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Benutzername: 
Uli
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86637 Wertingen

Bewertungen

Insgesamt 395 Bewertungen
Bewertung vom 20.08.2023
Verlogen / Mörderisches Island Bd.2
Ægisdóttir, Eva Björg

Verlogen / Mörderisches Island Bd.2


ausgezeichnet

Ein Thriller aus Island, kühl, distanziert und voller Lügen. Marianna, eine junge Frau wird seit sieben Monaten vermißt. Man geht von einem Selbstmord aus, da sie an ihre 15jährige Tochter eine Notiz hinterließ. Marianna hatte viele Probleme, auch mit dem Alkohol, da sie ihr Kind im Alter von 16 Jahren bekam ohne je den Vater preiszugeben. Hekla, die Tochter, lebte auch teilweise bei Pflegeltern, die ihr Erziehungshilfe gaben. Doch dann wird Mariannas Leiche in einem Lavafeld entdeckt. Die beiden Ermittler Elma und Sævar gehen von einem Gewaltverbrechen aus. Und nun beginnen die Ermittlungen, die weit in Mariannas Familie und Vergangenheit hineinreichen, was alles voller Probleme zu sein scheint. In einem anderen Handlungsstrang wird von einer jungen Mutter berichtet, die ihre neugeborene Tochter nicht lieben kann und auch im weiteren Verlauf zu dem Mädchen keine Bindung aufnehmen kann. Man kommt bei der Mutter und dem Kind bis zum Schluß nicht dahinter, um welche kleine Familie es sich handelt. Hier wird die Landschaft und das Leben Islands sehr gut beschrieben, die beiden Ermittler wie auch der Chef selbst haben private Probleme. Die Autorin schreibt derart konzentriert und detailgetreu und man kann sich bis zum Schluß überhaupt keine Meinung bilden, wer nun die junge Frau getötet hat. Zwar bekommen wir immer wieder ein paar neue, interessante Details geliefert, die sich dann aber nach und nach im Sande verlaufen. Ein erstklassiges Buch, das von der ersten bis zur letzten Seite den Leser gefangennimmt. In den Innenseiten befindet sich ein Landkarte der Örtlichkeiten. Das Cover selbst zeigt eine triste einsame Landschaft, die schneebedeckt ist. Ein Buch, das wirklich mehr als lesenswert ist.

Bewertung vom 19.08.2023
Talsommer
Altmann, Sandra

Talsommer


ausgezeichnet

Das Buch entführt uns in den Chiemgau ins Jahr 1899. Hier leben die Menschen noch nach den Jahreszeiten und den Zyklen der Religion. Mizzi lebt mit ihrer Mutter bei ihrem Onkel, nachdem ihr Vater früh verunglückt ist, Ihr Onkle besitzt eine Gastwirtschaft, in der Mutter und Mizzi hart arbeiten müssen. Die Mutter ist eine sehr religiöse Frau und glaubt aber immer noch an Geister und Unwesen, die sich im Wald und im Moor herumtreiben sollen. Mizzi ist eine gute Schülerin, aber das zählt bei den Menschen damals weniger, Hauptsache ein Kind kann gut zupacken. Die karge Freizeit verbringt Mizzi mit ihrer besten Freundin Lisei und den Stelzenbauerbuben. Außerdem begleitet Mizzi den Maler Müller bei seinen Exkursionen, in dem sie in Staffelei und Farben hinterherträgt und sich so noch ein kleines Zubrot verdient. Außerdem begleitet sie noch Berggymnasten auf ihren Wanderungen. Und dann sieht Mizzi eines Tages, wie ihre Freundin Lisei in der Tiroler Ache untergeht. Sie sieht auch, wer den Kopf des Mädchens immer noch unten drückt und das Mädchen nur noch tot geborgen werden kann. Doch niemand schenkt ihr Glauben. Ein Buch, dass das schwere und arbeitsreiche Leben von Mizzi beschreibt, die im hohen Alter in einem Pflegeheim alte Fotos anschaut und ihr Leben nochmals Revue passieren läßt. Ein wirklich mehr als interessantes Buch, das uns das Leben der damaligen Landbevölkerung zeigt. Ich habe das Buch so gut gefunden, dass ich es in einem Zug ausgelesen habe. Hier wird wirklich nichts beschönigt und man lernt das raue Leben kennen, bei dem die Kinder billige Arbeitskräfte waren. Man merkt hier, wie genau und umfangreich die Autorin recherchiert haben muß. Das Cover ziert ein modern gestaltetes Landschaftsbild, das sich "Steinwald" nennt.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 18.08.2023
Der Glanz der Zukunft. Loulou de la Falaise und Yves Saint Laurent
Marly, Michelle

Der Glanz der Zukunft. Loulou de la Falaise und Yves Saint Laurent


ausgezeichnet

Wer Mode liebt, der trifft mit diesem bezaubernden Buch die richtige Lektüre. Wir gehen in die Modewelt von London, Paris, New York und Marokko. Loulou de la Falaise hat die Mode im Blut, war doch ihre Mutter ein bekanntes Mannequin. Sehr jung heiratet Loulou einen irischen Lord, mit dem Stammsitz in Irland. Doch als Landadelige fühlt sie sich nicht wohl, am liebsten kleidet sie sich mit bunter Mode aus Londons Flohmärkten. Sie lernt viele bekannte Leute kennen, Paul Getty, Mick Jagger, Karl Lagerfeld, Yves Saint Lauren und noch so manchen Prominenten der 60iger und 70iger Jahre. Ihre Ehe zerbricht, Loulou möchte frei sein, feiern, tanzen und auch Rauschmittel wurden heftig konsumiert. Im Laufe der Zeit wurde sie als Mitarbeiterin für YSL unentbehrlich und dann wird sie Designerin für die Rive-Gauche-Kollektion. Besonders die Schmuckkollektion hat es ihr angetan. Ein Buch, das mich unheimlich fasziniert hat, da die Autorin sehr viele wahre Begebenheiten mit Fiktion vermischt. Als Leser fühlt man sich mittendrin in dem Modezirkus, der viel Streß, Arbeit und Hektik bedeutet. Wir lesen aber auch, dass in den 60/70iger Jahren sehr leichtsinnig mit Alkohol und Drogen umgegangen wurde. Ich kann mich hier auf so manches aus der Weltgeschichte und auch an die Songs erinnern, irtegendwie ein Remake an diese tolle Zeit. Ein Buch, das sich wie m Fluge liest, man möchte doch Zaungast bei den vielen Prominenten sein. Am Ende des Buches ist ein Personenverzeichnis mit einem Lebenslauf in Kurzfassung angebracht. Bis dato war mir die Designerin unbekannt, aber ich habe gleich gegoogelt, um mehr über diese faszinierende Person zu erfahren. Die Sprache der Autorin ist klar und prägnant und man fühlt sich mit in diese Welt der Mode mitgenommen.

Bewertung vom 15.08.2023
Lyoner-Komplott
Kuhn, Greta R.

Lyoner-Komplott


ausgezeichnet

Dies ist der erste Regionalkrimi, den ich von dieser Autorin gelesen habe, aber es wird bestimmt nicht mein letzter sein. In dem beschaulichen Saarbrücken gibt es einige gute Restaurants, die alle im Wettbewerb miteinander stehen. Und dann ist plötzlich der Sternekoch Markus Wendemann aus seiner Küche entführt worden, was die Blutspuren andeuten. Auf dem Tisch liegt noch ein Teil seines Frühstücks und wie die Nachforschungen der Polizei ergeben haben, war das Stück Lyoner mit K.O. Tropfen versetzt. Es meldet sich aber kein Entführer wegen des Lösegeldes. Wie sich herausstellt, bekam die Fleischfabrik, aus der die Wurst stammt, Drohbriefe und es wurden auch Anschläge auf einen LKW verübt. Die Firma ging nicht so ziemperlich mit ihren Angestellten um. Veronika Hart, die mit ihrem Team die Entführung bearbeitet, hat keine Ahnung, wo de Koch ist. Außerdem ist die Hauptkommissarin etwas angeschlagen, da sie in ihrer Beziehung ziemliche Probleme hat. Doch dann verschwindet plötzlich ein Polizeibeamter und auch gegen Veronika Hart wird ein Anschlag verübt. Und immer wieder kommt in einem Kapitel der Entführer zu Wort, wenn er Wendemann weiterhin unter Drogen setzt. Ich finde, dass dies wirklich ein gelungener Krimi ist, bei dem auch mal die Polizei privaten Ärger hat und sie nicht die Supermenschen sind. Ich hatte ziemlich rasch den Entführer im Fokus, schon bald nach den ersten Kapiteln. Aber vielleicht kommt es auch dadurch, da ich eine geübte Krimileserin bin. Die Ausdrucksweise der Autorin ist sehr gut zu lesen, die Kapitel sind kurz und die Spannung ist gut rübergebracht. Das Cover mit der runden Lyoner macht sofort Appetit auf eine gute Brotzeit. Es ist wirklich sehr gut gelungen.

Bewertung vom 14.08.2023
Die Modemacherin von Paris - Mit ihren Kleidern verzauberte Elsa Schiaparelli die Menschen. Für ihr Glück und ihr Kind musste sie kämpfen. ¿
König, Mina

Die Modemacherin von Paris - Mit ihren Kleidern verzauberte Elsa Schiaparelli die Menschen. Für ihr Glück und ihr Kind musste sie kämpfen. ¿


ausgezeichnet

Diese Romanbiografie ist ein MUSS für alle Modebegeisterten. Bis dato kannte ich diese Moderschöpferin überhaupt nicht, aber das Buch hat mich eines besseren belehrt. Nach ein gescheiterten Beziehung flieht Elsa Schiaparelli mit ihrer kleinen Tochter Gogo und ihrer Freundin Gabi aus New York nach Paris. Hier erhofft sie sich eine gute Behandlung für Gogo, die an Kinderlähmung erkrankt ist, Sie möchte auch als Modeschöpferin durchstarten und den Frauen bunte, schrille und exquisite Kleidung anbieten. Doch ihre schrillen Entwürfe treffen überall auf Ablehnung, aber Elsa gibt nicht auf. Sie lernt den charismatischen Theo kennen, der sie unterstützt und ihr Mut macht. Als sie dann an einer Frau einen wirklich einmaligen Pullover sieht, den eine armenische Frau mit einer besonderen Technik gestrickt hat, nimmt Elsa diese Strickweise auf und hat bahnbrechenden Erfolg damit. In dem Buch treffen wir berühmte Menschen an wie z.B. Coco Chanel, Man Ray, Picasso, Cocteau, Paul Poirer, die alle ein wenig extravagant waren. Bei alle diesen Aktivitäten fällt es Elsa schwer, auch ihrer Tochter gerecht zu werden, die verschiedene Therapien ausgesetzt war, nicht immer zum Vorteil von Gogo und wir spüren ganz genau die Zerrissenheit zwischen berufstätiger Frau und Mutter. Die Autorin versteht es gut, uns in das Paris um 1920 herum zu versetzen. Einsteils Leichtigkeit und Flatterhaftigkeit mit viel Champagner, andernteils Armut und Schmutz in den Randbezirken. Der Schreibstil ist wirklich flüssig und sehr bildhaft.. Man kann sich die kleinen Cafes sehr gut vorstellen. Natürlich habe ich mir im Internet jenen schwarz/weißen Pullover mit der großen Schleife angesehen und auch über die Schiaparelli einiges nachgelesen. Das Buch hat mich in eine traumhafte Stimmung versetzt und mich in das Paris nach dem ersten Weltkrieg gebeamt, Mit diesem Buch kann man sich aus dem Alltag träumen.

Bewertung vom 11.08.2023
Fräuleinwunder
Wolff, Stephanie von

Fräuleinwunder


ausgezeichnet

Elly wächst in einer gut situierten Kaufmannsfamilie in Hamburg auf. Schon bald soll die Verlobung mit Thies, ebenfalls einem reichen Hanseaten, auf Wunsch der Eltern stattfinden. Doch am Verlobungsabend weigert sich Elly, mit Thies ihr Leben zu verbringen. Sie packt ihre Koffer und zieht in eine Pension in der Reeperbahn, die ihr Peter verschafft, den sie tags zuvor in einer Milchbar kennengelernt hat. Er hat ein Vorstellungsgespräch beim NWDR und nimmt Elly mit. Da sie dort dringend eine Aushilfe suchen, fängt auch Elly im Sender an. Sie lernt schnell, hat bald den Überblick und wird befördert, sie bekommt sogar eine eigene Sendung. Natürlich gib es sehr viel Neider, denn sie fühlen sich übergangen. Ellys Vater verzeiht seiner Tochter nicht und so lebt sie zusammen mit einer Freundin, die von zuhause hinausgeworfen wurde, weil sie schwanger ist. Mit Peter verbindet Elly und große Liebe und sie macht ihren Weg. Mir gefallen diese Bücher, die in den 50iger Jahren spielen, sehr gut. Es begann zwar das Wirtschaftswunder, aber es herrschten noch die alten Rollenklischees, die Frauen waren für Haushalt und Kinder da und der Mann bestimmte. Einer Berufstätigkeit seiner Ehefrau mußte ein Mann mit Unterschrift zustimmen. Hier werden auch sehr gut die Anfänge des Fernsehens beschrieben, mit einfachsten Mitteln wurden hier Sendungen gemacht und nicht viele Haushalte hatten einen Fernseher, man stellte sich vor das Schaufenster einer Musikalienhandlung und schaute dort fern. Die Autorin hat über diese Zeit genaue Recherchen eingezogen, egal ob die Musik aus der Jukebox, Peter Alexander, Romy Schneider und noch einige Personen, die diese Zeit prägten. Das Buch hatte leider ein offenes Ende und man muß warten, bis der zweite Band erscheint, um über Elly und ihre Familie weiteres zu erfahren.

Bewertung vom 10.08.2023
Selma Lagerlöf. Die Liebe und der Traum vom Fliegen
Kaiser, Maria Regina

Selma Lagerlöf. Die Liebe und der Traum vom Fliegen


ausgezeichnet

Eine sehr interessante Romanbiografie und ich bin erstaunt, wie emanzipiert Selma (1858 - 1940) schon damals war und ihr Leben in die Hand genommen hat. Aufgewachsen ist sie mit ihren Geschwistern auf Märbacka. Nach einem Bad war sie plötzlich gelähmt, später erfolgte eine Spontanheilung und ihr blieb eine lebenlanges Hinken zurück. Gegen den Willen ihres Vaters besuchte sie eine höhere Schule und wurde Lehreriin. Jedoch schon immer war sie an der Technik interessiert und für Feste und Jubiläen machte sie Gedichte, bis sie von einer Förderin entdeckt und bestätigt wurde. Sie schrieb mehrere Romane, wir kennen natürlich alle das Buch vom kleinen Nils Holgerson. Auch in der Liebe war sie total unkonventionell. Sie liebte Sophie Elkan wie auch Valborg Olander, eine explosive Dreierbeziehung. Selma Lagerlöf bekam als erste Frau den Nobelpreis, sie setzte sich für die Juden ein, wie auch für das Frauenwahlrecht. Eine Frau, mit vielen Facetten und sich selbst immer treu. Das Buch hat mehrere sehr interessant aufgeschlüsselte Teile und ein Nachwort. Sehr schön sind die Fotos der Lagerlöf und die Erklärung dazu am Ende des Buches. Außerdem ist ein Verzeichnis angelegt über ihre Werke, die Personen die hier vorkommen, die verschiedenen Orte und ein Glossar. Ich bin sehr beeindruckt, denn so kannte ich die Künstlerin noch nicht. Auch das lila gehaltene Cover mit lila Merkband ist seriöns gewählt. Auf dem Einband blickt uns die Schriftstellerin mit ernsten Blick entgegen. Hier merkt man sofort, dass die Autorin eine umfangreicher Recherche vorgenommen hat.

Bewertung vom 07.08.2023
Ostfriesenspiel

Ostfriesenspiel


ausgezeichnet

Meine drei Enkelinnen lieben Escape Spiele und sind darin sehr geübt, dass Oma meist das Nachsehen hat. Dieses Ostfriesenspielt hat es in sich und ist recht kniffelig. Es besteht aus 50 Spielkarten, einem Brief und einem Hilfsbuch. Dazu braucht man dann aber noch 12 Münzen. Ein Straftäter hat die Tochter von Weller entführt. Wenn der Vater sie nicht innerhalb sechs Stunden findet, wird sie getötet. In den Karten finden wir sehr verschlüsselte Hinweise, um den Weg zu der Tcchter zu finden. Hier kamen wir teilweise nicht weiter und mußten spicken. Ein mehr als interessantes Spiel, ein richtiger Krimi. Ich finde aber, dass die vorgegebene Zeit etwas zu kurz ist. Ein spannende Untzerhaltung bei der sogar unsere jüngste mit 11 Jahren voll mit dabei war und auch einige Lösungen parat hat. Wirklich mal was ganz Besonderes und hier wäre eine Fortsetzung wirklich gut.

Bewertung vom 07.08.2023
Kornblumenzeit
Wernicke, Simona

Kornblumenzeit


ausgezeichnet

Ein Buch, das einfach wunderschön zu lesen war und man in Gedanken in Masuren weilt. Es handelt sich um einen authentischen Roman, da die Protagonisten Käthe und Carl die Großeltern der Autorin waren. Es beginnt im Jahr 1928. Käthe und Carl sind ein wunderbares Paar und Besitzer einer Bäckerei und eine Kolonialwarengeschäftes. Es werden ihnen sechs Kinder geboren und die Familie gehört zu den bessergestellten im Ort. Es muß zwar viel gearbeitet werden, aber die Familie ist glücklich, hält zusammen und es geht ihnen gut, wenn auch hin und wieder Tiefschläge kommen. Es werden die alten Sitten und Gebräuche zelebriert und die Feiertage werden eingehalten mit gutem Essen und Musik. Lange spürt man vom Krieg nichts in Masuren, das Leben geht wie immer weiter. Doch dann 1945 müssen die Deutschen aus den Ostgebieten flüchten, Käthe ist inzwischen auch gesundheitlich angeschlagen. In Teil zwei des Buches erleben wir die Flucht, den Hunger, Tote liegen auf den Wegen, die Russen vergewaltigen die Frauen und Mädchen, Typhus, Ruhr und Läuse sind Alltag. Die Familie wird getrennt. Doch am Ende des Buches bauen sich die Kühnapfels in der neuen Heimat wieder eine Existenz auf. Das Buch ist mit einer wunderbaren blumigen Sprache geschrieben und dann wird uns im zweiten Teil das Elend und der Schmerz nähergebracht. Man leidet regelrecht mit den Menschen, die aus lauter Hunger sich von Gräser und Moosen ernähren. Wirklich gut wird uns das Leben in Masuren beschrieben, der masurische Dialekt und die Ausdrucksweise lassen das ganze Buch lebendiger wirken. Die 500 Seiten lesen sich flott, zumal man immer als Zaungast bei der Familie und deren Leben und Schicksal dabeisein will. Das Cover zeigt eine masurische Landschaft mit einem Mohnblumenfeld im Vordergrund. Und ich kann verstehen, dass die Heimatvertriebenen ein Leben lang von ihrer alten Heimat träumte und Heimweh danach hatten, was sie stets in ihren sehnsuchtsvollen Liedern zum Ausdruck brachten. Im Epilog ist das weitere Leben bis in die Neuzeit der Kühnapfels erklärt, was dem Ganzen einen runden Abschluß bietet.

Bewertung vom 06.08.2023
Wir träumten vom Sommer
Rehn, Heidi

Wir träumten vom Sommer


ausgezeichnet

Ein Buch, dass die Jahre 1968/1972 wie ein Zeitzeugenbericht diese Jahre wiedergibt. Amrei kommt als Dorfpflanze 1968 aus der Oberpfalz zum Studieren nach München. Bald lernt sie den charismatischen Kunststudenten und linken Revoluzzer David kennen und lieben. Aber als sie bei einer Demo tätlich angegriffen wird, wird sie von dem jungen Polizisten Wastl gerettet, auch in ihn verliebt sie. Irgendwie wird ihr das alles zu viel und sie verläßt fluchtartig München und geht für fast vier Jahre ins Ausland. 1972 kommt sie zurück und wird als Hostess bei den Olympischen Spielen eingesetzt. Sie findet ihr alte WG wieder, wohnt auch wieder bei ihrer sehr aufgeschlossenen Großtante und steht sofort wieder zwischen den beiden Männern. Das Buch ist sehr realistisch und mit sehr großer Akribie geschrieben. Wir erleben die Studentenaufstände, die Stürmung des Axel Springer Hauses, Tod zweier Menschen bei den Demonstrationen und dann später auch das Olympiaattentat. Die Musik von Uriah Heep, Amon Düül, den Faces, alles originalgetreu beschrieben. Blow Up in München, die Biergärten, Bader-Meinhoff, man meint mitten drin zu sein. Auch ich habe die 72 voll erlebt und für mich sind manche Passagen in dem Buch ein richtiges Remake. Für die anderen eine in Romanform zu lesender Geschichtsbericht. Ein Buch, das ich sehr schnell ausgelesen habe, zumal die Sprache klar und deutlich ist.