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Insgesamt 254 Bewertungen
Bewertung vom 16.09.2020
Bis wir uns wiedersehen
Bailey, Catherine

Bis wir uns wiedersehen


ausgezeichnet

Catherine Baileys historischer Roman "Bis wir uns wiedersehen - Eine Mutter, ihre geraubten Kinder und der Plan, Hitler umzubringen" (in meinen Augen mehr eine - überaus gelungene - Mischung zwischen Sachbuch und biografischem Roman) hat gute Chancen, mein Lesehighlight 2020 zu werden.
Den Untertitel finde ich zwar etwas irritierend, denn er erweckt den Eindruck, die ihrer Kinder beraubte Mutter wolle sich am "Führer" rächen, bezieht sich jedoch auf den 20. Juli 1944. Dies ist aber neben einem Rechtschreibfehler mein einziger Kritikpunkt.
Das Buch verfügt über mehrere S/W-Fotos, einige Landkarten, Personenverzeichnis, Quellennachweise und am Ende einen Überblick, was aus den wichtigsten Personen wurde, wovon sich vor allem Letztgenannter als interessant und die Karten, aus denen Kriegsgeschehen und "Reiseweg" der Hauptperson ersichtlich waren, als hilfreich erwiesen.
Im Mittelpunkt des sich nur auf reale Personen beziehenden erzählten Geschehens stehen Fey von Hassell, Tochter des aufgrund seiner Verstrickung beim Staatsstreichversuch gegen das NS-Regime und Adolf Hitler hingerichteten Ulrich von Hassell und Ehefrau des Italieners Detalmo Pirzio-Biroli, sowie deren Kinder Corrado Pirzio-Biroli (* 25. November 1940) und
Roberto Pirzio-Biroli (* 25. Februar 1942), die alle 3 von 1944 bis 1945 Sippenhäftlinge der SS waren. Kurz nach der Gefangennahme wurden ihr die Söhne entzogen, später sollten sie unter anderen Namen zur Adoption freigegeben werden. Fey selbst wurden mit anderen verhafteten 20. Juli-Angehörigen von Himmler als Privatgeisel für den Fall der Niederlage gegen die Alliierten betrachtet.
Spannend und sachlich erfährt der Leser von einer gefährlichen Odyssee durch Italien, Österreich und Deutschland, während der Fey oft in Lebensgefahr gerät. Das Wissen, dass ihre kleinen Kinder sich in ihrem Alter äußerlich ständig verändern und ihre Erinnerungen verblassen, wodurch die Chance des Wiederfindens - sofern alle Beteiligten denn am Leben bleiben - , belastet sie sehr. Trotz des erwähnten Tons konnte ich am Ende die Tränen nicht unterdrücken.
Tiefe charakterliche Abgründe, feige Mitläuferschaft, menschliche Schwächen aber auch Ehrenhaftigkeit, Heldentum, Opferbereitschaft Treue und Zivilcourage werden beeindruckend geschildert. Viele aus unterschiedlichen Sparten bekannte Namen finden Erwähnung wie z. B. Tirpitz, Vermehren, Schuschnigg, Bonhoeffer, Pius XII, Rilke, Leon Blum, Graf Bernadotte, Eisenhower, Truman, Churchill sowie div. deutsche und italienische Faschisten.

Bewertung vom 31.08.2020
Die Liebenden von der Piazza Oberdan
Klinger, Christian

Die Liebenden von der Piazza Oberdan


sehr gut

Christian Klinger präsentiert in seinem Roman "Die Liebenden von der Piazza Oberdan" in zwei Handlungssträngen die Konflikte dreier Generationen der Trientiner Familie Robusti und zugleich das Leben unter den Einflüssen Österreich-Ungarns, Mussolinis Italiens und zuletzt der nazideutschen Besatzung. Vater und Sohn Robusti sind real, wie in einem Nachwort erklärt wird, allerdings wurden z. B. Berufe und Vornamen abgeändert und Fakten mit Fiktionen ergänzt. Der Namensgeber des schicksalhaften titelgebenden Platzes war Guglielmo Oberdan oder Wilhelm Oberdank (1. 2. 1858 - 20. 12. 1882), der nach einem erfolglosen Attentat auf Kaiser Franz Joseph hingerichtet und so zum Märtyrer wurde. Das Buch sprach mich an, einige Austriazismen mögen allerdings nicht jedem Leser vertraut sein - "Jänner" für "Januar" kann man meiner Auffassung nach noch voraussetzen, aber "sekkieren" (schikanieren, drangsalieren. belästigen, plagen, nerven...) ist wohl weniger bekannt - und "Sie" wurde auch in der persönlichen Anrede nicht immer groß geschrieben.
Das HC verfügt über ein Lesebändchen, das Cover passt

Bewertung vom 31.08.2020
Arthurs wildes Hundeleben
Abidi, Heike

Arthurs wildes Hundeleben


sehr gut

Heike Abidis für Kinder ab 8 Jahren empfohlenes Kinderbuch "Arthurs wildes Hundeleben" gefiel mir recht gut. Altersentsprechend werden hier die durch ein Junge-Hund-Körpertausch-Verwechselungsspiel entstehenden meist sehr witzigen Situationen geschildert, aber die Zielgruppe lernt durch die Augen des menschlichen Helden Arthur gleichzeitig die eigentlichen Bedürfnisse sowie die elementarischen Umgangsregeln seinen vierbeinigen Freund "Lucky" betreffend kennen. Ursprünglich sollte er, der sich schon seit längerer Zeit sehnlichst einen Hund wünschte, nur für eine Woche auf "Lucky" aufpassen, während dessen Besitzer verreist sind. Aber wer hier auf wen aufpasst, das ist nicht immer eindeutig. Fazit: Lehrreich, lustig, lesenswert!

Bewertung vom 17.08.2020
Omama
Eckhart, Lisa

Omama


weniger gut

Nur mit sehr viel gutem Willen und wegen des originellen Covers, einer Anerkennung der unbestreitbar vorhandenen Bildung und Eloquenz sowie einer in Nuhr-Auftritten erworbenen Restsympathie gibt es aufgerundete 2 Sterne.
Relativ unterhaltsam, wenn auch bereits sehr fäkaliengeprägt, der erste Teil, danach weit über 200 Seiten nahezu nur noch von Erbrechen, Erotik oder Blasen- bzw. Darmtätigkeit zuzuschreibenden Körperausscheidungen handelnd und erst ab S. 312 (Kreuzfahrtteil) zwar weiterhin recht "feucht", aber doch bei aller Übertreibung wenigstens lustig, von guter Beobachtungsgabe, Phantasie und Humor zeugend.
Das Buch, bei dessen Lektüre ich manchmal fragte, ob sich die Autorin wohl über jeden zahlenden Leser lustig macht, handelt von Lisa Eckharts besonderer Beziehung zu ihrer Großmutter.