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Benutzername: 
Igelmanu
Wohnort: 
Mülheim

Bewertungen

Insgesamt 1032 Bewertungen
Bewertung vom 11.01.2022
Echo einer Winternacht / Karen Pirie Bd.1
McDermid, Val

Echo einer Winternacht / Karen Pirie Bd.1


sehr gut

»Ich sag euch was. Wir sollten beten, dass Maclennan herausfindet, wer es getan hat, und denjenigen einsperrt. … Wenn er es nicht tut, werden wir den Rest unseres Lebens die Typen sein, die ungestraft einen Mord begangen haben.«

1978, St. Andrews in Schottland. Eine kalte Winternacht, kurz vor Weihnachten, nimmt einen dramatischen Verlauf. Das Leben der erst 19jährigen Rosie endet, sie wird vergewaltigt und ermordet. Aber auch das Leben der vier Studenten, die sie auf dem Heimweg von einer Party finden, wird niemals wieder so sein wie zuvor, denn die jungen Männer gelten plötzlich als Hauptverdächtige.
Die Tat kann ihnen nicht bewiesen werden, allerdings wird der Mord auch nicht aufgeklärt, sie somit auch nicht entlastet. Im Jahr 2003 leben sie bereits 25 Jahre mit dem üblen Verdacht und den Spuren, die er in ihr Leben gegraben hat. Als eine Ermittlergruppe beauftragt wird, sich den alten Fall neu vorzunehmen, keimt Hoffnung auf. Doch schon bald beginnt ein neuer Alptraum, denn zwei der Männer werden ermordet…

Meine Güte, war das spannend! Die Autorin schaffte es von der ersten Seite an, mich in ihren Bann zu ziehen. Der erste Teil umfasst die Vorgänge rund um den Mord und die erste Zeit danach, man ist als Leser nah bei den jungen Männern und ebenfalls bei den damaligen Ermittlern, erlebt eine eindringliche und sehr dichte Atmosphäre. Die Anschuldigungen und Vorurteile, denen die Studenten ausgesetzt sind, machten mich manches Mal richtig wütend, an anderer Stelle bemerkte ich aber auch kleine Auffälligkeiten, die mich grübeln ließen, ob möglicherweise doch einer von ihnen in die Tat verstrickt sein könnte. Auch andere Personen kamen mir verdächtig vor, nirgends passte aber alles zusammen. Ich freute mich auf die Auflösung im zweiten Teil!

Hier wurde es dann erst recht spannend. Zu den zwei Morden kamen weitere Gewalttaten hinzu und ein zunächst namenloser Täter machte deutlich, dass seine Taten mit dem alten, ungesühnten Mord zusammenhängen. Aber weshalb? Und warum nach so langer Zeit? Nun gilt es, nicht nur den Cold Case aufzuklären, sondern auch die aktuelle Serie zu stoppen. Auch hier gibt es neue Ansatzpunkte, geschehen schlimme Dinge, die mich mitfühlen und rätseln ließen. Es wäre wirklich wünschenswert, wenn sich jeder Mensch mit Vorverurteilungen zurückhalten würde, die Auswirkungen können fatal sein!

Ein Charakter blieb allerdings noch reichlich blass und das ist genau der vom Untertitel. „Ein Fall für Karen Pirie“ – also das ist mehr als übertrieben. Sie taucht im zweiten Teil zwar theoretisch als zuständige Ermittlerin auf, kommt aber über eine Position als Randfigur nicht hinaus. Vielleicht geschieht das in den Folgebänden – ich werde es herausfinden.

Fazit: Spannende Krimiunterhaltung, die mich so richtig gepackt hat. Gerne mehr davon!

Bewertung vom 04.01.2022
Ein irischer Landarzt
Taylor, Patrick

Ein irischer Landarzt


sehr gut

»Heißt das, dass ich Patienten in die Rosenbüsche schmeißen muss?«

Ballybucklebo, ein kleines Nest in Nordirland, in den 1960er Jahren. Barry Laverty hat gerade sein Medizinstudium abgeschlossen und seine erste Stelle angenommen. Dr. O’Reilly, alteingesessener Landarzt, benötigt dringend einen Assistenten – und Arbeit gibt es für die beiden Ärzte wirklich mehr als genug. Barry wird eine Menge Erfahrung sammeln, wenn es ihm gelingt, sich mit O’Reilly zu arrangieren, vor allem mit seinen manchmal recht ungewöhnlichen Methoden.
Ohnehin ist das Leben in Ballybucklebo ein anderes als in Belfast, seiner bisherigen Station. Doch bald schon merkt Barry, dass ihm genau das gefällt und ihm die teils skurrilen Bewohner des Dorfs ans Herz wachsen. Zusammen mit der Haushälterin Kinky, zupackend, ein wenig rau und mit viel Herz. Und einer jungen Frau namens Patricia…

Diese Art von Romanen lese ich nicht sehr häufig, meist nur vor Weihnachten. Den irischen Landarzt lernte ich folglich auch mit dem dritten Band der Reihe („Ein irisches Weihnachtsfest“) kennen und da mir dieser sehr gefiel, landete Band Eins in meinem Regal.

Beim Lesen fühlte ich mich von der ersten Seite an wohl und sehr gut unterhalten. Die Charaktere sind einfach liebenswert und der Stil des Autors so locker und humorvoll, dass ich immer wieder schmunzeln konnte. Natürlich amüsiert zunächst schon der Kulturschock, den Barry bei seinem Start als Landarzt erlebt. Das ist kein neues Thema, aber gelungen umgesetzt. Auch überrascht es nicht, dass sich unter der rauen Schale O’Reillys ein sensibler Kern versteckt, aber dafür ist das hier halt ein Wohlfühlroman, bei dem man zuversichtlich auf ein gutes Ende und eine Lösung sich zuvor auftürmender Probleme hoffen darf.

Was sehr schön rüberkommt ist das Lebensgefühl dieser ländlichen, irischen Region. Der Autor hat selbst als Landarzt gearbeitet und lässt in seine Romane einen Teil Erfahrung und einen Teil Wunschdenken einfließen. Das fiktive Ballybucklebo ist besser als der Rest der Welt und lädt den Leser ein, sich ein wenig von der Wirklichkeit zu erholen. Bei mir hat es funktioniert.

Fazit: Sehr schöner Wohlfühlroman, Ballybucklebo, seine Bewohner und Ärzte sind mir ans Herz gewachsen.

Bewertung vom 02.01.2022
Opferlamm / Hauptkommissar Claudius Zorn Bd.11
Ludwig, Stephan

Opferlamm / Hauptkommissar Claudius Zorn Bd.11


sehr gut

»Es handelte sich um eine Ankündigung. Was genau passieren würde, war unmöglich zu sagen. Nur der Zeitpunkt war klar und deutlich auf dem Display abzulesen.
12:04:45
Etwas mehr als zwölf Stunden.
Punkt vier Uhr morgens.
Wie bei Arvid Walkow.«

Die Kommissare Zorn und Schröder haben es in ihrem elften Fall mal wieder mit einem besonders üblen Fall von Serienkiller zu tun. Er inszeniert seine Taten, agiert extrem blutig und schockierend und spielt mit den Ermittlern, indem er ihnen ohne weitere Infos einen laufenden Timer zukommen lässt. Das Problem ist nur: Selbst, wenn man weiß, dass um vier Uhr morgens ein furchtbares Verbrechen geschehen wird, weiß man noch lange nicht, wo…

Bei der fieberhaften Suche nach dem Täter analysieren Zorn und Schröder unter anderem religiöse Szenarien und diverse Beispiele moderner Kunst. Diese Szenen unterhalten durch die grundverschiedenen Charaktere der beiden Protagonisten, die sich so oft auf die Nerven gehen, aber auf gar keinen Fall ohne einander sein könnten. Für mich sind sie schlicht zwei Kultcharaktere. Und generell lebt auch dieser Fall wieder von dem Mit- und Gegeneinander der beiden und der persönlichen Entwicklung insbesondere Zorns. Obwohl man den reinen Thriller auch ohne Vorkenntnisse der anderen Bände lesen könnte, sollte man die Reihe daher auch von vorne beginnen.

Der Fall war nicht einer der besten, ich fand ihn recht vorhersehbar. Trotzdem jedoch fesselte mich die Lektüre, Stephan Ludwig hat es einfach raus, spannend zu schreiben. Zusammen mit dem Unterhaltungswert war das Grund genug, das Buch am Ende zufrieden zuzuklappen und sich auf den hoffentlich im kommenden Jahr erscheinenden zwölften Band zu freuen.

Fazit: Nicht der stärkste Band der Reihe, aber trotzdem spannend und unterhaltsam.

Bewertung vom 23.12.2021
Prost, auf die Erben
Kalpenstein, Friedrich

Prost, auf die Erben


sehr gut

»Mei, der Wickerl, wie soll ich dir den beschreiben? Stell dir einen dicken Typ vor, unsportlich und schüchtern, faul und sparsam, einen, der nicht auffallen möchte und dem du absolut vertrauen kannst.«
»Ja, und?«
»Der Ludwig Holzinger war das genaue Gegenteil.«

Brunngries, ein kleines Städtchen in den Chiemgauer Alpen. Als ein erfolgreicher Bauunternehmer mit besten Beziehungen tot im Bad aufgefunden wird, glauben Kriminalhauptkommissar Constantin Tischler und sein junger Kollege Felix Fink zunächst an Selbstmord oder einen natürlichen, durch den Lebensstil früh herbeigeführten, Tod. Doch bald stellt sich dies als Irrtum heraus, Ludwig Holzinger wurde zweifelsfrei ermordet.

Bei ihren Ermittlungen stoßen Tischler und Fink auf ein Großprojekt am Ortsausgang, mit dem nicht jeder glücklich ist. Liegt hier der Grund für einen Mord? Auch andere Motive drängen sich auf, denn eins ist schnell klar: Der Tote hat sich im Leben nicht nur Freunde gemacht…

Wer bei diesem Krimi aufgrund des Covers an seichten Klamauk denkt, der irrt. Es gibt durchaus zahlreiche unterhaltsame Momente, ich hatte immer wieder Grund zum Schmunzeln. Aber daneben ist es auch ein ordentlicher Krimi mit vernünftiger Ermittlungsarbeit, diversen Verhören, einzelnen Action-Einlagen und einer stimmigen Auflösung. Und wie es sich für einen Regionalkrimi gehört, wird über Sprache, Essen und Landschaftsbeschreibungen das Lebensgefühl der Alpenregion vermittelt.

Interessant ist die Zusammenarbeit der beiden gegensätzlichen Ermittler. Tischler kommt aus München und pflegt einen etwas anspruchsvolleren Lebensstil, Fink hingegen liebt sein Heimatstädtchen Brunngries, läuft stets im Trachtenjanker rum und liebt Mamas Küche. Besagte Mama ist übrigens die zentrale Auskunftsstelle für jeglichen Dorftratsch, wie ein Running Gag fließt das immer wieder ein.

Fazit: Ich fand die Lektüre genau wie beim ersten Band (den man für das Verständnis nicht kennen muss) sehr kurzweilig, Spaß und Krimiunterhaltung wechselten sich ab. Gerne lese ich bei der Reihe weiter.

Bewertung vom 19.12.2021
Eine Weihnachtsgeschichte
Dickens, Charles

Eine Weihnachtsgeschichte


ausgezeichnet

»Ich werde das Weihnachtsfest von ganzem Herzen ehren und das ganze Jahr über in seinem Geist handeln. Ich werde in der Vergangenheit, der Gegenwart und der Zukunft leben. Die Geister aller drei Zeiten werden in mir wirken. Ich werde die Lektionen, die sie mich lehren, nicht länger verleugnen.«

In der Weihnachtsnacht bekommt der hartherzige alte Geizhals Ebenezer Scrooge Besuch von vier Geistern, die ihn schonungslos mit zahlreichen unangenehmen, teils lang verdrängten, Wahrheiten konfrontieren. Scrooge wird schwer erschüttert und beschließt, sein Leben zu ändern. Dieser Wandel beschert ihm ein großes und ehrliches Glück.

Die Geschichte, im Grunde der Weihnachtsklassiker schlechthin, dürfte den meisten bekannt sein. Ich habe sie schon mehrfach gelesen, besaß bereits zwei verschiedene Ausgaben und gönnte mir in diesem Jahr dieses prachtvolle Buch wegen der tollen Illustrationen. Das hat sich wirklich gelohnt, die ausdrucksstarken, wunderbar gezeichneten Bilder begleiten und unterstreichen die Handlung, die gesamte Gestaltung wirkt festlich und hochwertig.

Im Buch findet sich ferner die Erzählung „Ein Weihnachtsbaum“, ein Meisterwerk der Fantasie, außerdem eine Kurzbiografie von Charles Dickens und ein Exkurs über Weihnachten im viktorianischen England. Es war Dickens ein Anliegen, auf die gravierenden sozialen Ungerechtigkeiten der damaligen Zeit hinzuweisen, was ihm ausgesprochen gut gelingt. Mit treffenden Worten beschreibt er die furchtbare Not der armen Leute und schildert als krassen Gegensatz den Luxus, in dem die Wohlhabenden schwelgten. Seine Weihnachtsgeschichte wird so zum flammenden Appell für Menschlichkeit, Mitgefühl und Nächstenliebe. Gleichzeitig blitzt immer wieder ein sehr angenehmer Humor durch, der gemeinsam mit dem guten Ende des Buchs für ein warmes Gefühl beim Lesen sorgt.

Fazit: Der Weihnachtsklassiker in einer prächtig illustrierten Ausgabe, das Buch bekommt in meinem Regal einen besonders schönen Platz.

Bewertung vom 14.12.2021
Lacroix und die stille Nacht von Montmartre / Kommissar Lacroix Bd.3
Lépic, Alex

Lacroix und die stille Nacht von Montmartre / Kommissar Lacroix Bd.3


sehr gut

»Los, Lacroix, nun sag schon, warum bist du hier? Du kommst doch nicht am kältesten Tag des Jahres nur wegen ein paar gestohlenen Lichterketten den Berg hinauf.«
»Ehrlich gesagt: doch.«
»Aber warum?«
»Ich weiß es nicht, Rose. Es ist nur so ein Gefühl.«

Wenn Commissaire Lacroix „so ein Gefühl“ hat, dann ist das kein gutes Zeichen. Und leider trügt ihn seine Intuition auch diesmal nicht…
Kurz vor Weihnachten in Paris. Es ist bitterkalt, die Stadt ist (höchst ungewöhnlich) tief verschneit. Sogar das Verbrechen scheint eine Winterpause einzulegen, Lacroix ist deutlich unterbeschäftigt. Als in Montmartre die kunstvoll dekorierte Weihnachtsbeleuchtung komplett gestohlen wird, bietet er der zuständigen Kollegin seine Unterstützung an. Und hat sofort dieses „Gefühl“, diese böse Ahnung, dass es sich hier nicht einfach um Vandalismus oder das Werk eines Weihnachtshassers handelt.

Obwohl dies der dritte Fall für Lacroix ist, hatte ich nicht das Gefühl, dass mir irgendwelche Vorkenntnisse fehlen würden. Mein erster Fall für Commissaire Lacroix wird nicht mein letzter gewesen sein. Der Krimi hat eine ganz besondere Stimmung, die mich gleich fesselte. Und das, obwohl es eine Weile dauerte, bis das erste Blut floss. Die Spannung war für mein Empfinden nicht beeinträchtigt, denn gemeinsam mit dem Ermittler fragte ich mich, was wohl Übles in dem weihnachtlichen Paris geschehen wird, von dem gestohlene Lichterketten und gefällte Weihnachtsbäume ablenken sollen.

Lacroix bekam von seinen Kollegen und der Presse den Spitznamen „Maigret“, durchaus passend, finde ich. Er präsentiert sich als Pfeife rauchender Denker, der seine Fälle ruhig und überlegt angeht. Zudem wirkt er leicht aus der Zeit gefallen. Den Tatort erreicht er häufig zu Fuß oder per Bus und wer ihn unterwegs anrufen will, hinterlässt Nachrichten in seinen bevorzugten Lokalen. Lacroix prägt damit die Stimmung des Krimis, Fans von Action sind hier nicht richtig. Mir jedoch gefiel dieser schräge Charakter sehr! Und natürlich gibt es als Gegenpol autofahrende und Smartphone affine Kollegen, die ebenfalls sympathisch wirken.

Was mich noch besonders bezauberte, war die Atmosphäre des Buchs. Ich war noch nie in Paris, die Stadt steht schon ewig auf meiner langen Wunschliste potenzieller Reiseziele und ist nach der Lektüre ein Stück weiter nach oben gerutscht. Die Beschreibungen waren so atemberaubend, dass ich am liebsten gleich meinen Koffer gepackt hätte.

Fazit: Ein Fall, der untypisch beginnt und sich ungewöhnlich entwickelt. Ich fühlte mich sehr gut unterhalten und werde mir auch die weiteren Bände der Reihe vornehmen.

Bewertung vom 14.12.2021
Geld oder Lebkuchen
Heldt, Dora

Geld oder Lebkuchen


sehr gut

»Wie oft noch? Du gehst in die Bank, fuchtelst mit dem Revolver und sagst: „Dies ist ein Überfall. Machen Sie, was ich sage, dann passiert Ihnen nichts. Und nun das Geld her.“ Dann schiebst du den Rucksack über den Tisch, nimmst das Geld, drehst dich um und steigst draußen in den Wagen, in dem ich bei laufendem Motor sitze. Abgang. Das war’s.«
»Und wenn mich jemand erkennt?«
»Wer soll dich erkennen? Du bist der Weihnachtsmann.«

Das Leben auf Sylt kann so langweilig sein! Zumindest für einen Rentner in der Adventszeit, wenn kaum noch Touristen da sind und die eigene Ehefrau mit der Organisation der Dorfweihnachtsfeier schwer beschäftigt ist. Für Ernst Mannsen zieht sich die Zeit wie ein Kaugummi.
Als er gebeten wird, die Rolle des Weihnachtsmanns zu übernehmen, stürzt er sich begeistert auf die neue Aufgabe. Und steht schon bald vor einem mächtigen Problem. Der Filialleiter der hiesigen Bank ist zusammen mit den gesammelten Spenden für die Bescherung bedürftiger Kinder spurlos verschwunden. Wo jetzt auf die Schnelle das notwendige Geld hernehmen? Als die Versuche, eine legale Lösung zu finden, scheitern, drängt sich ein kleiner, fieser Gedanke auf. Wenn der Filialleiter der Bank mit dem Geld verschwindet, dann wäre es doch nicht abwegig, sich dort gewissermaßen eine Entschädigung zu holen? So ein kleiner Banküberfall für den guten Zweck?

Diese Geschichte hat mir viel Spaß gemacht. Ernst ist ein sehr sympathischer Charakter, auch und gerade mit seinen menschlichen Schwächen. Außerdem war ich natürlich mit ihm zusammen empört: Wie kann man sich nur mit Spendengeldern für arme Kinder absetzen? Wie mies ist das denn?
Wie man sich schon denken kann, wächst dem selbsternannten Robin Hood von Sylt die Sache schnell über den Kopf. Kurzzeitig hatte ich befürchtet, dass es bei den Schilderungen zu viel Klamauk geben könnte, das hat sich aber zum Glück nicht bestätigt, die Stimmung im Buch ist durchgehend unterhaltsam und weihnachtlich. Ich denke, ich spoilere auch nicht unangemessen, wenn ich verrate, dass man sich am Ende auf ein gutes und harmonisches Finale freuen darf.

Fazit: Humorvolles, kleines Sylt-Abenteuer mit sympathischen Charakteren und weihnachtlicher Grundstimmung.

Bewertung vom 05.12.2021
Jacks wundersame Reise mit dem Weihnachtsschwein
Rowling, J. K.

Jacks wundersame Reise mit dem Weihnachtsschwein


ausgezeichnet

Eigentlich war sich Jack sicher, dass er das Weihnachtsschwein eben weggeschleudert hatte. Trotzdem war er nicht darauf gefasst, als sich das Stofftier aufrappelte, die Schweinepfötchen in die Seiten stemmte und sagte: »Wenn du mich noch einmal haust, du schrecklicher Junge, dann helfe ich dir nicht.«

Dieser Heilige Abend ist der schlimmste, den Jack je erlebt hat. Der schlimmste Abend in seinem Leben überhaupt. Denn sein geliebtes Kuschelschwein DS, stets an seiner Seite, so lange er denken kann, ging verloren. Das Weihnachtsschwein, das er als Ersatz geschenkt bekommt, empfindet er geradezu als Verhöhnung seiner Trauer. Und dass seine Großeltern sagen, dass es keine Chance gibt, DS jemals wiederzubekommen, kann und will er nicht akzeptieren! Da kommt ihm (nach dem ersten Schrecken) das Angebot des zunächst ungewollten Weihnachtsschweins genau recht: In dieser Heiligen Nacht, der Nacht der Wunder und hoffnungslosen Fälle, wird es ihn ins Land der Verlorenen begleiten und ihm dort helfen, DS wiederzufinden.

Dieses Buch zog bei mir ein, weil mich ein neues Kinderbuch von J. K. Rowling reizte. Ich fand zwar den Titel wenig ansprechend, ließ mich aber auf das Abenteuer ein und wurde nicht enttäuscht. Frau Rowling zeigt mit dem Land der Verlorenen wieder ein enormes Maß an Fantasie, es gibt so viele Details, an denen ich großen Spaß hatte. Und spannend wird es! Die Suche nach DS ist ein Wettlauf mit der Zeit, sie muss in der Heiligen Nacht abgeschlossen werden. Und damit es nicht zu einfach wird, wird Jack von finsteren Gestalten verfolgt, die ihm nach dem Leben trachten. Es gibt dramatische Momente und Stellen, an denen ich herzhaft lachen musste. Bemerkenswert auch die tollen Illustrationen zu Beginn jedes Kapitels. Sehr gut gelungen, wunderschön und detailreich.

Daneben ist es natürlich auch eine Geschichte über Freundschaft, über Mut und ehrliche Gefühle. Probleme in Patchwork-Familien sind ebenfalls Thema, da wird sich von den jungen Lesern sicher der ein oder andere wiederfinden.

Fazit: Spannend, fantasievoll, lustig – ich war sehr gerne mit Jack und dem Weihnachtsschwein im Land der Verlorenen.

2 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 29.11.2021
Mordsmärchen

Mordsmärchen


sehr gut

»Fangen wir noch mal ganz von vorn an, Frau Ascher. Erzählen Sie mir einfach der Reihe nach, wie Sie die Bekanntschaft von Frau Holle gemacht haben.«

Niemand wird bestreiten, dass es in Märchen nur so von schwersten Verbrechen wimmelt. Als Kind, ich erinnere mich, habe ich mich einige Male gefürchtet, manchmal ein angenehmes Schaudern verspürt und am Ende froh und erleichtert durchgeatmet, weil - zurück in der Wirklichkeit - alles wieder gut war.
In dieser Anthologie mit 14 Kurzkrimis holen die beteiligten Autoren die Märchen in die Gegenwart. Sie erzählen die Geschichten neu, führen sie fort und sprechen deutlich aus, was beim Original nur angedeutet wurde. 14 Autoren bedeuten auch, dass man sich als Leser auf unterschiedliche Stile freuen darf. Da schreibt der eine sehr düster, der nächste gesellschaftskritisch und wieder ein anderer geizt nicht mit schwarzem Humor.

Nicht jede Geschichte gefiel mir gleich gut und wie immer bei Anthologien habe ich jede einzeln bewertet und daraus einen Schnitt errechnet. Vier Geschichten erhielten von mir 5 Sterne, fünfmal konnte ich 4 Sterne und ebenfalls fünfmal 3 Sterne vergeben. Das ergibt einen Schnitt von 3,9 Sternen, die ich entsprechend auf 4 aufrunde.

Fazit: Unterhaltsam, spannend und manchmal mächtig böse. Diese Mordsmärchen stehen für kurzweiligen Krimispaß.