Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
wampy
Wohnort: 
Issum

Bewertungen

Insgesamt 501 Bewertungen
Bewertung vom 06.06.2021
Das Gebot
Mann, Sunil

Das Gebot


ausgezeichnet

Spannende Unterhaltung, die zum Nachdenken anregt

Buchmeinung zu Sunil Mann – Das Gebot

„Das Gebot“ ist ein Kriminalroman von Sunil Mann, der 2021 im Grafit Verlag erschienen ist. Dies ist der zweite Fall für Marisa Greco und Bashir Berisha.

Zum Autor:
Sunil Mann wurde als Sohn indischer Einwanderer im Berner Oberland geboren und gilt als einer der renommiertesten und vielfältigsten Autoren der Schweiz. Zwanzig Jahre lang hat er als Flugbegleiter gearbeitet, seit einigen Jahren ist er freischaffender Autor. Er schreibt Kriminalromane, Kinder- und Jugendbücher. Sein Werk wurde vielfach ausgezeichnet.

Klappentext:
Marisa Greco und Bashir Berisha haben nach monatelanger Auftragsflaute endlich wieder einen neuen Job: Sie sollen Erich Bodmer finden, den seine Eltern jahrelang auf einer Weltreise vermuteten – bis er mit seiner Kreditkarte in Zürich Geld abgehoben hat. Nachforschungen ergeben, dass der junge Mann gemeinsam mit Freunden nach Syrien reiste, um dort für den Islamischen Staat zu kämpfen. Während einer der Freunde dabei unter mysteriösen Umständen öffentlich hingerichtet wurde, führt Erichs Spur zurück in die Schweiz. Dennoch bleibt er unauffindbar. Dann erhalten die beiden Privatermittler Hinweise auf ein geplantes Attentat – während des Sechseläutens, mitten in Zürich. Schlagartig wird die Suche nach dem radikalisierten Rückkehrer zu einem lebensgefährlichen Unterfangen.

Meine Meinung:
Dieses Buch hat mich von Anfang an gefangen genommen. Spannend erzählte Fiktion, bei der mir mein Gefühl sagt, dass sie nah an der Realität ist. Etliche Perspektivwechsel erhöhen das Tempo und führen zu einer Betrachtung aus unterschiedlichen Blickwinkeln. Die beiden Hauptfiguren Marisa Greco und Bashir Berisha sind mit diversen Grautönen gezeichnet, bleiben aber jederzeit sympathisch. Beide haben mit privaten Problemen zu kämpfen, arbeiten aber kompetent und konsequent an ihrem Fall, der kontinuierlich größere Schatten wirft. Der Autor findet genügend Zeit Hintergründe zu behandeln, aber auch dabei bleibt es spannend. Auffällig ist es, dass der Autor gerade bei Gewaltszenen nur andeutet und die Details der Vorstellung des Lesers überlässt. Auch mit tiefschwarzem Humor wird Gewalt erträglich erzählt. Die Handlung ist komplex aufgebaut und diverse Nebenhandlungen haben mich gefesselt. Auch hier sind viele der Nebenfiguren mit Grautönen gezeichnet. Der abschließende Showdown ist ein echter Höhepunkt, der auch noch manche Überraschung bietet. Insgesamt hat mich die Mischung aus informationsgeprägten Elementen und spannender Handlung voll überzeugt. Zusätzlich hat es mich zum Nachdenken über das Thema angeregt. Was will man mehr?

Fazit:
Dieses Buch hat meine Erwartungen in jeder Hinsicht übertroffen und mir ein Lesehighlight beschert. Deshalb bewerte ich es mit fünf von fünf Sternen (95 von 100 Punkten) und spreche eine Leseempfehlung für die Freunde spannender Literatur aus.

Bewertung vom 06.06.2021
Mord in Port St Petroc
Petersen, Tabea

Mord in Port St Petroc


weniger gut

Nervige Überzeichnungen

Buchmeinung zu Tabea Petersen – Mord in Port St. Pedroc

„Mord in Port St. Pedroc“ ist ein Kriminalroman von Tabea Petersen, der 2021 im dp Verlag erschienen ist.

Zum Autor:
Tabea Petersen wurde 1979 in Halle an der Saale geboren. Nach dem Abitur siedelte sie nach Dänemark über. Dort absolvierte sie eine Ausbildung zur Diplom Kultur- und Sprachmittlerin. Sie lebt mit ihrer Familie in Graasten nahe der dänisch-deutschen Grenze. Sowohl ihrer alten als auch ihrer neuen Heimat ist sie innig verbunden. Seit 2010 veröffentlicht sie Romane und Kurzgeschichten.

Klappentext:
Die alljährliche Qualitätsprüfung bringt für die junge Sekretärin Charlotte Cunningham und ihre Kollegen bei Webster & Co. Gas Valves die nervenaufreibendsten Stunden des ganzen Jahres, schließlich hängen vom Urteil der Prüfer letzten Endes ihre Arbeitsplätze ab. Umso größer ist der Schock, als ausgerechnet die Leiterin der Prüfungskommission die Leiche eines Mitarbeiters entdeckt – der noch dazu keines natürlichen Todes gestorben ist. Die strenge Dame ist „not amused“, die örtliche Polizei tappt im Dunkeln und die rüstige Mrs Maggie Webster, Mutter des Seniorchefs ist überzeugt, dass sie und Charlotte diesen Fall gemeinsam aufklären müssen, um den Ruf der Firma zu retten. Was bleibt Charlotte da anderes übrig, als sich in die Ermittlungsarbeit zu stürzen und dabei mehr als nur ein dunkles Geheimnis ans Licht zu bringen …

Meine Meinung:
Die Geschichte wird aus der Sicht der Hauptfigur Charlie beschrieben. Charlie arbeitet als Sekretärin in einem Maschinenbaubetrieb, der kriselt, und versorgt noch ihren jungen Bruder, der erste Liebeserfahrungen erlebt. Die Autorin schreibt humorvoll und beschreibt die Landschaft Cornwalls sehr anschaulich. Auch die Hauptfigur wirkt sympathisch. Es gibt eine Reihe humorvoll beschriebener Szenen, aber leider fand ich es bald als übertrieben. Gerade Charlie kann jedem helfen, der sie um Hilfe bittet, und doch bekommt sie nicht mit, welche Probleme ihre Kollegen haben. Bezeichnend ist, das sie mit jemandem flirtet, dessen Verlobung wenige Minuten später bekannt gegeben gibt. Fast alle Figuren sind ohne Grautöne gezeichnet und die übertriebenen Darstellungen beeinträchtigten mein Lesevergnügen. Dazu kam kaum Spannung auf, weil der Todesfall zur Nebensache wurde und die Fortschritte in den Ermittlungen durchweg zufallsgetrieben waren. Dazu wurden auch noch viele Klischees bedient.

Fazit:
Flache Figuren und häufig überzogene Darstellungen überschatten die durchaus vorhandenen guten Ansätzen. Dies führte dazu, dass ich sogar die sympathische Hauptfigur nur noch als nervend empfand. Deshalb kann ich das Buch nur mit zwei von fünf Sternen (50 von 100 Punkten) bewerten und keine Leseempfehlung aussprechen.

Bewertung vom 05.06.2021
Bittersüßer Tod / Adria mortale Bd.1 (eBook, ePUB)
Giovanni, Margherita

Bittersüßer Tod / Adria mortale Bd.1 (eBook, ePUB)


gut

Mehr eine Zeitreise als ein Kriminalroman

Buchmeinung zu Margherita Giovanni – Adria mortale - Bittersüßer Tod

„Adria mortale - Bittersüßer Tod“ ist ein Kriminalroman von Margherita Giovanni, der 2021 bei Lübbe erschienen ist.

Zum Autor:
Margherita Giovanni ist ein Pseudonym der Autorin Brigitte Pons. Sie lebt in der Nähe von Frankfurt/Main, schreibt Romane und Kurzgeschichten und ist immer auf der Suche nach neuen Herausforderungen. Als Isabella Esteban erzählt sie in einer Krimireihe von ihrer Lieblingsstadt Barcelona, ihre Odenwald-Krimireihe um Ermittler Frank Liebknecht erscheint bei be-THRILLED.

Klappentext:
Aufregung in einem kleinen Küstendorf an der Adria in den 1950er Jahren: Auf einem abgelegenen Pfad wird ein Mann tot aufgefunden. War es ein Unfall oder Mord? Und falls es Mord war: Wer hat den unbeliebten Lehrer, der sich gegen den zunehmenden Tourismus einsetzte, umgebracht? Fragen, für die sich auch die Pensionswirtin Federica brennend interessiert. Zusammen mit dem extra angereisten Commissari Pellegrini und zwei ihrer deutschen Urlaubsgäste begibt Federica sich unter der warmen Sonne der Adria auf Mörderjagd.

Meine Meinung:
Dieses Buch ist eine interessante Mischung aus Zeitreise in die 1950er Jahre und Klärung eines Todesfalls. Der Autorin gelingt es, Figuren aus jener Zeit zum Leben zu erwecken und mediterranes Flair zu vermitteln. Dabei stört es nicht, wenn das ein oder andere Klischee bedient wird. Stehen zu Beginn noch zwei junge Damen im Fokus, die sich mit einem Roller nach Italien gewagt haben, so rücken später die verwitwete Pensionswirtin Federica und der Kommissar Pellegrini in den Mittelpunkt der Erzählung. Ihre Gedanken und Wahrnehmungen sorgen für wechselnde Perspektiven und emotionale Momente. Das Beziehungsgeflecht im Dorf ist komplex und der Kommissar und die Pensionswirtin tun sich schwer bei dessen Entwirrung. Erst als die beiden Figuren zusammenarbeiten geht es voran. Liebevoll gezeichnete Nebenfiguren, manchmal auch recht klischeehaft, beleben die Geschichte ebenso wie kleine Nebenhandlungen. Auf diesen Bereich verwendet die Autorin viel Zeit, so dass der Todesfall in den Hintergrund gerät. Auch die Spannung leidet deutlich. Die Aufklärung am Ende überrascht, ist aber glaubhaft und nachvollziehbar. Der Showdown ist angemessen und passt zum Erzählstil.

Fazit:
Diese Geschichte ist mehr ein Zeitreise- als ein Kriminalroman. Ein ansprechender Schreibstil, liebevoll aber schlicht gezeichnete Figuren sowie viel Atmosphäre haben mich gut unterhalten. Gerne vergebe ich gute drei von fünf Sternen (65 von 100 Punkten) und spreche eine Leseempfehlung für die Freunde einer atmosphärischen Zeitreise aus.

Bewertung vom 04.06.2021
Montecrypto
Hillenbrand, Tom

Montecrypto


sehr gut

Wundervolles Buch mit einem saublöden Showdown

Buchmeinung zu Tom Hillenbrand – Montecrypto

„Montecrypto“ ist ein Kriminalroman von Tom Hillenbrand, der 2021 bei KiWi-Paperback erschienen ist.

Zum Autor:
Tom Hillenbrand studierte Europapolitik und war Ressortleiter bei Spiegel Online. Seine Krimis um den Luxemburger Koch Xavier Kieffer ("Teufelsfrucht", "Rotes Gold", "Letzte Ernte", "Tödliche Oliven", "Gefährliche Empfehlungen", "Bittere Schokolade") sind Bestseller.
Für seine Scifi-Thriller "Drohnenland" und "Hologrammatica" wurde Hillenbrand mit dem Friedrich-Glauser-Preis, dem Kurd-Laßwitz-Preis, dem Bremer Krimipreis sowie dem Deutschen Science-Fiction-Preis ausgezeichnet. Er lebt in München.

Klappentext:
Sein Geld hat der spleenige Start-up-Unternehmer Gregory Hollister größtenteils in der Kryptowährung Bitcoin angelegt. Als er bei einem Unfall ums Leben kommt, beginnt die Suche nach seinem Privatvermögen. Das hat der paranoide Kalifornier gut versteckt. Wo befindet sich der digitale Schatz, den die Medien bereits Montecrypto nennen? Hollisters Schwester beauftragt den Privatdetektiv Ed Dante, das verschwundene Geld aufzuspüren. Dante recherchiert und stellt bald fest, dass etliche Personen hinter Montecrypto her sind. Das ist angesichts der kolportierten Summe von mehreren Milliarden Dollar nicht weiter verwunderlich – aber die anderen Interessenten sind keine gewöhnlichen Schatzsucher. Warum interessieren sich ausländische Geheimdienste, das FBI und die Mafia für den Schatz? Dante erkennt, dass Hollisters Vermächtnis aus mehr besteht als aus einem Haufen digitaler Münzen. Möglicherweise ist Montecrypto der Schlüssel zu einem immensen Finanzskandal, der die gesamte Weltwirtschaft in den Abgrund reißen könnte. Wird es Dante gelingen, das Geheimnis von Montecrypto zu lüften, bevor der digitale Schatz in die falschen Hände gerät? Eine weltweite Suche beginnt, die von Los Angeles über New York und Frankfurt bis nach Zug führt, ins sogenannte »Crypto Valley« der Schweiz.

Meine Meinung:
Dieses Buch hat mich zu Anfang vor allem mit seinem Wortwitz und seinen verdeckten Anspielungen auf Personen und Bücher begeistert. Die beiden Hauptfiguren sind mit vielen Grautönen gezeichnet und bieten Raum für Überraschungen. Ed Dante ist ein fähiger Wirtschaftsdetektiv, der aber zu viel trinkt. So konnte man neben Informationen über Kryptowährungen auch etliche Cocktailrezepte kennenlernen. Ed kennt sich als ehemaliger Banker im klassischen Finanzwesen ab. Er wird von der Journalistin Mercy Mondergo unterstützt, die Computerwissen sowie Kenntnisse und Kontakte zur Kryptocommunity beisteuert. Sehr interessant fand ich die Informationen zum gesellschaftlichen Hintergrund der Kryptogemeinde. Die Geschichte wird aus der Sicht Ed Dantes erzählt und man kann seinen Gedankengängen gut folgen. Scheint es sich zu Beginn um eine Schnitzeljagd mit besonders hohem Preisgeld zu handeln, so beschleicht Dante und damit auch dem Leser bald das Gefühl, dass da mehr dahintersteckt. So wird die Spannung hoch gehalten. Man leidet mit den sympathischen Ermittlern mit und nähert sich über etliche Umwege der Lösung.
Leider wird der Gesamteindruck durch einen Showdown in bester James Bond Manier eingetrübt, der so gar nicht zum Stil der Handlung passen will.

Fazit:
Eine in weiten Teilen überragende Erzählung zu einem interessanten Thema, die leider durch den Showdown deutlich entwertet wird. So vergebe ich nur vier von fünf Sternen (80 von 100 Punkten), spreche aber eine klare Leseempfehlung aus.

Bewertung vom 04.06.2021
Lange Schatten über der Côte d'Azur / Kommissar Duval Bd.8 (eBook, ePUB)
Cazon, Christine

Lange Schatten über der Côte d'Azur / Kommissar Duval Bd.8 (eBook, ePUB)


gut

Wichtige Themen gehen zu Lasten der Spannung

Buchmeinung zu Christine Cazon – Lange Schatten über der Côte d'Azur

„Lange Schatten über der Côte d'Azur“ ist ein Kriminalroman von Christine Cazon, der 2021 bei Kiepenheuer & Witsch erschienen ist.

Zum Autor:
Christine Cazon, Jahrgang 1962, hat ihr altes Leben in Deutschland gegen ein neues in Südfrankreich getauscht. Sie lebt mit ihrem Mann und Katze Pepita in Cannes, dem Schauplatz ihrer Krimis mit Kommissar Léon Duval.

Klappentext:
Die Ermittlungen zu seinem achten Fall führen Kommissar Léon Duval diesmal in die Vergangenheit, in die Zeit des Zweiten Weltkriegs und der deutschen Besatzung. Hat das, was dort begann, womöglich Auswirkungen bis heute? Einmal im Jahr, zu den Gedenktagen im November, polieren die Franzosen die Gedenksteine der Familiengräber und schmücken sie mit Chrysanthemen, Astern und Alpenveilchen. So auch in Cannes, auf dem historischen Friedhof Le Grand Jas. Auf einem der Gräber im israelitischen Feld aber liegt in einer blutroten Lache ein toter junger Mann. Duval übernimmt die Ermittlungen und erfährt schon bald, dass der junge Mann Jude war. War es eine antisemitisch motivierte Tat? Duvals Vorgesetzte wollen davon nichts wissen. Und doch schließt Duval diese Spur nicht aus, und seine Suche im Leben und Umfeld des jungen Mannes lässt eine Vergangenheit wieder aufleben, die manche lieber vergessen wollen. Aber auch privat hat Duval einiges auszustehen: Familienneuzugang Julie bekommt Zähne, und Freundin Annie hat Probleme, Kind und Beruf unter einen Hut zu bringen.

Meine Meinung:
In diesem Buch behandelt die Autorin gleich mehrere schwierige Themen wie durch Franzosen verübte Verbrechen während der deutschen Besatzung, die Furcht vor der Existenz antisemitischer Verbrechen in der Gegenwart und die Diskussion über die Rolle Leons bei der Betreuung seiner kleinen Tochter Julie. Die Autorin lässt ihre umfassende Recherche gekonnt in die Entwicklung der Geschichte einfließen und der Leser erkennt, dass die Aufarbeitung dieser Zeit nicht nur in Deutschland noch nicht abgeschlossen ist. Leon Duval muss mühsam herausfinden, wie die alten Geschichten in den aktuellen Mordfall hineinspielen. Leon ist etwas komplexer gezeichnet als die übrigen Figuren, wirkt sympathisch und kompetent, bietet aber auch Spielraum für Entwicklungen. Leons Team bleibt meist im Hintergrund, leistet aber gute Arbeit. Lange Zeit bezieht der Roman seine Spannung aus der Klärung alter Vorgänge. Der aktuelle Mordfall gerät fast in Vergessenheit und wird dann eher durch einen Gedankenblitz des Kommissars gelöst. Das hat mir weniger gut gefallen, auch wenn die Lösung vollständig und nachvollziehbar war. Ein angemessener Showdown begleitet die Überführung des Täters. Das besondere Flair Cannes spielt bei diesem Fall eher durch seine historischen Komponenten eine Rolle. Hier hätte es gern etwas mehr sein dürfen.

Fazit:
Ein Kriminalroman um wichtige Themen, der aber den aktuellen Mord vernachlässigt. Auch die Figurenzeichnung könnte ausgeprägter sein. So vergebe ich nur drei von fünf Sternen (60 von 100 Punkten). Ich spreche ein Leseempfehlung für diejenigen aus, die sich für den geschichtlichen Hintergrund interessieren.

Bewertung vom 22.05.2021
Der Wald ruft / Erdmännchen Ray & Rufus Bd.6 (1 MP3-CD)
Matthies, Moritz

Der Wald ruft / Erdmännchen Ray & Rufus Bd.6 (1 MP3-CD)


ausgezeichnet

Wunderbare Satire mit einem genialen Sprecher

Buchmeinung zu Moritz Matthies – Der Wald ruft

„Der Wald ruft“ ist ein Roman von Moritz Matthies, der 2021 bei dtv erschienen ist. Das gekürzte Hörbuch wird von Christoph Maria Herbst gesprochen und ist 2021 im Argon Verlag erschienen.

Zum Autor:
Moritz Matthies ist das Pseudonym eines Autoren-Duos.
Hans Rath, Jahrgang 1965, studierte Philosophie, Germanistik und Psychologie in Bonn. Seine Romane sind regelmäßig auf den Bestsellerlisten, zwei wurden bereits verfilmt. Edgar Rai, 1967 geboren, studierte Musikwissenschaften und Anglistik in Marburg und Berlin. Er hat mehrere erfolgreiche Romane veröffentlicht. Beide Autoren leben in Berlin und haben gemeinsam die Bestsellerserie um die Erdmännchen Rufus und Ray geschrieben.

Sprecher:
Christoph Maria Herbst verkörperte u.a. die Titelfigur in der Serie "Stromberg", für die er den Deutschen Fernsehpreis, den Grimme-Preis, den Bayerischen Fernsehpreis und siebenmal den Deutschen Comedypreis erhielt. Als Hörbuchsprecher ist er eine Klasse für sich.

Klappentext:
So kann es gehen: Der Berliner Zoo braucht Geld, und Zoochef Windhoeck verhökert kurzerhand den Clan der beliebten Erdmännchen an ein Gartencenter im eiskalten Oslo. In letzter Sekunde gelingt dank Ray und Rufus die Flucht. Völlig erschöpft und mit nichts als dem felligen Leben landet der Clan nach langer Irrfahrt in einem lauschigen, Sicherheit verheißenden Wald.
Doch die Idylle trügt, denn die Waldbewohner, allen voran Keiler Herrmann, sind alles andere als begeistert von den Neuen. Als ausgerechnet Rufus sich in eine Häsin verguckt, Ray einen Discoschuppen aufzieht und ein paar junge Erdmännchen mit halluzinogenen Früchten experimentieren, eskaliert der Konflikt zwischen den alten und neuen Waldbewohnern...

Meine Meinung:
Vorneweg ein Sonderlob für den Sprecher Christoph Maria Herbst, der einen herausragenden Job macht. Wie er den Tieren Leben einhaucht, den Gefühlen Gewicht verleiht und doch jederzeit verständlich bleibt – das ist überragend. Er ist die Idealbesetzung.
Nun zur Geschichte selber. Um eine Abschiebung ins kalte Oslo zu vermeiden, fliehen die Erdmännchen unter Lebensgefahr durch die Kanalisation und landen in einem Stück reinster Natur – einem ehemaligen Truppenübungsplatz. Der Autor nutzt ein breites Spektrum des Humors. Zwischen Satire und Slapstick ist alles vertreten. Auch ist den Erdmännchen kein menschliches Laster fern und dies wird von den alteingesessenen Mitbewohnern mit Argwohn verfolgt. Manches erinnert an die menschliche Flüchtlingsdiskussion. Bei mancher Pointe kann einem das Lachen nachträglich schon mal im Halse stecken bleiben. Gerne verfolgt man die Geschicke der Erdmännchen und fiebert mit ihnen mit. Jede Ähnlichkeit mit lebenden Politikern unter den einheimischen Tieren ist natürlich nicht beabsichtigt und doch glaubte ich den ein oder anderen schon im Fernsehen begegnet zu sein. Bewundernswert finde ich den Ideenreichtum des Autors und es gefällt mir besonders, wenn Rai auf die Stärken und Schwächen seiner Familie zu sprechen kommt. Der Mix aus Lachern und ernsten Themen ist gelungen und hat mich blendend unterhalten.

Fazit:
Die Projektion menschlicher Probleme in die Tierwelt verleiht dem Buch Tiefe, doch bleibt der humorvolle Grundton bestimmend und garantiert großes Lesevergnügen. Gerne vergebe ich deshalb fünf von fünf Sternen (90 von 100 Punkten) und spreche eine klare Hörempfehlung aus.

Bewertung vom 16.05.2021
Der Preis der Rache / Lupe Svensson und Otto Hagedorn Bd.1
Berg, Mathias

Der Preis der Rache / Lupe Svensson und Otto Hagedorn Bd.1


ausgezeichnet

Kommt langsam aber gewaltig

Buchmeinung zu Mathias Berg – Der Preis der Rache

„Der Preis der Rache“ ist ein Kriminalroman von Mathias Berg, der 2021 bei Knaur erschienen ist.

Zum Autor:
Mathias Berg kam 1971 unter romanreifen Umständen zur Welt – genau 17 Tage zu früh, da der Nachbar tags zuvor seine Frau erschoss.
Lust auf das Lesen und Schreiben machte ihm seine Mutter, die Tochter eines Polizisten aus Stuttgart. Nach dem Abitur in Ulm studierte er Soziologie in Bamberg und London, jobbte als Radiomoderator und arbeitete als Werbetexter und Marketing-Redakteur. Mathias Berg lebt in Köln.

Klappentext:
Gleich an ihrem ersten Tag beim LKA Düsseldorf wird die junge forensische Psychologin Lupe Svensson mit einem besonderen Fall konfrontiert: Als Praktikantin des erfahrenen Ermittlers Otto Hagedorn soll sie den Fund eines fast 30 Jahre alten Skeletts untersuchen, dem ein Fuß fehlt. Otto hatte bereits 1975 in drei Mordfällen ermittelt, bei denen den Opfern jeweils ein Fuß abgetrennt worden war, zu einer Verhaftung war es damals nicht gekommen. Kann der Cold Case nun doch noch gelöst werden?
Die Ermittlungen führen Lupe und Otto zurück in eine faszinierende Ära der jüngeren deutschen Vergangenheit und zu einer ungewöhnlichen Mordserie …

Meine Meinung:
Lupe Svensson und Otto Hagedorn sind zwei Figuren, die mich von Anfang an gefangen genommen haben. Meist wird die Geschichte aus der Sicht der jungen Praktikantin Lupe Svensson erzählt, die es mit dem erfahrenen Ermittler Otto Hagedorn zu tun bekommt. Beide haben zu Beginn ihre Probleme mit dem jeweils anderen, kommen sich aber mit der Zeit näher. Der aktuelle Fall hat mit einer Mordserie zu tun, in der Otto Hagedorn als junger Kommissar ermittelt hat und keinen Täter überführen konnte. Beide Hauptfiguren haben Geheimnisse und verhalten sich nicht immer einwandfrei. Andererseits bringen beide Ermittler auch ihre Stärken ein und es kommt zu Fortschritten bei der Aufklärung. Otto lässt Lupe viel Spielraum bei den Ermittlungen und man fragt sich warum. Beide gehen ihren Weg und lassen sich dabei nicht beirren. Allerdings hält der Autor einige Informationen zurück oder enthüllt sie nur scheibchenweise. Bei den Rückblenden in die 70-er Jahre gelingt es dem Autor, diese Zeit lebendig werden zu lassen. Man spürt mit Otto Hagedorn, wie diese Zeit erlebt wurde.
Die Spannung baut sich sukzessive auf, auch wenn der Leser lange Zeit im Dunkeln tappt. Zum Ende wird es dramatisch und der Showdown ist gelungen.
Stärken des Buches sind die mit Grautönen gezeichneten Ermittler, deren sich langsam voranschreitende Annäherung eindrucksvoll beschrieben wird. Beide Ermittler wirken sympathisch und verlieren mit der Zeit einige ihrer Geheimnisse. Auch die Rückblenden haben mich überzeugt. Der Kriminalfall ist durchaus komplex und wird vollständig aufgelöst.

Fazit:
Ein Kriminalroman, der recht unscheinbar beginnt und mich immer mehr gefangen genommen hat. Figuren und Handlung harmonisieren sehr gut und haben mir viel Lesevergnügen bereitet. Deshalb vergebe ich fünf von fünf Sternen (90 von 100 Punkten) und spreche eine Leseempfehlung für Freunde eher leiserer Töne aus.

Bewertung vom 14.05.2021
Lockvogel (eBook, ePUB)
Prammer, Theresa

Lockvogel (eBook, ePUB)


gut

Eine Geschichte mit Potential, aber auch mit zu wenig Spannung

Buchmeinung zu Theresa Prammer – Lockvogel

„Lockvogel“ ist ein Kriminalroman von Theresa Prammer, der 2021 im Haymon Verlag erschienen ist.

Zum Autor:
Auf dem Papier, der Bühne, vor der Kamera und dahinter: Theresa Prammer weiß, wie man Geschichten inszeniert und Leben in Figuren bringt. Sie ist Schauspielerin, Regisseurin und Autorin. Mit ihren Kriminalromanen um Lotta Fiore hat sie zahlreiche Leser*innen vor Spannung in Schockstarre versetzt und für Wiener Totenlieder (2015) den Leo-Perutz-Preis eingeheimst.

Klappentext:
Toni ist pleite und ihr läuft die Zeit davon
Toni hat praktisch keinen Euro mehr in der Tasche. Nicht, weil die Schauspielschülerin ihren Allerwertesten nicht hochbekommt, sondern weil sich ihr Freund Felix mit ihren Ersparnissen auf und davon gemacht hat. Geld weg, Freund weg (Oder Ex-Freund? Betrüger? Was zur Hölle ist er denn nun?), dafür werden die unbezahlten Rechnungen immer mehr. – Toni hat einen riesigen Berg besonders saurer Zitronen vorgesetzt bekommen. Nur: Was macht sie daraus? Zuerst einmal: Durchatmen, Limonade machen auf später verschieben und schleunigst Felix zur Rede stellen. Dafür wendet sie sich an Privatdetektiv Edgar Brehm. Der könnte Felix aufspüren. Doch wie soll sie ihn bezahlen?
Ein Fall von #metoo? – Undercover als Lockvogel
Auch Sybille Steiner findet den Weg in Brehms Detektei: Die Ehefrau eines Starregisseurs hat beunruhigende Post erhalten. Einem anonymen Tagebuch zufolge soll ihr Ehemann vor Jahren gegenüber einer jungen Schauspielerin seine Machtposition ausgenutzt haben. Sind die Anschuldigungen wahr? Wer ist die Verfasserin? Hat damit gar der Tod eines Mannes auf einer von Steiners High-Society-Partys etwas zu tun? Möglichst schnell, bevor die Presse Wind davon bekommt, muss Brehm genau das herausfinden. Wie praktisch, dass gerade eine Schauspielschülerin bei Brehm aufgetaucht ist, die ihn nicht bezahlen kann: Toni wird als Lockvogel engagiert. Welche Gefahren warten auf sie in der Filmbranche, die für Machtgefälle und Intrigen berüchtigt ist?

Meine Meinung:
Dieses Buch hat mir in einigen Bereichen gut gefallen. Die Hauptfiguren Toni und Edgar sind interessant und sympathisch und beide haben erhebliche Probleme. Um diese zu lösen finden sie ein Arrangement, mit dem beide leben können. Toni arbeitet für Edgar als Ermittlerin und Edgar soll Tonis (Ex-)Freund und das unterschlagene Geld auftreiben. Toni ist bemüht aber eine geborene Ermittlerin ist sie nicht und Edgars Agentur hat die besten Tage hinter sich. Beide kümmern sich aber umeinander und entwickeln Verständnis und Sympathie. Die Geschichte wird aus mehren Perspektiven erzählt, aber meist folgen wir der recht chaotischen Toni. Der Roman wirkt vor allem überzeugend, wenn er Einblicke in die Bereiche Schauspiel und Film gewährt. An diesen Stellen merkt man die Erfahrungen der Autorin in diesen Bereichen. Gerade die Abhängigkeiten von Regisseuren und Schauspielern, sowie zwischen Ausbildern und Auszubildenden werden deutlich. Im Gegensatz dazu wirkt der Kriminalfall eher blass und kann mich nicht überzeugen. Der Schreibstil gefällt mir mit seinem humorigen Grundton und der gelungenen Beschreibung der Entwicklung der Beziehung zwischen den beiden Hauptfiguren. Zudem habe ich oft mit Toni mitgelitten und ihre Sorgen geteilt.

Fazit:
In den Nebenhandlungen und mit den Hauptfiguren kann das Buch punkten, aber der blasse Kriminalfall trübt den Gesamteindruck. Deshalb bewerte ich das Buch auch nur mit drei von fünf Sternen (65 von 100 Punkten), sehe aber Potential für mehr in der Grundkonstellation.

Bewertung vom 25.04.2021
Heidejagd
Forster, Angela L.

Heidejagd


gut

In weiten Teilen überzeugend

Buchmeinung zu Angela L. Forster – Heidejagd

„Heidejagd“ ist ein Kriminalroman von Angela L. Forster, der 2021 bei CW Niemeyer erschienen ist.

Zum Autor:
Die Hamburgerin mit bayrischen Wurzeln, Angela L. Forster, ist in Hamburg-Fischbek aufgewachsen. Heute lebt und arbeitet sie mit Ihrem Mann in der Nähe zum Alten Land, in der auch viele Geschichten ihrer ersten Krimireihe mit der bayrischen Kommissarin Petra Taler entstanden sind.

Klappentext:
Bei einem nächtlichen Paintballspiel im Wald am Lopausee in Amelinghausen wird ein siebzehnjähriges Mädchen von einem grauenhaften Untier angefallen. Sie flieht und stolpert auf der Seebrücke über die Leiche eines Mannes.
Als Hauptkommissarin Inka Brandt und ihr Team einen riesigen Fußabdruck und das mit Blut gemalte Zeichen der Wolfsangel neben dem Toten entdecken, gibt es für die Jäger in der Lüneburger Heide kein Halten mehr. Eine Jagd auf die Bestie bricht aus, die immer mehr Neugierige anlockt. Sehr zum Ärger von Inka Brandt und ihrem Team.
Dann wird ein zweiter Toter gefunden …

Meine Meinung:
Meine erste Begegnung mit Inka Brandt und ihrem Team hat mir einige Überraschungen gebracht. Ich finde Inka Brandt einerseits sympathisch und andererseits auch kompetent. Der Schreibstil ist angenehm und weckt Lust auf einen Urlaub in der Heidelandschaft. Besonders die Szenen mit ihrer Schwester, die bei Bedarf in der Kinderbetreuung einspringt, haben mir gefallen. Die mittäglichen Eintöpfe klingen verlockend. Der krimitechnische Teil macht deutlich, dass ein Großteil des Jobs in Laufarbeit und Gesprächen besteht und dass Inka Brandt gut in diesen Dingen ist, weil sie zuhören kann. Einige Perspektivwechsel geben der Geschichte mehr Tempo und lassen auch die Gefühle Betroffener deutlich werden. So weit, so gut, aber die Passagen um ihren Partner und seiner Jagd auf ein Ungeheuer haben mich sehr gestört. Es gibt einerseits zu wenig Informationen und Entwicklungen in diesem Bereich, um es verstehen zu können. Gerade das Bedrohungspotential für Inka und ihre Familie wirkte aufgesetzt und für mich wenig überzeugend. Dafür gibt es einen Stern Abzug.

Fazit:
Ich fand das Buch in weiten Teilen überzeugend, aber die Passagen um ihren Freund kosten ein Stern. Deshalb vergebe ich nur drei von vier Sternen (60 von 100 Punkten).

Bewertung vom 18.04.2021
Das Letzte, was du siehst
Lukas, Kristin

Das Letzte, was du siehst


weniger gut

Fühlte mich von der Informationsflut erschlagen

Buchmeinung zu Kristin Lukas – Das Letzte, was du siehst

„Das Letzte, was du siehst“ ist ein Kriminalroman von Kristin Lukas, der 2017 bei Grafit erschienen ist.

Zum Autor:
Kristin Lukas, geboren 1976 in Hagen, studierte Architektur in Berlin, Paris und Zürich, bevor sie an der Universität St. Gallen ihre Dissertation schrieb. Parallel zu ihrer Beratungstätigkeit in der freien Wirtschaft arbeitet sie als Professorin für Immobilienmanagement und Projektentwicklung.

Klappentext:
Expolizistin Marie Wagenfeld hat zur IT-Beraterin für Immobilienfonds umgesattelt. Eines Abends entdeckt sie die brutal zugerichtete Leiche eines Kollegen, dem der Kopf abgesägt wurde. Schnell zeigt sich, dass der Tote alles andere als eine weiße Weste hatte. Unlautere Geschäftspraktiken, Kontakte in die SM-Szene und Erpressungsversuche kommen ans Licht. Aber wen genau hat er erpresst? Und womit? Gemeinsam mit Kommissar Kellermann taucht die eigentlich nur als Zeugin vernommene Marie immer tiefer in die Ermittlungen ein. Als Verbindungen zu alten Fällen auftauchen, wird zunehmend klar, dass ein Serienmörder am Werk ist. Und das schon seit Jahren …

Meine Meinung:
An einigen Stellen zeigt die Autorin, dass sie durchaus spannend schreiben kann. Auch die Charaktere gefallen mir, weil sie komplex gestaltet sind. Trotzdem hat mir dieses Buch nicht gefallen, weil ich von der Ausführlichkeit und Detailliertheit der Informationen zu Projektgeschäft, Finanzsystemen und Kunst regelrecht erschlagen wurde. Die grausigen Beschreibungen der Kunstwerke taten dann ein Übriges. Selten konnte ich die Gedanken der Hauptfigur Marie Wagenfeld nachvollziehen und gerade ihre Abstecher in den Club und ihr dortiges Verhalten empfand ich als abstrus für eine ehemalige Polizistin. Auch Kommissar Kellermann konnte völlig losgelöst von organisatorischen Zwängen agieren und vor allem fehlte mir sein nicht vorhandener Partner.

Fazit:
Auch gute Ansätze konnte mich kaum positiv stimmen, denn die übertriebene Informationsflut hemmte mein Lesevergnügen sehr. Deshalb bewerte ich das Buch auch nur mit zwei von fünf Sternen (40 von 100 Punkten). Empfehlen kann ich dieses Werk leider nicht.