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Dreamworx
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Berlin

Bewertungen

Insgesamt 1369 Bewertungen
Bewertung vom 01.01.2022
Die Schokoladenfabrik - Die Tochter des Apothekers / Die Stollwerck-Saga Bd.1
Eder, Rebekka

Die Schokoladenfabrik - Die Tochter des Apothekers / Die Stollwerck-Saga Bd.1


sehr gut

Ein Stück Schlaraffenland
1838 Köln. Als älteste Tochter übernimmt Anna Sophia seit dem Tod der Mutter nicht nur die Aufsicht über ihre Geschwister, sondern arbeitet auch in der Apotheke ihre Vaters Gottfried mit, denn sie interessiert sich nicht nur für natürliche Heilkräfte und Kräuter, sondern hat inzwischen auch eigene Hustenbonbons entwickelt, in dessen Genuss nicht nur die eigene Familie kommt, sondern auch bei den Kunden Absatz finden. August, der Geselle, wäre für ihren Vater der geeignete Heiratskandidat für Anna Sophia, könnte dieser doch später die Apotheke übernehmen. Allerdings hat Anna Sophia in dem Zuckerbäcker Franz Stollwerck bereits die Liebe ihres Lebens gefunden. Als die beiden heiraten, bedeutet dies gleichzeitig den Bruch mit Vater Gottfried, der die Entscheidung seiner Tochter nicht akzeptieren kann. Schon bald versuchen Anna und Franz, die Hustenbonbons in ihrer eigenen Bäckerei zu verkaufen…
Rebekka Eder hat mit „Die Tochter des Apothekers“ einen unterhaltsamen Auftakt für ihre historische Schokoladenfabrik-Saga vorgelegt, der die Anfänge der späteren Schokoladendynastie Stollwerck beschreibt und sich aus einer Mischung von Fiktion und Realität zusammensetzt. Der flüssige, farbenprächtige und gefühlvolle Erzählstil lässt den Leser eine Reise ins vergangene 19. Jahrhundert antreten, wo er über einen Zeitraum von 1938 bis 1849 Anna Sophia und Franz Stollwerck bei ihren ersten Schritten zur Gründung des späteren Schokoladenimperiums begleitet, aber auch die Geschicke von Annas Schwester Wilhelmine miterleben darf. Die Autorin hat ihre Handlung sehr schön aufbereitet, liefert einen gut recherchierten Hintergrund, vor dem sie ihre Geschichte ablaufen lässt, und pflegt dabei sowohl gesellschaftskritische als auch politische Themen mit ein. Die Rolle der Frau war zu der Zeit eine dem Manne untergeordnete, sie war hauptsächlich für Haushalt und Kinder zuständig und durfte kein eigenes Geschäft führen. Anna Sophia widersetzt sich schon früh den Wünschen des Vaters, der sie in eine arrangierte Ehe drängen will, um einen Nachfolger für seine Apotheke zu bekommen. Aber auch Tochter Wilhelmine verweigert dem Vater den Gehorsam und stellt sich auf eigene Füße. Auch eine Exkursion in Sachen Heilkräuter und – kunst darf der Leser während der Lektüre genießen, die Herstellung von Medikamenten ist ebenso interessant wie der zur damaligen Zeit gepflegte Aberglaube. Die bildhaften Beschreibungen lassen beim Leser ein Kopfkino anspringen, dem er sich kaum entziehen kann, so dass er regelrecht durch die Seiten fliegt und hautnah an den wechselnden Handlungssträngen regen Anteil nimmt.
Die Charaktere sind abwechslungsreich und liebevoll ausstaffiert und mit Leben versehen, ihre authentischen Eigenschaften lassen die Nähe zum Leser zu, der mit ihnen bangt, hofft und fiebert. Anna Sophia ist eine Frau, die ihr Ziel klar vor Augen hat und keine Abstriche machen will. Mutig trifft sie schwerwiegende Entscheidungen, um ihr Glück zu finden. Wilhelmine ist ebenfalls eine starke Persönlichkeit, die ihren eigenen Weg sucht und dafür einiges in Kauf nimmt. Vater Gottfried ist ein Mann seiner Zeit, der sich den gesellschaftlichen Konventionen verpflichtet fühlt und dadurch seine Töchter verliert. Franz ist ein fleißiger und warmherziger Mann, der mit Sophia eine Einheit bildet. August ist ein rachsüchtiger Ehrgeizling, der sich die Apotheke unter den Nagel reißen will, koste es, was es wolle. Aber auch Kasper und andere Protagonisten verleihen dieser Geschichte einiges an Farbintensität und Spannung.
„Die Tochter des Apothekers“ ist ein unterhaltsamer historischer Schmöker voller Familiengeschichte, Geheimnissen, Intrigen, mutiger Frauen und geschichtlichem Hintergrund, der den Leser in eine vergangene Zeit entführt und alles hautnah miterleben lässt. Verdiente Leseempfehlung für ein schönes Kopfkino und kurzweilige Lesestunden!

4 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 01.01.2022
Der Silberfuchs meiner Mutter
Hotschnig, Alois

Der Silberfuchs meiner Mutter


sehr gut

„Nichts ist so wechselhaft wie Identität.“ (Stefan Hölscher)
1942. Die norwegische Krankenschwester Gerd Hörvold hat sich mit dem deutschen Soldaten Anton Halbleben eingelassen und ist schwanger geworden. Deshalb gilt sie in ihrer Heimat als Nazi-Hure als persona non grata. Sie reist von Norwegen ins österreichische Hohenems, um bei Antons Familie unterzukommen, bis dieser aus dem Krieg zurückkehrt. Aber seine Familie will nichts von ihr wissen, auch Anton lässt sie fallen und bricht jeden Kontakt ab. Sohn Heinz wird Ende 1942 geboren und kommt erst in einem Lebensbornheim unter und danach in eine Pflegefamilie, wo ihn seine Mutter 1946 mit Hilfe des Roten Kreuzes wiederfindet und zu sich nimmt. Doch auch bei seiner Mutter, die erneut geheiratet hat, wird Heinz immer ein Außenseiter sein, denn sein Stiefvater lehnt ihn ab und auch die eigene Mutter hat nicht viel Liebe für ihn übrig. So irrt Heinz aufgrund der dauerhaften Ablehnung seines engsten Umfeldes viele Jahre durch sein Leben auf der Suche nach seiner wahren Identität, wird Schauspieler und erst im Alter von 60 Jahren unternimmt er einen neuen Versuch, seinen Wurzeln näher zu kommen…
Alois Hotschnig hat mit „Der Silberfuchs meiner Mutter“ einen sehr komplexen Roman vorgelegt, der mit einer berührenden Lebensgeschichte überzeugen kann, die sich aus Fiktion und Wahrheit zusammensetzt. Der Erzählstil ist emotional, wenn nicht gerade einfach zu lesen, spiegelt aber sehr gut die Zerrissenheit des Protagonisten Heinz wieder, der sein gesamtes Leben auf der Suche ist und dessen Erinnerungen mit Träumereien vermischt für den Leser eine Herausforderung darstellen. Oftmals wird man das Gefühl nicht los, der Autor habe seine eigenen Erfahrungen zu Papier gebracht. In Ich-Form erhält der Leser Einblick in die Erinnerungen des inzwischen gealterten Heinz, der innerhalb der Ehe seiner Mutter so einiges zu ertragen hatte: einen Stiefvater, der ihn zwar verachtet, aber ihn als Hilfskraft gern für sich arbeiten ließ. Die Mutter, die allen Fragen konstant aus dem Weg ging und ihm sogar Schuldgefühle verursachte, da sie immer epileptische Anfälle bekam, wenn er eine Aussprache wollte. Der leibliche Vater, der ihn als 16-jährigen verleugnet und ihm eine erlogene Geschichte vorgaukelt, um dann Jahrzehnte später endlich doch einzugestehen, dass Heinz sein Sohn ist. Heinz verarbeitet seine Erfahrungen als Schauspieler auf der Bühne, seine Seele jedoch findet dadurch kaum Linderung, zu schwer nagen die Ablehnung und die unbeantworteten Fragen an ihm. So wie Heinz wird es vielen in jener Zeit geborenen Kindern gegangen sein, die bei ihren Fragen immer wieder auf eine Mauer des Schweigens gestoßen sind und nur unter schwierigsten Bedingungen ihrem Ziel vielleicht ein Stück näher kamen.
Die Charaktere werden erst nach und nach für den Leser zugänglich, der die Geschichte zu Beginn mit Distanz liest. Doch je mehr er in die Erinnerungen von Heinz eintaucht, umso mehr kann er die Gefühlslage von Heinz nachvollziehen. Heinz ist ein zutiefst zerrissener Mensch, der seine Erfahrungen in seinen Rollen auslebt, um irgendwie damit umgehen zu können. Er fühlt sich seiner Identität beraubt, belogen und abgelehnt, ist jedoch mutig und stark genug, immer wieder Anlauf zu nehmen und den Dingen auf den Grund zu gehen. Seine Mutter ist eine verletzte Frau, die sich vor ihrem Sohn die Blöße nicht geben will, eine uneheliche Mutter zu sein und die Ausgrenzungen, deren sie ausgesetzt war, preiszugeben. Anton verleugnet fast sein ganzes Leben die Beziehung zu Heinz‘ Mutter und seine Vaterschaft, doch am Ende seines Lebens kommt ihm die Erkenntnis, dass er der Welt mit Heinz doch etwas hinterlässt.
„Der Silberfuchs meiner Mutter“ ist eine Suche nach der eigenen Identität und eine gleichzeitig Tragödie, die nach dem Krieg viele ereilt hat. Die Sprachlosigkeit der damaligen Generation, die Vorbehalte sowie die Härte gegenüber seinen eigenen Kindern sind schwer zu ertragen, doch sind sie ein Zeitzeugnis für eine ve

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 30.12.2021
Mach dich locker
Berg, Ellen

Mach dich locker


ausgezeichnet

„Lieben heißt Kontrolle verlieren.“ (Paul Coelho)
Perfektionistin Marie hat alles unter Kontrolle: ihre Familie, ihr Leben, sich selbst. Dass sie dabei ihrem Ehemann und ihren Kindern damit extrem auf die Nerven geht, merkt sie gar nicht. Ehemann Alexander bringt sich zur Abwechslung auf Abwege und amüsiert sich lieber mit Hippie-Babette, der Marie auf einem Elternabend begegnet und mit deren Art sich Marie so gar nicht anfreunden kann. Als ein Hexenschuss Marie in den Rücken fährt und sie vor lauter Schmerz wie eine Schildkröte auf dem Rücken verharren muss, gerät ihr wohlgeordnetes und kontrolliertes Leben außer Kontrolle und macht sich selbständig…
Ellen Berg hat mit „Mach dich locker“ einen sehr unterhaltsamen Roman vorgelegt, der nicht nur mit witzigen Einlagen punkten kann, sondern den Lesern und Leserinnen auch den Spiegel vorhält, um das eigene Leben mal zu reflektieren, denn wer von uns will nicht möglichst alles im Griff behalten. Der flüssige, farbenfrohe und humorige Erzählstil schleudert den Leser mitten in Maries Leben hinein, wo er sich ihrer herrischen Art gegenüber sieht, mit der sie sämtliche Belange der Familie dirigiert. Keine Herausforderung ist vor ihr sicher, die Lösung liegt ihr praktisch immer auf der Zunge. So kommandiert sie ihren Ehemann und ihre Kinder tagaus tagein durch deren Leben und jongliert mit deren Zeit, so dass sich alle Dinge immer erledigen lassen. Nur hat sie dabei vergessen, dass nicht jeder so gestrickt ist wie sie und lieber gemächlicher durchs Leben geht, wobei er Fünfe gerade sein lässt. Nicht so Marie, bei ihr ist alles sekündlich durchgetaktet. Doch wer mag schon so durchs Leben gehen, wenn es an Spontanität und Überraschungen fehlt? Aber mal ehrlich, viele von uns finden uns in Marie wieder, denn der heutige Alltag verlangt geradezu nach guter Planung, um alles unter einen Hut zu bringen, wobei das Sozialleben ziemlich auf der Strecke bleibt. Mit viel Witz und Humor laviert Berg den Leser durch ihre Handlung, doch insgeheim ertappt dieser sich beim Lesen dabei, sich selbst zu hinterfragen, denn manche Szenen kommen einem wie ein Déjà-vu vor. Und während Marie eine ungewollte Auszeit hinnehmen muss, erkennt auch sie, dass das eigentliche Leben an ihr vorbei rauscht vor lauter Kontrollzwang und dass sich unbedingt etwas ändern muss. Berg bringt es auf den Punkt: Kontrolle ist gut, leben ist besser!
Die Charaktere sind wie aus dem täglichen Leben gegriffen und überzeugen mit glaubwürdigen menschlichen Eigenschaften, die sie dem Leser ganz nahe bringen. Dieser folgt ihnen gern, nicht ohne sich selbst bei vielen Dingen zu hinterfragen. Marie ist eine patente Frau, die alles unter Kontrolle hat, nicht nur sich selbst, sondern auch ihr Umfeld. Sie wirkt auf den ersten Blick herrisch, aber insgeheim zeigt sie Unsicherheit, den Alltag ohne ihre Perfektion nicht meistern zu können und deshalb vielleicht nicht geliebt zu werden. Ehemann Alexander ist der Perfektionsdrang seiner Gattin ein Gräuel, dem er entfliehen will. Schwiegermutter kommt aus einer Zeit, als die Dinge noch anders gehandhabt wurden. Babette lässt alle Fünfe gerade sein und lebt lieber in den Tag. Sie alle, einschließlich Teenie-Sohn und Assistentin Scarlett machen die Geschichte zu einem Pageturner mit eingeschlossenem Selbstfindungstrip.
„Mach dich locker“ ist nicht nur unheimlich witzig und unterhaltsam, sondern vor allem ein Fingerzeig, sich selbst mal zu hinterfragen. Wunderbar ironisch und mit vielen Lebensweisheiten gespickt, klebt der Leser an den Seiten, während er so manche Situation aus dem eigenen Leben vor Augen hat. Absolute Leseempfehlung!

3 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 30.12.2021
Der Glanz des Südsterns (eBook, ePUB)
Haran, Elizabeth

Der Glanz des Südsterns (eBook, ePUB)


sehr gut

Gefühlvolle Outbackreise
1918 England. Die Krankenschwester Elena lernt während ihrer Arbeit den Arzt Lyle MacAllister kennen. Schon bald verlieben sich die beiden, doch Lyle ist bereits verlobt. Er verlässt Elena, um in seine Heimat zurückzukehren und dort seine Verlobte zu heiraten, die ein Kind von ihm erwartet. Dass Elena ebenfalls von ihm schwanger ist, weiß er nicht. Elena hält ihre Schwangerschaft geheim und gehorcht ihrem Vater, den von ihm ausgewählten Ehemann zu heiraten: den Italiener Aldo, mit dem sie nach der Hochzeit nach Australien auswandert, um dort im Outback eine Farm zu betreiben. Doch das Leben dort ist nicht so einfach, Elena muss ebenfalls überall mit anpacken, damit die kleine Familie einigermaßen über die Runden kommt. Nach vielen Jahren will es ein Zufall, dass sich Elena und Lyle plötzlich wieder aufeinander treffen…
Elizabeth Haran hat mit „Der Glanz des Südsterns“ einen unterhaltsamen und berührenden Liebesroman vorgelegt, der den Leser für eine schöne Auszeit in die Vergangenheit und nach Australien katapultiert. Der flüssige, farbenprächtige und gefühlvolle Erzählstil lässt den Leser schnell an Elenas Seite gleiten, wo er ihr bei ihren Erlebnissen über die Schulter schauen darf. Elena erleidet mit ihrer ersten großen Liebe Schiffbruch und muss sich den Gegebenheiten fügen. Im vergangenen Jahrhundert wurde zu ihrer Zeit eine unverheiratete schwangere Frau von der Gesellschaft ausgegrenzt. So macht Elena das Beste daraus, ihren Zustand zu verheimlichen und lässt sich auf eine arrangierte Ehe ein, die ihr Vater vermittelt hat. Die Reise vom beschaulichen England in die australische Wildnis ist ein regelrechter Kulturschock für Elena, die Arbeit auf der Farm ist hart und jeden Tag ein Kampf ums Überleben. All ihre Träume muss Elena nach und nach aufgeben, das Leben lässt sie durch eine harte Schule gehen. Die Autorin lässt den Leser teilhaben an Elenas Schicksalsschlägen, die bei ihm eine wahre Achterbahn der Gefühle hervorrufen. Die Landschaftsbeschreibungen untermalen das Leben von Elena und Aldo im Outback sehr bildhaft, so dass der Leser ein wahres Kopfkino erleben darf. Obwohl die Handlung recht vorhersehbar und der Spannungslevel nicht sehr hoch angelegt ist, kann der Leser aufgrund der emotional fesselnden Geschichte das Buch kaum aus der Hand legen.
Die Charaktere sind mit viel Liebe in Szene gesetzt. Sie sind mit glaubwürdigen Eigenschaften ausgestattet und nehmen den Leser in ihre Mitte, der ihr Schicksal mit ihnen teilt und hofft und bangt. Elena wirkt zu Beginn noch etwas naiv und verträumt, doch das Leben holt sie schnell genug in die Realität. Sie ist hilfsbereit, offen und fleißig. Lyle ist ein netter Mann, der allerdings recht leichtfertig mit dem Schicksal anderer spielt. Erst später wirkt er verantwortungsvoller und damit sympathischer.
„Der Glanz des Südsterns“ ist ein farbenprächtiger und gefühlvoller Roman, der zu einer Reise in die Vergangenheit einlädt und dem Leser neben Schicksalsschlägen und Liebe so manches Geheimnis offenbart. Die exotische Kulisse Australiens bietet den idealen Hintergrund für diese berührende Geschichte. Verdiente Leseempfehlung für einen schönen Schmöker!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 30.12.2021
Muschelspiel
Baumann, Margot S.

Muschelspiel


gut

Liebesromanze mit deutlichen Schwächen
Kira reist von Amerika für eine dreimonatige Auszeit in die alte Heimat ihrer Familie, den englischen Cotswolds, um sich dort von ihrer stressigen Arbeit in einer New Yorker Anwaltskanzlei zu erholen und etwas Abstand zu ihrem Verlobten Jason zu bekommen. In dem kleinen Dorf Castle Combe hat sie ein Cottage angemietet, wo sie die Seele baumeln lassen will. Doch schon in der ersten Nacht verschrecken sie merkwürdige Geräusche vom Dachboden so sehr, dass sie in Panik ihren Nachbarn, den Schriftsteller Matt Vellacott, aufsucht und um Asyl bittet. Matt weiß einiges über Kiras Cottage und deren Vorbesitzerin Pamela Saxby zu erzählen und stachelt damit Kiras Neugier an. Sie beginnt, in der Vergangenheit nach Spuren von Pamela zu suchen, die 1944 wie aus dem Nichts im Dorf auftauchte. Und während der Nachforschungen, bei denen sie Matt tatkräftig unterstützt, kommt sie dem englischen Schriftsteller immer näher…
Margot S. Baumann hat mit „Muschelspiel“ einen kurzweiligen Roman vorgelegt, dessen Handlung sich vor der malerischen, romantischen Kulisse der englischen Cotswolds zuträgt und den Leser zum Träumen einlädt. Der flüssige, bildhafte und gefühlvolle Schreibstil lässt den Leser mal an Kiras, mal an Matts Seite gleiten, um sie und ihre Gedanken- und Gefühlswelt näher kennenzulernen. Über wechselnde Perspektiven schaut der Leser den beiden Hauptprotagonisten bei ihren Erlebnissen neugierig über deren Schulter. Während für Kira nach dem pulsierenden New York die Beschaulichkeit des kleinen englischen Ortes gewöhnungsbedürftig ist, sucht Matt diese geradezu, um dort in der Abgeschiedenheit unter einem Pseudonym historische Romane zu Papier zu bringen. Die Autorin versteht es gut, ihre Handlung mit farbenfrohen Landschaftsbeschreibungen zu verweben, so dass sich schnell eine romantische und hoffnungsvolle Stimmung breit macht. Kira, die sich neben einer selbstverordneten Auszeit auch Gedanken um ihr Privatleben machen möchte, wird durch die Nachforschungen um die verstorbene Cottagebesitzerin Pamela Saxby gut davon abgelenkt, wozu auch Matts Anwesenheit und Unterstützung beiträgt. Leider kommt die Spurensuche nach Pamela in der Handlung viel zu kurz, dafür steht die sich anbahnende Romanze zwischen Matt und Kira im Vordergrund. Die Geschichte ist recht vorhersehbar und an Spannung fehlt es leider auch, so dass das Ganze so vor sich hin plätschert.
Die Charaktere sind gut ausgestaltet mit glaubwürdigen Ecken und Kanten, jedoch halten sie den Leser auf Abstand, so dass dieser eher Mitläufer und Beobachter ist als Teilnehmer. Kira ist eine gestresste Frau, die Erholung braucht. Zudem weiß sie noch nicht, wie ihr privates Leben weitergehen soll. Sie ist selbstbewusst, herrisch und stur. Matt wirkt erst wie ein Eigenbrötler, der sich in der Abgeschiedenheit gut eingenistet hat. Doch nach und nach entpuppt er sich als große Hilfe beim Stöbern in der Vergangenheit. Als Autor von historischen Romanen hat er da auch reichlich Erfahrung sammeln können.
„Muschelspiel“ ist ein Liebesroman vor malerischer Kulisse, der dem Leser mit Liebe und Geheimnissen eine Auszeit von Alltag beschert. Die Geschichte ist ganz unterhaltsam, sticht jedoch nicht aus der Menge hervor, so dass man diese bald vergessen haben wird. Eingeschränkte Empfehlung für eine kurzweilige Unterhaltung!

2 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 30.12.2021
Rendezvous für einsame Herzen
Blaine, Emily

Rendezvous für einsame Herzen


weniger gut

Seichte vorhersehbare Schmonzette
Bisher ist Buchhändlerin Sarah die wahre Liebe noch nicht begegnet, dafür schenkt sie ihre ganze Aufmerksamkeit gebrauchten Büchern, die sie in ihrem eigenen kleinen Buchladen-Café vertreibt. Als ein Wasserschaden Sarahs Geschäft völlig ruiniert und sie nicht weiter weiß, greifen ihr liebe Freunde unter die Arme, darunter auch der Schauspieler Maxime, der dazu verdonnert wurde, in seinem Heimatort, einem kleinen französischen Dorf, Sozialstunden abzuleisten. Sarah und Maxime sind wie Feuer und Wasser, doch es knistert bald zwischen ihnen und öffnet Sarahs Herz endlich für die Liebe…
Emily Blaine hat mit „Rendezvous für einsame Herzen“ einen Liebesroman vor französischer Kulisse vorgelegt, der zwar recht vorhersehbar ist, aber dennoch für kurzweilige Lesestunden sorgt. Mit flüssigem und gefühlvollem Erzählstil darf der Leser über wechselnde Perspektiven sowohl an Sarahs als auch an Maximes Seite stehen, ihre Gedanken- und Gefühlswelt kennenlernen sowie als Zaungast bei ihrem ersten Aufeinandertreffen dabei sein. Die zwei Hauptprotagonisten könnten nicht gegensätzlicher sein. Maxime, der aus der französischen Provinz regelrecht geflohen ist und als Schauspieler nicht nur berühmt-berüchtigt, sondern auch durch seinen Beruf wohlhabend wurde, hat Hummeln im Hintern und hält es in dem kleinen Dorf kaum aus, wenn er nicht dazu gezwungen wäre, seine Strafe aufgrund eines Vorfalls ableisten zu müssen und dies ausgerechnet in Sarahs Laden. Sarah dagegen ist im Dorf verankert und lebt ihre Passion zu Büchern mit ihrem kleinen Ladencafé aus, das sie von ihrer Großmutter übernommen hat. Der Schaden in ihrem Café lässt ihre Welt kurzfristig zusammenbrechen, doch dann naht Hilfe von vielen lieben Freunden und von Maxime. Die Storyline ist charmant, jedoch jederzeit sehr vorhersehbar, ebenso die sich anbahnende Liebesgeschichte, so fehlt es an jeglicher Spannung. Die Handlung ist anspruchslos und ohne jeden Tiefgang.
Die Charaktere sind oberflächlich gestaltet und halten den Leser so auf Abstand, der sich bei der Lektüre mit der Rolle des stillen Beobachters begnügen muss und somit das Mitfiebern verhindert. Sarah ist eine bodenständige und freundliche Frau, die sich manchmal in ihren Träumen verliert. Aufgrund ihrer offenen Art und ihrer Hilfsbereitschaft ist sie im Ort beliebt, kann aber jederzeit auch mit der Unterstützung anderer rechnen. Maxime ist ein unruhiger Typ, der von allem einfach etwas zu viel hat: Bekanntheitsgrad, Geld, Temperament – und all das bringt ihn immer wieder in Schwierigkeiten, weil er nicht Maß halten kann und auch seine Handeln nicht unter Kontrolle hat.
„Rendezvous für einsame Herzen“ ist ein seichter, kurzweiliger Liebesroman, an den man keine Ansprüche stellen darf. Zum Lesen für zwischendurch ganz okay, doch danach schnell vergessen. Keine Empfehlung!

3 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 23.12.2021
Kein Weg zu weit
Turansky, Carrie

Kein Weg zu weit


ausgezeichnet

Heimat ist da, wo das Herz ist!
1919. Seit 10 Jahren lebt Grace McAlister als adoptierte Tochter der wohlhabenden Hamiltons in Belleville und steht kurz vor ihrem Gesellschaftsdebüt. Als sie auf dem Dachboden eine alte Holztruhe mit einer Bibel findet, erinnert sie sich dunkel daran, dass sie noch Geschwister hat und schreibt heimlich einen Brief an das damalige Kinderheim, um sich über deren Verbleib zu erkundigen, denn ihre Adoptiveltern haben seit jeher ihre Herkunft unter den Teppich gekehrt, um ihren Ruf zu wahren. Währenddessen kommt Garth McAlister gemeinsam mit seinem Freund Rob aus dem Krieg zurück und besucht seine Familie in England, bevor er sich auf die Suche nach seiner großen Liebe Emma in Kanada machen will, von der er seit Monaten nichts gehört hat. Seine Schwestern Laura, Kati und seine Mutter Edna bestärken ihn darin, sich bald auf den Weg zu machen, denn sie haben einen Brief erhalten, der sie über Grace' Aufenthaltsort informiert, nach der sie schon seit 10 Jahren unermüdlich suchen. So reist Garth in Begleitung von Rob nach Kanada, um einerseits seine jüngste Schwester Grace endlich zurück zur Familie zu holen und andererseits Emma zu finden, um sie zu heiraten. Wird er die beiden Frauen aufspüren können?

Carrie Turansky hat mit „Kein Weg zu weit“ den Nachfolgeband von „Weiter als der Ozean“ vorgelegt, der dem Vorgänger an Unterhaltung und Spannung in nichts nachsteht. Der flüssige, bildhafte und gefühlvolle Erzählstil lädt den Leser zu einer Zeitreise ins vergangene Jahrhundert ein, wo er sich durch wechselnde Perspektiven mal an der Seite von Grace, mal an der von Garth und mal an der von Emma wiederfindet. Grace' Adoptivfamilie gehört der wohlhabenden Schicht an, somit hat sie es besser getroffen als ihre Geschwister, die nicht nur hart arbeiten mussten, sondern auch misshandelt wurden. Grace lebt in einem goldenen Käfig, denn sie besitzt zwar alles, aber die Liebe ihrer Eltern bleibt ihr vorbehalten, sie kommt sich eher wie ein Ausstellungstück. Daraus resultiert auch ihr großer Wunsch, endlich ihre echte Familie wiederzufinden. Emma ist ebenfalls als Waise nach Kanada gekommen und hat hart auf einer Farm gearbeitet, bis sie flüchten musste. Sie schlägt sich durch, bis sie unter Mordverdacht gerät und dafür ins Gefängnis muss. Während Garth und Rob sich auf die Suche nach den beiden jungen Frauen machen, werden ihnen so einige Widerstände in den Weg gelegt, die neben einigen Überraschungsmomenten die Spannung konstant auf einem guten Niveau halten. Der christliche Aspekt drückt sich durch kleine Gebete aus, die den Protagonisten Kraft spenden sowie ihre Gottvertrauen stärken, dabei geht es um Hoffnung und Zuversicht.

Die Charaktere sind liebevoll mit menschlichen Eigenschaften ausgestattet und lebendig in Szene gesetzt. Sie wachsen dem Leser schnell ans Herz, der sich ihnen gern anschließt und ihnen bei ihren Unternehmungen über die Schulter schaut. Grace ist eine offene und ehrliche junge Frau, die ihr Herz auf der Zunge trägt. Sie wagt ein Abenteuer und wird dafür reich belohnt. Garth ist ein freundlicher und mutiger Mann, der sich durch nichts von seinem Vorhaben abbringen lässt. Sein Glaube hilft ihm durch schwere Zeiten, ebenso wie sein Freund Rob, der ihn immer unterstützt. Emma ist eine hilfsbereite und fleißige junge Frau, die schon so manchen Schicksalsschlag verkraften musste. Neben ihrer Ehrlichkeit bringt sie vor allem ihre Herkunft in Schwierigkeiten, doch sie darf auf die Unterstützung neu gewonnener Freunde hoffen. Auch Andrew Fraser, Laura, Kati und Mutter Edna haben Auftritte in dieser Geschichte, die mitten ins Herz geht.

„Kein Weg zu weit“ ist ein wunderbarer Roman, der Liebe, Spannung, Historie und Familienschicksal in sich vereint. Die Handlung ist durchweg unterhaltsam und schickt den Leser auf Erlebnisreise, an deren Ende einige Taschentücher benötigt werden. Wunderbar erzählt, was eine absolute Leseempfehlung mehr als verdient!!!

24 von 41 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 23.12.2021
Ein Leben für die Freiheit der Frauen / Die Hafenärztin Bd.1
Engel, Henrike

Ein Leben für die Freiheit der Frauen / Die Hafenärztin Bd.1


sehr gut

"Sei die Heldin deines Lebens, nicht das Opfer." (Nora Ephron)
1910 Hamburg. Mit der Eröffnung eines Frauenhauses im Hafenviertel gemeinsam mit dem Verein Frauenwohl hat die junge englische Ärztin Anne Fitzpatrick sich einen Wunsch erfüllt, denn sie möchte Frauen und Kindern in Not Hilfe und Unterstützung anbieten. Ein doppelter Leichenfund macht allerdings erst einmal alle Hoffnungen zunichte, denn alle meiden die Gegend deswegen wie die Pest. Als die Pastorentochter Helene Curtis vor ihrer Tür steht und ihre Mitarbeit anbietet, gibt Anne ihr eine Chance. Währenddessen versucht Kommisssar Berthold Rheydt, die Morde aufzuklären und trifft bei seinen Ermittlungen auf Anne...

Henrike Engel hat mit „Ein Leben für die Freiheit der Frauen“ den ersten Band ihrer historischen Hafenärztin-Trilogie vorgelegt, der mit sowohl mit kriminalistischen Elementen als auch mit einer starken Protagonistin den Leser in seinen Bann schlägt. Der flüssige, bildhafte und einfühlsame Erzählstil lässt den Leser eine Zeitreise ins vergangene Jahrhundert antreten, um sich dort im Hamburger Hafenviertel wiederzufinden, wo er auf die engagierte Engländerin Anne Fitzpatrick trifft, die dort als Ärztin tätig ist. Ihr Studium hat sie in England absolviert und wird nun als eine der ersten Ärztinnen in Deutschland tätig, was zur damaligen Zeit noch ein Novum war, denn sie dringt damit in eine bisher von Männern dominierte Welt ein. Sie hat England den Rücken gekehrt und lebt nun inkognito in Hamburg. Mit Helene Curtis bekommt sie eine moderne junge Frau an die Seite gestellt, die im Leben etwas erreichen und nicht als Hausfrau und Mutter enden will.
Der dritte im Bunde ist Kommissar Berthold Rheydt, der zum ersten Mal selbständig einen Mord aufklären soll und seine Sache unbedingt gut machen möchte. Über wechselnde Perspektiven lässt die Autorin den Leser ihre Protagonisten, deren Wirken und Wesen kennenlernen und treibt dabei unschwellig die Spannung der Handlung immer weiter in die Höhe. Der Leser springt mal an die Seite von Anne, um sich kurz darauf an Helenes oder Bertholds Fersen zu heften. Gleichzeitig verwebt Engel das Treiben im historischen Hamburg wunderbar mit ihrer Geschichte. Die Frauenbewegung hält langsam Einzug in Deutschland und kämpft für Gleichberechtigung und das Wahlrecht, was auch bei Helene auf Zustimmung und Begeisterung stößt. Die Eröffnung des Frauenhauses schürt Ängste und auch Widerstand, zusätzlich sorgt der doppelte Leichenfund dafür, dass die Gegend in Verruf gerät und sich niemand mehr dort blicken lässt. Die Autorin gewährt einen spannenden Einblick in das Leben im Hafenviertel zur damaligen Zeit, wobei sie auch das Bild der Frau zur damaligen Zeit sehr schön wiederspiegelt.

Die Charaktere sind liebevoll ausgestaltet und mit glaubhaften menschlichen Eigenschaften versehen, die den Leser schnell von sich überzeugen. Dieser folgt ihnen auf Schritt und Tritt bei ihrem Abenteuer. Anne ist eine freundliche, hilfsbereite und engagierte Frau, die allerdings ein Geheimnis zu verbergen sucht. Sie hat sich der Unterstützung von bedürftigen Frauen und Kindern verschrieben. Sie arbeitet bis zum Umfallen, nur um nicht allein mit ihren Gedanken zu sein. Gleichzeitig ist sie eine mutige und starke Frau. Auch Helene besitzt genügend Eifer und Fleiß, hat moderne Ansichten, ist sportlich und vor allem eigensinnig. Berthold kämpft noch mit persönlichen Verlusten, gleichzeitig arbeitet er mit modernen Ermittlungsmethoden und will sich bei seinem ersten Mordfall unbedingt beweisen.

„Ein Leben für die Freiheit der Frauen“ ist mit seinem Mix aus Krimi und Gesellschaftsroman mit historischem Hintergrund ein gelungener und spannender Einstieg in die neue Trilogie von Henrike Engel. Sympathische Protagonisten, die so einige Geheimnisse in sich tragen, überzeugen ebenso wie die Mordermittlungen. Verdiente Empfehlung für eine spannende und gut durchdachte Geschichte!

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 23.12.2021
Inselträume und Meer
Beyer, Anja Saskia

Inselträume und Meer


sehr gut

"Wer in der Zukunft lesen will, muss in der Vergangenheit blättern." (André Malraux)
Seit Jahren ist die spanische Insel Mallorca Josy zur neuen Heimat geworden, denn sie ist vor ihrer schwierigen und vereinnahmenden Mutter geflohen. Mit viel Arbeit und Herzblut hat sie sich den Traum eines eigenen kleinen Ladens verwirklicht, der schon mit seinem Namen „Schokoladenglück und Meer“ viele Köstlichkeiten verspricht, die Josy dort ihren Kunden anbietet. Nebenbei betätigt sie sich auch als Delfin-Tour-Guide und begleitet die Touristen aufs Meer hinaus, wo diese dann die wunderschönen Meeresgeschöpfe beobachten können. Als auf einmal keine Delfine mehr zu sehen sind und die Touren deswegen ausfallen müssen, sieht sich Josy zusehends schlechten Internetbewertungen gegenüber. Gemeinsam mit neu gewonnenen Freundinnen versucht Josy herauszufinden, was mit den Delfinen passiert ist. Als dann zu all dem Streß auch noch ihre Mutter mit ihrem neuen Liebhaber Tommy Mallorca einen Besuch abstattet und Josy auch noch ihrem Ex-Freund Eric über den Weg läuft, an dem sie immer noch hängt, jedoch nur traurige Erinnerungen hat, ist das Chaos in Josys eigentlich beschaulichem Leben perfekt...

Anja Saskia Beyer hat mit „Inselträume und Meer“ den zweiten Band ihrer Mallorca-Saga vorgelegt, der dem Leser mit wunderschönen Landschaftsbeschreibungen eine Winterauszeit gönnt und ihn zudem mit einer abwechlsungsreichen Handlung verwöhnt. Der flüssige, farbenfrohe und gefühlvolle Erzählstil spendiert dem Leser eine Reise auf die Baleareninsel Mallorca, wo er Josy und ihr Leben kennenlernt, wobei ihm ihre Gedanken- und Gefühlswelt auch nicht verborgen bleiben. Josy hat mit ihrer Flucht aus Deutschland ihre alte Haut abgestreift, um neu anzufangen und sich ein neues Leben aufzubauen. Doch die Erinnerungen an die Vergangenheit wird sie dort auch nicht los, kann sie nur verdrängen. Das wird vor allem deutlich, als ihre Mutter auf einmal vor ihr steht, vor der sie eigentlich geflohen ist. Es dauert, bis sich die beiden endlich aussprechen und die Schwierigkeiten miteinander aus dem Weg räumen. Auch eine alte Liebe sowie berufliche Sorgen machen Josy zu schaffen. Aber hier verbindet sich beides auf schöne und gefühlvolle Weise, so dass am Ende gemeinsam eine Lösung gefunden wird. Die Autorin malt mit ihren farbenprächtigen Beschreibungen der Insel und Josys kleinem Café wunderbare Bilder im Kopf des Lesers, der an Josys Fersen geheftet einiges Herausforderungen miterlebt und sogar mit auf Delfinbeobachtungstour gehen darf. Die Spannung bleibt zwar im Mittelfeld, jedoch schafft es Beyer mühelos, dem Leser eine wunderbare Auszeit vom Alltag zu schenken. Gleichzeitig macht sie ihm den Mund wässrig mit den ausgesuchten Köstlichkeiten, die in Josys Café serviert werden.

Die Charaktere sind liebevoll gestaltet und ins Bild gesetzt. Realistische menschliche Eigenschaften lassen sie dem Leser schnell ans Herz wachsen, der ihnen unauffällig bei ihren Eskapaden folgt und sich gleichzeitig als Teil von ihnen fühlt. Josy ist eine freundliche, hilfsbereite und fleißige Frau, die alles für ihre Träume tut und auch anderen jederzeit ihre Unterstützung gewährt. Ihre Mutter ist ein anderes Kaliber, ständig meckert und jammert sie, nichts kann man ihr recht machen. Sie führt sich auf wie ein zu großgewachsenes Kind statt wie eine Erwachsene und geht allen damit auf die Nerven. Kein Wunder, dass Josy Reißaus genommen hat. Eric ist ein netter, hilfsbereiter Mann, der Josys Vertrauen zurückgewinnen will. Aber auch Josys Freundinnen sind jede für sich eine Bank, auf die Josy bauen kann.

„Inselträume und Meer“ lässt den Leser gedanklich eine wunderschöne Reise nach Mallorca antreten, um dort nicht nur die sagenhafte Natur mit all ihren Möglichkeiten zu entdecken, sondern auch nette Charaktere kennenzulernen, die ihm ans Herz wachsen. Eine schöne Geschichte, die Liebe, Schwierigkeiten und Inselsetting in sich vereint. Verdiente Leseempfehlung für eine Auszeit vom Winter!

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 23.12.2021
Im Schatten der Vanille
Engel, Cornelia

Im Schatten der Vanille


weniger gut

Schmonzette vor exotischer Kulisse
1880. Mit einem Überseedampfer nimmt Elisabeth Kurs auf Sansibar, die vor ihrem gewalttätigen Ehemann in Lübeck flieht. Dort kennt sie niemand bis auf ihren Onkel, und sie kann ohne Altlasten ein neues Leben anfangen. Allerdings ist ihr Onkel mittlerweile verstorben, so dass sie auf sich allein gestellt ist. Das Leben wird ihr als Fremde auf der exotischen Insel nicht leicht gemacht, denn noch immer regieren Männer die Welt, Frauen sind nur als Ehepartnerin interessant. An Interessenten mangelt es Elisabeth in dieser Hinsicht auch nicht, denn sowohl ein Arzt als auch ein Farmer machen ihr alsbald den Hof. Ein Pflanzer namens Jacob lässt ihr Herz schneller schlagen, aber wer meint es wirklich ehrlich mit ihr und behandelt sie nicht wie ein schönes Beiwerk?

Cornelia Engel hat mit „Im Schatten der Vanille“ den ersten Band ihrer historischen Reihe vorgelegt, der eine Liebesromanze vor der exotischen Inselkulisse Sansibars für den Leser bereit hält. Der flüssige und bildhafte Erzählstil lädt den Leser zur gemeinsamen Reise mit Elisabeth ein, um ihren Start in ein neues Leben hautnah mitzuerleben. Die farbenfrohen Landschaftsbeschreibungen der ostafrikanischen Insel mit ihrer bunten Flora und Fauna entstehen während der Lektüre vor dem inneren Auge des Lesers, während er schwierigen Neuanfang mitverfolgt und dabei den Geruch der exotischen Gewürze und Aromen in der Nase hat. Zur damaligen Zeit war die Frau einzig zur Ehefrau und Mutter verdammt, eine berufliche Tätigkeit oder auch nur das Führen eines Geschäfts wurde ihr nicht zugetraut. Vor allem alleinstehende Frauen waren der Willkürlichkeit der Männer ausgesetzt und hatten in der Gesellschaft einen schweren Stand. Elisabeth sieht sich schon bald einigen Herren gegenüber, die ihr den Hof machen, wobei erst auf den zweiten Blick ersichtlich ist, ob sie es ernst meinen oder nur einen Vorteil aus ihrer Bekanntschaft suchen. Die Handlung ist schon bald vorhersehbar, die aufkommende Liebesgeschichte sehr simpel und seicht gestrickt, wobei die Spannung auf der Strecke bleibt und den Leser schnell langweilt.

Die Charaktere sind sehr oberflächlich ausgearbeitet, so dass der Leser sich eher wie ein Zaungast vorkommt als wirklich willkommen. So beobachtet er das Geschehen aus der Ferne, ohne wirklich Anteil an den Ereignissen zu nehmen. Elisabeth wirkt recht naiv und abgehoben, was schon die ungeplante Flucht in ein fremdes Land beweist. Aber auch dort verhält sie sich eher wie ein Frau, die eher mit ihren Reizen spielt, als wirklich etwas leisten zu wollen. Dadurch ist sie nicht unbedingt eine Sympathieträgerin. Anna dagegen ist ein ganz anderes Kaliber, war sie zu Beginn noch eher zurückhaltend und schüchtern, so entwickelt sie sich immer mehr zu einer starken Frau. Zudem tragen Imani, Dr. Wessels, Jacob Preston und weitere Protagonisten zur Handlung bei.

„Im Schatten der Vanille“ ist ein eher seichter Roman für zwischendurch, der den Leser mit einem Mix aus Exotik, Liebe und Historie kurzweilig zu unterhalten weiß. Leider fehlt es an jeglicher Spannung und die Handlung ist vorhersehbar, sticht somit nicht aus der Masse heraus. Da dies der erste Teil einer Reihe ist, wurde schon mit dem Auftakt das Ziel verfehlt, den Leser an sich zu binden. Keine Empfehlung!

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