Einbindung der gut recherchierten Zeitgeschichte, sorgt dafür, dass dieser beeindruckende Roman entstehen konnte.
Mein Fazit ist, dass dieses Buch ein Stück deutsche Geschichte erzählt, sie ist perfekt integriert in eine spannende Familiensage. Drei starke Frauen, die uns letztendlich zur Dankbarkeit auffordern, in einer anderen Zeit leben zu dürfen. Dieses Buch wird 2018 bestimmt zu meinen Lieblingsbüchern gehören. Und deshalb spreche ich eine ausdrückliche Leseempfehlung aus.

friedericke von "friederickes bücherblog"

Bewertung vom 09.02.2018
Die Farbe von Winterkirschen
Copleton, Jackie

Die Farbe von Winterkirschen


ausgezeichnet

Ein sehr beeindruckendes Buch

Cover:


Das Cover zeigt die japanische Schneekirsche in voller Blüte auf zartem Hintergrund. Titel und Abbildung laden zusammen mit dem Klappentext ein, wissen zu wollen, was die Geschichte bereithält.


Die Geschichte (Achtung: Spoiler!):


Ameratasu Takahashi hat sich mit ihrer Tochter verabredet, um über den Mann zu reden, den Yoko liebt und den sie als Mutter verachtet. Aber sie kommt zu spät. Es ist der Tag und die Stunde, als die Bombe fällt. Sie verliert dabei ihre Tochter und ihren Enkelsohn und gibt sich selbst die Schuld am Tod ihrer Tochter. Mit ihrem Mann wandert sie nach Amerika aus und vergräbt sich Jahrzehnte in ihrem Kummer. Bis eines Tages ein junger Mann vor ihrer Tür steht und behauptet ihr Enkelsohn zu sein.


Meine Meinung:


Das Buch beginnt mit dem Trauma der Atombombe von Hiroschima. Auch wenn man weiß, was damals passierte, ist die geschichtliche Einbettung in das direkte Leben einer Familie eine andere Empfindung, als die Kenntnisse aus dem Geschichtsbuch. So tauchte ich aus der Perspektive von Ameratasu in die furchtbaren Geschehnisse ein.

Die Figuren sind wunderbar und feinfühlig ausgearbeitet. Alle Charaktere sind glaubhaft und strahlen das aus, was man ihnen zugeschrieben hat. Sie sind authentisch und nehmen die Leser emotional sehr mit.

Der Schreibstil ist gut verständlich, sehr differenziert und präzise schildernd. Die Autorin wahrt etwas Distanz zu den Geschehnissen und erhebt damit jederzeit den Anspruch, die eingearbeitete Zeitgeschichte nicht zu übertreiben. Die Liebesgeschichte ist in die schrecklichen Geschehnisse sehr feinsinnig und ohne Klischees eingearbeitet. Die Schauplätze sind sehr genau beschrieben und lassen es zu, anschaulich nach Japan zu reisen.

Das Buch erwartet beim Lesen volle Aufmerksamkeit, da es nicht nur die Geschichte von Ameratasu und ihrem Enkel erzählt, sondern häufig die Perspektive wechselt und viele zeitliche Sprünge vornimmt. Dabei nutzt die Autorin nicht die Chronologie der Ereignisse, sondern bindet Lebensabschnitt zu Gedanken, oder schildert Vorkommnisse ohne einen zeitlichen Bezug. Das ist aber sehr positiv zu bewerten, weil die Erzählung an Intensität, Spannung und Verständnis gewinnt. Zu Beginn eines Kapitels erfahren wir eine Begrifflichkeit über die japanische Kultur, die gerade in diesem Abschnitt eine Bedeutung hat.

Dieses Familiendrama wird neben den Erinnerungen von Ameratasu, auch aus dem Tagebuch ihrer Tochter Yoko und Briefen von Shige geschildert. Insgesamt entsteht ein ziemlich komplexes Bild, getragen von japanischen Traditionen und Werten, ein Bild das außerdem die Vergangenheit der Protagonisten, die geschichtlichen Ereignisse und die neue Zeit miteinander verbindet. Im Mittelpunkt stehen eine unendlich tragische Familientragödie und die Folgen vom 09. August 1945.

Ein Buch mit hohem Anspruch auf ebenso hohem Niveau. Ein Buch, das einem nach einer schweren Reise durch die Vergangenheit, einen Abschluss präsentiert, der etwas aufatmen lässt. Von mir gibt es eine ausdrückliche Leseempfehlung.

Friedericke von „friederickes Bücherblog“

Bewertung vom 26.01.2018
Liebe M. Du bringst mein Herz zum Überlaufen
Paulsen, Anna

Liebe M. Du bringst mein Herz zum Überlaufen


sehr gut

Ein anmutiger Roman zum Träumen

Das Cover

Das Cover sagt alles über den Inhalt. Ein Briefumschlag, der passende Stift, zarte Blumen für die Romantik und ein ebenso zartes Farbenspiel als Hintergrund. Den Titel muss man etwas genauer betrachten, weil er ein bisschen ausladend ist. Aber das Gesamtbild und der Klappentext versprechen eine romantische Liebesgeschichte.

Die Geschichte (Achtung Spoiler!)
Matilda lebt sehr zurückgezogen in ihrer Dachwohnung. Ihr Alltag ist gut strukturiert. Alles ist durchdacht und Überraschungen mag sie gar nicht. Am Tage geht sie in ihrer Arbeit auf dem Amt für nicht zustellbare Post auf. In ihrer Freizeit widmet sie sich hauptsächlich Büchern. Auch sonst ist sie eher altmodisch und verzichtet auf ein Smartphone und andere Errungenschaften. Von der Liebe will sie persönlich nichts wissen. Als sie eines Tages in ihrem Büro einen alten Brief findet, fühlt sie, dass sie ihn nicht vorschriftsmäßig behandeln kann, weil es um eine herzbewegende Liebesgeschichte geht. Aus diesem Grund verlässt sie ihre selbstgewählte Einsamkeit. Sie will mehrere Jahrzehnte später diesen Brief zustellen, weil die beiden Liebenden das nach ihrer Meinung verdient haben. Ob ihr das noch rechtzeitig gelingt?

Meine Meinung

Die ersten Seiten des Buches haben mich etwas angestrengt, denn ich musste mich gewissermaßen mit Matildas Art, träumerisch durch die Welt zu laufen, erst einmal anfreunden. Ihre Gedanken waren nämlich unentwegt im Einsatz. So ging sie bei einer Verkäuferin eine lange geistige Namensliste durch und fragte sich, welcher eventuell und vielleicht zu der Frau an der Kasse passen könnte. Ähnlich machte sie es mit Menschen die ihr zufällig begegneten, indem sie dann unendlich viele Berufe abcheckte, die auf diese Person passen könnten. Wobei es dabei nicht ausbleibt, dass die Realität manchmal eine andere ist. Hinzu kam ihre doch sehr altmodische Lebensweise, ihre Lust möglichst mit ihren Büchern alleine zu sein, weder ein Smartphone, noch einen Führerschein besitzen zu wollen. Auch will sie nicht mit Kollegen den Feierabend genießen. Aber sie ist eine liebenswerte Protagonistin, die ich ins Herz geschlossen habe, der ich nach und nach aufgrund ihrer Kindheit viel Verständnis entgegenbrachte.
Die Geschichte wird aus der Perspektive vom Matilda erzählt, die uns ganz tief in ihre Welt, ihre Gedanken eintauchen lässt. Alle weiteren Figuren sind sehr gefühlvoll ausgearbeitet und wunderbar in die Geschichte eingebettet. Die Schauplätze sind sehr gut beschrieben, sodass man als Leser gerne dabei ist.
Als eines Tages ein Nachbar ihre Hilfe benötigt und sie außerdem einen Brief findet, muss sie aus ihrer kleinen selbstgebauten Welt heraustreten, was ihr dann ermöglicht weiteren unzustellbaren Liebesbriefen ihre Aufmerksamkeit zu schenken. Ab diesem Zeitpunkt schreitet auch die Geschichte mit Wendungen und Überraschungen voran. Das alles geschieht in einer vielfältigen, leicht verständlichen und gefühlvollen Sprache.
Insgesamt eine romantische Liebesgeschichte, mit Liebesbriefen die zum Träumen einladen. Ein Buch das Wohlbefinden, gute Laune und auch Lebensmut verbreitet. Ein Lesevergnügen genau richtig für triste Wintertage.
Ich spreche meine ausdrückliche Leseempfehlung aus.

friedericke von "friederickes bücherblog"

Bewertung vom 11.01.2018
Glanzvolle Zeiten / Das Gutshaus Bd.1
Jacobs, Anne

Glanzvolle Zeiten / Das Gutshaus Bd.1


sehr gut

Der Beginn einer spannenden Familiensaga

Das Cover

Das Cover passt prima zu den Inhalten des Buches. Ein Gutshaus, grüne Landschaften und eine junge Frau aus glanzvollen Zeiten. Die Aufmachung schließt sich an die Tuchvilla an und festigt so den Wiedererkennungswert der Autorin. Der Klappentext ist perfekt gewählt.

Die Geschichte (Achtung Spoiler!)
Franziska Kettler macht sich kurz nach der Wende auf den Weg in die alte Heimat. Sie will das Gut ihrer Familie, von dem sie in den Wirren des Krieges, zusammen mit ihrer Mutter vertrieben wurde, sehen. Mit ihren stolzen siebzig Jahren muss sie dann eine Aufregung nach der anderen erleben. Und natürlich sieht das Gutshaus nicht mehr so aus, wie sie es in Erinnerung hat. Es ist heruntergekommen und beschädigt. Alles hat sich verändert, die Gebäude, der Park, das Dorf und das ganze Umfeld. Die Leute treten ihr mit Misstrauen entgegen. Ein herzlicher Empfang ist das nicht. Aber die Magie der Vergangenheit, die Erinnerung an die glanzvollen Zeiten und die Gedanken an ihre einst große Liebe Walter, lassen sie trotz aller Widrigkeiten ihre Ziele verfolgen.

Meine Meinung

Anfänglich brauchte ich etwas, um die Protagonisten zu verinnerlichen. Eine ohnehin schon große Familie mit auch noch vielen Verwandten, die da gleich zu Beginn zu einem Festessen aufschlagen, dazu jede Menge Personal, forderte mich schon sehr heraus, damit ich mir deren Namen alle merken und zuordnen konnte.
Die Geschichte wird über zwei Zeitebenen erzählt. Einmal aus den neunziger Jahren, gleich nach der Wende und in Rückblenden aus der Zeit vor und während des Zweiten Weltkrieges. Ich finde die Figuren gut ausgearbeitet und ihre Charaktere glaubhaft, sodass ich mich sehr gut einfühlen konnte. Sie ließen mich auch alle emotional an den Geschehnissen teilhaben. Die Schauplätze sind bis ins kleinste Detail bildhaft beschrieben und die Einarbeitung der Zeitgeschichte beruht auf einer guten Recherche. Was mir nicht so gut gefallen hat, war der anfänglich harte Einsatz von Ossi Klischees. Ich weiß sehr wohl, dass es in dieser Zeit viel Misstrauen im Umgang miteinander gab und die Enteignungen für alle Seiten nicht einfach zu Händeln waren, aber das war mir etwas zu hart.
Die Geschichte wurde außerdem aus verschiedenen Perspektiven erzählt und schrieb sich in ihrem Spannungsbogen stets fort, sodass die Lust am Lesen und die Neugierde erhalten blieben. Dass die Autorin in einer gut verständlichen und auch flüssigen Sprache schreibt, kennen wir bereits aus ihren anderen Veröffentlichungen. Natürlich ist es so, dass man ab und zu erahnt was gewesen sein könnte, oder was jetzt kommt. Und das Ende, das war mir etwas zu einfach, nach dem was wir auf mehreren hundert Seiten zuvor gelesen haben. Aber das schadet der Erzählung in keinem Fall.
Insgesamt ein spannendes Buch, das die schlimme Zeit des Krieges, die dazugehörigen schweren Lebensbedingungen der Menschen und die starken Veränderungen durch die Teilung Deutschlands in die Geschichte einbindet.
Ich habe mich wunderbar unterhalten gefühlt und freue mich schon auf den zweiten Teil der Familiensaga.
Aus diesem Grund spreche eine nachdrückliche Leseempfehlung aus.

friedericke von "friederickes bücherblog"

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 10.01.2018
Jakob der Lügner (MP3-Download)
Becker, Jurek

Jakob der Lügner (MP3-Download)


ausgezeichnet

Hoffnung – Wahrheit – Lüge

Das Cover

Das Cover ist trist und grau. Die Bäume spielen im Buch eine Rolle, obwohl sie eigentlich gar nicht da sein dürften. Aber hier müsste ich zu viel Spoilern, um das zu erklären. Und in der Mitte steht ein Mensch. Der Autor Jurek Becker. Insgesamt finde das Cover sehr gelungen.

Die Geschichte (Achtung Spoiler!)

Jakob der Jude lebt in einem Ghetto, indem er und viele andere auf den Abtransport warten. Als er sich auf der Wache melden muss, hört er im deutschen Radio von einer Schlacht um Bezanika. Dieses Wissen schmückt er damit aus, dass er erzählt, die Russen und die Befreiung sei nicht mehr weit weg. Er verteilt damit Hoffnung und hält andere Menschen davon ab, ihrem Leben ein Ende setzen zu wollen. Er erfindet immer neue Geschichten und behauptet, er hätte ein Radio. Damit wird sein Radio zum Hoffnungsträger. Irgendwann gibt er dann zu, gar kein Radio zu besitzen, aber keiner will ihm glauben. Die Juden werden dennoch abtransportiert und die Russen kommen, aber sie kommen leider viel zu spät.

Meine Meinung

Dieses beeindruckende Werk wurde schon so oft besprochen, denn das Buch ist lange bekannt. Wie ich gelesen habe ist es auch im Schulunterricht im Einsatz. Außerdem ist der Autor ein Künstler des Erzählens, sodass ich keine übliche Rezension verfassen möchte.
Die Geschichte wird von einem Erzähler vorgetragen, der Jakob kennt und diesem ganz nahe ist. Das Buch hat relativ wenig Dialoge und deshalb liegt die Konzentration auf dem Erzähler. Der Autor schildert die Geschehnisse rund um Jakob Heym und andere Bewohner in einer großartigen, lebhaften und bildhaften Darstellung, dass die Gänsehaut und das Mitgefühl sich als Dauergast einmieten. Man blickt in die Seelen und die Geschehnisse jener Zeit. Jurek Becker kann das so genau und so präzise berichten, weil er selbst in einem Ghetto war. Beeindruckend auch, wie die Lüge zur Wahrheit und die Wahrheit zur Lüge wird. Ein vielfach ausgezeichneter Autor, der von mir nicht rezensiert werden muss. Seine Lebensleistung und sein Erfolg sprechen für sich. Ein ergreifendes Buch, das jeder einmal gelesen haben sollte.
Wer aber diese Erzählung mit einem weiteren Tiefgang anreichern möchte, der sollte zu dem neuen Hörbuch greifen. Zum ersten Mal liegt eine ungekürzte Fassung vor. Der Schauspieler August Diehl versteht es, die Geschichte auf zurückhaltende Art, mit kraftvoller Stimme zu einem Hörgenuss werden zu lassen.
Ich spreche eine nachdrückliche Empfehlung aus.
friedericke von "friederickes bücherblog"

Bewertung vom 04.01.2018
Ehemänner
Attenberg, Jami

Ehemänner


sehr gut

Der schwierige Weg aus der Einsamkeit
Cover

Das Cover hat mich ehrlich gesagt nicht angesprochen. Aber das ist meine individuelle Einschätzung. Und auch der Titel hat meine Neugierde nicht geweckt. Aber der Klappentext, der hat mich neugierig gemacht. Ich fand, dass es eine interessante Geschichte sein könnte.

Die Geschichte (Spoiler!):

Jarvis Miller lebt in New York. Ihr Mann liegt seit sechs Jahren im Koma. Er ist ein Künstler, ein Maler. Seither lebt sie zurückgezogen in der gemeinsamen Wohnung und trauert. Immer wieder wird sie von Galeristen und anderen Kunstbesessenen bedrängt, Ausstellungen zuzustimmen, weil der künstlerische Wert nach dem Unfall in die Höhe schnellte.
Eines Tages ist ihre Waschmaschine kaputt und sie sucht einen Waschsalon auf. Dort lernt sie drei Ehemänner kennen, die sich regelmäßig treffen. Sie freundet sich mit diesen an und beginnt langsam wieder am Leben teil zu nehmen, fängt an die Einsamkeit abzustreifen und möchte nicht mehr diese halbe Witwe sein.
Dann findet sie auch noch eine Reihe von Fotos, die ihr Dinge zeigen, von denen nicht nie gedacht hätte, dass es sie geben könnte.

Meine Meinung:

Ich habe mir einige Tage Zeit gelassen, um diese Rezension zu schreiben. Warum? Es war keine einfache Meinungsbildung. Es handelt sich einerseits um ein belastendes Schicksal, das Betroffene auf jeden Fall aus der Bahn werfen kann. Und andererseits kommt das Buch mit einer gewissen Leichtigkeit und manchmal auch Ironie, gar schwarzem Humor daher, was vielleicht dabei helfen kann, die Einsamkeit eines schwierigen Lebens zu verlassen. Dieser Gegensatz, das ist etwas, was mich irritiert hat, obwohl ich natürlich weiß, dass es von der Autorin so beabsichtigt ist.

Ich teile meine Bewertung deshalb in zwei Bereiche ein. Zunächst meine gefühlsmäßigen Gedanken, die mir diese Probleme bereiten. Da ist eine Frau, die jahrelang nur davon lebt, ab und zu ein paar Bilder ihres Mannes zu verkaufen und ihn regelmäßig zu besuchen. Eine Frau, die ansonsten in der Einsamkeit ihre Zuflucht sucht. Eines Tages muss sie in die Wäscherei, wie wir ja wissen. Dort sind drei Ehemänner (Hausmänner), die mir mit ihren Charakteren viel zu flach sind und die drei sind dann auch noch der Auslöser, dass Jarvis beginnt ihr Leben zu überdenken. Auch die vielen Rückblenden und die gedankliche Aufarbeitung ihres ganzen bisherigen Lebens und ihrer Trauer waren zumindest in der ersten Hälfte des Buches immer wieder der Schwerpunkt und das war mir auch etwas zu viel.

Der zweite Bereich ist die Umsetzung. Die Autorin hat eine tolle Art verständlich und spannend zu schreiben. Der schon erwähnte schwarze Humor, die Ironie, die Leichtigkeit und dann wieder Melancholie ließen mich mit der Geschichte mitgehen. Immer wieder musste ich die Situation dieser Ehe, die ja keine sein kann, beleuchten, darüber nachdenken, wie ein Weg zurück ins Leben sein könnte. Auch das ist ein Gegensatz, wenn man ein Buch nicht weglegen kann, obwohl man manches kritisch hinterfragt. Es ist in einer wunderbaren Sprache verfasst. Außerdem sind die Schauplätze und das Leben in New York so gut beschrieben, dass man sich das sehr präzise vorstellen kann.

Zusammengefasst ist es für mich so, dass meine gefühlten Eindrücke einzig und allein meine persönlichen Ansichten sind und dieses jeder Leser wohl anders einordnen wird. Das Buch aber, ist aufgrund des Themas, der Herangehensweise der Autorin, und der speziellen Umsetzung mittels der Sprache, sehr gelungen. Ich bin der Meinung, dass es eine gute Bewertung und eine Leseempfehlung verdient hat.

Friedericke von „friederickes Bücherblog“