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Bücherfreundin

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Insgesamt 265 Bewertungen
Bewertung vom 10.03.2022
Der Erinnerungsfälscher
Khider, Abbas

Der Erinnerungsfälscher


ausgezeichnet

Außergewöhnliche und berührende Lebensgeschichte
Abbas Khider erzählt in seinem neuen, vom Hanser-Verlag veröffentlichten Roman die Geschichte von Said Al-Wahid. Seit fast zwei Jahren ist Said Schriftsteller, er hat an einer literarischen Podiumsdiskussion in Mainz teilgenommen und befindet sich auf der Heimreise nach Berlin zu seiner Frau Monica und seinem Sohn Ilias. Während der Zugfahrt bekommt er einen Anruf seines Bruders Hakim aus dem Irak, der ihm mitteilt, dass die Mutter im Krankenhaus liegt und wahrscheinlich nicht mehr lange leben wird. Said macht sich spontan auf den Weg zum Frankfurter Flughafen und nimmt die nächste Maschine nach Bagdad.

Auf seiner Reise in die alte Heimat erinnert sich Said an sein bisheriges Leben.
Als junger Mann floh er vor dem Terrorregime des Irak. Es dauerte Jahre, bis er auf Umwegen endlich in Deutschland ankam. Aber auch dort war es nicht einfach für ihn, der Bürokratismus war eine ständige Herausforderung, die ersehnte Einbürgerung ein mühsamer, sich über Jahre hinziehender Prozess. Seitdem führt er seinen Reisepass, für den er so lange kämpfen musste, ständig mit sich.

Als er mit dem Schreiben beginnt und seine eigene, wahre Geschichte niederschreiben möchte, stellt er fest, dass seine Erinnerungen unvollständig sind. Ein großer Teil ist durch ein Loch im Gedächtnis verloren gegangen, einfach verschwunden. Er muss seine Gedächtnislücken schließen, neu erfinden, bezeichnet sich selbst als einen Erinnerungsfälscher, der die Lücken mit fiktiven Inhalten füllt.

Der in wunderschönem Sprachstil geschriebene Roman über Said hat mich sehr berührt und nachdenklich gemacht. Es ist die Geschichte eines Mannes, der seinen eigenen Erinnerungen nicht traut, aber auch eine unter die Haut gehende Geschichte über die Probleme in der neuen Heimat Deutschland, über Vorurteile, wiederkehrende Demütigungen und Schikanen.

Ich kann diesen großartigen Roman nur empfehlen - von mir wohlverdiente 5 Sterne!

Bewertung vom 03.03.2022
Für diesen Sommer
Klönne, Gisa

Für diesen Sommer


ausgezeichnet

Großartige und fesselnde Familiengeschichte
Gisa Klönne, von der ich bisher noch kein Buch gelesen habe, erzählt in ihrem neuen Roman die Geschichte der Familie Roth.
Das Buch beginnt damit, dass Franziska für drei Wochen ihren betagten und hilfsbedürftigen Vater Heinrich in dessen Haus betreuen soll. Ihre Schwester Monika ist verreist, und sie soll die geplanten Umbauarbeiten im Haus vorbereiten und überwachen. Vater und Tochter haben sich seit der Beerdigung der Mutter nicht mehr gesehen, und Heinrich reagiert nicht sehr begeistert auf den Besuch seiner Tochter. 

In zahlreichen Rückblicken aus Franziskas und Heinrichs Sicht schildert die Autorin das Leben, die Sorgen, Enttäuschungen und Schicksalsschläge der Familie.
Franziska, mittlerweile Anfang 50, wollte schon sehr früh die Welt retten, schloss sich Umweltaktivisten an und verließ nach zahlreichen Diskussionen mit dem Vater gegen den Willen der Eltern bereits mit 17 Jahren das Elternhaus. Sie bezeichnet sich als schwarzes Schaf der Familie, das die Eltern immer nur enttäuscht hat. Sie hat gescheiterte Beziehungen hinter sich, hat Jahre in Ashrams verbracht und ihren Weg immer noch nicht gefunden. Ihre drei Jahre ältere Schwester Monika hat dagegen alles erreicht, was sie sich vorgenommen hatte: Studium, Karriere, Familie, guter Kontakt zu den Eltern. 
Heinrich, Sohn einer Tänzerin, heiratete früh die Kriegswaisin Johanne. Nach der Geburt der ersten Tochter erleidet die kleine Familie einen Schicksalsschlag, von dem Johanne sich nie mehr erholte. Inzwischen ist Heinrich alt geworden, verwitwet, und gesundheitliche Einschränkungen machen ihm das Leben schwer.

Gisa Klönne rollt die Ereignisse der Vergangenheit und die Erinnerungen von Franziska und Heinrich ganz behutsam und langsam auf, bisweilen nur in ganz kurzen Abschnitten. Mich hat diese Art des Erzählens von Anfang an begeistert, und ich konnte mich sehr gut in die Charaktere der Personen einfühlen. Der Roman ist in wunderbarem, klugem Sprachstil geschrieben. 
Sehr gut hat mir gefallen, wie die Autorin den Zeitgeist in ihren Roman hat einfließen lassen. 

Klare Leseempfehlung von mir und 5 Sterne für diesen großartigen Familienroman!

Bewertung vom 28.02.2022
Achtung, Raubritter! / Die Jagd nach dem magischen Detektivkoffer Bd.4
Stronk, Cally

Achtung, Raubritter! / Die Jagd nach dem magischen Detektivkoffer Bd.4


ausgezeichnet

Spannende Detektivgeschichte
Der Ravensburger Verlag hat den vierten Band der Krimireihe für Kinder "Die Jagd nach dem magischen Detektivkoffer" von Cally Stronk und Patrick Fix veröffentlicht.

Die Vorgeschichte ist schnell erzählt: Die Zwillinge Lukas und Marie bekommen zu ihrem siebten Geburtstag von ihrer Tante einen Detektivkoffer geschenkt, mit dessen Hilfe sie Kriminalfälle klären können. Die Gegenstände, die sich im Koffer befinden, haben verschiedene magische Fähigkeiten. Zwei Ganoven, Theodor Topf und Doris Deckel, sind in allen Bänden die Gegenspieler von Lukas und Marie.

In diesem vierten Band geht es um einen geheimnisvollen Schatz auf Burg Rätselstein. Lukas und Marie entdecken während einer Burgführung mit ihren Eltern wichtige Hinweise für ihre Schatzsuche und müssen diverse knifflige Rätsel lösen, um zu ihrem Ziel zu gelangen. Dabei sind natürlich wieder die beiden Ganoven Theodor Topf und Doris Deckel, die es auch auf den Schatz abgesehen haben.

Die spannende Geschichte ist sehr schön und altersgerecht erzählt, sie eignet sich sehr gut für kleine Leser ab 7 Jahren sowohl zum Vorlesen als auch zum Selberlesen. Die Schrift ist groß, und die Seiten werden durch die wunderschönen bunten Illustrationen aufgelockert. Die Rätsel, die es nicht nur für Lukas und Marie, sondern auch für die kleinen Leser zu lösen gibt, sind ein wenig knifflig, hier ist vielleicht etwas Hilfe nötig. 

Besonders hervorheben möchte ich die wunderschönen Illustrationen von Patrick Fix. Die Personen sind ganz süß und liebevoll gezeichnet, und auch die Ganoven jagen den Kindern durch ihr Aussehen keine Angst ein. Das Cover ist farbenfroh gestaltet und passt sehr gut zum Thema "Achtung, Raubritter".

Eine spannende Detektivgeschichte für Kinder, die ich nur empfehlen kann!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 23.02.2022
Vertrauen
Mishani, Dror

Vertrauen


ausgezeichnet

Großartiger Krimi der leisen Töne
Der von mir sehr geschätzte Diogenes-Verlag hat mit "Vertrauen" den vierten Band der Krimireihe rund um den mir auf Anhieb sehr sympathischen Inspektor Avraham Avraham von Dror Mishani veröffentlicht. 
 
Die Geschichte spielt in Tel Aviv. Oberinspektor Avraham war vor Jahren zur Polizei gegangen, um Leben zu retten und Grausamkeit, Gewalt und das Böse zu bekämpfen. Er ist tätig im Ministerium für innere Sicherheit - und äußerst unzufrieden mit seiner Arbeit. Er fühlt sich unterfordert und hat gerade seinem Vorgesetzten ein Versetzungsgesuch übergeben.
Da kommen auf seine Abteilung gleich zwei neue Fälle zu. In einem Einkaufszentrum vor dem Eingang eines Krankenhauses wird ein wenige Tage altes Baby gefunden, und in einem Hotel ist ein Tourist verschwunden, ohne die Rechnung zu bezahlen. 
 
Während die Ermittlerin Esthi Wahabe im Fall des Säuglings intensive Nachforschungen anstellt, begibt sich Avi Avraham auf die Suche nach dem vermissten Touristen. Es handelt sich um Jacques Bartoldi, dessen Gepäck wenige Tage nach seinem Verschwinden von angeblichen Verwandten abgeholt wurde. Was ist geschehen? Was hat es mit den beiden Päckchen im Hotelzimmer auf sich? Wer ist der Mann, dessen Name in den Staub einer Fensterscheibe des Hotelzimmers geschrieben wurde?
Avrahams Spurensuche führt ihn nach Paris, und auch der israelische Geheimdienst, der Mossad, schaltet sich in die Ermittlungen ein ...
 
Ich habe den Krimi mit sehr viel Freude gelesen. Er ist auf eine ruhige und intensive Art sehr spannend und interessant aufgebaut und hat mich bis zum Ende gefesselt. Der feine, schöne und intelligente Sprachstil hat mir von Anfang an sehr zugesagt, der Autor räumt den Charakteren und Avis Gedankenwelt breiten Raum ein.   
 
Das großartige Buch, das erfreulicherweise ganz ohne Schimpfwörter auskommt, kann ich jedem empfehlen, der ruhig erzählte Krimis schätzt und auf Blut und Gemetzel gerne verzichtet. 
 
Ich mag die Schlichtheit der Diogenes-Cover sehr. Das geschmackvolle Cover zeigt eine junge Frau im Profil, das Buch ist in edles Leinen gebunden.
Von mir eine klare Leseempfehlung und 5 Sterne!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 18.02.2022
Glücksfisch: Weißt du, was die Tiere machen? Kleine Biene

Glücksfisch: Weißt du, was die Tiere machen? Kleine Biene


ausgezeichnet

Lehrreiches Bilderbuch über die Bienen
Der Fischer Kinder- und Jugendbuchverlag hat in seiner beliebten Glücksfischreihe ein ganz besonderes Bilderbuch von Fhiona Galloway veröffentlicht. Es handelt sich um ein buntes Sachbuch und bringt den Kleinen die Welt der Bienen nahe.

Was machen die Bienen den ganzen Tag? Wo leben die Bienen? Warum summen Bienen?
Diese Fragen werden den Kindern in altersgerechter Sprache beantwortet. Das Bilderbuch ist in wunderschönen Farben ganz zauberhaft illustriert und sehr ansprechend. Besonders schön finde ich die eingearbeiteten Klappen auf den beiden letzten Seiten, hinter denen es einiges für die Kleinen zu entdecken gibt.

Das lehrreiche Bilderbuch macht einen sehr stabilen Eindruck, die Seiten sind dick und fest. Das Buch ist für Kleinkinder ab 2 Jahren geeignet und wird sie ganz sicher begeistern. 

Das Cover mit dem großen Guckloch ist wunderschön in fröhlichen Farben gestaltet. 

Bewertung vom 10.02.2022
Die Feuer
Thomas, Claire

Die Feuer


sehr gut

Außergewöhnliche Geschichte über drei Frauen und ein Theaterstück
Claire Thomas erzählt in ihrem zweiten Roman "Die Feuer" von drei australischen Frauen, die sich das Theaterstück "Schöne Tage" von Samuel Beckett ansehen. Während die Bewohner Melbournes unter der extremen Hitze leiden, wüten außerhalb der Stadt Buschfeuer.

Der Roman besteht in erster Linie aus der Gedankenwelt dieser drei Frauen während ihres Theaterbesuchs.
Margot ist Anfang 70, Professorin für Literatur und steht kurz vor ihrer Pensionierung. Sie ist mit dem Augenchirurgen John verheiratet und Mutter des Optikers Adam.
Ivy ist Anfang 40, wohlhabende Kunstmäzenin, verheiratet und hat einen Sohn, Eddie. Ihre Stiftung unterstützt das Theater.
Summer ist 22 und absolviert ein Schauspielstudium, nebenher arbeitet sie als Platzanweiserin im Theater. Sie lebt mit April zusammen, der Inhaberin eines Tattoostudios.

Während die Frauen das Zweipersonenstück mit Winnie und Willie verfolgen, schweifen ihre Gedanken immer wieder ab. Margot denkt sorgenvoll an das Zusammenleben mit ihrem kranken Mann, Ivy denkt an ihre schmerzvolle Vergangenheit und an ihre Kinder. Summer macht sich Sorgen um ihre Freundin April, die zu ihren Eltern gefahren ist, welche in der Feuerzone leben.

In der Pause des Theaterstücks kommt es zur Begegnung und zum Austausch der Frauen. Es hat mir sehr gut gefallen, dass dieser Teil des Buches wie ein kleines Drehbuch, das aus vier Szenen mit lebhaften Dialogen besteht, geschrieben ist.

Die Gedanken der Frauen spiegeln immer wieder das Stück wider, das sie sehen. Es war für mich sehr hilfreich, mich vor der Lektüre des Buchs über den Inhalt des Theaterstücks zu informieren.

Der beeindruckende Roman ist in intelligenter und schöner Sprache geschrieben, er hat mir gut gefallen. Es war interessant und spannend, den Betrachtungen der sehr unterschiedlichen Protagonistinnen zu folgen, ihre persönlichen Hintergründe zu erfahren, Sorgen und Ängste zu erleben.  

Bewertung vom 04.02.2022
Der Papierpalast
Heller, Miranda Cowley

Der Papierpalast


ausgezeichnet

Bewegendes Familiendrama und berührende Liebesgeschichte
Die amerikanische Autorin Miranda Cowley Heller erzählt in ihrem großartigen Debütroman "Der Papierpalast" die Geschichte der 50jährigen Elle Bishop, die all ihre Sommer im Papierpalast, dem Ferienhaus der Familie, verbracht hat. Das Ferienhaus in den Back Woods auf Cape Code trägt seinen Namen, weil der Großvater, der es vor langer Zeit baute, die Innenräume mit Pappe auskleidete. Elle ist mit dem englischen Journalisten Peter glücklich verheiratet. Das Paar hat drei Kinder: Jack, Maddy und Finn. Während eines Treffens mit ihrer Mutter und Freunden im Ferienhaus kommt es mit Jonas, Elles langjährigem Freund aus Kindertagen, in der Dunkelheit der Nacht zu einer intimen Begegnung, während Peter und Jonas' Ehefrau Gina im Haus sind und sich unterhalten. 
 
Die Haupthandlung geht über einen Zeitspanne von 24 Stunden, während derer Elle sich über ihre Gefühle klar werden und die Entscheidung treffen muss, ob sie bei ihrem Mann bleiben oder mit Jonas ein neues Leben beginnen wird.
 
Parallel dazu erzählt sie die Geschichte ihrer Großeltern, ihrer Eltern und ihre eigene. 
Sowohl die Großeltern als auch Vater Arthur und Mutter Wallace waren mehrere Male verheiratet. Es gab für Elle und ihre zwei Jahre ältere Schwester Anna mehrere Stiefväter und Stiefgeschwister. Sie erzählt über das erste Zusammentreffen mit Jonas und die Begegnungen mit ihm während der Ferienaufenthalte bis hin zu der Tragödie, die alles veränderte. Sie beleuchtet auch ihr Verhältnis zur selbstverliebten und jähzornigen Mutter und zum unzuverlässigen Vater. 
 
Der Roman hat mich von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt. Er ist keine leichte Kost, die schwereren Themen - sexueller Missbrauch, Vergewaltigung, Mord - sind schwer zu ertragen. Faszinierend fand ich die Beschreibung der unterschiedlichen Familienkonstellationen mehrerer Generationen. 
 
Das Ende habe ich als etwas abrupt empfunden, hier hätte ich gern noch ein wenig mehr gelesen.
 
Dieses außergewöhnliche Buch über familiäre Beziehungen, Geheimnisse und Lügen hat mich sehr berührt und gefesselt, aber auch erschüttert und aufgewühlt. Ich konnte vollkommen eintauchen in Elles Lebensgeschichte mit allen Höhen und Tiefen. Der Roman geht unter die Haut und wird bei mir noch lange nachwirken. Der schöne und intelligente Erzählstil der Autorin hat mir sehr gut gefallen - klare Leseempfehlung und 5 Sterne von mir!

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 04.02.2022
Die Gezeiten gehören uns
Vida, Vendela

Die Gezeiten gehören uns


sehr gut

Geschichte über Freundschaft und Lügen
Der neue Roman "Die Gezeiten gehören uns" von Vendela Vida spielt in der Mitte der achtziger Jahre und erzählt die Geschichte zweier Freundinnen. Die Ich-Erzählerin Eulabee und ihre schöne und umschwärmte Freundin Maria Fabiola leben mit ihren Familien in der privilegierten Wohngegend Sea Cliff , einem Stadtteil von San Francisco. Beide sind 13 Jahre alt, sie kennen sich seit der Vorschule und besuchen die gleiche Schule. Eines Tages fragt ein Mann, der in einem Auto sitzt, die Mädchen nach der Uhrzeit. Später behauptet Maria Fabiola, der Mann habe sich angefasst. Dies wird von Julia, einer Klassenkameradin, bestätigt. Eulabee, die sich sicher ist, dass ihre Freundin lügt, erzählt dem Schuldirektor und der Polizei, dass der Mann nichts Unangemessenes getan hat. Man glaubt ihr.
Eulabees Ehrlichkeit hat Konsequenzen: fortan wird sie von ihren Freundinnen gemieden. Man bezichtigt sie des Verrats, sie ist nun eine Geächtete, und niemand will in der Schule neben ihr sitzen.

Einige Monate später wird Maria Fabiola vermisst, sie ist auf dem Heimweg von der Schule spurlos verschwunden. Da sie die Erbin eines berühmten Zuckerkonzerns ist, wird eine Entführung nicht ausgeschlossen. Weihnachten ist Maria Fabiola wieder zurück und berichtet, von Russen entführt worden zu sein. Eulabee glaubt ihr nicht ....

Die Geschichte ist flüssig und in klarem, intelligentem Sprachstil erzählt, ich habe sie gern gelesen. Allerdings habe ich bedauert, dass das Thema Gentle so abrupt endete.
Das letzte Kapitel - 35 Jahre später - über das ungeplante Aufeinandertreffen von Eulabee und Maria Fabiola hat mir am besten gefallen und einige Fragen beantwortet, die ich mir während des Lesens gestellt habe. 

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 30.01.2022
Dachs und Rakete. Ab in die Stadt!
Isermeyer, Jörg;Schüttler, Kai

Dachs und Rakete. Ab in die Stadt!


ausgezeichnet

Sehr schön gestaltetes Kinderbuch
Jörg Isermeyer erzählt in seinem neuen Kinderbuch "Dachs und Rakete. Ab in die Stadt!" die spannende Geschichte von Herrn Dachs und seiner Freundin, der Schnecke mit dem zauberhaften Namen Rakete. Herr Dachs liegt noch gemütlich in seinem Bett, als ein Bagger beginnt, seinen Bau zu untergraben. Alle Bauten der Umgebung sollen abgerissen werden, damit ein Freizeitpark mit Naturerlebnisqualität errichtet werden kann. Widerspruch ist zwecklos, also müssen Herr Dachs und Rakete umziehen. Sie laden alles, was sie mitnehmen wollen, auf einen Wagen und ziehen los. Unterwegs geht der Wagen kaputt, und Herr Dachs, ein Tüftler, baut ein Fahrrad. Sie beladen das Fahrrad - viele Dinge lassen sie am Wegesrand stehen - und es geht weiter. Unterwegs müssen sie sich von immer mehr Sachen trennen, bis Herr Dachs nur noch ein Foto seiner Eltern hat. 

Auf einmal liegt die Stadt vor ihnen, und sie beschließen, dort zu bleiben. Das Leben in der Stadt ist vollkommen anders als auf dem Land, und Herr Dachs und Rakete müssen sich vielen Schwierigkeiten stellen. Sie brauchen eine Wohnung, aber auch Geld, eine Arbeit, etwas vollkommen Neues in ihrem Leben. Die erste Fahrt mit der Straßenbahn wird zum Abenteuer und die Suche nach Essbarem zur Herausforderung. 

Das Buch ist  auf 121 Seiten in 13 Kapitel unterteilt. Die Geschichte ist kindgerecht erzählt und sehr gut  zum Vorlesen geeignet. Aber auch Erstleser werden an dem schönen Buch ihre Freude haben. Die spannenden Kapitel sind von Kai Schüttler wunderschön illustriert. Herr Dachs und seine kleine Freundin Rakete sind zum Verlieben und werden die kleinen Leser begeistern. Ich hoffe auf weitere Leseabenteuer von Herrn Dachs und Rakete!

Bewertung vom 26.01.2022
Das Vorkommnis / Biographie einer Frau Bd.1
Schoch, Julia

Das Vorkommnis / Biographie einer Frau Bd.1


ausgezeichnet

Großartiger und beeindruckender Auftakt einer Trilogie
Julia Schoch stellt mit "Das Vorkommnis" den ersten Teil ihrer Trilogie "Biographie einer Frau" vor.
In diesem Roman signiert die namenlose Ich-Erzählerin, eine Autorin, nach einer Lesung in Norddeutschland ihre Werke, als eine fremde Frau auf sie zutritt und zu ihr sagt: "Wir haben übrigens denselben Vater". Daraufhin fällt sie der Fremden schluchzend um den Hals. Als sie am Abend ihrer älteren Schwester am Telefon von der Begegnung berichtet, verschweigt sie aus Scham die Umarmung.

Die Tatsache, eine Halbschwester zu haben, ist seit langem bekannt, die Mutter hatte es erzählt. Nun, nach langen Jahren des Vergessens, erzählt der Vater seinen Töchtern, was sich vor über 40 Jahren zugetragen hat. Er hatte die Vaterschaft anerkannt, das Kind war einige Wochen nach der Geburt zur Adoption freigegeben worden.

Die Ich-Erzählerin tritt wenige Wochen nach dem Vorkommnis gemeinsam mit ihrer Mutter und den beiden Kindern eine längere Reise nach Ohio an, um an der dortigen Universität ein Seminar zu halten. Auch während ihres Aufenthaltes beschäftigt sie die Begegnung mit der fremden Frau, ihre Gedanken kreisen um das Thema Adoption, aber auch um ihre eigene Kindheit in der DDR. Sie befragt ihre Mutter zur gemeinsamen Vergangenheit, von der nur wenig im Gedächtnis geblieben ist.

Sie denkt über ihre Mutter nach, daran, wie deren Leben verlief als junge Studentin und später als berufstätige Ehefrau und Mutter im Osten Deutschlands. Die Mutter lebt inzwischen nach der Scheidung ihr Leben mit den ersehnten Freiheiten und einer gewissen Leichtigkeit. Die Halbschwester ist in der Gedankenwelt der Ich-Erzählerin, sie denkt aber auch an deren Mutter, die ihre Freunde stets auf mütterliche Art behandelte, es aber 40 Jahre später nicht fertigbrachte, die ihr fremde Tochter ins Haus zu lassen. Sie beleuchtet ihre eigene Mutterschaft, die Beziehung zu ihrem Ehemann, die sich seit der Begegnung mit der Halbschwester verändert hat, und das distanzierte Verhältnis zu ihrer leiblichen Schwester.

Julia Schoch hat diesen anspruchsvollen Roman in beeindruckender und schöner Sprache geschrieben. Es hat mir große Lesefreude bereitet, der Gedankenwelt der Ich-Erzählerin zu folgen, ihre Vergangenheit zu erforschen und zu erleben, wie das Vorkommnis ihr Leben veränderte.

Ich freue mich bereits jetzt auf den zweiten Band der Trilogie.