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Benutzername: 
dorli
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Berlin
Buchflüsterer: 

Bewertungen

Insgesamt 883 Bewertungen
Bewertung vom 08.11.2018
Alchimie einer Mordnacht
Black, Benjamin

Alchimie einer Mordnacht


sehr gut

Prag im Dezember 1599. Christian Stern, ein junger Gelehrter aus Regensburg, will am Hof von Rudolf II. Karriere machen. Kaum in der Stadt an der Moldau angekommen, findet er die Leiche der 16-jährigen Magdalena Kroll. Stern gerät in Verdacht, die junge Frau ermordet zu haben, wird aber schon nach kurzer Zeit wieder entlastet. Kaiser Rudolf höchstpersönlich betraut den jungen Gelehrten mit der Aufgabe, Magdalenas Mörder ausfindig zu machen…

In seinem historischen Roman „Alchimie einer Mordnacht“ entführt Benjamin Black den Leser in das ausgehende 16. Jahrhundert nach Prag. Es gelingt dem Autor ganz ausgezeichnet, den Leser mit der gegebenen Situation vertraut zu machen. Sowohl die düstere, frostige Atmosphäre des frühneuzeitlichen Prags wie auch der persönliche Hintergrund Sterns, die rätselhaften Mordfälle, in die der junge Gelehrte unversehens schlittert und die Vorgänge am Hof des Kaisers werden vom Autor interessant und detailreich beschrieben. Ruckzuck ist man mittendrin in einer Welt aus Lug und Trug, Machtgier, Intrigen, Verschwörung und Verrat.

Sehr gut gefallen hat mir, dass Benjamin Black für Sterns Part die Ich-Perspektive gewählt hat und ihn selbst von seinen Erlebnissen erzählen lässt, da man so alles, was den Gelehrten beschäftigt und was ihm während seiner Zeit in Prag widerfährt, sehr intensiv miterlebt.

Neben den fiktiven Figuren bevölkern auch zahlreiche historische Persönlichkeiten diesen Roman. So begegnet man im Verlauf der Handlung neben Rudolf II. u.a. auch dessen Geliebter Katharina Strada, die hier unter dem Pseudonym Caterina Sardo auftritt, seinem Kammerdiener Philipp Lang, dem englischen Alchimisten und Spiritisten Edward Kelley, der Dichterin Elisabeth Johanna von Weston und auch Tycho Brahe und Johannes Kepler. Die Kombination von fiktiven und historischen Akteuren ist Benjamin Black hervorragend gelungen, das Zusammenspiel aller ist gut durchdacht und funktioniert prima.

Ein wenig schade ist es, dass die Krimihandlung von dem Intrigenspiel so weit in den Hintergrund gedrängt wird. Ich hatte gehofft, dass Stern umfassender ermitteln würde, aber er lässt sich treiben und von den finsteren Machenschaften und vielfältigen Verwicklungen mitreißen. Die Informationen, die zur Aufklärung der Mordfälle führen, schnappt er dabei eher zufällig auf.

„Alchimie einer Mordnacht“ ist eine spannende Geschichte über das alte Prag, randvoll mit hinterhältigen Intrigen, aber nicht der Kriminalroman, den ich erwartet habe.

Bewertung vom 07.11.2018
Stick oder stirb! / Kommissar Siegfried Seifferheld Bd.7
Kruse, Tatjana

Stick oder stirb! / Kommissar Siegfried Seifferheld Bd.7


ausgezeichnet

Schwäbisch-Hall. Siegfried Seifferheld, ü-sechzigjähriger Ex-Kommissar und leidenschaftlicher Sticker, gibt seit kurzen einen Stickkurs in der JVA. Zu den Teilnehmern gehört auch Pjotr Jagelovsk, ein greiser Russenmafioso. Der schwerkranke Pjotr hat beschlossen, seine letzten Tage nicht hinter schwedischen Gardinen zu verbringen und einen spektakulären Fluchtplan ausgeklügelt. Die Flucht gelingt - dummerweise stecken Siggi und sein Hund Onis plötzlich ungewollt mittendrin in der Befreiungsaktion und werden kurzerhand als Geiseln mitgenommen. Klar, dass Familie und Freunde nicht lange zögern, sondern alle Hebel in Bewegung setzen, um Siggi und Onis aus den Fängen des Bösen zu befreien. Nicht ruhig und mit Bedacht, sondern eher explosiv-ungestüm gehen sie dabei zu Werke – die Seifferhelds sind eben nicht zu bremsen, wenn einer der ihren in Gefahr ist….

…und damit nimmt ein großartiges Spektakel seinen Lauf – auf den Leser wartet ein herrlich turbulentes Abenteuer mit viel Wortwitz, bissigen Dialogen und reichlich Situationskomik.

„Stick oder stirb!“ war mein erster Ausflug in das Seifferheld-Universum und ich bin rundum begeistert von Siggi und seinem Anhang. Auch ohne Kenntnis der vorherigen Bände war ich schnell mit den Akteuren vertraut – das skurrile Personal, das Tatjana Kruse hier ins Rennen schickt, muss man einfach mögen. Jeder Einzelne bringt mit seinen Eigenarten, Besonderheiten und Macken eine Menge Schwung in die Handlung und trägt damit kräftig zur Unterhaltung bei.

Wortwitzig, pointenstark, situationskomisch, spannend – Tatjana Kruse sorgt mit ihrem siebenten Seifferheld-Krimi für pures Lesevergnügen.

Bewertung vom 06.11.2018
Der letzte Sterz
Pfeifer, Günther

Der letzte Sterz


ausgezeichnet

Bei der Kriminalpolizei Wien landet wieder einmal eine Bitte um Amtshilfe. Diesmal ist sich Gruppeninspektor Hawelka allerdings sicher, dass der Kelch an ihm und seinem Partner Schierhuber vorübergeht, denn nicht Hofrat Zauner selbst trifft die Auswahl, welche Ermittler in die Provinz entsendet werden, sondern der Kollege Henk. Doch alles Hoffen ist sinnlos… Kurze Zeit später sitzen Hawelka und Schierhuber in Schierhubers Benz und düsen ins weststeirische Stainz. Hier wurde Herwig Mitteregger ermordet, in Beton gegossen und auf dem Sockel zur Schau gestellt, wo eigentlich die Statue des Erzherzogs Johann hingehört…

„Der letzte Sterz“ ist bereits der vierte Fall für die beiden spätberufenen Wiener Mordermittler Josef Hawelka und Sepp Schierhuber – dieser Krimi ist aber auch ohne Kenntnis der vorherigen Bände bestens verständlich.

Günther Pfeifer wartet auch in diesem Krimi mit einer riesigen Portion Humor auf. Wortwitz, gesellschaftskritische Ironie, spritzige Dialoge in Mundart und jede Menge Situationskomik beleben durchweg das spannende Geschehen. Besonders begeistert haben mich wieder einmal die zum Teil recht skurrilen Figuren. Jeder Einzelne bekommt schnell ein Gesicht und bringt mit seinen Eigenarten, Besonderheiten und Macken eine Menge Schwung in die Handlung, so dass bis zum dramatischen Finale für lebhafte Unterhaltung gesorgt ist.

Die beiden Ermittler wirken bei ihren Nachforschungen immer etwas behäbig und scheinen mehr an Gelagen im Wirtshaus interessiert zu sein als an kriminalistischer Arbeit. Aber der Eindruck täuscht – sie haben alle Vorgänge in und um Stainz fest im Blick und rücken der Wahrheit und damit auch dem Mörder immer dichter auf den Pelz. Und wenn Josef und Sepp doch einmal nicht vorankommen, dann greift das allwissende Auskunftsbüro Berlakovic unterstützend ein und hilft den Buben auf die Sprünge.

Das Lesen hat großen Spaß gemacht - „Der letzte Sterz“ ist ein vergnüglicher Krimi, der mit seinem schrägen Humor von der ersten bis zur letzten Seite kurzweilige Unterhaltung bietet.

Bewertung vom 06.11.2018
Quittengrab
Kasperski, Gabriela

Quittengrab


ausgezeichnet

Zürich. Der jüdische Autor Dan Weisz ist aus London angereist, um auf einer Lesung im Schauspielhaus seinen ersten Thriller vorzustellen. Zu den zahlreichen Zuschauern gehören nicht nur ein paar alte Studienfreunde von Weisz, auch Commissario Werner Meier ist anwesend. Als Weisz während der Pause in einem Waschraum niedergestochen wird, steht Meier vor der Frage, ob es sich bei der Tat um einen Terroranschlag oder eine persönliche Attacke handelt. Da eine kurz nach dem Überfall im Internet aufgetauchte Videobotschaft den Verdacht auf einen rechtsradikalen Hintergrund bekräftigt, ermittelt Beanie Barras - Meiers ehemalige Assistentin, neu bei der Kripo Zürich – gemeinsam mit ihrem alten Chef in diese Richtung…

Zita Schnyder, die sich gerade zu einer Veranstaltung nach London aufmacht, wird von Meier beauftragt, sich ein wenig im privaten Umfeld des Autors umzusehen…

Währenddessen stoßen Helen Himmel und Lilo Lienert in Waldbach bei der Suche nach einem alten Brunnen in einem Quittenhain auf menschliche Knochen und alarmieren Meier…

„Quittengrab“ ist bereits der vierte Fall für Werner Meier und Zita Schnyder – der Krimi ist aber auch ohne Kenntnis der vorherigen Bände bestens verständlich.

Gabriela Kasperski hat einen angenehm zu lesenden Schreibstil und versteht es ganz ausgezeichnet, die Spannung schon nach wenigen Seiten auf ein hohes Level zu katapultieren. Das Attentat auf Weisz wirft im Verlauf der Handlung immer neue Fragen auf, so dass man durchweg prima mit den Ermittlern über Täter, Motive, Zusammenhänge und Hintergründe miträtseln und mitgrübeln kann.

Der Krimi besticht vor allen Dingen durch ein abwechslungsreiches Geschehen und einen vielschichtigen Handlungsaufbau – eine Vielzahl an Personen, häufige Perspektivwechsel, unterschiedliche Schauplätze und diverse Nebenhandlungen verlangen besonders auf den ersten Seiten konzentriertes Lesen, um nicht den Faden zu verlieren. Einmal eingelesen, ist es aber ganz leicht, die Übersicht über diese Vielfalt zu behalten und es macht Spaß, den Akteuren zu folgen und ihre Ideen, Überlegungen, Bedenken, Erfolge, Fehlschläge und sonstigen Erlebnisse zu teilen.

„Quittengrab“ hat mir sehr gut gefallen – ein kurzweiliger, gut durchdachter Krimi, der mit interessanten Charakteren und einer fesselnden Handlung zu überzeugen weiß.

Bewertung vom 05.11.2018
Der Teufel von Wacken
Denzau, Heike

Der Teufel von Wacken


ausgezeichnet

Itzehoe. Ulf Baumann plant mit seinen Söhnen Jannek und Roman sowie seinem Kumpel Devil einen neuen Coup: Sie wollen zeitgleich zwei Juweliere im Zentrum Itzehoes überfallen. Doch die Aktion läuft aus dem Ruder - als Juwelier Alexander Kromme eine Waffe auf die Diebe richtet, zögert Devil nicht und schießt Kromme mit seiner MP nieder…

„Der Teufel von Wacken“ ist bereits der sechste Fall für Lyn Harms und ihr Team – für mich war dieser Krimi der erste, bei dem ich den Ermittlern von der Kripo Itzehoe über die Schultern geschaut habe. Ich war schnell mittendrin im Geschehen und hatte schon nach wenigen Seiten das Gefühl, mit allen Akteuren gut vertraut zu sein.

Heike Denzau lässt den Leser nicht nur an den Ermittlungen in diesem brisanten Fall teilhaben, man begleitet auch die Banditen auf Schritt und Tritt und erlebt so Planung und Durchführung der Überfälle, die spektakuläre Flucht sowie das weitere Vorgehen intensiv mit. Obwohl man aufgrund dieser Erzählweise nicht wie bei anderen Krimis über Täter und Motiv miträtseln kann, bleibt die Handlung hochgradig spannend, da die Autorin mit Devil einen Bösewicht ins Rennen schickt, der von Anfang bis Ende unberechenbar ist, und man daher nie weiß, in welche Richtung sich das Geschehen drehen wird.

Die Autorin hat ein sehr gutes Händchen für Figuren. Die Akteure bekommen allesamt schnell ein Gesicht, wirken echt und handeln glaubwürdig. Besonders gut gefallen haben mir die Dialoge, weil Heike Denzau ihre Akteure mit unterschiedlichen Sprechweisen ausgestattet hat. Die derbe Sprache der Räuber, das muntere Geplänkel in den Familien, die Frotzeleien unter den Polizeikollegen – je nach Situation und Personenkreis ändern sich Ton und Wortwahl. Das macht die Handlung besonders lebhaft und authentisch.

Auch die Darstellung der Schauplätze ist sehr gut gelungen, vor allen Dingen das Festivalgelände in Wacken und die zum Teil recht skurrilen Besucher werden sehr bildlich beschrieben, so dass man sich die Gegebenheiten dort prima vorstellen kann.

„Der Teufel von Wacken“ hat mir sehr gut gefallen - ein Krimi, der mit interessanten Charakteren und einer überaus spannenden Handlung punkten kann.

Bewertung vom 05.11.2018
Das Blut des Löwen / Robin Hood Bd.3
Lorne, Mac P.

Das Blut des Löwen / Robin Hood Bd.3


ausgezeichnet

Frankreich/England 1204. Robin Hood und seine Frau Marian leben als Baron und Baronin de Lisse gemeinsam mit ihrem Ziehsohn Fulke ein beschauliches Leben in der Gascogne. Dass er ein illegitimer Sohn von Richard Löwenherz’ ist, ahnt der 8-jährige Fulke nicht einmal. Als Robin zu Ohren kommt, dass König John nach dem Tod von Königin Eleonore Suchtrupps durchs Land schickt, die nach einem Sohn Richards Ausschau halten sollen, wird die Gefahr für den lebhaften Jungen, der seinem Vater wie aus dem Gesicht geschnitten ist, auf dem kleinen Anwesen am Fuße der Pyrenäen zu groß. Robin beschließt, Fulke als Knappe an den Hof von König Sancho von Navarra zu bringen…

Mac P. Lorne stellt in dem dritten Teil seiner Robin-Hood-Reihe die tyrannische Herrschaft König Johns, den Weg zur Magna Carta sowie den 1. Krieg der Barone in den Mittelpunkt des Geschehens.

König John regiert mit brutaler Hand, das Land ist ausgeblutet und zerstritten. William Marschal, der Earl von Pembroke, befürchtet aufgrund der mangelnden Wehrhaftigkeit eine Invasion der Franzosen und bittet Robin Hood, für England zu kämpfen. Der legendäre Held kehrt in den Sherwood Forrest zurück…

Mac P. Lorne wartet auch in diesem Band wieder mit einer wahren Fülle an historischen Fakten und Themen auf und lässt den Leser damit an den vielfältigen Ereignissen, die die Menschen im 13. Jahrhundert in Westeuropa bewegt und beschäftigt haben, teilhaben. Der Autor erzählt dabei so fesselnd und unterhaltsam, dass jede Etappe, die Robin & Co. in diesem Roman zu meistern haben, zu einem spannenden Abenteuer wird. Geschickt platzierte Wendungen sorgen dafür, dass die Geschichte immer wieder neuen Schwung bekommt und die Sogwirkung bis zur letzten Seite nicht abreißt.

„Das Blut des Löwen“ hat mich rundum begeistert – eine gelungene Verknüpfung von historischen Fakten, Spannung und Unterhaltung, die schwungvoll erzählt wird und mir eine interessante, kurzweilige Zeitreise beschert hat.

Bewertung vom 30.10.2018
Der Spielmann / Die Geschichte des Johann Georg Faustus Bd.1
Pötzsch, Oliver

Der Spielmann / Die Geschichte des Johann Georg Faustus Bd.1


ausgezeichnet

Oktober 1486. Knittlingen, ein kleiner, beschaulicher Ort im Kraichgau. Hier ist der 8-jährige Johann zu Hause. Johanns Kindheit ist kein Zuckerschlecken, denn er wird drangsaliert und schikaniert, weil er anders als die anderen Kinder ist – klüger, lernfreudig, wissbegierig. Außerdem ist Johann fasziniert von den Gauklern, die zum alljährlichen Herbstmarkt in die Stadt kommen, besonders ein unheimlicher Zauberer zieht den Jungen in seinen Bann: Tonio del Moravia.
Als Johann acht Jahre später – seine große Liebe Margarethe hat ihn verstoßen und er wird von dem Mann, den er bisher für seinen Vater gehalten hat, aus dem Haus geworfen – auf Wanderschaft geht, trifft er erneut auf den mysteriösen Zauberer, der sich selbst als fahrender Astrologe und Chiromant bezeichnet. Tonio schlägt Johann einen Pakt vor: weil er Johann das Leben gerettet hat, soll dieser ihm für zunächst ein Jahr als Trickser dienen. Johann geht auf den Handel ein und damit beginnt für den jungen Mann eine lehrreiche Zeit voller Höhen und Tiefen…

In seinem historischen Roman „Der Spielmann“ erzählt Oliver Pötzsch den fesselnden Werdegang des Johann Georg Faustus – des wohl größten Magiers des 16. Jahrhunderts. Er war Alchemist, Wahrsager und Quacksalber. Ein Hochstapler und Scharlatan. Der Leser begleitet diesen Mann, um den sich nur wenige Wahrheiten, dafür aber umso mehr Legenden ranken, auf seiner Reise quer durch die deutschen Lande und verfolgt dabei gleichzeitig dessen Weg von einem wissensdurstigen Kind zu einem vielseitig gelehrten Mann, der mit dunklen Mächten in Berührung kommt.

Der Autor hat die wenigen historischen Fakten, die über das Leben des „Glücklichen“ bekannt sind, mit einer spannenden fiktiven Geschichte verknüpft und lässt diesen Roman so zu einem interessanten, kurzweiligen Abenteuer werden. Schon nach wenigen Seiten ist man mittendrin im Geschehen und damit in einer Welt aus Aberglauben, Zauberkunst, Astrologie und Scharlatanerie - der Roman entfaltet ruckzuck eine Sogwirkung, der man sich als Leser nicht entziehen kann.

Oliver Pötzsch erzählt sehr anschaulich und wartet mit einer Fülle von Details auf. Man kann sich nicht nur die Schauplätze und die vorherrschenden Gegebenheiten bestens vorstellen, auch die Akteure werden facettenreich beschrieben und bekommen allesamt schnell ein Gesicht. Zudem gelingt es dem Autor, seiner Geschichte eine düstere, magische Atmosphäre zu verleihen. Etwas Gruseliges schwingt durchweg mit der Handlung mit und macht das Lesen dieses ersten Bandes von Pötzschs Faustus-Serie damit zu einem besonderen Erlebnis.

„Der Spielmann“ hat mich rundum begeistert – die gut ausbalancierte Mischung aus historischen Fakten, fiktiver Handlung, Spannung und Abenteuer hat mich von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt. Absolute Leseempfehlung für alle, die historische Geschichten mit einem mystischen Touch mögen.

Bewertung vom 11.10.2018
Die Party
Winner, Jonas

Die Party


sehr gut

Es ist der 31. Oktober 2018. Brandon Hill hat zehn ehemalige Schulkameraden zu einer Halloweenparty eingeladen, eine 1980er Revivalparty. Die Party wird zu einem Spektakel der besonderen Art – Brandons idyllisch auf einem Felsplateau hoch über den Wäldern gelegener Glasbungalow wird für die Gäste zu einer tödlichen Falle, nur einer von ihnen wird am Ende überleben, so ist es geplant…

Jonas Winner versteht es ganz ausgezeichnet, die Spannung schon nach wenigen Seiten auf ein hohes Level zu katapultieren. Der Thriller wird fesselnd erzählt und entwickelt schnell einen Sog, dem man sich als Leser nicht entziehen kann.

Besonders gut gefallen hat mir, dass der Autor das Geschehen aus unterschiedlichen Perspektiven präsentiert, da man so einen guten Einblick in die Ansichten, Überlegungen und Reaktionen aller Akteure bekommt. Die häufigen Perspektivwechsel erfordern allerdings konzentriertes Lesen. Gerade am Anfang ist es nicht leicht, den Überblick über die Gäste zu behalten, da ist die Gästeliste am Ende des Buches eine gute Hilfe.

Da Gastgeber Brandon, tödlich getroffen von einem herabfallenden Kronleuchter, als erster die Bühne verlassen hat, wird allen anderen schnell klar, dass es in ihrem Kreis einen Verräter geben muss, der in die Pläne für die Gruselnacht eingeweiht ist. Das erhöht die Anspannung unter den Anwesenden enorm, und das Misstrauen wächst, während die mörderischen Spielchen ihren Lauf nehmen. Es gelingt Jonas Winner ganz hervorragend, dem Leser diesen wachsenden Argwohn zu vermitteln, der zwischen den immer weniger werdenden Teilnehmern herrscht. Geschickt lenkt der Autor den Blick des Lesers dabei in unterschiedliche Richtungen, so dass man prima über Drahtzieher und Hintergründe miträtseln und mitgrübeln kann.

„Die Party“ hat mir sehr gut gefallen. Besonders spannend war es, das Miteinander und Gegeneinander der Akteure zu beobachten. Neben Spannung und Nervenkitzel hat der Thriller auch eine große Portion 80er-Jahre-Feeling im Gepäck.

Bewertung vom 10.10.2018
Der Tod bohrt nach
Archan, Isabella

Der Tod bohrt nach


ausgezeichnet

Dr. Leocardia Kardiff wird wieder einmal von ihrer grenzenlosen Neugierde gepackt. Dass Notfallpatient Dietrich Möwe etwas von „um Leben und Tod“, „Gift“ und „seine liebste Annika erretten“ murmelt und ihre Praxis ohne Behandlung mit dem Versprechen, zur nächsten regulären Sprechstunde wiederzukommen, fluchtartig verlässt, macht Leo zunächst nur stutzig. Als Möwe jedoch nicht wie versprochen erscheint und sie zudem erfährt, dass eine Studentin namens Annika mit gleicher Wohnanschrift wie Möwe vermisst wird, erwacht der Spürsinn der Hobbydetektivin…

„Der Tod bohrt nach“ ist bereits der dritte Fall für die 45-jährige Zahnärztin aus Köln, der Krimi ist aber auch ohne Kenntnis der vorherigen Bände bestens verständlich.

Isabella Archan hat einen sehr unterhaltsamen Schreibstil, der den Leser schnell in das Geschehen hineinzieht. Die Autorin erzählt den Krimi nicht nur aus Sicht von Hobbydetektivin Leo, sondern präsentiert das Geschehen aus unterschiedlichen Perspektiven, so dass man auch einen guten Einblick in die Ansichten und Beweggründe der weiteren Akteure erhält. Dazu gehört neben dem offiziellen Ermittler – Hauptkommissar Jakob Zimmer, Leos Liebster und natürlich ganz und gar nicht begeistert von ihrer Schnüffelei und ihren spontanen Alleingängen – zum Beispiel auch der Mörder.

Besonders gut gefallen hat mir, dass die Autorin für Leos Part die Ich-Perspektive gewählt hat und Leo selbst von ihren Erlebnissen erzählen lässt, da man so alles, was die Zahnärztin beschäftigt und was ihr während ihrer Ermittlungen widerfährt, sehr intensiv miterlebt.

Nicht nur die Ermittlungen wirbeln Leos Alltag durcheinander, auch ihr Familienleben ist überaus turbulent – dafür sorgt neben ihren pubertierenden Zwillingstöchtern ganz besonders Leos Vater, der völlig überraschend bei ihr einzieht und sich zudem berufen fühlt, sich als ehemaliger Inhaber der Praxis in Leos Behandlungsmethoden einzumischen.

Amüsiert habe ich mich auch über Britti Poster, geschwätzige Zahnarzthelferin und äußerst unterhaltsame Nebendarstellerin. Britti hat einen vermeintlichen Bösewicht im Visier und macht sich gemeinsam mit Leos Vater daran, ihren eigenen Fall zu lösen.

Das Lesen und Mitermitteln hat großen Spaß gemacht - „Der Tod bohrt nach“ ist ein humorvoller Krimi, der von der ersten bis zur letzten Seite kurzweilige, spannende Unterhaltung bietet.

Bewertung vom 09.10.2018
Aberglaube und Geschäfte
Gantert, Susanne

Aberglaube und Geschäfte


sehr gut

Wolfenbüttel im Winter 1582/83. Konrad von Velten, von Herzog Julius von Braunschweig-Wolfenbüttel als Kriminalist verpflichtet, wird von seinem Dienstherrn mit einem neuen Fall betraut. Im Wald ist die schrecklich zugerichtete Leiche eines Säuglings gefunden worden. Herzog Julius drängt auf eine zügige Aufklärung des Falls, da der Finder des Leichnams etwas vom Teufel gefaselt hätte und der Herzog befürchtet, dass Aberglauben und Hexenangst geschürt würden – etwas, dass er gerade jetzt, kurz vor Beginn der Gespräche um die „Formula Concordiae“ in Quedlinburg, gar nicht gebrauchen kann…

In ihrem historischen Roman „Aberglaube und Geschäfte“ wartet Susanne Gantert mit einer kurzweiligen Mischung aus spannendem Kriminalfall und historischen Fakten auf und lässt damit diesen dritten Band um den Juristen und Ermittler Konrad von Velten zu einer fesselnden Zeitreise werden.

Auch ohne Kenntnis der ersten beiden Bände war ich schnell mittendrin im Geschehen und hatte Dank geschickt eingefügter Rückblenden nicht das Gefühl, dass mir zum Verständnis dieses Krimis irgendwelche Informationen gefehlt haben.

Der Täter ist ein alter Bekannter Konrads, der immer wieder mit spöttischen Versen auf sich aufmerksam macht. Er folgt einem ausgeklügelten Plan und rückt seinen Zielen, das Herzogtum wirtschaftlich zu ruinieren und sich selbst zu bereichern sowie sich gnadenlos an denen zu rächen, die seiner Gier nach Macht und Reichtum in früheren Jahren im Weg standen, immer näher.

Obwohl schon früh klar ist, wer hier sein Unwesen treibt, bleibt die Geschichte bis zum Schluss spannend, da Konrad - aufgrund von privaten Angelegenheiten, die ihn mächtig in Atem halten - mit seinen Ermittlungen immer zwei Schritte zu langsam zu sein scheint und es lange so aussieht, als würde er, trotz tatkräftiger Unterstützung seitens seiner Familie, nicht in der Lage sein, dem Bösewicht und seinem miesen Spiel das Handwerk zu legen.

„Aberglaube und Geschäfte“ hat mir sehr gut gefallen – eine gut ausbalancierte Mischung aus Spannung und Historie, die mit interessanten Charakteren und einer fesselnden Handlung punktet.