Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Bellis-Perennis
Wohnort: 
Wien

Bewertungen

Insgesamt 924 Bewertungen
Bewertung vom 02.04.2024
Die Flut (eBook, ePUB)
Dützer, Volker

Die Flut (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Dieser Krimi ist nichts für schwache Nerven, denn er fesselt von der ersten bis zur letzten Seite!

Worum geht’s also?

Bei einem missglückten Einsatz kommt eine Person ums Leben und der Ermittler Thomas McCallum wird schwer verletzt. Die Tote ist ausgerechnet die Freundin von Viktor Sorokin, Boss eines mächtigen russischen Syndikats. Als er Tom ewige Rache schwört, betrifft das nicht nur Tom selbst, sondern auch seine große Liebe Abby und deren Tochter. Während Abby und Tochter in einem Zeugenschutzprogramm unterkommen, muss der Ermittler Thomas McCallum offiziell sterben, um weiterleben zu können.

Ausgestattet mit einer neuen Identität tritt er als Chief Steve Cole die Stelle des Polizeichefs auf der Insel Alderney an. Statt wie vorgesehen eine ruhige Kugel zu schieben, wird er mit eine Serie von Frauenmorden konfrontiert, die zwanzig Jahre zuvor die Insel in Angst und Schrecken versetzt hat. Der Mörder, Albert Evans, ist beim Brand des damaligen Pfarrhauses ums Leben gekommen.

Als man dann die junge Claire tot am Strand findet, scheint der Alptraum von Neuem zu beginnen. Claire ist auf ähnliche Weise ermordet worden, wie die Frauen in der Vergangenheit. Ist hier ein Nachahmungstäter am Werk oder war Albert Evans gar nicht der Täter?

Und was hat Emily Gray damit zu tun? Die junge Frau hat als Kind sichtlich ein Trauma erlitten und erhofft sich auf Alderney Antworten auf ihre Fragen.

Meine Meinung:

Ich kenne zahlreiche historische Krimis aus der Feder von Volker Dützer, die von der ersten bis zur letzten Seite fesseln. Dieser hier steht den Krimis, die im und unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg spielen um nichts nach.

Keineswegs überrascht war ich, als sich herausstellt, dass Emiliy an dem Phänomen einer dissoziativen Persönlichkeit leidet. Darüber habe ich in anderen Büchern bereits gelesen. Es ist erstaunlich, was der menschliche Geist für Mechanismen entwickelt, sein Innerstes zu schützen.

Steve/Tom ist ein ernsthafter Ermittler, der sich zum Ziel gesetzt hat, Sorokin unschädlich zu machen und zwar im Rahmen des Gesetztes. Kein unnötiges Herumgeballere oder Attentatsversuche seitens der Behörde. Der Start auf der Kanalinsel ist nicht ganz einfach, denn eigentlich hat einer seiner Mitarbeiter auf den Chefposten geschielt. Doch Steve ist ein sehr guter Menschenkenner und eine Führungspersönlichkeit. Als Chief von Alderney hat er natürlich nicht nur Freunde. Sein Widersacher ist John Baxter, der die Wahl zum Präsidenten von Alderney unbedingt gewinnen will. Dazu ist ihm jedes Mittel recht, ob Bestechung oder Drohung, offen oder versteckt - an Baxter kommt fast niemand vorbei. Da kann es auch schon einmal passieren, dass er sich von seiner jovialen und hilfreichen Seite zeigt.

Dass Baxter sein eigene Süppchen kocht, zeigt der fiese Cliffhanger am Ende dieses Krimis. Eine Fortsetzung ist also geplant und wird auch bald erwartet.

Fazit:

Gerne gebe ich diesem fesselnden Krimi, der Auftakt einer neuen Reihe ist, 5 Sterne.

Bewertung vom 01.04.2024
Im Namen des Klimas
Zehetner, Elisabeth

Im Namen des Klimas


ausgezeichnet

Endlich ein intelligentes Buch zur Klimadebatte, das sachlich mit diesem komplexen Thema umgeht! Für mein persönliches Empfinden gibt es nämlich viel zu wenig politische Sachbücher, die von Frauen verfasst sind. Bücher, die sich sachlich mit jenen Themen, die jeden von uns betreffen, auseinandersetzen, abseits von populistischen und polemischen Geschrei und Geschwurbel.

Dieses neue Buch von Elisabeth Zehetner ist mutig, sinnvoll und notwendig zugleich. Mutig, weil es dem Trend des demonstrativen „Dagegenseins“ widerspricht, notwendig, weil es eine Menge Informationen bereithält und sinnvoll, weil es ein Thema behandelt, bei dem es um viel geht und wir alle betroffen sind. Barbara Zehetner setzt sich in ihrem Buch mit der Instrumentalisierung von Medien und Institutionen durch den Klima-Aktivismus bewusst differenziert auseinander. Die aktuelle Ausgangslage und Zukunftsszenarien werden sachlich dargestellt. Zahlreiche Abbildungen ergänzen den Text.

Barbara Zehetner ist Geschäftsführerin von „oecolution austria“ und zeigt, in welche Sackgassen einseitiger Klimaaktivismus führen kann und blendet auch die Argumente der Leugner des Klimawandels nicht aus.
In insgesamt neun Thesen zeigt sie in ihrer konstruktiven Streitschrift, wie der Fokus wieder auf die sachliche Ebene zurückgeführt werden kann. Unbestritten ist, dass weltweit Maßnahmen gesetzt werden müssen.

Zu vernünftigem Klimaschutz gibt es keine Alternative - zu Panik sehr wohl
Die Endzeitstimmung in der Klimadebatte schadet der Sache
Die extremen Positionen der Klimaaktivisten sind eine Gefahr für die Demokratie
Die Ideologisierung von Klimaschutz fördert Technologiefeindlichkeit
Die Instrumentalisierung von Gerichten und Medien durch die Klimaaktivisten ist ein Problem
Klimaschutz braucht die Mitte der Gesellschaft und alle Generationen
Wirtschaftliches Wachstum ist die Grundlage für den Klimaschutz - nicht Schrumpfung
Technologien sind unser mächtigster Hebel für eine bessere Klimazukunft
Der Klimaschutz ist EIN wichtiges Ziel für Österreichs Zukunft

Barbara Zehetner nennt sich selbst „Öko-Optimistin“ - eine Wortschöpfung, die mit gut gefällt - und erklärt, was sie darunter versteht. Sie lädt ein, dem Thema Klimaschutz mit Offenheit, Zuversicht und Vertrauen statt mit aggressiver Ignoranz und lähmender Panikmache entgegenzutreten. Beim Thema Klimaschutz gibt es kein schwarz oder weiß, kein Allheilmittel. Es ist notwendig, alle erlernten Kulturtechniken einzusetzen, um den Herausforderungen des Klimawandels zu begegnen.

Barbara Zehetner liegt es ganz besonders am Herzen, dass sich die Politik nicht von radikalisierten Klimaaktivisten erpressen lässt, wie es in der Stadt Hannover bereits passiert ist. Einige dieser radikalen Klimaaktivisten haben autoritäres Gedankengut, das die Demokratie aushebeln könnte. Mit einem autoritären Staat ist für den Klimaschutz nicht gewonnen. Es würde nur eine kleine elitäre Gruppe oder gar ein Einzelner über Wohl oder Weh entscheiden.

Die Gestaltung der Zukunft ist ein äußerst komplexes Thema, das sich sich nicht ausschließlich auf den Klimaschutz fokussieren kann.

„Während Klimaaktivisten sich nur auf das eine Ziel ‚Klimaschutz‘ konzentrieren, müssen wir für eine gute und sichere Zukunft Wertschöpfung, Arbeitsplätze und Nachhaltigkeit gemeinsam verwirklichen. Das erfordert ein Mindset in Politik und Gesellschaft, das auf Vernunft und Machbarkeit setzt“ (S. 144)

Um unseren Kindern eine lebenswerte Zukunft bieten zu können, bedarf es wirtschaftlicher Vernunft, intelligente neue Technologien sowie ein gemeinschaftliches Zusammenarbeiten aller Gesellschaftsschichten und aller Generationen. Extremismus, egal ob links oder rechts oder religiös motiviert, hat hier keinen Platz.

„Wir stehen Umweltproblemen nicht machtlos gegenüber. Wir können sie lösen - mit vernünftigen Maßnahmen.“

Dem ist wohl wenig hinzuzufügen.

Fazit:

Gerne gebe ich diesem intelligenten Buch, das sich einerseits kritisch mit dem Aktionismus, der sich in Sachen Klimaschutz breit gemacht auseinandersetzt und andererseits dafür plädiert, mit mehr Vernunft der Zukunft entgegenzugehen, 5 Sterne und eine Leseempfehlung.

Bewertung vom 01.04.2024
Die Entflammten (eBook, ePUB)
Meier, Simone

Die Entflammten (eBook, ePUB)


weniger gut

Ich habe in diesem Buch einen historischen Roman à la „Frau Einstein“ von Marie Benedict erwartet. Doch leider ist dieser Roman hinter meinen Erwartungen sehr weit zurück geblieben.

Die Idee, die Geschichte von Johanna van Gogh-Bonger, der Ehefrau von Theo van Gogh zu erzählen, hat mir recht gut gefallen. Immerhin hat sie nach dem tragischen Tod ihres Mannes Theo sowie dem Selbstmord von Vincent, die sie mit einem Baby ohne Einkommen zurückgelassen haben, Vincents Bilder verkaufen und damit seinen Weltruhm begründen können.

Parallel dazu wird die Geschichte der jungen Kunsthistorikerin Gina erzählt, die hundert Jahre später auf Johanna „Jo“ van Gogh-Bonger stößt und eine Arbeit über sie schreibt. Während der Recherche entdeckt sie gewisse Ähnlichkeiten zwischen Vincent van Gogh und ihrem Vater und muss sich ihrer eigenen Familiengeschichte stellen.

Meine Meinung:

Vincent van Gogh ist den meisten durch seine Sonnenblumen, seinen Alkoholkonsum, dem abgeschnittenen Ohr und letztlich seinem Selbstmord bekannt. Hier werden noch zahlreiche Details aus seinem Leben erzählt, wie zum Beispiel seine mangelnde Körperhygiene und ähnliches, was ihn mir nicht wirklich sympathisch macht.

Nach einer sehr langen Verlobungszeit heiraten Jo und Theo, doch bald wird der jungen Ehefrau klar, dass sie eigentlich zwei Männer geheiratet hat. Theos inniges Verhältnis zu Bruder Vincent lässt wenig Spielraum. Diese Zeit vor der Hochzeit wird sehr ausführlich beschrieben, während die Witwenzeit doch eher kurz abgefasst wird. Wird Jo zunächst als ungewöhnlich kultivierte Frau beschrieben, so wird sie uns später als herrische und harte Person präsentiert. Wahrscheinlich muss sie das als Verwalterin von Vincents Gemälden sein, doch dem Leser bleibt die Entwicklung dorthin leider verborgen.

Auch der zweite Handlungsstrang leidet an einem Ungleichgewicht von Ginas Kindheit und ihrem Erwachsenenleben. Die eigenartige Beziehung zu ihrem Vater, einem erfolglosen Schriftsteller, ist recht langatmig beschrieben und hat mich nicht berührt sondern gelangweilt.

Leider bin ich von diesem Buch ziemlich enttäuscht. Die Idee, die Biografie von Johanna van Gogh-Bonger in die Arbeit einer Kunsthistorikerin einzubetten, hat mir gut gefallen, die Umsetzung und vor allem der Handlungsstrang rund um Gina so gar nicht.

Mich konnte dieser Roman nicht entflammen. Der Maler Vincent van Gogh steht auf meiner „nice-to-see“-Liste der Maler ohnehin weit unten, der Mensch Vincent ist mir entfernter denn je.

Fazit:

Leider eine Enttäuschung, die ich nur mit zwei Sternen bewerten kann.

Bewertung vom 01.04.2024
Wilde Wut (eBook, ePUB)
Schmöe, Friederike

Wilde Wut (eBook, ePUB)


gut

Dieser Krimi ist der 16. aus der Reihe rund um Privatermittlerin Katinka Palfy und ihrem Lebenspartner KHK Hardo Uttenreuther. Für mich ist es der erste Krimi von Autorin Friederike Schmöe.

Worum geht’s?

Man findet die Leiche von Michael Dreysbach unterhalb der Bamberger Heinrichsbrücke. Auf den ersten Blick scheint der Mann unglücklich gestürzt zu sein, doch als man ein Stück Stoff in seinem Hals, Antidepressiva und Kokain in seinem Blut sowie in seiner Jackentasche entdeckt, ist klar, dass der Sohn des berüchtigten Immobilienmaklers Günther Dreysbach ermordet worden ist. Es scheint, als hätte der Tote eine Menge Feinde gehabt. Nur, wer ist der Täter?

In einem weiteren Handlungsstrang lernen wir Babs kennen, die einerseits durch eben solche Immobilienspekulanten ihre Wohnung verloren hat, und andererseits psychische Probleme hat. Gemeinsam mit einer Gruppe Gleichgesinnter protestiert sie gegen die Gentrifizierung und gerät dadurch in den Fokus der Polizei. Babs bittet ausgerechnet Katinka Palfy um Hilfe, die ihrerseits eine Klagsdrohung wegen Blattlausbefall erhalten hat. Dem schäbigen Kaufangebot für ihr Haus vor einem Jahr hat Palfy keine Beachtung geschenkt. Als sie erneut ablehnt, lernt sie die kriminelle Ader des Immobilienmaklers kennen, die Sabotage und Sachbeschädigung beinhaltet.

Bei ihren Recherchen entdeckt Katinka, dass es zahlreiche Mieter und Eigentümer gibt, die von Dreysbach Machenschaften betroffen sind. Bei einigen macht sich wilde Wut breit.

Bei den Ermittlungen stellt sich heraus, dass die Dreysbachs eine höchst dysfunktionale Familie sind. Patriarch Günther demütigt Frau und Kinder, lässt alle nach seiner Pfeife tanzen und wer nicht mitmacht, wird ausgestoßen.

Meine Meinung:

Die Stadt Bamberg kenne ich nicht, weshalb ich sowohl zu Architektur als auch zur Geschichte eine Beziehung aufbauen konnte.

Die Charaktere KHK Hardo Uttenreuther, Katinka Palfy sowie der Journalist Dante Wischnewski leben in verschiedenen Wohnungen unter einem Dach und scheinen miteinander befreundet zu sein. Berufliches und Privates wird recht gut getrennt und man hilft einander mit Rat und Tat.

Die Machenschaften von Immobilienhaien sowie die Gentrifizierung ganzer Stadtteile bieten immer wieder Stoff für Konflikte, beschäftigen Legionen von Rechtsanwälten und inspirieren Krimiautoren. Allerdings habe ich dazu schon deutlich fesselnder Krimis lesen können.

Obwohl ich üblicherweise keine Probleme habe, irgendwo in der Mitte oder am Ende eine Reihe einzusteigen, ist werde ich diese hier nicht weiterverfolgen.

Fazit:

Leider hat mich der Krimi nicht wirklich gefesselt, daher nur 3 Sterne.

Bewertung vom 01.04.2024
Verzogen, verweichlicht, verletzt
Nickel, Susanne

Verzogen, verweichlicht, verletzt


ausgezeichnet

Susanne Nickel ist Autorin und Unternehmensberaterin. Sie erlebt tagtäglich, wie die, als Generation Z bezeichneten jungen Menschen, die zwischen 1995 und 2010 geboren sind, bei vielen Arbeitgebern ob ihrer Einstellung zu Arbeit und Leistung für Kopfschütteln sorgen.

In vier Abschnitten beleuchtet die Autorin die aktuelle Situation und versucht Lösungen aus dem Dilemma zu finden:

Was läuft falsch am Arbeitsmarkt?
Eine Generation auf dem Egotrip?
Wer, wie, was, wieso, weshalb, warum?
Und jetzt? Welche Lösungen gibt es?

Zunächst stellt Susanne Nickel das „Haus der Generationen“ vor. Auch wenn es sich hier um Daten aus Deutschland handelt, kann das meiste auch auf Österreich übertragen werden.

Generation Silent (1929-1945)
Generation (Baby)Boomer (1945-1964)
Generation X (1965-1979)
Generation Y (1980-1994)
Generation Z (1995-2010)

Die Autorin berichtet über ihre Erfahrungen mit Personalchefs, die händeringend Mitarbeiter suchen und an der Erwartungshaltung der Bewerber schier verzweifeln. Ich kann auch ein kleines Beispiel anbieten, obwohl ich üblicherweise bei Personalentscheidungen nicht mitzureden habe, aber diesmal bei Vorstellungsgesprächen dabei war. Wir (eine österr. Bundesdienststelle) hatten unlängst eine Lehrstelle für den Lehrberuf „Verwaltungssassistenz“ (also eine Bürostelle) ausgeschrieben. Ein Bewerber (25 Jahre) hat gemeint, er möchte nur 20 Stunden pro Woche arbeiten, die aber dafür vollständig im Homeoffice, das Gehalt natürlich für die Vollzeit, die Mitgliedschaft in einem Fitnesscenter seiner Wahl und einen Dienstwagen. Unserem HR-Chef ist die Spucke weggeblieben.

„Die Generation Z zeigt, dass sie sich schwertut mit der Realität und dem Leben der anderen, es zählt vorrangig das eigene.“

Die grundsätzlich Kernaussage des Buchs ist „Die deutsche Wirtschaft ist auf die junge Generation angewiesen, was heißt, dass Unternehmen gezwungen sind, sich auf Veränderungen einzustellen. Sie müssen reagieren.“ Ja, das unterschreibe ich gleich. Aber auf solche oder ähnliche unverschämten Forderungen einzugehen, halte ich nicht wirklich für sinnvoll. Was kommt dann als Nächstes?

Susanne Nickel provoziert natürlich, bietet aber auch, nachdem sie die verschiedenen Perspektiven einige Ideen zur Abhilfe an. Die zehn Fragen eines HR-Managers an die Bewerber halte ich für einen interessanten und einfachen sowie kostenlosen Ansatz. Man könnte ähnliche Fragen auch dem Bestandspersonal stellen, damit die „ihre“ Firmen nicht verlassen. Ich kenne einige altgediente KollegInnen, deren Leitspruch ist „Für das Gehalt mache ich das nicht. Die Verantwortung übernehme ich nicht. Das steht nicht in meiner Arbeitsplatzbeschreibung.“

„Viele Wünsche der Z-ler – etwa in Bezug auf Führung, Flexibilität und ehrliches Feedback – sind inzwischen Forderungen aller Generationen.“

Auffällig bei der Generation Z ist, dass sie, wenn es nicht nach ihrem Kopf geht, sofort gekündigt wird. Job-Hopping ist ein weit verbreitetet Phänomen. Es scheint, als ob Ausdauer oder Durchhalten, wenn es einmal eine Durststrecke gibt, nicht mehr vorhanden sind. Es muss immer alles JETZT, SOFORT, AUF DER STELLE passieren, wenn nicht, wird gekündigt - das entspricht oft dem Verhalten eines Kleinkindes im Trotzalter. Vermutlich, weil viele der Generation Z Einzelkinder sind, deren Eltern ihnen die Wünsche erfüllt haben, noch bevor sie ausgesprochen worden sind.

Meine Meinung:

Das Buch ist einerseits unterhaltsam, gut zu lesen , trotzdem regt es zum Nachdenken an. Nach zunächst sehr kritischen Beispielen zur Generation Z versetzt sich die Autorin gegen Ende des Buches in deren Perspektive und regt einen Dialog zwischen den Generationen an.

Autorin Susanne Nickel will in diesem Buch nicht nur Missstände aufzeigen, warnen und zur Diskussion anregen, sondern praktikable Lösungen finden und zum konkreten Handeln auffordern. Denn sie glaubt: Die Generation Z und die Boomer könn(t)en viel voneinander lernen. Gut gefallen hat mir die klare Struktur und die konstruktive Kritik, die auch die Firmenchefs nicht außen vor lässt. In dieser schwierigen Lage ist partnerschaftliches Miteinander der Generationen das Gebot der Stunde.

Fazit:

Gerne gebe ich diesem Buch, das zu Diskussionen anregt, um ein partnerschaftliches Miteinander unterschiedlicher Generationen zu erreichen, 5 Sterne.

Bewertung vom 01.04.2024
Beelitz Heilstätten (eBook, ePUB)
Kampe, Lea

Beelitz Heilstätten (eBook, ePUB)


sehr gut

Autorin Lea Kampe entführt uns mit ihren historischen Roman in das von der Arbeiter-Versicherungsanstalt Berlins 1898 errichtete Lungensanatorium Beelitz-Heilstätten.

Die junge Biologie-Studentin Antonia Marquardt hat einen unklaren Befund ihres Tuberkulinpflasters und wird 1938, weil ihre Mutter an Tbc verstorben ist, zur Beobachtung und Rekonvaleszenz nach Beelitz geschickt. Antonia ist als Studentin hier die Ausnahme. Die anderen Frauen sind Ehefrauen von Arbeitern, die mit ihren Kindern in feuchten Wohnungen leben, von Armut geprägt sind und zum Teil ihre Nahrungsmittel für die Kinder aufsparen. Sie alle müssen sich nun dem strengen Reglement unterwerfen. Mehrmals Fieber messen pro Tag, das Sputum in den „Blauen Heinrich“ spucken, Liegekuren, Wechselduschen und nahrhaftes Essen. Was wie das Paradies klingt, ist für manche schwer zu ertragen, denn so manche Krankenschwester legt einen Kasernenhofton an den Tag.

Obwohl man versucht, alles die Politik von den Kranken fern zu halten, sickern natürlich Informationen durch. Außerdem leben auch einige Frauen, die dem NS-Regime fanatisch folgen.

Als Antonia als geheilt entlassen wird, sattelt sie von Biologie auf Medizin um. 1942 kehrt sie kurz vor Studienabschluss als Praktikantin nach Beelitz-Heilstätten zurück. Der Ton ist rauer geworden, was vor allem an Schwester Martina und Dr. Franke, beides glühende Nazis, liegt. Was daraus folgt, ist klar. Sterbenskranke Patientinnen, die sich nicht unterordnen oder an der Politik zweifeln, werden in eine der zahlreichen Sonderanstalten überstellt.

Neben dem Handlungsstrang rund um Antonia, gibt es noch zwei weitere: Den um die Familie Berggruen. Der Vater, ein Sozialist, der es geschafft hat, unter dem Radar des Regimes zu bleiben, und die beiden ungleichen Söhne. Ronny, dem die Gemeinschaft der HJ so gut gefällt, dass er mit Freude und Hurra-Geschrei an die Front geht und Joachim, genannt Jojo, der lieber Bücher liest, als an Wehrsportübungen teilzunehmen.

Der dritte Handlungsstrang, der nicht ganz so ausgeprägt ist, betrifft Antonias Freundin Christian, die mit Gleichgesinnten dem NS-Regime Widerstand leistet und Flugblätter verteilt. Es kommt, wie es kommen muss, Christiane wird verhaftet und ihre kleine Schwester Leni flüchtet zu Antonia, die zwar bei den Aktionen der der Widerstandsgruppe nicht aktiv mitmachen wollte, aber nun im Ernstfall sich als kreative Stütze erweist.

Meine Meinung:

Über Tuberkulose-Kranke liest man häufig in Zusammenhang mit gut Betuchten wie Thomas, die in Davos auf Kur weilen oder von schwindsüchtigen Charakteren in diversen Opern wie Mimi in La Bohème oder als „Wiener Krankheit“ in den Elendsvierteln der Arbeiterinnen im 19. und 20. Jahrhundert. Die Tbc hat bis zur Entwicklung von Antibiotika bis nach dem Zweiten Weltkrieg als unheilbar gegolten. Die vorbeugende Impfung ist zwar seit den 1930-er Jahren bekannt, aber auf Grund des Impfunglücks von Lübeck, bei dem Neugeborenen verunreinigter Impfstoff verabreicht wurde und 77 Babys an Tbc starben, ausgesetzt.

Dieser historische Roman schildert wie zahlreiche andere Romane Details aus der NS-Zeit, die vielleicht nicht ganz so bekannt sind. Mag sein, dass die Heilanstalt - zumindest zu Beginn der Zweiten Weltkriegs eine kleine selige Blase in einer grausamen Welt der Vernichtung gewesen ist. Der gutgemeinte Appell an Linde, sich keiner Schwangerschaft mehr auszusetzen, kann ich auch nicht ganz glauben. Man hat hier nicht lange gefackelt und die Frauen wie Männer einfach unter sterilisiert.

So nimmt denn auch die Liebesgeschichte zwischen Dr. Henrik Westphal und Antonia Marquardt einen großen Raum ein.

Der Roman wirkt auf mich insgesamt ein wenig „weichgespült“. Es sind einfach zu viele aufrechte Charaktere an einem Platz. Es gibt zwar neben der schon genannten Schwester Martina und Dr. Franke, mit Prof. Hartmann eine weitere üble Person, der den Studentinnen nachstellt und Antonia mit schlechten Noten zu erpressen versucht, sollte sie nicht mit ihm „Abendessen“ gehen. Doch Antonia, ist in ihrer Rolle als Mitwisserin bzw. als Initiatorin ist nie wirklich in Gefahr.

Aus anderer Literatur kenne ich da ganz andere Gepflogenheiten wie z. B. in der Wiener Kinderklinik Am Spiegelgrund: Austausch des gesamten Personals und barbarische medizinische Versuche an Kindern, die letztlich ermordet worden sind.

Wer ein realistische Bild der medizinischen Versorgung von Langzeitkranken in der NS-Zeit lesen will, muss zu anderen Büchern greifen.

Fazit:

Gerne gebe ich diesem historischen Roman, der die grausame NS-Zeit in nur einer winzigen Dosis verabreicht, 4 Sterne.

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 01.04.2024
Dämonen
Ammerer, Gerhard;Bauer, Nicole;Watzka, Carlos

Dämonen


sehr gut

Wer glaubt, dass „Teufelsaustreibungen“ längst Vergangenheit und Aberglauben sind, sollte dieses Buch lesen.
Gerhard Ammerer, Nicole Bauer und Carlos Watzka untersuchen in zehn Kapiteln war es mit dem Glauben an Dämonen und Teufeln auf sich hat,

Neben einer Einleitung gliedert sich das Buch wie folgt:

Grundlagen der europäischen Dämonologie: Hellenismus, Judentum, Neues Testament
Der Kampf gegen die bösen Geister vom Frühmittelalter bis zum Erscheinen des Hexenhammers
Ein Zenit der Dämonisierung: Besessenheit während der „Glaubensspaltung“
Besessenheit und Austreibungspraxis im Barock und das „Rituale Romanum“ von 1614
Die dämonische Besessenheit in der Kritik - die Aufklärungszeit
Teufelsglaube zwischen politischer Marginalisierung und populärer Alltäglichkeit im Biedermeier
Zwischen Beschwörung und Bannung: Dämonen im „Kulturkampf“ des Pressewesens
Symbolische Präsenzen. Praktiken der Teufelsaustreibung in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts
Abschied vom Teufel? Besessenheit und Exorzismus im späten 20. Jahrhundert
Rückkehr des Teufels? Globalisierung und Dämonisierung seit den 1990er-Jahren

Mit einem Resümee und Ausblick schließt das Buch, das neben einem Anhang zahlreichen Abbildungen enthält.

Meine Meinung:

Die rituelle Teufelsaustreibung hat in Österreich eine lange Geschichte, ich möchte fast sagen „Tradition“. An Hand von durch Protokolle und Akten belegten Exorzismen beschreiben die drei Autoren das Procedere.

Wenn es nicht so traurig und brutal wäre, müsste man fast schmunzeln, wenn man liest, dass bei der Teufelsaustreibung, die man 1783 an dem Ötztaler Bauernmädchen Johanna Scheiber vollzogen hat, ein Tirolerisch sprechender Teufel mit angeblich Millionen (?) anderer Teufel ausgefahren sei. Man stelle sich bitte den höllischen Stau vor.

Diese Teufelsaustreibung ist heute noch als „Wunder von Seefeld“ bekannt und hat Seefeld zum Wallfahrtsort gepusht. Ein Schelm, der hier Böses vermutet, wenn durch Wallfahrer viel Geld in die Kassen der Kirche gespült worden ist.

Skeptische Geister haben die Darstellung schon damals angezweifelt. Immerhin ist auch in Österreich das Zeitalter der Aufklärung angebrochen. Kaiser Joseph II. regiert und hat, wie man weiß zahlreiche kontemplative Klöster aufgehoben. Man nähert sich zahlreichen, bislang rätselhaften Phänomenen inzwischen mit dem Blick der Naturwissenschaft.

Die Autoren – der Historiker Gerhard Ammerer, die Religionswissenschafterin Nicole Bauer und der Soziologe Carlos Watzka – spannen einen weiten Bogen: von antiken Kobolden und Zwischenwesen, halb Mensch, halb Gott, über die jüdischen Totengeister sowie Unholde der muslimischen Welt bis hin zum dämonischen Personal der christlich-katholischen Lehre. Vor allem bei Letzterer, weil in Österreich die Religionsgemeinschaft mit den meisten Gläubigen, spielt die Erzählung von gefallenen Engeln, deren Chef der Teufel ist, der ein Heer von Dämonen befehligt, eine große Rolle. Nicht nur in der Vergangenheit, sondern auch in der jüngsten Zeit. Hierzu gibt es interessante Stellungnahmen sowie Zeitungsberichte aus 2011 bzw. 2023.

Wenn man sich so manchen Politiker, der wild gestikulierend und mit bis zur Grimasse verzerrten Gesicht seine Botschaft verkündet, ansieht, könnte man fast an Dämonen glauben. Aber nur fast!

Fazit:

Gerne gebe ich diesem interessanten Werk der Autoren Ammerer, Bauer, Watzka, das einen wisssenschaftlichen Einblick auf Österreichs Geschichte in Bezug auf Dämonen und Teufel gibt, 4 Sterne.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 01.04.2024
Acqua alta
Autissier, Isabelle

Acqua alta


ausgezeichnet

Isabelle Autissier stellt in ihrer Dystopie die Zerstörung Venedigs im Jahre 2021 durch ein gewaltiges Naturereignis dar. Doch ist es wirklich das Zusammenspiel zwischen Sturm und Wasser, das auf die maroden Mauern der Serennissa, die die Stadt zerstören? Oder ist es vielmehr die Gier nach noch mehr Umsatz, noch mehr Gewinn in Kombination von Ignoranz und Korruption? Mahner, die zum Schutz der Stadt und der Lagune aufrufen, gab und gibt es schon lange. Hat die Technikgläubigkeit der Menschen nun ein Ende?

Ob das mehr als sechs MilliardenEuro teure und jährlich rund 100 Millionen Euro an Unterhaltskosten verschlingende Sperrwerk Modulo Sperimentale Elettromeccanico (kurz MO.S.E.) Venedig wirklich schützen kann, wird die Zukunft zeigen.

Stadtrat Guido Malegatti irrt mit seinem Boot durch die Kanäle der zerstörten Stadt Venedig und lässt die Katastrophe Revue passieren, als müsse er sich noch einmal davon überzeugen, dass sie wirklich geschehen ist.

„Die Stadt, in der kein Stein mehr auf dem anderen liegt, wirkt abstoßend wie ein vor aller Augen verwesender Kadaver, wie ein geschändeter Körper. Mancherorts haben Gasexplosionen ganze Stockwerke zertrümmert und zusammen mit Kurzschlüssen anschließend Brände ausgelöst, deren Trümmer und rußige Holzbalken im Dunst aussehen, als würden sie noch immer qualmen. Hinter solchen Mauern haben Menschen gelebt, Pläne geschmiedet, Lust und Leid und großes Glück empfunden. Mit dem Einsturz ist nicht nur die prächtige Architektur verschwunden, sondern mit ihr auch das unscheinbare Leben, das die Stadt zusammengehalten hat.“

An jenem Abend, an dem sich die Katastrophe zusammenbraut, lassen sich die Tore des Sperrwerks nur halb aufrichten und der Chefingenieur spricht von Sabotage ...

Meine Meinung:

Die Zerstörung Venedigs durch Naturgewalten ist hier nur Fiktion. Doch was, wenn MO.S.E wirklich nicht hält? Es bliebe kaum Zeit, die Bevölkerung zu evakuieren.

Isabelle Autissier hat hier eine äußerst fesselnde Dystopie geschaffen. Sehr gut haben mir die Erklärungen von Professore Boldi gefallen, in denen er seine Studenten, darunter Léa auf die Schäden der Mauern der Palazzi hinweist, während alle Welt nur den Canaletto-Blick bewundert.

Während die Katastrophe Guido schwer verletzt auf der Terrasse überlebt hat, ist seine Ehefrau Maria Alba, Nachfahrin eines Dogen von der herabstürzenden Decke im Schlafzimmer getötet worden. Auf seiner Fahrt durch die Kanäle Venedigs können wir Leser die Geschichte bis zum Untergang miterleben. Wir erfahren aus der Sicht von Maria Alba, Guido und Léa was Venedig für jeden einzelnen von ihnen bedeutet. Maria Alba, die Traditionsbewusste, die fest an den Fortbestand Venedigs glaubt und Guido, der ausschließlich an den Profit denkt, den die Touristen mit ihren Kreuzfahrtschiffen erwirtschaften (wobei nachgewiesen ist, dass diese Besucher kaum einen Cent ausgeben innerhalb der Stadt ausgeben, sondern lediglich gaffen).

Wir erleben allerdings auch mit, wie aus einer Tochter aus gutem Haus, der an nichts gemangelt hat (außer vielleicht an Zuneigung) eine militante Gegnerin ihres Vaters wird, die sogar bereits ist, das Sperrwerk Mo.S.E. zu sprengen.

Fazit:

Isabelle Autissier gelingt es meisterhaft, das Katastrophenszenario realistisch darzustellen. Ob es den Verantwortlichen von Venedig gelingen wird, ähnliches in Zukunft zu verhindern? Gerne gebe ich hier 5 Sterne und eine Leseempfehlung.

Bewertung vom 01.04.2024
Wie man die lebenswerteste Stadt der Welt überlebt
Rainer, Andreas;Wiener Alltagspoeten

Wie man die lebenswerteste Stadt der Welt überlebt


ausgezeichnet

Mit diesem Buch setzt Andreas Rainer, der als Wiener Alltagspoet bekannt ist, seine Betrachtungen im Wiener Alltag fort. Er schaut den Wienerinnen und Wienern aufs Maul.

Er nimmt die diversen Auszeichnung der Bundeshauptstadt ein wenig auf die Schaufel. Wien ist 2023 abermals zur „Lebenswertesten Stadt der Welt“ gewählt worden und erhält wenige Tage danach den Titel der „unfreundlichsten Stadt“.

Als Wienerin muss ich sagen: Beides stimmt, allerdings hängt es auch davon ab, WEN man fragt.

Mit seinen fünfzig Zitaten, die er in 13 Kapitel zusammenfasst, versucht Andreas Rainer die Widerspruche zu belegen bzw. zu erklären. In vielen Fällen stimme ich ihm zu, doch im Kapitel 10 „Wohnungssuche: Es ist überall gleich schlecht“ gehen unsere Meinungen auseinander.

In diesem Kapitel ortet er die Unflexibilität der (Ur)Wiener Bevölkerung, ihr bekanntes Territorium zu verlassen. Das stimmt meiner Ansicht nach nicht wirklich.

Hat man, nach längerer Suche endlich eine Wohnung gefunden, die dem Geldbörsel und Bedürfnissen wie kurze Wege in die Arbeit, Infrastruktur in der Nähe entspricht, verlässt man diese nicht leichtfertig. Das hat wenig mit Unflexibilität zu tun, sondern zeugt eher von Bodenständigkeit.

Andere, so wie ich, haben ihr Grätzl verlassen. Nach Rainers Diktion wäre ich schon eine Kosmopolitin, da ich im 9. Bezirk (Alsergrund) meine jüngere Kindheit verbracht habe. Nachdem das baufällige Biedermeierhaus behördlich gesperrt (und anschließend abgerissen worden ist), sind wir in den 2. Bezirk (Leopoldstadt) verpflanzt worden. Mit dreißig habe ich dann den Schritt über die Donau in den 22. Bezirk (Donaustadt) nach Essling, gewagt, was meinen Weg in die Arbeit von 10 Minuten Fußweg auf (damals) 1 Stunde 15h mit Öffis verlängert hat.

Und damit bin ich bei der folgenden Aussage von Andreas Rainer, der ich vehement widersprechen muss:

„Die 23 Wiener Gemeindebezirke sind [im Vergleich zu Berlin] in der Größe überschaubarer, und mit den Öffis erreicht man fast jeden anderen Punkt der Stadt innerhalb einer halben Stunde.“

Aber nur FAST. Wenn ich, nach einem Fußmarsch von 10 Minuten mein leistungsfähiges Öffi (Bus) erreiche und dann 30 Minuten fahre, bin ich nach wie vor im 22. Bezirk und gerade einmal bei der U-Bahn, die mich dann zugegeben schnell in die Innenstadt in die Arbeit bringt. So ähnlich geht es jenen KollegInnen, die aus den anderen Himmelsrichtungen Wiens ins Zentrum fahren. Das soll kein Raunzen oder Jammern sein, sondern ist einfach eine Feststellung, die sich leicht mittels Routenplaner der Wiener Linien (Wiener Verkehrsverbund) nachprüfen lässt .


Und ja, ich liebe Wien und sage das auch immer wieder öffentlich. Ich bin stolz darauf hier zu leben, stolz auf die funktionierende Infrastruktur vom köstlichen Hochquellenwasser an, der aus der Leitung rinnt, auf die Müllabfuhr, auf die Absperrgitter bei Baustellen, damit niemand in die Künette fällt (wie in Brüssel wo Baustellen vor allem auf Gehwegen oft nur mangelhaft abgesichert sind), die Straßenbeleuchtung, Kindergärten, Schulen bis hin zu den öffentlichen Verkehrsmitteln, auch wenn die manchmal nicht in der üblichen Taktfrequenz fahren oder wegen Instandhaltungsarbeiten manchmal gar nicht fahren.

Wien bietet seinen Bewohnerinnen und Bewohner mehr als nur das nackte „Überleben“.

Fazit:

Ein gewohnt liebevoll kritischer Blick auf Wien und seine Bevölkerung. Auch wenn nicht immer alles so ist, wie es scheint, gebe ich Andreas Rainers „Wien-Liebe to go“ wieder 4 Sterne.

Bewertung vom 01.04.2024
Salzburg für Kinder
Klammer, Sandra

Salzburg für Kinder


ausgezeichnet

Dieser illustrierte Stadtführer für Kinder zwischen 6 und 99 Jahren hat mich begeistert!

Da ist zunächst die Aufmachung: Coole lllustrationen, die zum Ausmalen anregen, hat Jill Goritschnig gestaltet. Die informativen Texte, die Sandra Klammer geschrieben hat, machen Lust, das eine oder andere im Buch enthaltene Rätsel direkt vor Ort zu lösen.

In elf Kapiteln wird den kleinen und großen Lesern die Landeshauptstadt des gleichnamigen Bundeslandes und ihre Geschichte vorgestellt.

Sehr gut gefällt mir, dass auch andere Berühmtheiten aus Salzburg vorgestellt werden (siehe S. 157 ff). Denn die Stadt hat mehr zu bieten als die Familie Mozart.

Paracelsus (1493-1541)
Christian Doppler (1803-1853)
Hans Makart (1840-1884)
Irma von Troll-Borostyáni (1847-1912)
Rosa Kerschbaumer-Putjata (1851-1923)
Stefan Zweig (1881-1942)
Grete Weiskopf (1905-1966)
Hans Holztrattner (1939-2013)

Weshalb diese Personen berühmt waren, müsst ihr selbst herausfinden.

Dieser tolle Stadtführer ist eine Mischung aus Geschichts- und Malbuch. Zahlreiche weiterführende Tipps regen an, sich in der Stadt an der Salzach weiter umzusehen, vielleicht den Rupertikirtag zu besuchen oder einen der angegebenen Ausflüge zu unternehmen. Hier ist für jede und jeden etwas dabei. Denn, langweilig wird einem in der Mozartstadt nie!

Wer Lust auf etwas Süßes hat, findet im Café Tomaselli oder in der Konditorei Fürst die eine oder ander Torte (Aber, das ist mein ganz persönlicher Tipp!).

Das Buch ist ein ideales Geschenk zum Vorlesen und selber lesen.

Fazit:

Gerne gebe ich diesem toll illustrierten und informativen Stadtführer für jung und alt 5 Sterne und eine Leseempfehlung.