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Midnight-Girl
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NRW

Bewertungen

Insgesamt 853 Bewertungen
Bewertung vom 25.11.2018
Die Mütter-Mafia-Trilogie
Gier, Kerstin

Die Mütter-Mafia-Trilogie


ausgezeichnet

Die Mütter-Mafia steht füreinander und für ihre (und fremde) Kinder ein, komme was oder wer wolle. Vor allem aber setzen sie sich konkret und komplett ab gegenüber der anderen Vorstadtmütter, denen ihr Ansehen und ihr Ruf wichtiger sind als die Bedürfnisse der eigenen Nachkommen. Dabei treten natürlich genauso Themen wie unerfüllter Kinderwunsch, Trennung und neue Partnerschaft, um nur ein paar wenige zu nennen, auf den Plan, schließlich steht die Welt und das restliche Leben nicht still, nur weil man Mutter ist, es dreht sich nur manches einfach anders..

„Die Mütter-Mafia“, „Die Patin“ und „Gegensätze ziehen sich aus“ auf insgesamt 12 CDs zum direkt hintereinander weghören, logisch dass da nicht lange gefackelt, sondern direkt zugegriffen wird. Verspricht Kerstin Gier, in diversen Genres unterwegs, immer gute Unterhaltung und vor allem in diesem Fall, eine große Portion Humor und selbstkritische Betrachtungen der etwas anderen Art. Einer emotionalen Achterbahnfahrt gleich verfängt sich der Hörer auch sofort in kleinen Krisen und großen Träumen. Zwischen Lachen und Weinen gibt es diverse Gefühle, die im Grunde alle zur selben Zeit aus einem herausbrechen wollen, so dass man schlussendlich womöglich einfach nur still auf der Couch oder im Sessel sitzt und sich berieseln lässt von Ereignissen, die so viel mehr zu sagen haben, als eine oberflächliche Betrachtung preisgibt.

Obwohl jeder Band für sich alleine stehen kann, macht es Sinn die chronologische Reihenfolge einzuhalten. Zwar wird relativ wenig auf einzelne vergangene Situationen zurückgegriffen, die Rahmenhandlung als solche und die Entwicklung der Charaktere schreitet aber natürlich dennoch voran. Sicherlich findet sich jeder in der ein oder anderen Person wieder, so dass es häufig zu Wiedererkennungsmomenten kommt, in denen man entweder vor Scham im Boden versinken oder einfach nur resigniert den Kopf schütteln möchte. Nichtsdestotrotz bleibt der Trost, dass auch andere mit Anlauf in alle Fettnäpfchen springen, die sich auf dem Weg so bieten.

Großartig gelesen und interpretiert wird das Ganze von Mirja Boes, die genau die richtige Portion Naivität und Frechheit mitbringt, aber auch ein bisschen Unsicherheit signalisiert. Somit fühlt man sich einmal mehr verbunden mit den ungleichen Frauen, die dennoch eine gemeinsame Linie finden und sich nicht nur gegenseitig stärken, sondern tatsächlich fabelhaft ergänzen. Die locker-leichte (Lese)Atmosphäre täuscht allerdings nicht darüber hinweg, dass durchaus tragische Begebenheiten angesprochen werden, wenn die Lösung dessen manches Mal auch etwas unorthodox erscheinen mag. Wichtig aber ist, dass man nicht den Fehler macht das Geschehen zu unterschätzen was Gehalt und Niveau angeht.

Eine wahrlich grandiose Trilogie, nicht mehr ganz neu, aber zeitlos und erfrischend. Egal ob Mutter oder nicht, die Mafia sollte man sich unbedingt zu Gemüte führen.

Bewertung vom 25.11.2018
Pechsträhnen färbt man pink
Teichert, Mina

Pechsträhnen färbt man pink


sehr gut

Winni konzentriert sich voll und ganz auf den Tanzwettbewerb, an dem sie nicht nur teilnehmen, sondern auch gewinnen will. Dafür würde sie alles geben, inklusive pinker Haare und Fake-Piercing in der Nase. Da es jedoch immer anders kommt als man denkt sieht sie sich plötzlich Fiete gegenüber, der zur Reha auf Amrum ist und mit dem sie nun Zeit verbringen soll. Obwohl er sogleich anbietet sie bei ihrem Vorhaben zu unterstützen ist Winni alles andere als begeistert, sieht jedoch ein, dass sie keine andere Wahl hat. Doch spätestens als immer mehr (Haus)Tiere verschwinden, schwindet auch Winnis anfängliche Abneigung. Gemeinsam mit Fiete nimmt sie den Kampf gegen die Diebe auf und merkt dabei zu spät, dass nicht nur die Inseltiere in Gefahr sind.

Dass ein Teenager seinen eigenen Kopf hat, der zumeist nicht dasselbe möchte wie die Eltern, ist hinreichend bekannt. Winni setzt ihre Wünsche dann auch sogleich in die Tat um, indem sie sich kurzerhand die Haare färbt. Nichtsdestotrotz spürt man eine Bindung zwischen ihr und ihrer Familie, die nicht so leicht ins Wanken gebracht werden kann. Schnell kann man sich mit Winni und ihren leicht rebellischen Zügen identifizieren, testet man nicht nahezu in jeder Lebenslage selbst seine Grenzen aus, um schlussendlich dennoch genau den Weg zu finden, mit dem alle zufrieden sind. Es ist ein Geben und Nehmen, das wird auch hier wieder deutlich.

Hinzu kommt eine besondere Freundschaft, mit der vor allem die Hauptprotagonistin so nicht gerechnet hätte. Da sie jedoch ein gutmütiges Wesen besitzt ist dem Leser schnell klar, dass die aufgebaute Fassade schon bald bröckeln wird und auch Winni zu sich stehen kann. So bleibt vor allem genügend Zeit die wichtigen Dinge in Angriff zu nehmen, einerseits das Video für den Tanzwettbewerb fertigzustellen, andererseits aber auch die gemeinen Tierdiebe dingfest zu machen. Letzteres erweist sich schwieriger als zunächst gedacht, denn obwohl ein Anfangsverdacht besteht scheint die Spur ins Leere zu führen, so dass Winni und Fiete wieder von vorne beginnen müssen. Für den Leser mag es das ein oder andere Anzeichen geben, welches in die richtige Richtung deutet, doch auch hier handelt es sich in erster Linie um reine Spekulation, konkrete Beweise müssen erst noch erbracht werden. Hoffentlich ist es bis dahin nicht zu spät…

Mina Teichert erzählt diese Geschichte zielgruppengerecht und ohne viel Schnörkel, quasi wie dem wirklichen Leben entnommen. Vor allem was Gedanken und Gefühle der Hauptfiguren angeht. Ein kleiner Störfaktor sind diverse abgedroschene Sprüche, die es im selben Wortlaut nahezu täglich in den sozialen Netzwerken zu finden gibt. Es scheint als solle hier bewusst eine humoristische Note eingebracht werden, die der entsprechenden Generation heutzutage nachgesagt wird. Leider wirken diese Passagen jedoch recht konstruiert und gestelzt. Ansonsten passt das Zusammenspiel zwischen Witz und Spannung sehr gut, ohne die Einschübe wäre es perfekt.

Bewertung vom 18.11.2018
White Maze
Perry, June

White Maze


sehr gut

Gemeinsam mit Vivian und einer zusammengewürfelten Truppe begibt man sich an den Rand der Legalität, vielleicht sogar darüber hinaus, immer in der Hoffnung einen Hinweis zu erhaschen mit wem oder was man es zu tun hat. Denn erst wenn der Gegner lokalisiert und im Idealfall demaskiert ist, kann man taktisch klug agieren. Ansonsten weiß man nie, ob man nicht doch manipuliert wurde. Vielleicht steckt man auch schon mitten im Spiel, ohne etwas zu ahnen. Für den Hörer ist es in jedem Fall eine ganz neue Erfahrung, denn in erster Linie muss man glauben was man auf die Ohren bekommt. Ob es sich dabei tatsächlich um die Realität handelt wird sich erst im weiteren Verlauf zeigen. Bis zum Schluss ist alles möglich, es stellt sich nur die Frage: Für wen wird es am Ende „Game Over“ heißen?

Mag man zu Beginn noch die ein oder andere Anlaufschwierigkeit haben, um überhaupt ins Geschehen zu finden, so schöpft Uta Dänekamp aus den Vollen und unterstützt den Hörer mit allen Mitteln. Sie fängt die Atmosphäre gekonnt ein und übermittelt eine gewisse Ruhe und Sicherheit, die inhaltlich eigentlich überhaupt nicht gegeben ist. Somit ergibt sich jedoch ein gelungener Gegenpol, der dabei hilft sich nicht selbst zu verlieren, immer wieder einen Anlaufpunkt zu haben, sollte man Gefahr laufen in ein unsichtbares Labyrinth abzudriften.

Viel zu schnell sind die knapp 10 Stunden dann auch schon vorbei. Was sich zunächst sehr lang anhört, entpuppt sich schließlich doch als kurzweilige, gleichzeitig spannende und nervenaufreibende Geschichte, die nicht nur Spieler anspricht. Bist du bereit das Abenteuer anzunehmen?

Bewertung vom 18.11.2018
Unter Verdacht / Die Schwestern von Mitford Manor Bd.1
Fellowes, Jessica

Unter Verdacht / Die Schwestern von Mitford Manor Bd.1


sehr gut

Für Louisa ist es die Chance aus den Fängen ihres Onkels zu entkommen. Zwar muss sie dafür auch ihre Mutter verlassen, aber die Vorteile überwiegen und so ist sie heilfroh, als sie trotz Anlaufschwierigkeiten eine Anstellung bei den Mitfords erhält. Doch über ihre Vergangenheit schweigt sie so gut es geht, niemand darf ihre wahren Beweggründe jemals erfahren. Schnell findet Louisa einen Draht zu den Töchtern des Hauses, vor allem zu Nancy, die nur zwei Jahre jünger ist als sie selbst. So kommt es, dass die beiden jungen Frauen sich plötzlich als Ermittlerinnen in einem Mordfall wiederfinden, der eine Vielzahl an Fragen aufwirft und mit jedem gelösten Problem noch undurchsichtiger erscheint.

Würde man nicht immer wieder daran erinnert, dass sich das Geschehen Anfang der 1920er Jahre abspielt und der Erste Weltkrieg noch nicht weit zurück liegt, könnte man meinen die Geschichte könne ebenso gut in der Neuzeit angesiedelt sein. Dabei sind diverse historische Aspekte unabdingbar und folglich wichtig für den Verlauf der Erzählung, die mit einem Knall startet, sich dann aber erst einmal zurücknimmt, um langsam aber sicher erneut Fahrt aufzunehmen. Man sollte sich ob der ruhigen Darstellung allerdings nie zu sicher sein, es gibt durchaus den ein oder anderen aufbrausenden Moment, vor allem dann, wenn man ihn am wenigsten erwartet.

Mit den Figuren wird man schnell warm und verteilt intuitiv wie gezielt seine Sympathien. Obwohl von vornherein klar ist, dass eigentlich niemandem so recht zu trauen ist, versucht man jedem eine gerechte Chance zu geben, von sich zu überzeugen. Manche ergreifen sie, andere nicht, doch schlussendlich kann und wird erst die Zeit zeigen, ob man sich auf sein Gefühl verlassen kann oder ob es großartige Schauspieler unter den Protagonisten gibt.

Es hat sich hier ein gar seltsames, aber dennoch illustres Gespann zusammengefunden, das als Ermittlerteam fungiert. Selbstverständlich ohne Genehmigung und in weiten Teilen ohne die entsprechende Vorbildung, aber mit einem erklärten Ziel, wenn schon von offizieller Seite aus nichts weiter geschieht. Die Figuren selbst waren vermutlich nicht minder überrascht als ihnen aufging in welch eine Situation sie sich manövriert haben. Nichtsdestotrotz behalten sie den Blick nach vorne gerichtet, um für Gerechtigkeit zu sorgen. Stellt sich nur die Frage, ob sie dabei möglicherweise Dinge zutage fördern, die lieber unentdeckt geblieben wären.

Auch wenn nicht ausdrücklich ausgewiesen, so kann man ohne weiteres von einem Spannungsroman sprechen, da diverse Elemente zu finden sind, die dies belegen. Sicherlich gibt es einige Passagen, die eine Kürzung vertragen hätten, in der Gänze jedoch fiebert der Leser mit und möchte unbedingt wissen was es nun mit dem mysteriösen Mord an der Krankenschwester auf sich hat. Doch Obacht: Nicht jede Erkenntnis ist leicht zu verdauen.

Bewertung vom 18.11.2018
Das krumme Haus
Christie, Agatha

Das krumme Haus


sehr gut

Sophia und Charles lieben sich, wollen heiraten. Als jedoch das Oberhaupt der Familie Leonides, Sophias Großvater, ermordet wird, möchte sie das große Ereignis verständlicherweise erst nach der Aufklärung des Falls vollziehen. Die Suche nach Täter und Motiv beginnt – und gestaltet sich mühsamer als gedacht. Jedes Familienmitglied weiß ein anderes an den Pranger zu stellen, doch eigentlich weiß niemand etwas konkretes. Oder vielleicht doch? Plötzlich gibt es eine weitere Leiche…

Familienfehden eignen sich vorzüglich für einen Kriminalfall der ganz eigenen Art. Das wusste auch Agatha Christie und lässt drei Generationen, mit den unterschiedlichsten Charaktereigenschaften ausgestattet, unter einem Dach hausen. Als einer von ihnen eines unnatürlichen Todes stirbt ist schnell klar, dass der Täter nicht außerhalb zu suchen ist. Wie Scotland Yard tappt auch der Leser zunächst im Dunkeln, obwohl offensichtliche Gründe für die Beseitigung des Familienoberhaupts angebracht werden, die durchaus logisch klingen. Es ist mehr ein intuitives Zweifeln, das einen an Ort und Stelle hält, um nicht gleich die erstbeste Spur zu verfolgen, die sich vermutlich sowieso als Sackgasse herausstellen würde.

Obwohl bereits Ende der 1940er erstmals erschienen hat „Das krumme Haus“ bis heute nichts an Reiz und Spannung eingebüßt. Verwinkelte Szenarien, vertrackte Situationen und ein Personal, das weiß wie seine jeweilige Rolle einzusetzen ist, all das führt zu interessanten wie unvorhersehbaren Ereignissen, die im Laufe des Geschehens zwar durchsichtiger werden, aber doch nicht recht greifbar sind. Sicherlich wird man die ein oder andere (abwegige) Theorie verfolgen und ganz bestimmt schon bald den richtigen Weg einschlagen – vielleicht aber in der Hoffnung sich geirrt zu haben.

Ohne viel Schnickschnack erschafft Agatha Christie eine aufgeheizte Atmosphäre, in der niemand dem anderen mehr über den Weg traut, wodurch negative Schwingungen laut werden. Man darf gespannt sein wie sich die filmische Umsetzung, die ab Ende November in den deutschen Kinos zu sehen sein wird, gestaltet.

Bewertung vom 11.11.2018
Der Welten-Express Bd.1
Sturm, Anca

Der Welten-Express Bd.1


sehr gut

Seit ihr Bruder vor zwei Jahren spurlos verschwand ist für Flinn Nachtigall nichts mehr wie es war. Nur eine mysteriöse Postkarte ist ihr geblieben, mit einem Motiv, das scheinbar nur für sie sichtbar ist. Als an dem alten, verlassenen Bahnhof in Weidenborstel plötzlich ein imposanter Zug hält, sieht Flinn ihre Chance gekommen. Etwas tief in ihr spürt, dass die einzige Möglichkeit herauszufinden was mit ihrem Bruder geschehen ist darin liegt, auf diesen Zug aufzuspringen. Nichtsahnend welche Geheimnisse sich ihr offenbaren werden, beginnt für Flinn eine abenteuerliche Reise.

Der Welten-Express, ein rollendes Internat für außergewöhnliche Kinder und Jugendliche, die in der Zukunft einmal etwas bewegen werden. Endlich spricht es mal jemand aus, dass es nicht ausschließlich auf stupide, teils antiquierte Lehr- und Lernmethoden ankommt. Sicherlich sind Grundkenntnisse sämtlicher Fächer notwendig und wichtig, doch in der Regel lernt man deutlich effektiver, wenn sich einem ein konkreter Sinn offenbart. Diese Ansicht führt dazu, dass der Leser sofort – egal ob selbst noch Schüler oder dieser Zeit bereits entwachsen – auf den Express aufspringen würde.

Die Geschichte rollt, einem Zug gleich, zunächst gemächlich an, nimmt dann aber stetig an Fahrt auf, bis das endgültige Tempo erreicht ist. Trotz kleinerer Zwischenstopps bleibt die bis dato aufgebaute Spannung erhalten und kann zum Teil sogar noch angefeuert werden. Ungeahnte Fähigkeiten und ominöse Ereignissen machen die Fahrt im Welten-Express nicht nur für die Protagonisten zu einem Erlebnis der besonderen Art. Hin und wieder erscheinen Situationen vorhersehbar, dann aber gibt es auch solche, die jeder Logik und Rationalität widersprechen und von denen eine Magie ausgeht, die sich schwerlich beschreiben lässt. Man kann sie spüren, aber nicht anfassen, und schon gar nicht erklären.

Mit den meisten Figuren wird man schnell warm, Sympathien jedweder Art sind schnell verteilt. Ob man mit seiner Einschätzung richtig liegt zeigt sich zwangsläufig erst im weiteren Verlauf, vielleicht wird der ein oder andere Eindruck sogar noch korrigiert. Nichtsdestotrotz sind dahingehend keine allzu großen Überraschungen zu erwarten. Anders sieht dies inhaltlich aus. Gekonnt und präzise spickt die Autorin die Erzählung mit erhellenden, aber auch verwirrenden Momenten, die jedoch allesamt eins gemeinsam haben: Sie beleben das Geschehen mit diversen Wendungen, die gleichzeitig atmosphärisch Einfluss nehmen.

Ein wunderbar gelungenes Debüt, das zwar zu Beginn ein paar kleine Anlaufschwierigkeiten aufweist, aber schnell zu einer gesunden Form findet. Gleichzeitig der Auftakt einer Trilogie, die noch viele Abenteuer und magische Momente bereit halten wird.

Bewertung vom 11.11.2018
Der Insasse
Fitzek, Sebastian

Der Insasse


gut

Er ist ein Monster das Kinder entführt, quält und tötet. Der Vater des kleinen, vor einem Jahr verschwundenen, Max Berkhoff, ist sicher, dass auch sein Sohn der Bestie in die Falle gegangen ist. Doch warum gibt es keinen Hinweis oder gar ein Geständnis? Der mutmaßliche Täter sitzt abgeschirmt im Hochsicherheitstrakt der Psychiatrie. Wie also an ihn herankommen. Max’ Vater sieht nur einen Weg…

Die Vorstellung einen geliebten Menschen zu verlieren, ganz gleich ob es sich dabei um das eigene Kind oder eine andere nahestehende Person handelt, ist grausam. Nicht zu wissen was mit demjenigen passiert ist, nicht mit dem Verschwinden abschließen zu können, treibt die Verzweiflung ins Unermessliche. Schnell stellt man sich somit die Frage, ob man nicht ebenfalls nach jedem Strohhalm greifen würde, sobald die Hoffnung von offizieller Seite zunichte gemacht wird. Berkhoffs Handeln ist dadurch durchaus nachvollziehbar, gleichzeitig beginnt aber auch die Verwirrung, denn in der Psychiatrie gelten andere Regeln.

Früh schon lassen einige Hinweise den Leser aufhorchen, die seine Gedanken zu einem Film aus dem Jahre 2010 (und dessen Romanvorlage aus 2003) lenken. Es ergeben sich Parallelen wodurch das vorliegende Geschehen zu durchsichtig wird, obwohl der Grundgedanke noch immer gut ist. Würde man Wendungen und Überraschungsmomente nicht vorhersehen, käme durchaus ein hohes Spannungspotential zustande, das den Leser fesselt. Man würde vermutlich in die ein oder andere Sackgasse geführt, immer in der Hoffnung die Klinik bald verlassen zu können.

Wer die Anspielungen versteht wird leider während der Lektüre enttäuscht, wer jedoch den gesuchten Film/Roman nicht kennt darf sich auf knallharte Psychospielchen einlassen.

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Bewertung vom 11.11.2018
Mord in Serie - Gemini
Topf, Markus;Duschek, Markus

Mord in Serie - Gemini


ausgezeichnet

Unterschiedliche Tat- und Fundorte, keine – auf den ersten Blick sichtbare – Verbindung und doch steht die Frage im Raum, ob es sich bei den grauenvollen Morden in der Nähe von Hamburg und München um einen Serientäter handelt, der noch weiter zuschlagen wird. Kommissare aus dem Norden sowie dem Süden Deutschlands müssen sich zusammentun und die Ermittlungen voran treiben. Als sie der Lösung gefährlich nahe kommen wird es selbst für die erfahrenen Ermittler brenzlig…

Obwohl der Hörer bereits von Anfang an mit deutlich mehr Hintergrundwissen ausgestattet ist, entwickelt sich hier ein Katz-und-Maus-Spiel, dem man sich nicht entziehen kann. Vieles ist denkbar, nahezu alles möglich, denn es gibt keinen klar vorgezeichneten Weg, dafür ist das Handeln diverser Protagonisten – trotz festgestecktem Ziel – ein ums andere Mal recht impulsiv, wodurch es zu plötzlichen Wendungen und der ein oder anderen Überraschung kommen kann. Sicherlich mag die ein oder andere Situation vorhersehbar erscheinen, aber vielleicht ist dies ja genau so gewollt, um den Hörer dann und wann auch auf falsche Fährten locken zu können. Vielleicht steckt dahinter aber auch gar keine Berechnung, wer weiß…

Grausame Taten halten die Ermittler in Atem und das Spannungsniveau hoch. Im Zusammenspiel mit den Sprecherleistungen und der unterlegten Geräuschkulisse ergibt sich ein Hörspiel, das trotz aller Brutalität Faszination verströmt. Man wohnt dem Geschehen bei, kann sich nicht abwenden, ist aber gleichzeitig froh kein konkreter Teil dessen zu sein. Sehr gelungenes Gesamtpaket.