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de.Susi

Bewertungen

Insgesamt 432 Bewertungen
Bewertung vom 27.07.2021
Das Kind von Gleis 1
Thompson, Gill

Das Kind von Gleis 1


sehr gut

Die jüdische Pianistin Eva sieht in den Kindertransporten die einzige (Überlebens)Chance für ihre Tochter und schickt Miriam, gegen den Willen ihres Ehemanns und Vaters Joseph, nach England.
Ihrem Glauben folgend nimmt die britische Quäkerin Pamela Miriam in ihre Familie auf und versucht dem kleinen Mädchen ein zu Hause zu geben und Trost zu spenden. Doch die Auswirkungen des Krieges reichen weit und bald muss auch Pamela um das Schicksal ihres Sohnes Will bangen, der sich freiwillig zur Royal Air Force gemeldet hat…
Aus Sicht der zwei Mütter in doch recht unterschiedlichen Situationen schildert Gill Thomson sensibel und einfühlsam die ungeheurere seelische Belastung mit dem Bangen um die Liebsten. Dabei bleibt sie aber auch realistisch um exemplarisch und stellvertretend für die Betroffenen den Krieg mit all den Grausamkeiten und persönlichen Schicksalen abzubilden.
Zum Schluss gleitet die Geschichte dann jedoch etwas ins Unglaubhafte ab, dafür ein Stern Abzug - ansonsten ein lesenswerter Roman.

Bewertung vom 27.07.2021
Was uns durch die Zeiten trägt
Johanning, Marion

Was uns durch die Zeiten trägt


ausgezeichnet

Die heranwachsende Luise verliert ihre erste Liebe an den Krieg - Wolfgang zieht freiwillig in den Kampf, stolz dem Vaterland zu dienen.
Und auch in ihrem Heimatort, dem niederschlesischen Dorf Lindau im Riesengebirge ändert der Zweite Weltkrieg alles. Kriegsgefangene werden den Höfen als Zwangsarbeiter zugeteilt, so auch der zurückhaltende Pole Marian. Dieser bemüht sich redlich um die Erfüllung der auferlegten Aufgaben, wird von Luises Mutter trotzdem als Mensch zweiter Klasse behandelt - ein näherer Kontakt mit ihm den Kindern verboten. Doch während der gemeinsamen Arbeit kommen sich Luise und Marian näher und er wird auch nach dem Krieg und der drohenden Vertreibung ihr größte Stütze, Vertrauter und Liebster. Kann die Liebe zwischen dem Polen und der Deutschen Bestand haben??
Feinfühlig und berührend schildert die Autorin Marion Johanning die Geschichte der Familie Reich zwischen Krieg und Vertreibung - und mitten drin die junge Luise im Widerstreit zwischen der romantischen Liebe und Loyalität zu der Familie, ihrer Angst vor den Besatzern und dem Verlust ihrer Heimat. Sehr anschaulich wird die "doppelte Vertreibung" - der Polen durch die Russen und der Deutschen durch die Polen mit den daran hängenden Schicksalen dargestellt. Klar werden die Charaktere der überzeugten Nazis und Wendehälse, als auch der Zwangsarbeiter, Vertriebenen und einfachen Dorfbewohner gezeichnet. In jeder Familie Leid, Elend und Tod - und trotzdem der festen Glauben das alles vorbei geht und wie vor dem Krieg wird.
"Was uns durch die Zeiten trägt" fesselte mich so sehr, dass ich das Buch in knapp drei Tagen durchgelesen habe und fast traurig war, das Ende erreicht zu haben.
Von mir eine klare Leseempfehlung!

Bewertung vom 27.07.2021
Helenes Versprechen (MP3-Download)
Rösler, Beate

Helenes Versprechen (MP3-Download)


ausgezeichnet

Als Kind schickte die jüdische Kinderärztin Helene Bornstein ihren Sohn Moritz mit Kindertransporten nach England in Sicherheit.
Mehrmals hat Helene die Chance Deutschland zu verlassen und doch blieb sie, an das Versprechen das sie ihrem Vater gab, gebunden: sich um Mutter und Schwestern zu kümmern. Und noch weiter reichte ihr Mut - sie ließ ihre Ausreisemöglichkeiten nicht verfallen sondern verhalf damit anderen zur Flucht. Letztendlich hat Helene überlebt, doch alles was ihr lieb und teuer war hat sie verloren: Freunde, Familienmitglieder und die Heimat. Nach fast zehn Jahren der Trennung freut sie sich 1947 nun auf das Wiedersehen mit Moritz in New York – ihre einzige Motivation die Schikane unter dem Nazi-Terror zu ertragen. Doch er steht ihr nun als junger Mann gegenüber – beide sind sich fremd. Können beide sich wieder annähern? Und lann sie mit ihrer schweren Bürde einen Neuanfang starten - oder wurde alle Energie im Einsatz um das blanke Überleben aufgebraucht?
Auch die Entfremdung zwischen Helene und ihrer Schwester Marlis schreitet voran. Noch verstärkt durch den mangelnden Austausch des Erlebten bleibt jede mit ihrem Trauma allein
Das die getrennte Zeit Probleme mit sich bringt hatte ich selber noch nicht bedacht, aber ist nur logisch, denn das Leben verläuft weiter - mit unterschiedlichsten Erleben und Erfahrungen.
Sehr interessant und neu für mich war die Haltung der Amerikaner, die fast oberflächlich naiv nicht verstehen, warum Helene nicht einfach froh über ihre Rettung sein kann, können ihre durch gewisse Situationen ausgelösten Flashbacks weder nachvollziehen noch (wollen sie sie) verstehen
Sehr gelungen beschreibt die Autorin das innere Gefühlsleben der Protagonisten mit falschen Erwartungen und daraus resultierenden Enttäuschungen. Der Leser kann sich dadurch gut in die Charaktere hineinversetzen und mehr als einmal habe ich mich gefragt wie es mir damit ergangen wäre.
"Helenes Versprechen" fesselte mich so sehr, dass ich das Buch in knapp drei Tagen gehört habe und fast traurig war, das Ende erreicht zu haben.
Von mir eine klare Lese/Hörempfehlung!

Bewertung vom 27.07.2021
Der Horror der frühen Medizin
Fitzharris, Lindsey

Der Horror der frühen Medizin


ausgezeichnet

Das Handwerk des Chirurgen war vor der Entdeckung von Betäubungsmitteln vor allem eins - blutig, brutal und oft mit tödlichem Ausgang. Aufgrund der unglaublichen Schmerzen des Patienten musste die Operation innerhalb kürzester Zeit ausgeführt werden - was oft zu schlimmen Fehlern führte. Und auch die Gefahr anschließender Infektionen war nicht zu unterschätzen. Seiner neuen Ideen oft angefeindet setzt sich der Chirurg Joseph Lister das Ziel die Todesrate bei den Eingriffen zu senken. Mit (spätem) Erfolg - der Entdeckung des antiseptischen Systems.
Nüchtern und erschreckend detailgetreu, mit stimmiger historische Atmosphäre gelesen von Friedhelm Ptok, wird der Leser in die Anfänge der Medizin entführt. Dabei ist die Geschichte gespickt mit zum Teil heut fast amüsant anmutenden Aspekten - überwiegend jedoch mit äußerst brutalen und ekelerregenden Schilderungen. Eigentlich bin ich ziemlich hart im Nehmen, aber hier schauderte es mir mehr als einmal. Aber genau diese Elemente machen das Buch so authentisch und unterstreichen die dringend notwendigen Änderungen in der Chirurgie - Maßnahmen die heut selbstverständlich sind und die wir dem unbeirrtem Forschen Joseph Listers zu verdanken haben.
Ein sehr interessantes Sachbuch über die schwierigen Anfänge der modernen Medizin, welches ich sehr gern weiterempfehle!

Bewertung vom 17.07.2021
Unterm Schinder / Kreuthner und Wallner Bd.9 (1 MP3-CD)
Föhr, Andreas

Unterm Schinder / Kreuthner und Wallner Bd.9 (1 MP3-CD)


gut

Bei einem ursprünglich von Kreuthner inszenierten Einbruch in einem abgelegenen Hof wird die Leiche von Carmen Skripa gefunden, die vor einigen Jahren als Zeugin im Mordfall ihres Mannes ausgesagt hatte. Kommissar Wallner vermutet einen Zusammenhang und ermittelt in diese Richtung, mit einigen Überraschungen…
An Andreas Föhrs bayrischen Regionalkrimis sind das Schönste für mich die haarsträubenden Ideen und Aktionen um Kreuther, die mit dem passenden Dialekt im Hörbuch immer (auch hier wieder) hervorragend umgesetzt sind – der Hauptgrund für mich diese Bände als Hörbuch zu hören. Nur leider wurde das in diesem Buch recht sparsam dosiert – Kreuthner wird relativ schnell aufs Abstellgleis geschoben und Wallner spielt nun den Einzelkämpfer.
Die Handlung an sich wirkt sehr konstruiert, mir sind es einfach zu viel Zufälle um die Story glaubhaft wirken zu lassen.
Bei mir hat „Unterm Schinder“ keinen bleibenden Eindruck hinterlassen, allerdings sollte sich jeder selbst ein Urteil bilden.

Bewertung vom 17.07.2021
Der Sucher (eBook, ePUB)
French, Tana

Der Sucher (eBook, ePUB)


gut

Der ehemalige Polizist Calvin „Cal“ Hooper, ist von Chicago in die irische Einöde gezogen um wieder zu sich selbst zu finden. Trotz der üblichen Ablehnung der Einheimischen kommt er rasch mit seinem Nachbarn in Kontakt und auch die Renovierung seines baufälligen Häuschens stellt ihn zufrieden. Doch einmal Cop immer Cop schlagen seine feinen Antennen Alarm, als immer wieder von einem Kind beobachtet wird. Und auch sonst geschehen merkwürdige Dinge…
Besonders hat mir Cal’s Rolle gefallen, der wirklich glaubhaft dargestellt versucht, sich irgendwelchen Ermittleraktivitäten zu entziehen und letztendlich doch nicht aus seiner Haut kann. Im Umgang mit dem erwähnten Kind (im Verlauf der Geschichte entpuppt sich so manche Überraschung) finde ich ihn einfach Klasse, kein Erziehungs-, Belehrungs- oder Sozialpädagogik-Gehabe, sondern eine Begegnung auf Augenhöhe – rau, aber offen für das Gegenüber und sich trotzdem nicht alles gefallen lassen.
Die dahinterliegende Handlung hat mich leider nicht so geflasht und auch der Schluss hinterlässt einen faden Beigeschmack – Gerechtigkeitsfanatiker werden daran sicher keine Freude haben.
Dennoch – vor allem aufgrund des zwischenmenschlichen Umgangs der fast an eine Sozialstudie erinnert – ein sehr lesenswertes Buch, wenn man den Fokus nicht allzu sehr auf den Krimi legt.

Bewertung vom 17.07.2021
Die Verlorenen / Jonah Colley Bd.1 (2 MP3-CDs)
Beckett, Simon

Die Verlorenen / Jonah Colley Bd.1 (2 MP3-CDs)


gut

Als Jonah Colleys kleiner Sohn Theo vor 10 Jahren verschwand, ist für ihn nichts mehr wie es war. Seine Ehe zerbrach ebenso wie der Kontakt zu seinem besten Freund und Polizeikollegen Gavin und er ist getrieben davon den Täter zu finden. Als sich Gavin bei Jonah meldet und um ein Treffen bittet, weil er der Einzige sei, dem er vertrauen könne, ist Jonah elektrisiert, in der Hoffnung auf Neuigkeiten zum Verschwinden seines Sohnes – doch alles läuft aus dem Ruder und plötzlich ist Jonah selbst Verdächtiger in einem Mordfall.
Ich habe „Die Verlorenen“ als Hörbuch gehört und bin von der gelungenen Umsetzung des Sprechers Johannes Steck begeistert, der den Charakteren das passende Finish gibt.
Die Handlung an sich ist recht zäh, und es ist ziemlich vorhersehbar, das Jonah sich immer wieder verdächtig macht. Das reist auch die Wendung zum Ende hin nicht raus.
Mal nett mit anzuhören, aber kein (Hör)buch mit Suchtfaktor...

Bewertung vom 10.07.2021
Erntejahre
Jardin, Izabelle

Erntejahre


gut

Die Wartenbergfrauen der nunmehr vierten und fünften Generation (je nachdem welche Wartenberg-Frau man an den Beginn setzt) meistern ihr Leben in den Nachkriegsjahren, der aufstrebenden Bundesrepublik, unter dem RAF-Terror, in der DDR als auch den Wendejahren und der Wiedervereinigung.
Bereits nach den ersten Zeilen bin ich wieder in der Geschichte versunken. Der Schreibstil macht es wunderbar einfach, das Buch regelrecht zu verschlingen und dabei wirkt es trotz der zum Teil verstaubten Atmosphäre der 50/60/70er Jahre durch die Formulierungen erfrischend modern.
So fesselnd jedoch der Einstieg, als auch die Vorgängerbände waren, deren Zeit ich nur aus Erzählungen kenne, umso mehr fühlt sich „Erntejahre“ im weiteren Lesefortschritt jedoch wie die Aneinanderreihung von geschichtlichen Ereignissen an und hinterlässt bei mir das unschöne Gefühl, alles schnell zum Abschluss bringen zu wollen. Es ist ganz interessant über reale Geschichte in einem Roman zu lesen, die man selbst erlebt hat. Vielleicht rührt daher auch der Wunsch, mehr davon zu wollen um sich (und die Zeit) auch wiederzuerkennen und eigene Erinnerungen heraufzubeschwören. Meiner Meinung nach hätte hierin aber auch genug Potential gesteckt, es auf zwei Bücher aufzuteilen, in dem auch noch Zeiten des wiedervereinigten Deutschlands hätten thematisiert werden können.
Ich habe auch den Eindruck Constanze viel eingehender und tiefer behandelten wurden, als beispielsweise Eva und Bettina. Letztere wirken farblos und können mich auch nicht wirklich überzeugen.
Gelungen ist wiederrum der Abschluss der Wartenberg-Reihe: Mit Constanzes Rückkehr in die Heimat schließt sich für mich somit der Kreis um derer von Wartenberg und damit auch ein durch die Weltpolitik gesteuertes Jahrhundert voller Schicksale.
Fazit: Im Vergleich zu den Vorgängerbänden eher durchwachsen konnte mich „Erntejahre“ leider nicht ganz überzeugen.

Bewertung vom 10.07.2021
Der Traum von Freiheit / Speicherstadt-Saga Bd.3 (eBook, ePUB)
Lüders, Fenja

Der Traum von Freiheit / Speicherstadt-Saga Bd.3 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Wilhelmina "Mina" Lohmeyer hat das Kaffeehandelskontor ihres Vaters und Großvaters nach dem ersten Weltkrieg wieder zum florieren gebracht, auch wenn sie als Frau in dieser Männerdomäne scheel angeblickt wird und ihr zahlreiche knüppel in den Weg geworfen wurden.
Doch die politischen Entwicklungen werfen ihre drohenden Schatten bereits voraus. Anfangs schlägt Mina wohlgesinnte Warnungen in den Wind, doch rasch muss auch sie erkennen, das des auch gravierende Veränderungen für sich und ihre Familie bedeuten. Aber Mina wäre nicht Mina, wenn sie nicht auch diese turbulenten Zeiten übersteht.
Nachdem ich Mina bereits von Kindsbeinen an mit ihrem Interesse an Kaffee und Kaffeehandel begleitet habe, habe ich mich sehr auf diese Fortsetzung gefreut. Fenja Lüders gelingt es mit "Traum der Freiheit" wieder einmal, den Leser sowohl in Zeit und Raum zu versetzen. Wohl dosiert halten sich Familien- und Weltgeschichte die Waage ohne überladen oder belehrend zu wirken. Das Buch habe ich sowohl aufgrund der spannenden Handlung als auch des fesselnden Schreibstils in knapp 2 Tagen ausgelesen - ich denke schon das spricht für dieses Buch. Klare Leseempfehlung!