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Furbaby_Mom

Bewertungen

Insgesamt 469 Bewertungen
Bewertung vom 20.06.2021
Die Schattenwölfin der Rocky Mountains
Birovljev, Natascha

Die Schattenwölfin der Rocky Mountains


sehr gut

Bei "Die Schattenwölfin der Rocky Mountains" handelt es sich um den vierten Teil der in Kanada spielenden Willow-Ranch-Reihe von Autorin Natascha Birovljev. Ich kannte die Vorgängerbände nicht, hatte aber auch als Quereinsteigerin keinerlei Verständnisschwierigkeiten, da es sich um eine in sich geschlossene Geschichte handelt. Zudem lernt man alle relevanten Figuren und ihre aktuelle Lebenssituation direkt zu Beginn kennen und kann sich fortan gut in die Perspektive der drei Hauptprotagonisten (Rosie, Woodwind und Cody) hineinversetzen.
Woodwind Jones lebt nun seit einiger Zeit wieder im Sunchild Reservat, ohne jedoch wirklich angekommen zu sein. Seine Arbeit in der Wildtierstation macht ihm Spaß, doch es widerstrebt ihm, sich in den Reservatsalltag einzufügen, da er das Gefühl hat, nur geduldet statt willkommen zu sein. Eine alte Schuld, für die er sich nicht vergeben kann, lastet schwer auf seinen Schultern und er treibt relativ orientierungslos durchs Leben. Obendrein hat es der Fiesling Jeremy Bull, der den Posten des Chiefs anstrebt, auf ihn abgesehen. Doch der weise Schamane Chinook stärkt Woodwind den Rücken und ermuntert ihn, sich in das gerade ins Leben gerufene Sommerprogramm für indianische Jugendliche einzubringen und die kürzlich ins Reservat zurückgekehrte Ayita zu unterstützen.
Rosie möchte gerne Pferdetrainerin werden – aber die Kosten für solch eine Ausbildung sind enorm. Ein unerwartetes Angebot ihres Ex-Freundes Calvin scheint die Lösung all ihrer Probleme zu sein, doch kann sie ihm trauen? Immerhin hatte er sie bereits während ihrer gemeinsamen Beziehung ständig belogen. Außerdem drängt sich ein alter Bekannter in ihr Leben (- der gerade aus Australien zurückgekehrte Feuerwehrmann Doug -), der keinen Zweifel daran lässt, dass er Interesse an Rosie hat. Und dann gibt es da noch den stets verlässlichen und herzensguten Nick, der Rosies Herz schneller schlagen lässt…
Cody trauert noch immer um seinen Bruder Scott, der sich das Leben genommen hat. Die Tatsache, dass Scott in den Augen seines Dads der Goldjunge gewesen war, während Cody es seinem alten Herrn nie recht machen kann, macht die Bekämpfung der aktuellen Probleme auf der Familienfarm nicht gerade leichter. Eigentlich wollte Cody immer schon mit Pferden arbeiten, nun wird von ihm erwartet, Milchfarmer zu werden. Soll er seine eigenen Träume wirklich zum Wohle des Familienfriedens aufgeben? Und wie wird das Wiedersehen mit Emma aus Deutschland verlaufen, mit der er sich durchaus eine gemeinsame Zukunft vorstellen könnte?
Überraschend spannend und höchst dramatisch entfalten sich die Ereignisse um die drei Figuren, die allesamt sehr realistisch und glaubwürdig ausgearbeitet worden sind. Cody, Rosie und Woodwind wirken wie aus dem Leben gegriffen, haben Ecken und Kanten, machen Fehler, sind einfach menschlich. Authentisch sind auch die herausfordernden Lebensbedingungen in dieser wunderschönen Region in die Story eingebunden worden - neben Lagerfeuerromantik und Naturverbundenheit werden auch Probleme wie die Perspektivlosigkeit und kulturelle Zerrissenheit junger Indianer, ihr Kampf um die Bewahrung der Traditionen, Alkoholismus und Depressionen angesprochen.
Ich war insbesondere von der im Prolog vorgestellten Legende der Cherokee begeistert, hätte im Laufe der Handlung jedoch noch gerne mehr über Wölfe im Allgemeinen bzw. die im Buchtitel erwähnte Wölfin gelesen. Leider nahmen diese anmutigen Tiere nur eine winzige Nebenrolle ein. Der Geschichte selbst hat dies allerdings keinen Abbruch getan; diese lebt von dem lebendig beschriebenen Setting, den mitreißenden Entwicklungen in den einzelnen Handlungssträngen und unerwarteten Wendungen, mystischen Elementen sowie überzeugenden, tiefgründigen Dialogen.
Fazit: Man spürt die Verbundenheit der Autorin mit jenem Land, in das sie vor einiger Zeit ausgewandert ist. Gerne spreche ich eine klare Leseempfehlung für alle Kanada-Liebhaber und Fans von indianischer Kultur aus.

Bewertung vom 15.06.2021
Der kleine Teeladen in Tokio / Romantic Escapes Bd.5
Caplin, Julie

Der kleine Teeladen in Tokio / Romantic Escapes Bd.5


ausgezeichnet

Absolutes Herzensbuch – große Tokio-Liebe!
Ich kann kaum in Worte fassen, wie sehr ich diese Feel-Good-Story geliebt habe! Für mich war es der erste Roman von Autorin Julie Caplin und ich bin so dermaßen begeistert, dass diese Rezension wohl besonders kurz ausfallen wird – theoretisch könnte ich auch nur zusammenfassend sagen: Ein richtig gutes Buch!!

Die englische Bloggerin Fiona hat sich aufgrund ihres fotografischen Talents für ein Stipendium qualifiziert; sie wird 2 Wochen in Japan verbringen, um Bilder für ihre anschließende Ausstellung in London zu sammeln. Vor Ort wird ihr ein Mentor zur Seite gestellt – der sich ausgerechnet als jener Mann entpuppt, vor dem sie sich einst unsterblich blamiert hat: der international gefeierte Fotograf Gabe Burnett. Zum Glück erinnert sich der leicht zynische und über seinen Job als Lehrmeister alles andere als erfreute Gabe nicht an Fiona, dennoch macht er es der jungen Frau nicht gerade leicht. Wesentlich herzlicher willkommen ist Fiona bei ihrer Gastfamilie und schon bald spürt sie, dass der Zauber dieses kontrastreichen Landes sie für immer verändern wird…

Euer Herz schlägt für Wohlfühlromane? – Lest dieses Buch! Ihr liebt Romanzen, die sich angenehm langsam statt Knall auf Fall entwickeln? – Lest dieses Buch! Ihr interessiert euch für Fotografie? – Lest dieses Buch! Ihr taucht literarisch gerne in die Kultur fremder Länder ein? – Lest dieses Buch! Ihr habt sogar ein Faible für Japan? – Lest UNBEDINGT dieses Buch!

Das Land der aufgehenden Sonne hat mich schon immer unheimlich fasziniert. Würde Japan nicht bereits auf meiner Reiseliste stehen, wäre dies spätestens nach der Lektüre dieses Romans der Fall. Die Autorin hat das einzigartige Flair einfach traumhaft eingefangen und in ihren stimmungsvoll atmosphärischen, bildreichen Beschreibungen so einladend formuliert, dass ich im Anschluss am liebsten sofort die Koffer gepackt hätte. Ob geschäftige Hektik in der Stadt oder sanfte Entschleunigung in der Natur - ich hatte das Gefühl, zusammen mit Fiona einen ganz persönlichen Kurzurlaub in Japan zu genießen. Insbesondere die Garten-Szenen haben mich innehalten und zur Ruhe kommen lassen. Welch ein (Lese-)Genuss!

Der Fokus der Story liegt weniger auf der Liebesgeschichte (die übrigens aus zwei Perspektiven, hauptsächlich aber aus Sicht von Fiona erzählt wird), sondern vielmehr auf dem Gesamterlebnis (Fionas Reise). Auch ihre Gastfamilie ist ein Highlight für sich, allen voran Haruka. - Ihre Weisheit empfand ich als wahre Bereicherung und habe viel Inspiration daraus mitnehmen können; vor allem mit dem Konzept des Wabi Sabi möchte ich mich auch zukünftig mehr auseinandersetzen. Außerdem gibt es einen bestimmten ABBA-Song, bei dem ich fortan immer schmunzeln und an diese zauberhafte Geschichte denken werde!

Fazit: Dieses Buch ist ein Geschenk und definitiv eines meiner Jahreshighlights! Für mich steht fest, dass ich nun auch alle anderen Werke der Romantic-Escapes-Reihe der Autorin lesen möchte. Uneingeschränkte Leseempfehlung!

Bewertung vom 09.06.2021
Sommer im kleinen Glückscafé (eBook, ePUB)
Hanika, Susanne

Sommer im kleinen Glückscafé (eBook, ePUB)


sehr gut

Willkommen in Lerchenbach!
Susanne Hanika entführt uns in ihrem im Juni 2021 erschienenen Werk in das idyllische Lerchenbach in der Oberpfalz, wo die sympathische Miriam, die sich kürzlich ihren Traum von einem eigenen Café erfüllt hat, mit ihren ausgefallenen Kreationen versucht, die lokale Bevölkerung als Stammkundschaft zu gewinnen – bisher mit mäßigem Erfolg. Denn in ihrem Heimatort ticken die Uhren nun mal anders und die meisten Einwohner vertrauen lieber auf bewährte Kost statt auf neue Köstlichkeiten. Aber so leicht lässt Miriam sich nicht unterkriegen, gut Ding will schließlich Weile haben. Unterstützung erhält sie von ihrer besten (aktuell hochschwangeren) Freundin Bell und zwei reizenden Seniorinnen, deren freche Sprüche mich herrlich amüsiert haben. - Miriams schrullig-herzliche Tante Rosa und deren Freundin TikTak nehmen kein Blatt vor den Mund, ändern spontan mal die Tageskarte des Cafés und lassen keinen Zweifel daran, dass sie Miriam gerne verkuppeln möchten…bevorzugt mit dem adretten neuen Tierarzt des Ortes: Marius. Wie praktisch - und welch ein Zufall! -, dass plötzlich ein ausgesetzter Welpe vor dem Café auftaucht! Auch wenn Miriam den Plan der gewieften Damen sofort durchschaut, schleicht sich die kleine Fellnase in ihr Herz und bald steht fest: Dobby gehört nun zu ihr! Doch besagtes Herz gerät auch anderweitig außer Takt, denn Miriams Jugendliebe Leon kehrt nach Lerchenbach zurück, in Begleitung einer Frau und eines kleinen Mädchens. Umso mehr fuchst es Miriam, dass Leon ständig ihre Nähe zu suchen scheint – reicht ihm seine Familie denn nicht?! Sie ahnt nicht, dass er aus ganz anderen Gründen in seine Heimat zurückgekehrt ist…
Aufgrund des charmanten, detailverliebten Schreibstils und der authentischen Dialoge bin ich direkt in die Story eingetaucht. Insbesondere die traumhaften Landschaftsbeschreibungen der umliegenden Gegend und des Mühlenhofs, wo Bell samt Mann, 4 Kindern und zahlreichen Tieren lebt, haben es mir angetan. Die Autorin hat enorm angenehme Charaktere erschaffen, mit denen man zu gerne im realen Leben befreundet wäre. Im Nachhinein habe ich übrigens entdeckt, dass auch Bell bereits einen eigenen Roman erhalten hat - "Glückstage auf dem kleinen Mühlenhof" (April 2020; beHEARTBEAT), den ich nun unbedingt lesen möchte. Gegen Ende der Handlung wird außerdem schon der nächste Lerchenbach-Roman angeteasert, der ebenfalls sehr vielversprechend klingt.
Erzählt wird abwechselnd aus Miriams und Leons Perspektive, wodurch man einen tollen Einblick in ihre Gefühlswelt bekommt und sie als Figuren besser kennenlernt. Miriam ist eine leicht verträumte, aber auch clevere, durch und durch bodenständige, aufrichtige und liebenswerte junge Frau. Sie hat ihre Prinzipien und lässt sich nicht von dem Reichtum Leons bzw. von Leons Familie, der quasi der halbe Ort gehört, blenden; das wäre ja noch schöner! Leon selbst wirkte auf mich erstaunlich nett und zuverlässig, daher war ich total gespannt auf die Gründe ihres einstigen Zerwürfnisses. – Das ihm unterstellte Verhalten passte nämlich so gar nicht zu ihm.
Und damit sind wir auch bei meinem einzigen Kritikpunkt angelangt: der Vorhersehbarkeit. Selbstverständlich erwarte ich nicht, dass in Feelgood-Stories mit quasi vorab garantiertem (und von mir vorausgesetztem) Happy End das Rad neu erfunden wird. Gewisse Entwicklungen stehen bereits zu Beginn fest und das ist auch völlig in Ordnung. Elemente, bei deren Einbindung in die Geschichte ich mir hingegen etwas mehr Kreativität gewünscht hätte, waren sämtliche Ereignisse in der Vergangenheit, die allzu offensichtliche Rolle einer hinterlistigen Person sowie die Identität einer Internetbekanntschaft – Genaueres dazu kann ich aus Gründen der Spoiler-Vermeidung leider nicht verraten.
Fazit: Ein bezaubernder, unterhaltsamer, locker-leichter Sommerroman, den ich allen Fans von Kleinstadtromanzen empfehle!

Bewertung vom 07.06.2021
Möwensommer
Römer, Lotte

Möwensommer


sehr gut

*** Blumenliebe auf Norderney ***
Das wunderschöne Cover verspricht einen locker-entspannten Wohlfühlroman am Meer – und hält, was es verspricht. In Lotte Römers Werk, das im April 2021 bei HarperCollins erschienen ist, lernen wir die sympathische Lina kennen, die nach Jahren heimlicher Liebe zu ihrem Kindheitsfreund Mattis endlich Interesse an einem anderen Mann entwickelt. Ob sich mit Bent, dem neuen Standesbeamten der Insel Norderney, ihr Traum von einer glücklichen Beziehung erfüllen wird? Abgesehen vom Zuspruch ihres Bruders, der Bents Arbeitskollege ist, hält sich die Begeisterung in Linas Umfeld in Grenzen: Ihre Chefin Claudia, mit der sie gemeinsam in der lokalen Blumenhandlung arbeitet, ist nicht überzeugt, allerdings hatte diese auch mit Mattis stets ein Problem gehabt. Besagter Jugendfreund hingegen, der bekannt für seine wechselnden Frauenbekanntschaften ist und Lina einst das Herz gebrochen hatte, verhält sich auch auffällig anders als sonst. Ist er etwa eifersüchtig? Was steckt hinter seiner Abneigung gegen Bent?
Besonders gut gefallen hat mir die Atmosphäre in dem kleinen Blumengeschäft 'Blühende Phantasie' – man hat die Farbenpracht der Pflanzen direkt vor Augen und spürt nicht nur Linas Begeisterung für die einzelnen Gewächse, sondern auch ihre Passion für ihren Beruf als Floristin. Auch die Tüchtigkeit ihrer Chefin, die liebenswerten Stammkunden und die Schilderungen des typischen Alltags in einer Blumenhandlung erzeugen eine authentische und sehr angenehme Stimmung. Weiterhin positiv aufgefallen sind mir die herrlichen Landschaftsbeschreibungen bzw. das einladende Insel-Flair.
Trotz des angenehmen Schreibstils erschienen mir viele Elemente der Geschichte leider etwas zu vorhersehbar. Dass man bei Liebesromanen dieser Art relativ schnell erkennt, wer letztlich ein Paar werden wird, ist natürlich klar und daran störe ich mich auch überhaupt nicht. Aber hinsichtlich Linas beruflicher Situation wirkte die Lösung schlichtweg unrealistisch, da ihr alles in den Schoß zu fallen scheint; der Plot um Claudia hat mich nicht überzeugt. Und was die Romanze betrifft: Zwar gab es in der Gegenwart ein, zwei Überraschungen – wie z.B. den Handlungsstrang um Bent, der ungewöhnlich offensiv gelöst worden ist – doch im Hinblick auf gewisse Ereignisse in der Vergangenheit von Lina und Mattis war mir bereits nach wenigen Sätzen klar, was sich tatsächlich abgespielt haben musste; bis zum Schluss hatte ich auf eine kreativere Lösung gehofft, die allerdings nicht erfolgte.
Zur weiblichen Hauptfigur hatte ich von Anfang an einen guten Zugang, denn Linas Charakter ist darauf ausgelegt, zu gefallen – immer lieb, freundlich, optimistisch, positiv, leicht verträumt bzw. naiv, sozial und sehr auf die Pflege von Freundschaften bedacht, was sich im Laufe der Handlung deutlich zeigt (Stichwort: Frauenpower). Mattis war mir nicht unsympathisch, seine Figur blieb jedoch insgesamt etwas blass und oberflächlich; im Grunde war er mir egal. Mit Bent hatte ich das Problem, dass die Autorin ihm ein gewisses Verhalten zugedacht hat, welches für den Fortgang der Handlung zwar relevant sein mochte, es mir aber unmöglich machte, Linas Interesse an ihm nachzuvollziehen. Ein witziges Highlight waren die Haustiere von Linas Bruder: zwei Papageien mit den Namen Herr Schröder und Frau Merkel; ihre lustigen Sprüche haben stets für gute Laune gesorgt.
Fazit: Ein kurzweiliger, leicht vorhersehbarer Liebesroman mit tollem Norderney-Feeling, der sich ideal für einen sommerlichen Lesenachmittag eignet.

Bewertung vom 04.06.2021
Sehnsucht in Aquamarin
Covi, Miriam

Sehnsucht in Aquamarin


sehr gut

Wundervoller Familienroman mit traumhaftem Setting!
Miriam Covis herrliche Familienromane haben für mich mittlerweile Tradition, sie gehören einfach zu meinem Lese-Sommer dazu und sind für mich stets wie ein kleiner Urlaub! Auch in diesem Jahr entführt uns die Bestsellerautorin wieder an einen Sehnsuchtsort, nämlich an die Ostküste der USA, in den wunderschönen Bundesstaat Maine, wo die zwei Schwestern Polly und Jette im Acadia Nationalpark nach ihrer Mutter suchen, die dort als Rangerin arbeitet. Eve hatte ihre Familie vor fast 30 Jahren ohne ein Wort des Abschieds verlassen. …ein Verlust, der ihre beiden Töchter schwer verletzt und nachhaltig geprägt hat. Während ihres spontanen Recherche-Urlaubs setzen sich Polly und Jette mit ihrer Vergangenheit auseinander, kommen in den Genuss des Camping-Lifestyles und machen die Bekanntschaft mit zwei charismatischen Männern, die ihr Herz höherschlagen lassen. Doch werden sie tatsächlich den Mut aufbringen, ihre Mutter zu konfrontieren? Und wie soll man jemandem verzeihen, dessen Zurückweisung einem von klein auf das Gefühl gegeben hat, unzureichend und nicht liebenswert genug zu sein?
Beide weiblichen Hauptfiguren könnten nicht unterschiedlicher sein – die bodenständige, eher introvertierte Übersetzerin Polly und ihre flippige, dauer-optimistische Schwester Jette. Während Polly sich in ihrer Stuttgarter Dachgeschosswohnung am wohlsten fühlt, Beziehungen meidet und sich maximal hin und wieder einen One-Night-Stand gönnt, tingelt Jette seit Jahren munter durch die Welt, geht den ausgefallensten Jobs nach, verliebt sich alle paar Tage neu und hat die Suche nach ihrer Mutter niemals aufgegeben. Für Polly hingegen ist das Thema abgeschlossen, weshalb sie sich auch nur zähneknirschend bereit erklärt, Jette in die USA zu begleiten, nachdem diese ihre verschollene Mutter auf einem dort aufgenommenen Foto entdeckt hatte.
Die Landschaftsbeschreibungen sind ein Traum! Ob das malerische Städtchen Bar Harbor mit seinen kleinen Gassen, bunten Cottages und köstlichem Seafood oder die wilde Schönheit des Nationalparks, die zu Bootsausflügen und Wanderungen entlang der ozeanumtosten Küste einlädt (wobei bitte immer auf passendes Schuhwerk zu achten ist ;-))…die Autorin fängt die Atmosphäre der Schauplätze so gekonnt ein, dass man meint, sich gemeinsam mit den Figuren vor Ort auf Entdeckungsreise zu befinden.
Sowohl Polly als auch Jette waren mir enorm sympathisch, auch wenn Jettes quirliges, unzuverlässiges Wesen mich im realen Leben auf Dauer wahrscheinlich in den Wahnsinn treiben würde. In ihren Augen ist die Welt rosarot und sie scheut keine Risiken – was im Grunde sehr positive Eigenschaften sind. Dies liegt darin begründet, dass Jette permanent auf der Suche nach dem Glück ist; je mehr Trubel, Action und Herzklopfen, desto besser – sie sucht einen Ausgleich für die entgangene Mutterliebe. Polly hingegen hat sich ins andere Extrem entwickelt; sie fürchtet die Liebe, mit der sie automatisch Zurückweisung, Verlust und Enttäuschung verbindet, sehnt sich nach Sicherheit. Beide Charaktere sind äußerst facettenreich und überzeugend ausgearbeitet worden. Auch die Nebenfiguren, die weitaus mehr als nur Randfiguren sind, haben mich begeistert! Einzig der Fokus auf Izzy, Liams niedliche kleine Tochter, war mir an manchen Stellen einen Hauch zu intensiv, da mir einige ihrer Aussagen nicht altersgemäß und ein wenig zu aufgesetzt erschienen.
Der ansonsten angenehme, sommerlich leichte und dennoch tiefgründige Schreibstil lässt die rund 500 Seiten dieses Wohlfühlromans nur so dahinfliegen und fasziniert begleitete ich die ungleichen Schwestern auf ihrer Suche nach Antworten, amüsierte mich über die kleinen Alltagsdramen beim Camping und war insbesondere von der Entwicklung Pollys positiv überrascht.
Als Extra-Schmankerl gibt es im Innencover ein leckeres Blueberry-Cheesecake-Rezept, das ich definitiv mal ausprobieren werde.
Fazit: Interessante Themen, spannende Wendungen, jede Menge humorvoller Dialoge

Bewertung vom 01.06.2021
Die Bildermacherin und das Hexenhaus / Die Bildermacherin Bd.3
Omasreiter, Christiane;Scheck, Kathrin

Die Bildermacherin und das Hexenhaus / Die Bildermacherin Bd.3


ausgezeichnet

Atmosphärischer Kriminalroman mit tollem Lokalkolorit!
Nachdem mich die ersten beiden Bände um die sympathische Fotografin Amalia Engl total begeistert hatten, war ich enorm gespannt auf den dritten Roman aus der Feder des Autorinnen-Duos Christiane Omasreiter und Kathrin Scheck. Ich wurde nicht enttäuscht – "Die Bildermacherin und das Hexenhaus" ist in meinen Augen sogar der bisher spannendste und zugleich auch emotionalste Band der Krimi-Reihe!
Die Geschichte hat eine in sich geschlossene Handlung und kann losgelöst von den Vorgängerromanen gelesen werden.
Evi, Amalias beste Freundin, braucht nach einer schmerzvollen Trennung dringend ein neues Zuhause für sich und ihre drei Kinder – und zieht zum Entsetzen der Dorfbewohner in das alte 'Hexenhaus' ein, um das sich allerlei düstere Legenden ranken. Nanne, Amalias tratschsüchtige, aber liebenswerte Nachbarin (- und Mutter von Amalias Jugendliebe Felix -) fürchtet das Schlimmste und warnt Amalia eindringlich. "Lass die Evi da nicht einziehen. Das Haus ist verflucht. […] Da unten sind schreckliche Dinge vor sich gegangen." Evi hingegen belächelt die Einwände – doch als sie plötzlich Drohbriefe von einem ominösen 'Hüter des Hauses' erhält, der sogar in das Haus eindringt, und ein schauriger Fund auf dem Grundstück ihr das Blut in den Adern gefrieren lässt, bereut sie ihre Entscheidung und bekommt es mit der Angst zu tun. Wie berechtigt ihre Furcht ist, zeigt sich, als während eines Dorffestes eine bildschöne junge Frau ermordet wird - welche die Vermieterin des Hexenhauses war…
Neben der Sorge um Evis Sicherheit beschäftigt Amalia ihr eigenes Privatleben. Ich hatte das Gefühl, sie erst jetzt so richtig kennenzulernen bzw. einen noch tieferen Zugang zu ihrer Gemütswelt zu bekommen. Zwischen Felix und ihr sprühen immer noch die Funken, aber auch der fesche italienische Polizist Lorenzo macht ihr den Hof – sehr zum Missfallen Nannes, die überzeugt davon ist, dass Lorenzos Familie in dubiose Machenschaften verstrickt ist…und dass Amalia überhaupt viel besser zu Felix passen würde. Besonders gefallen hat mir, dass auch Amalias bester Freund aus Berlin einen kurzen Gastauftritt hat.
Im Laufe der Handlung taucht man ganz in die Pfundrer Lebensart ein, insbesondere das regionale Brauchtum ist ein Highlight. Der fesselnde Schreibstil ist geprägt von zahlreichen Begriffen in Mundart. Dies war bereits in den Vorgängerbänden der Fall, aber hier kam mir der Dialekt-Gebrauch tatsächlich noch etwas intensiver vor. Viele der in Kursivschrift gedruckten Begriffe und Phrasen konnte ich mir sinngemäß ableiten bzw. sie waren mir bekannt, bei mehreren musste ich jedoch das im Anhang angefügte Glossar bemühen, was mich jedes Mal ein wenig aus dem Lesefluss herausgerissen hat. Zusätzlich zum bekannten Setting verschlägt es Amalia kurzzeitig auch nach Verona und an den Gardasee – ein herrlicher Ausflug, der richtig Lust auf Urlaub macht!
Erzählt wird aus der Perspektive Amalias und der Sicht eines Unbekannten, zudem gibt es eine Vergangenheitsebene, die eng mit den einstigen Bewohnerinnen des einsamen Häuschens verknüpft ist und bis in das Jahr 1952 zurückreicht. Hinsichtlich des Schreibers der Drohbriefe hatte ich direkt einen Verdacht – der sich als komplett falsch entpuppte…ebenso erging es mir mit meinem zweiten Verdächtigen und am Ende war ich wirklich überrascht!
Fazit: Ideal für Fans von Krimis mit viel Lokalkolorit, die Cosy-Crime-Romane (ohne viel Blutvergießen) bevorzugen. Ich habe das Buch in einem Rutsch durchgelesen und freue mich schon jetzt auf ein Wiedersehen mit der Bildermacherin!

Bewertung vom 01.06.2021
Ein neuer Anfang für die Liebe
Mason, Susan Anne

Ein neuer Anfang für die Liebe


sehr gut

Toller christlicher (Liebes-)Roman mit ernster historischer Thematik

Das im Januar 2021 beim Brunnen Verlag erschienene Werk von Susan Anne Mason ist ein wunderbar atmosphärischer, historischer Roman mit christlichem Fokus, der zu Beginn des 20. Jahrhunderts vor englischer und kanadischer Kulisse spielt und Werte wie (familiäre) Loyalität, Aufrichtigkeit, Güte, Nächstenliebe und Vergebung zelebriert. Im Laufe der Handlung werden zudem (soziale) Ungerechtigkeit angeprangert und die Hintergründe der realen Zwangsverschiffung von englischen Kindern nach Kanada, die Mitte des 19. Jahrhunderts begann, näher beleuchtet. Zuvor hatte ich zwar von ähnlichen Fällen gehört - dass während der viktorianischen Ära beispielsweise Kinder nach Australien verschifft worden waren -, aber die Begriffe British Home Children und Dr.-Barnardo-Heime waren mir neu.
Julia Holloway hat mit ihrem adeligen Onkel gebrochen und ist gegen seinen Willen nach Kanada gereist, um einen befreundeten Patienten zu pflegen. In Toronto ist ihr das Glück allerdings nicht hold; die junge Frau muss zum ersten Mal in ihrem Leben harte Arbeit verrichten, lebt von der Hand in den Mund und kann kaum die Avancen ihres schmierigen Vermieters abwehren. Für eine saubere, sichere Unterkunft fehlt ihr das Geld und nach den verletzenden Worten ihres Onkels hat sie nicht vor, sich jemals wieder bei ihm zu melden; zu groß ist ihr Stolz. Im Moment größter Bedrängnis wird sie ausgerechnet von Quinn gerettet – einem bekannten Gesicht aus ihrer Heimat.
Quinn Aspinall, ergebener Kammerdiener ihres Onkels, ist eigentlich auf der Suche nach seinen drei Geschwistern, die während seines Kriegseinsatzes von der verarmten, kränklichen Mutter in einem Waisenhaus untergebracht worden waren - und in der Zwischenzeit ohne Wissen der Familie nach Kanada verschifft worden sind. Offiziell, um ein besseres Leben zu haben; tatsächlich werden sie jedoch als billige Arbeitskräfte gnadenlos ausgebeutet.
Was Julia nicht ahnt: Ihr Wiedersehen mit Quinn ist kein Zufall, ihr Onkel hatte ihn mit der Suche nach ihr beauftragt und ihm eine satte Belohnung für ihre Rückkehr versprochen. Bald steckt Quinn in einem moralischen Dilemma, denn Julia und er entwickeln Gefühle füreinander. Wie wird die junge Frau reagieren, wenn sie die Wahrheit erfährt? Hat ihre Liebe, die in England aufgrund der Standesunterschiede undenkbar wäre, am anderen Ende der Welt eventuell eine reale Chance? Und als wäre dies nicht dramatisch genug, wird Julia mit einer tragischen Situation konfrontiert, die ihr Leben für immer verändern soll – während Quinn auf der Suche nach seinen Geschwistern eine ernüchternde Erfahrung nach der anderen machen muss…
Ich habe diesen fesselnd geschriebenen Roman geradezu verschlungen und immer wieder über die enorm treffende Wortwahl der Autorin gestaunt, die so sehr dem damaligen Sprachgebrauch entspricht, ohne altertümlich zu wirken. Susan Anne Mason hat zahlreiche liebenswerte Hauptfiguren und Nebencharaktere erschaffen, die allesamt sehr in ihrem Glauben verwurzelt sind. Manchmal machen sie sich das Leben etwas schwerer als nötig, aber letztlich halten sie stets an ihren Überzeugungen fest und schaffen es mit der Kraft ihres Vertrauens auf Gott, aus schwierigen Lebenslagen gestärkt hervorzugehen.
Der Erzählstil der Autorin ist gleichermaßen harmonisch wie emotional, trotz einiger kurzer Gebetspassagen nicht religiös überladen und ermöglicht uns einen Einblick in sowohl Julias als auch Quinns Perspektive.
Als kleines Minus empfand ich die Tatsache, dass die Auseinandersetzung mit dem Thema der Kindesverschiffung gerne noch etwas intensiver hätte erfolgen können; zudem erschien mir das Verhalten gewisser Antagonisten (bzw. deren plötzlicher Sinneswandel gegen Ende der Geschichte) zu unrealistisch.
Fazit: Insgesamt habe ich mich sehr gut unterhalten gefühlt und empfehle das Werk gerne weiter an Fans von historischen Liebesromanen mit christlichem Background.

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Bewertung vom 29.05.2021
Try & Trust / Soho-Love Bd.2
Tramountani, Nena

Try & Trust / Soho-Love Bd.2


gut

Gegensätze ziehen sich an…bzw. aus!
Matilda möchte ihre beste Freundin Briony vor einer Enttäuschung durch den charismatischen Hipster-Kunststudenten Anthony bewahren, der es unmöglich ernst mit ihr meinen kann. Immerhin sind alle Kerle gleich: nicht vertrauenswürdig! Sie geht sogar so weit, Anthony, den sie von Grund auf verachtet, ein Angebot zu unterbreiten: Wenn er die Finger von Briony lässt, hat er einen Wunsch frei. Tonys prompte Reaktion: Matilda soll für ihn als Aktmodell posieren. Zähneknirschend stimmt sie zu – und ahnt nicht, dass längst nicht nur Brionys Herz in Gefahr ist…
Ich war total gespannt auf diese Geschichte, da die freche, toughe Matilda in Band 1 meine Lieblingsfigur war. Leider begegnete mir hier eine gänzlich andere junge Frau; zwar sprüht Matilda noch immer vor Selbstbewusstsein, verhält sich allerdings häufig patzig und schlichtweg unsympathisch, was angesichts Aussagen wie "Ich wusste, wie man Menschen manipulierte, um das zu bekommen, was man wollte. Dieses Verhalten hatte ich in den letzten Jahren perfektioniert" kein Wunder ist. Gerade zu Beginn habe ich sie als enorm anstrengend empfunden. Ihr Verhalten soll wahrscheinlich Fürsorglichkeit ausdrücken, aber in meinen Augen war es übergriffig und hatte beinahe schon etwas Obsessives; sie reagiert völlig übertrieben in ihrer Sorge um Briony. Beste Freundin hin oder her, Bry ist immerhin erwachsen und Matilda führt sich wie ein Kontrollfreak auf - sie kontrolliert Brys Onlinestatus, verfolgt sie heimlich/spioniert ihr nach, besticht mit ihrem Sex-Appeal einen Fitness-Studio-Trainer, um Infos über Brys Tagesablauf zu erhalten…bei einem Mann wäre hier längst von Stalking die Rede. So manches Mal dachte ich nur: 'Anstatt Psychologie zu studieren, sollte die Gute lieber selbst schleunigst einen Psychiater aufsuchen – normal ist ihr Verhalten definitiv nicht'. Überhaupt wirkt Matilda anfangs einfach nur verbittert, düster, desillusioniert und hart. Erst gegen Mitte der Handlung bzw. insbesondere im letzten Drittel des Werkes hatte ich einen besseren Zugang zu ihr gewonnen und konnte ihre Ängste mehr nachvollziehen. Ganz anders erging es mir mit Anthony, der so gar nicht dem Klischee des Bad Boys entspricht und zwar ein wenig verpeilt, doch durchaus liebenswürdig und gutherzig rüberkommt. Ehrlich gesagt, tat er mir größtenteils leid. Auch er hat sein Päckchen an Trauma zu tragen und lässt keine Frau nahe genug an sich heran, um jemals Gefühle zu entwickeln – aus Angst, erneut verlassen zu werden, nicht gut genug zu sein, als "Fehler" angesehen zu werden. Doch während er all seine Passion in die Kunst legt (- obwohl er sich trotz Bestnoten an der Uni mit zahlreichen Nebenjobs gerade so über Wasser halten kann und seine Arbeit als Straßenkünstler seinem Talent nicht gerecht wird -), hat Matilda der Kunst nach einer familiären Enttäuschung abgeschworen. Dementsprechend entsetzt ist sie, als ausgerechnet Tony dafür sorgt, dass sie mit ebendieser Welt erneut konfrontiert wird und sich mit ihrer Vergangenheit auseinandersetzen muss. Dieses Element nimmt eine tragende Rolle ein, Kunst ist eines der Hauptthemen des Romans.
Der Schreibstil ist locker, leicht und sehr umgangssprachlich; einzig manche Gesten erschienen mir etwas übertrieben, zu dick aufgetragen – als wären die Dialoge nicht Inhalt genug und müssten zusätzlich mit 'Füllstoff' versehen werden: die Jungs nennen sich "Sweetheart", die Mädels geben sich permanent Schmatzer auf die Wangen, werfen sich Kusshände zu, strecken sich gegenseitig die Zunge raus…alles Gesten, die schon MAL vorkommen im realen Leben, aber hier wirkt es in der Gesamtheit ein wenig überzogen bzw. unauthentisch.
Gut gefallen hat mir, dass im Vergleich zu Band 1 ernste Themen dieses Mal deutlich tiefgründiger ausgearbeitet und nicht nur oberflächlich angerissen worden sind, wobei ich mir gerade in Bezug auf Brionys Problem (auf das ich aus Spoiler-Gründen hier nicht weiter eingehe) gerne eine noch nähere Auseinandersetzung gewüns

Bewertung vom 27.05.2021
Miss Hollywood - Mary Pickford und das Jahr der Liebe
Walton, Emily

Miss Hollywood - Mary Pickford und das Jahr der Liebe


sehr gut

Schon lange stand dieses Werk von Autorin Emily Walton auf meiner Wunschliste! Ich habe ein Faible für biographische (Frauen-)Romane, insbesondere vor dem Hintergrund des alten, glanzvoll anmutenden Hollywoods - jener schillernden Traumfabrik, die mit dem damals noch relativ neuen Medium des Films die Entertainmentbranche revolutionierte und die Menschen dank namenhafter Stars massenweise in die Kinosäle lockte. Eine der bedeutendsten Persönlichkeiten der Stummfilm-Ära war zweifelsohne Mary Pickford: ein zierliches Persönchen mit Puppengesicht und blonden Engelslöckchen, gesegnet mit einem außergewöhnlichen schauspielerischen Talent, Ehrgeiz, Disziplin und einem bemerkenswerten Selbstbewusstsein.
Die junge Frau ist auf dem Höhepunkt ihrer Karriere angelangt – als umjubelter Star fliegen ihr die Herzen ihrer Fans zu, nur ihre mittlerweile lieblose Ehe zum trinksüchtigen und zu Gewalt neigenden Owen gleicht einem Trauerspiel. Ist es da verwunderlich, dass sie sich zu ihrem guten Freund Douglas Fairbanks, der so fürsorglich und gänzlich anders als Owen ist, hingezogen fühlt? Douglas, ebenfalls ein gefeierter Schauspieler, sieht mehr in ihr als nur ein hübsches Gesicht; er scheint geradewegs in ihre Seele zu blicken und versteht sie wie niemand sonst, bewundert ihre Ambitionen und die harte Arbeit, die sie in die Schauspielerei steckt. Zwar hegt er aufrichtige Gefühle für Mary, aber er ist verheiratet und Vater eines kleinen Jungen – und während die Öffentlichkeit dem charismatischen Sonnyboy eine Affäre nachsehen würde, ein Skandal sein Image als begehrenswerter Strahlemann womöglich gar befeuern würde, käme ein außereheliches Verhältnis für die streng katholisch erzogene Mary ihrem Karriereende gleich, immerhin ist sie America's Sweetheart, Everybody's Darling. Doch Douglas ist wild entschlossen, um die Liebe seines Lebens zu kämpfen…
Erzählt wird abwechselnd aus der Perspektive von Mary und Douglas, worüber ich zunächst recht überrascht war, da in vielen Werken dieses Genres der Fokus meist ausschließlich auf der weiblichen Hauptfigur liegt; so aber konnten wir einen Einblick in die Gemütswelt beider Protagonisten erhaschen und wider Erwarten war es sogar Douglas' Perspektive, die mich emotional einen Hauch mehr mitgerissen hat. Ich habe es genossen, in die Filmwelt der damaligen Zeit einzutauchen und von New York nach Los Angeles zu reisen, schmunzelte über die Gastauftritte von Charlie Chaplin und staunte immer wieder über Marys Engelsgeduld mit ihrer Mutter und Managerin, die ihre Tochter mit einer dreisten Selbstverständlichkeit vermarktete und in eine emotionale Verantwortungsrolle gegenüber ihrer gesamten Familie drängte. Umso mehr fieberte ich mit Mary mit und feierte ihre Entwicklung vom braven Ja-Sager-Töchterchen zur selbstbestimmten Frau, die endlich ihr eigenes Glück in den Vordergrund stellt.
Das wunderschöne, mit Goldelementen verzierte Cover strahlt zeitlose Eleganz aus und ist mehr als treffend gewählt worden; auch im Innencover, das eine echte Fotografie vom ersten Traumpaar Hollywoods sowie ein Cocktailrezept enthält, setzt sich dieser Stil fort.
Zwar wurde die Handlung natürlich mit fiktiven Dialogen angereichert, doch die intensive Recherche der Autorin spiegelt sich in zahlreichen auf realen Begebenheiten beruhenden Elementen wider, wie auch anhand des informativen Nachworts deutlich wird. Abgesehen von ein paar kleinen Längen in dem beinahe 550 Seiten umfassenden Schmöker hat mich die (Liebes-)Geschichte um jene interessante Künstlerin, die letztlich sogar Mitbegründerin der United Artists Filmgesellschaft werden wird, wunderbar unterhalten!

Bewertung vom 14.05.2021
You're my Rival / Rival Bd.1
Fisher, Nicole

You're my Rival / Rival Bd.1


gut

Die College-Studentin Eliza hat gerade ihren Abschluss in einer texanischen Kleinstadt geschafft und zieht mit ihrer besten Freundin Camy zusammen. Dank ihrer hervorragenden Noten könnte man meinen, die Welt stehe der jungen Frau offen und sie hätte allen Grund zum Feiern. Die Realität sieht allerdings anders aus: Eliza hat vor einigen Jahren bei einem schweren Autounfall, ihr Gedächtnis verloren. Ihre Eltern sind tot und sie erinnert sich an absolut nichts aus ihrer Vergangenheit in Chicago. Verständlich, dass sie damit hadert, ihren Platz in der Welt zu finden. Ständig fühlt sie sich beobachtet und es plagen sie sonderbare Träume - sowohl ein Paar grüner als auch ein Paar blauer Augen erscheinen ihr immer wieder und verwirren sie aufgrund der damit behafteten, undefinierbaren Emotionen zutiefst. Elizas Psychologin ist überzeugt: Dies ist ein Zeichen für die Rückkehr von Elizas Erinnerungen. Aber was, wenn die Wahrheit schlimmer ist als seliges Unwissen? Welche Rolle spielt der attraktive Clubbesitzer Ian Green, der Eliza von früher zu kennen scheint, ihr jedoch keine Details verraten möchte? Und wer sind die geheimnisvollen Männer in den dunklen Anzügen, die Eliza verfolgen?
Den Einstieg in die Handlung habe ich als sehr glaubwürdig empfunden. Elizas innere Zerrissenheit und ihre Zweifel wurden realistisch beschrieben und bald schon fragte auch ich mich, ob sie sich das unangenehme Kribbeln im Nacken tatsächlich einbildet oder ob sie tatsächlich von jemandem verfolgt wird. Die Freundschaft mit Camy hat mir ebenfalls sehr gut gefallen und ich hätte mir gewünscht, dass die beste Freundin eine größere, bedeutendere Rolle in der Geschichte eingenommen hätte, da sie mir mit ihrer drollig-liebenswerten Art sympathischer war als die weibliche Hauptfigur, die irgendwie einzig zwischen Angst/Traurigkeit/Schwäche und Schlagfertigkeit/Frechheit/Powermodus hin und her pendelte. So richtig warm ich mit Eliza leider bis zum Ende nicht. Es fiel mir schwer, mich in sie hineinzuversetzen; einige ihrer Entscheidungen konnte ich nicht nachvollziehen. Die Anziehungskraft zwischen ihr und einer gewissen Person hat mich nicht überzeugt; es las sich nett, aber eben wie runtergeschrieben, nicht wirklich authentisch. Insgesamt lag der Fokus mehr auf sexuellem Interesse/gegenseitiger Begierde und nicht so sehr auf der (angeblichen) Liebe.
Ich hatte zwar aufgrund des Amnesie-Plots nicht mit einer klassischen, unschuldigen College-Romanze gerechnet, aber auch nicht mit einer Dark Romance inklusive gewalttätiger Szenen. Das hat mich beim Lesen irritiert, was jedoch daran liegt, dass ich dieses Genre generell nicht mag. In meinen Augen hätten die betreffenden Szenen auch weniger intensiv gestaltet werden können, zumal das Erlebte an der Hauptfigur ohnehin abzuperlen scheint und die heftigen Geschehnisse sie im weiteren Verlauf überhaupt nicht beeinflussen.
Was den Schreibstil betrifft: Ganz okay; unkompliziert, modern, locker, umgangssprachlich - allerdings recht emotionslos. In Bezug auf das Setting war null Atmosphäre zu spüren, die Handlung könnte überall und nirgendwo stattgefunden haben. Den Spannungsbogen würde ich als solide bezeichnen; es gab ein paar kleine Längen, doch gegen Ende hin steigert sich das Ganze. Nur die erhoffte Auflösung mancher Fragen war jetzt nicht soooo ausgefallen/kreativ.
Kann man mal gelesen haben, wenn man auf eher düsteres Flair steht. Nichtsdestotrotz gefällt mir die Grundidee richtig gut – eine Mischung aus 'Romeo & Julia' und Mafiosi-Geschichte. In der Umsetzung fehlten mir aber einfach die Emotionen und die Nähe zu den Figuren, sie blieben für mich etwas blass. Warnung: Das Buch endet mit einem Cliffhanger – also wenn euch die Story gefällt, haltet lieber gleich Band 2 parat!