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Dreamworx
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Berlin

Bewertungen

Insgesamt 1368 Bewertungen
Bewertung vom 18.12.2021
Schicksalszeiten / Schneiderei Graf Bd.1
Kriesmer, Susanne

Schicksalszeiten / Schneiderei Graf Bd.1


gut

Da beißt die Maus keinen Faden ab. (Sprichwort)
1958 Bad Godesberg. Die junge Edith Graf arbeitet als Hilfskraft in der Herrenschneiderei ihres Vaters, denn in jener Zeit war es ihr als Frau verwehrt, eine anständige Ausbildung zu machen und sich den Wünschen ihres Vaters zu beugen. Für sie ist eher vorgesehen, eine Ehefrau und Mutter zu werden, der geeignete Kandidat steht auch schon fest. Dabei wünscht sie sich nichts sehnlicher als das Handwerk von der Pieke auf zu lernen und in einer Damenschneiderei zu arbeiten, während ihr Zwillingsbruder Joachim nur sehr widerwillig dem Beruf nachgeht. Als Edith auch noch einem Familiengeheimnis auf die Spur kommt, das ihr Weltbild ins Wanken bringt, bricht sie mit der Familie und steht vor großen Herausforderungen ihre Zukunft betreffend...

Susanne Kriesmer hat mit "Schicksalszeiten" den ersten Band ihrer "Schneiderei-Saga" vorgelegt, der kurzweilig zu lesen ist und den Leser in die jüngste deutsche Vergangenheit entführt, wo Frauen noch nicht gleichberechtigt waren. Der flüsssige und einfühlsame Erzählstil nimmt den Leser mit auf eine Zeitreise in die späten 50 Jahre, um an Ediths Schicksal mitzuverfolgen. Edith hat als junge Frau noch keine eigene Entscheidungsgewalt und ist dazu verdonnert, sich als Hilfskraft in der Schneiderei ihres Vaters zu verdingen. Ihre eigenen Wünsche und Träume muss sie hintenanstellen, bis 1958 endlich das Gleichberechtigungsgesetzt in Kraft tritt. Danach ist sie frei, eigene Entscheidungen zu treffen, die allerdings in ihrem Fall sehr schwer wiegen. Sie findet einige Dinge über die Vergangenheit ihres Vaters heraus, was ihr Bild von ihm mächte durcheinander wirbelt und sie den Schritt in die Eigenständigkeit wagen lässt. Zudem steht sie zwischen zwei jungen Herren, die jeder für sich um ihre Aufmerksamkeit buhlen. Die Autorin hat ihre Geschichte mit den nötigen historischen Fakten untermalt, zudem gewährt sie dem Leser Einblick in die Arbeit einer Schneiderei. Der Spannungsbogen ist nicht sehr hoch angelegt, zu schnell kann der Leser erahnen, in welche Richtung die Handlung laufen wird. Es gibt kaum Überraschungen bis kurz vor Schluss der Geschichte, als die Autorin versucht, den Leser mit schnell aufeinanderfolgenden Ereignissen bei der Stange zu halten und für den Folgeband zu gewinnen, wobei einige Dinge recht unausgegoren wirken.

Die Charaktere sind eher oberflächlich gestaltet, sie besitzen zwar glaubwürdige menschliche Eigenheiten, jedoch bleiben sie während der gesamten Handlung eher unnahbar, so dass der Leser sich mit einer Statistenrolle begnügen muss und das Mitfiebern schwer fällt. Edith ist eine Träumerin, die sich schon bald in der Realität zurechtfinden muss. Ihr Leben war einmal vorgezeichnet, doch dann ändern sich die Umstände und sie muss auf einmal auf eigenen Beinen stehen und eigene Entscheidungen treffen. Sie wirkt oftmals naiv, ihr Freiheitsdrang ist allerdings gut nachvollziebar, ebenso ihr Wunsch, sich ihr eigenes Leben aufzubauen. Heinz ist ein bodenständiger freundlicher Mann, der Edith gern heiraten würde. Chauffeur Paul dagegen ist ein Freigeist, der Edith in seinen Bann gezogen hat und etwas Feuer in ihr Leben bringt.

"Schicksalszeiten" ist ein kurzweiliger, unterhaltsamer Roman für zwischendurch, an den man nicht so große Erwartungen knüpfen sollte. Der Mix aus Familiengeschichte, Geheimnissen und Liebesgeplenkel vor historischem Hintergrund ist ganz nett, jedoch fehlt es hier eindeutig an Spannung und nahbaren Protagonisten, um die Geschichte im Gedächtnis zu behalten. Eingeschränkte Leseempfehlung!

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 12.12.2021
Die Patisserie am Münsterplatz - Neuanfang / Die Kuchenkönigin von Straßburg Bd.3
Jacobi, Charlotte

Die Patisserie am Münsterplatz - Neuanfang / Die Kuchenkönigin von Straßburg Bd.3


sehr gut

Zerreißprobe
1940. Der Zweite Weltkrieg hält auch Straßburg in seinen Klauen, die Stadt ist besetzt, viele Einwohner haben das Weite gesucht, nur Louise Picard hält mit ihrer Großmutter Ida die Stellung in der familieneigenen Feinbäckerei. Das Schicksal spielt Louise einen bösen Streich, denn ausgerechnet ein Soldat der deutschen Wehrmacht verdreht ihr den Kopf. Erneut wird alles Französische verdrängt und während die deutsche Sprache wieder Einzug hält sowie alle Straßenzüge umbenannt werden, steht es schlimm um die jüdische Bevölkerung. Auch Louises Familienangehörigen sind davon betroffen, denn während Ida und ihr Ehemann ums Überleben kämpfen, folgt ihr Sohn der Nazipropaganda nur zu gern. Und Josephines Sohn Clement hat schwer daran zu knabbern, dass ausgerechnet seine große Liebe Louise sich in einen Deutschen verliebt hat. Clement schließt sich mit seiner Schwester Suzette heimlich dem Widerstand an. Bricht die Familie nun endgültig entzwei?
Das Autorenduo hinter dem Pseudonym Charlotte Jacobi hat mit „Neuanfang“ den finalen Band ihrer Patisserie-Trilogie vorgelegt, in dem der Leser nochmals ins elsässische Straßburg des vergangenen Jahrhunderts reisen darf, um das weitere Schicksal der Familie Picard-Tritschler mitzuverfolgen. Der flüssige, bildhafte und einfühlsame Erzählstil bringt den Leser in eine zerrissene Stadt, in der die deutsche Wehrmacht die Oberhand hat. Erneut müssen die Bewohner miterleben, wie alles Französische dem Erdboden gleich gemacht wird und nun das Deutsche wieder vorherrscht. Inzwischen ist die junge Garde der Familie am Start, wobei sie Unterstützung durch die älteren Generationen bekommen. Die Autoren haben den historischen Hintergrund gut recherchiert und ihrer Handlung unterlegt. Die Gesellschaft wird durch die Nazis gespalten, deren Verbote und Repressalien gegen Juden auch hier zum Tragen kommen. Sogar innerhalb der Familie zieht sich der Riss, denn während die einen um ihre Lieben mit jüdischem Hintergrund bangen, werden andere von der Nazipropaganda angezogen wie die Motten vom Licht. Gleichzeitig versucht gerade Louise, die Feinbäckerei mit Hilfe ihrer Großmutter am Laufen zu halten, so dass das Geschäft den Krieg überlebt. Farbenfrohe Beschreibungen der Örtlichkeiten lassen beim Leser schnell das Kopfkino anspringen, der sich mitten unter den Familienangehörigen wähnt und gespannt verfolgt, wer sich wie entscheidet und ob die Familie nach Pauls Rückkehr aus Stuttgart endgültig auseinanderbricht. Der Spannungslevel zieht sich wie ein roter Faden durch die Geschichte und lässt den Leser regelrecht an den Seiten kleben.
Die Charaktere haben sich weiterentwickelt, neue sind dazugekommen, doch allesamt sind liebevoll und glaubwürdig inszeniert, so dass es dem Leser nicht schwer fällt, sich unter sie zu mischen und mitzufiebern. Louise ist eine fleißige, junge Frau, die die Familie durch ihre Liaison in die Bredouille bringt. Ida ist die graue Eminenz, freundlich, hilfsbereit und immer mit einem guten Rat an der Hand, dabei fürchtet sie um ihren Ehemann. Clement und Susette halten zusammen und bekämpfen die Nazis aus dem Widerstand, während sich Francois von der Nazipropaganda blenden lässt.
„Neuanfang“ ist ein gelungener Abschluss der Trilogie, der mit einem schönen Mix aus Familiengeschichte, Historie sowie Liebe, Hoffnung und Zuversicht dem Leser eine abwechslungsreiche Lektüre beschert. Verdiente Lesempfehlung!

4 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 12.12.2021
Nico - Die Sängerin der Nacht / Mutige Frauen zwischen Kunst und Liebe Bd.19
Roth, Mari

Nico - Die Sängerin der Nacht / Mutige Frauen zwischen Kunst und Liebe Bd.19


weniger gut

Die (un)bekannte Christa Päffgen
Nico ist der Künstlername von Christa Päffgen (nach dem Filmemacher Nico Papatakis), die 1938 geboren wurde und 1988 starb. In den 50er Jahren verdiente sie ihr Geld in Paris und New York als Fotomodell und Gesicht für Werbespots, auch beim Film hatte sie einige Auftritte. Richtig bekannt wurde sie allerdings erst, als sie als Sängerin und Frontfrau der Band „Velvet Underground“ durchstartete. Viele bekannte Persönlichkeiten prägten ihren Weg, darunter Andi Warhol, Jim Morrison, Lou Reed und Bob Dylan…
Mari Roth legt mit „Nico-Die Sängerin der Nacht“ einen halb biografischen, halb fiktiven Roman vor, um dem Leser Christa Päffgen, genannt Nico, näher zu bringen. Obwohl der Erzählstil flüssig ist, gelingt es leider nicht, den Leser fest an die Geschichte zu binden. Die Autorin spult zwar routiniert alle Daten und Fakten der Künstlerin runter, doch diese kann man sich auch im Internet selbst erlesen, dafür braucht es keinen Roman. Roth gelingt es nicht, die Persönlichkeit von Nico so einzufangen, dass der Leser ihr gern folgt. Nico wuchs ohne Vater auf und hat den Zweiten Weltkrieg als Kind miterleben müssen. Schon immer war es ihr Wunsch, mal ein Star zu werden, von dem jeder spricht. Mit dem nötigen Aussehen und der passenden Größe ausgestattet, hat sie schnell Erfolg als Fotomodell und erlangt dadurch schon einen gewissen Bekanntheitsgrad, der sie auch international arbeiten lässt. Als die Modellkarriere sie langweilt, versucht sie es erst mit Werbespots und beim Film, doch dann findet sie ihre Erfüllung in der Singerei. Drogenkonsum pflastert ebenso ihren Weg wie wechselnde Männerbekanntschaften. Sie hat nie genug, will immer noch mehr, dabei wird das Bild einer sehr unsicheren und zerrissenen Persönlichkeit deutlich. Obwohl sie ein Kind hat, fehlt es ihr dafür an dem nötigen Interesse und der nötigen Liebe, was sie noch unsympathischer werden und den Leser schnell ungeduldig mit ihr werden lässt. Das Streben nach immer mehr, die Suche nach dem nächsten Kick zeigt einfach nur, dass in ihrem Leben Beständigkeit und vor allem Geborgenheit gefehlt haben. Die Geschichte ist langatmig und liest sich wie viele seichte Romane, wobei man als Leser schnell die Lust und das Interesse verliert. Ob das dies der Person Christa Päffgen gerecht wird, sei dahingestellt.
Päffgen wirkt zu Beginn noch wie eine auf ihren Traum fokussierte Frau, die alles dafür tut, um erfolgreich zu sein. Mit ihren äußeren Attributen schafft sie schnell den Durchbruch, wirkt aber unbeständig und flatterhaft, immer auf der Suche nach der nächsten Herausforderung. Sie ist allerdings auch eine Frau, die den Lastern verfällt und dadurch an Boden verliert. Als Mutter versagt sie völlig und fällt viele sehr fragwürdige Entscheidungen.
Mit „Nico-Die Sängerin der Nacht“ wird Päffgen wahrlich kein Denkmal gesetzt, der Leser ist eher abgestoßen von einer Frau, die völlig oberflächlich und unsympathisch dargestellt wird. Diese Lektüre kann leider nicht überzeugen und wird der Künstlerin Nico hoffentlich nicht gerecht. Keine Empfehlung!

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 12.12.2021
Die Maskenbildnerin von Paris
Koenig, Tabea

Die Maskenbildnerin von Paris


sehr gut

„Eure Freude ist euer Leid ohne Maske.“ (Khalil Gibran)
1912-1920 Frankreich. Die aus wohlbehütetem Künstlerhaus stammende Valérie ist gebildet und während sich ihr Zwillingsbruder Jules der Medizin zuwendet, hat sie den Wunsch, in Paris Kunst zu studieren. Sie verlässt ihren Heimatort und auch ihre große Liebe Gabriel, um in der französischen Metropole endlich ihren Traum zu verwirklichen. Aber dann bricht der Krieg aus, und sowohl Jules als auch Gabriel erhalten den Frontbefehl. Schon bald darauf gilt er als vermisst und Valérie hofft inständig, dass er zurückkommt und sie gemeinsam doch noch glücklich werden. Durch ihren Freund, den Schriftsteller Apollinaire, der selbst durch Kriegsgeschehen verletzt wurde, begegnet Valérie immer mehr Kriegsverletzten und möchte diese unterstützen. Über Gertrude Stein lernt sie Anna Coleman Ladd kennen, die in ihrem vom Roten Kreuz gegründeten Studio Masken aus Kupfer für die Verletzten anfertigt, um ihnen ihre Würde zurückzugeben. Valérie begeistert sich sofort für diese Arbeit, kann sie doch ihre künstlerischen Fähigkeiten einbringen und gleichzeitig etwas für die Versehrten tun. Dabei begegnet sie dem Soldaten Louis, der schon bald ihr Herz gewinnt. Als der Krieg endlich vorbei ist, muss Valérie eine schwerwiegende Entscheidung treffen…
Tabea Koenig hat mit „Die Maskenbildnerin von Paris“ einen unterhaltsamen historischen Roman vorgelegt, der den Leser ins letzte Jahrhundert zurückreisen lässt, um dort nicht nur in das Leben von Valérie einzutauchen, sondern auch die Auswirkungen des Ersten Weltkrieges auf die Soldaten hautnah mitzuerleben. Der flüssige, bildhafte und gefühlvolle Erzählstil nimmt den Leser sofort mit in die Handlung hinein, um dort Valérie auf Schritt und Tritt zu verfolgen. Die Autorin entführt den Leser ins alte Paris, wo sich große bekannte Künstler die Klinke in die Hand geben, die sogenannte Bohème ihren Ursprung hatte und Frauen in Künstlerkreisen im weitesten Sinne als gleichwertig anerkannt wurden. Vor allem aber macht sie den Leser mit der damaligen Prothesenfertigung bekannt, die den im Gesicht verletzten Soldaten ein neues Aussehen verliehen und ihnen so einen Platz in der Gesellschaft ermöglichten, ohne Ausgrenzungen und schrägen Blicken gegenüber zu sehen. Dabei greift Koenig auf reale Persönlichkeiten wie Gertrude Stein und vor allem Anna Colemann Ladd zurück, die dieses durch ihre Arbeit fürs Rote Kreuz erst ermöglichte. Die Autorin hat die Zeiten des Krieges eng mit dem Schicksal von Valérie verknüpft, lässt neben dem ernsten Thema der Masken- und Prothesenfertigung auch eine schöne Liebesgeschichte miteinfließen, wobei natürlich ein Geheimnis nicht fehlen darf, das der Leser schon bald entdeckt und mitfiebert, wie dieses an die Oberfläche geraten wird. Der Spannungsbogen steigert sich im Verlauf, auch durch die Einflechtung von Briefen, die das Schicksal von Valéries Bruder preisgeben.
Die Charaktere sind lebendig in Szene gesetzt und überzeugen durch glaubwürdige menschliche Eigenschaften. Der Leser folgt ihnen gern und fiebert durchgehend mit. Valérie ist zu Beginn eine etwas naive Träumerin und Freigeist, obwohl sie genau weiß, was sie will. Doch sie wächst an ihren Aufgaben, gewinnt an Stärke und Mut. Bruder Jules muss seine eigenen Pläne zurückstecken aufgrund des Krieges. Er ist ein freundlicher Mann, dessen Leben leider viel zu kurz ist. Apollinaire ist ein Wortkünstler, der Valérie ein guter Freund ist. Aber auch Olympe, Gabriel, Anna und weitere Protagonisten gestalten mit ihren Episoden die Handlung abwechslungsreich und spannend.
„Die Maskenbildnerin von Paris“ ist ein kurzweiliger, packender historischer Roman, der den Leser das alte Paris des vergangenen Jahrhunderts vor Augen führt, in die Künstlerszene hineinschnuppern lässt und die Geschichte einer starken Frau präsentiert, die einige Schicksalsschläge zu verkraften hat. Auch die Liebe kommt nicht zu kurz und ein Geheimnis ist auch versteckt. Verdiente Leseempfehlung!

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 11.12.2021
Diana / Ikonen ihrer Zeit Bd.5
Heiland, Julie

Diana / Ikonen ihrer Zeit Bd.5


sehr gut

"Wenn ich gehe, dann gehe ich nicht leise." (Diana Princess of Wales)
1978 London. Bereits als 17-jährige junge Frau trifft die Diana Spencer auf ihren zukünftigen Ehemann Prinz Charles, Englands zukünftigem Thronfolger. Schon im Vorfeld galt sie als aussichtsreiche Heiratskandidatin aufgrund ihrer guten Erziehung und ihrer Zugehörigkeit zum britischen Hochadel. Schon bald lässt der 13 Jahre ältere Thronfolger das Herz der jungen Diana höher schlagen, während er selbst seine große Liebe, die verheiratete Camilla Parker Bowles, nicht vergessen kann. 1980 wurde die Beziehung zwischen Charles und Diana offiziell, die Hochzeit 1981 war ein Weltereignis, das rund um den Globus übertragen wurde. Schon im Vorfeld der Eheschließung musste Diana einen wahren Marathon durchlaufen, indem sie die strengen Vorgaben des Hofprotokolls von der Pike auf zu verinnerlichen hatte, um sich angemessen vor der Welt zu präsentieren. Nach der Hochzeit wurde der Palast nebst seinen Bewohnern für Diana zu einem Gefängnis, denn sie fühlt sich nie richtig dazugehörig und die strengen Regeln schnüren ihr immer mehr die Luft ab. Diana beginnt, sich freizuschwimmen, sucht ihre Erfüllung in Ehrenämtern und engagiert sich für die Ärmsten der Armen. Sie geht in ihrer Rolle als Mutter von zwei Söhnen auf, wobei es ihr gelingt, deren Erziehung dem Hofprotokoll weitestgehend zu entziehen und diese selbst in die Hand zu nehmen. Die Ehe zu Charles scheitert, der Skandal erschüttert das Königreich, aus dem Diana als strahlende Siegerin hervorgeht. Als sie 1997 bei einem Autounfall in Paris stirbt, steht die Welt auf einmal still…
Julie Heiland hat mit „Diana: Königin der Herzen“ einen unterhaltsamen Roman vorgelegt, dessen Handlung sich aus Fiktion und wahren Fakten zusammensetzt und das Leben der unsterblichen Diana Princess of Wales für den Leser sehr nahbar macht. Der flüssige, farbenfrohe und empathische Erzählstil spendiert dem Leser einen Logenplatz, um von dort Dianas Weg ins britische Königshaus, ihre Emanzipation und ihr Wirken in der Öffentlichkeit hautnah mitzuerleben. Die Recherche der Autorin ist sehr gelungen ebenso wie die Vermischung von Realität und Fiktion, so dass die Handlung von Anfang bis Ende für den Leser glaubwürdig und nachvollziehbar ist. Diana muss schon als sehr junge Frau schnell lernen, was es heißt, in der Öffentlichkeit zu stehen und mit den Vorstellungen des Königshauses konform zu gehen. Die Hofetikette ist streng, die Präsentation nach außen wird aufs Genaueste überwacht, kritisiert und korrigiert. Was für Diana als Traum begann, wird schnell zum Alptraum, denn sie soll sich verbiegen, um dem gewünschten Format zu entsprechen. Gerade diese ständige Kritik an ihrer Person führt nur dazu, dass sie psychisch krank wird, unter Essstörungen leidet und auch noch miterleben muss, dass ihr Mann das Gelübde nicht so genau nimmt. Die Autorin lässt den Leser in einfühlsamer Art an der Gedanken- und Gefühlswelt von Diana teilhaben, die deutlich macht, wie allein diese Frau oftmals war und gegen die Windmühlen des Hofprotokolls ankämpfte.
Diana war eine zurückhaltende, schüchterne Frau, die sich erst im Laufe ihrer Ehe immer mehr emanzipierte und sich gegen die Auflagen des Hofes auflehnte. Stärke bewies sie in erster Linie für ihre Söhne, doch als ihre Ehe scheiterte, zeigte sie ihre wahre Größe. Sie setzte sich intensiv und glaubwürdig für die Schwachen der Gesellschaft ein. Widerstände haben sie nur stärker und selbstsicherer werden lassen, was ihr den Respekt der ganzen Welt einbrachte und wofür sie bis heute als Ikone ihrer Zeit sehr verehrt wird.
„Diana: Königin der Herzen“ ist ein wunderbarer Blick durchs Schlüsselloch, um mehr über die legendäre Lady Di zu erfahren, die bis heute unvergessen ist. Alle, die sich für das Leben von Diana Princess of Wales interessieren, bekommen hier einen guten Einblick in ihre damalige Welt, wobei sie diejenige war, die die Monarchie bis zum heutigen Tage zum Umdenken geführt hat, moderner zu werde

4 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 06.12.2021
Die Stunde der Frauen / Fräulein Gold Bd.4
Stern, Anne

Die Stunde der Frauen / Fräulein Gold Bd.4


ausgezeichnet

„Unser Leben ist das Ergebnis unserer Entscheidungen.“ (Stephen R. Covey)
1925 Berlin. Hulda Gold wurde in der Frauenklinik Berlin-Mitte zur leitenden Hebamme befördert. In dieser Position hat sie einigen Einfluss auf positive Veränderungen für die Frauen im Kreissaal, was ihr von den hauptsächlich männlichen Ärzten allerdings nicht leicht gemacht wird. Die große Ausnahme bildet da der junge Doktor Johann Wenckow, der Hulda nicht nur aufgrund seiner beruflichen Einstellung gut gefällt, sondern auch ihre Herz höher schlagen lässt. Allein seine wohlsituierte Abstammung bereitet Hulda Sorgen, denn seine Eltern sind von der Wahl ihres Sohnes nicht gerade begeistert, und auch Hulda fühlt sich in deren elitären Kreisen unwohl und deplatziert. Bei einem Empfang, der von Freunden Johanns Familie ausgerichtet wird, kommt Hilda eine schreckliche Geschichte zu Ohren, die sie nicht zur Ruhe kommen lässt. Sie will unbedingt herausfinden, was dahintersteckt und bringt sich dabei einmal mehr in Teufels Küche…

Anne Stern hat mit „Die Stunde der Frauen“ den vierten Band um ihre liebenswerte Hebamme Hulda Gold vorgelegt, der den Leser erneut in die Vergangenheit reisen lässt, um im Berlin der 1920er Jahre einer spannenden und fesselnden Geschichte zu folgen. Der flüssige, farbenprächtige und gefühlvolle Erzählstil lädt den Leser wieder ein, das alte Berlin zu besuchen und sich gespannt an Huldas Fersen zu heften. Die Autorin hat wieder exzellent recherchiert und den historischen Hintergrund mit ihrer Geschichte wunderbar verknüpft. Während die Handlung ihren Verlauf nimmt, bekommt der Leser ein gutes Bild über die gesellschaftlichen Gepflogenheiten in der gehobenen Berliner Schicht, die Hulda aufgrund ihrer Beziehung zu dem Arzt Johann Wenckow kennenlernt, wobei sie sich dort nicht gerade wohl fühlt, denn sie ist ein Leben im Arbeiterviertel gewohnt. Während Hulda sich im Krankenhaus in leitender Position um das Wohlbefinden ihrer Patientinnen kümmert und für Verbesserungen sorgt, kämpft sie gleichzeitig gegen die ständige Bevormundung und Geringschätzung ihrer männlichen Kollegen. Doch Hulda wäre nicht sie selbst, wenn sie sich nicht durch- und hinwegsetzen würde, um ihr Ziel zu erreichen. Aber auch Huldas detektivische Fähigkeiten setzt Stern wieder wunderbar und spannungsgeladen in Szene, wobei Kommissar Karl North nicht nur privat wieder eine Rolle spielt. Die Handlung ist sehr abwechslungsreich und fesselnd gestaltet, gibt das Rollenbild der Frau zur damaligen Zeit sehr authentisch wieder und spannt den Leser auch noch bei Huldas Nachforschungen ein, wobei ihm ein wunderbares Kopfkino während der Lektüre beschert wird.

Die Charaktere sind voller Leben und sorgen mit ihren glaubwürdigen menschlichen Eigenschaften dafür, dass der Leser sich als Teil von ihnen fühlt und mit ihnen eine aufregende Zeit zu erleben. Hulda ist eine Seele von Mensch, die sich für andere einsetzt und aufopfert. Sie trotzt den Konventionen und macht aus ihrem Herzen keine Mördergrube. Sie spricht die Dinge offen an und lässt sich auf ihrem Weg nicht beirren. Ihr Hang zur Hobbydetektivin bringt sie oftmals in Schwierigkeiten, doch sie lässt nicht locker, auch wenn sie sich dabei in eine schwierige Lage bringt. Johann ist ein freundlicher Mann, der weit weltoffener ist als seine Kollegen, vor allem in Bezug auf Traditionen. Karl North ist inzwischen selbständiger Detektiv und unterstützt Hulda bei ihren Ermittlungen.

„Die Stunde der Frauen“ unterhält auf wunderbare und packende Weise mit einer lebensnahen und starken Protagonistin vor akribisch recherchiertem historischem Hintergrund. Die Handlung nimmt den Leser durch Abwechslung und Spannung bis zur letzten Seite in Geiselhaft. Absolute Leseempfehlung für ein Highlight, das es in sich hat!

4 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 06.12.2021
Apfelblütenjahre
Tempel, Katrin

Apfelblütenjahre


ausgezeichnet

„Die Möglichkeit, dass Träume wahr werden können, macht das Leben erst interessant." (Paulo Coelho)
Karen hat in Amerika Karriere als Modedesignerin gemacht, doch nun bringt sie der Tod ihrer Mutter Luzie nach vielen Jahren zurück in ihre alte pfälzische Heimat auf die familieneigene Apfelplantage, um sich dort um den Nachlass zu kümmern. Doch kaum nimmt sie die Aufgabe in Angriff, übermannen sie die Erinnerungen an die Vergangenheit, wo ihre Großmutter Marie während des Zweiten Weltkrieges 1944 mit 3 Töchtern aus dem ostpreußischen Königsberg flüchten musste und einige Apfelreiser im Gepäck hatte, die den Grundstock für die heutige Apfelplantage bildeten. Karens Mutter Luzie wächst dort auf, hält die Enge aber nicht aus und geht als junge Frau nach München, um nach einiger Zeit doch reumütig in ihr Elternhaus zurückzukehren. Und auch Karen hat der Apfelplantage den Rücken gekehrt, um sich selbst zu verwirklichen. Nun ist sie zurück und nicht nur die alten Erinnerungen stellen sie vor eine tiefgreifende Entscheidung für ihr Leben…

Katrin Tempel hat mit „Apfelblütenjahre“ einen sehr unterhaltsamen und berührenden Generationenroman vorgelegt, der nicht nur eine fesselnde Familiengeschichte erzählt, sondern dabei auch mit eindrucksvollen Frauenpersönlichkeiten punkten kann. Der flüssige, farbenfrohe und gefühlvolle Erzählstil bringt den Leser sofort an Karens Seite, um mit ihr in die Pfalz zu reisen und sich dort mit ihren Erinnerungen konfrontiert zu sehen. Über wechselnde Perspektiven und Zeitebenen darf der Leser das Leben dreier starker Frauen kennenlernen. So erlebt er die Gegenwart mit Karen, die jüngere Vergangenheit mit Karens Mutter Luzie, aber vor allem die Zeit während und nach dem Zweiten Weltkrieg mit Großmutter Marie, die das Fundament der Apfelplantage mit ihren Apfelreisern erst begründete. Die Handlung ist aufgrund der wechselnden Perspektiven durchweg spannend und mitreißend, lässt das Kopfkino beim Leser anspringen, während er den Duft von Äpfeln in der Nase hat. Er begleitet die Protagonistinnen nicht nur, sondern lernt auch ihre Gedanken- und Gefühlswelt genau kennen. Dabei sind zwischen den drei Frauen große Parallelen zu erkennen. Sie alle sind aus unterschiedlichen Gründen aus ihrem alten Leben ausgebrochen, um ihrem Leben eine neue Wendung zu geben. Jede für sich hat einen Weg gesucht, sich selbst zu verwirklichen und landet am Ende doch wieder an dem Ort, wo ihre Wurzeln tief verankert sind. Die Liebe zu dem Apfelhof zieht sich wie ein roter Faden, mal bewusst, mal unbewusst, durch die gesamte Geschichte.

Die Charaktere sind liebevoll ausgestaltet und in Szene gesetzt. Sie alle besitzen menschliche Ecken und Kanten, die sie dem Leser schnell ans Herz wachsen lassen, und der ihnen nur zu gerne folgt. Großmutter Marie ist eine fleißige, mutige und starke Frau, die sich nicht unterkriegen lässt. Sie will ihren Töchtern ein gutes Leben ermöglichen und ist unermüdlich. Als junge Frau verlässt ihre Tochter Luzie den Hof, denn sie will auf eigenen Beinen stehen und endlich frei sein. Doch ihr Ausbruch geht leider schief und bringt sie reumütig zurück. Karen ist eine aktive und umweltbewusste Frau, die schon früh auf eigenen Beinen steht und den mutigen Schritt in die USA wagt, um dort Karriere zu machen. Aber auch sie steht an einem Wendepunkt in ihrem Leben und muss sich entscheiden, wohin ihr Weg sie führen soll.

„Apfelblütenjahre“ ist eine wunderschöne Geschichte voller Hoffnung, Träume und wichtigen Entscheidungen, die der Leser anhand von drei starken, mutigen Protagonistinnen aus drei Generationen miterleben darf. Eine warmherzige und gefühlvolle Familiengeschichte, die sich bei der Lektüre wie eine wärmende Decke um den Leser legt. Absolute Leseempfehlung!

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 05.12.2021
Die Straße der Hoffnung / Die Frauen von Hampton Hall Bd.2
Whitmore, Felicity

Die Straße der Hoffnung / Die Frauen von Hampton Hall Bd.2


ausgezeichnet

„Fliehen ist schlimm, Flucht ohne ein Ziel schrecklich.“ (Walter Ludin)
Staatsanwältin Melody Stewart hat sich gerade von ihrem Ehemann getrennt und folgt in Stockmill in dem geerbten Haus „Abigail’s Place“ anhand von alten Briefen und Tagebüchern den Spuren der Vergangenheit. Eine große Hilfe und Unterstützung hat sie dabei in ihrem Freund, Detective Inspektor Dan Rashleigh, mit dem sie in die Geschichte ihrer Ahnin Lady Abigail Hampton eintaucht. Über eine Internetrecherche findet Melody eine ältere Dame namens Louise Rileay, die in einem Pflegeheim in Oregon lebt und eine alte Villa besitzt, die ebenfalls „Abigail’s Place“ heißt. Auch Louise wird von der Abigails Nachforschungen in die Vergangenheit angesteckt.
1843 flieht Abigail mit ihrem Geliebten Oliver Rashleigh nach Amerika. Oliver hat die Schuld für ein Verbrechen auf sich genommen, welches Abigails 18-jähriger Sohn Ebenezer begangen hat und würde bei einer Verhaftung zum Tode verurteilt. Mit neuer Identität durch einen Freund ausgestattet erreichen Abigail und Oliver New York, wo sie allerdings nicht lange bleiben können, da sich ein Verehrer Abigails sie auf Schritt und Tritt verfolgt. Sie schließen sich einem Treck nach Westen an, um ihrer Verfolger abzuschütteln. Ob sie damit Erfolg haben?
Felicity Whitmore hat mit „Die Straße der Hoffnung“ den zweiten Teil ihrer historischen Hampton-Trilogie vorgelegt, der sich nahtlos an den ersten Band anschließt, wobei er spannungsmäßig diesen sogar noch übertrifft. Der flüssige, bildhafte und gefühlvolle Erzählstil lässt den Leser schnell wieder an Melodys Seite gleiten, um sie erneut bei ihrer Ahnenforschung zu unterstützen. Die Autorin erzählt ihre Geschichte über zwei Zeitzonen, so dass der Leser einerseits die Gegenwart mit Melody hautnah erlebt, während er sich andererseits im 19. Jahrhundert wiederfindet, um dort Abigail und Oliver bei ihrer Flucht in die USA und die Reise per Treck zu begleiten. Farbenfroh und sehr plastisch ist nicht nur die Überfahrt auf dem Postschiff „Britannia“, sondern vor allem die Reise mit dem Siedlertreck in Richtung Oregon. Als Frau aus der Adelsschicht steht Abigail vor großen Herausforderungen und muss so manches Schicksal meistern. Die Autorin lässt mit ihren sehr bildhaften Beschreibungen das Kopfkino beim Leser anspringen, während sie die Spannung um ihre Protagonisten immer mehr anschwellen lässt. Überraschende Wendungen auf beiden Zeitsträngen, eine ständige unterschwellige Bedrohung sowie Entscheidungen, die auf beiden Ebenen gefällt werden müssen, sorgen für Gänsehautfaktor und Adrenalinschub, da die Handlung zu keinem Zeitpunkt vorhersehbar ist und somit einer sehr unterhaltsamen Wundertüte gleicht, aus der immer wieder Neues hervorkommt.
Die Charaktere sind liebevoll mit Leben versehen worden und überzeugen mit glaubwürdigen menschlichen Eigenschaften, so dass der Leser sich ihnen sofort anschließt und mit ihnen fiebert. Melody ist eine offene und wissbegierige Frau, die sich locker lässt, bis sie alle Puzzleteile zusammengetragen und die Lösung gefunden hat. Lady Abigail ist eine einfühlsame Frau mit Herz, die nicht nur hilfsbereit, sondern vor allem sehr mutig und stark ist. Sir Laurence ist ein furchtbarer Mann, der nur mit viel Vorsicht zu ertragen ist. Aber auch Ebenezer, Oliver und Dan Rashleigh tragen ihren Teil zu der sehr abwechslungsreichen Handlung bei.
„Die Straße der Hoffnung“ besticht mit einem sehr unterhaltsamen Mix aus Familiengeheimnis, zwei Handlungssträngen, historischem Hintergrund, starken Protagonistinnen sowie einer aufregenden Handlung, deren Spannungsbogen sich bis zum Ende hindurchzieht. Absolute Leseempfehlung für einen echten Pageturner!

4 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 04.12.2021
C.S. Lewis - Ein Leben in Briefen
Müller, Titus

C.S. Lewis - Ein Leben in Briefen


ausgezeichnet

„Wer alles durchschaut, sieht nichts mehr.“ (Clive Staples Lewis)
Clive Staples Lewis (1898-1963), vielen unter C. S. Lewis für Die Chroniken von Narnia“ bekannt, war ein irischer Schriftsteller, der einen Lehrstuhl für Englische Literatur an der University of Cambridge hatte und ebenso am bekannten Magdalen College der University of Oxford lehrte. Lewis unterhielt enge Freundschaften zu vielen Menschen, u. a. zu J. R. R. Tolkien und Hugo Dyson, deren Einfluss ihn schließlich sich zum Christentum bekennen ließ.
In „C. S. Lewis – Ein Leben in Briefen“ lernt der Leser den Ausnahmeliteraten durch den Autor Titus Müller auf ganz besondere, persönliche Weise kennen, denn das Buch beinhaltet eine Chronologie von Briefen des Schriftstellers an einen Personenkreis wieder, der sich aus Familienmitgliedern, Freunden und Kollegen zusammensetzt. Anhand der Korrespondenz, die Müller für seine Sammlung zu diesem Buch auswählte, darf der Leser den berühmten Literaten auf sehr intensive Art kennenlernen. Lewis schreibt nicht nur über das Wetter oder Bücher, die ihn besonders interessierten, sondern gibt in seinen Briefen vor allem viel von seinem persönlichen Leben, Empfinden und seinen Gedankengängen zu den unterschiedlichsten Themen preis. Dabei sticht vor allem auch seine Einstellung zur Religion hervor, denn Lewis war lange Zeit Theist, bevor er sich dem Christentum zuwandte und dieser Glaube ihn nachhaltig prägte.
Durch die sehr spezielle Briefauswahl durch Titus Müller wird dem Leser eine Persönlichkeit in ganz besonderer Weise präsentiert. C. S. Lewis pflegte zwar regen Kontakt zur Außenwelt, war aber lieber für sich und hing seinen vielen Interessen nach, die ihn auch gedanklich forderten. Man könnte ihn als eigenbrötlerisch bezeichnen, doch damit wird man diesem Ausnahmeliteraten nur bedingt gerecht. Nach der Lektüre der Korrespondenzsammlung hat der Leser einen wunderbaren und vielseitig interessierten Charakter näher kennengelernt sowie einige seiner intelligenten Gedankengänge für sich selbst verinnerlicht.
Titus Müller ist mit „C. S. Lewis – Ein Leben in Briefen“ ein außergewöhnliches Buch gelungen, das viele Literaturbegeisterte und vor allem Anhänger des Autors faszinieren wird. Absolute Leseempfehlung für einen wahren Lesegenuss der ganz besonderen Art!

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 28.11.2021
Töchter der Hoffnung / Bodensee Saga Bd.1
Nikolai, Maria

Töchter der Hoffnung / Bodensee Saga Bd.1


ausgezeichnet

"Die Hoffnung hilft uns leben." (Goethe)
1917. Meersburg am Bodensee ist die Heimat der Schwestern Helena, Katharina und Lilly Lindner, die als eingeschworenes Kleeblatt dort auf dem Lindenhof wohlbehütet aufwuchsen. Schon sehr früh träumte Helena davon, das direkt am See gelegene alte Adelsgut eines Tages zu übernehmen und in ein Grandhotel zu verwandeln. Aber der Erste Weltkrieg hat viele Pläne erst einmal in weite Ferne gerückt, da der Lindenhof mangels zahlender Gäste finanziell am Abgrund steht. Mutter Elisabeth würde alles am liebsten so schnell wie möglich verkaufen, doch dagegen sträuben sich sowohl Vater Gustav als auch Helena. Einstweilen wird der Gasthof in ein Lazarett umfunktioniert, da das örtliche Krankenhaus, in dem Katharina arbeitet, völlig überfüllt ist. Als der geheimnisvolle russische Adlige Maxim Baranow auf seiner Flucht in Meersburg landet und dort nicht nur eine Unterkunft im Lindenhof bezieht, sondern auch hart mit anpackt, lernt er dort auch Helena kennen. Während sich die beiden persönlich näher kommen, müssen sie auch erkennen, dass sie ein altes Familiengeheimnis verbindet. Doch auch andere sind auf der Jagd nach Dingen aus der Vergangenheit und bringen die Gefahr nach Meersburg…
Maria Nikolai hat mit „Töchter der Hoffnung“ den ersten Band ihrer neuen historischen Bodensee-Trilogie vorgelegt, der den Leser nicht nur zu einer spannenden Zeitreise einlädt, sondern auch eine faszinierende Geschichte offenbart. Der flüssige, farbenfrohe und gefühlvolle Erzählstil katapultiert den Leser in eine der malerischen Regionen Deutschlands direkt an den Bodensee, wo er sich in dem etwas heruntergekommenen Lindenhof bei der Familie einnistet, um dort die zwischenmenschlichen Beziehungen, Träume und Hoffnungen von allen genauestens unter die Lupe zu nehmen. Die Handlung umspannt den zeitlichen Rahmen von 1907 bis 1919 und gibt neben den aktuellen Ereignissen auch Rückblicke in die Vergangenheit preis. Obwohl der Leser alle Familienmitglieder gut kennenlernt, konzentriert sich die Geschichte hauptsächlich auf die älteste Tochter Helena und den Russen Maxim. Über wechselnde Schauplätze, Erzählperspektiven und Handlungsstränge spannt die Autorin einen weiten Bogen, der sich aber gleich einem Puzzle nach und nach ineinanderfügt und ein vollständiges Bild ergibt. Dabei wird die Spannung immer weiter in die Höhe geschraubt, vor allem, als der Russe Maxim mit ins Spiel kommt, dem Verfolger auf den Fersen sind. Die Autorin lässt in ihrer Geschichte nicht nur ihre geschichtliche Recherche miteinfließen, sondern bringt auch mit einigen realen Persönlichkeiten von damals authentischen Touch in ihre Geschichte. Zudem bringt sie dem Leser nicht nur die landschaftlichen Reize des Bodensees näher, sondern verwöhnt ihn auch mit allerlei erwähnten Köstlichkeiten, die während der Handlung immer wieder Heißhungerattacken auslösen.
Die Charaktere sind facettenreich und detailliert ausgearbeitet. Mit ihren lebendigen Ecken und Kanten schleichen sie sich schnell ins Herz des Lesers, der ihnen neugierig an den Fersen klebt und mit ihnen hofft und bangt. Helena ist eine aufgeschlossene, warmherzige, hilfsbereite und innovative Frau, die für ihre Schwestern wie ein Fels in der Brandung ist. Schwester Katharina ist eher pragmatisch und interessiert sich für Medizin, während Lilly feinsinnig und etwas naiv wirkt. Vater Gustav ist ein liebevoller Mann, der mit Elisabeth eine wahre Hexe an seiner Seite hat. Maxim ist vom Schicksal schwer gebeutelt, doch gibt er nicht auf. Aber auch Boris, Köchin Käthe, Pater Fidelis und weitere Protagonisten tragen zum schönen Gesamtbild der Geschichte bei.
„Töchter der Hoffnung“ ist ein wunderbarer und gefühlvoller Roman angefüllt mit Familiengeheimnissen, Liebe und Intrigen vor historischem Hintergrund, der auch mit vielen Spannungsmomenten überzeugen kann. Der Leser klebt regelrecht an den Seiten. Auf die Nachfolger darf man sehr gespannt sein. Absolute Leseempfehlung für einen echten Pageturner!!!

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