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Tintenwelten

Bewertungen

Insgesamt 516 Bewertungen
Bewertung vom 21.07.2022
Memento Monstrum (Bd. 2)
Till, Jochen

Memento Monstrum (Bd. 2)


ausgezeichnet

Graf Dracula passt das erste Mal ganz alleine auf seine drei Enkelkinder auf, während deren Mutter zusammen mit seiner Frau ein Wellness-Wochenende macht. Im ersten Buch finden die Knirpse ein Photoalbum und lassen sich berichten, wie ihr Opa die verschiedenen abgelichteten „Monster“ kennengelernt hat. Die Geschichte schließt nahtlos an diese Ereignisse an. Es gibt kleine Rückblenden und Hinweise, durch die man sich schnell wieder an alles erinnern kann. Sehr gelungen.

Die Wechsel zwischen Vergangenheit/ Erzählungen und Gegenwart finde ich gut. Das diese farblich nochmal „gekennzeichnet“ sind, macht es noch besser verständlich, vor allem für jüngere Leser. Auch die Illustrationen sind der Hammer, so wunderschön detailliert und atmosphärisch gestaltet. Ich feiere außerdem die Wortspiele, die sich am Vampir-Dasein orientieren: Blut-Tube, Blutlikör, Abendstück, die Namen der Enkel (Globinchen, Vira und Rhesus).

Die Charaktere sind zuckersüß, das Untereinander liebenswert und vor allem lustig. Alle waren für die ein oder andere Überraschung gut. Schön ist, dass altbekannte Monster wieder auftauchen. Zudem werden drei neue Geschichten erzählt, in denen wir die wahren Begebenheiten rund um King Kong, Frankensteins Monster und das Phantom der Oper erfahren. Vorlagen dieser Neuinterpretationen sind Klassiker. Zugegebenermaßen kannte ich ein paar nur vom Hören-Sagen, konnte sie dennoch sehr genießen und habe auch alles verstanden. Daher glaube ich, dass es Kindern ebenso gelingen wird. Jochen Till macht „Memento Monstrum“ durch diese Easter Eggs zu einem gelungenen Lesespaß für die ganze Familie. Jede dieser kurzen Stories vermittelt außerdem wichtige und überzeugende Botschaften.

Das Buch hat mich durch sein tolles Rundum-Paket wieder vollkommen unterhalten können: interessante Charaktere, emotionale, lehrreiche, aber auch humorvolle Geschichten, ulkige Wortspiele sowie Referenzen zu Roman- oder Filmfiguren, wirklich grandios! Besonders erwähnenswert sind natürlich auch die wunderschönen Illustrationen. Ich hoffe bald noch mehr von Vlad und seinen Monstern lesen zu dürfen!

Bewertung vom 19.07.2022
Und jedem Anfang wohnt ein Zaudern inne
Voss, Elli

Und jedem Anfang wohnt ein Zaudern inne


sehr gut

Uschi arbeitet in der Kanzlei ihres Mannes am Empfang. GLÜCKLICH ERBEN befasst sich mit Erbschaftsangelegenheiten und so weiß sie aus erster Hand, dass solche meist nur zu Stress, Streitigkeiten und zerrütteten Familien führen. Als ihr ein Notar verkündet, ihre Tante Hetti habe ihr etwas vermacht, will sie das Erbe daher sofort ausschlagen. Doch ehe sie sich versieht, steht sie vor einer Bretterbude im Örtchen Klein Ziff und fragt sich, welche Überraschungen ihre Zukunft wohl noch für sie bereit hält.

Die Erbschaft und die Einwohner Klein Ziffs bringen Uschis Gedankenkarussell zum Rotieren. Ihre Arbeit in der Kanzlei erfüllt sie längst nicht mehr, ihre Ehe hat sich ebenfalls verändert und das nicht zum Positiven. Außerdem stellt sich natürlich die Frage, was Tante Hetti überhaupt bezweckt hat, schließlich es ist schon Jahre her, dass die beiden Kontakt hatten. So erhält Uschi die Gelegenheit sich darüber klar zu werden, was sie wirklich will, sich selbst zu finden und eventuell einen Neuanfang zu wagen.

Uschi rennt gerne vor unangenehmen Situationen und Gesprächen davon und verhält sich ab und zu ein wenig bockig. Das hat mich doch etwas irritiert und manchmal auch genervt - immerhin ist sie eine gestandene Frau von 51 Jahren. Die Geschichte ist komplett aus ihrer Sicht geschrieben, daher kann ich ihre Gedanken- und Gefühlswelt aber durchaus nachvollziehen und verstehe auch, warum sie reagiert wie sie es eben tut.

Die Charaktere sind allesamt herzliche Originale: Karl, Linde, Elsbeth, Hannelore und all die anderen, die man im Verlauf kennenlernt. Es ist ein tolles und harmonisches Miteinander. Und typisch Kleinstadt sind alle untereinander bekannt und füreinander da. Da kommt es zu allerlei neckischen Szenen, bei denen man auch mal die Augen verdrehen kann.

Manche Problematiken oder Fragestellungen (vor allem die Erbschaft und deren Folgen betreffend) haben sich für meine Begriffe teilweise irgendwie zu leicht geklärt oder wurden gar nicht mehr angesprochen.

Insgesamt hat mich „Und jedem Anfang wohnt ein Zaudern inne“ gut unterhalten. Ich mochte vor allem das Setting, die Charaktere und den lockeren und humorvollen Schreibstil.

Bewertung vom 18.07.2022
Tochter der Tiefe
Riordan, Rick

Tochter der Tiefe


sehr gut

Ana und ihre Freunde sind grade auf dem Weg zu ihren Prüfungen, als hinter ihnen die Meeres-Akademie in die Luft fliegt. Was ist da nur passiert? Voller Angst fliehen sie aufs Meer, doch auch dort sind sie nicht sicher. Nach und nach bringen sie Licht ins Dunkel und erfahren, dass Ana die letzte Erbin des sagenumwobenen Kapitän Nemo ist. Sie können es zunächst nicht glauben, aber Jules Vernes „20.000 Meilen unter dem Meer“ scheint nicht bloß eine Geschichte zu sein. Ihre Aufgabe ist es jetzt Nemos legendäres U-Boot Nautilus zu finden und sich ihren Feinden zu stellen.

Dies ist das erste Buch, welches ich von Rick Riordan lese und er hat mich damit direkt in seinen Bann gezogen. Neben den tollen, diversen und interessanten Charakteren, hat mich vor allem auch das Setting begeistert. Es spielt hauptsächlich auf, am oder im Meer, was ich generell schon richtig cool finde. Es tauchen viele maritime und nautische Begriffe auf, dennoch ist aber alles gut verständlich. Die Beschreibungen der modernen Technologien, der Unterwasserwelt, der Nautilus sowie Nemos Erfindungen waren wirklich sehr faszinierend. Bestimmt hätte ich einiges noch besser verstanden, wenn ich Jules Vernes Werke kennen würde, aber es ist definitiv nicht notwendig. Auch das Leben und Lernen an der Meeres-Akademie ist immer wieder ein Thema. So sind die Schüler in mehrere Häuser eingeteilt, in denen jeweils bestimmte Fähigkeiten trainiert werden und sie damit für verschiedene Aufgabenbereiche wie beispielsweise Kommunikation, Forschung und Medizin, Militär und Diplomatie ausgebildet werden.

Der Schreibstil ist locker, leicht und sehr humorvoll. Es kommt aber auch zu einigen taktischen, kämpferischen und actionreichen Szenen, die sehr spannend sind. Erzählt wird aus Anas Perspektive. Man kann ihre Gedanken- und Gefühlswelt sehr gut nachvollziehen. Sie sie eine starke Protagonistin, die für ihre 15 Jahre sehr reif und überlegt handelt und auch vor schweren Entscheidungen nicht zurückschreckt - bewundernswert! Besonders erwähnenswert ist auch Delfin Sokrates, Anas mutiger und liebenswerter Sidekick.

„Tochter der Tiefe“ soll angeblich ein Einzelband sein, das Ende könnte aber auf eine Fortsetzung hindeuten - ich würde mich darüber freuen.

Bewertung vom 14.07.2022
Das Kaufhaus der Träume
Lee, Miye

Das Kaufhaus der Träume


sehr gut

Die Vorstellung einer Stadt, in der sowohl Träumende während sie schlafen zu Besuch kommen und gleichzeitig „normale“ Menschen leben, arbeiten und mit der Traumbranche ihr Geld verdienen, finde ich ziemlich cool und sehr außergewöhnlich. Sämtliche Berufe drehen sich um den Schlaf und die Träume: so bieten Foodtrucks warme Milch, beruhigende Kekse und Bonbons an, die einen tiefen Schlaf garantieren. Es gibt außerdem katzenähnliche Wesen, die Leihbademäntel und kuschelige Socken gegen kalte Füße verteilen oder Feen, welche Träume erschaffen, in denen man fliegen kann. Natürlich kann man auch jede andere Art von Träumen kaufen und zwar in „Dallerguts Kaufhaus der Träume“. Bezahlt werden diese mit den Emotionen, die der jeweilige Traum nach dem Erwachen auslöst.

Der Schreibstil ist gut und flüssig zu lesen. Tatsächlich finde ich aber auch, dass sich die Handlung hin und wieder ein bisschen zieht. Versteht mich nicht falsch: ich mag die Beschreibungen der Traumwelt und der Traumbranche, des Kaufhauses und der Arbeitsweise der Angestellten sowie der Traum-Produzenten. Anhand kurzer Anekdoten erfahren wir zudem, welche Auswirkungen die Träume in der Realität auf den Alltag der Menschen haben. Alles wirkt einerseits irgendwie magisch und phantastisch, was wirklich ganz toll ist. Andererseits geht es aber um Probleme, mit denen man sich identifizieren und die man nachvollziehen kann.

Es ist ein Buch, das eher ruhig dahinplätschert, ohne besondere Vorkommnisse oder Aufreger. Es zeigt, wie wichtig Schlaf und Träume sind und dass sie eben keine Zeitverschwendung sind. Insgesamt gefallen mir die enthaltenen Weisheiten sehr gut und ich konnte ein paar wertvolle Gedanken mitnehmen. Es hat mich definitiv unterhalten, dennoch hätte ich mir teilweise ein bisschen mehr Spannung gewünscht.

Bewertung vom 13.07.2022
The Way I Break / Hungry Hearts Bd.1
Tramountani, Nena

The Way I Break / Hungry Hearts Bd.1


sehr gut

Victoria verlässt London Hals über Kopf und flüchtet sich endlich aus einer toxischen Beziehung, gibt damit aber auch gleichzeitig ihre Karriere als erfolgreiche Gourmet-Köchin auf. Sie landet in Goldbridge, wo sie als Kellnerin getarnt herausfinden möchte, warum ihre Mutter ihren Job im Sterne-Restaurant Prisma vor Jahren einem Leben mit ihrer Familie vorgezogen hat. Als sie versucht ihren Kummer in Alkohol zu ertränken gibt sie versehentlich zu viel über sich preis und das ausgerechnet gegenüber Julian, einem der Söhne der Restaurantinhaber. Die beiden schließen einen Deal: wenn er ihre wahre Identität für sich behält, gibt sie ihm im Gegenzug Nachhilfe im Kochen.

Es geht um Traumata und daraus resultierende Panikattacken. Außerdem werden noch andere sehr ernste und schwierige Themen aufgegriffen, die man am Besten in der Triggerwarnung am Ende des Buches nachlesen kann, da sie Spoiler enthalten.

Julian ist wirklich sehr verständnisvoll, hilfsbereit und emphatisch. Er fühlt sich für alle verantwortlich, will seine Familie und Victoria retten, verliert dabei aber sich selbst und seine Bedürfnisse gerne mal aus den Augen. Dennoch war er mir persönlich schon fast ein wenig zu passiv und genügsam, aber anscheinend ist dieses Verhalten genau das, was Victoria braucht.

Im Gegensatz dazu steht Victoria selber. Sie ist die meiste Zeit mit sich selbst beschäftigt. Sie wirkt manchmal doch etwas arg selbstbezogen und ein bisschen egoistisch, was angesichts ihrer Vergangenheit jedoch durchaus verständlich ist. Die Gefühle und Gedanken der zwei sind auf jeden Fall gut nachvollziehbar. Gut und authentisch finde ich, dass Liebe nicht als die ultimative Lösung und das Allheilmittel gegen ihre psychischen Probleme dargestellt wird. Dennoch oder grade deswegen macht Victoria im Verlauf eine bewundernswerte Entwicklung durch. Sie ist so unglaublich mutig und stark, viel stärker als sie sich selber bisher zugetraut hat.

Vieles ist sehr emotional, aufwühlend und ziemlich schmerzhaft zu lesen. Die Geschichte wird allerdings durch einige humorvolle Szenen aufgelockert. Insgesamt ist der Schreibstil locker und leicht, erzählt wird aus den Perspektiven beider Protagonisten, was ich sehr gelungen finde.

Ich mochte das Setting besonders gerne: Goldbridge ist ein idyllisches Hafenstädtchen am Meer, jeder kennt jeden, alle sind füreinander da. Das Prisma befindet sich in einer Grotte direkt am Strand, ich meine wie cool ist das denn?

Es ist ein packender Auftakt, der vor allem auch Lust auf die Geschichten der Nebencharaktere macht: Echo und Alexis sowie Darcy und Nicholas. Da gibt es noch einige Geheimnisse zu entdecken und viel über sie zu erfahren - ich freue mich sehr drauf! Außerdem bin ich natürlich auch gespannt, wie es mit dem Prisma weitergeht und ob die Familie wieder zueinander findet und was sie überhaupt entzweit hat.

Bewertung vom 09.07.2022
Cinderella ist tot
Bayron, Kalynn

Cinderella ist tot


sehr gut

Cinderella ist seit 200 Jahren tot. Ihre Geschichte gilt den Menschen allerdings laut Gesetz heute noch als Vorbild. Ihr König lädt alljährlich alle jungen Mädchen zum Ball damit die Männer sich eine Ehefrau aussuchen können. Die Teilnahme ist Pflicht, ansonsten droht eine Gefängnisstrafe. Sollte ein Mädchen auch nach dem dritten Besuch des Balls nicht erwählt worden sein, wird sie automatisch zur Ausgestoßenen. Eine grausame Tradition, ebenso wie ihr Herrscher, welcher sich als Retter aufspielt, eigentlich aber ein Monster ist.

Als Sophia das erste Mal den Ball besucht, fühlt sie sich gezwungen sich den Regeln des Königs zu widersetzen. Denn sie will keinen Ehemann, weil sie in ihre beste Freundin Erin verliebt ist. Sie flieht in den Wald und stößt bald auf unglaubliche Wahrheiten.

Mir hat die Idee dieser Neuinterpretation von Cinderella unheimlich gut gefallen. Sie hat ein ganz anderes Licht auf das Märchen und die Geschichte von Cinderella und ihrem Prinzen geworfen. Damit hätte ich in der Art und Weise überhaupt nicht gerechnet, weil sie doch ziemlich düster ist.

Das Szenario ist ebenso erschreckend wie haarsträubend. Es ist eine Welt, in der ausschließlich Männer die Macht haben, Mädchen und Frauen unterdrückt werden und keine Rechte haben. Zwangsehen und häusliche Gewalt sind große Probleme, welche aber allgemein totgeschwiegen und toleriert werden. Das Worldbuilding ist doch eher mager. Es gibt einige wenige Schauplätze, die aber nicht besonders ausführlich beschrieben werden. Der Schreibstil ist einfach und flüssig zu lesen. Es schwingt manchmal ein unterschwelliger Humor mit, was angesichts der bedrückenden Thematik sehr erfrischend war.

Auch die Charaktere bleiben teilweise ein wenig blass, da hätte ich mir noch ein bisschen mehr Tiefgang gewünscht. Sophia ist zwar rebellisch, entschlossen und mutig, aber eben auch manchmal etwas naiv und egoistisch. So macht sie sich zum Beispiel nicht eine Sekunde Gedanken darüber, welche Konsequenzen ihr Handeln für ihre Familie oder Freunde haben könnte. Insgesamt finde ich aber toll, dass sie sich für die Rechte der Frauen einsetzen und die offensichtlichen Missstände beheben will.

Die beschriebenen Liebesgeschichten habe ich leider nicht so gefühlt. Zu Anfang wirkte alles sehr einseitig und im Verlauf ging es mir dann irgendwie zu schnell.

Falls es weitere Teile geben wird, möchte ich mal vermuten, dass es dann im nächsten Band um Schneewittchen gehen wird

Bewertung vom 02.06.2022
Heimkehr nach Whale Island / Whale Island Bd.1
Covi, Miriam

Heimkehr nach Whale Island / Whale Island Bd.1


sehr gut

Greta soll ihren Chef auf eine Geschäftsreise nach Kanada begleiten, wo dessen Familie auf einer kleinen Insel mehr schlecht als recht ein Hotel führt. Bereits zu Beginn steht sie dem Ganzen eher zwiegespalten gegenüber: einerseits ist Duncan ziemlich attraktiv, allerdings wird er von der Belegschaft nicht umsonst heimlich „der Eisblock“ genannt. Außerdem ist da ja auch noch seine unterkühlte Ehefrau, „die Eisprinzessin“. Doch dann wird Greta für eben diese gehalten und Duncan bittet sie das Missverständnis nicht aufzuklären, sondern ganz im Gegenteil das Spiel mitzuspielen. Daraus ergeben sich natürlich ganz neue Probleme, vor allem weil Greta sich auf Whale Island so wohl fühlt wie sonst bisher nirgendwo.

Die Geschichte wird aus beiden Perspektiven erzählt, was bezüglich Duncan echt gut war. Er wirkt unnahbar, distanziert und seine Handlungen sind doch oft recht fragwürdig. Da man aber Einblick in seine Gedanken- und Gefühlswelt erhält, kann man ihn durchaus verstehen. Beide Protagonisten fühlen sich von Anfang an zueinander hingezogen, wollen dem aber unter anderem aufgrund ihres Chef-Angestellten-Verhältnisses nicht nachgeben. Beide haben eine harte Vergangenheit hinter sich und mit Verlust und Traumata zu kämpfen. Nach und nach erfährt man das volle Ausmaß und auch warum Duncan die Insel jahrelang nicht betreten hat. Bei Greta spielt auch ihre große Sehnsucht nach Geborgenheit, Heimat und Liebe eine Rolle.

Besonders gut gefallen hat mir das Setting, welches direkt Urlaubsgefühle ausgelöst hat: eine kleine, relativ wilde Insel mitten im Atlantik, die regelmäßig im Nebel versinkt, nur um dann wieder mit strahlendem Sonnenschein zu überraschen. Die atmosphärischen Beschreibungen der Natur, der schroffen Küsten und der Wale sind einfach wahnsinnig idyllisch und schön. Dazu kommen noch einige sehr herzliche und liebenswürdige Menschen wie beispielsweise die Camerons, also Duncans Familie, die Bibliothekarin Rae sowie Gottlieb.

Es handelt sich bei „Heimkehr nach Whale Island“ zwar definitiv um einen Wohlfühlroman, der aber auch ernste Themen und dramatische Schicksale anspricht und dementsprechend teilweise hochemotional ist.

Die gute Nachricht ist: die Familie Cameron hat drei Söhne - wir dürfen uns also auf zwei weitere Geschichten rund um Whale Island und ihre Bewohner freuen!

Bewertung vom 29.05.2022
Ich kann nicht vergessen
Tjagvad, Tess

Ich kann nicht vergessen


sehr gut

Dieser Band schließt direkt an die Ereignisse des Vorgängers an. Gut gefallen hat mir, dass die Geschichte abwechselnd aus der Sicht von Kat und Carter erzählt wird. Wir erfahren also einiges aus deren Gedanken- und Gefühlswelt, sodass man ihr Verhalten meist gut nachvollziehen kann. Außerdem wird im Verlauf das volle Ausmaß von Kats Vergangenheit aufgedeckt. Dementsprechend wird es wieder ziemlich emotional. Es gab ein paar ungerechte Aufreger, die mich zur Weißglut gebracht haben. Der Schreibstil ist zwar locker und leicht, die Thematik allerdings ernst, herzzerreißend und aufwühlend.

Die Fort Lake Dilogie konnte mich definitiv in ihren Bann ziehen. Es geht um Freundschaft, Selbstliebe, Vertrauen und das Überwinden von Traumata. Vor allem in „Ich kann nicht vergessen“ habe ich mit Kat und Carter gelitten. Besonders gelungen finde ich auch, dass Therapie und psychische Probleme ein Rolle spielen. Eine Beziehung oder die Liebe zu einem anderen Menschen wird jedoch nicht als Allheilmittel dargestellt. Die Protagonisten haben beide schlimmes erlebt, mit Ängsten und Unsicherheiten zu kämpfen und insgesamt einiges zu verarbeiten. All das wird authentisch vermittelt.

Bewertung vom 10.05.2022
Der Geschichtenbäcker
Henn, Carsten Sebastian

Der Geschichtenbäcker


sehr gut

Was tun, wenn du das, was du liebst und worüber du dich selbst definierst, nicht mehr tun kannst? Diese Frage muss sich auch Balletttänzerin Sofie nach einer Verletzung stellen. Sie fällt in ein schwarzes Loch, schottet sich ab, sieht keinen Sinn in einem Leben ohne tanzen, wodurch letztendlich auch ihre Ehe kriselt. Den Job in der Bäckerei will sie eigentlich überhaupt nicht, doch dann berührt Bäcker Giacomo mit seinen Ratschlägen und Lebensweisheiten etwas in ihr.

Das Buch ist eine Hommage ans Bäcker-Handwerk, es stellt eine relativ unspektakuläre Tätigkeit als etwas sehr besonderes dar. Dabei lernen wir ebenso besondere Charaktere kennen. Den gutmütigen Giacomo, der immer ein wenig in sich gekehrt und melancholisch wirkt. Seine Verkäuferin Elsa, die stets mürrisch, herrisch und verbittert die Kunden zu verschrecken droht. Die kleine Anouk, die sich selber für die Jungfrau Maria hält. Und natürlich Sofia, die sich vor allem mit sich selbst und ihrem Verlust beschäftigt. Darunter hat auch ihr Mann zu leiden, welcher versucht ihre Beziehung mit allen Mitteln zu retten.

Es geht um den Mut zur Veränderung und Neuanfänge. Dazu gibt es allerlei kluge und philosophische Gedanken. Teilweise war das Ganze schon ziemlich emotional, dennoch konnte es mich leider nicht so sehr packen wie „Der Buchspazierer“, was ja ein absolutes Highlight für mich war. Toll fand ich aber, dass Schascha und Buchhändler Carl einen kleinen Gastauftritt hatten.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.