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Bücherfee

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Insgesamt 389 Bewertungen
Bewertung vom 27.07.2020
Für eine Nacht sind wir unendlich
Coplin, Lea

Für eine Nacht sind wir unendlich


sehr gut

"Für eine Nacht sind wir unendlich" ist das erste Jugendbuch, das ich von Lea Coplin lese, die bereits als "Anne Sanders" mit ihren in St. Ives in England spielenden Frauen-Romanen die Bestseller-Listen erklommen hat.

Als Jonah und Liv bei einem Festival in England aufeinandertreffen, könnte das, was sie wollen, nicht unterschiedlicher sein. Doch dann beginnt es zu knistern. Und obwohl Liv von vornherein klarstellt, dass nichts laufen wird zwischen ihnen, und obwohl Jonah sich einredet, dass das ganz in seinem Sinne ist, kommen sich die beiden immer näher. Nur wird Jonah am nächsten Tag mit seinen Freunden zurück nach Deutschland fahren. Ihm und Liv bleibt nur diese eine Nacht, um herauszufinden, was da zwischen ihnen ist. Doch wie nah kann man sich kommen, wenn am nächsten Morgen alles vorbei ist?

Bereits das in verschiedenen Farbtönen schillernde Cover hat mich auf diesen Roman aufmerksam gemacht, genauso wie der vielversprechende Titel - und ich bin von meiner Lektüre nicht enttäuscht worden..

Lea Coplin erzählt eine komprimierte Geschichte. Inhaltlich dreht sich alles um einen Trip zum Glastonbury-Festival in England, ein Konzert am letzten Abend und nur eine Nacht, um die große Liebe zu erkennen. Das Geschehen wird in stetem Wechsel aus der Sicht von Jonah und Liv vermittelt, die trotz ihres jugendlichen Alters einige bittere Erfahrungen in ihrem Leben machen mussten. Während der harte Kampf gegen ihr Übergewicht und die daraus resultierenden Hänseleien bittere Narben auf der Seele (und dem Körper) von Liv hinterlassen haben, leidet Jonah unter einem schweren (durch die frühe Trennung seiner Eltern ausgelösten) seelischen Trauma, das nicht nur zum Verlust einer emotional sicheren frühkindlichen Bindung, sondern auch zur physischen Misshandlung durch seine ältere Schwester und einer daraus resultierenden Bindungsunfähigkeit geführt hat.

Lea Coplin ist eine gut lesbare, berührende Geschichte gelungen, die nicht nur zum Nachdenken anregt, sondern auch unterhaltsame Lesestunden beschert. Einfach klasse!

Bewertung vom 27.07.2020
Eine Liebe zwischen den Fronten
Peter, Maria W.

Eine Liebe zwischen den Fronten


ausgezeichnet

Anlässlich des 150. Jahrestages des Ausbruchs des Deutsch-Französischen Krieges 1870/71 hat Maria W. Peter ihren historischen Roman "Eine Liebe zwischen den Fronten" vorgelegt, der von dem Schicksal zweier Familien erzählt, die von den Kriegswirren auseinandergerissen werden.

Das Cover orientiert sich an den gängigen Mustern in diesem literarischen Genre und stellt eine attraktive Frauengestalt in den Mittelpunkt, welche ein figurbetont geschnittenes zeitgenössisches Kostüm und ihre dunklen Haare zu einer strengen Frisur gebändigt trägt. Gewisse Ähnlichkeiten mit Madeleine Tellier, der Protagonistin aus diesem historischen Roman, sind durchaus möglich. Im Hintergrund kann man die Kulisse einer Stadt ausmachen, die zum Schauplatz des blutigen Geschehens wird.

Berlin, 1870: Die Französin Madeleine und der junge deutsche Arzt Paul feiern gerade ihre Verlobung, als eine schreckliche Nachricht ihre Pläne durchkreuzt: Zwischen Preußen und dem Französischen Kaiserreich ist der Krieg ausgebrochen. Überstürzt brechen Madeleine und ihr Vater in ihre Heimatstadt Metz auf. Paul muss als preußischer Militärarzt zurück zu seinem Regiment nach Coblenz. Von nun an Feinde zu sein und auf unterschiedlichen Seiten zu stehen, ist für Paul und Madeleine unerträglich. Kann ihre Liebe den Krieg überstehen?

Die Handlung setzt mit der Mobilmachung der preußischen Truppen und der offiziellen Kriegserklärung am 19. Juli 1870 ein und erstreckt sich bis zum Juni 1871. Hierbei wird das Geschehen aus der Sicht von verschiedenen Protagonisten geschildert. Auf diese Weise erleben wir die blutigen Schlachten auf den wechselnden Kriegsschauplätzen und die nervenaufreibende Arbeit in den Lazaretten, aber auch die schlimmen Folgen des Krieges für die Zivilbevölkerung durch Bombardierung, Besetzung, Gewalt, Hunger und Seuchen hautnah mit.

Im Mittelpunkt des Geschehens steht die ergreifende Liebes- und Familiengeschichte von Paul von Berlau, einem adligen preußischen Stabsarzt, und Madeleine Tellier, einer französischen Bürgerlichen, die mit ihrem Vater, einem angesehenen Arzt, in Berlin gelebt hat. Nach dem unerwarteten Ausbruch des Krieges finden sie sich in zwei feindlichen Lagern wieder. Ihre Liebe scheint unmöglich geworden zu sein; Paul muss seine Verpflichtungen in der Armee erfüllen, während Madeleine in ihre Heimat zurückkehren muss. Nach dem Tod ihres Vaters zerfällt ihre Familie; ihre egozentrische Mutter Clothilde ist nur an ihrem persönlichen Wohlergehen interessiert und bringt keinerlei Verständnis für Madeleine auf, während ihr sensibler Bruder Clément jeglichen Halt im Leben verloren hat und wie ein loses Blättchen im Winde hin und her weht. Impulsiv sagt er sich von seinen Angehörigen los, träumt von einer Revolution und verstrickt sich in lebensgefährliche militärische Aktionen. Zu einer wichtigen Vertrauten von Madeleine entwickelt sich hingegen das aus Algerien stammende Dienstmädchen Djamila, das sich große Sorgen um ihren einzigen Bruder Karim macht, welcher als Soldat in der französischen Armee dient.

Es ist mein erstes Buch von Maria W. Peter, und ich bin begeistert von ihrem literarischen Können. Für ihren historischen Roman hat sie eine aufwendige Recherche betrieben und ihre gesammelten Informationen für den Leser in einer leicht verständlichen Sprache aufbereitet. Wichtige Daten der Weltgeschichte sind in eine spannenden literarischen Text verwoben; frei erfundene Protagonisten treffen auf historisch belegte Persönlichkeiten und lassen die Grenzen zwischen Fakten und Fiktion verschwimmen Auf diese Weise kann man tief in die Vergangenheit eintauchen und sich auf eine emotionale, erschütternde Familien- und Liebesgeschichte einlassen, die nicht nur in düsteren Farben gemalt ist, sondern auch genügend Platz lässt für die Hoffnung auf eine glückliche Zukunft.

Bewertung vom 27.07.2020
Frau Beethoven
Maatman, Verena

Frau Beethoven


ausgezeichnet

»Leb wohl! O liebe mich fort. - Verkenne nie das treueste Herz Deines Geliebten! Ewig Dein - ewig mein - ewig uns.«
(Ludwig van Beethoven an seine unsterbliche Geliebte)

In ihrem historischen Roman "Frau Beethoven" geht Verena Maatman der Frage nach, wer wohl die die geheimnisvolle, unsterbliche Geliebte Ludwig van Beethovens gewesen ist, dessen 250. Geburtstag in diesem Jahr begangen wird. Während er durch seine Musik tatsächlich unsterblich wurde, ist sie fast völlig in Vergessenheit geraten. Dabei war sie eine talentierte und mutige Frau, die sich gegen die damaligen gesellschaftlichen Zwänge wehrte und für ihre große Liebe kämpfte...

Dieser historische Roman atmet Musik. Verena Maatman erzählt von einem berühmten Komponisten und seiner schönen Muse, die - unter Umständen - seine wahre Liebe gewesen ist. Es ist eine berührende, traurig stimmende Geschichte von zwei künstlerisch hochbegabten Menschen, denen kein gemeinsames Happy-End vergönnt war, voller Emotionen und Musik. Das Geschehen wird aus der Sicht der Adligen Josephine von Brunsvik erzählt, die 1821 ihr Leben auf ihrem Sterbebett an sich vorüberziehen lässt. Aus der Retrospektive begleiten wir das junge, naive, schöne Mädchen mit seiner älteren Schwester Therese von ihrer Heimat in Ungarn nach Wien, wo sie von ihrer statusbewußten verwitweten Mutter an einen gut situierten Mann aus gehobenen Kreisen verschachert werden sollte. Dort begegnete sie dem bürgerlichen Komponisten Ludwig van Beethoven, der ihr Klavierstunden erteilen und eine wichtige Rolle in ihrem Leben spielen sollte . Seit ihrer frühen Kindheit hatten Therese und Josephine eine sorgfältige musikalische Ausbildung erhalten. Auch wenn ihre besonderen Fähigkeiten für die Mutter nur Mittel zum Zweck waren, eine möglichst gute Partie zu machen, konnten Therese und Josephine als sehr begabt gelten; sie beherrschten nicht nur die Technik, sondern können zwischen den Noten lesen, das heißt: sie konnten nachvollziehen, was die Komponisten mit ihren Werken ausdrücken wollten.

Josephine von Brunsvik war eine tragische Figur, die man durchaus als Opfer begreifen darf.. Sie sollte sich in den Dienst ihrer Familie stellen, ihre eigenen Wünsche spielten gar keine Rolle. Persönliches Glück war reine Glückssache; sie musste sich mit den Wünschen der Mutter einverstanden erklären und mit einem ungeliebten, unbekannten Partners arrangieren. Nach dem frühen Tod ihres ersten Mannes war sie aufgrund ihrer prekären finanziellen Lage wiederum von dem Wohlwollen ihrer Familie abhängig. Sie durfte sich nicht zu Ludwig van Beethoven bekennen, was es für sie sehr schwer machte. Eine lose Freundschaft war gerade noch geduldet, mehr war nicht erlaubt. Das ewige Versteckspiel musste für alle Beteiligten schwer zu ertragen sein. Eine intime Beziehung zu Ludwig van Beethoven hatte sie sich verboten. Auf einer Reise fiel sie auf einen adligen Mann herein, der ihr vom sozialen Status gesehen nicht ebenbürtig war und es auf ihr Vermögen abgesehen hat. Ihre ungewollte Schwangerschaft zwang sie zu einer zweiten Ehe. Meiner Ansicht kann man den frühen Tod von von Josephine von Brunsvik als eine logische Konsequenz ihres Lebenswandels begreifen. Ihre zahllosen Schwangerschaften und Geburten, ihre unglücklichen Liebesgeschichten, ihre schwierigen familiären Beziehungen,sowie ihre massiven finanziellen Probleme hatten sie an ihre psychischen und physischen Grenzen geführt und ihre zarte Gesundheit untergraben.

Auch wenn es historisch nicht bewiesen ist, dass Ludwig van Beethoven seine berühmten Zeilen an Josephine von Brunsvik gerichtet hat, hat mich dieser leicht lesbare historische Roman von Verena Maatman tief beeindruckt. Vielen Dank für diese von tiefem musikalischen Verständnis durchzogene, emotional mitreißende Unterhaltung!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 14.07.2020
Zwischen den Seiten / Das Buch der gelöschten Wörter Bd.2
Garner, Mary E.

Zwischen den Seiten / Das Buch der gelöschten Wörter Bd.2


ausgezeichnet

Endlich hat das Warten ein Ende. Wieder lädt Mary E. Garner ihre LeserInnen ein, mit dem zweiten Band "Zwischen den Seiten" aus der Reihe "Das Buch der gelöschten Bücher" das Portal in die magische Buchwelt zu durchschreiten und tief in die Welt seiner Lieblingsbücher einzutauchen. Hierbei bauen alle Bände dieser Trilogie aufeinander auf, so dass es zwingend notwendig ist, sie in der chronologischen Reihenfolge zu lesen, um das Geschehen verstehen und einordnen zu können.

Im Mittelpunkt steht Hope Turner. Die Welt der Londonerin steht Kopf, seit sie mit Hilfe des grimmigen Rufus Walker in die Welt ihrer Lieblingsbücher reisen kann! Doch auch Hope besitzt ein rares Talent: Sie kann das Buch der gelöschten Wörter, in dem sich alle jemals gelöschten hasserfüllten Textfragmente sammeln, von den negativen Energien bereinigen. Geschieht dies nicht und quillt das Buch über, können die Wörter reale Katastrophen auslösen. Doch eine finstere Macht hat es auf das Buch abgesehen ...

Wieder war ich von dem ausgefallenen Cover fasziniert, das jeden Betrachter gefangennimmt. Zentrale Motive des ersten Bandes werden aufgegriffen, andere hingegen variiert. Man schaut auf kostbare antiquarische Bücher, die in altes vergilbtes Leder eingebunden sind. Richtige Schätze, wie man sie normalerweise nur in einer altehrwürdigen Bibliothek findet. Zentral positioniert, ist die Silhouette einer grazilen Frauengestalt zu erkennen, die aus sich heraus in einem goldenen Licht zu strahlen scheint. Sie wirkt sehr konzentriert und ist ganz in ihre Lektüre vertieft. An ihrer Seite steht eine kräftig gebaute männliche Figur, die gleichfalls in einem warmen goldenen Ton schimmert. Um ihren Kopf scheint eine winzige Kugel zu schweben, die man mit Tinkerbell, der fliegenden kleinen Fee aus "Peter Pan", gleichsetzen könnte. In der Ferne schimmern die spitzen Türme von Schlössern, und das kühle Blau des Himmels sorgt für eine geheimnisvolle Atmosphäre. Also werden wir in eine ferne Märchenwelt geführt, die wir uns immer in unserer Phantasie erträumt haben.

Das Setting ist perfekt gewählt. Die Handlung spielt in England, genauer gesagt: in London. Das Geschehen wird aus der Ich-Perspektive von Hope Turner erzählt, einer humorvollen sympathischen alleinstehenden Frau, die ihre besondere magische Begabung entdeckt und in den Dienst des Bundes gestellt hat. Die Welt der Bücher ist sehr komplex, sie hat helle, aber auch dunkle Seiten, wie Hope in den vergangenen Wochen erfahren hat. Zwischen den Seiten sind viele Geheimnisse verborgen, und sie ist auserwählt worden, eine schwierige Aufgabe zu übernehmen, an der viele vor ihr gescheitert sind. Es ist der klassische Kampf des Guten gegen das Böse, das ihr in Form von gelöschten Wörtern entgegentritt.

Mary E. Garner ist eine packende Fortsetzung der Trilogie gelungen, die mich in Atem gehalten hat. Während die einzelnen Protagonisten in dem ersten Band mit einem Federstrich entworfen wurden, erhalten sie in diesem zweiten Band viel Raum für ihre persönliche Entwicklung zwischen den Seiten. Vor allem die Beziehungen der Charaktere untereinander spielen eine entscheidende Rolle. Durch einen falschen Verdacht wird das gute Einvernehmen zwischen Hope und ihren neuen Freunden aus der Bücherwelt empfindlich gestört, und sie benötigen etwas Zeit, bis sie ihre Differenzen beheben und sich wieder mit vereinten Kräften auf die Suche nach dem gemeinsamen Feind Quan Surt konzentrieren können, der klug agiert, über ein großes Netzwerk verfügt und sie nach allen Regeln der Kunst auszutricksen scheint. Die Leser erwartet ein wahres Wechselbad der Gefühle. Action, Drama, Freundschaft, Liebe, Verrat, Tod... es fehlt an nichts...

Nun heißt es, die Tage im Kalender zu zählen, bis der dritte und letzte Teil dieser phantastischen Trilogie erscheinen wird. In der Zwischenzeit träumen wir uns in die zauberhafte Buchwelt zurück.. It's magic!

Bewertung vom 27.06.2020
Die Liebe kommt auf Zehenspitzen
Günak, Kristina

Die Liebe kommt auf Zehenspitzen


ausgezeichnet

Mit dem Roman "Die Liebe kommt auf Zehenspitzen" hat Kristina Günak ein neues Buch vorgelegt, das ihre Leser in den rauhen Norden entführt.

Das in hellen Farben gehaltene Cover ist relativ unauffällig und definitiv kein Hingucker, auch wenn die Füchsin Tausendschön liebevoll integriert worden ist. Dagegen hat mich der aussagekräftige Titel überzeugt, weil er den Inhalt dieses Romans schön zusammenfasst.Liebe kommt nicht wie ein Blitz aus heiterem Himmel, sie muss sich entwickeln!

Nach dem hektischen Lärm der Stadt sehnt man sich nach einem ruhigen Landleben. Deswegen könnte das Setting auf einem abgelegenen Dorf mitten in Schleswig-Holstein nicht besser sein. Lucy und Ben sind nicht fernab jeglicher Zivilisation, aber sie können abschalten und "entschleunigen", was sie bitter nötig machen. Damit sind wir schon bei den Protagonisten, die auf mich "total normal" und damit absolut authentisch wirken. Der attraktive Arzt Ben hat seinen Beruf nicht mit dem Blick auf einen hohen sozialen Status, sondern aus Liebe zu den Menschen gewählt. In dem hektischen Getriebe einer Notfallstation in einem Krankenhaus in Hamburg ist er an seine Grenzen gelangt. Er leidet unter den Schikanen seines Vorgesetzten, kämpft mit massiven Panikattacken und gegen den drohenden Burnout. Auch Lucy hat es nicht leicht. Allerdings macht sie sich ihren Stress selber, wenn ich es so flapsig formulieren darf. Als Freiberuflerin ist sie für die Struktur ihres beruflichen Alltags selbst verantwortlich. Sie ist chronisch blank, verdient ihren Lebensunterhalt mit dem Übersetzen von literarischen Texten und schreibt an ihrem ersten eigenen Roman, den sie sogar in einem Verlag unterbringen konnte. Leider kämpft sie mit ihrem Exposé und sieht wertvolle Zeit davonrinnen. Durch die unerwartete Erbschaft bekommen sie die einmalige Chance, sich eine bezahlte Auszeit auf einem uralten Bauernhof gönnen zu können. Die Handlung erstreckt sich von einem bitterkalten Dezember bis in den warmen Spätsommer, und wir haben genügend Zeit, unsere Helden Lucy und Ben zu beobachten. Von wohlmeinenden alten Nachbarn werden sie in die intakte Dorfgemeinschaft integriert und lernen nicht nur die Freuden des Landlebens, sondern auch einander und sich selbst kennen. Ganz allmählich entwickelt sich aus ihrer lockeren WG eine gute Freundschaft - und tiefe Gefühle füreinander, die sie sich nicht einzugestehen wagen.

Kristina Günak hat einen leisen, verhaltenen Liebesroman mit liebenswerten Protagonisten geschaffen, der mich nicht im Sturm, sondern ganz langsam, gleichsam auf Zehenspitzen, erobert hat. Es sind nicht nur die liebevoll ausgestalteten menschlichen Charaktere, die mir ans Herz gewachsen sind, sondern auch tierische Helden wie Helmut, der ängstliche Schäferhund, der lange braucht, um Vertrauen zu Lucy und Ben zu fassen, die genauso wie er selbst aus dem Gleichgewicht gekommen sind. Dieser humorvolle Roman bringt seine Leser zum Nachdenken, erdet sie und ist weitaus mehr als eine heitere Sommerlektüre!

Bewertung vom 27.06.2020
Die Frauen von der Purpurküste - Isabelles Geheimnis / Die Purpurküste Bd.1
Ziegler, Silke

Die Frauen von der Purpurküste - Isabelles Geheimnis / Die Purpurküste Bd.1


sehr gut

Bonjour! Habt ihr Lust, euch auf eine literarische Reise nach Frankreich einzulassen? Mit ihren in Südfrankreich spielenden Krimis hat Silke Ziegler sich einen guten Namen auf dem Buchmarkt erschrieben. Nun versucht sie ihr Glück in einem anderen literarischen Genre. Ihr Roman "Die Frauen von der Purpurküste - Isabelles Geheimnis" ist der erste Band einer Trilogie, die starken Frauen aus der Gegenwart und der Zeit des Zweiten Weltkriegs gewidmet ist. Alles dreht sich um eine kleine Baguetterie, ein altes Familiengeheimnis und große Gefühle vor der traumhaften Kulisse Südfrankreichs.

Das in warmen Tönen gehaltene Cover spiegelt den Charme Südfrankreichs. Man blickt auf ein altes Haus, in dessen Erdgeschoss eine nostalgisch anmutende Baguetterie angesiedelt ist. Es könnte durchaus in Collioure angesiedelt sein, einem kleinen malerischen Badeort in Katalonien, den man als "Perle der Purpurküste" bezeichnet. Insoweit ist der Titel dieser Reihe perfekt auf den Schauplatz des Geschehens abgestimmt.

Das Faible der Autorin spiegelt sich im Setting. Silke Ziegler hat die Schönheit von Collioure anschaulich eingefangen, ihr Roman atmet das Flair von Südfrankreich, und man kann sich alle Schauplätze der Handlung plastisch vorstellen. Leider ist der Plot dieses Romans allzu abgenudelt und bietet keine großen Überraschungen mehr.

Das Geschehen wird in zwei Erzählsträngen vermittelt, die in Collioure in der aktuellen Gegenwart und in den späten 1940er Jahren während der Besatzungszeit spielen. Im Mittelpunkt stehen zwei starke Frauengestalten, einerseits die erfolgreiche Bestseller-Autorin Amelie, die ihren Mann und ihr Kind durch einen selbstverschuldeten Autounfall verloren hat, andererseits die betagte Großmutter Isabelle, die ihrer Enkelin aus ihrem seelischen Tief helfen will, indem sie ein Tagebuch über ihre verbotene Liebe zu einem Wehrmachtssoldaten während des Zweiten Weltkriegs anvertraut. Leider ist die zugrunde liegende Geschichte in allen wesentlichen Zügen vorhersehbar;, sie läuft nach einem bewährten Schema ab, das aus anderen Büchern dieses literarischen Genres bekannt ist. Durch die distanzierte Schreibweise der Autorin sind mir sämtliche Protagonisten relativ fremd geblieben; sie sind hölzern und kopfgesteuert und wirken kühl und steif, so dass es nahezu unmöglich ist, sich auf sie einzulassen, geschweige denn sich mit ihnen zu identifizieren. Nur die Tagebuch-Einträge von Isabelle vermitteln echte Emotionen. Das ist zu wenig für einen Frauenroman, der seine Leser in ihrem Inneren berühren möchte.

Aus diesem Grunde fällt mein Urteil über diesen tiefgründigen Frauenroman etwas durchwachsen aus. Einerseits finde ich es wichtig, dieses dunkle Kapitel der deutsch-französischen Geschichte aufzuarbeiten, andererseits halte ich die Umsetzung für nicht ganz gelungen. Es ist noch Luft nach oben!

Bewertung vom 27.06.2020
Katharina von Aragon / Tudor-Königinnen Bd.1 (eBook, ePUB)
Weir, Alison

Katharina von Aragon / Tudor-Königinnen Bd.1 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Divorced, Beheaded, Died, Divorced, Beheaded, Survived (Geschieden, geköpft, gestorben, geschieden, geköpft, überlebt) ist ein beliebter englischer Reim, der die Schicksale der Königinnen an der Seite von Henry VIII., der jedem Netflix-Fan durch die erfolgreiche Serie "Die Tudors" vertraut ist, auf eine einfache Formel bringt.

In ihrem biographischen Roman "Katharina von Aragon. Die wahre Königin" beleuchtet die englische Autorin Alison Weir das tragische Leben von der ersten Frau von King Henry VIII. von England. Im Alter von 16 Jahren kommt die spanische Prinzessin Katharina von Aragón 1501 nach England, zunächst um Prince Arthur zu heiraten, der jedoch kurz darauf stirbt. Sofort wird sie mit dem Thronerben verlobt: Prince Henry. Was zunächst nach einer glücklichen Vermählung aussieht, wird schnell zum Alptraum für die junge Frau. Bald kursieren Gerüchte über King Henrys Affäre mit dem Hoffräulein Anne Boleyn. Katherine muss nun stark sein und kämpfen: für ihre Ehre, die Zukunft, für die Liebe.

Das schlichte Cover ist in einem dunklen Blau gehalten und besticht durch ein schmeichelndes Portrait der attraktiven, jungen Herrscherin. Der Titel erscheint in fein geschwungenen goldenen Lettern, der Untertitel macht deutlich, dass Katharina die Rechtmäßigkeit ihrer Ehe niemals in Zweifel gezogen hat.

Alison Weir gelingt es nicht nur, die schillernde Welt der Tudors zum Leben zu erwecken, sondern sie fühlt sich in die komplexe Persönlichkeit der spanischen Prinzessin und englischen Königin ein, die fest in ihren historischen Kontext gebunden ist. Aufgrund ihrer standesgemäßen Erziehung, ihres festen Glaubens an ihre gottgebene Stellung und ihrer tiefen Religiosität war es ihr unmöglich, die Wünsche ihres Mannes zu erfüllen, in eine friedliche Trennung einzuwilligen und ein stilles Leben in einem Kloster zu führen, was ihrer einzigen überlebenden Tochter Maria und ihr viele Demütigungen erspart hätte. .

Alison Weir ist eine in England sehr bekannte und geschätzte Historikerin, die zahlreiche Bücher über wichtige Persönlichkeiten der Tudor-Zeit verfasst hat. Ihr biographischer Roman basiert auf einer gründlichen Recherche, verbindet historische Fakten mit literarischer Fiktion und zieht jeden Leser durch seinen geschliffenen Stil in seinen Bann. Atemlos verfolgt man das tragische Leben von Katharina von Aragon, die durch ihre tadellose Haltung in Glück und Unglück beeindruckt. Abgerundet wird dieses lesenswerte Buch durch ein ausführliches Personenverzeichnis und eine chronologische Zeittafel, die einen kurzen Überblick über die wichtigsten Stationen im Leben der stolzen Protagonistin gibt.

Eine absolute Pflicht-Lektüre für alle Fans der englischen Geschichte!

Bewertung vom 25.05.2020
Deine Liebe in meinem Herzen / Gut Schwansee Bd.1
Martens, Jette

Deine Liebe in meinem Herzen / Gut Schwansee Bd.1


gut

"Gut Schwansee - Deine Liebe in meinem Herzen" bildet den Auftakt der großen neuen Sehnsuchtstrilogie rund um einen wunderschönen Gutshof an der Ostsee.

Jette Martens erzählt von Leni, die sich dringend nach einer Auszeit sehnt: von ihrer Beziehung und ihrem Berliner Großstadtleben. Kurzerhand flüchtet sie nach Gut Schwansee, wo wunderschöne antike Möbel zum Verkauf stehen, die sie restaurieren möchte. Auf dem von blühenden Rapsfeldern umgebenen Gestüt an der Ostsee wird sie herzlich empfangen – nur Nathan, der attraktive Sohn des Gutsbesitzers, hält sie für ein verwöhntes Stadtmädchen. Als Leni überraschend die Chance bekommt, sich auf dem traumhaften Gut eine kleine Werkstatt einzurichten, kann sie ihr Glück kaum fassen. Dass Nathan sich ihr gegenüber so unverschämt verhält, ignoriert sie – genauso wie das warme Kribbeln, das sein Anblick jedes Mal in ihr auslöst …

Das hübsche Cover stellt eine junge Frau mit langen dunklen Locken in den Mittelpunkt, die sinnend auf ein altes Gutshaus in der Ferne blickt. Eine gewisse Ähnlichkeit mit der Protagonistin Leni, die sich auf den Weg zu Gut Schwansee macht, ist nicht von der Hand zu weisen. Der gefühlvolle Titel verdeutlicht noch einmal, um was es hier geht: Ein gebrochenes Herz. Ein traumhaftes Gestüt an der Ostsee. Und um einen Mann zum Verlieben.

Das Setting auf dem heruntergewirtschaften Gut Schwansee ist sehr gut gewählt. Jette Martens fängt die landschaftliche Schönheit des (fiktiven) Dorfes an der Ostsee ein und erzählt eine klassische Liebesgeschichte zwischen Leni, einem "Stadtmenschen", und Nathan, einem "Landmenschen", die sich zufällig auf Gut Schwansee begegnen. Hierbei wird das Geschehen zum überwiegenden Teil aus der Sicht von Leni geschildert, hin und wieder wechselt die Perspektive zu Nathan..

Nathan will die Nachfolge seines Vaters antreten und hat sich zielstrebig auf sein Erbe vorbereitet, indem er einen Master in Landwirtschaft abgelegt hat. Sein großer Traum ist die Zucht von Pferden, der sein Vater ablehnend gegenüber steht. Dagegen ist Leni eine sehr sprunghafte, naive Persönlichkeit, die in ihrem Leben nichts erreicht hat. Mit 30 Jahren hat sie weder eine Ausbildung abgeschlossen noch ein Studium beendet. Mangels anderer Alternativen schlägt sie sich mehr schlecht als recht mit einem Aushilfsjob in einem Trödelladen durch und wird von ihrem Chef klar übers Ohr gehauen, was ihren Lohn anbelangt. Klare Vorstellungen von ihrer beruflichen und privaten Zukunft hat sie nicht, auch wenn sie von einem eigenen Vintage-Laden träumt. Gefühlsmäßig verhält sie sich wie ein unreifer Teenager; sie ist impulsiv, launisch und agiert meistens aus dem Bauch hinaus, ohne viel darüber nachzudenken.

Leider erinnert dieser romantische Roman an eine moderne Version der beliebten Immenhof-Filme aus den 1950er Jahren (oder an die heutigen Abenteuer von Bibi und Tina auf dem Martinshof). Jette Martens spart jegliches Konfliktpotenzial aus, es läuft auf eine seichte, triviale Lovestory hinaus, die ganz auf heile Welt auf einem idyllischen Reiterhof getrimmt ist. Auf diese Weise mag sie die Herzen von jugendlichen Leserinnen gewinnen, die sich für New Adult begeistern können, eine erwachsene Zielgruppe wird sie schwer erreichen.Sehr schade!

Bewertung vom 25.05.2020
Ein Sommer voller Schmetterlinge
Thomas, Jo

Ein Sommer voller Schmetterlinge


ausgezeichnet

Gerade in diesen schwierigen Wochen sehnt man sich nach einer heiteren Lektüre. Meine erste Wahl war der neue Roman "Ein Sommer voller Schmetterlinge" von Jo Thomas, die ihre Leser mit auf eine abenteuerliche Reise nach Spanien nimmt.

Das hübsche Cover verbreitet eine heitere Urlaubsstimmung. Zarte Blüten und reife Früchte schwören auf einen Sommer voller Kirschen ein. Von Schmetterlingen ist weit und breit keine Spur zu entdecken. Deshalb ist der Titel sehr unglücklich gewählt.

Das Geschehen wird aus der Ich-Perspektive von Beti erzählt, hin und wieder kommt Antonio (in der 3. Person) zu Wort. Für mein Empfinden ist es nicht leicht, mit diesen Protagonisten warm zu werden. Beti ist eine naive, warmherzige Frau von 30 Jahren, deren Selbstbewusstsein durch mehrere zerbrochene Beziehungen angeknackst ist. Auch beruflich gesehen, hat sie nichts erreicht; sie besitzt keine abgeschlossene Ausbildung, hangelt sich von einem befristeten Aushilfsjob zum nächsten und träumt neben einer Traumhochzeit in Weiß von einer eigenen Strandbar im sonnigen Spanien, in der sie ihre Gäste mit kühlen Drinks und leckeren Tapas bewirten möchte. Für mein Empfinden macht sie sich zu stark von dem Urteil ihrer Mitmenschen abhängig;; sie möchte es allen recht machen und verliert darüber sich selbst. Antonio ist ein mäßig erfolgreicher Geschäftsmann, der einen großen Landsitz geerbt hat und die Verantwortung für eine riesige Kirschplantage trägt. Auch er hat sein Päckchen zu tragen: Sein Privatleben ist ein einziges Chaos, er ist noch nicht geschieden, lässt sich von seiner berechnenden Ex-Frau über den Tisch ziehen und hat den Kontakt zu seinem einzigen Sohn verloren. Auf seiner Finca lebt er mit einer arroganten Frau zusammen, die auf einen goldenen Ring am Finger hofft und sein rustikales Lokal in ein edles Schicki-Micki-Restaurant verwandeln will. Auf Beti übt der wesentlich ältere feurige Spanier eine magische Anziehungskraft aus. Auch Antonio fühlt sich zu ihr hingezogen, kämpft aber mit aller Willenskraft gegen diese Neigung an, bis sie gemeinsam einen leidenschaftlichen Flamenco einstudieren müssen, um seinen Besitz zu retten...

Leider hat dieser leicht und flüssig geschriebene Roman meine hohen Erwartungen nicht erfüllen können. Es ist sehr oberflächlich gehalten, ohne jeglichen Tiefgang, ein reines Herz-Schmerz-Buch, das verschüttete Erinnerungen an Dirty Dancing in mir wachgerufen hat. Dennoch hat der verbotene Tanz "Flamenco" kein Feuer der Leidenschaft in mir entzünden können. Die Handlung wirkt sehr konstruiert, fernab jeglicher Realität, und weist einige logische Fehler auf, auf die ich hier nicht weiter eingehen kann. Schade!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 28.04.2020
Sommerglück auf der Hallig
Johannson, Lena

Sommerglück auf der Hallig


sehr gut

Mit dem Roman "Sommerglück auf der Hallig" hat Lena Johannson die lang erwartete Fortsetzung ihrer Liebesromane "Die Halligärztin" und "Die Liebe der Halligärztin" vorgelegt, die wieder auf der Insel Pellworm spielen, zu der die kleinen Halligen Süderoog und Südfall gehören. Hierbei ist es nicht zwingend notwendig, die vorgehenden Bände gelesen zu haben. Der Einstieg in die Handlung fällt sehr leicht.

Wo der Himmel das Meer berührt, wartet das ganz große Glück! Die alleinerziehende Inselärztin Wiebke und Schwimmmeister Tamme haben ein Haus auf Pellworm gekauft. Ein solches Projekt sei ein Bund fürs Leben, meint Tamme. Warum also mit der Hochzeit warten? Doch mitten in die Vorbereitung platzt Wibkes Ex, der Zeit mit seiner Tochter Maxi verbringen möchte. Das hat Wiebke gerade noch gefehlt! Sie bittet Tamme um Aufschub der Hochzeit, der bekommt ihr Zögern jedoch in den falschen Hals. Als wäre das nicht schon genug Aufregung, fegen auch noch gefährliche Frühjahrsstürme über die Halligen …

Das ansprechende Cover atmet ländliche Idylle, um im Handumdrehen fühlt man sich in das kleine Nordseeheilbad Pellworm versetzt, in dem die Hausärztin Wiebke mit ihrer kleinen Tochter Maxi heimisch geworden ist und mit dem zuverlässigen Schwimmmeister Tamme eine neue große Liebe geefunden hat.

Wiebke ist eine schlagfertige, selbstbewusste Protagonistin, die sich nicht die Butter vom Brot nehmen lässt, sondern ganz genau weiß, was sie will und was sie kann. Ihre Aufgaben als Inselärztin nimmt sie sehr ernst; hin und wieder leidet ihre romantische Beziehung zu Tamme unter dem starken beruflichen Stress, dem sie ständig ausgesetzt ist. Tamme wiederum hat sich zu einem vorbildlichen Stiefvater für Maxi entwickelt, der seine neuen Pflichten sehr ernst nimmt und sich liebevoll um die Kleine kümmert. Im Gegensatz zu diesen zwei starken Protagonisten bleiben die anderen auftretenden Charaktere relativ blass und oberflächlich; man schafft es nicht, eine echte Beziehung zu ihnen aufzubauen.

Leider hat mich dieser leicht und flüssig geschriebene Roman nicht ganz erreichen können, weil Lena Johannson sich nicht auf einen einzigen Handlungsstrang (die bevorstehende Hochzeit von Wiebke und Tamme) konzentriert, sondern sie mit vielen weiteren (an sich interessanten) Nebenhandlungen verknüpft. Auf diese Weise bleiben Herzklopfen und Romantik klar auf der Strecke. Es fällt schwer, einen klaren roten Faden in diesem schönen Roman für zwischendurch zu erkennen. Man wird schier erschlagen von der Fülle an dramatischen Ereignissen, welche die kleine Insel Pellworm erschüttern, und das erhoffte wohltuende Inselfeeling will nicht aufkommen.