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Wedma

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Insgesamt 549 Bewertungen
Bewertung vom 09.04.2019
Humanität
Gerhardt, Volker

Humanität


ausgezeichnet

Dieses großartige Werk von Volker Gerhardt habe ich sehr gern gelesen und empfehle es ebenso gern auch weiter. Nach Homo Deus von Harari hatte ich brennendes Bedürfnis, ein gutes Buch zum Thema Humanität zu lesen. Bei diesem Werk bin ich fündig geworden.
Klappentext beschreibt den Inhalt sehr gut. Sehr lesenswerte Inhalte, zugänglich für jeden Interessierten geschrieben, die Zusammenhänge klar, in einfachen Worten dargelegt. Man fühlt sich beim Lesen wie in einem gemütlichen Gespräch mit einem alten Freund, der mit einem teilt, was er zum Thema Humanität herausgefunden und gedacht hat. Man hört auch oft von Sokrates, Platon, Hegel, Kant, recht viel vom Letzteren, und noch einigen anderen bekannten Philosophen. Ihre Sicht der Dinge bildet eine solide Grundlage für die Ausführungen hier, was aber auch niemals abgehoben oder sonst irgendwie unzugänglich erscheint. Alles ist so verständlich dargeboten, dass diese Rückgriffe auf Konzepte anderer nicht nur einen zusätzlichen Erkenntniswert mit sich bringen, alles zusammen weckt noch mehr Interesse an philosophischen Werken dieser Art.
Die Inhalte sind sehr gut strukturiert. Es gibt nach Vorwort und Einleitung, die übrigens auch kaum zu vernachlässigen sind, 7 Kapitel und ein Schlusswort. Angefangen mit „Philanthropie. Im Menschen die Menschheit lieben“, geht es zu Homo quarens, weiter zu Homo sapiens vs. Homo faber, Homo ludens, Homo publicus, sehr aufschlussreich und spannend, und endet mit: „Humanität. Die Realität einer Idee“ wie auch dem „Beschluss. Über den Geist der Menschheit.“ Hier kulminieren die Überlegungen, hier bekommt man Antworten auf: Wie das Verhältnis von Mensch und Natur, Mensch und Technik, Person und Menschheit, Realität und Identität der Menschheit aussieht, wie auch „Worin liegt die Besonderheit des Menschen?“, sowie die Darlegung des Zusammenspiels von Freiheit, Gleichheit und Würde des Menschen uvm.
Dieses Werk liest sich so gut, dass man es im Grunde in einem Rutsch durchlesen könnte. Viel mehr bringt es aber, wenn man über das Gelesene gründlich nachdenkt, denn dann wird so einiges klar, was einem vorher verborgen blieb. Hier wird über das Grundsätzliche nachgedacht, auf die Wurzeln der Dinge geschaut: Man spricht von grundlegenden Aspekten des Menschseins, die einem vorher vllt so nicht gegenwärtig gewesen waren, s. z. B. Kapitel „Öffentlichkeit als Instanz der Menschheit“, Kap. 6 oder auch „Das Spiel im Aufbau der Kultur“ Kap. 5.
Man kann viel über dieses Buch schreiben, besser man liest es und sinniert darüber selbst, diskutiert ggf. die Inhalte mit den Freunden und Kollegen.
Dieses Werk kann man im Grunde kaum beim oben erwähnten Homo Deus danebenstellen: Sehr unterschiedliche Inhalte, in vielerlei Hinsicht. Hier findet man Gott sei Dank keine Provokationen und keine massentaugliche Effekthascherei. Dafür aber viel sehr Lesenswertes. Wenn ich mich heute zwischen diesen zwei Büchern entscheiden müsste, hätte ich, klarer Fall, Humanität von Gerhardt gewählt. Es ist tausend Mal besser. Es bringt viele erfüllte Lesestunden und eine Menge an Erkenntnis, was das Thema Menschsein und das, was dazugehört, angeht.
Für wen ich dieses Buch interessant? Für Schüler und Studenten, die sich mit Humanität auseinandersetzen wollen/ müssen. Aber auch für die Leser, die sich für das Thema Menschsein und der Geist der Menschheit interessieren ist es eine sehr gute Lektüre. Hier bekommt man sehr gute Denkanstoße uvm.
Gern vergebe ich hier 5 hell leuchtende Sterne und eine Leseempfehlung.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 01.04.2019
Der Krieg vor dem Krieg
Teusch, Ulrich

Der Krieg vor dem Krieg


ausgezeichnet

Ulrich Teusch ist ein hervorragendes, aufschlussreiches Werk gelungen, dicht wie gekonnt geschrieben, wie ein hochspannender Politthriller, mit dem Unterschied, dass es ein Sachbuch ist, das die zuverlässigen Quellen an wichtigen Stellen immer parat hat.
Klappentext beschreibt den Inhalt sehr treffend.
Das Buch ist spannend von der ersten bis zur letzten Seite. Die Spannung ergibt sich schon aus der Tatsache heraus, dass Teusch dort anfängt, wo die anderen Werke wie die von Daniele Ganser z.B. „Illegale Kriege“, von Noam Chomsky, von Michael Lüders, von ihm ist in der zweiten Hälfte die Rede, von Jürgen Todehöfer z.B. „Die Große Heuchelei“ usw., aufhören. Da fragt man sich: Und wie geht es weiter, und was wird daraus?
Schauen Sie sich die Leseprobe auf der Webseite des Verlages an. Sie enthält sowohl das Inhaltsverzeichnis als auch die ersten Seiten. So in etwa geht es im Buch weiter. Alle Punkte, die das Inhaltsverzeichnis führt, sind prima aufgeschlossen. Man kommt auf jeden Fall auf seine Kosten.
In der ersten Hälfte skizziert Teusch griffig die wesentlichen Merkmale der gegenwärtigen gesellschaftspolitischen Lage. Ein kurzer historischer Bezug vertieft und bereichert die Ausführungen. Er spricht dabei auch einige Themen so an, wie es sonst keiner heute zu tun wagt, s. z.B. Kapitel „Zweierlei Maß: Israel und Russland“. Zum Thema Umgang mit Russland kommt er noch später mehrmals zu sprechen.
Man bekommt insg. starke Inhalte in toller, für jeden verständlicher Darbietung präsentiert.
Die heutigen sog. „Qualitätsmedien“ bekommen hier ihr Fett weg. Anhand von konkreten Beispielen schildert Teusch ihre „Qualitätsarbeit“ in Sachen Kriegspropaganda und Verklärung im Allgemeinen. Auch zum Thema Zensur, die heute immer mehr Anwendung findet, schreibt er klare Worte.
Teusch liefert auch plausible Erklärungen, warum das passiert, weshalb das System diese Art von Politik nötig hat uvm. Die Ursachen und Hintergründe des Geschehens werden kurz aber prägnant beleuchtet, die Akteure auf der Weltbühne, wie militärisch-industrieller Komplex, ebenso klar genannt, wie die Interessen und Motive.
Die Spannung steigert sich zum Ende hin, sodass man das Buch kaum aus der Hand legen kann. Im letzten Kapitel „Systemkrise und propagandistischer Amoklauf“ findet man eine kurze Beschreibung des Konzepts von Sheldon Wolin namens „umgekehrter Totalitarismus“. Das scheint heutige Gesellschaftsordnung treffend zu beschreiben, S. 190-191. Teusch sagt auch, dass die Stabilität dieses Systems längst unterwandert ist, und nennt drei Dimensionen der heutigen Systemkrise. Wenn man in die Welt schaut, sieht man dies recht deutlich. Er skizziert zum Schluss zwei denkbare Szenarien der Problemlösung, S. 192-195. Am Ende steht ein Zitat aus Tolstois „Krieg und Frieden“. Und als die letzte Seite umgeblättert worden ist, entweicht einem ein beeindrucktes „Wow!“
Ich bin sonst nicht so leicht zu beeindrucken, habe schon einiges gelesen usw. Dieses Buch aber hat nicht nur viele erfüllten Lesestunden gebracht, es hat auch einen bleibenden Eindruck hinterlassen.

Fazit: Ein großartiges Werk, ein wichtiger Beitrag in Sachen Aufklärung. Sollte zum Klassiker werden. Ein Augenöffner für diejenigen, die ihre Meinung übers Weltgeschehen aus den sog. „Qualitätsmedien“ erfahren. Auch Fortgeschrittene lesen das Buch mit Gewinn.
Gekürzt.

Bewertung vom 25.03.2019
Wo die schönen Mädchen auf den Bäumen wachsen
Böhnke, Gunter

Wo die schönen Mädchen auf den Bäumen wachsen


ausgezeichnet

Ein tolles Buch, das seinen Lesern die sächsische Geschichte und Kultur auf eine unnachahmlich locker-leichte Art beibringt, es unterhält dabei auch vorzüglich. All die Gedichte, Sprüche und Witze auf Sächsisch sind ein fester Bestandteil dieses eigenartigen, facettenreichen Werkes, das ich jedem Interessierten ans Herz legen möchte. Es lohnt sich, diesen amüsanten Spaziergang durch Sachsen mit Gunter Böhnke zu unternehmen. Auch Fortgeschrittene werden auf ihre Kosten kommen.

Das Themenspektrum beeindruckt zunächst durch seine Vielfalt: Alle 53 Kapitel behandeln ihr eigenes Thema. Nur selten gibt es Wiederholungen, und wenn, dann wird der Punkt unter einem anderen Aspekt besprochen. Man liest am Anfang u.a. von der sächsischen Sprache, dem Essen und Trinken, geht über zu den sächsischen Erfindern, dann zu Bach, Mendelssohn, Martin Luther, Richard Wagner und einigen anderen bekannten Persönlichkeiten, weiter zur sächsischen Geschichte als „…eine Folge mehr oder weniger gutartiger Katastrophen“ usw. Über Dresden und Leipzig, Chemnitz und Herrnhut gibt es extra Kapitel, aufschlussreich und spannend, sowie solche über die Elbe, über die sächsische Schweiz, über Bayern und Sachsen, Sachsen und Preußen, sowie über Dresdner Christstollen, Leipziger Lerchen, warum sie nicht fliegen uvm.

Die Kapitel sind kurz, manchmal nur paar Seiten, lassen sich angenehm lesen. Das Buch kann man prima im Zug, in der U-Bahn oder auch in Wartezimmern lesen.

Die Texte, mit einer Prise Humor verfeinert, verleiten zum Schmunzeln. Heiterkeit stellt sich schnell ein.
Die Ausführungen sind aber auch recht dicht, sodass man eine Menge auf den knapp 230 Seiten vermittelt bekommt. Dabei werden die ungewöhnlichen Parallelen gezogen, die man in der Form vllt nicht gesehen hätte, s. z.B. das Kapitel über Max Klinger und Gustav Klimt oder auch Kapitel über Sachsen und Angelsachsen uva.

Fazit: Ein sehr schönes Buch, eine Bereicherung für alle, die Sachsen (besser) kennenlernen wollen. Das Werk weckt den Wunsch, das Land (wieder) zu bereisen, all die schönen Plätze und Städte wieder zu sehen uvm.
Dieses Buch kann ich mir sehr gut auch als Hörbuch vorstellen, gesprochen vom Autor. Als Kabarettist ist man dafür ja bestens gerüstet.
5 wohl verdienten Sterne und eine klare Leseempfehlung.

Bewertung vom 20.03.2019
Wenn man weiß, wo der Verstand ist, hat der Tag Struktur
Unzicker, Alexander

Wenn man weiß, wo der Verstand ist, hat der Tag Struktur


ausgezeichnet

Dieses Buch habe ich sehr gern gelesen. Hat viel Spaß gemacht. Das unterhält nicht nur auf einem guten Niveau, an einigen Stellen musste ich auflachen, es gibt reichhaltigen Stoff zum Nachsinnieren, Nachlesen usw. Vielerorts stellt Unzicker sehr gute Fragen, die man sich so vllt noch nicht gestellt hat. Es ist sehr zugänglich und für jeden verständlich geschrieben,
Zum Autor laut Klappentext: „Der Physiker, Jurist und Kognitionsforscher Alexander Unzicker analysieret die Herausforderungen für unser Denken im postfaktischen Zeitalter und schafft Orientierung im großen durcheinander. Vor allem aber fordert er von uns allen den Mut, selbstbewusst und frei den eigenen Verstand zu gebrauchen.“
Der Inhalt ist prima strukturiert, sehr leserfreundlich. Es gibt 3 Teile: Sehen, Denken Handeln, die aus 6, 5 und 4 Kapiteln von etwa 10-25 Seiten bestehen. Diese wiederum beinhalten noch kleinere Abschnitte, sodass man, wenn wenig Zeit, auch nur eine halbe Seite lesen kann. Man kann das Buch im Grunde auch in einem Rutsch durchlesen, aber Pausenmachen und Nachdenken, gerade hier, ist eine sehr gute Idee.
Alle Themen sind prima aufgeschlossen. Man bekommt viel mehr, als die Überschriften im Inhaltsverzeichnis erahnen lassen.
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Teil 1 vermittelt u.a., dass man das Weltgeschehen durchaus anders sehen kann, als die Leitmedien dies beharrlich nahelegen und liefert wertvolle Anstöße, die einem helfen können, das Aufnehmen und Bewerten von Information, Fake News usw. anders zu gestalten. Das weckt auch den Wunsch, sich besser, im Sinne von weniger Quantität, aber in höherer Qualität, zu informieren uvm.
Im Teil 2 spricht Unzicker von der Regression des Denkens in der Gesellschaft und Wissenschaft, die in den letzten Jahren kaum zu übersehen ist. Er schildert u.a., welchen negativen Einfluss Neoliberalismus auf die Grundlagenforschung ausübt, was dazu führt, dass die Menschheit seit Langem nichts grundsätzlich Neues mehr hergebracht hat. Zitat hier: „Big science may destroy great science.“ Karl Popper.
Aufschlussreich schreibt er auch über die Zensur, die sich langsam aber sicher in das gesellschaftliche Leben einschleicht, und welche Auswirkungen diese auf das freie Denken hat. Auch den Erzählrahmen, den die Leitmedien pflegen, und wie dieser die objektive Betrachtung der Ereignisse und das freie Denken unmöglich macht, schildert er eingängig. Das letzte Kapitel im Teil 2 beschäftigt sich mit Verschwörungstheorien vs. Regierungsmärchen wie den Verschwörungstheoretikern vs. Regierungstrottel.
Auch letzter Teil hat seine starken Seiten. Er schlägt auch konkrete Dinge vor, die für jeden recht einfach zu bewerkstelligen sind, z.B. weniger Infomüll. Man muss all die Neuigkeiten in der Welt nicht alle paar Minuten erfahren. Ich praktiziere es schon seit paar Jahren und kann bestätigen, dass dies ein guter Rat ist. Solche Haltung hebt nicht nur die Lebensqualität.
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Im Anhang findet man alternative Nachrichtenquellen: 58 an der Zahl wie nachdenkseiten, telepolis, rubikon news (Jens Wernicke) usw. Auch die Literatur kann sich sehen lassen. Ich kenne gut über die Hälfte dieser Werke. Sehr lesenswert.
Dieses Buch ist ein wichtiger Beitrag in Sachen Aufklärung. Er legt das, was man aus den Werken von Noam Chomsky, Albrecht Müller, Daniele Ganser, Michael Lüders und vielen anderen kennt, zugrunde und schafft eine sehr gute, anschauliche Anleitung zum Selberdenken in verrückten Zeiten, wie der Untertitel auch verspricht. Bleibt zu hoffen, dass das Buch vielen Lesern zur besseren Orientierung verhelfen wird.
„Wenn man weiß, wo der Verstand ist…“ ist auch voller Zitate, die ich nicht mehr missen möchte.

Fazit: Ein bereicherndes Werk, auch wenn man schon einiges zum Thema gelesen hat.
Dieses Buch würde ich jedem in die Hand drücken: „Lese das. Tut gut.“
5 Sterne und eine klare Leseempfehlung.

Bewertung vom 15.03.2019
Zeitenwende 1979
Bösch, Frank

Zeitenwende 1979


gut

Die Bücher wie das vorliegende sind vllt nicht gerade schlecht, vllt taugen sie als erste Annäherung an das Thema, aber als sonderlich gut kann ich sie auch nicht bezeichnen: Da weiß man nicht so genau, ob die Verklärung oder die Aufklärung die Oberhand gewinnt. Es gibt andere Werke, bei denen die knappe Lesezeit mit größerem Erkenntnisgewinn investiert ist.
Gekürzt.

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Bewertung vom 15.03.2019
Die große Heuchelei
Todenhöfer, Jürgen

Die große Heuchelei


ausgezeichnet

Jürgen Todenhöfer (JT) ist mit diesem Buch ein beeindruckendes Werk gelungen, das nicht nur informiert und aufklärt, sondern auch emotional berührt.
Klappentext beschreibt den Inhalt sehr treffend.
Abwechselnd erzählt JT, was er in zerbombten syrischen Städten erlebt hat, und schlägt den Bogen zu den Ursachen, legt z.B. die Entstehung und den Fall des IS dar, samt ihren Zielen und Bewertung von JT, inwiefern sie erreicht wurden.
Die Heuchelei des Westens, v.a. der treibenden Kraft der USA Plutokraten mit ihrem unstillbaren Streben nach noch mehr Geld, Einfluss und Weltmacht, stellt er in klaren Worten an den Pranger, und zwar so, dass diese Ausführungen jedem Leser verständlich sind, und von Grund auf überzeugen. Die Quellen wurden an allen wichtigen Stellen stets angegeben. Viele sind online abrufbar.
All die im Inhaltsverzeichnis aufgeführten Punkte sind, mal kurz, oft ausführlicher, einwandfrei aufgeschlossen worden. Man kommt auf jeden Fall auf seine Kosten.
Sachlich und unverblümt nennt JT die Ursachen der Konflikte, stellt die Zusammenhänge her, zeichnet das große Bild, analysiert den Hergang der Geschichte, dieser Aspekt ist eindeutig ein Plus. Großes Kino insg.
JT stellt klar: Es gibt keine gerechten Kriege. Und: Wenn der Westen seine Werte weiterhin immer wieder aufs Neue verrät, geht er unter, wie viele anderen Imperien zuvor, weil niemand an diese vorgeheuchelten Werte mehr glaubt.
Im Einzelnen spricht er über:
Die seit 2007 stehenden Pläne der USA, innerhalb von fünf Jahren in sieben Länder einzumarschieren. Den Syrienkonflikt bespricht er ausführlich und legt dar, dass man den eigentlich hätte schlichten können. Dt Regierung hätte da aber nicht mitgespielt. JT spricht auch davon, dass USA den Aufwuchs des IS bewusst in Kauf genommen haben, denn diese Entwicklung haben sie vorausgesehen.
Die Ausführungen über Iran sind sehr interessant. Auch die Begegnungen mit den Menschen auf der Straße sind eine wahre Bereicherung.
Es gibt auch ein aufschlussreiches Kapitel über den Krieg in Jemen. JT legt auch hier dar, dass es dem Westen bei seinen Kriegen nie um die Menschenrechte, Demokratie oder ähnliches ging.
Auch im Kapitel über die Vertreibung der Rohingya schildert JT, dass es dem Westen nie um Menschenrechte ging. Dort ist nichts zu holen, also bleibt das verarmte Volk mit all seinen Problemen vom Westen vergessen und seinem Schicksal überlassen.
Über das Versagen der „Qualitätsmedien“ schreibt JT auch klare Worte, verleiht denen die Goldene Palme für Doppelmoral, und nennt einige Meinungsmacher der bekannten Zeitungen beim Namen samt konkreten Beispielen, wie die Herren Leitjournalisten für Kriege geworben, sie geradezu verherrlicht und noch mehr Krieg gefordert haben, da sie ja angeblich dazu da wären, die Werte der westlichen Welt zu schützen.
Im Kap. 20 „Was tun?“ sagt JT, dass Frieden im Mittleren Osten möglich ist. Er schlägt konkrete Maßnahmen vor, die helfen würden, um aus der heutigen wenig erfreulichen Situation herauszukommen, nicht nur im Hinblick auf den Mittleren Osten. Auf den letzten 2 Seiten fasst JT 10 Punkte zusammen, die er als Ergebnis seiner langen Reise von 60 Jahren durch Kriegsgebiete erarbeitet hat.
Die kurzen Kapitel verleiten stets dazu, immer weiter zu lesen. Man kann die ca. 280 Seiten des Buchtextes auch in einem Rutsch durchlesen: Es ist toll geschrieben. Aber der Inhalt hat es in sich. Pausen zum Reflektieren sind eine sehr gute Idee.
In der Mitte findet man einige Farbbilder, die das Ganze noch mehr veranschaulichen.
Das Lesen dieses Buches ist wie ein Gespräch mit einem alten Freund, der seine reichhaltigen Erfahrungen, Erkenntnisse mit einem teilt. Ehrliche, wohl begründete Darstellungen, die manchmal nichts für schwache Nerven sind. Aber das alles muss man mit dieser Klarheit und Offenheit sagen.

Fazit: Ein großartiges Werk. Ein must read. Ein Highlight, das man unbedingt lesen sollte.
Gekürzt.

Bewertung vom 05.03.2019
Nachdenken über Deutschland
Müller, Albrecht;Berger, Jens

Nachdenken über Deutschland


ausgezeichnet

Das Buch ist richtig gut: direkt, schonungslos und bitter nötig. Ein Augenöffner.

Hier sagen Albrecht Müller und Jens Berger all die Dinge, die man aus „Qualitätsmedien“ kaum erfährt, da diese klare, adäquate Sicht der Dinge deutlich jenseits des Erzählrahmens der Leitmedien liegt. Das Ganze wirkt wie Karaffe frischen Wassers nach all dem, was man den bekannten Zeitungen zu akuten Themen der Gegenwart in den letzten Jahren entnehmen durfte. Das ist Aufklärung, wie sie sein soll: Hintergründe, Ursachen der Konflikte, Zusammenhänge, messerscharfe Analysen werden hier geliefert. Starkes Zeug zum Aufwachen.

Das Buch stellt eine Ansammlung von Beiträgen auf NachDenkSeiten, unterteilt in 5 Kapitel, dar:
1. Merkelismus
2. Medienkritik, Meinungsmache und Manipulation
3. Erfolge der Rechtpopulisten
4. Die neoliberale Wirtschaft hat die Politik fest im Griff
5. Krieg, Zerstörung und Flucht

Im ersten Kapitel liest man u.a. 27 gute Gründe, Angela Merkel nicht zu wählen, da es hier um die Beiträge von Albrecht Müller zur Bundestagswahl 2017 geht. Die Wahl steht nicht mehr zur Debatte, aber die guten Gründe bleiben, die Probleme wie marode Infrastruktur, Ausverkauf der Industrie, Erstarkung der Rechten, weiterer Einsatz von Glyphosat, Einschränkung der Bürgerrechte usw. wollen gelöst werden.

Auch Kapitel 2 liefert Spannendes zum Nachdenken und nicht nur. Die Thesen, nach Paul Sethe „Pressefreiheit ist die Freiheit von zweihundert reichen Leuten, ihre Meinung zu verbreiten“ ergänzt durch Albrecht Müller „Jenen Personen und Gruppen haben offensichtlich entschieden, dass es Alternativen zur herrschenden neoliberal geprägten Ideologie und Praxis nicht mehr geben soll“ sind hier anhand mehrerer Beispiele beleuchtet worden.

Im dritten Kapitel geht es u.a. um AfD. Eine zutreffende Analyse dessen, wie es passieren konnte, dass diese Partei ihre Erfolge feiert. Auch andere Dinge, wie z.B. die Vorschläge, wie man die gesetzliche Rente noch retten könnte uvm. sind hier auch dabei.

Das letzte Kapitel liefert nicht nur klare Worte zum Fall Skripal. Jens Berger zeigt in seinem Beitrag vom 2.03.2018 einige Hintergründe auf, die hinter Russland-Bashing und Sanktionen gegen Russland stecken. Albrecht Müller gibt in seinem Beitrag „Auf dem Weg zum Regimechange in Russland…“ vom 13.04.2018 noch paar sehr gute Denkanstöße zum Thema Meinungsmache und führt 8 Methoden auf, die bei der Manipulation der öffentlichen Meinung aktiv Anwendung finden. Bei der Lektüre der sog. Leitmedien kann diese jeder erkennen, der darauf achtet. Einige Beispiele sind auch hier dabei. In seinem Beitrag vom 01.06.2018 führt Albrecht Müller 9 Punkte auf „Wo überall und wie die USA uns beherrschen“, z.B. „Die USA nutzen unser Land und Europa, um weltweit ihre vielen Kriege zu führen“, „Die USA bestimmen weitgehend unsere Außen- und Sicherheitspolitik“, „Die deutschen Unternehmen sind über weite Strecken im Einflussbereich US-amerikanischer Fonds.“ uvm.

Ich finde gut, dass man diese Beiträge in einem Buch zusammengefasst hat. Wenn man die NachDenkSeiten noch nicht kannte, ist es ein eindrucksvolles Kennenlernen. Wenn man schon das eine oder andere bereits dort gelesen hat, ist es gut, diese Ausführungen gedruckt in einem Buch zu haben.

Fazit: Lesen Sie es. Auch, oder gerade dann, wenn Sie Ihre Meinung über das Weltgeschehen aus den sog. Leitmedien erfahren. Diese Inhalte, diese Sicht der Dinge sollte man kennen und darüber nachdenken.

Bewertung vom 28.02.2019
Das letzte Achtel
Pfeifer, Günther

Das letzte Achtel


ausgezeichnet

In dieser Folge mit Schierhuber und Hawelka habe ich mich nicht nur köstlich amüsiert, noch viele anderen Dinge kamen dazu: authentische Figuren, spannende Handlung, Atmosphäre samt Urlaubsfeeling uvm. Hat echt Spaß gemacht.
Klappentext beschreibt die Eckpunkte der Geschichte ganz gut. In einem beschaulichen Ort im niederösterreichischen Weinviertel wurde eine männliche Leiche gefunden, die wie bei einem Ritualmord hergerichtet aussah: Mit 37 Rohrweihen im Kreis um den Toten.
Schierhuber und Hawelka wurden von ihrem Vorgesetzten aus Wien dorthin abkommandiert. Sie dürfen aber nur Undercover ermitteln. Wie es da zugeht, und was aus dem Ganzen wird, sollte man lieber selbst lesen.
Dieser Krimi ist nicht nur sehr gut aufgebaut, spannend, urig-atmosphärisch, wie ein Kurzurlaub im Weinviertel mit seinen Sehenswürdigkeiten und Festen, kurzen Ausflügen in die Geschichte usw., er hat auch eine klare Botschaft, die prima rübergebracht wurde.
Schon am Anfang musste ich auflachen. Die Heiterkeit hielt sich bis zum Schluss, denn die Situationskomik und die humorige Art der Hauptfiguren, wie sie mit einander umgehen, ist schon herrlich und verleitet oft genug zum Schmunzeln. Auch die Geschichte an sich wurde locker, mit Augenzwinkern erzählt. Ich mag diesen Humor.
Die Figuren reden mit einander im Dialekt. Das macht das Ganze noch authentischer. Keine Verständigungsprobleme trüben den Spaß, denn alles wurde gleich unten nach dem Sternchen in kleinerer Schrift erklärt. Diese Fußnoten sind eine herrliche Ergänzung, die nicht nur zum Zweck der einwandfreien Verständigung da sind. Preußen und andere können hier sehr gut zugreifen.
An Überraschungen zum Schluss mangelt es kaum. Und das einzige, was man schade findet, ist, dass der Krimi zu schnell zu Ende ist.

Fazit: Eine sehr gut gelungene Folge mit Schierhuber, Hawelka& Co. Gern vergebe ich 5 Sterne und eine klare Leseempfehlung, und bleibe auf weitere Folgen sehr gespannt.

Bewertung vom 28.02.2019
Die Farben des Feuers / Die Kinder der Katastrophe Bd.2
Lemaître, Pierre

Die Farben des Feuers / Die Kinder der Katastrophe Bd.2


sehr gut

Diesen Roman habe ich sehr gern gelesen. Er hat mir viele schöne, heitere Lesestunden geschenkt, daher empfehle ich ihn auch weiter.
Insbesondere das Wie des Erzählens bereitete mir viel Vergnügen. In der ersten Hälfte kam mir oft der Gedanke: So schön, gekonnt und leichtfüßig erzählt, mit feiner Ironie, etc. kann mir der werte Autor alles auftischen. Und darauf kam er im zweiten Teil auch zurück. Da tauchten oft genug Glaubwürdigkeitsfragen auf, insb. zum Schluss. Da musste ich an Indiana Jones denken, der mit nur paar Freunden, die ihm zur Hand gehen, all die mächtigen Bösewichter etwas Besseren gelehrt hat.
Aber wenn man die Geschichte mit guter Portion Humor und sonst nicht so schwernimmt, so wie sie erzählt wurde, dann hat man eine schöne Lektüre, die optimistisch stimmt und an den Sieg des Guten am Ende glauben lässt. So gesehen, ist diese Geschichte eine Art Märchen, das in den dreißiger Jahren des 20 Jh. angesiedelt ist. Man fühlt sich auch gleich in diese Zeit versetzt, schön atmosphärisch ist es also auf jeden Fall.
Der Roman fängt eher düster an, da passt auch das Coverbild zu, aber nach und nach wird es heller. Ich musste paarmal auflachen. Gute Portion Gesellschaftskritik liest sich deutlich heraus. Die Prinzipienlosigkeit und Verlogenheit der Reichen und Mächtigen, die Einfluss und Geld über alles stellen, das gilt auch für die Presse, was an mehreren Stellen mit Augenzwinkern zum Ausdruck gebracht wurde.
Was sehr positiv auffällt: Die Figuren, die keine 08/15 sind. Unikal und absolut unverwechselbar. Jede hat seine Vorgeschichte und tiefe Verletzung, an der sie zu knabbern hat.
Madeleine entwickelt sich im Laufe des Geschichte zu einer wahren Heldin. Reiche Erbin einer angesehenen Pariser Bank, sieht sie sich eines Tages nach dem Tod ihres Vaters nach Strich und Faden betrogen, manipuliert und enteignet. Von den Menschen, tw. nächsten Verwandten, denen sie praktisch blind vertraut hat. Ihr Sohn, ihr ein und alles, missbraucht und gelähmt, sitzt nun im Rollstuhl und stottert vor sich her. Und alle, die ihr altes Leben bestimmt und sie in diese Lage gebracht haben, tun so, als ob nichts passiert wäre, als ob es sich so gehöre. Madeleine überlegt sich einen raffinierten Racheplan, den sie, mit nur paar Helfern, virtuos in die Tat umsetzt.
Kann sein, dass man einen bestimmten Grad an persönlicher Reife erreicht haben muss, um in den vollen Genuss dieses Werkes zu kommen.
Ich halte den Roman für sehr gut und lesenswert. Schön auch als Geschenk.

Das Buch ist auch wie dafür gemacht: Hardcover in kräftigem Rot, Umschlagblatt, fest und glatt, gutes Papier, angenehme Schriftgröße.

Fazit: Mir hat dieser Roman sehr gut gefallen. Damit habe ich einige erfüllen Lesestunden verbracht, was ich auch Euch wünsche. Gern lese ich auch weitere Werke des Autors.
Ich sehe, der Roman komm auch in der Hörbuchversion. Höre ich mir bestimmt an.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 22.02.2019
Vogelzug
Richarz, Klaus

Vogelzug


ausgezeichnet

Für dieses Buch konnte ich mich restlos begeistern. Klaus Richartz präsentiert ein sehr gutes, informatives, aufschlussreiches Werk, das den Vogelzug aus verschiedenen Blickwinkeln betrachtet und spannende Erkenntnisse liefert.

Die Ausführungen folgen einem wohl durchdachten Konzept. Alle Punkte des Inhaltsverzeichnisses, s. z.B. die Leseprobe auf der Webseite des Verlages, sind prima aufgeschlossen worden. Es fängt mit ein wenig Geschichte an: „Vogelzug – eine Geschichte voller Mythen und Beobachtungen“, geht über die „‘Zugvögel‘ aus anderen Tiergruppen“, wo man über die Gnus, Lachse und Falter einige Dinge liest, so habe ich sie bisher noch nicht gesehen, hin zur Beringung der Vögel, gefolgt von ein paar schönen Seiten über die Pinguine.
Viele Vogelarten kommen in diesem Buch vor: Gänse, Auer-. Rebhühner, Wachtel, Habichte, Storche, Kraniche, Schwäne uvm. Im Kapitel „Vogelzug in Zeit und Raum“ sind einige Vogelarten zwecks der Erkennungshilfe kurz beschrieben worden. Die Fotos sind bei jeder Artbeschreibung dabei.
Es ist ein Buch, das man gern zusammen mit Kindern lesen kann. Griffige, verständliche Texte, dazu die großen Farbabbildungen auf jeder Seite, 218 insg., meist Fotos, aber auch geografische Karten, die u.a. die wichtigsten Zugstraßen abbilden, oder auch Tabellen, die gemessene Flughöhen oder Geschwindigkeiten der Zugvögel darstellen, sprechen dafür.
Die Fotos sind einfach großartig. Man kann das Buch aufschlagen und sich zunächst nur diese schönen Naturfotos anschauen. Herrlich!
Ein Foto hat mich besonders beeindruckt: Drei Weißstorche, die man hier oft auf den Wiesen sieht, stehen auf einer Landstraße vor einem Elefanten. Dran liest man: „Im afrikanischen Winterquartier bewegen sich Weißstörche so selbstverständlich zwischen Elefanten wie bei und zwischen Weidetieren.“ S. 83.
Zum Schluss gibt es zwei wichtige Kapitel, die über die Gefahren für die Vögel auf dem Zug aufklären. Dazu gehören die Windräder, da ist ein Foto von einem Kranich, der das Treffen mit den Rotoren nicht überlebt hat, aber auch der Klimawandel insg., Lichtverschmutzung, Plastikmüll uvm. Jede dieser Gefahren wurde kurz aber aufschlussreich beschrieben. Anschließend liest man über die Hilfen für Zugvögel, wie auch über die Schutzgebiete, wo man die Vögel gut beobachten kann, z.B. Helgoland, Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer und einige anderen. Im Anhang findet man die wichtigen Einrichtungen und Adressen samt kurzen Beschreibungen ihrer Funktionen wie Staatliche Vogelschutzwarten nach Bundesländern, Bundesamt für Naturschutz und die nicht staatlichen Organisationen wie NABU etc.

Literaturhinweise bieten gute Tipps, wenn man sich in das Thema noch weiter vertiefen möchte. Register hilft der schnellen Navigation.

Zum Autor laut Klappentext: „Klaus Richarz ist promovierter Biologe. Von 1980 bis 2013 war er hauptamtlich im Naturschutz tätig und leitete bis 2013 für 22 Jahre die Staatliche Vogelschutzwarte für Hessen, Rheinland-Pfalz und Saarland in Frankfurt. Als Berater in Naturschutzfachfragen sowie ehrenamtlich als Vorsitzender des Bundesverbandes Wissenschaftlicher Vogelschutz e.V., als Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft Fledermausschutz im NABU Hessen und als Beirat mehrerer Naturschutzstiftungen ist er weiterhin im Naturschutz aktiv. Seit vielen Jahren schreibt er Sachbücher zu den Themen Vögel, Fledermäuse, Naturschutz und Naturerleben, die in mehr als zehn Sprachen übersetzt wurden.“

Das Buch ist hochwertig gestaltet: Festeinband in Blau, Umschlagblatt, glattes, festes Weißpapier der Seiten. Schön als Geschenk.

Fazit: Ein aufschlussreiches, reich bebildertes Buch für Naturfreunde, das man gut mit Kindern lesen kann. Gern vergebe ich fünf Sterne und eine Leseempfehlung.