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Johannes Fidanza
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München
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Bewertungen

Insgesamt 1192 Bewertungen
Bewertung vom 27.04.2009
Einführung in das Christentum
Ratzinger, Joseph

Einführung in das Christentum


ausgezeichnet

Dieses Buch besitzt einen beeindruckenden Tiefsinn. Auslegungen des Glaubensbekenntnisses waren und sind zahlreich, aber in diesem Klassiker finden sich darüber hinaus auch Erklärungen und Plausibilisierungen aus der Geistesgeschichte heraus, wie es zu den heute für die katholische Kirche feststehenden Glaubensüberzeugungen (Dogmen) gekommen ist. Schon in diesem Buch ist deutlich zu erkennen, für wie wichtig Ratzinger den Hellenismus und die Kirchenväterzeit bei der Ausbildung des katholischen Dogmengerüsts erachtet.
Dem Leser begegnen Analysen über 'Schöpfungstheologie', 'Trinitätstheologie' und alle den durchaus dogmatischen Aussagen, welche die Kirche über die Jahrhundert aufgebaut und bewahrt hat. Wer einen Sinn für diese Fragen hat wird von der Gedankenschärfe dieser Deutlichmachungen schwer beeindruckt. Als Beispiel sei die überaus erhellende Beschreibung der 'Trinitätslehre' angeführt, in welcher der Autor beispiellos freimütig bekennt, dass dieses Dogmenparadox in Sätzen formuliert ist, welche für sich allein betrachtet häretisch sind. Auch das Bekenntnis, dass Christologie und Soteriologie in den letzten Jahrhunderten als Einzelwissenschaften ein Eigenleben entwickelt und der Glaubensverkündigung geschadet haben, ist überaus erhellend. Auch die schlüssigen Erläuterungen, dass die missverstanden Satisfaktionstheorie des Anselm von Canterbury über fast 1000 Jahre verheerend gewirkt hat, zeigen, dass Theologie ein spannender Lebensinhalt sein kann.
Inzwischen hat diese - fast erste - Veröffentlichung des späteren Papstes auch schon seine eigene Geschichte. Immer wieder wurde kolportiert, dass Joseph Ratzinger angeblich im Laufe der Zeit eine Wende in seiner theologischen Haltung vollzogen hätte - von einer angeblich so liberalen Theologie in seiner 'Einführung in das Christentum' zu einem vermeintlich verhärteten Dogmatismus als Glaubenshüter. Hans Küng als zugegebenermaßen ebenbürtiger Antipode ist klüger und konnte dem noch nie zustimmen, weil er in diesem ersten Buch von Ratzinger schon immer überall Dogmatismus zu erkennen glaubte. Küngs Problem ist schlicht mental, weil er generell ein Problem mit demütiger Annahme von Dogmen hat. Die wohlwollende Art mit welcher Ratzinger eben diese Dogmen akzeptiert und interpretiert, musste auf den dem Zeitgeist verfangenen Küng immer schon provokativ gewirkt haben.
Als diese glänzende Beschreibung der zentralen christlichen Glaubensüberzeugungen wird das Buch von zeitlosem Wert bleiben. Für jeden der ausreichend Wohlwollen und Vorbildung mitbringt (was Ontologie sollte man z.B. schon wissen), kann die Lektüre dieses Buches echte Anregung zum christlichen Glauben sein.

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 27.04.2009
Einführung in das Christentum
Ratzinger, Joseph

Einführung in das Christentum


ausgezeichnet

Dieses Buch besitzt einen beeindruckenden Tiefsinn. Auslegungen des Glaubensbekenntnisses waren und sind zahlreich, aber in diesem Klassiker finden sich darüber hinaus auch Erklärungen und Plausibilisierungen aus der Geistesgeschichte heraus, wie es zu den heute für die katholische Kirche feststehenden Glaubensüberzeugungen (Dogmen) gekommen ist. Schon in diesem Buch ist deutlich zu erkennen, für wie wichtig Ratzinger den Hellenismus und die Kirchenväterzeit bei der Ausbildung des katholischen Dogmengerüsts erachtet.
Dem Leser begegnen Analysen über 'Schöpfungstheologie', 'Trinitätstheologie' und alle den durchaus dogmatischen Aussagen, welche die Kirche über die Jahrhundert aufgebaut und bewahrt hat. Wer einen Sinn für diese Fragen hat wird von der Gedankenschärfe dieser Deutlichmachungen schwer beeindruckt. Als Beispiel sei die überaus erhellende Beschreibung der 'Trinitätslehre' angeführt, in welcher der Autor beispiellos freimütig bekennt, dass dieses Dogmenparadox in Sätzen formuliert ist, welche für sich allein betrachtet häretisch sind. Auch das Bekenntnis, dass Christologie und Soteriologie in den letzten Jahrhunderten als Einzelwissenschaften ein Eigenleben entwickelt und der Glaubensverkündigung geschadet haben, ist überaus erhellend. Auch die schlüssigen Erläuterungen, dass die missverstanden Satisfaktionstheorie des Anselm von Canterbury über fast 1000 Jahre verheerend gewirkt hat, zeigen, dass Theologie ein spannender Lebensinhalt sein kann.
Inzwischen hat diese - fast erste - Veröffentlichung des späteren Papstes auch schon seine eigene Geschichte. Immer wieder wurde kolportiert, dass Joseph Ratzinger angeblich im Laufe der Zeit eine Wende in seiner theologischen Haltung vollzogen hätte - von einer angeblich so liberalen Theologie in seiner 'Einführung in das Christentum' zu einem vermeintlich verhärteten Dogmatismus als Glaubenshüter. Hans Küng als zugegebenermaßen ebenbürtiger Antipode ist klüger und konnte dem noch nie zustimmen, weil er in diesem ersten Buch von Ratzinger schon immer überall Dogmatismus zu erkennen glaubte. Küngs Problem ist schlicht mental, weil er generell ein Problem mit demütiger Annahme von Dogmen hat. Die wohlwollende Art mit welcher Ratzinger eben diese Dogmen akzeptiert und interpretiert, musste auf den dem Zeitgeist verfangenen Küng immer schon provokativ gewirkt haben.
Als diese glänzende Beschreibung der zentralen christlichen Glaubensüberzeugungen wird das Buch von zeitlosem Wert bleiben. Für jeden der ausreichend Wohlwollen und Vorbildung mitbringt (was Ontologie sollte man z.B. schon wissen), kann die Lektüre dieses Buches echte Anregung zum christlichen Glauben sein.

4 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 24.04.2009
Der Wahnsinn liegt auf dem Platz
Lehmann, Jens

Der Wahnsinn liegt auf dem Platz


weniger gut

Lieber Jens Lehmann! "Warum eigentlich Du?" Genau das frage ich mich auch seit 4. Juli 2006. Als Fabio Grosso in der 119ten Minuten aufs Tor schoss, hättest Du den Ball halten müssen - dann wärst Du ein Großer gewesen. Wär Olli Kahn im Tor gestanden, dann hätte er seiner Bestimmung als Titan nachkommen können und diesen einen unhaltbaren aber wichtigen historischen Ball halten können. Du aber meintest, Du mußtest unbedingt im Tor stehen, obwohl es Deine Bestimmung war auf der Bank zu sitzen. Deswegen ist Deutschland nicht Weltmeister geworden. Dein Frage also "Warum eigentlich ich?" stellt sich ganz Deutschland bis heute und ich fürchte, dass Dein Buch auch keine Antwort geben kann.

5 von 72 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 24.04.2009
Kasino-Kapitalismus
Sinn, Hans-Werner

Kasino-Kapitalismus


weniger gut

Lieber Hans Werner Sinn! Ihre Vorlesungen habe ich gerne besucht - speziell Allokationstheorie war nett - und auch Ihre Bücher habe ich gerne gelesen. Aber schon Ihre Kommentare auf der letzten Seite der Wirtschaftswoche (Die BILD unter den Wirtschaftszeitungen) waren mir schon zu unkritisch gegenüber der sog. Neoklassik. Sie hatten schlicht vergessen, dass Ihre zweifellos philanthropische Ader mal keynesianisch beheimatet war.
Die totale Enttäuschung für mich als ehemaliger Student war aber Ihr Statement kurz nach Beginn des Großbrands im Finanzsektor "Was die amerikanischen Banken an Zockerereien betrieben haben war mir auch nicht bekannt!". Dies lies mich fragen, ob mein VWL-Studium an der LMU nicht doch vertane Zeit war. Zumindest ein Bußschweigen von einem Jahr hätte ich mir erwartet, aber jetzt schon wieder kluge Bücher schreiben wollen? Na ich weiß nicht! Ihr Ex-Fakultäts-Kollegen K.F. Zimmermann der den Vorschlag machte, Prognosen und Vorschläge jetzt erstmal sein zu lassen, scheint mir doch da besser beraten zu sein.

10 von 34 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 24.04.2009
Die Druiden
Maier, Bernhard

Die Druiden


ausgezeichnet

Das Bild der Kelten und damit auch der Druiden ist durch die Berichte der Römer geprägt, die teilweise - der Autor zeigt dies - voneinander abgeschrieben haben. Im Ergebnis weiß man letztlich wenig gesichertes und wissenswertes über Funktion und Lehren der urspünglichene Druiden, so dass auch ein Teil des Buches sich mit der Wirkungsgeschichte und den heutigen New Age Druiden befaßt. Trotzdem: Lesenswertes Buch!

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 23.04.2009
Die Bibel : die Heilige Schrift des Alten und Neuen Bundes

Die Bibel : die Heilige Schrift des Alten und Neuen Bundes


ausgezeichnet

Vor Herausgabe der doch immer wieder gescholtenen Einheitsübersetzung war dies die von katholischer Seite am meisten herangezogene deutsche Bibel. Grundtendenz der Übersetzungsarbeit war Sinn- nicht Worttreue, so dass sprachlich diese Übersetzung der Einheitsübersetzung immer noch überlegen ist.

2 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 23.04.2009
1967
Segev, Tom

1967


ausgezeichnet

40 Jahre nach den Ereignissen hat Segev ein spannendes und für Nichtisraelis enthüllendes Buch über den 6-Tagekrieg, seine Vorgeschichte und seine Folgen geschrieben. Nacherzählungen von Kabinettssitzungen, diplomatischer Bemühungen und die Sicht des einfachen Soldaten werden kunstvoll miteinander verwoben. Auch politisch relevant ist dieses Buch, denn einige Heiligtümer werden zertrümmert. Jitzchak Rabin wird als einer der Hauptschuldigen ausgemacht, der neurotisch die militärischen Belange überbetont, die politische Führung unter Druck setzt und sich vor Kriegsausbruch einen Nervenzusammenbruch leistet. Moshe Dajan ist bei Segev nur ein politischer Einzelgänger, der als Verteidigungsminister sprunghaft und publicitysüchtig agiert und sich unabhängig von der Regierung sieht. Die Araber kommen bei Segev schlichtweg kaum vor (mit Ausnahme von König Hussein) was beim Leser die Meinung impliziert, dass die Araber am Ausbruch des Krieges keine Schuld trifft. Da Segev Israeli ist, sei diese Tendenz dem Buch verziehen.
Alles in Allem ist das Buch - auch weil die rezessive Stimmungslage in Israel vor Kriegsausbruch als ein Haupteinflußfaktor beschrieben wird - eine tolle Schilderung dieser 'zweiten Geburt Israels' und die Lektüre der 700 Seiten lohnt unbedingt. Spannender wie jeder Krimi.

2 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 20.04.2009
Umstrittene Wahrheit
Küng, Hans

Umstrittene Wahrheit


gut

Nach 620 Seiten unverhohlenem Selbstlob in 'Erkämpfte Freiheit' macht Hans Küng in 'Umstrittenen Wahrheit' auf 719 Seiten über seine Leben in den 70ern munter weiter. Nur mal zum Vergleich: Joseph Ratzinger hat für seine Erinnerungen gerade mal 192 Seiten benötigt und der hat auch so einiges erlebt.
Nach wie vor ist sich Hans Küng in der negativen Beurteilung der Lage der Kirche und der dort handelnden Entscheidungsträger (Kardinäle) sehr sicher. Anders als in Teil 1 (Erkämpfte Freiheit) geht es aber mit dem Theologen mit den höchsten Auflagen in diesem zweiten Teil seiner Erinnerungen innerkirchlich stark bergab, was die journalistisch gut geschriebenen Weltreisenberichte (die Kohle für die Bestseller will ja auch ausgegeben sein) nicht überdecken können. Ewig rumnölende dogmatische Glaubenswächter die keine 'Akteneinsicht' gewähren und theologisch irgendwo im Mittelalter stehen geblieben sind und sowieso keine Ahnung haben, machen dem so toll ausgebildeten Germaniker aus der demokratischen Schweiz das Leben sauer. Aber der Drachentöter nimmt den Kampf auf - um der Wahrheit willen. Dieser Kampf kann keine Gnade kennen und darum fallen die Beurteilungen über Personen der Gegenseite notorisch abfällig aus, was - wie im ersten Band - das hauptsächlich verwendete Stilmittel ist. In Rechthaberei können nur Kleingeister fallen und das ist der Autor selbstverständlich nicht. Das Ergebnis dieser Auseinandersetzungen wird der Entzug der Missio Canonica sein - bei gleich bleibenden Bezügen und Forschungsmittel - was als dramatisches Ereignis geschildert wird.
Wer diese subjektiven Einseitigkeiten gut überlesen kann wird mit einer durchaus interessanten Lektüre über den Gossip in der theologischen Wissenschaft der 70er Jahre belohnt. Im Zentrum steht Hans Küng (mit zwei immer wieder gelobten Helferlein: seine Zöglinge Häring und Kuschel) und viele Gegenspieler deren zwei herausragen - Karl Rahner, dem Verrat an der eigenen Sache vorgeworfen wird und der immer wieder als Karrierist verleumdete Joseph Ratzinger. Dass letzterer Papst wurde muss schon sehr arg für Hans Küng gewesen sein. Bestmöglicher Untertitel: beleidigte Leberwurst Teil 2.

4 von 8 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.