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melange
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Bonn
Buchflüsterer: 

Bewertungen

Insgesamt 866 Bewertungen
Bewertung vom 31.12.2021
Der Herzgräber (eBook, ePUB)
Williams, Jen

Der Herzgräber (eBook, ePUB)


gut

Es war einmal...

Zum Inhalt:
Als Heather nach deren Selbstmord ins Haus ihrer Mutter Colleen zurückkehrt, findet sie eine verstörende Korrespondenz mit einem verurteilten Serienmörder vor. Dann wird sie von der Polizei kontaktiert: Obwohl schon seit geraumer Zeit inhaftiert, gibt es plötzlich wieder Morde, die sich eindeutig an der Vorgehensweise des „Wolfs“ Michael Reaves orientieren und dieser möchte mit ihr sprechen. Er streitet seine Täterschaft ab und die Fortsetzung der Morde scheint ihm Recht zu geben. Heather hilft der Polizei, - jedoch nicht uneigennützig. Denn sie ist Journalistin und wittert die große Story.

Mein Eindruck:
Jen Williams schreibt das erste Mal einen Thriller, der dann überzeugt, wenn sie sich auf das ihr bekannte, mystische Fahrwasser begibt. Die fantastischen Teile – zumeist in der Vergangenheit spielend oder von Michael Reaves in den Interviews genutzt - die sich mit Interpretationen von Märchen befassen, sind gut gelungen. Die Furcht der Frauen und das Unbehagen Heathers in den Wäldern sind spürbar und übertragen sich wunderbar auf die Leser/innen. Leider ist die Geschichte selbst eher unglaubhaft, Heather nicht sympathisch genug, um sich wirklich um sie zu sorgen und das Verhalten sehr vieler (geistig zumindest relativ gesunder) Personen schwer zu verstehen. Dazu gehören auch Colleen und ihr Motiv für die Brieffreundschaft oder Michael Reaves, - einerseits ein tumber Geselle, andererseits sehr gewitzt. Oder aber Kleinigkeiten, wie eine Lehrerin, die Überstunden abbauen kann (wie funktioniert denn das bitte?) und einfach so in die Freizeit entschwindet. Dann werden Personen mit viel Verve eingeführt, um sehr schnell uninteressant zu sein – einige Einheimische in der Heimat des Wolfes. Die Überraschungsmomente, die sich die Autorin für ihre Hauptperson ausgedacht hat, sind so ausführlich vorbereitet, dass genau die Überraschung ausbleibt. Leider.

Mein Fazit:
Jen Williams kann Fantasy schreiben, ihr erster Thriller ist jedoch Etüde.

Bewertung vom 29.12.2021
Eis. Kalt. Tot.
Nordby, Anne

Eis. Kalt. Tot.


sehr gut

Mythen und Morde

Zum Inhalt:
Tote werden aufgefunden, - arrangiert wie Sagenfiguren der Inuit. Militante Umweltschützer oder gibt es doch ein anderes Motiv? Um die Kopenhagener Polizei zu unterstützen, greift man auf die Hilfe von Marit zurück - eine Super-Recognizerin und selber Inuit.

Mein Eindruck:
Eis.Kalt.Tot. ist der Beginn einer neuen Reihe um eine Einheit der Kopenhagener Polizei. Deshalb gibt sich die Autorin viel Mühe, für ihre Figuren einen Background (inklusive Privatleben) zu konstruieren. Leider manchmal sehr vorhersehbar: Die harte Chefin ist lesbisch, die zweite weibliche Hauptperson mitfühlend und - natürlich - hetero. Dazu ein Bild der Männlichkeit, welches müde macht: Entweder Täter in mindestens einer Hinsicht oder zumindest Holzklötze in der Wahrnehmung der Frauen. Da wünscht man sich doch mehr Vielfalt.
Doch die Haupt-Story des Buchs ist wirklich klasse, lässt einen rätseln und mit fiebern und bietet eine unerwartete Komplexität, da ein Ende immer auch ein neuer Anfang ist und sich die Charaktere ein um das andere Mal verwirren, aufs Kreuz legen und überraschen. Die Leser/innen wissen dabei nicht viel mehr als die Polizei und tappen deshalb ebenso in die durch die Autorin ausgelegten Fallen. Die Beschreibungen der Landschaft wissen insbesondere in der jetzigen Winterzeit zu gefallen und bieten einen schönen Blick auf eine bedrohte Welt. So fügt sich der Umweltgedanke unaufgeregt und damit umso besser in die Story.

Mein Fazit.
Gerne eine weitere Geschichte, dann aber mit einer heterogeneren Geschlechtersicht

Bewertung vom 28.12.2021
So eiskalt der Tod / Kate Marshall Bd.2
Bryndza, Robert

So eiskalt der Tod / Kate Marshall Bd.2


ausgezeichnet

Weil sie es können

Zum Inhalt:
Gemeinsam mit ihrem Sohn findet die Ex-Polizistin Kate beim Schwimmen im Stausee eine Leiche. Die Diagnose "Unfalltod" lässt sie allerdings aufhorchen, denn ihr sind Verletzungen aufgefallen, die zu einem einfachen Ertrinken nicht passen wollen. Sie beginnt gemeinsam mit ihrem Assistenten Tristan nachzuforschen und stellt fest, dass diese Leiche in ein Muster passt: Schon viele Menschen sind in den letzten Jahren spurlos in der Nähe des Stausees verschwunden und die Inhaberfamilie tut alles, um diese Verschwinden unter der Decke zu halten.

Mein Eindruck:
Robert Bryndza besitzt einen sehr guten Stil und zeichnet seine Charaktere mit viel Einfühlungsvermögen. Leider entzieht er sich nicht nur nicht dem Zwang, die Ermittler mit Problemen auszustatten, nein, er polstert das zu tragende Päckchen extra dick. Glücklicherweise belastet es nicht den Fortlauf des Falls, der absolut gelungen und spannend entwickelt ist. Dass einflussreiche Familien das Recht beugen können, treibt Bryndza auf die Spitze und obwohl sich Ahnungen zur Person des Mörders entwickeln, wird er so geschickt getarnt, dass auch der geübte Leser - und die geübte Leserin - zweifeln. Der Nebenstrang mit einer entführten Person, die um ihr Leben kämpft, sorgt zusätzlich für Nägelkauen und Herzklopfen. Der Schluss erscheint dann jedoch ein bisschen überstürzt und etwas mehr Aufklärung - insbesondere zur Rolle der Polizei - wäre zielführend gewesen, - gerne auf Kosten der privaten Dramen. Dass Kate und Tristan offiziell eine Detektei gründen wollen, ist ein gutes Signal für einen dritten Band, der gerne wieder so verzwickt sein darf wie "So eiskalt der Tod".

Mein Fazit:
Ein guter Thriller mit Ausblick

Bewertung vom 28.12.2021
Sterbende Seelen / Mara Billinsky Bd.6 (eBook, ePUB)
Born, Leo

Sterbende Seelen / Mara Billinsky Bd.6 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Unmenschlich

Zum Inhalt:
Frankfurt wird von einer neuen Spezies im Bereich "organisiertes Verbrechen" heimgesucht: Nigerianer, die ihre aus der Heimat importierten Prostituierten in menschenverachtender Weise misshandeln. Als es Tote gibt findet Mara eine Spur nach Sizilien und versucht mit dem dort ermittelnden Beamten die Wege dieser afrikanischen Mafia zu durchkreuzen.

Mein Eindruck:
Der sechste Fall für Mara Billinsky - Abnutzungserscheinungen zeigt die unkonventionelle Ermittlerin mit dem Spitznamen "Krähe jedoch keine. Wie gewohnt brutal - jedoch ohne Beschreibung von Grausamkeiten zum Selbstzweck - und mit dem ganz eigenen, schwarzen Humor überzeugt auch diese Geschichte mit gut ausgearbeiteten Charakteren und (das ist eher ungewohnt) anderen Schauplätzen als dem gewohnt tristen Frankfurt. Born gönnt seinen Figuren eine Entwicklung, die einerseits erfreut, andererseits insbesondere bei Liebhabern der Reihe um Mara und ihren Best Buddy die Alarmglocken dröhnen lassen. Denn eins stellt der Autor mit vielerlei überraschenden Wendungen klar: Nix ist fix und wer eben noch lässig in den Sonnenuntergang reitet kann morgen schon im Leichenschauhaus liegen. Und obwohl auf der Seite der nigerianischen Prostituierten in dieser Geschichte noch am wenigstens gestorben wird, liegt der Fokus auf den Grausamkeiten, die diesen Frauen angetan werden und die Folgen, die für Geist und Seele daraus entstehen. Denn manchmal stirbt eine Seele, weil das Gegenüber zwar eine menschliche Maske trägt, sich unter dieser Maske jedoch eine Bestie verbirgt.

Mein Fazit:
Gut geschrieben, schwer zu ertragen

Bewertung vom 18.12.2021
Das Schwarze Lied / Rabenklinge Bd.2
Ryan, Anthony

Das Schwarze Lied / Rabenklinge Bd.2


gut

Es ist vollbracht

Zum Inhalt:
Vaelin kämpft weiterhin gegen die Stahlhast und ihren obersten Heerführer. Wird es ihm gelingen, den gottgleichen Anführer und seine mordende Horde aufzuhalten oder macht dieser die gesamte Welt zu seiner Beute?

Mein Eindruck:
Ja, der Autor beherrscht es auf eine unnachahmliche Art und Weise kriegerische Handlungen zu beschreiben, aber irgendwann möchte man selbst Seppuku begehen. Denn Ryan verliert sich dermaßen in den Kämpfen, dass er bei seinen Leser/innen einen Überdruss erzeugt. Waren die ersten Bücher noch voll von fantasievollen Beschreibungen der Welt und ihrer Wunder, geht es jetzt nur noch um Kampf, Tod, Fluch und Verzweiflung. Der schwarze Humor blitzt nur noch zeitweise auf, die Liebe kommt viel zu kurz (und das sagt eine Leserin, die mit Liebesgedöns nicht viel anfangen kann, aber diese schwermütige Art und Weise auch nicht mag). So kämpft man sich durch den fünften Band durch - und auch wenn die Hoffnung zuletzt stirbt, dass es ein Entkommen aus der schwarzen Suppe gibt - am Ende ist man dann doch tot. So empfinde ich den guten Schreibstil und die bildhaften Beschreibung verschwendet an ein reines Gemetzel.

Mein Fazit:
Das Blut fließt in Strömen, - leider auch aus der zum Ende blutleeren Geschichte

Bewertung vom 18.12.2021
Das Chalet
Ware, Ruth

Das Chalet


ausgezeichnet

Rasante Abfahrt

Zum Inhalt:
Die Leitungsebene eines hippen Start-Ups trifft sich, um über ein Übernahmeangebot zu debattieren. Zwei Fronten bilden sich aus und eine Person, die zwischen diesen beiden Fronten steht, ist das Zünglein an der Waage. Diese scheint sich zu neigen, als das erste Mitglied des Teams verschwindet und mutmaßlich tödlich verunglückt. Doch bei dem einen bleibt es nicht.

Mein Eindruck:
Zum größten Teil aus zwei Sichtweisen beschreibt Ruth Ware die Situation am Berg, die sich wie die Umgebung entwickelt. Zuerst nur scheinbar entspannt und schon mit einem gefährlichen Unterton, später lawinenartig. Diese Anspannung bringt sie auch dadurch zum Ausdruck, dass die Kapitel im Laufe des Buches immer kürzer werden. Die Einführung ihrer Figuren startet sie mit einem geschickten Schachzug: Sie stellt die durchaus interessanten (und in Agenturen absolut üblichen) Steckbriefe an den Anfang ihres Buches, - so gelingt ihren Leser/innen die Charaktere trotz deren Menge auseinanderzuhalten. Beide Hauptpersonen gestatten nur einen rudimentären Einblick und auch wenn man relativ schnell eine Ahnung zum Täter bekommt, ist der Weg zum Motiv das Ziel. Wares Showdown ist großartig und der Epilog gelungen.

Mein Fazit:
Vom Start bis ins Ziel ein Genuss

Bewertung vom 12.12.2021
Inspector Swanson und das Geheimnis der zwei Gräber: Ein viktorianischer Krimi (Baker Street Bibliothek) (MP3-Download)
Marley, Robert C.

Inspector Swanson und das Geheimnis der zwei Gräber: Ein viktorianischer Krimi (Baker Street Bibliothek) (MP3-Download)


ausgezeichnet

Verzwickt

Zum Inhalt:
Ein Nachbar meldet nicht nur ein älteres Ehepaar als vermisst, er weist zusätzlich auf zwei Erdhügel hin, die sich als Gräber entpuppen. Inspector Swanson macht sich auf die Suche nach dem Verantwortlichen. Aber um den Hauptverdächtigen - einen jungen Mann, der aufgrund der Todesfälle geerbt hat - in Sicherheit zu wiegen, spannt er seinen Freund ein, dem er im Gegenzug Hilfe bei der Suche nach dessen Zögling verspricht.

Mein Eindruck:
Der Autor spricht selber seine Geschichte ein. Das muss nicht unbedingt die beste Idee sein, doch Robert C. Marley schlägt sich überraschend gut. Er verleiht seinen Charakteren Tiefe, Würde und – wo es sein muss – einen feinen Humor. Dieses gilt nicht nur für den Protagonisten und weitere Hauptfiguren, - auch das unterstützende Personal ist gut gezeichnet und wirkt lebensecht. Dazu transportiert der Autor seine Leser/innen wunderbar in die Zeit der Droschken und der Klassenunterschiede des viktorianischen Englands. Besonders gut gefällt auch die Idee, literarische Zeitgenossen wie Arthur Conan Doyle oder H.G. Wells zum Leben zu erwecken und spitzbübisch handeln zu lassen.
Marley entwirft eine komplexe Geschichte mit einigen Fallstricken, in denen man sich gerne verheddert und die einen ein bisschen zweifeln lassen. Doch dann fügen sich die Puzzlestücke, die zuerst ohne Zusammenhang wirkten, wunderbar ineinander und ergeben ein unerwartetes Gesamtbild. Das Ende ist voller Dramatik, Spannung und einem guten Schuss Herzenswärme und beschert die Figuren mit dem, was sie verdienen.

Mein Fazit:
Gerne mehr von Inspector Swanson und seiner Truppe

Bewertung vom 12.12.2021
Geld oder Lebkuchen. Fast ein Krimi (Ungekürzt) (MP3-Download)
Heldt, Dora

Geld oder Lebkuchen. Fast ein Krimi (Ungekürzt) (MP3-Download)


ausgezeichnet

Schlittenfahrt

Zum Inhalt:
Dieses Jahr ist es für das weibliche Triumvirat des Festkomitees - Gudrun, Hella und Minna -schwierig, in die richtige Weihnachtsstimmung zu kommen. Der Weihnachtsmann - im wahren Leben Filialleiter der örtlichen Bank - ist nicht nur beurlaubt, sondern unerreichbar. Als wäre das nicht schon schlimm genug, sind die von ihm verwalteten Spendengelder für den Kinderclub unauffindbar. Außerdem will der Gemeinderat den Zuschuss für den Kinderclub kürzen und die Bankfiliale steht vor der Schließung. Unorthodoxe Mittel und Wege sind gefragt und Ernst - Gudruns Gatte - ist bereit, diese zu nutzen.

Mein Eindruck:
Dieses Buch ist eine Schlittenfahrt - nicht gemächlich auf ebener Strecke, sondern einen Hang hinunter. Denn wirkt der Anfang noch ein wenig fade und lustlos, kommt die Geschichte bald immer schneller in Fahrt und reißt die Zuhörer/innen richtig mit. Da kann man dann schon einmal das Plätzchenessen auf der Couch vergessen, wenn die schwierigen Kurven genommen werden müssen. Bis hin zu einem Ende, bei dem man vor Lachen und Weinen nicht mehr weiß, wohin mit den Emotionen. Heldt transportiert die gefühlvolle Weihnachtsstimmung, genauso gut wie die Hektik der Vorbereitungen des Events. Dabei wird der Text wunderbar unterstützt durch Katja Danowski, die ihren Figuren stimmlich das Leben einhaucht. Dass zum Ende hin allen Widrigkeiten getrotzt wird, die braven Menschen belohnt, die nicht ganz so braven geläutert und die schlechten bestraft sind, gehört sich so in dieser Zeit. Und das ist dann auch gut so.

Mein Fazit:
Eine anheimelnde Wohltat in hektischer Zeit

Bewertung vom 05.12.2021
In ewiger Freundschaft / Oliver von Bodenstein Bd.10 (MP3-Download)
Neuhaus, Nele

In ewiger Freundschaft / Oliver von Bodenstein Bd.10 (MP3-Download)


ausgezeichnet

Großartig

Zum Inhalt:
Heike Wersch - Programmleiterin eines renommierten Frankfurter Verlags -wird erst vermisst, dann tot aufgefunden. Mögliche Täter gibt es viele: Der Bestseller-Autor, dessen Plagiat sie öffentlich machte, ihr alter Arbeitgeber, dem sie für eine Neugründung Autoren abwerben wollte und Menschen, denen sie mit ihrer unverblümten Art und Verrissen das Leben schwer gemacht hatte. Oder findet sich der Grund für ihre Ermordung in einer ferneren Vergangenheit? Vor dreißig Jahren starb ein Mitglied ihrer Clique und die "Ewigen" schworen Zusammenhalt. Bröckelt dieser?

Mein Eindruck:
Dieses (Hör-)buch ist stimmig in jeder Hinsicht. Nicht nur von einer sehr guten Sprecherin mit genügend Verve, Gefühl und darstellerischer Qualität eingelesen, sondern auch inhaltlich beeindruckend. Dabei gefällt insbesondere das Augenzwinkern, wenn Neuhaus ihre Figur des Gerichtsmediziners benutzt, die eigenen Bücher zu zitieren. Dieses Privatleben, welches sie ihren Figuren gönnt, bewegt sich angenehm am Rande, - man fühlt mit, ohne genervt zu sein.
Der Fall spielt sich in einem Metier ab, dass der Schriftstellerin bekannt ist. Doch sie holt ihre Leser/innen ab, erklärt Zusammenhänge, zeigt die Eitelkeiten und die Blase, in der sich vermeintlich Intellektuelle hochnäsig über das gemeine Volk echauffieren. Auch hier beweist sie Humor, in dem sie genau die von ihr bedienten Genre – Frauen- und Kriminalliteratur – hochnäsig behandeln lässt und damit herabwürdigt.
Wie immer kreiert Neuhaus eine Personenschar, die – bis auf das erste Mordopfer – absolut ambivalent erscheint: Menschen mit Ecken und Kanten und vielen Facetten. Genau das, was „echte“ Charaktere ausmacht. Ebenso vielschichtig ist die Motivlage, durch die sich ermittelnde Beamte und die Leserschaft durchkämpfen müssen, - ein Dickicht, welches sich erst nach und nach lüftet. So bietet die Autorin viel Spaß, für den man sich auch gerne einmal ein paar Stunden mehr als geplant um die Ohren schlägt.

Mein Fazit:
Perfekte Unterhaltung!

Bewertung vom 04.12.2021
Der Selfie-Killer (eBook, ePUB)
Buderath, Paul

Der Selfie-Killer (eBook, ePUB)


sehr gut

Unsocial Media

Zum Inhalt:
Ein Mörder hat es auf Influencer abgesehen, die ihren Followern das perfekte Leben vorgaukeln, jedoch weit davon entfernt sind, dieses auch zu führen. Sie werden gezwungen, den Zeitpunkt ihres Todes als Selfie aufzunehmen und damit ihren makabren Nachruf in den sozialen Medien zu untermalen. Als Laura - eine Polizeipraktikantin - seltsame Nachrichten aufschnappt, die ähnlich wie die des Killers klingen, packt sie die Panik, als ihre Mitbewohnerin verschwindet.

Mein Eindruck:
Der Autor nimmt sich eines sehr aktuellen Themas an, welches wohl bei vielen - vor allen Dingen älteren - Menschen ein großes Fragezeichen ins Gesicht zaubert: Die Reichweite von Influencern und ihr Verhältnis zu denjenigen, die an ihren Lippen (bzw. Filmchen) hängen. Selbstdarstellung, die keine ist, da nur noch ein Trugbild gezeigt wird. Ist es also nur eine Frage der Zeit, bis sich jemand "wehrt"? Doch ist es überhaupt ein wehren, wenn man selbst zum Internet-Phänomen wird? Abgesehen von dieser philosophischen Frage geht es jedoch um eine spannende Geschichte. Und hier beherrscht Buderath sein Handwerk. Einmal in der Hand, legt man das Buch nicht mehr weg - Neugierde und Perspektivwechsel halten die Leser/innen bei der Stange. Und obwohl die politische Korrektheit an mindestens einer Stelle klar über das Ziel hinaus schießt und auch sein Kommissar nicht frei von exzessivem Körperkult ist, fühlt man sich sehr gut unterhalten.
Einen Pluspunkt bekommt das (nicht ganz überraschende) Ende für seine Differenziertheit, - der Mörder hält sich an seine Moralmaßstäbe. Einen Punkt Abzug für das Überstürzen - drei Seiten mehr wären hier besser gewesen (und hätten bei den Turnübungen Michelsens gekürzt werden können).

Mein Fazit:
Sehr gute Grundidee, mit leichten Abzügen gut umgesetzt