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SBS

Bewertungen

Insgesamt 362 Bewertungen
Bewertung vom 02.11.2019
Bis ihr sie findet / DCI Jonah Sheens Bd.1
Lodge, Gytha

Bis ihr sie findet / DCI Jonah Sheens Bd.1


sehr gut

1983 gehen sieben Schulfreunde im Wald zelten. Es gibt eine Menge Alkohol, Drogen und auch sexuelle Spannungen – soweit nicht ganz außergewöhnlich, doch am Morgen ist die 14-jährige Aurora spurlos verschwunden. Erst 30 Jahre später wird ihre Leiche gefunden. In den Cold-case ermittelt DCI Jonah Sheens, der bereits vor 30 Jahren bei der Suche half und das Opfer kannte. Wird der Täter nach so langer Zeit noch ermittelt werden können? War es einer der Freunde oder vielleicht doch ein Fremder? Alle Ansätze werden neu aufgerollt…

Ja, man muss das Rad nicht neu erfinden, aber dieses hier kam für mich zu Beginn nicht so ganz in die Gänge. Ich hatte schon befürchtet, dass es auch nichts mehr werden wird, doch dann wurde das Buch immer und immer besser. Entgegen meiner Befürchtungen hatte der Hauptermittler doch nicht ganz so große Probleme (mich nervt es, wenn Ermittler versoffen oder schlimmeres sind…) und die Dynamik im Team der Ermittler gefiel mir gut.

Sehr lange, fast bis zum Ende des Buches war ich immer wieder auf der falschen Fährte, verwarf diesen oder jenen Verdacht, als sich Neues ergab und kam quasi erst mit dem Ermittler gleichzeitig auf des Rätsels Lösung und selbst da, wäre ich noch nicht jede Wette eingegangen, denn man wie ja nie…

Die Auflösung fand ich gelungen, der Schreibstil ist weitgehend gut, die Komplexität der Geschichte ansprechend statt überfordernd, die Perspektivwechsel und Zeitsprünge sind sehr gut gemacht und – bis auf den Beginn und manches, was nicht ganz 100% logisch war.

Da am Anfang viel Potential verschenkt wurde und ich es stellenweise doch etwas zu langatmig fand, geht es nicht über 3,5 Sterne hinaus, obwohl ich gerne und viel miträtselte ab der Mitte des Buches. Wenn es eine Fortsetzung gibt, bin ich aber wieder dabei.

Bewertung vom 28.10.2019
Die Kunst der guten Erinnerung
Wiking, Meik

Die Kunst der guten Erinnerung


sehr gut

Wer erinnert sich nicht gerne an glückliche Momente, ob nun an Lebenshöhepunkte oder Kleinigkeiten wie zarte Sonnenstrahlen, der Duft nach Kaffee oder, oder, oder… Autor Meik Wiking ist Glücksforscher und hat sich beruflich und auch privat dem Thema verschrieben. Neben wissenschaftlichen Fakten bringt er zahlreiche, eigene Erfahrungen in das Buch ein. Wer ein reines Sachbuch erwartet, wird das so nicht in der klassischen Form vorfinden (und eventuell enttäuscht, allerdings lässt schon ein Blick ins Buch erkennen, dass es kein „richtiges“ Sachbuch ist), trotzdem hat es mich überzeugt.

Schnell habe gemerkt, dass das Buch als solches viele schöne Erinnerungen weckt und es enthält neben den schönen, ansprechenden Bildern so tolle Zitate und auch sprachliche Bilder (das Seepferdchen im Regiesessel werde ich wohl nicht mehr vergessen). Mich hat das wirklich sehr positiv überrascht.
Das Buch muss nicht streng chronologisch gelesen werden und ich habe mich immer wieder dabei ertappt, dass ich immer wieder mal nach hinten blättere und schon Sachen lese, die gerade mein Interesse wecken. Gelegentlich lockten mich auch die wunderschönen Bilder an, meist waren es aber die gut übersichtlichen und ansprechenden Grafiken, die mein Interesse weckten. Bei den Bildern fand ich es schade, dass nicht überall dabei stand, wo die Bilder aufgenommen wurden.

Obwohl das Buch einlud immer wieder in Erinnerungen zu schwelgen, hatte ich es recht schnell gelesen. Mich hat es sehr gut unterhalten, wenn ich auch gemerkt habe, dass es für mich selbst kaum Neues bietet, da ich sehr viel davon schon mal irgendwo mitbekommen oder gelesen habe oder aber intuitiv richtig gemacht habe . Trotzdem ist es schön alles Mal so nett zusammengestellt zu sehen.
Toll finde ich, dass der Autor ermutigt immer wieder Neues auszutesten, Einmaliges zu erleben und auch Peinlichkeiten mehr oder weniger was abgewinnen kann.

Der Autor gibt Tipps, wie man mit Peinlichkeiten umgehen kann oder auch, wie man sich mit einer Ananas unvergesslich machen kann. Im Übrigen hat das Buch auch so manches Alltagsproblemchen nachvollziehbar erklärt. Stichwort ist hier der „Tür-Effekt“, zu dem ich aus Gründen des Spoilerns nicht näher eingehen möchte.

Am Ende gibt der Autor noch in einer Art Kalender Tipps zum Schaffen schöner Erinnerungen – diesen fand ich nicht ganz gelungen, aber das fällt nicht zu sehr ins Gewicht.

Neben dem ansprechenden Inhalt ist das Buch auch optisch und haptisch einfach gelungen und bietet sich daher auch als Geschenk an.

Bewertung vom 27.10.2019
Der Lehrmeister / Die Geschichte des Johann Georg Faustus Bd.2
Pötzsch, Oliver

Der Lehrmeister / Die Geschichte des Johann Georg Faustus Bd.2


ausgezeichnet

Grandiose Fortsetzung

Nachdem Johann vor sechs Jahren aus Nürnberg flüchten musste, zieht er noch mit Karl und Greta als Astrologe und Gaukler durch das Reich und das sogar recht erfolgreich. Doch das erfolgreiche und ruhige Leben findet ein jähes Ende, als Johann am Bamberger Hof ankommt. Ein Gerücht macht die Runde und alle möglichen Könige, Fürsten und gar der Papst wollen an Johanns Geheimnis. Eine spannende und gefahrenreichen Flucht beginnt – niemand weiß, auf wen man sich verlassen kann…

Vorweg: Diese Fortsetzung hat es in sich und mich einfach begeistert!

Während mich der erste Teil um Johann Faustus noch nicht so richtig überzeugen konnte, hatte der Autor mich hier schon auf den ersten Seiten gefesselt und das blieb auch fast durchgängig der Fall – bei knapp 800 Seiten schon ein kleines Kunststück, wie ich finde. Es gab zahllose spannende Verwicklungen, die sich erst nach und nach aufklären, dann aber erneut für interessante Momente sorgen. Die Flucht von Deutschland über Frankreich nach Italien, die Treffen mit Leonardo da Vinci oder auch die Hintergründe zu Gilles de Rais (den es tatsächlich gab!) oder auch die ganzen persönlichen Hintergründe machen das Buch zu einem extrem spannenden und unterhaltsamen Lesevergnügen.

Ich bin froh, dass ich diesem Teil noch eine Chance gab, denn es hat sich wirklich gelohnt. Die Fabulierkunst des Autors ist einfach toll, ein Schmöker, wie man ihn sich wünscht mit tollen Charakteren und einer Geschichte, die es wirklich in sich hat. Die Seiten flogen nur so dahin und ich konnte das Buch irgendwann kaum mehr zur Seite legen.

Ich würde empfehlen vorab den Spielmann zu lesen, aber es ist auch ohne Vorkenntnisse möglich, da der Autor immer wieder gekonnt kleine Rückblicke einbaut, die erklären oder die Erinnerung an den ersten Band wecken.

Hier lohnt sich sogar Lesen des Nachwortes. Ich warte schon gespannt auf das nächste Buch des Autors.

Bewertung vom 12.10.2019
Jane Austen
Sánchez Vegara, María Isabel

Jane Austen


sehr gut

1775 erblickt die kleine Jane, eines von acht Kindern, das Licht der Welt. Statt wie zu der Zet üblich, werden nicht nur ihre sechs Brüder, sondern auch Jane und ihre Schwester unterrichtet. Sie müssen nicht nur später gute Ehefrauen werden, sodass Janes Liebe zum Schreiben bereits früh aufblüht – immer unterstützt von ihrer Familie.

Mich hat die Idee bekannte Persönlichkeiten in kindgerechten Biografien zum Leben zu erwecken und "(be-)greifbar" zu machen einfach begeistert. Hier Jane Austen, eine Frau, die mit ihren Büchern wie „Stolz und Vorurteil“ noch heute gerne gelesen wird. Schon die detailverliebten Illustrationen sind was ganz besonderes und erfreuen Klein wie Groß gleichermaßen. In den kurzen Textabschnitten erfahren Kinder etwas mehr davon, wie das Leben damals war, wie es sich z.B. auch ohne Elektronik leben ließ und was die Kinder damals beschäftigte. Doch auch die ernsteren Themen werden - kindgerecht- aufbereitet, sodass ich schon auf weitere Bände der Reihe gespannt bin. Ich weiß noch gar nicht, welches ich zuerst erwerben werde, aber ich habe schon eine Vorstellung, wem ich Frida Kahlo als Geschenkbuch überreichen werde - denn die Reihe ist sicher nicht nur was für die jüngsten Leser. Noch ein Wort zu den jüngsten "Lesern". Ich glaube nicht, dass das Buch bereits für alle KiTa-Kinder sehr geeignet ist, sondern eher ab dem Grundschulalter, denn manchen Begriff werden die jüngeren Kinder vielleicht nicht verstehen. Ein Blick ins Buch vorab wird da sicher hilfreich sein.

Schade fand ich nur, dass einiges sehr oberflächlich beschrieben wurde, andererseits, wenn mit diesem Buch das Interesse geweckt wurde, lässt sich auch schnell mehr Information finden. Es ist ja nicht mehr so wie früher...

Bewertung vom 12.10.2019
Der Fund
Aichner, Bernhard

Der Fund


ausgezeichnet

Spannender Thriller - typisch Aichner

Willst du endlich auf der Gewinnerseite stehen? Diese Frage zu beantworten scheint leicht – zumindest wenn man nicht nach den Mitteln fragt. Rita, eine Verkäuferin, die im Leben schon einige Schicksalsschläge wegstecken musste, findet unter Bananen versteckt 12,5 Kilo Kokain, was ihr Leben von jetzt auf gleich verbessern könnte, doch es gibt hohe Risiken dabei. Soll sie es wagen? Sie tut es – und damit gerät ihr Leben aus den Fugen und nicht nur ihres.

Sein Schreibstil ist immer besonders – prägnant, ohne Umschweife, direkt. Auch hier findet sich das wieder. Jedoch nicht so ausgeprägt wie beispielsweise bei der Totenfrau-Trilogie, sondern irgendwie „gereifter“ und einen Ticken runder. Die Kapitel sind weiterhin kurz, aber der stakkatoartige Stil ist nicht mehr so extrem. Zwei, Drei-Wort-Sätze sind die Ausnahme und dann auch wirklich als Stilmittel passend und es wirkt alles noch runder, greifbarer, wenn das Thema nun auch wirklich alles andere als alltäglich für den gemeinen Bücherwurm sein dürfte.

Ich bin nur so durch das Buch geflogen, hätte es am liebsten in einem Zug gelesen, weil es so spannend konstruiert war. Und selbst als ich einen ziemlich konkreten Verdacht hatte, wollte ich wissen, wie das – sofern meine Theorie überhaupt zutreffend ist – umgesetzt werden sollte.
Mich hat das Buch auf keiner Seite enttäuscht, alle wichtigen Fragen wurden geklärt und die Idee zum Buch ist einfach super gewesen. Aichner avanciert zu einem Lieblingsautoren…

Ich kann diesen spannenden Thriller nur weiterempfehlen und warte nun schon gespannt auf den nächsten Streich des Autors.

Bewertung vom 10.10.2019
Nenne drei Streichinstrumente: Geige, Bratsche, Limoncello
Greiner, Lena;Padtberg-Kruse, Carola

Nenne drei Streichinstrumente: Geige, Bratsche, Limoncello


sehr gut

Bereits zum dritten Mal haben die beiden Autorinnen eine Zusammenstellung von Anekdoten aus dem Schulalltag.

Auf eine kurze lustige Einführung folgen auch schon die nach Fachbereichen gegliederten Stilblüten aus den verschiedensten Klassenstufen und Schulformen. Manches ist schier unglaublich, weil man es kaum fassen kann, wie phantasievoll Schüler werden können, anderes weil es kaum nachzuvollziehen ist, wie solche Missverständnisse entstehen konnten. Geschichte, Englisch, Naturwissenschaften und sogar Mathe vermögen hier bestens zu unterhalten. Laut gelacht habe ich bei Dinger wie „my English ist not from bad parents“ und dergleichen. Sometimes I think, the dog become insane in the pan – Die falsche Verwendung von “get“ und „become“ sind auch immer wieder schön :)

Diese Sammlung von Stilblüten hat mich wieder bestens unterhalten. Sie hat – wie die beiden Vorgänger – genau meinen Vorstellungen entsprochen. Dazu gab es dieses Mal auch besondere Lehrersprüche sowie spezielle Pädagogen, von denen man fast nicht glauben kann, dass es sie tatsächlich gab/gibt…Auch die Illustrationen waren wieder gelungen.

An die Spaßbremsen: Es man eine Art Bloßstellung darstellen, aber da niemand zu identifizieren ist und es tatsächlich auch Leute geben soll, die über eigene Fehler lachen können, ist das Argument gegen die Bücher einfach nur sinnbefreit – meine bescheidene Meinung. Ich verstehe nicht, warum solche Leser das Buch überhaupt erwerben, denn auf den ersten Blick ist erkennbar, dass es sich um eine Sammlung lustiger Fehler, Missverständnisse, etc. handelt.

Dieses kurzweilige Buch ist zwar nichts weiter als ein netter Zeitvertreib, aber mich und meine Familie erheitern diese Bücher immer wieder und ich hoffe, dass die beiden Autorinnen ihre Reihe fortsetzen.

Bewertung vom 07.10.2019
Sterbekammer / Frida Paulsen und Bjarne Haverkorn Bd.3
Fölck, Romy

Sterbekammer / Frida Paulsen und Bjarne Haverkorn Bd.3


ausgezeichnet

Frida folgt der Bitte einer Nachbarin, die sich um einen älteren Eigenbrötler der Gegend Gedanken macht, und sucht dessen Haus auf. Als Polizistin und Nachbarin will nach dem Rechten schauen – nur in Ordnung ist dort so gar nichts. Der Mann scheint tödlich verunfallt, doch dann tun sich Abgründe auf. Ein alter Fall wird plötzlich wieder brandaktuell, derweil wird ein weiterer Mord in der Gegend begangen und Frida bekommt einen neuen Chef, mit dem es von Beginn an nicht ganz rund läuft. Auch ihr Kollege Bjarne hat privat manche Baustelle offen und dazu stellt sich die Frage, ob er als Kriminalist immer alles richtig gemacht hat….
Schon der Prolog hatte es in sich. Zunächst scheint alles in bester Ordnung, doch binnen Sekunden verändert sich für eine Frau alles. Die Handlung startet dann zehn Jahre später und der Leser wird sofort in weitere Fälle und Probleme verstrickt. Nach und nach offenbart sich das Gesamtbild, welches quasi erst auf den letzten Seiten komplett und in sich völlig schlüssig entsteht. Ständig ist man am Rätseln, hofft und bangt mit und will endlich wissen, was gespielt wird. Die Auflösung hatte ich in Teilen irgendwann erraten, aber trotzdem hat die Autorin noch einige Überraschungen parat, die mich mal wieder von ihr und ihrer Reihe überzeugt haben.
Mir gefällt besonders auch die persönliche Entwicklung der Ermittler, die neben der Ermittlungsarbeit als solcher, immer wieder vorangetrieben wird. Dabei schafft es die Autorin zumindest für mich die perfekte Balance aufrecht zu erhalten. Dabei bedienen die Ermittler auch nicht die gängigen Klischees, was ich hier noch besonders betonen möchte, denn versoffene Beamte und ähnliches muss man nicht fürchten. Ganz im Gegenteil, denn die Ermittler sind sehr sympathisch und man wünscht ihnen nur das Beste, doch ob es immer eintrifft? – Lest einfach selbst!
Der Schreibstil ist rund, zieht in den Bann und man mag das Buch kaum mehr zur Seite legen. Sehr atmosphärisch schildert die Autorin sowohl Privates, als auch Infos zum Fall. In diesem speziellen Fall gibt es auch kurze Kapitel, die zwar nur selten auftauchen, aber dem Leser nicht nur sprichwörtlich fast das Blut in den Adern gefrieren lassen. Andererseits sind da auch die schönen Beschreibungen der Gegend und der Lebensweise der Bewohner.
Ich würde empfehlen die beiden Vorgängerbände zu lesen, aber da die Fälle in sich geschlossen sind, kann man auch mit diesem Buch gut einsteigen. Trotzdem kann ich euch nur die beiden Vorgänger ans Herz legen, denn sie haben es in sich und die Entwicklung der Protagonisten lässt sich so viel besser nachvollziehen.
Ich empfehle alle drei Bände – dieser hier ist für mich der bisher stärkste.

Bewertung vom 23.09.2019
Der Verein der Linkshänder
Nesser, Hakan

Der Verein der Linkshänder


sehr gut

Atmosphärisch gelungen und weitgehend spannend

Anfang der 60er Jahre bilden junge Linkshänder den „Verein der Linkshänder“. Es ist ein kleiner Verein, der von der Öffentlichkeit unbeachtet geblieben wäre, wären nicht vier Vereinsmitglieder 1991 verbrannt. Als Täter galt das fünfte Mitglied, welches verschwunden ist. 2012 wird jedoch seine Leiche gefunden und somit muss alles ganz anders gewesen sein, als van Veeteren und Kollegen damals vermuteten. Rund um seinen 75. Geburtstag rollt er den Fall erneut auf.
Zu Beginn hatte ich kurz meine Schwierigkeiten in die Geschichte reinzukommen, aber die lösten sich dann glücklicherweise recht schnell auf. Mit der Zeit haben mich die Sprünge zwischen vielen Handlungssträngen der Vergangenheit und der Gegenwart nicht mehr so gestört – ganz im Gegenteil.
Was ist in der Vergangenheit wirklich geschehen und wie wirkt es bis in die Gegenwart in 2012 weiter? Diese Frage hat mich genauso interessiert, wie die Frage, wie die Ermittler das nach so langer Zeit noch ermitteln wollen. Dabei lernt man am Beginn die wichtigsten Charaktere kennen. Es sind zwar nicht sehr wenige, trotzdem sollte sich der Leser schnell zu Recht finden.
Die Idee hinter dem Buch ist sehr ansprechend, literarisch ist die Umsetzung typisch Nesser sehr atmosphärisch, durchdacht und einfach extrem gut erzählt. Das benötigt seine Zeit und trotzdem hat mich das Buch nie gelangweilt.
Der Kriminalroman kommt zwar nicht ohne Leichen aus, aber Blut fließt kaum welches und daher ist der recht subtile Krimi auch für eher Zartbesaiteten durchaus zu empfehlen. Die intelligenten Überlegungen vor allem von Van Veeteren und Ulrike haben mich ausgesprochen gut unterhalten und die Frage, wie alles zusammenhängt, hat mich die ganze Zeit interessiert. Die Auflösung fand ich gelungen, wenn sie auch immer wieder im Vorfeld schon in meinem Kopf rumschwebte – nur hätte ich die entscheidenden Schlüsse nicht ziehen können. Wie die Ermittler das getan haben, hat mich wirklich überzeugt. Trotzdem gab es immer wieder zwischendurch Abschnitte, die weniger überzeugend und stark waren, vor allem zum Ende hin.
Auch wer die handelnden Kommissare (van Veeteren und Barabarotti) nicht aus anderen Büchern des Autors kennt, wird sich gut zu Recht finden und das Buch in vollen Zügen genießen können – wer sie jedoch kennt, wird das Zusammentreffen sicher richtig gut finden.

Bewertung vom 17.09.2019
Drei
Mishani, Dror

Drei


sehr gut

Gut konstruierte Geschichte

Eine Rezension zu diesem besonderen Buch ist wirklich alles andere als leicht, denn man muss höllisch aufpassen, um nicht zu spoilern. Entsprechend halte ich mich recht kurz und allgemein.

Eine Frau ist einsam und trifft sich mit einem Mann aus dem Internet. Nach Monaten zeigt sich, dass er nicht ehrlich zu ihr war. Eine andere Frau hat Probleme mit dem Leben in Israel und trifft durch Zufall den gleichen Mann und auch eine dritte Frau macht Bekanntschaft mit ihm – nicht umsonst trägt das Buch den Titel.

Mich hatte schon der Klappentext sehr auf dieses in drei Teilen verfasste Buch neugierig gemacht. Der Beginn ist dann überraschend alltäglich und die Frage, ob es vielleicht nur eine intelligente Marketingstrategie war, der ich aufgesessen bin, wuchs. Trotzdem hat mich das Buch interessiert, das Leben in Israel wurde schon dargestellt und plötzlich war ich auch mit einer einzigen Wendung voll im Geschehen. Der zweite Teil startete wieder langsam, zeigte andere Facetten und es war durchgängig latent spannend. Richtig überzeugt hat mich allerdings erst der dritte Teil – und das obwohl ich eine fast komplett richtige Annahme zum Ausgang hatte.

Die Charaktere sind sehr gut und authentisch dargestellt, der Schreibstil durchgängig gut zu lesen und die Raffinesse ist nicht von der Hand zu weisen – trotzdem verstehe ich den großen Hype um das Buch nicht ganz.

Ein gutes Buch, dessen Konstruktion mich sehr überzeugte, doch manche Länge zu Beginn sorgt dann doch für einen leichten Abzug.

Bewertung vom 11.09.2019
Cold Storage - Es tötet
Koepp, David

Cold Storage - Es tötet


gut

Der Plot klang gleichermaßen interessant, wie spannend – aber die Umsetzung, tja, die war leider durchwachsen, aber von vorne.

Das Buch startet spannend im Jahr 1987 im australischen Outback. Ein Spezialteam aus US-Agenten soll einen Killerpilz, der ein Dorf ausgerottet hat vernichten – das gelingt auch, allerdings nehmen sie eine Probe des tödlichen Pilzes zur Erforschung mit. In diesem ersten Abschnitt herrscht eine gewisse Spannung, die Freude auf das kommende weckt, wenn man auch aufgrund ähnlich gelagerter Filme/Bücher schon so eine gewisse Ahnung hat, wohin die Reise gehen wird.

32 Jahre später schieben Teacake und Naomi Nachtschicht im Selfstorage-Lagerhaus – was sie nicht wissen: Es handelt sich zwar heute um ein gewöhnliches Lagerhaus, aber früher wurde der Komplex militärisch genutzt und dort lagert die Probe des Killerpilzes, der binnen Minuten seinen Wirt steuert und auf die Verbreitung der Sporen hinarbeitet. Während die beiden sich kennenlernen bemerken sie ein Piepen und machen sich auf die Suche nach der Quelle. Derweil geschieht außerhalb auch schon „besonderes“ von dem sie noch nichts ahnen, aber das wird sich bald ändern. Werden die beiden was gegen den Pilz ausrichten können?

Im Prinzip gibt es an dem Buch nichts, was man so nicht schon gelesen oder gesehen hat. Während ich das nicht weiter schlimm finde, denn man muss ja nicht immer und immer wieder das Rad neu erfinden, gab es andere Dinge, die so einfach nicht gut sind. Spannung kam selten bis gar nicht auf und die ständigen persönlichen Dinge und Rückblicke, die mich leider auch nur wenig begeistern konnten, taten der Sache auch nicht unbedingt gut. Dabei bietet der Plot an sich schon Potential für einen gelungenen wissenschaftlichen Thriller. Kurz nacherzählt klingt es auch weiterhin gut, aber in der vorliegenden Form war es einfach nicht so gut, wie es hätte sein können. Leider verpuffte mein Interesse, auch wegen des Schreibstils, der sich zwar gut lesen ließ, aber einfach keinerlei Spannung aufrecht erhalten konnte. Szenen die wahrscheinlich horrormäßig wirken sollten, haben mich zum Lachen gebracht und die „witzigen“ Sprüche Teacakes haben mich teilweise die Augen rollen lassen, weil es einfach ziemlich abgedroschen und bemüht wirkte. Überhaupt wurde so manches Klischee bedient, da hatte ich einfach mehr erwartet.
Begeistert hat mich jedoch die gut nachvollziehbaren Vorgänge zum Killerpilz (Verbreitung, Wirkweise, etc.) und soweit ich das beurteilen kann, wurde da sehr gute Recherchearbeit geleistet.

Während mich das Buch als solches also nicht so ganz begeistern konnte, könnte ich mir eine Verfilmung durchaus vorstellen. Dort müsste dann aber noch einiges an echter Handlung hinzukommen, sonst würde das wohl auch eher nichts werden.

Auch wenn ich das Buch relativ stark kritisiert habe, muss ich drei Sterne vergeben, denn die Idee war super, die Umsetzung zwar eher schwach, aber nicht grottig und unterhalten hat es mich schon auch irgendwie, wenn auch häufig nicht, wie es der Autor wohl beabsichtigt hat.