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SofieWalden

Bewertungen

Insgesamt 652 Bewertungen
Bewertung vom 22.12.2022
Ein Meer von Liebe
Gaudesaboos, Pieter

Ein Meer von Liebe


ausgezeichnet

Ganz viel Farbigkeit, Zartheit und eine berührende Geschichte

Pinguin und Bär sind schon lange gute Freunde. Doch irgendwann ändert sich für Pinguin etwas. Erst verbirgt er es vor Bär. Doch diese wilden Gefühle in ihm drin, er kann sie nicht mehr für sich behalten. Und so macht er sich auf den Weg zu Bär, um ihm sein Geheimnis zu gestehen. Er hat furchtbare Angst davor, denn danach wird alles anders sein. Aber er muss es tun. Und so gesteht er Bär, als er bei ihm angekommen ist, seine Liebe. Bär ist sehr überrascht. Er mag Pinguin als Freund sehr, aber so wie bei diesem fühlt es sich in ihm drin nicht an. Und trotzdem würde er mit ihm gerne Zeit verbringen und das tun die beiden dann auch. Einen herrlichen Sommer haben sie miteinander, mit ganz viel gemeinsamer Freude, Gesprächen und harmonischem Schweigen. Doch an den unterschiedlichen Gefühlen füreinander ändert sich anscheinend nichts. Und so macht sich Pinguin wieder auf den Weg, zurück in sein eigenes Zuhause. Doch das ist zum Glück noch nicht das Ende der Geschichte.
Dieses Buch und die sehr berührende Geschichte, die es in sich trägt, eine Geschichte von Freundschaft und Verstehen und eben von der Liebe, es zeigt sich schon von der äußeren Optik her so warm und anrührend gestaltet, dass es eine Freude ist und man schon ein gutes Vorgefühl bekommt, auf das, was da kommt. Und auch die Illustrationen, die tollen Bilder, die die Geschichte begleiten, sind nicht einfach nur Beiwerk, sondern sie gehören dazu, bringen einem die beiden, Pinguin und Bär, noch näher und binden die sowieso schon gerührten, ein bisschen vielleicht sogar verzückten Leser, egal ob klein oder groß, noch mehr in die Erzählung ein.
Ein Buch, das man einfach sehr mögen muss.

Bewertung vom 21.12.2022
Falschgeld (MP3-Download)
Matschke, Matthias

Falschgeld (MP3-Download)


gut

Kinder- und Jugendjahre im Hessischen und wie das Leben so spielt

'Ich bin Matthias Matschke', so fängt jedes der einzelnen Hörbuchkapitel an und es ist tatsächlich die Stimme des Schauspielers und 'jetzt auch'-Autors selbst, die hier das eigene Erstlingswerk wiedergibt. Ohne vorherige Hintergrundinformationen kommt die Geschichte sehr autobiographisch herüber, die Kindheit und Jugend eben von Matthias Matschke, irgendwo in einem Ort im Hessischen. Der Vater des Protagonisten und Ich-Erzählers ist hier Pfarrer, auf dem zweiten Bildungsweg und vom Katholizismus zum Evangelischen hin konvertiert. Dieser Mann hat schon so seine Eigenarten, aber da ist auch eine sehr enge und liebevolle Beziehung zwischen ihm und seinem Sohn. Matthias hat eine gute Kindheit und auch die Jugend ist eigentlich ziemlich normal. Wir erfahren viel über diese Zeit, über die nicht sehr zahlreiche Verwandtschaft und auch der Großvater wird erwähnt. Doch dann, Matthias steht kurz vor dem Abitur, passiert etwas und alles wird komplett anders. Gerade dieser Teil kommt sehr berührend und authentisch daher. Und auch das Ende, die endgültige Auflösung, der Zerfall der Familie auf der einen Seite und der Aufbruch hin zu etwas Neuem, auf dem Weg dahin, jetzt ein Erwachsener zu sein und eben sein Leben zu leben, das fand ich sehr echt.
Diese Geschichte, man nimmt sie erstmal durchaus positiv, auch mit einem kleinen Nachhall, wahr, wobei es da ein nachgelagertes Aber gibt. Ich habe das Werk als persönliche Aufarbeitung von Matthias Matschkes eigenen Kinder- und Jugendjahren verstanden und so fand ich es auch sehr passend und plausibel, wie es vom Autor selbst dargeboten wurde. Das es sich aber 'nur' um eine vom eigenen Erleben inspirierte weitgehend fiktive Geschichte handelt, hat mich dann schon etwas befremdet, denn der 'Ich-Bezug' des Autors war doch sehr ausgeprägt.
Und so lässt mich, alles in allem, das Hörbuch bzw. die Geschichte dazu, dann doch mit einem ja, aber-Gefühl zurück, das sich so auch nicht wieder auflösen lässt.

Bewertung vom 21.12.2022
UNTEN
Moser, Rebekka

UNTEN


ausgezeichnet

Bregenz am Bodensee, beschaulich regional, aber der Thriller dazu, ganz groß

Bregenz, diese beschauliche Festspielstadt am schönen Bodensee, wird ordentlich durchgerüttelt. Mehrere Frauen verschwinden spurlos und die Polizei geht davon aus, dass hier ein Serientäter sein Unwesen treibt, der schnellstmöglich gefasst werden muss, um weitere Taten zu verhindern. Und so macht sich Kommissar Heinzle zusmmen mit seinem Kollegen Sense an die Ermittlungen, obwohl er selbst erst kürzlich Witwer geworden ist und dies beileibe noch nicht überwunden hat. Er weiß schon irgendwie, das, was da auf ihn zukommt, ist verdammt groß, aber die Menschen in seiner Stadt sollen wieder ruhig schlafen können. Und so muss er hinabsteigen, ganz tief nach unten!, um ihm zu begegnen und ihn aufzuhalten, diesen bitteren wütenden Mann.
Für mich ist dies ein Thriller der Extraklasse. Eigentlich hat mir dieses gigantisch gute spannende und einfach so stimmige Buch meinen Glauben daran, dass das Genre Thriller auch im deutschsprachigen, hier sogar als regional anzusehenden Raum, funktioniert, wiedergegeben. Die Geschichte ist spannend, die Ermittler sehr sympathisch, man fühlt wirklich sehr mit Heinzle und seiner Tochter mit und der Perspektivwechsel, hier kommt auch der 'kranke' Täter zu Wort, hebt das Ganze auf ein noch höheres Niveau, echte Klasse eben.
Und zu all der Begeisterung für das Buch selbst gesellt sich auch noch meine absolute Hochachtung für die Autorin hinzu, denn es ist ihr Debütroman. Wer so liefert, muss natürlich auch mit der freudigen Erwartung seiner Leser zurechtkommen, auf das, worauf wir uns als Nächstes freuen dürfen. Aber ich bin mir sicher, das wird nicht zum Problem.
Also noch mal, aller guten Dinge sind ja drei, große Klasse!

Bewertung vom 21.12.2022
Goldener Boden
Dotzer, Ulrike

Goldener Boden


ausgezeichnet

Eine Familiensaga, verbunden mit ihrem über die Generationen fortgeführten Beruf

'Goldener Boden', dem Handwerk wird das allgemein zugeschrieben, aber an den Friseurberuf denkt man dabei erst einmal nicht. Aber genau dies ist, über drei Generationen fortgeführt, der Broterwerb von Gustavs Familie.
Es beginnt im Jahr 1896. Der junge Gustav hat sein Köfferchen gepackt und ist ausgezogen, um sein Glück zu machen,im großen Amerika. Nach seiner Ankunft in New York findet er eine Unterkunft bei einem Friseuermeister, bei dem er dann auch, erst einmal nebenher, zusätzlich zu seinem eigentlichen Job, arbeitet. Er macht sich gut und wird so Friseur. Doch dann beordert ihn seine Mutter zurück nach Deutschland und als verantwortungsvoller und guter Sohn lässt er sein New Yorker Leben hinter sich und kommt nach Hause zurück. Und auch hier macht er seinen Weg. Viele Jahre später, 1935, hat Gustavs Tochter Clara das Friseurgeschäft weitgehend übernommen. Die Nazi-Zeit, die Kriegsjahre, das sind jetzt die Themen, die das Leben der Familie bestimmen. Schließlich müssen sie aus Pommern flüchten. Das Friseurhandwerk ermöglicht ihnen jedoch, auch anderorts, unter den allerwiedrigsten Bedingungen, ein Durchkommen, dem inzwischen alten Gustav, Clara und ihren vier Töchtern. Und als der Krieg zuende ist, taucht auch Claras Mann Rudolf wieder auf. Als jedoch herauskommt, dass dieser Mitglied der SS war, muss die Familie erneut alles hinter sich lassen, hin zu einem Neuanfang in einer anderen Stadt.
Diese 3-Generationen-Familiensaga durchläuft einen großen Teil unserer neueren Geschichte, sehr gut recherchiert, nichts aussparend und auch gerade bzgl. der Zeit der Nazidiktatur scheut die Autorin nicht davor zurück, die ein oder andere Person der Familie, involviert in dieses Gefüge, darzustellen.
Insgesamt ist es eine sehr interessante lebensechte Familiengeschichte geworden und auch der Erzählstil war passend und hat überzeugt. Und das Werk unter der Prämisse des Friseurhandwerks zu gestalten, gibt dem Ganzen noch zusätzlich eine besondere Note.
Sehr gute Leseunterhaltung.

Bewertung vom 21.12.2022
Die Suche nach den Großen Fünf
Wallenborn, Benjamin

Die Suche nach den Großen Fünf


ausgezeichnet

Botswana, ein fremdes, fernes Land, doch bald wissen wir mehr

B-OB Coddiwomple ist ein Wohnmobil und es war schon in der ganzen Welt unterwegs. Gerade misten seine beiden Freunde, die immer für ein Abenteuer zu habende Line und der eher zurückhaltende, aber taffe Benni, mal wieder bei ihm aus und entdecken dabei eine Trommel. B-OB kann sich sofort erinnern, dass er sie aus Botswana mitgebracht hat und ganz spontan beschließen die drei, dorthin zu reisen. B-OB will ihnen dieses, den Kindern fast völlig unbekannte Land zeigen, in all seinen Facetten und nebenbei natürlich Freunde besuchen. Dort angekommen, angeflogen besser gesagt, denn B-OB ist auch ein fliegendes Wohnmobil, sind die ersten Eindrücke geradezu überwältigend. Alles ist so anders, so bunt, so freundlich und die Menschen sind auch so supernett, obwohl die drei aus einem anderen Land kommen. Und als ob das nicht schon aufregend genug wäre, landen sie auch ziemich bald in einem richtigen Abenteuer. Denn sie lernen zwei botswanische Kinder kennen, Thobo und Bonty, die mit ihnen in ein Reservat fahren, um Wildtiere zu sehen, die hier frei leben und die es in Deutschland natürlich nicht gibt. Dabei stellen sie fest, dass viele Tiere nicht mehr da sind, entführt von Wilderen, einer bösen Gangsterbande, den 'Grossen Fünf'. Thobo und Bonty versuchen schon lange, diese aufzuhalten, aber die Polizei nimmt die Kinderdetektive nicht ernst. Aber jetzt sind ja auch sie zu fünf und sie beschließen, die Wilderer zu verfolgen, durch ganz Botswana hindurch und alles wieder in Ordnung zu bringen.
Was für eine tolle Geschichte, so richtig passend zu dem Land Botswana. Und diese Geschichte ist es auch, die als eine Art roter Faden agiert, um seinen kleinen Lesern dieses doch ziemlich unbekannte Land näher zu bringen. Man erfährt viel Interessantes über Land und Leute, die Landschaft, die Sprache, die Lebensweise und eben auch über die reichhaltige Tierwelt, die so gut wie möglich geschützt werden muss.
Ein supergelungener 5. Band dieser Weltenbummlerreihe, die bisher sehr vielfältig unterwegs war.
Und natürlich warten wir gespannt auf das nächste Land, das uns vorgestellt wird.

Bewertung vom 17.12.2022
Im Pamir
Seisenbacher, Priska

Im Pamir


ausgezeichnet

Eine Ode an Pamir, die Landschaft und seine Menschen

Pamir, ein Hochgebirge in Zentralasien, sehr weit weg gelegen, fremd, menschenarm, das hat man normalerweise im Kopf, wenn man irgendwo auf diesen Begriff stößt. Diese Region selbst zu bereisen, zu erfahren, was dieses Gebiet wirklich ausmacht, wie man dort lebt, erscheint einem schon als eine Herausforderung, die ein 'mal eine Reise machen' weit übersteigt. Die Autorin dieses absolut wunderbaren 'Reise'-Buchs, Priska Seisenbacher, sie hat sich getraut und dies allein, nur auf sich selbst gestellt.
Sie hat dabei Afghanistan, China, Kirgistan und Taschikistan besucht, sich durch diese herrlichen Landschaften fortgewegt und Menschen getroffen, Menschen, geprägt von ihrem Leben mit und in dieser außergewöhnlichen Naturwelt. Und was sie dort fand, da war eine Freundlichkeit und Offenheit, die ihr entgegengebracht wurde, einfach herzerwärmend. Sie wurde aufgenommen, wo immer sie hinkam, bekam Hilfe, die sie durchaus auch das ein oder andere Mal brauchte und man gewährte ihr Einblicke in die inneren Strukturen dieser fremden Lebenswelt.
Und wir, die Leser, die Begleiter dieser Reise, wir sind tatsächlich sehr nahe dran, mit dabei, bei diesem schon irgendwie großen Abenteuer mit all seinen neuen Eindrücken und Erkenntnissen. Diese Nähe, man erlebt sie zu einem ganz großen Teil auch durch die tollen Bilder mit, die in diesem Buch in reichem Maß vorhanden sind. Man nimmt die Landschaft und seine Bewohner sehr authentisch war, darf in die Geschichter der Menschen sehen und sich irgendwie mit eingeladen fühlen.
Mich hat dieses beeindruckende und zudem sehr wertig gestaltete Buch sehr angesprochen. Pamir, hier war man wirklich mit dabei.

Bewertung vom 16.12.2022
Die Wissenschaft von Mittelerde

Die Wissenschaft von Mittelerde


ausgezeichnet

Mittelerde, so real kann die Welt dieses großes Fantasyepos sein

Die Welt von Mittelerde, die Wesen aus 'Herr der Ringe' und den Hobbits haben ihre fantastischen Leben auf diesem Grund und Boden gelebt und Tolkiens riesige Fangemeinde mit seiner Kreativität und wie man hier im Nachhinein erfährt auch Authentizität schon so viele Jahre 'verzückt'.
Dieses Buch über die Hintergründe, das faszinierende Fundament von all dem, hier wird jenen geholfen, die sich einmal, auf ganz andere Weise, in diese Welt und ihre Fakten hineingraben wollen, rein gedanklich natürlich.
Wenn man nicht zum ganz harten Kern dieser Community gehört, hat man schon so seine Bedenken, ob man trotzdem hineinfindet, in das, was da auf einen wartet. Aber genau das Gegenteil ist der Fall. Hier geht es wirklich um echte Wissenschaft, um die die Natur, die Vegetation, das Wetter, was man näher unter die Lupe nimmt. Und auch Philosophie und andere ähnlich gelagerte Aspekte werden beleuchtet , manchmal recht abgekoppelt von dem Mann, der das alles mit seinem Geist geschaffen hat, Tolkien selbst. Aber keine Angst, auch ihm wird genug Platz eingeräumt, bzgl. seiner eigenen Person und dem Warum einiger prägnater Teile seines Werks. Und so sind es eher die eifrigsten Fans, die, die jedes Detail kennen und lieben, die hier ein bisschen Zeit brauchen, um sich einzufinden, einfach weil die Erwartungen andere waren.
Wenn man dieses Buch in den Händen hält, mit seiner herrlichen Schwere, die hochwertigen sehr edlen Illustrationen besieht und die Seiten durchblättert, um bei den entsprechenden angenehm kurzen Kapiteln zu verharren, dann ist das ein bisschen wie 'mein Schatz', nur dass es für uns, die Leser, nicht so ein Schicksal bereit hält, wie für seine wechselnden Träger in Mittelerdes Welt.

Bewertung vom 16.12.2022
Das Vermächtnis / Keeper of the Lost Cities Bd.8
Messenger, Shannon

Das Vermächtnis / Keeper of the Lost Cities Bd.8


ausgezeichnet

Es wird schlimm in Sophies Kampf gegen die Bösen und unheimlich spannend dazu

Sophies Kampf gegen die Bösen geht weiter. Ohne ihre Freunde, allen voran Keefe, hätte sie schon längst aufgegeben, aufgeben müssen, aber gerade dieses besondere Band, das die beiden verbindet, trägt diese Geschichte mit. Es wird richtig schlimm, noch schlimmer muss man wohl sagen und eigentlich ist dieses Gegeneinander inzwischen zu einem Krieg geworden, sosehr sich Sophie auch gegen dieses Denken wehrt. Und auch das Perönliche findet hier wieder seinen Platz. Sophie wird älter, die ungeheueren Herausforderungen, die im Laufe der Zeit an sie gestellt wurden, sie machen sie schon fast erwachsen. Und dann sind da noch die Gefühle, die alles nicht einfacher machen, obwohl sie dafür eigentlich keine Kraft mehr übrig hat.
In diesem nunmmehr achten Band der großen 'Keeper of the lost Cities'-Geschichte, passiert so viel, auf so vielen Ebenen und man lebt dermaßen mit, es ist einfach toll, wie die Autorin erzählt, wie sie alles so lebendig und so ungeheuer spannend gestaltet und herüberbringt. 'Außenstehende' würden bei nüchterner Betrachtung wahrscheinlich den Kopf schütteln, ob der Länge, all der Seiten, die diese Geschichte nun schon voranschreitet. Wie kann das funktionieren, ohne langatmig zu werden. Aber all die, die den Sprung, früher oder später, hineingewagt haben in dieses Fantasyuniversum, das nie übertreibt, sozusagen immer menschlich auf dem Boden bleibt, wissen, was sie daran haben und jeder neue Band überzeugt mit einer zumindest gefühlten Steigerung gegenüber dem davor. Und ob mit oder ohne Cliffhanger am Ende, die Fangemeinde wird hoffentlich immer noch ein bisschen größer und wir warten schon voller Vorfreude darauf, wie es weitergeht.

Bewertung vom 14.12.2022
Isengrim
Görg, Christoph

Isengrim


ausgezeichnet

Ein Kriminalfall, im Mittelalter angelegt und trotzdem neuzeitlich angehaucht

Ein Kriminalfall im Mittelalter, da sehen das Verbrechen selbst und seine Aufklärung, schon sehr anders aus. Sherlock Holmes und Co machen das in späteren Jahren anders. 1194 also, hier werden mehrere Bademägde umgebracht und dabei brutal zugerichtet. Die Bevölkerung hat schnell ein nichtmenschliches Wesen zur Hand, ein Werwolf soll hier am Werk gewesen sein. Doch einer unter ihnen, Niki Wolff, weiß es besser. Werwölfe gibt es nicht, das ist ganz klar. Denn Niki ist, so hofft er immer noch, in dieser vorsintflutlichen Welt nur 'zu Besuch'. Sozusagen aus unserer Zeit gefallen, stürzte er einst von der Mauer der Burgruine Dürnstein und wachte, es ist kaum zu glauben, im Mittelalter wieder auf. Nun versucht er daraus das Beste zu machen und diese Mordserie hat es ihm sofort angetan. Zusammen mit seinem Adlatus Bertram erhält er die Befugnis, Ermittlungen anzustellen und so kann die Jagd nach dem wahren Täter beginnen.
Bei einer solchen Genrekonstellation kann man als Leser bei einem Buch schon mal so seine Vorbehalte haben, aber die sind schnell verflogen. Dieses mittelalterliche Krimitreiben, es ist spannend und voller manchmal auch schräger Wendungen, wen überraschts, wenn der Ermittler u.a. Agatha Christie und ihren Hercule Poirot kennt und dessen Kenntnisse auch mit in die Mördersuche einbringt. Die Geschichte hat jede Menge Tempo und wenn der Jäger fast zum Gejagten wird und auch seine Liebste in Gefahr gerät, dann kann man sich denken, dass da ziemlich harte Bandagen aufgefahren werden.
Mich hat dieses Buch begeistert, auf allen Ebenen, inklusive den humorigen Tönen, die das ganze Konstrukt genau in der richtigen sehr unterhaltsamen Balance halten.
Und für die mittelalterliche Zukunft, gerne wieder.

Bewertung vom 10.12.2022
Der rote Seidenschal
De Cesco, Federica

Der rote Seidenschal


ausgezeichnet

Ein zeitloses Jugendbuch und immer noch ein sehr unterhaltsames Lesevergnügen

Ann wächst bei ihrer Tante in Arizona auf, da sie keine Eltern mehr hat. Aus ihr soll eine sitsame, den Vorgaben der Gesellschaft entsprechende, junge Frau werden und Tante Adeles Erziehung ist voll und ganz darauf ausgerichtet. Ann aber will etwas erleben, die Welt kennenlernen, ihren Emotionen freien Lauf lassen. Doch erst einmal sitzt sie in einem Zugabteil und begleitet ihre Tante auf dem Weg zu einer alten Dame, die ihre Hilfe braucht. Glücklicherweise sitzt noch eine andere Frau mit ihm Abteil, die sehr freundlich mit Ann kommuniziert und ihr ihre Zeitschriften leiht. Als diese dann aussteigt, vergisst sie ihren roten Seidenschal und Ann rennt hinter ihr her, raus aus dem Zug, um ihn ihr zurückzubringen. Und dann fährt der Zug weiter, ohne das junge Mädchen.
Das ist der Beginn genau des 'wilden' Abenteuers, das sich Ann so sehr gewünscht hat. Aber so ganz allein, da kommt der junge Chee gerade recht. Der Halbindianer ist auf dem Weg zu seiner indianischen Mutter und Ann will mit. Und dann hält die raue Realität Einzug in ihr Leben. Aber das Mädchen ist hart im Nehmen und taffer wie es Chee geglaubt hat. Manche gefährlichen Situation geht sie etwas kindlich naiv an, aber das ist ja auch nachvollziehbar und man darf nicht vergessen, die Autor selbst war zum damaligen Zeitpunkt, als sie ihren Erstling schrieb, gerade einmal 15 Jahre alt. Dass dieses Abenteuer irgendwann endet, ist vorauszusehen, das wissen auch Ann und Chee. Aber jetzt ist es erstmal da und sie mögen sich ja auch.
Sehr erfrischend, sehr unterhaltsam und kein bisschen angegraut, ein echtes Lesevergnügen.