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Bella von www.bellaswonderworld.de
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Karlsruhe
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Ich bin 31 Jahre alt und mein größtes Hobby ist das Lesen. Ich verschlinge alle möglichen Titel querbeet durch die verschiedensten Genres. Meine Leseleidenschaft teile ich mit anderen Lesebegeisterten auf meinem Blog www.bellaswonderworld.de

Bewertungen

Insgesamt 1143 Bewertungen
Bewertung vom 04.06.2020
Daidalos
Burns, Charles

Daidalos


sehr gut

Mit »Daidalos« wage ich den ersten Schritt in die kunstvolle Welt des amerikanischen Comic-Talentes Charles Burns, in der er in gewisser Weise eine autobiografische Geschichte niederschreibt.

Die klaren Bilder des Künstlers bestechen durch eine geradlinige Strichführung und durch die Verwendung kräftiger Farben erzeugt Burns eine besonders starke und emotionsgeladene Sogkraft.

Im Mittelpunkt des ersten Bandes steht die Betrachtung einer Szene, die das Kennenlernen und Betrachten der einzelnen Charaktere ermöglicht und dabei die Gefühls- und Körperbetonte Zeit des Heranwachsens mit Aliens und Splatter-Horror zu einer grotesken Geschichte verschwimmen lässt. Brian Milner, der Held des Comics, verfügt über eine introvertierte Persönlichkeit, und so zieht er sich auf einer Party lieber zurück, um sich seinen Zeichnungen und seiner Selbstbetrachtung zu widmen. Dort begegnet er der überaus attraktiven Laurie, die die Hauptrolle im nächsten Tennage-Horror-Filmprojekt von sich und seinen Freunden übernehmen wird.

Die Anziehungskraft der überbordenden Gefühle wird hier in kuriose und farbenprächtige Bilder gekleidet, in der Brian Milners Fantasie, Träume und die Realität geradezu nahtlos ineinander übergehen. Dabei spielt seine Selbstwahrnehmung eine große Rolle und diese schickt uns mit außerirdisch anmutenden Zeichnungen in eine karge Wüste, die auch von seiner Vorliebe für Horror-Filme wie Don Siegels »Invasion of the Body Snatchers« aus dem Jahre 1956 geprägt ist.

Bei dem Titelgebenden Helden »Daidalos« handelt es sich um den berühmten Erfinder und Künstler aus der griechischen Mythologie, der für den Entwurf und das Bauwerk des Labyrinths für den Minotaurus verantwortlich war und schließlich vom kretischen König Minos mit seinem Sohn Ikarus selbst in das Labyrinth eingesperrt wurde. Charles Burns hat es wohl darauf angelegt Parallelen zu dem antiken Künstler zu ziehen, es bleibt allerdings noch spannend, inwieweit diese im nächsten Band noch weitergeführt werden.

Fazit

Das Lesen dieser Geschichte fühlt sich an, als wäre man mitten in ein Kaleidoskop geraten. Eine einnehmende Mischung aus Science-Fiction und Coming-of-Age!

Bewertung vom 04.06.2020
Ich fühl's nicht
Strömquist, Liv

Ich fühl's nicht


ausgezeichnet

Letztes Jahr habe ich mich an das Thema Feminismus mit Büchern wie »Stand up: Feminismus für alle« von Julia Korbik und »Schamlos« von Amina Bile, Sofia Nesrine Srour und Nancy Herz herangetastet. Nun ist es so weit und ich habe zum ersten Comic der feministischen Comic-Zeichnerin Liv Strömquist gegriffen. In »Ich fühl’s nicht« befasst sich die Schwedin mit dem Thema Liebe und der Frage, ob wir in der modernen Zeit der Konsumgesellschaft überhaupt noch fähig sind zu lieben?

Um dieser Frage zu beispielhaft zu bebildern greift Liv Strömquist die zahlreichen Beziehungen von Leonardo DiCaprio zu „austauschbaren“ Bikini-Models heran. In den folgenden Seiten geht die schwedische Autorin dem Phänomen, der Unmöglichkeit, einen anderen zu lieben während der eigene Fokus auf sich selbst gerichtet ist, auf den Grund und bezieht dazu die Aussagen von Fachleuten wie die des Philosophen Byun-Chul Han, der Soziologin Eva Illouz, des Psychoanalytikers Erich Fromm und vielen mehr mit ein.

In ihren strichhaften schwarz-weiß Zeichnungen, die sie zwischendurch auch noch mit Zeitungsausschnitten anreichert, lässt Strömquist weitere berühmte Persönlichkeiten wie z. B. die Sängerin Beyoncé, die Dichterin Hilda Doolittle bis hin zum Philosophen Sokrates als Protagonisten auftreten und zieht Episoden aus der griechischen Mythologie genauso heran wie die Liebesgeschichte zwischen der hinduistischen Gottheit Shiva und Parvati. Diese bunt gemischte Aufbereitung des Themas hat großen Unterhaltungswert und liefert jede Menge Denkansätze zum Thema Liebe.

Besonders spannend fand ich die Betrachtung der veränderten Rollen von Männern und Frauen in Liebesbeziehungen im Laufe der Jahrhunderte.

Fazit

Ein intelligent konzipierter Comic, in dem sich Liv Strömquist auf ihre ganz spezielle Weise mit dem Thema Gefühle und der Fähigkeit zur Liebe auseinandersetzt.

Bewertung vom 04.06.2020
The Doll Factory
Macneal, Elizabeth

The Doll Factory


ausgezeichnet

Beschreibung

London, 1850. Die Schwestern Iris und Rose arbeiten unter schlechten Bedingungen in einer Puppenfabrik und haben keine schöne Aussicht auf ihr weiteres Leben. Doch Iris träumt von der Arbeit als Künstlerin und so schleicht sie des Nachts in den Keller der Fabrik um zu zeichnen. Eines Tages begegnet Iris dem Maler Louis Frost und als er mit ihr übereinkommt, ihr im Gegenzug zum Modellstehen Unterricht zu erteilen, ergreift Iris die Chance ihres Lebens beim Schopf. Während Iris Träume wahr werden und die Gefühle für Louis immer stärker werden, verfolgt ein ungeahnter Verehrer sie auf Schritt und Tritt und fasst bald einen düsteren Plan.

Meine Meinung

Auf den ersten Blick war klar: Elizabeth Macneals Debütroman »The Doll Factory« ist genau MEINS. Die junge Autorin ist mit ihrer Geschichte, die im London des 19. Jahrhundert verortet ist und sich nicht so leicht in nur ein Genre einordnen lässt, gleich auf der britischen Bestsellerliste gelandet.

Macneal entführt die Leser*innen in die düsteren und stinkenden Gassen der viktorianischen Stadt, zum Kuriositätenladen des Sammlers und Präparators Silas Reed und der Puppenfabrik, in der die Schwestern Iris und Rose hart für ihren Lebensunterhalt schuften müssen. Mit einer einnehmenden Art und Weise verwebt die Autorin die Ingredienzen für einen historischen Roman mit denen für einen Schauerroman und denen eines Psychothrillers zu einem grandiosen Geflecht, das vollkommen gefangen nimmt.

Mit mindestens ebenso feinen Pinselstrichen, wie Macneal das Setting arrangiert, zeichnet sie nun auch die einzelnen Charaktere und erfüllt diese mit einer Leibhaftigkeit, die mich zwischendurch vergessen ließen, dass es sich nur um fiktive Personen handelt, mit Ausnahme einiger Randfiguren der »Präraffaelitische Bruderschaft« (PRB).

Iris Whittle, ist die Heldin des Romans und scheint mit ihrem modernen und selbstbewussten Gemüt nicht ihrer Zeit entsprungen zu sein. Im starken Kontrast zu ihrer Schwester Rose und der damaligen gesellschaftlichen Sitten, ringt sich Iris dazu durch ein selbstbestimmtes Leben zu führen und ihrem Traum, eine angesehene Malerin zu werden, zu folgen. Mit ihrem Mut und ihre Unerschrockenheit, sich gegenüber der patriarchalischen Domäne der Männer zu behaupten, avanciert sie zu meiner liebsten Romanheldin neben Lizzy Bennet.

Durch diese starke Protagonistin und plakative Szenen über den damaligen Wert und die Stellung der Frau vermittelt die Geschichte eine durchaus feministische Botschaft. Aber dies ist nur eine Nuance im Gesamtkunstwerk, das durch die dunklen Machenschaften und der düsteren Vergangenheit des Tierpräparators Silas Reed mit subtilem Horror angereichert wird und eine kribbelige Schauerroman-Atmosphäre erzeugt.

Elizabeth Macneal hat sich mit ihrem wundervollen Roman »The Doll Factory« in mein Leserherz geschrieben, denn die Mischung aus perfekter Sprache, einem dynamischen Spiel der ausgefeilten Charaktere und der authentischen Konstruktion des Plots harmonieren superb miteinander. Besonders gut gefällt mir die Leidenschaft und Liebe zur Kunst, welche eine tragende Rolle des Romans ausmacht.

Fazit

Ein brillant erzählter Roman auf der sich die Waage zwischen Drama und Horror hält und alles von der Liebe und Leidenschaft zur Kunst durchdrungen wird. Unbedingt lesen – dieses Buch hat Suchtpotenzial und ich konnte es nicht mehr aus der Hand legen!

Bewertung vom 04.06.2020
Die neuen Guardians / Guardians of the Galaxy - Neustart Bd.1
Cates, Donny;Shaw, Geoff

Die neuen Guardians / Guardians of the Galaxy - Neustart Bd.1


sehr gut

Jedes Ende birgt einen neuen Anfang und so ist Thanos Tod und die Auflösung der Guardians, wie wir sie bisher kannten, der Beginn einer neuen Marvel-Serie, die von Autor Donny Cates mit Bravour in ein kosmisches Abenteuer eingekleidet wurde.

In »Guardian of the Galaxy – Die neuen Guardians« versammelt sich die Galaxie, um die Verlesung von Thanos Testamentes beizuwohnen. Der galaktische Herrscher hat ein Vermächtnis hinterlassen, dass die Versammelten erschüttert und sogleich die Mächtigsten unter ihnen auf den Plan ruft und als auch noch die Black Order angreift ist das Chaos perfekt.

Star Lord Peter Quill ist nach Gamoras Verrat, Drax Tod und Rockets Verschwinden nicht in der besten Verfassung und mit Groot gerade auf dem Weg nach Knowehre als er von der Versammlung um Thanos Testament erfährt, dass das pubertierende Baumwesen für zu langweilig befand.

Sehr cool finde ich nicht nur den Punk-Style des heranwachsenden Teenager-Groot, sondern auch die Tatsache, dass er in diesem Comic zum ersten Mal richtige Sätze spricht.

Lange Rede kurzer Sinn, als Peter Quill und Groot eintreffen hat das Chaos bereits seinen Lauf genommen und das Schicksal treibt ihnen die Helden Beta Ray Bill, Cosmic Ghost Rider, Phyla-Vell und Moondragon in die Arme. Zusammen sind sie nun die neuen Guardians of the Galaxy und müssen sich sogleich im Kampf gegen die Black Order und die Göttin des Todes beweisen. Außerdem müssen sie unbedingt Gamora finden, um sie entweder zu schützen oder zu töten – in dieser Sache ist sich die frisch zusammengewürfelte Truppe nämlich nicht einig.


Diese neue »Guardians of the Galaxy« Serie kann mit einer actiongeladenen Story überzeugen, die von Geoff Show wirklich phantastisch illustriert wurde. Der Comic wird vom Verlag als perfekten Einstiegspunkt in den Marvel-Kosmos angepriesen und ich muss sagen, dass ich als Einsteiger auch sehr gut in die Geschichte eintauchen konnte. Allerdings kommt hier ein ganzes Potpourri an galaktischen Helden zusammen und es wird auf vergangene Ereignisse hingewiesen, sodass ich mir manches Mal einen besseren Überblick über das Ganze und ein paar Hintergrundinformationen dazu gewünscht hätte.

Donny Cates konnte mich trotzdem mit seiner Geschichte in den Bann ziehen und hat meine Neugierde mit vielen aufgeworfenen Fragen geschürt, sodass ich wahnsinnig gespannt bin, wie es mit den neuen Guardians weitergehen wird.

Fazit

Ein galaktisch-guter Superhelden-Comic mit epischer Action und rebellischer Groot-Power.

Bewertung vom 04.06.2020
Die Schöne und die Biester
Koch, Boris

Die Schöne und die Biester


sehr gut

Die skurrile Geschichte über »Die Schöne und die Biester« von Jugendliteratur und Fantasy-Autor Boris Koch und der Illustratorin Frauke Berger soll kein Märchen sein, aber Vorsicht – es könnte sich auch nur um eine Lügenreiche List handeln!

König Siegbarts Wunsch, einen erstgeborenen Jungen und Thronerben geschenkt zu bekommen, erfüllt sich erst mit Ehefrau Nummer Acht und so dauert das Fest anlässlich der seiner Geburt des Prinzen Castelljan ganze acht Tage lang. Auf dieser ausgelassenen Sause prophezeit eine sturzbesoffene Fee, dass dem Prinzen eines Tages eine Taube drei Mal auf den Kopf kacken wird und dann wird dieser gegen seinen Vater aufbegehren und die Herrschaft an sich reisen.

Diese Schande kann der König natürlich nicht über sein Reich hereinbrechen lassen und so setzt er ein Kopfgeld auf die Tauben des Landes aus. Als sein Krieg gegen das Federvieh immer mehr Geld verschlingt und er die Steuern erhöht, kommt das bei der hungernden Bevölkerung überhaupt nicht gut an.

Die bildhübsche Bäckerstochter Hänfling wurde am gleichen Tag wie der Prinz geboren und erobert mit ihrem Charme nicht nur die Gunst der zahlreichen Wachen. Doch Hänfling möchte nicht einfach eine gute Partie machen, vielmehr möchte Sie ihrem Leben Sinn geben und es selbstbestimmt leben. So lässt sich die hübsche und ebenso kluge junge Dame von keinem der unzähligen Heiratsanträge beeinflussen und geht zielstrebig ihrer Arbeit nach.

Von Seite zu Seite wird die Geschichte absonderlicher und die Situation im Königreich spitzt sich immer mehr zu als Feengläubige mit einem Attentat Siegbert durch mechanische Flugapparate mit Kackvorrichtung von seinem Thron stürzen wollen. Nun veranlasst der paranoid gewordene König aus Angst vor weiteren Aktionen der Rebellen, dass auch alle tauben Frauen und Mädchen eingesperrt werden müssen. Schließlich ist ja alles nur eine Frage der Interpretation!

Über den weiteren Verlauf und den Ausgang des schrägen Märchens möchte ich nun nichts weiter verraten. Vielmehr sei gesagt, dass mich diese herrlich schräge und absonderliche Geschichte mit den wundervollen Bildern von Frauke Berger wunderbar unterhalten hat. Boris Koch hat es immer wieder geschafft mit unglaublichen Wendungen zu überraschen und Frauke Berger verpasst mit ihren überspitzten Illustrationen in zarten Pastelltönen den abstrusen Charme. Lediglich das Ende hat einen etwas abgehakten Eindruck gemacht, denn nachdem die Story so liebevoll aufgebaut wurde findet sich der Abschluss für meinen Geschmack viel zu rasch ein. Dieser (Stil)Bruch könnte natürlich auch so gewollt sein. Am besten den Comic einfach selbst lesen und in die schräge Märchen-Welt von Boris Koch & Frauke Berger eintauchen.

Fazit

Ein Königreich voller Absonderlichkeiten präsentiert in Zuckerwattefarben mit einem ulkigen Augenzwinkern.

Bewertung vom 04.06.2020
Eine für alle, alle für eine / Captain Marvel - Neustart Bd.1
Thompson, Kelly;Carnero, Carmen

Eine für alle, alle für eine / Captain Marvel - Neustart Bd.1


ausgezeichnet

Mit dieser neuen »Captain Marvel« Reihe von Kelly Thompson & Carmen Carnero wurde mir der perfekte Einstieg in die Welt der Superheldin geboten und das künstlerische Frauen-Duo macht dem Titel »Eine für alle, alle für eine« alle Ehre!

Allerdings bin ich sehr froh, dass Captain Marvel im inneren deutlich besser gezeichnet ist, als es das Cover erahnen lässt, denn auf dem Coverbild sieht Captain Marvel sich so gar nicht ähnlich und in meinen Augen wirkt sie darauf einfach viel zu alt und verkniffen.

Carol alias Captain Marvel ist zurück, doch kaum hat sie sich dazu breitschlagen lassen, ein Interview zu führen, wird sie im Kampf mit ihren Avengers-Kollegen durch ein Portal katapultiert und landet an einem skurrilen Ort, der von Nuclear Man beherrscht wird, welcher über ein unglaublich veraltetes und mehr als nur eingestaubtes Frauenbild verfügt. Der frauenfeindliche Antagonist ist das plakative Abziehbildchen eines Vorzeige-Sexisten, versklavt Frauen und hat Carol dazu auserkoren für seinen Nachwuchs zu sorgen.

Captain Marvel lässt sich das natürlich nicht gefallen und stellt in kürzester Zeit mit ihren Freundinnen Spider-Woman, Hazmat und She-Hulk sowie der Hilfe der andern Frauen und eine Revolution in Gange. Diese Frauenpower gefällt mir unheimlich gut und macht die sonst recht flache Geschichte auf jeden Fall wett.

»Captain Marvel – Eine für alle, alle für eine« bietet jede Menge Action in einem absonderlichen dystopischen Szenario und ruft neben Captain Marvel noch andere spannende Charaktere auf den Plan. Ich hoffe sehr, dass in den nächsten Ausgaben den Nebenrollen noch mehr Raum gegeben wird, um sich zu entfalten, denn hier ist noch jede Menge ungenutztes Potenzial vorhanden!

Fazit
Ein Comic voller Frauenpower!

Bewertung vom 04.06.2020
Wir träumten von Kuba / Kuba Saga Bd.2
Cleeton, Chanel

Wir träumten von Kuba / Kuba Saga Bd.2


sehr gut

Beschreibung

Palm Beach 1960. Beatriz Perez hat sich nach der Flucht aus Kuba mit ihrer Familie in Florida niedergelassen. Der Verlust ihres Bruders schmerzt fern der Heimat und ihre Sehnsucht nach Havanna und der Drang nach Rache ist ihr allgegenwärtiger Begleiter. Während ihre Mutter sich nichts sehnlicher wünscht, als sie zu verheiraten, drängt es Beatriz in die Kreise mächtiger Männer und sie setzt als Spionin alles aufs Spiel, um Vergeltung für den Tod ihres Bruders zu erhalten.

Meine Meinung

Chanel Cleeton legt mit »Wir träumten von Kuba« den zweiten Teil ihrer Kuba-Saga über die Familie Perez vor, die nach dem politischen Umschwung im ersten Band, »Nächstes Jahr in Havanna«, aus ihrer Heimat geflohen sind und nun versuchen in Palm Beach, Florida, Fuß zu fassen. Die Autorin hat selbst kubanische Wurzeln und lässt in ihre Geschichte deutlich ihr eigenes Herzblut über die Geschichte der Exilkubaner mit einfließen.

Während im ersten Teil der Saga der Fokus auf Elisa, der jüngeren Schwester von Beatriz liegt, nimmt nun diese die Rolle der Romanheldin ein. Im Gegensatz zu der pragmatischen und ruhigen Persönlichkeit von Elisa kommt Beatriz einem funkensprühenden und brodelnden Vulkan gleich. Sie nimmt gegen die Wünsche ihrer Mutter ihr Leben selbstbestimmt in die Hand und legt jede Menge Ehrgeiz an den Tag, um Rache an Fidel Castro zu nehmen, der in ihren Augen für den Tod ihres Bruders zur Verantwortung gezogen werden muss.

Chanel Cleeton hat mit Beatriz einen unglaublich starken weiblichen Charakter gezeichnet und es ist wahnsinnig aufregend, ihr auf dem Weg zu folgen, der sie in die Hände gefährlicher Männer treibt. Doch Beatriz wäre nicht sie selbst, wenn sie sich nicht gegen all die Schwierigkeiten behaupten würde, die sie auf die Probe stellen. Das Buch lässt sich wie ein politischer Krimi lesen, der mit den Hintergründen zur gesellschaftlichen Situation der Exilkubaner in Palm Beach und der angespannten Situation zwischen Kuba und Amerika in den 60er Jahren angereichert wird.

Zu einem solch dekadenten Charakter wie Beatriz passt eine anrüchige Affäre natürlich hervorragend. Mit ihrer Liebe zu dem aufstrebenden und bereits anderweitig verlobten Senator Nicholas Preston setzt Beatriz den guten Ruf ihrer Familie aufs Spiel und bringt sich selbst in eine schwierige Situation. Die ambivalente Beziehung zwischen Beatriz und Nicholas ist wichtig für die Darstellung der politischen Situation aber manchmal fand ich die dramatischen Spitzen etwas »over the top«.

»Wir träumten von Kuba« ist im Ganzen betrachtet aber ein wirklich gut recherchierter Roman über die Kubakrise in den 60er Jahren, der durch eine fiktive Handlung und spannende Charaktere kaum Wünsche offen lässt. Ich hoffe sehr, dass die nächste deutsche Ausgabe von Cleetons Kuba-Saga (engl. Original »The Last Train to Key West«) noch dieses Jahr herauskommen wird.

Fazit
Ein fesselnder Polit-Krimi, der mit einer starken Romanheldin zu begeistern weiß.

Bewertung vom 04.06.2020
Die Königin von Berlin
Roth, Charlotte

Die Königin von Berlin


ausgezeichnet

Beschreibung

Die junge Karolina Neher weiß schon früh, dass sie sich kein anderes Leben vorstellen kann, als das beim Theater und so sagt sie sich von ihrer Familie los um mit nichts als ein paar Mark in der Tasche loszuziehen um ihr Glück zu finden. Ihr neues Leben beginnt sie als Carola Neher, noch nicht ahnend, dass ihr in den letzten Jahren der Weimarer Republik die Berliner zu Füßen liegen werden.

Auf ihrem harten Weg zum Erfolg schließt sie mit vielen Männern Bekanntschaft und verdreht so manchem Künstler den Kopf, so auch dem begabten Dramatiker und Lyriker Bertolt Brecht, der ebenso große Träume wie Carola träumt. Doch Carolas Herz berührt keine dieser Bekanntschaften, erst als sie dem Dichter Klabund begegnet verliebt sich und wirft ihren Plan, niemals zu heiraten, über Bord.

Meine Meinung

Charlotte Roth setzt in ihrem neuem Roman »Die Königen von Berlin« der weitgehend unbekannten Theaterdarstellerin, Schauspielerin und Muse Bertolt Brechts, Carola Neher, die aufgrund ihres unglaublichen Talents heute immer noch eine allseits bekannte Persönlichkeit sein könnte, wären die Umstände andere gewesen, ein Denkmal.

Zu Beginn des Romans lernt man die Bibliothekarin Anette kennen, die in einem verschlafenen Nest ein zurückgezogenes Leben führt und ihre kranke Mutter versorgt. Als sie eines Tages Georg kennenlernt, der Nachforschungen über Carola Neher anstellt, keimt auch in ihr die Neugier. Diese Handlungsebene wird immer mal wieder eingeblendet, nimmt aber einen geringen Anteil des Gesamtpaketes ein. Mir persönlich hat die kommende Zeitebene sehr viel besser gefallen.

Die Reise geht in die Zeit der Weimarer Republik, in Deutschland sind die Spuren des Ersten Weltkrieges noch deutlich spürbar, die Menschen haben durch die Inflation einen täglichen Lebenskampf zu bestreiten und das Gefühl, dass die eigene Zeit zu wertvoll ist, um sie zu vergeuden, da man nie so genau wissen kann, wann diese zu Ende ist, beeinflusst das Leben vieler Menschen. Der Nährboden für die Goldenen Zwanziger Jahre wird mit einem Wirtschaftsaufschwung eingeläutet und bringt eine wahre Blütezeit der Kunst und Kultur mit sich. Die Menschen möchten sich amüsieren und das Leben voll auskosten, so auch Karolina »Carola« Neher, die ihre Gelegenheit nutzt und mit viel Ehrgeiz zu einem Star in Berlin wird.

Charlotte Roth trifft mit ihrem melodiösen Schreibstil den Nerv der Zeit und schickt ihre Leser*innen auf eine mitreißende Zeitreise in die schillernde Welt des Theaters. Im Mittelpunkt steht die mir bis dato unbekannte Schauspielerin Carola Neher, deren Persönlichkeit im Verlauf des Romans beleuchtet wird. Durch ihr ehrliches und aufgeschlossenes Wesen habe ich Carola gleich in mein Herz geschlossen und mit viel Begeisterung die Zeilen über sie aufgesogen. Es sei allerdings erwähnt, dass es sich bei Charlotte Roths Roman nicht um eine staubige Biographie handelt, sondern um einen Roman mit leichten Abänderungen und fiktiven Nuancen.

»Die Königin von Berlin« hat auf mich eine wahrhaftig sogartige Wirkung ausgeübt und so habe ich die spannende Geschichte fast an einem Stück gelesen. Für Leser*innen die einen tieferen Ausflug in die politischen Aspekte dieser Zeit und Carolas schicksalhaftes Ende erwarten, sei gesagt, dass sich dieser Roman nicht sonderlich ausführlich damit beschäftigt, sondern der Fokus auf Carolas Weg zum Theater und ihre Zeit mit den bewegenden Künstlern dieser Zeit gerichtet ist. Außerdem hat mich das authentische Setting von München und Berlin in den zwanziger/dreißiger Jahren unheimlich gut gefallen.

In diesem Roman hat die Autorin viel Herzblut fließen lassen, das spürt man und durch diese ansteckende Neugier habe ich unglaublich viel Lust bekommen, etwas von Carola Neher zu sehen -- eine kleine Kostprobe gibt es mit dem Barabara Song aus Bertolt Brechts Dreigroschenoper.

Fazit

Ein schillernder Roman, mindestens ebenso glamourös und dramatisch wie ein gutes Theaterstück!

Bewertung vom 04.06.2020
Der Junge, der Maulwurf, der Fuchs und das Pferd
Mackesy, Charlie

Der Junge, der Maulwurf, der Fuchs und das Pferd


ausgezeichnet

Das kleine aber feine Debüt »Der Junge, der Maulwurf, der Fuchs und das Pferd« von Charlie Mackesy hat bereits Amerika und England erobert und es bis auf Platz Eins der »Sunday Times« und »New York Times« geschafft.

Die hoffnungsvolle Geschichte über einen einsamen Jungen, der sich mit einem Maulwurf anfreundet und auf seinem Weg auch noch mit einem Fuchs und einem Pferd weitere Freundschaftsbande knüpft, ist in einer hochwertigen Ausgabe im List Verlag erschienen und bereit die Herzen der deutschen Leserschaft im Sturm zu erobern.

Durch Zufall bin ich über dieses feine Büchlein gestolpert und sofort daran hängen geblieben. Ich war gleich Feuer und Flamme, denn Charly Mackesy erzählt seine Geschichte über Freundschaft, Liebe, Selbstvertrauen und Zuversicht in seiner wunderschönen Kalligraphie und berührt durch liebevolle Tuschezeichnungen, die Mal eher skizzenartig daher kommen und dann wieder detailreicher und auch teilweise mit farblicher Betonung eine neue Nuance hinzufügen.

Charlie Mackesy’s Werk wird bereits jetzt als der neue »Winnie Puuh« gehandelt, dazu kann ich allerdings keinen Vergleich ziehen, da ich den Klassiker von Alan Alexandre Milne nicht gelesen habe. Aber ich kann euch dennoch »Der Junge, der Maulwurf, der Fuchs und das Pferd« nur allerwärmstens empfehlen, denn mich hat die Geschichte tief berührt und zu Tränen gerührt.

Der einsame Junge begegnet einem kleinen Maulwurf, der Kuchen über alles liebt und diesen für die Lösung aller Probleme hält, und findet in diesem einen Freund mit dem er über seine Ängste und Probleme sprechen kann und von ihm genauso geliebt wird, wie er ist. Etwas später treffen Sie auf einen Fuchs, der sich in einer Falle befindet und trotz der Gefahr, die dem Maulwurf durch einen freien Fuchs droht, entschließen sich die Freunde dem Fuchs zu helfen.

Diese gewährte Freundlichkeit wird später, als sich der Maulwurf selbst in Gefahr bringt mit lebensrettender Güte belohnt und so kommt es, dass der Junge und der Maulwurf mit dem Fuchs Freundschaft schließen.

Die zahlreichen Botschaften, die es in diesem Büchlein zu entdecken gibt, stecken voller Kraft, Hoffnung und Zuversicht. »Der Junge, der Maulwurf, der Fuchs und das Pferd ist« eine moderne Fabel, die sich einen Platz in meinem Herzen erobert hat, denn diese Geschichte spricht sich für den Mut aus, so zu sein wie man ist, eigene Entscheidungen zu treffen, mit allen Nuancen und Fehlern geliebt zu werden und selbst gegen all den Hass Liebe zu verteilen.

Fazit

Ein Kunstwerk über Freundschaft und die Facetten der Liebe, mit ganz viel Herz erzählt.