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MaWiOr
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Halle

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Insgesamt 3573 Bewertungen
Bewertung vom 23.09.2023
Fröhliche Weihnacht überall

Fröhliche Weihnacht überall


ausgezeichnet

Die Adventszeit steht langsam vor der Tür. Da haben Weihnachtsgeschichten Hochkonjunktur. Der Diogenes Verlag hat in den letzten Jahren schon einige Bände mit Weihnachtsgeschichten herausgebracht – z.B. „Lichterloh“, „Früher war mehr Lametta“ oder „O du schreckliche!“. Nun mit „Fröhliche Weihnachten überall“ ein Auswahlband mit Geschichten, die erzählen, dass Weihnachten nicht nur eine stille Zeit ist, sondern durchaus auch humorvolle Seiten hat.

In der Auftaktgeschichte „Die lauteste Stimme“ erzählt die amerikanische Schriftstellerin Grace Paley, wie jüdische Kinder in einer Schultheateraufführung den christlichen Kindern die Rollen in der Weihnachtsgeschichte wegschnappen. Anschließend weiß der Italiener Italo Calvino von den Kindern des Weihnachtsmannes zu berichten, während Ernest Hemingway feststellt: „Es ist sehr schön in Paris und sehr einsam zur Weihnachtszeit.“ Hans Christian Andersens Märchen „Der Tannenbaum“ handelt von einem kleinen Tannenbaum, der sich danach sehnt endlich größer zu werden und mehr von der Welt zu sehen als nur die immer gleichen Bäume und Tiere des Waldes.

Die Palette der 26 AutorInnen dieser Sammlung ist breit gefächert und reicht von Anton Tschechow bis Selma Lagerlöf, von Ingrid Noll bis Ray Bradbury. Viele der Namen dürften jedem Leser vertraut sein. Der Schluss ist Peter Bichsel mit seiner Kolumne „Das Fest des Dazugehörens“ vorbehalten, in dem er von seinen Alltagsbeobachtungen berichtet. Fazit: Die knapp 300 Seiten sind eine unterhaltsame Lektüre für die langen Winterabende.

Bewertung vom 23.09.2023
Murmeljagd
Becher, Ulrich

Murmeljagd


ausgezeichnet

Der deutsch-Schweizer Schriftsteller Ulrich Becher (1910-1990) ist leider etwas in Vergessenheit geraten. Mit den beiden Diogenes-Ausgaben „Murmeljagd“ und „Das Herz des Hais“ hat man nun die Gelegenheit, ihn und sein Werk wiederzuentdecken.

„Murmeljagd“ ist einer der großen Exil-Romane der deutschen Literatur, der einen starken autobiografischen Charakter hat. Der Wiener Journalist Albert Trebla, der im Ersten Weltkrieg Jagdflieger war, flieht im Frühjahr 1938 mit seiner Frau aus dem von deutschen Truppen besetzten Österreich auf Umwegen in die Schweiz, in die Bergwelt des Engadins. Hier fühlt sich der linke Marxist allerdings immer noch von der Gestapo verfolgt. Wie ein Murmeltier versucht Trebla, in Deckung zu gehen, aber wo er auch hinkommt, meint er die Nähe des faschistischen Liquidationskommandos, in Person der beiden Spitzel Krainer und Mostny, zu spüren. Eine Serie von mysteriösen Todesfällen schürt noch weiter seine Befürchtungen und Ängste. So häuft Trebla Verdacht auf Verdacht und erliegt dabei auch Täuschungen. Damit präsentiert sich „Murmeljagd“ auch als Kriminalroman voller Überraschungen.

In den Erinnerungen Treblas gelang Becher auch eine genaue Beschreibung der langsamen faschistoiden Ausrichtung in der österreichischen Gesellschaft, der Niedergang der Sozialdemokratie und des aufkeimenden Nationalsozialismus. Ergänzt wird die Diogenes-Ausgabe durch ein Nachwort „So lacht die Hölle“ der Schriftstellerin Eva Menasse, die Treblas Exil als eine Geisterbahnfahrt bezeichnet, „bei der man nicht weiß, was hinter der nächsten Kurve lauert“. Ein Dank an den Verlag für die Taschenbuchausgabe.

Bewertung vom 23.09.2023
Pelé
Cohen, Stéphane

Pelé


ausgezeichnet

Mit dem Namen „Edson Arantes do Nascimento“ können sicher die Wenigsten etwas anfangen, doch „Pelé“ ist selbst Fußballuninteressierten ein Begriff. Der brasilianische Fußballer war einer der größten Sportler der Geschichte. 1958, 1962 und 1970 gewann der Stürmer mit Brasilien die Weltmeisterschaft. Am 29. Dezember 2022 verstarb die Fußballlegende im Alter von 82 Jahren. Nicht nur Brasilien, die ganze Welt trauerte.

Nun hat der französische Autor und Sportjournalist Stéphane Cohen eine umfassende Biografie über den „Fußballgott“ vorgelegt und sich dabei auf Spurensuche in Brasilien begeben, um alle Facetten seines Lebens zu zeigen. Am 23. Oktober 1940 im brasilianischen Bundesstaat Minas Gerais geboren, wurde man schon frühzeitig auf Pelés fußballerischen Talente aufmerksam. Über verschiedene Jugendmannschaften kam er schließlich zum FC Santos, wo er 1957 als Profi begann und die meiste Zeit (immerhin fast zwanzig Jahre) seiner Karriere verbrachte. Bereits mit 16 Jahren wurde er Torschützenkönig. Im Oktober 1977 beendete er bei Cosmos New York seine aktive Laufbahn.

In 32 ausführlichen Kapiteln beleuchtet Cohen nicht nur die Karriere Pelés, die mit den drei WM-Titeln ihre Höhepunkte hatte, sondern auch das wechselvolle Leben des Weltstars – vom barfuß spielenden Straßenfußballer bis zum ersten schwarzen Minister Brasiliens, der als Sportminister versuchte, die Korruption im brasilianischen Fußball zu bekämpfen. Außerdem setzte er sich als UNESCO-Botschafter für benachteiligte Kinder ein.

Die Biografie besticht nicht nur durch die außerordentliche Faktenfülle, Cohen weiß auch, zahlreiche Geschichten und Anekdoten um den Fußballstar zu erzählen. Außerdem ergänzen einige historische Abbildungen und Statistiken die äußerst interessante Biografie.

Bewertung vom 22.09.2023
Das große Landlust-Weihnachtsbuch

Das große Landlust-Weihnachtsbuch


ausgezeichnet

Weihnachten steht langsam vor der Tür, da beginnen auch bald die Advents- und Weihnachtsvorbereitungen. „Das große Landlust Weihnachtsbuch“ ist dabei eine große Unterstützung. Dazu wurden wunderbare Kreativideen und Rezepte für die Weihnachtsbäckerei und die Festtagsküche aus der Zeitschrift „Landlust“ zusammengestellt – von Mandelplätzchen, Zimtschnecken oder Weihnachtsbrot bis zur Gefüllten Ente mit Calvados und Serviettenknödeln oder Bratapfelvariationen. Alle leckeren Rezepte werden ausführlich mit den Zutaten, der Zubereitung und einem Farbfoto vorgestellt.

An den langen Winterabenden wird auch gebastelt und gewerkelt. Hier findet man viele Dekorationsideen und Bastelanleitungen: Adventsschmuck für Tische, Fenster oder den Christbaum – z.B. Adventskränze, filigrane Papiersterne oder himmlische Engel. Vom kleinen Bastelprojekt für Kinder bis zu anspruchsvollen Holzarbeiten ist hier alles vertreten. Genaue Schritt-für-Schritt-Anleitungen helfen bei der Realisierung.

Die Adventszeit ist auch eine Zeit der Besinnung und so findet man auf den knapp 300 Seiten auch zahlreiche Geschichten, Gedichte und Lieder, die das Weihnachtsbuch ergänzen und abrunden. Neben der Vielfalt überzeugt das Landlust-Weihnachtsbuch auch mit der festlichen Aufmachung und der liebevollen Ausstattung (weihnachtliche Fotos und Illustrationen). Damit hat man einen idealen Helfer für die Adventszeit zur Hand. Ein sehr schönes Geschenk für Bekannte und Freunde; aber man kann sich auch selbst eine Freude machen.

Bewertung vom 21.09.2023
Zeiten der Besinnung
Frankl, Viktor E.

Zeiten der Besinnung


ausgezeichnet

Der österreichische Arzt und Philosoph Viktor Frankl (1905-1997) war nicht nur der Begründer der Logotherapie sondern auch einer der bedeutendsten Psychotherapeuten. Als Auschwitz-Überlebender erfuhr er selbst unfassbares Leid. Sein umfangreiches Werk umfasst mehrere Bücher, Aufsätze und Vorträge, die in viele Sprachen übersetzt wurden.

In der Neuerscheinung „Zeiten der Besinnung“ geht es – wie der Untertitel verrät – um Gleichnisse, kleine Geschichten, die die Leserschaft zum Nachdenken anregen sollen. Es sind Gleichnisse, die grundsätzliche Lebensfragen ansprechen. Die Texte vermitteln einen Eindruck von Sinn und Übersinn, dabei ist die innere persönliche Freiheit die Kernaussage seiner Gleichnisse. Seine These ist: „Wir müssen uns den Fragen stellen, die das Leben täglich und stündlich an uns stellt, und die wir nicht durch ein Grübeln oder Reden zu beantworten haben, sondern nur durch ein Handeln, ein richtiges Verhalten.“ Die klinische Psychologin, Psychotherapeutin und Frankl-Schülerin Elisabeth Lukas gibt zu den tief poetischen, mitunter mystischen Gleichnissen ausführliche Kommentare, die auch immer wieder auf die Biografie von Viktor E. Frankl zurückgreifen.

Die Neuerscheinung ist gleichsam ein Ratgeber, der hilft, Lebenskrisen zu meistern. Eine wunderbare Lektüre für die kommenden langen Abende.

Bewertung vom 07.09.2023
Kafka im Büro
Leonhardt, Roland

Kafka im Büro


ausgezeichnet

Im nächsten Jahr jährt sich der Todestag des Schriftstellers Franz Kafka zum 100. Mal. Er ist der weltweit meistgelesene Schriftsteller deutscher Sprache. Im Vorfeld des literarischen Jubiläums erscheinen bereits zahlreiche Neuerscheinungen. Der Autor Roland Leonhardt, der sich schon ein Leben lang mit dem Schriftsteller befasst hat, widmet sich in seinem Buch dem Thema „Kafka im Büro“.

Nach dem Studium arbeitete Franz Kafka bei einer Versicherung. Die Büroarbeit machte ihm überhaupt keinen Spaß und brachte zudem kaum Geld ein. Erschöpft kam er nach Feierabend zunächst kaum zum Schreiben. Leonhardt zeigt unter verschiedenen Blickwinkeln, wie Kafka an dem Büroalltag und schließlich an sich selbst litt. Das Büro war für ihn ein „Vorhof der Hölle“. Allein mit seinem Vorgesetzten, der für seine literarischen Ambitionen Verständnis zeigte, konnte er sich gelegentlich über Bücher unterhalten.

In diese Zeit fiel auch Kafkas Liebe zu Felice Bauer, mit der er zweimal verlobt war. Es entwickelte sich ein intensiver Briefverkehr, doch ihre Verschiedenartigkeit trat immer mehr zutage und so erfolgte Ende 1917 die endgültige Trennung. Die Verbindung wird vom Autor sehr ausführlich beleuchtet. Das Büro wurde für Kafka jedoch immer mehr zum Albtraum. Er litt unter den Anforderungen der Arbeitswelt ebenso wie unter dem Schaffensdruck seiner Schriftstellerei. 1917 wurde eine Lungentuberkulose festgestellt. Sein Gesundheitszustand verschlechterte sich daraufhin von Jahr zu Jahr. Am 3. Juni 1924 starb er in einem Sanatorium im Alter von vierzig Jahren.

Die NA-Neuerscheinung ist mit zahlreichen Zitaten (Briefe und Tagebucheinträge) sowie fiktionalen Einschüben ausgestattet, darüber hinaus mit einigen historischen Abbildungen und Zeichnungen von Anna Lena Knieper. Fazit: ein umfassendes Porträt von Franz Kafka.

Bewertung vom 06.09.2023
200 Tage auf der ISS
Pesquet, Thomas;Esa - Eac European Astronaut Centre

200 Tage auf der ISS


ausgezeichnet

Trotz Ukraine-Krieg betreiben die Amerikaner und die Russen weiterhin die ISS. Der Betrieb auf der Internationalen Raumstation geht scheinbar normal weiter. Der französische Astronaut und Mitglied des Europäischen Astronautenkorps Thomas Pesquet war als Mitglied einer Langzeitmission schon zweimal auf der ISS: 2016/2017 196 Tage und 2021 200 Tage. Während seiner zweiten Mission unternahm er vier Weltraumausstiege in die unendliche Weite des Kosmos und nahm an mehr als 200 wissenschaftlichen Experimenten teil.

Bei seinen beiden Einsätzen auf der Internationalen Raumstation ISS hat er etwa 245.000 Fotos gemacht, von denen in der Neuerscheinung „200 Tage auf der ISS“ eine Auswahl von 300 spektakulären Fotos präsentiert wird. Es sind faszinierende Fotos von unserem Heimatplaneten Erde aus einer Höhe von 400 Kilometern. Mit dem Bildband möchte Pesquet seine Liebe zu unserer Erde zum Ausdruck bringen. Die Fülle der Fotos ist dabei zur besseren Übersicht in geografische Kapitel wie Städte, Wüsten, Gebirge, Meere oder Küsten unterteilt.

Da gibt es die gekrümmte Erdoberfläche in der Morgendämmerung, verschneite Berge in der Ferne, hell erleuchte Großstädte oder die Farben der Meere oder der verschiedenen Vegetationen zu bewundern. Alles verführte Pesquet dazu, auf den Auslöser zu drücken. Weiterhin gibt es einige Panoramaaufnahmen z.B. von New York oder Australiens berühmtesten Berg Uluru. Natürlich wird auch die ISS-Besatzung mit einigen Fotos vorgestellt.

Die meisten Fotos sind ganz- oder sogar doppelseitig. Zudem werden sie mit kompakten Informationen erläutert. Die einzelnen Kapitel werden außerdem mit einem kurzen Text eingeführt. Viele Fotos zeigen auch die Verletzbarkeit unseres Planeten, so hat Pesquet auch Extremwetterlagen wie Wirbelstürme im Bild festgehalten. Fazit: Ein beeindruckender Bildband mit einmaligen Blicken auf die Erde.