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katikatharinenhof

Bewertungen

Insgesamt 998 Bewertungen
Bewertung vom 03.12.2023
Das versunkene Dorf
Pircher, Brigitte M.

Das versunkene Dorf


ausgezeichnet

Wo bin ich zuhaus‘, wo gehör‘ ich hin`? (Betina Graf)

Wo bin ich zuhaus‘, wo gehör‘ ich hin`?
Wo such‘ ich ihn, wo find‘ ich ihn,
den Ort, wo ich aufgehoben bin? (Betina Graf)


Für viele von uns ist er ein Wegweiser Richtung Süden, ein Hotspot für Motorradfahrer:innen und ein bekanntes Postkarten-Motiv - der Kirchturm im Reschensee. Die wenigsten kennen die emotionale und grausame Geschichte, die dahinter steckt.

"Das versunkene Dorf" mit seinem stummen Zeitzeugen mitten im See ist ein Tourist:innen-Magnet und zugleich ein Mahnmal, erzählt von Heimat- & Identitätsverlust, Macht- & Geldgier, Zwangsenteignung und dem verzweifelten Versuch, zu retten, was noch zu retten ist. Ein Buch, das nicht nur Zahlen und Fakten bietet, sondern viel tiefer geht - nämlich unter die Haut, mitten ins Herz und es berührt die Seele.

Stimmen von Zeitzeug:innen, die miterleben mussten, wie alles, was sie sich mühsam aufgebaut haben, teilweise über Generationen hinweg, dem Untergang geweiht ist. Mitspracherecht - Fehlanzeige ! Anspruch auf Entschädigung - nur nach großen Protestaktionen ! Und wofür das alles ? Für Macht, Einfluss und ein Prestigeobjekt, das die Bewohner:innen der Dörfer nicht gewollt haben.

Doch Geld kann die Heimat nicht ersetzen, gibt den Toten nicht ihr Leben zurück und trocknet nicht die Tränen, die die Hinterblieben weinen. Das Autoren-Duo geht sehr einfühlsam und mit viel Fingerspitzengefühl vor, um nicht Wunden aufzureißen, die sowieso nie ganz verheilt sind. Spätestens dann, wenn der See wieder trocken fällt und die Überreste von Alt-Graun und Alt-Reschen wie Atlantis aus den Tiefen auftauchen, werden Ungerechtigkeit und das traurige Schicksal wieder greifbar.

Ein Buch, das von Leid und Rücksichtslosigkeit erzählt, von der Sehnsucht nach einem Ankommen und dem Gefühl, doch nie ganz Zuhause zu sein. Die Zeitzeug:innenberichte und viele Schwarz-Weiß-Fotografien machen Geschichte lebendig, wirken wie ein stummer Schrei, der nie ganz verhallt und geben denjenigen ein Gesicht, die bis heute nicht mit dem Schiff über den See fahren - aus Respekt und Ehrfurcht vor dem, was war. Für sie gibt es keine Zeit des Loslassens, sondern immer wieder nur den Versuch, sich mit der Tragödie auseinanderzusetzen und die Lücke im Herzen mit Erinnerungen zu füllen.

Ein sehr eindringliches Zeitdokument, das zum Nachdenken und Diskutieren anregt - sehr lesenswert !

Bewertung vom 03.12.2023
Verbotene Orte
Robroek, Roman

Verbotene Orte


sehr gut

Geheimnisvolle Streifzüge ins Ungewisse

Funkelnde Kristalllüster, die schon lange nicht mehr romantisches Licht verbreiten; von Staub ummantelte Handläufe, die niemals mehr von unzähligen Händen blank poliert werden, Autos, die still und heimlich vor sich hin rosten oder eine Geisterstadt, in der statt Kinderlachen auf Jahre nur noch der Geigerzähler zu hören ist - sie alle sind stumme Zeitzeugen einer längst vergangenen Epoche.

Roman Robroek unternimmt mit seiner Kamera geheimnisvolle Streifzüge durch die verlassenen Orte dieser Welt und erzählt mit seinen Fotos Geschichten und Geschichte, die von verblasstem Ruhm, falschen Ideologien, menschlichem Versagen oder Misswirtschaften handeln. Seine Aufnahmen lassen den Geist der Lost Places lebendig werden und verzaubern mit Lichtmalerei, Vielfalt im Verfall und sind Grundstock für Übernatürliches und Gänsehautmomente.

Dem Fotografen gelingt es, die Geschichten hinder den Gebäuden wieder lebendig zu machen, sodass aus dem Schimmel, der auf den Wänden blüht, mit ein wenig Fantasie eine schimmernde Seidentapete wird, die über und über mit üppigen Blüten bestückt ist. Die knirschenden Glassplitter unter den Schuhen verwandeln sich in großflächige Panoramafenster, die den Blick sehnsuchtsvoll in prachtvoll blühende Gärten schweifen lassen.

Das Rattern der Maschinen dröhnt plötzlich wieder in den Ohren, während aus den gut gestimmten Tasten des Klaviers die leisen Töne von Chopin, Strauß und Vivaldi die Zuhörenden verzaubern. Orte irgendwo im nirgendwo, die aus der Hochglanzwelt verschwunden sind und zwischen Asche, Staub und Verfall ihr Dasein fristen. Geheimnisvolle Lost Places, die in Wort und Bild ihren morbiden Charme ausbreiten und trotz Vandalismus und Vergänglichkeit nichts von ihrer Opulenz und ihrem Luxus eingebüßt haben.

Zwar finden sich im Buch tatsächlich nur zwei echte "Verbotene Orte", sodass der Titel nicht ganz so glücklich gewählt ist, aber nichtsdestotrotz ist dieser Bildband ein echtes Sahnestückchen, das das Herz von Urbexer:innen höher schlagen lässt.

Bewertung vom 03.12.2023
Verlassenes Italien
Brinaert, Robin

Verlassenes Italien


ausgezeichnet

Zauber vergessener und vergangener Schönheit

Einst waren sie prunkvolle Pallazi, Orte der Ruhe und Entspannung oder auch Heimstätten für eher unschöne Ereignisse, die in der Geschichte Italiens eher einen dunklen Fleck in der Erinnerung hinterlassen. Doch was sie alle eint ist die Melancholie des Verfalls und der Zauber der Vergänglichkeit, die aus jedem Winkel, aus jeder Ritze hervordringen.

Es ist ein prunkvoller Spaziergang auf zugewucherten Wegen und staubbenetzten Treppen, der hinter jeder Tür, die schief in den Angeln hängt ein neues Geheimnis offenbart. Die Farbe an den Wände blättert ab und wirkt, als würden sich die nackten Grundmauern dahinter dagegen wehren, dass diese Narben entstehen.

Die Staubpartikel tanzen fröhlich in der Luft, begleitet von magischen Farbspielen aus Sonnenlicht und Buntglasfenstern, die die einst imposanten Eingangshallen mit ihren stuckverzierten Decken und schmiedeeisernen Treppengeländern in fast surreale Welten verwandeln.

Leerstehende Villen, Kirchen, Fabrikhallen oder Hotels wispern leise ihren Geschichten, erzählen Episoden aus einer längst vergangenen Zeit und doch wirken manche Lost Places so, als seien ihre Besitzer gerade erst aus der Tür gegangen, um nur mal kurz eine Besorgung zu machen. Traumhafte Ausblicke von den weitläufigen Terrassen auf das Meer, weitläufige Gartenanlagen oder breit geschwungene Treppen, die nur darauf warten, dass die Dame des Hauses in einer festlichen Abendrobe feierlich die Stufen hinab schreitet, um ihre Gäste zu begrüßen.

Und doch holt sich die Natur Stück für Stück wieder, was ihr einst genommen wurde. Robin Brinaert lässt daraus Fotos entstehen, die Licht und Schatten der verlassenen Bauten widerspiegeln und die Betrachtenden vollkommen für sich einnehmen.

Bewertung vom 02.12.2023
Die dunkle Spur
Blackhurst, Jenny

Die dunkle Spur


weniger gut

Hält leider nicht, was Cover und Klappentext versprechen

Martha's Vineyard wird im Sommer zum Spielplatz der Reichen und Schönen. Es geht um Sehen und Gesehen werden, Prunk und Protz und allerlei Oberflächlichkeiten. Holly ist glücklich, ausgerechnet hier einen Ferienjob erhalten zu haben, hilft dieser ihr doch dabei, um sich von der Trauer über den Verlust der Mutter hinwegzukommen. Als plötzlich Funkstille herrscht, bricht Claire auf, um ihre Schwester zu suchen, denn dieses Verhalten ist absolut unüblich. Je mehr Claire nachfragt, desto mehr stößt sich auf Ungereimtheiten. Denn nicht nur Holly ist spurlos verschwunden, auch eine ungelöste Mordfall wirft seine Schatten...


Um es gleich vorweg zu nehmen: Dieses Buch ist leider ein absoluter Fehlgriff in Punkto Spannung, Nervenkitzel und Thrill. Was aber haufenweise zu finden ist, sind oberflächliche und vollkommen versnobte Charaktere, die nur mir einem Bündel Geldscheinen zu wedeln brauchen, um alles und alle nach ihrer Pfeife tanzen zu lassen.

Die Oberschicht Amerikas erfährt hier einen totalen Verriss und kommt nicht wirklich gut bei Jenny Blackhurst weg, wenn es darum geht, die Sommerferien auf ihrer Lieblingsspielwiese zu verbringen. So nichtssagend und träge die Figuren im Buch sind, genauso inhaltsleer und flatterhaft ist auch die Handlung.

Blackhurst hangelt sich von einer Banalität zu anderen und vergisst dabei vollkommen, ihrem Thriller einen glaubwürdigen und spannenden Verlauf mitzugeben. Meist dreht es sich im Aussehen, Flirts und dem Versuch, wer mit wem die Bettlaken teilt, jede Menge Alkohol und Eifersüchteleien. Die Rivalität unter den beiden Brüdern ist auch sehr künstlich dargestellt, sodass auch diese beiden Charaktere nicht wirklich Sympathiepunkte sammeln können.

Das gesamt Buch zieht sich wie Kaugummi, ist mehr Schein als Sein und passt sich somit der aufgesetzten Scheinheiligkeit der Bewohner;innen an. Überraschende Wendungen, Nervenkitzel oder gar eine fesselnde Handlung suche ich hier vergebens. Die Auflösung lässt sich auch nur bedingt plausibel herleiten, bietet nicht wirklich einen triftigen Grund und hier frage ich mich ernsthaft, ob nicht doch ein Stück Menschlichkeit fehlt, um das Leiden zu beenden.

Alles in allem ein echter Bauchplatscher - 1, 5 Sternchen

Bewertung vom 01.12.2023
Das ultimative Weltreisebuch

Das ultimative Weltreisebuch


sehr gut

Erfüll dir (d)einen Traum

Schon Karel Gott wollte "Einmal um die ganze Welt", Phil Collins träumte von "Another day in Paradise" und auch ATC zog es "Around the world. Der Traum von einer Weltreise steht für viele auf der ultimativen Bucket-List, wird aber gerne auf die lange Bank geschoben. Mal fehlt das Geld, mal die Inspiration und ganz oft kommt die Frage auf, ob in Zeiten des Klimawandels eine solche Reise nicht doch zu Lasten der Umwelt geht.

"Das ultimative Weltreisebuch" ist ein echtes Füllhorn an Inspirationen, an denen sich das Auge einfach nicht sattsehen kann. Auf knapp 400 Seiten locken Reiserouten rund um den Globus mit wirklich zauberhaften Aufnahmen, kurzen Informationstexten und winzig kleinen Kartenausschnitten, um das Abenteuer in kleinen Etappen umzusetzen.

Da ist Musik drin und die Füße tanzen im Walzertakt oder ein Adrenalinkick sorgt für Euphorie. Herzklopfen und Spuren im Sand, Gaumenaquaplaning und Wow-Erlebnisse, die wie schimmernde Perlen sich auf einer Schnur auffädeln. Unterwegs auf dem Kopfgeldjägerpfad oder doch lieber auf dem floralen Regenboden in Englands Gärten ? Letzte Paradiese entdecken oder Geschichte zum Anfassen erleben ? Zu Fuß, mit dem Fahrrad, mit dem Schiff oder mit dem Hundeschlitten...es gibt tausendundeine Möglichkeit, die Welt zu bereisen und all die kleinen Wunder zu entdecken. Dieses Buch ist der Code zum Reiseglück, auch wenn in Punkto Nachhaltigkeit nicht immer alles stimmig ist.

Bewertung vom 30.11.2023
Die Freiheit so nah
Kästner, A. A.

Die Freiheit so nah


ausgezeichnet

Es gab nur wenige Denunzianten, aber ihre Zahl genügte, um unbeschreibliches Unglück über die Menschen zu bringen.“ Fritz Wöss

Kay muss 2016 Abschied nehmen von einer lieben Freundin und ihr die letzte Ehre erweisen. Das Zusammentreffen mit seiner alten Clique reißt alte Wunden auf, weckt Erinnerungen und lässt seine Gedanken immer wieder zurück schweifen. Aus der unbeschwerten Kinderclique ist im Verlauf der Jahre eine eingeschworene Gemeinschaft geworden, die sich zwar mit den Umständen in der DDR nie wirklich ganz arrangiert, aber trotzdem zusammengehalten hat wie Pech und Schwefel. Erst als die Zeichen immer deutlich werden, die Repressalien der Stasi um sich greifen und die Clique direkt betroffen ist, macht sich Kay seine Gedanken. Kann es wirklich sein, dass einer aus den eigenen Reihen ein Verräter ist ? Als Kay seine Flucht plant, kommt alles anders....


"Die Freiheit so nah" erzählt in sehr eindringlichen Worten aus der Sicht von Kay, wie sich ein Leben als junger Mensch in der DDR angefühlt hat. Der Staat hat seine Augen und Ohren überall und der Machtapparat Stasi tut alles dafür, schon in der Schule die Grundsteine zum Denunziantentum zu legen. Eine Machtausübung, die im Kreis der "indischen Reisegruppe" unvorstellbar ist und doch trifft sie zu.

A.A.Kästner schildert in ihrem Roman die Ereignisse nach wahren Begebenheiten so authentisch und überzeugend, dass sie Leser;innen das Gefühl erhalten, direkt an Kays Seite zu stehen und alles hautnah mitzuerleben. Der Gruß der FdJ "Freundschaft" wird zum Sinnbild für die Clique und so steht auch einer für den anderen ein, kämpft gemeinsam mit den Jungs für die Verwirklichung von Träumen und Wünschen und doch stoßen sie immer wieder an Grenzen. Sei es politisch, persönlich, physisch oder psychisch.

Mit der Erzählstimme Kay wird das Buch unglaublich intensiv und es sind seine ganz persönlichen Erinnerungen und Eindrücke, die sich manchmal bleischwer auf die Seele legen. Es fällt, auch 34 Jahre nach Grenzöffnung, wohl den meisten nicht leicht, all das zu begreifen, was im Namen der Stasi an Verbrechen, Verrat und Verunsicherung geschehen ist.

Der Roman beleuchtet eine fast unerschütterliche Freundschaft, die auch die guten Seiten eines Lebens in der DDR aufzeigt, aber dennoch immer wieder deutliche Worte in Bezug auf Misswirtschaft, Unzufriedenheit und Verrat enthält. Ein Stück deutscher Geschichte, die zum Nachdenken, Diskutieren und Innehalten anregt und aufzeigt, dass Freundschaft nicht alles verzeihen kann, da das persönliche Unglück einfach zu schwer wiegt

Bewertung vom 29.11.2023
Wie ein Stern in mondloser Nacht
Sand, Marie

Wie ein Stern in mondloser Nacht


ausgezeichnet

Wichtiges Thema unhandlich verpackt

Henni ist mit ganzem Herzen Hebamme und kämpft dafür, dass Frauen ein Recht auf eine selbstbestimmte Entbindung haben und ungeborenes Leben schützenswert ist. Auch nagt das Schicksal von Eva an ihr, denn in ihrer größten Not wusste die junge Frau keinen anderen Ausweg, als ihrem Leben ein Ende zu setzen. Was niemand ahnt: Hinter der ungebrochenen Energie von Henni steckt eine Erfahrung, die so schmerzhaft gewesen ist, dass sie nie wieder so tief verletzt werden möchte. Henni errichtet die erste Babyklappe in Deutschland und steht mit einem Bein am Rande des Abgrunds....


Marie Sand widmet sich in "Wie ein Stern in mondloser Nacht" einem unglaublich wichtigen Thema, das auch im 21.Jahrhundert nichts von seiner Aktualität eingebüßt hat. Noch immer ist es nicht selbstverständlich, dass Frauen ein Recht auf eine selbstbestimmt Entbindung haben und viele mit einem Kopfschütteln bedacht werden, wenn sie ihren Wunsch nach einer Entbindung ohne Apparate, ohne sterile Krankenhausatmosphäre und Hektik wollen. Auch entbrennt immer wieder die Diskussion rund um den § 218, der weiterhin die Gemüter spaltet.

Die Autorin schildert Hennis Lebesnweg und Werdegang recht anschaulich, aber so ganz will der Funke nicht überspringen, da sie es versäumt, ihre Leser:innen mental und emotional mit ins Boot zu holen, um diese Gefühlsachterbahn hautnah mitzuerleben, die Henni durchlebt. Meist bleiben sie als stille Beobachtende aussen vor und das ist, gerade bei dieser brisanten Thematik, sehr schade. Es entsteht eine unsichtbare Barriere, die nie so ganz abgebaut wird und durch ein paar Stolperfallen in der Logik noch zusätzlich ausgebaut werden.

Henni ist eine Kämpferin, die sich nicht so leicht ins Bockshorn jagen lässt. Von der eigenen Mutter erfährt sie nur Kälte und Kalkül und es ist mir ein Rätsel, wie sie als Minderjährige im Berlin der 1950er Jahre leben kann, wenn ihre Mutter die Brücken abbricht und woanders ein neues Leben beginnt. Wo ist da die Fürsorge ? Hat sich Franz auch finanziell um sie gekümmert, während er sie unter seine ärztlichen Fittiche genommen hat ?

Überhaupt Franz und Anneliese - diese beiden Figuren ziehen meine Antipathie an wie ein Magnet und ich finde ihr Verhalten sprichwörtlich zum Ko....Da wo andere Menschen ein Herz sitzen haben, schlägt ein kalter Stein. Geld, Macht und Ansehen sind beiden wichtiger als das Glück des eigenen Sohnes.

Auch Ed kommt nicht ganz so gut weg, denn er ist eine gar zu willige Marionette seiner Eltern, selbst im Erwachsenenalter lässt er alles mit sich machen. Er mag zwar ein netter Bursche sein, an den Henni ihr Herz verloren hat, aber mit ist er eindeutig zu weich gespült.

Livs Suche nach ihrer Identität hingegen wirkt zu abgehackt, zu bruchstückhaft und auch hier versäumt es Sand, die großen Emotionen einzupacken, um die Leser;innen im Gefühlskarussell die Runden drehen zu lassen. Ihre Geschichte wird am Ende recht schnell erzählt, wirkt wie im Zeitraffer abgebildet und es bleiben viele Fragen meinerseits offen.

Alles in allem ein Roman, der in der Grundidee extrem gut angedacht ist, aber die Thematik ist unhandlich verpackt un ein wenig unausgereift niedergeschrieben. Gute drei Sternchen bleiben dennoch übrig.

Bewertung vom 28.11.2023
Dings und Bums

Dings und Bums


ausgezeichnet

Coole Zeitreise

Gerade die langen Herbst-Winterabende eigenen sich hervorragend für Gesellschaftssiele. Mit "Dings und Bums 80er Jahre" liegt eine witzige und zugleich kurzweilige Spielidee vor, die eine Zeitreise der besonderen Art möglich macht. Das Memory-Spiel ist aus stabilen kleinen Pappkärtchen gefertigt, die sich durch die leicht abgerundeten Ecken aus sehr gut greifen und umdrehen lassen.
Ziel ist es jedoch nicht, gleiche Motive zu finden, sondern cole und teilweise echt schräge Bildpaar zu entdecken, die einfach zusammengehören :
"Löwenzahn und Peter Lustig, Nena und ihre 99 Luftballons, Pumuckl und Meister Eder und vieles mehr lassen nicht nur das Kopfkino anspringen, sondern produzieren auch echte Ohrwürmer.
Kindheitserinnerungen sind plötzlich wieder präsent und viele Sätze beginnen mit "Weißt du noch?"
Auch ist das Spiel eine sehr gute Möglichkeit, ältere Menschen wieder aktiv mit ins Spielgeschehen einzubeziehen und sogar das Gedächtnis zu trainieren.

Bewertung vom 28.11.2023
Dings und Bums

Dings und Bums


ausgezeichnet

Vom Trümmerland zum Wirtschaftswunder

Vom Trümmerland zum Wirtschaftswunder

Gerade die langen Herbst-Winterabende eigenen sich hervorragend für Gesellschaftssiele. Mit "Dings und Bums 50er Jahre" liegt eine witzige und zugleich kurzweilige Spielidee vor, die eine Zeitreise der besonderen Art möglich macht. Das Memory-spiel ist aus stabilen kleine Pappkärtchen gefertigt, die sich durch die leicht abgerundeten Ecken aus sehr gut greifen und umdrehen lassen.
Ziel ist es jedoch nicht, gleiche Motive zu finden, sondern nostalgische Bildpaar zu entdecken, die einfach zusammengehören :
Mett-Igel und Fliegenpilz-Eier, Nierentisch und Ohrensessel, Sissi und Franz und vieles mehr lassen nicht nur das Kopfkino anspringen, sonder Kurbeln an die Erinnerungen an.
Viele Sätze beginnen plötzlich mit "Weißt du noch?" und es entsteht ein reger Austausch untereinander.
Auch ist das Spiel eine sehr gute Möglichkeit, ältere Menschen wieder aktiv mit ins Spielgeschehen einzubeziehen und sogar das Gedächtnis zu trainieren.

Bewertung vom 28.11.2023
Das Leuchten der Blätter / Sehnsuchtswald-Reihe Bd.3
Koelle, Patricia

Das Leuchten der Blätter / Sehnsuchtswald-Reihe Bd.3


ausgezeichnet

Kannst du malen, wie das Farbenspiel des Winds? (Pocahontas)

Ava fühlt sich ganz und gar nicht wohl in ihrer Haut, denn das geerbte Antiquitätengeschäft lastet zentnerschwer auf ihrer Seele. Tand und Trödel sind nicht das, was ihr vorschwebt, aber den letzten Schritt gehen, um endlich etwas Neues zu beginnen, dazu fehlt ihr der Mut. Der Ostseewind weht ihr Solvie in den Laden und damit beginnt eine abenteuerliche Reise. Eine Reise auf der Suche nach einem geheimnisvollen Symbol, eine Reise in die Vergangenheit und eine Reise zum eigenen Ich....


Patricia Koelle greift erneut zur Märchenfeder und lässt daraus eine seelenvolle, romantische und ermutigende Geschichte fließen, die über die Kraft der Bäume und ihre heilende Energie erzählt. Ava ist es gewohnt, dass sie sich den Wünschen anderer fügt und hat dabei vollkommen vergessen, auf ihr Herz und ihre Seele zu hören. In ihr schlummert ein verborgenes Talent, das Licht zum Tanzen bringt und daraus wunderschöne Illuminationen entstehen. Ihre Lampen sind magische Laternen, die mit warmen weichen Licht und einem einzigartigen Farbenspiel an Wand und Decke den Zauber der Natur einfangen und direkt ins Herz leuchten.Mit jedem handgefertigen Unikat wächst Ava ein Stückchen mehr über sich selbst hinaus, findet ihr eigenes Ich und bekommt mehr Selbstvertrauen.

Solvie sprudelt geradezu über vor Tatendrang und auch für sie ist es eine eine heilsame Erfahrung, an den Ort ihrer Kindheit zurückzukehren. Koelles Beschreibungen der Lost Places lässt mein mein Urbexerinnenherzchen höher schlagen und der morbide Charme, der Zauber der Vergangenheit und die leise gewisperten Erinnerungen zwischen verstaubten Möbeln, bröckeligen Ruinen und wucherndem Grün umhüllen die Szenerie mit einer geheimnisvollen Aura.

Im Verlauf der Handlung werden Ava und Solvie nicht nur im Buch gute Freundinnen, sie sichern sich auch einen festen Platz im Herzen der Leser;innen und es ist eine Freude, gemeinsam mit ihnen die einzelnen Stadien ihrer Entwicklung mitzuerleben. Es geht um Loslassen und Zulassen, Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten und natürlich um die Geschichte der Windharfe, die die Autorin hier weiterspinnt. Koelle schreibt Märchen für Erwachsene, verpackt sie dieses Mal in die flammenden Orange-Rot- und Gelbtöne des Herbstes und offenbart mit jedem gefallenen bunten Blatt Weisheiten und Erkenntnisse, die nicht nur in ihren Protas schlummern.

Mit ein wenig Magie und Zauberkraft lädt die Schreibende dazu ein, in ihre lebendige Welt der Seelenbilder einzutauchen und ihre Botschaften an- und aufzunehmen, um vielleicht selbst den einen fehlenden Schritt zu gehen, um bei sich selbst anzukommen.

Wieder sehr lesenswert und genau das richtige Buch für nasskalte oder gar verschneite Tage. Ein Mind-Spa in Buchform.