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urmeli

Bewertungen

Insgesamt 497 Bewertungen
Bewertung vom 11.11.2019
Letzte Rettung: Paris
deWitt, Patrick

Letzte Rettung: Paris


ausgezeichnet

Der 33-jährige Malcolm ist ein Muttersöhnchen worunter auch seine Beziehung zur seiner Dauerverlobten Susan leidet. Seine Kinder- und Jugendzeit verlief sehr einsam, nicht nur die Schulzeit, auch die Ferien verbrachte er im Internat. Erst nach dem Tod seines schwerreichen Vaters zog er zusammen mit seiner Mutter Frances in ein Apartment in Manhatten. Beide lebten in Saus und Braus und das Erbe schmolz dahin. Nun stehen sie vor dem Nichts, ihr Eigentum wird versteigert und sie haben die Wohnung zu verlassen. Joan, die einzig verbliebene Freundin von Frances bietet ihnen ihre Pariser Wohnung unentgeltlich an. So machen sie sich per Schiff auf die Reise. Mit dabei ist ihr Kater, der, nach Meinung Frances, die Seele ihres verstorbenen Mannes in sich trägt. Als in Paris der Kater spurlos verschwindet sammeln sie seltsame und verquere Menschen um sich um Kontakt mit dem Kater aufzunehmen und sich gegenseitig zu unterstützen.
Die Handlung klingt auf den ersten Blick interessant, skurril und humorvoll. Leider ist der Schreibstil, besonders in den Dialogen, extrem hölzern und nur in Ansätzen witzig. Die Passage aus der Sicht des Katers ist meiner Meinung die beste Stelle, leider jedoch zu kurz. Aus dem Thema hätte mehr werden können.

Bewertung vom 27.10.2019
Die Zeit des Lichts
Scharer, Whitney

Die Zeit des Lichts


sehr gut

Lee Miller hat als Fotografin das Ende des 2. Weltkrieges publiziert und nun, Jahre später, hängt sie am Alkohol und auch ihre veröffentlichten Kochrezepte kommen bei der Leserschaft nicht mehr an. Um wieder auf die Beine zu kommen erhält sie von ihrer Agentin den Auftrag, über Man Ray zu schreiben. Mit ihm, in den 20er und 30er Jahren hochgelobten Fotografen hat sie in Paris nicht nur zusammen gearbeitet, sie waren auch ein Paar. Aus Lees Sicht erfahren wir, wie das Leben in der Pariser Boheme war, wie schwierig ihr Umgang mit Männern und wie Frauen als Eigentum von Männer angesehen wurden. Lee entwickelte, mehr durch Zufall entstanden, eine neue Belichtungsmethode bei der Entwickler der Schwarzweißfotografie, doch den Erfolg strich sich Man Ray ein.
Die Einblicke in das Leben der 20er und 30er Jahre sowie die kurzen Einschübe über die Nachkriegszeit und das Erlebte sind hochinteressant. Ich hätte mir mehr Informationen über die Fotoarbeiten inklusive von Abbildungen in dem Buch gewünscht. Der Anteil der erotischen Begegnungen sind zwar ästhetisch, mir jedoch viel zu ausschweifend geschrieben worden.

Bewertung vom 27.10.2019
In den Klauen des Falken
Kallentoft, Mons;Karolina, Anna

In den Klauen des Falken


ausgezeichnet

Zack Herry arbeitet bei der Stockholmer Polizei. Nach dem Tod seiner Eltern, die möglicherweise seine Adoptiveltern waren, ist er unkonventionelle Wege gegangen. Sein bester Freund Abdula ist ein Drogendealer und auch Zack war schon mehrmals auf Drogen. Seine Kollegen und sein Vorgesetzter haben immer zu ihm gestanden, so wie jetzt, wo er ein junges Mädchen getötet hat. An der U-Bahn-Station fiel ihm das Mädchen auf, sie war völlig unpassend gekleidet, sie sah ihn an und warf erst den Kinderwagen und anschließend die Mutter auf die Gleise. Dann sah er den Sprengstoffgürtel und konnte nicht anders um ein massenweises Sterben zu verhindern. Zeit um sich um diesen Fall zu kümmern gab es jedoch nicht. Die Leiche des Undercoverpolizisten Roger Dahl wurde gefunden und Zack Herry soll die entstandene Lücke füllen.
Drogen und Terrorismus sind die vorherrschenden Themen dieses sehr spannenden Thrillers. Die unkonventionellen Ermittlungsmethoden des Zack Herry, bereits bekannt aus den Vorgängerbüchern, werden um persönliche Belange ergänzt. Zack ist weiterhin auf der Suche nach seiner wahren Familie. Die Handlung läuft beim Lesen ab wie ein Kinofilm, auch wenn manches etwas übertrieben wirkt.

Bewertung vom 27.10.2019
Menschen neben dem Leben
Boschwitz, Ulrich Alexander

Menschen neben dem Leben


ausgezeichnet

In den 30er Jahren gab es in Berlin viele Arbeitslose, Kleinkriminelle und Prostituierte, die versuchten zu Überleben. Die Weltwirtschaftskrise und die Schrecken des 1. Weltkrieges sind allgegenwärtig und trifft besonders die Arbeiterklasse. Der Obdachlose Fundholz zieht mit Tönnchen, einem extrem übergewichtigen und immer hungrigen geistig Zurückgebliebenen durch die Straßen und erhofft an mancher Haustür etwas zu bekommen. Wenigstens haben die Beiden eine sichere Unterkunft für die Nacht. Sie treffen auf den blinden Sonnenberg, der voller Hass auf die Sehenden psychisch wie physisch auf seine Frau Elsi einschlägt. Als diese den smarten Grissmann kennenlernt überlegt sie, Sonnenberg zu verlassen. Die ältere Frau Fliebusch hingegen hatte vor dem Krieg bessere Zeiten gekannt, damals, als ihr schöner Wilhelm noch bei ihr war. Man sagte ihr, dass er im Krieg gestorben ist, doch sie will es nicht wahrhaben und sucht immer noch nach ihm. Für den Abend treffen sich alle in der Wirtschaft zum fröhlichen Waidmann, mit Alkohol, Musik und Tanz wollen sie das Elend vergessen.
Der Roman spielt in einer lange zurückliegenden Zeit und dennoch sind die Probleme der Menschen auch heute noch greifbar. Die Sorgen und Nöte und wie sie wurden was sie sind kann man bestens nachempfinden. Kein Krimineller, keine Prostituierte, kein geistig Zurückgebliebener werden verurteilt, sie alle haben auch ihre positiven Seiten. Es werden nur 2 Tage im Leben dieser "kleinen Leute" beschrieben und man wünscht sich am Ende der Handlung, mehr von ihnen zu erfahren. Schade, dass es nicht mehr davon gibt.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 27.10.2019
Drei (eBook, ePUB)
Mishani, Dror

Drei (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Drei Frauen treffen nacheinander auf den Rechtsanwalt Gil, jede ist anders und wir erfahren wie ihr Leben verlief, was sie erlebten und was sie sich erhoffen. Orna ist über die Scheidung mit Ronan nicht hinweg gekommen und ihr Sohn Eran sogar in psychiatrischer Behandlung. Sie führt ein geregeltes Leben als Lehrerin, doch innerlich fehlt ihr was. Sie meldet sich auf einem Onlineportal an, um vielleicht doch noch eine Bestätigung als Frau zu erhalten. Gil fällt ihr auf, ein erfrischend normales Profil zeigt sich ihr. Auch er ist geschieden und nach anfänglichem Schreiben entschließen sie sich, sich zu treffen. Doch irgendwas stört Orna an Gil, irgendetwas stimmt nicht mit ihm. Sie kann es nicht greifen, der Kontakt wird unterbrochen um wieder aufzuleben und Gil lädt sie zu einer Reise ein. Emilia, die zweite Frau des Buches, kam über eine Personalvermittlung aus Riga nach Tel Aviv um den Vater von Gil bis zu seinem Tod zu pflegen. Sie wollte in Israel bleiben und bekam in einem Pflegeheim eine alte Dame zugeteilt. Das Leben dort ist nicht nach ihren Vorstellungen, das Geld fehlt überall und so wendet sie sich an den Rechtsanwalt Gil um ihre rechtlichen Möglichkeiten auszuloten. Die dritte Frau Ella trifft Gil in einem Cafe, in dem er vor seinem Arbeitsbeginn Kaffee trinkt. Sie schreibt an ihrer Masterarbeit und da sie bereits drei kleine Kinder hat, nutzt sie das Cafe dafür.
Der Roman hat immer wieder interessante Wendungen und bietet Überraschungen, wenn man meint, schon zu wissen, wie es weitergeht. Die psychologische Ausarbeitung der Protagonisten ist herausragend und die Frauen lassen einen auch nach Beendigung der Geschichte nicht mehr los. Die Handlung spielt in Israel, diese Frauen könnten jedoch überall auf der Welt leben.

Bewertung vom 27.10.2019
Wann wird diese Hölle enden?
Berg, Mary

Wann wird diese Hölle enden?


ausgezeichnet

Miriam Wattenberg hat als Jüdin den Holocaust überlebt, im März 1944 erreichte sie mit ihrer jüngeren Schwester und ihren Eltern die USA. Unter dem Namen Mary Berg veröffentlichte sie ihre Tagebuchaufzeichnungen ab Kriegsbeginn, während ihres Aufenthaltes im Warschauer Ghetto und ihre anschließende Inhaftierung als amerikanische Jüdin. Sie war 15 Jahre alt, als sie mit ihren Notizen begann und sie schreibt einerseits Erschütterndes über ihre Erlebnisse im Ghetto, über ihren Alltag, ihre Sorgen und Nöte, den Hunger und die ständigen Gefahren, denen sie von gewaltbereiten Nazis ausgesetzt wurde, aber auch andererseits das Leben eines Mädchens, eines Teenagers, mit dem Hunger nach Leben und Liebe, ihre Treffen mit Gleichaltrigen. Sie gehörte durch ihre amerikanische Mutter und ihrem Vater, der als Kunsthändler zu den besser gestellten Juden in Lodz gehörte, zu einer privilegierten Minderheit der kasernierten Juden, sie sah jedoch was um sie herum geschah.
Es ist ein erschütternd geschriebener Bericht aus der Sicht einer heranwachsenden jungen Frau, das Tagebuch ähnelt dem Anne Franks. Mary Berg hat ab 1944 in den USA versucht auf das Schicksal der Juden und die Massenvernichtung in den Konzentrationslagern hinzuweisen, doch keiner wollte es hören oder gar glauben. Das erst jetzt auf deutsch erschienene Buch wird durch zahlreiche Hintergrundinformationen und Fotos aufgewertet.

Bewertung vom 03.09.2019
Fünf Lieben lang
Aciman, André

Fünf Lieben lang


gut

Paul kommt zurück auf die italienische Insel, auf der er mit seinen Eltern gelebt hat. Das Haus, in dem sie lebten, ist abgebrannt. Aber nicht nur das macht ihn traurig, auch die Erinnerung an seine erste Liebe mit 12 Jahren. Giovanni hat alten Möbelstücken wieder den Glanz zurückgebracht und Paul war glücklich, ihm bei den Arbeiten zu helfen. Doch er sehnte sich auch nach Berührungen und er träumte von ihm. Plötzlich war Giovanni verschwunden und auch jetzt, Jahre später, ist er nicht wieder zurückgekommen. Pauls Liebesleben durchlief auch danach viele Turbulenzen. Während er mit Maud zusammenlebte, sehnte er sich nach dem Tennispartner Manfred und während er nach zwei Jahren Unentschlossenheit mit Manfred zusammenzog kam ihm immer wieder seine Collegemitschülerin Chloe in den Sinn, mit der er sich in regelmäßigen Abständen zum Sex traf.
Ob Mann oder Frau, Paul war immer auf der Suche nach der perfekten Liebe. Dass er sie nicht gefunden hat, liegt an ihm selbst, sich öffnen und den Partner in sein Leben lassen hat er nicht geschafft. Er träumt immer von dem, was er gerade nicht hat. Durchaus ein Thema, das viele beschäftigt. Die Geschichten sind insgesamt viel zu langatmig geschrieben, seine Gedankengänge wiederholen sich. Das Hineinversetzen in die Charaktere fiel mir schwer.

Bewertung vom 03.09.2019
Der Sprung
Lappert, Simone

Der Sprung


ausgezeichnet

Manu hat Biologie studiert, sie weiß alles über Pflanzen und was sie benötigen. Sie regt sich über unseren Umgang mit ihnen auf und pflanzt illegal manches um. Sie führt ein unstetes und ein wenig verrücktes Leben und nun steht sie auf dem Dach eines Hauses. Eine Menschenmasse unter ihr, viele Polizisten und Feuerwehrleute warten darauf, ob sie springen wird. Im Prolog erfahren wir bereits, dass sie springt. Doch warum? Einen Tag vorher war die Welt noch eine andere, nicht nur für sie, auch für die Menschen um sie herum. Felix, der Polizist, hat gerade eine psychologische Zusatzausbildung erhalten um Selbstmörder von ihrem Tun abzuhalten, doch er selbst hat Probleme. Er wird bald Vater und ist mit der Situation völlig überfordert. Theres und Walter führen ein kleines Lebensmittelgeschäft das überschuldet ist. Erst durch den Medienrummel läuft der Laden wieder, doch wie lange? Egon Moosbach war einst ein erfolgreicher Hutmacher, doch wer kauft heute noch Hüte. Er musste sein Geschäft aufgeben und ist nun in einer Schlachterei beschäftigt.
Diese und noch einige Menschen mehr werden in Episoden beschrieben, ihre Sorgen, ihre Nöte und ihre Hoffnungen, die sich im Laufe dieses besonderen Tages auch für sie verändern werden. Sehr genau werden sehr unterschiedliche Persönlichkeiten beschrieben, von der Bürgermeisterkandidatin bis zum Obdachlosen, alle mit einer empathischen Wärme und ohne Bewertung ihres Handels.

Bewertung vom 03.09.2019
Nichts bleibt so, wie es wird
Bechtolf, Sven-Eric

Nichts bleibt so, wie es wird


gut

Der alternde Theaterregisseur Herwig Burchard kann froh sein am Theater in Kobrück durch einen alten Freund ein Engagement bekommen zu haben. Seine besten Tage, als er an der Met inszenierte, sind längst vorbei. Sein Figaro wird von der Presse verrissen, seine Inszenierungen langweilig und nicht heutig. Sein Lichtblick ist das Erscheinen der jungen Schauspielerin Leonie auf der Premierenfeier, er merkt, dass er sich in sie verliebt hat, doch der Altersunterschied von 30 Jahren lässt ihn zögern. Der Restaurantbesitzer Antonio, bei dem er häufig zu Gast war, erzählt ihm von einem wunderschönen Haus in Apulien, dass zu Verkauf steht. Herwig, dessen Stiefvater Italiener war, sehnt sich wieder zurück nach Italien, er kauft das Haus. Die wunderschöne Umgebung kann jedoch nicht die Einsamkeit vertreiben.
Der Roman will viel, in meinen Augen zu viel. Die Intrigen und Liebeleien am Theater nehmen nur einen kleinen Teil der Handlung ein, es geht auch um Parapsychologie, um Geld und fehlendes Geld, um Arroganz, Gewalt und Mafia. Manche Handlungsstränge wirken an den Haaren herbeigezogen, das Ende zu weichgespült. Ich hatte auf mehr Informationen über das Theaterleben hinter der Bühne gehofft.