Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
amena25

Bewertungen

Insgesamt 278 Bewertungen
Bewertung vom 22.07.2016
Pearl Nolan und der tote Fischer / Pearl Nolan Bd.1
Wassmer, Julie

Pearl Nolan und der tote Fischer / Pearl Nolan Bd.1


sehr gut

Richtige Zutaten, falsches Rezept

Pearl Nolan führt zusammen mit ihrer etwas schrägen Mutter Dolly ein kleines Seefood-Restaurant im englischen Küstenstädtchen Whitstable. Seit ihr Sohn Charlie ein Studium begonnen und von zu Hause ausgezogen ist, macht sich in Pearls Leben eine gewisse Leere breit. Das Restaurant scheint sie auch nicht auszulasten, und so erfüllt sie sich einen lang gehegten Wunsch und eröffnet ein Detektivbüro. Im malerischen und idyllischen Whitstable verspricht dieses zweite Standbein aber sicherlich keine sprudelnde Einnahmequelle zu sein. Doch prompt stolpert Pearl über eine Leiche. Der Tote ist Fischer und ausgerechnet Pearls Austern-Lieferant. Kurz darauf findet Pearl eine weitere Leiche – und trotz fehlendem Auftraggeber beginnt Pearl zu ermitteln. Dabei kommt sie dem zurückhaltenden, aber durchaus attraktiven Kommissar McGuire in die Quere. Beide fühlen sich offensichtlich zueinander hingezogen, können aber nicht über die Schatten ihrer Vergangenheit springen.
Soweit die ,,Zutaten“, für einen wirklich spannenden Krimi wurde aber das falsche Rezept gewählt.
Sehr ausführliche und detailreiche Beschreibungen vermitteln ein anschauliches Bild der englischen Küstenlandschaft und ihrer Bewohner. Man erfährt so einiges über Austern und deren Aufzucht, über Traditionen und Feste der Region. Zwischenmenschliches wird unterhaltsam geschildert, nimmt aber stellenweise zu viel Raum ein, sodass die eigentliche Krimihandlung eher in den Hintergrund gerät und damit auch nicht ganz überzeugen kann. Tatsächliche Ermittlungen finden zu wenig statt, Spannung kommt nur in Maßen auf, zu oft kommt der Zufall Pearl zu Hilfe. Am Ende wird der Fall recht schnell gelöst, wobei man in Pearls Gedankengänge und Schlüsse oft erst nachträglich eingeweiht wird.
Als lockere Unterhaltung, zur Einstimmung auf den Urlaub oder als nicht allzu tiefschürfende Strandlektüre absolut geeignet, für wahre Krimifreunde nur bedingt empfehlenswert.

Bewertung vom 17.07.2016
Lügenmauer / Emma Vaughan Bd.1
Bierach, Barbara

Lügenmauer / Emma Vaughan Bd.1


ausgezeichnet

Recht oder Gerechtigkeit?
Emma Vaughan, geschieden und protestantisch, hat es nicht leicht als Inspector in der Mordkommission im irischen Städtchen Sligo. Als Kind irischer Auswanderer in New York aufgewachsen, kehrte sie vor 15 Jahren mit ihrem Mann Paul in die Heimat zurück. Doch die Ehe hielt so lange, bis Emma von Pauls Aggression und Wutanfällen genug hatte und den Mut fand, sich als alleinerziehende und beruftstätige Mutter durchzuschlagen. Im tief katholischen Irland keine Kleinigkeit! Emma ist also, wie den meisten Ermittlern in Krimis, leider kein intaktes Familienleben vergönnt. Dafür hat sie aber gute Freunde, nicht zu vergessen ihren charmanten Kollegen, die ,,Nervensäge“ James Quinn, der Emmas Herz immer etwas schneller schlagen lässt als zwischen Kollegen üblich. So sind auch die Dialoge zwischen Emma und James herrlich erfrischend und flapsig.
Die Handlung spielt sich auf zunächst drei Zeitebenen ab, die sich nach und nach zu einem Zusammenhang fügen. 1965 wird ein Mädchen zu Hause in der Scheune vergewaltigt. Aufgrund der Schande wird sie aus der Familie verstoßen und muss ihr uneheliches Kind in einem Heim für ledige Mütter zur Welt bringen. Auch dort erfährt sie nur Demütigung und Verachtung. 2004 lebt die an Demenz erkrankte Margaret in einem Altersheim in Manchester. Ihre Pflegerin Catherine, die sich rührend um Margaret kümmert, erkennt bei einem Besuch des Sohnes sich selbst in dessen Gesicht wieder. 2005 wird Charles Fitzpatrick, ranghohes Mitglied der protestantischen Kirche, ermordet aufgefunden. Steckt die IRA dahinter? Doch das Vorgehen des Mörders spricht eher für eine Beziehungstat.
Ausgerechnet Emma, die Religion und Kirche gegenüber sehr kritisch eingestellt ist, muss nun zusammen mit ihren Kollegen in dem Fall Fitzpatrick ermitteln und sie stoßen dabei auf verdrängte Konflikte, Lügen und Schweigen. Doch allmählich fügen sich die Puzzleteilchen zusammen und Emma muss am Ende erkennen, dass Recht und Gerechtigkeit nicht immer übereinstimmen.
In ,,Lügenmauer“ erfährt man nebenbei viel über die irische Geschichte, die Religionskonflikte und welche Bedeutung Religion und Kirche auch im heutigen Irland noch haben. Und am Ende ist man natürlich gespannt, wie es mit Emma, ihrem Exmann, ihrem Sohn, aber natürlich auch mit ihrem Kollegen James im nächsten Fall weitergeht.
Erfrischend und spannend!

Bewertung vom 30.06.2016
Night Falls. Du kannst dich nicht verstecken
Milchman, Jenny

Night Falls. Du kannst dich nicht verstecken


ausgezeichnet

Lebenslügen

Sandra Tremont lebt mit ihrem Mann Ben und ihrer 15-jährigen Tochter Ivy in einem schönen Haus, mitten im Grünen. Außer den pubertären Phasen ihrer Tochter, die Sandra ihrem Mann lieber verschweigt, gibt es offenbar keine Probleme in der Familie. Doch schlagartig wird die Familie aus dieser Idylle gerissen. Zwei Fremde dringen in ihr Haus ein. Zunächst wollen sie nur geeignete Ausrüstung für die weitere Flucht mitnehmen, doch ein aufziehender Schneesturm vereitelt diese Pläne. Ben wird niedergeschlagen und schwer verletzt im Keller liegen gelassen, Sandra und Ivy werden gefangen gehalten und terrorisiert. So richtig interessant wird es, als sich abzeichnet, dass einer der Geiselnehmer, Nick, kein Fremder ist, sondern dass er zu Sandras früherem Leben gehört, ein Leben, das sie um jeden Preis vergessen wollte und bis dahin erfolgreich verdrängt hat. Diese Vergangenheit holt Sandra nun umso gnadenloser ein.
Die Spannung steigt, da man durch Rückblicke scheibchenweise von Sandras und Nicks Vergangenheit erfährt und sich so allmählich herauskristallisiert, was die beiden verbindet. Die eigentliche Handlung spielt sich innerhalb weniger Stunden und hauptsächlich im Haus der Tremonts ab. Dadurch wirkt die Handlung sehr dicht, wie ein düsteres Kammerspiel. Nur einige wenige Szenen führen die Protagonisten außer Haus, zu den Nachbarn oder in den nahe gelegenen Wald. Doch Dunkelheit, Schnee und die aggressive Gewaltbereitschaft Nicks machen jegliche Flucht unmöglich.
Sandra, die als Therapeutin arbeitet, muss schmerzhaft erkennen, wie viel einfacher es ist, anderen Leuten zu helfen, als sich selbst seinen Lebenslügen zu stellen.
Manche Passagen sind eher handlungsarm, dennoch wird durch die Rückblenden und Sandras Erkenntnisprozess die Spannungskurve immer hoch gehalten.
Atmosphärisch dicht, psychologisch interessant und sehr spannend!

Bewertung vom 24.06.2016
I Am Death. Der Totmacher / Detective Robert Hunter Bd.7
Carter, Chris

I Am Death. Der Totmacher / Detective Robert Hunter Bd.7


sehr gut

Gnadenlos!
Nicole Wilson, eine Studentin in Los Angeles, die abends hin und wieder als Babysitterin für die Bennetts arbeitet, erlebt eine böse Überraschung. In der Küche trifft sie auf einen fremden Mann, der vorgibt, Mark, ein Cousin der Familie zu sein. Er lässt Nicole sogar mit Mrs Bennett telefonieren, doch es stellt sich schnell heraus, dass es gar keinen Cousin Mark gibt...... Kurz darauf wird die brutal zugerichtete Leiche Nicoles in der Nähe des LA International Flughafens gefunden. In ihrem Rachen steckt eine Botschaft: Ich bin der Tod!
Nur kurze Zeit später wird eine weitere junge Frau ermordet. Der Täter ist offensichtlich wandelbar wie ein Chamäleon. Er erschleicht sich durch eine freundliche und sympathische Art das Vertrauen seiner Opfer, um sie anschließend absolut grausam zu foltern und zu demütigen. Der Profiler Robert Hunter und sein Partner Carlos Garcia nehmen die Ermittlungen auf. Obwohl das Vorgehen des Täters jedes Mal ein völlig anderes ist, wird schnell klar, dass es sich um denselben Täter handelt. Seine Botschaften richten sich zunehmend persönlich an Robert Hunter. Der Täter fordert ihn heraus, er als der ,,Beste unter den Besten“ soll sich beweisen. Hunter lässt sich auf dieses schreckliche Spiel ein, doch der Täter ist ihm bald sehr viel näher, als er vermutet.
Das Buch ist sehr spannend, allerdings auch verstörend. Die bis ins letzte schreckliche Detail beschriebenen Folterszenen und Verwundungen der Opfer finde ich stellenweise schwer erträglich. Diese abgrundtiefe Grausamkeit und Gewalt machen das Buch zwar zu einem echten Gänsehaut-Thriller, ist aber nichts für Zartbesaitete.
In sprachlicher Hinsicht stellt der Roman keine große Herausforderung dar. Manche Dialoge wirken etwas platt, und gerade die Reflexionen Hunters hätte ich mir etwas differenzierter gewünscht.

Bewertung vom 17.06.2016
Die Sommer mit Lulu
Nichols, Peter

Die Sommer mit Lulu


ausgezeichnet

Liebe und Hass

Die Geschichte beginnt (fast) mit ihrem Ende. Lulu und Gerald leben beide auf Mallorca und waren einmal miteinander verheiratet. Doch vor fast 60 Jahren wurde die Ehe geschieden und seitdem gehen sie sich aus dem Weg. Während Lulu bis vor kurzem noch gesund und voller Energie war, ist sie nun, nach einem Schlaganfall, verändert. Ihr Verhalten ist deutlich sprunghafter und ihre Ausdruckweise obszön und unflätig geworden. So trifft sie zufällig auf Gerald, der vom Alter deutlich gezeichnet ist. Es kommt zu einem hasserfüllten Streit und zu einem Handgemenge und beide stürzen über die Klippen in den Tod. Trotz des tragischen Todes der beiden gibt es einiges zu schmunzeln, vor allem, wenn Lulu ihrer „filmreifen Vulgarität“ freien Lauf lässt.
Wie es zu dieser Verachtung und diesem Hass gekommen ist, erfährt man nach und nach, indem die Geschichte zurück in die Vergangenheit erzählt wird und die Kinder und Enkelkinder mit einbezogen werden. Deren Lebenswege kreuzen sich auf vielfältige Weise, sodass die Familien - trotz des Streits zwischen Lulu und Gerald - eng miteinander verflochten sind. Dabei taucht man in verschiedene Epochen ein und erfährt einiges über das noch ursprüngliche Mallorca, das erst nach und nach durch Auswanderer und Touristen verändert wird. Neben den Hauptprotagonisten erscheinen viele Nebenfiguren, die sehr detailreich und schillernd beschrieben werden. Das erzeugt zwar hin und wieder eine gewisse Unübersichtlichkeit, lässt die Handlung aber lebensecht erscheinen.
Die Idee, eine Geschichte zurückzuerzählen, ist originell und stimmig gelöst. Dadurch, dass man die Figuren zunächst in ihrer älteren „Version“ kennenlernt, weiß man schon mehr über sie, weiß, was sie einmal aus ihrem Leben machen werden oder was nicht. Dadurch verändert sich auch der Blick auf die Entscheidungen der Figuren in jüngeren Jahren.
Das Geheimnis um Lulu und Gerald steht dabei nicht im Vordergrund. Warum ihre Ehe schon nach kurzer Zeit zu Ende geht, wird zwar am Ende verraten. Dies ist aber nicht das Wichtigste im Buch.
Für mich besteht der Reiz des Buches vielmehr in der sehr bildhaften, anschaulichen, farbigen Sprache und der ausschweifenden Reise zurück in die Vergangenheit. ,,Doch beeile nur nicht deine Reise.“ - diesen Rat sollte sich auch der Leser zu Herzen nehmen und sich mit viel Zeit und Leselust auf diese Geschichte einlassen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 17.06.2016
Venezianische Schatten / Luca Brassoni Bd.3 (eBook, ePUB)
Gesing, Daniela

Venezianische Schatten / Luca Brassoni Bd.3 (eBook, ePUB)


gut

Zu wenig Charakter

Bei einem Abendspaziergang durchs winterliche Venedig stoßen Kommissar Luca Brassoni und seine Freundin, die Gerichtsmedizinerin Carla Sorrenti, auf eine orientierungslose, junge Frau, die offensichtlich Misshandlungen ausgesetzt war. Allerdings kann sie sich zunächst an nichts erinnern. Kurz darauf wird eine junge, blonde Frau tot aufgefunden und eine weitere verschwindet. Handelt es sich um einen gefährlichen Serientäter? Brassoni erinnert sich an einen älteren Fall, in dem die Ermittlungen eingestellt wurden. Offenbar war von höherer Stelle Druck auf die damals ermittelnden Beamten ausgeübt worden. Brassonis Spürsinn erwacht!
Die Handlung in das winterliche, graue und düstere Venedig zu verlegen hat einen besonderen Reiz. Luca Brassoni und Carla Sorrenti geben ein sympathisches Paar ab und können sich natürlich auch beruflich gegenseitig unterstützen.
Allerdings konnte mich das Buch nicht recht überzeugen. Die Figuren bleiben zu flach, zu wenig greifbar. Aus dem Privatleben Brassonis erfährt man zwar so einiges, doch dabei geht es eher um äußere Umstände und weniger um sein Innenleben. Auch andere Figuren, z.B. die jungen Frauen, die Opfer des Verbrechers werden, sind zu holzschnittartig gezeichnet und wirken austauschbar. Der Täter selbst ist schon früh vorhersehbar, doch werden seine Motive für die Taten zu oberflächlich abgehakt und damit zu wenig nachvollziehbar. Auch die Figur Carusos, Brassonis Cousin, der eigentlich Stefan Mayer heißt und als Journalist arbeitet, hat mich nicht überzeugen können. Seine Motivation, den Verdächtigen zu verfolgen, wirkt etwas aufgesetzt. Und dass ihn der Täter verschont, erscheint wenig glaubwürdig.
Italienische Wendungen in den Text einzubinden, finde ich ok, allerdings müssten sie dann nicht auch noch anschließend übersetzt werden (,,D’accordo, va bene! Einverstanden, in Ordnung, ich bin ganz deiner Meinung.“)
Vielleicht liegt es daran, dass ich die ersten beiden Bände nicht kenne. So aber haben für meinen Geschmack sowohl die Geschichte als auch ihre Figuren zu wenig Farbe und Charakter. Die Idee zum Roman ist nicht schlecht, die Umsetzung in meinen Augen aber zu oberflächlich.

Bewertung vom 17.06.2016
Brennender Midi / Capitaine Roger Blanc ermittelt Bd.3
Rademacher, Cay

Brennender Midi / Capitaine Roger Blanc ermittelt Bd.3


ausgezeichnet

Tod im Olivenhain - ,,Brennender Midi“ ist der 3. Band der Reihe um Capitaine Roger Blanc, der von Paris in den kleinen Ort Gadet in die Provence „strafversetzt“ wurde. Mit seinem Leben in der Provinz, getrennt von der Ehefrau und nur mit sporadischem Kontakt zu seinen Kindern, hat Blanc sich einigermaßen arrangiert. Die Kollegen Marius Tonon und Fabienne Souillard sind in den wenigen Wochen, die er in der Provence ist, zu guten Freunden geworden. Seinem Chef Nkoulou ist er eher ein Dorn im Auge, aber dieser lässt ihm dieses Mal fast freie Hand.
In einem Olivenhain ist ein Militärflugzeug abgestürzt und der junge Pilot, der am nächsten Tag seine Abschlussprüfung hätte machen sollen, kommt dabei ums Leben. Zeugen, die den Absturz beobachtet haben, liefern teils merkwürdige, teils widersprüchliche Aussagen. Da der Olivenhain ausgerechnet dem Gründer der lokalen Anti-Fluglärm-Initiative gehört, zählt dieser schon zu den ersten Verdächtigen. Doch bald zeigt sich, dass der junge Pilot in Drogengeschäfte verwickelt war. Doch bei den Ermittlungen stoßen Roger Blanc und seine Kollegen auf weitere Verdächtige.
Blancs Privatleben nimmt in diesem Band eher wenig Raum ein. Durch die konzentrierten Ermittlungen hält er sich wenig in seiner alten Ölmühle auf, was eigentlich schade ist, da man sich diesen Ort wunderbar vorstellen kann. Auch die Frauen in seinem Leben, sei es seine Exfrau in Paris, die sympathische Nachbarin Paulette oder auch die Untersuchungsrichterin Aveline Vialaron-Allègre, mit der Blanc eine sehr geheime und sehr sporadische Affäre hat, haben in diesem Fall leider nur einen kleinen Auftritt. Immerhin zeigen die Frauen Roger Blanc von einer anderen, gefühlvollen Seite und würzen den Fall nebenbei mit Privatem. Allerdings scheint sich die Affäre mit Madame Vialaron-Allègre langsam dem Ende zuzuneigen, was für Roger Blanc sowohl privat als auch beruflich wahrscheinlich besser ist. Immerhin ist ihr Ehemann für Blancs Versetzung in die Provence - für einen Pariser die tiefste Provinz - verantwortlich.
Das Ende ist tempo- und actionreich, wenn auch nicht ganz überraschend. Zwar kann Roger Blanc die Situation retten, er selbst bleibt aber am Schluss einsam und allein in seinem Büro zurück. Vielleicht sollte der sympathische Capitaine sich doch etwas mehr um sein Privat- und Liebesleben kümmern! Spannende und unterhaltsame Lektüre.

Bewertung vom 06.06.2016
Sicht Unsichtbar
Kasperski, Gabriela

Sicht Unsichtbar


gut

Zu voll gepackt


Einem etwas bizarren Beginn - eine Fliege, die sich auf einem Toten zum Leichenschmaus niederlässt - folgt das pure Familienchaos von Zita Schnyder, ihrem Freund, dem Kommissar Werner Meier und deren Baby Finn, das an diesem Tag getauft werden soll.
Zita fühlt sich als stillende Mutter allmählich vom Leben ausgeschlossen. Als sie dann auch noch erfährt, dass ihre beste Freundin nach London zieht und dort einen tollen Job bekommt, ist ihre Stimmung total am Boden. Werner Meier wird derweil von der Taufe weg zu einem Fall gerufen. Der Pensionsbesitzer Havemann wurde brutal erschlagen aufgefunden.
Wollte er sein Land wirklich an das Luxus-Öko-Projekt VillageGreen verkaufen?
Dreh- und Angelpunkt ist Felix Blauwyler, der charismatische Chef des Ökoprojekts, der vor allem die Frauen um den Finger wickelt, aber auch die anderen Dorfbewohner mit allen Tricks überzeugen kann.
Wenn man die vorherigen Bände der Reihe nicht kennt, hat man zu Beginn eventuell etwas Schwierigkeiten, den Überblick über die Personen zu behalten und Andeutungen oder Rückblicke zu verstehen. Insgesamt erscheint mir das „Arsenal vielschichtiger Nebenfiguren“, wie es in der Ankündigung heißt, aber etwas überfrachtet. Wie in so mancher Vorabendserie gibt es zu viele Personen mit zu vielen Problemen und Konflikten. So ist Marie nicht nur essgestört, sondern auch noch ein Messi, Beanie ist Mischlingsfrau mit Afrofrisur in den schillerndsten Farben, der tatverdächtige Ranger des Naturschutzgebiets flieht vor seinen Verfolgern ins Storchennest, Helen dichtet beim Poetry-Slam über Hackbraten und wird damit zur Klick-Quotenqueen, ein schwuler Staatsanwalt darf auch nicht fehlen.....
Bei mir hinterlässt das Buch zwiespältige Gefühle. Einerseits ist es eine leichte, lockere Lektüre, bei der man immer mal wieder ins Schmunzeln gerät. Andererseits wirken die zahllosen Personen mit ihren diversen Altlasten stellenweise zu bemüht.
Die Auflösung des Falls gestaltet sich dann recht einfach, es bleiben aber doch einige Ungereimtheiten und offene Fragen.

Bewertung vom 06.06.2016
Schwarzer Lavendel / Leon Ritter Bd.2
Eyssen, Remy

Schwarzer Lavendel / Leon Ritter Bd.2


sehr gut

Zu brav

Le Lavandou in der Provence: junge, blonde Frauen verschwinden. So auch Susan Winter, die zur Weinernte nach Le Lavandou gekommen war und nun von ihrer Zwillingsschwester Anna verzweifelt gesucht wird. Bald fühlt sich auch Anna verfolgt.
Leon Ritter, deutscher Rechtsmediziner, arbeitet in der Pathologie des Krankenhauses in Hyères. Er wohnt bei Isabelle Morell, stellvertretende Polizeichefin, und ihrer 15-jährigen Tochter Lilou als Untermieter. Allerdings verbindet Leon mit Isabelle bald mehr als Freundschaft, und für Lilou ist er eine Art väterlicher Freund und Berater.
Von seiner Tante Odette erbt Leon Ritter einen Weinberg mit einem kleinen Haus, das „Le Lézard“ – die Eidechse. Ausgerechnet dort findet Lilou in einem kleinen Schuppen die mumifizierte Leiche einer Frau. Es handelt sich aber nicht um Susan Winter, sondern um eine junge Frau, die bereits vor vier Jahren verschwunden war. In der Leiche findet Ritter bei seinen Untersuchungen, nachdem er eine Vision hatte, eine Eidechse. Diese „mystischen Visionen“ finde ich eher merkwürdig und unnötig. Sie erinnern leider eher an TV-Serien, in denen Ermittler mit übersinnlichen Fähigkeiten auf Tätersuche gehen.
Ansonsten ist Leon Ritter ein sympathischer, eher gemütlicher Protagonist, der auch mal bei der Weinlese mithilft, einem guten Tropfen nicht abgeneigt ist und Radio Nostalgie hört. Allerdings ist Ritters freundliche, verständnisvolle Art auf Dauer auch etwas brav und langweilig. Zwar machen ihm die Erinnerungen an seine Frau Sarah, die er durch einen Flugzeugabsturz verloren hat, zu schaffen. Aber diese Momente wirken in der Handlung nicht nach. Etwas mehr Ecken und Kanten dürfte er als Hauptfigur haben. Auch die anderen Figuren sind recht eindimensional angelegt. Lilou ist die ständig zickige und bockige Fünfzehnjährige, Zerna, der Polizeichef, ist neidzerfressen und cholerisch. Auch die Verdächtigen erfüllen so manches Klischee. Pelletier, bei dem Susan Winter ein Pensionszimmer gemietet hatte, ist ein vorbestrafter Metzger und Lüstling, Dr. Ravier, der sich auffallend um Susan gekümmert hatte, fährt einen Porsche, ist aber hochverschuldet.....
Gute Unterhaltung, stellenweise aber zu vorhersehbar.