Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
SofieWalden

Bewertungen

Insgesamt 652 Bewertungen
Bewertung vom 10.12.2022
Codename: Sempo
Neuenkirchen, Andreas

Codename: Sempo


sehr gut

Der Oskar Schindler Japans, als Schlagwort für ein reiches Leben

Der Japaner Chiune Sugihara, nur sehr wenige Menschen konnten bisher mit seinem Namen etwas verbinden, das für die Öffentlichkeit beachtenswert erscheint. Dies und seine größte Tat, die Rettung von bis zu 10000 Juden, verbindet ihn mit dem vor allem durch den Film von Steven Spielberg ins Rampenlicht getretenen Oskar Schindler und so wird dieser Mann schlagwortartig inzwischen auch oft als 'der Oskar Schindler Japans' proklamiert.
'Codename Sempo', dieses biografisch angelegte Werk, will dem Diplomaten, Agenten, dem Retter so vieler Leben, aber auch der Privatperson und dem Familienmensch Sugihara hier ein kleines ehrendes Denkmal setzen, diesen weltoffenen und von menschlichen Überzeugungen geleiteten Mann dem Vergessen innerhalb der großen weltgeschichtlichen Umtriebe dieser Zeit entreißen.
Und wie dies geschieht, hätte Sugihara wahrscheinlich gefallen, denn er fungiert hier auch als Türöffner für den Einblick in die über Europa hinausgehenden, zum größten Teil vom 2.Weltkrieg ausgelösten Verbandelungen und Gegenoffensiven zwischen Japan, China und der damaligen russischen Großmacht. Von seinem Werdegang über Kindheit und Jugend bis hin zu seiner Zeit in Litauen, wo er Tausenden von Juden entgegen den Anweisungen seiner japanischen Heimat Visa ausgestellt hat, um ihnen das Durchqueren Russlands hin zu wirklich für sie sicheren japanischen Gefilden zu ermöglichen, begleiten wir diesen Mann und auch sein nachfolgendes Schicksal in den späteren Jahren wird nicht ausgespart.
Dies ist ein sehr anregendes, vielschichtiges, gerade am Ende auch sehr berührendes Buch, das durchaus Emotionalität zulässt und an der verantwortungsvollen Recherche des Autors kommen zu keinem Zeitpunkt Zweifel aus.
Ein romanhaft ummanteltes biografisch strukturiertes Werk, das viel zu bieten hat.

Bewertung vom 10.12.2022
Blutmond / Harry Hole Bd.13
Nesbø, Jo

Blutmond / Harry Hole Bd.13


ausgezeichnet

Harry Hole ist wieder da

Harry Hole ist wieder da, in mehr wie einer Hinsicht. Der von Jo Nesbø erschaffene Ermittler, schon immer anders, eigenwillig, in tiefen Sümpfen, auch in seinem eigenen fischend, beglückt seine treue, aber nach dem letzen Band, etwas zweifelnde Leserschaft mit der überzeugenden Rückkehr seiner Person und eines Falls, der sozusagen seine Rettung ist. Nach Los Angeles 'abgehauen', um sich hier langsam ins Jenseits zu saufen, rein in die Gosse, raus aus einem Leben, das ihm auch noch den letzten Menschen genommen hat, durch den er, für sich selbst, an seiner Existenz festhalten konnte. Viel fehlt nicht mehr dafür. Doch dann wird er in die Probleme einer Bekannten involviert und noch ist der alte Harry Hole doch noch nicht verschwunden. Er kann nicht wegsehen, es ist letztendlich doch zu persönlich und so nimmt er den Auftrag eines superreichen Mordverdächtigen an, des Geldes wegen. Dieser soll in Oslo zwei Frauen bestialisch ermordet haben. Und so macht sich Harry Hole auf den Weg zurück an seine alte Wirkungsstätte. Den Trupp, den er sich für seine Ermittlungen an die Seite stellt, ist natürlich vom 'Allerfeinsten', individuell, mit tiefen Lasten auf Körper und Seele, und in dem ein oder anderen Fall fast charismatisch.
Es ist eine wahre Lust, Harry Hole wieder in Aktion zu erleben. Dieses Dunkle, die Härte, die Brutalität, sie ist eher noch mehr geworden, aber auch das Verletzliche, die Zwischentöne, es passt einfach alles.
Und ich kann nur sagen, Harry Hole ist wieder da.

Bewertung vom 09.12.2022
Hunger auf Leben
Matkovits, Sophie;Lenhard-Backhaus, Brigitte

Hunger auf Leben


ausgezeichnet

Eine persönliche Geschichte, die vielen helfen kann

Sophie erzählt in diesem Buch ihre Geschichte, die Geschichte ihrer Krankheit, der Magersucht und wie sie, auch mit Hilfe ihrer Therapeutin Brigitte, zurückgefunden hat, in ein Leben, das nicht von dieser Essstörung dominiert wird. Sie beschreibt den Anfang, das allmähliche Hineingleiten in die Krankheit, die Zeit, in der alles in ihrem Leben von dieser 'Sucht' dominiert wurde und den langen Weg zurück in ein normales Leben, so wie sie es leben will. Dabei beschönigt sie nichts, gibt tiefe Einblicke in diese schwere Zeit. Und sie bekommt Hilfe. Ihre Therapeutin ist auf Essstörungen spezialisiert und diese und ihre Patientin haben gleich einen sehr guten Draht zueinander. Sophie ist sehr selbstreflektierend und die Arbeit mit Brigitte trägt allmählich Früchte. Irgendwann haben sie die Idee, Sophies Weg, ihrer beider Zusammenarbeit, auch anderen Menschen zugänglich zu machen, denn sie glauben, es könnte helfen. Und das tut es.
Eine persönliche Geschichte, begleitet von fachlicher Kompetenz, die an Betrofffene und die, die außen stehen, sehr entscheidene Erkenntnisse weitergibt und Bewusstsein schafft, was da geschieht, auch hier sowohl für die 'Erkrankten' selbst wie auch die Menschen, die versuchen, 'hilfreich' zu sein.

Bewertung vom 09.12.2022
Ein Schuss Whiskey / Kulinarische Kriminalromane Bd.3
Henn, Carsten Sebastian

Ein Schuss Whiskey / Kulinarische Kriminalromane Bd.3


sehr gut

Kriminunterhaltung mit Whiskeydunst und Dubliner Flair

Als Krimischreiber mit Schreibblockade wählt Janus Rossner einen ungewöhnlichen Weg, um wieder an Inspiration zu kommen. Er begibt sich auf eine ausgedehnte Pubtour durch Dublin. Dass mit dem Alkohol ist ja so eine Sache und meistens kommt es anders wie man denkt. So ist das auch hier, denn Janus nicht mehr sehr trittfester Nachhauseweg beschert etwas sehr reales, einen Mord. Eine junge Frau wird, mit Rezitationen irischer Literaten auf den Lippen, durch einen Kopfschuss getötet, direkt vor den Augen unseres Protagonisten. Und noch besser, keiner glaubt ihm das Erlebte. Selbst Janus selbst hat kurzfristig mal so seine Zweifel, denn Wiskey ist schon ein zwar sehr edles, aber auch heftiges Gebräu und davon hatte er ja nun mal einiges intus. Aber nein, das hier war echt und so macht er sich, ein bisschen weibliche Unterstützung inklusive, ans Ermitteln. Dabei kommt viel Dubliner Flair und noch mehr fundiertes Wissen über irischen Whiskey ins Spiel und der Krimi nimmt, über viele schräge Ecken, seinen sehr unterhaltsamen erquicklichen Verlauf.
Nach Gin und Rum beweist der Autor in seinem nun dritten Kriminalroman mit einem alkoholischen Aufhänger, dass er auch zum Thema irischer Wiskey jede Menge interessantes Wissen zu bieten hat. Und das als Leser näher beleuchtet zu bekommen, eingebunden in eine sehr vielfältig angelegte Krimiunterhaltung, das macht einfach richtig Spaß.
Und als kleine Bemerkung am Rande. Wer sich nach diesem Buch einen irischen Wiskey einschenkt, hat ein ganz anderes Bewusstsein für dieses edle Gebräu.

Bewertung vom 02.12.2022
Redwall Band 1
Jacques, Brian

Redwall Band 1


ausgezeichnet

Eine Welt der Mäuse und ganz viel Abenteuer

In Redwall werden tolle Speisen aufgetischt, wenn ein Fest gefeiert wird, Gerstenperlen in Eichelpüree oder marinierte Kohlstängel zum Beispiel. Und danach putzen sich die Gäste satt und zufrieden die Schnurhaare. Das klingt erst mal etwas befremdlich, aber obwohl es sehr freundlich fast menschlich zugeht in der Abtei, sind seine Bewohner Mäuse. Viele verschiedene Arten leben hier zusammen und es herrscht ein gutes Miteinander zwischen ihnen. Und auch die Tiere im nahen Wald, da wohnen Dachse, Otter und Eichhörnchen, sind deren Freunde und gern gesehene Gäste. Eine der Mäuse heißt Matthias, ein junger, netter, etwas tollpatschiger Kerl, eher ängstlich und wahrlich kein Held Er ist gerade das erste Mal verliebt und mag sein beschauliches Leben sehr. Doch damit ist es dann sehr plötzlich vorbei, denn brutale Schiffsratten unter der Führung des grausamen Cluny wollen Redwall überfallen und zu ihrem eigenen Zuhause machen. Das darf natürlich nicht geschehen, aber es gibt nur eine Chance, dem zu entrinnen. Das verlorene Schwert eines ihrer großen Krieger muss wiedergefunden werden und der, der es finden soll, ist Matthias. Dieser stellt sich der schweren verantwortungsvollen Aufgabe und wird in diesem spannenden Abenteuer zu einem wahren aber immer sympathischen Helden.
Die Mäusewelt von Redwall, hier in diesem Buch nimmt sie für uns Leser ihren Anfang. Wir lernen sie in friedlichen Zeiten kennen und folgen ihnen dann durch ihre ersten Abenteuer, denn es gilt, ihre Welt zu bewahren. Die Mäuschen kommen dabei so freundlich und sympathisch rüber, dass man von Anfang an mit ihnen mitfiebert und es ist sofort klar, wer hier die Guten sind. Und nachdem man die in diesem dicken Band zusammengefassten ersten drei Bücher regelrecht verschlungen hat, kann man sich auf noch viele weitere Abenteuer mit den Mäusen und ihren Freunden freuen. Die Bücher dazu gibt es schon eine ganze Weile, aber nun werdem sie, sehr schön gestaltet, nach und nach neu herausgebracht. Und ich bin mir sicher, sie werden eine Menge begeisterter Leser finden.

Bewertung vom 02.12.2022
Die Schule der fünf Türme / Ashwood Academy Bd.1
Müller, Karin

Die Schule der fünf Türme / Ashwood Academy Bd.1


sehr gut

Eine neue Schule mitten im Wald und da wird es richtig magisch

Lenyas Vater wechselt in seiner Funktion als Hausmeister an eine andere Schule, die sehr abgelegen, in einem Wald liegt. Fünf Türme sind es, aus denen das Internat besteht und es ist nicht nur der nötige Schulwechsel selbst, der Lenya geradezu fassungslos macht. An diesem Ort sind Handys und das Internet außen vor und sie soll auch nicht bei ihrem Vater wohnen, sondern, wie die anderen Internatsschüler, in einem der fünf Türme. Also ist einfach alles nur schrecklich, aber, wer hätte das gedacht, das ändert sich schnell. Denn die Schule ist äußerst geheimnisvoll und der angrenzende Wald voller Magie. Schon bald ist auch Lenya Teil dieser eigenartigen fantastischen Welt und mit ihrem neu gewonnenen Freund an ihrer Seite landet sie in ihrem ersten großen sehr magischen Abenteuer.
Dies ist der erste Band einer fantastischen Buchreihe, in der wir die Ashwood Academy und eben Lenya, den erstmal ahnungslosen Neuzugang, kennenlernen. Und da man sich supergut in das sehr sympathische Mädchen hineinversetzen kann, ist man, sozusagen auf Augenhöhe, mit dabei, wenn sie all das Neue und die ganze fantastische Magie erkundet und für sich entdeckt. Und dann wird es ja auch so richtig spannend.
Ein toller Serienbeginn, die Geschichte dazu, ein echtes Lesevergnügen und das und wie es, zumindest ein ganz kleines bisschen, weitergeht, dass hat dieses Buch auch noch gleich mit im Gepäck, mit den ersten Seiten des nächsten Abenteuers, ganz am Schluss.
Also ich möchte auf jeden Fall wissen, was als nächstes passiert, an der Ashwood Academy.

Bewertung vom 02.12.2022
In einer einzigen Welt
Wyl, Benjamin von

In einer einzigen Welt


gut

Eine düstere Dystopie, die einem Kunstfilm gleicht

Nora ist eine ehemalige Influencerin, die nun, in selbst gewählter Zurückgezogenheit, in einem ehemaligen Kino vor sich hinlebt. Ohne dass sie sich dessen gewahr ist, lebt dort auch ein Pilz, der sich, ganz langsam, sozusagen am Bewusstsein aller anderen Lebenwesen vorbei, ausbreitet. Wo dies hinsteuert, welche Absichten diese wuchernde Kreatur hat, für was dieser Pilz steht in dieser düsteren dystopischen Welt, weiß das jemand? Kann man es sich denken, steht er symbolisch für etwas aus unserem eigenen inzwischen selbstverständlichen Lebensalltag mit der gar nicht immer wirklich greifbaren um uns herumwabbernden digitalen Internetwelt. Auf jeden Fall treibt dieser Pilz, zumindest als Erzähler dieser Geschichte, das irgendwie an einen Kunstfilm erinnernde Geschehen, nur eben auf Papier gestaltet, voran. Es gibt noch ein drittes, eher etwas blasseres Element in diesem einzigartigen literarischem Konstrukt, Andreu, der erst einmal damit beschäftigt ist, eine alte Dame auf ihrer Kreuzfahrt zu begleiten und nebenher Nora durch Aufsaugen sämtlicher Informationen über sie quasi stalkt. Als dann die Eingezwängheit auf dem Schiff endlich ein Ende findet, macht dieser sich auf den Weg, zu ihr.
Diese Geschichte ist gigantisch abstrus, abstrakt, faszinierend, so ganz anders, manchmal auch gruselig und ein eher mulmiges Bauchgefühl ist sowieso öfters mal dabei. Meint der Autor das hier ernst, will er uns, seine manchmal doch recht angestrengten Leser fordern, herausfordern, will er sehen, wie weit er gehen kann, bis wir die Segel streichen. Man weiß es nicht, aber im Ergebnis sieht es doch so aus, man kann nicht anders, man bleibt dabei!
Und egal, was wir für uns aus dieser Geschichte 'gewonnen' haben, vergessen tut man dieses Werk nicht so schnell.
Das hier wirkt noch lange nach.

Bewertung vom 26.11.2022
Melodie des Bösen / Kommissar Julien Vioric Bd.2
Habekost, Britta

Melodie des Bösen / Kommissar Julien Vioric Bd.2


ausgezeichnet

Paris der 1920er-Jahre, Aufbruch von Traditionen und das Pflaster für einen tollen Krimi

Paris um 1925, die Menschen sehnen sich nach einer neuen Freheit und der Wegweiser hierfür ist die Kunst und der Jazz, dieser Musikstil ohne Regeln, ganz tief aus dem eigenen Inneren heraus. Diese Musik wabert aus den Klubs, was in seiner Symbolik, auch für die Gleichheit aller Menschen, nicht jedem gefällt.Traditionelle Gruppen treten auf den Plan und dann wird vor dem Grab von Chopin ein menschliches Herz abgelegt, vielleicht rituell geopfert. Schon vor einigen Jahren gab es einen ähnlichen Fall und die Mordermittlungen, die Julien Vioric damals unter sich hatte, blieben ergebnislos. Nun im sozusagen zweiten Anlauf soll es anders ausgehen und Vioric, der eigentlich den Dienst quittiert hatte, aber nun doch in sein geliebtes Paris zurückgekehrt ist, wird ohne großes Nachfragen erneut in den Dienst der Polizei aufgenommen. Sein jüngerer Bruder, der Polizeipräfekt, arrogant, menschenverachtend, das genaue Gegenteil seines Bruders. sorgt dafür. Und so macht sich Vioric an die Aufklärung des Falls und er muss tief graben, in den dunklen Gassen seines Paris, ganz eingebunden in das wilde Leben und das Sprengen der von der Vergangenheit angelegten Fesseln. Und an seiner Seite alte Bekannte, zwei sehr persönlichkeitsstarke Frauen, die sich um die Vorgaben für ihre Rolle in der damaligen Zeit ebenfalls wenig scheren, jede auf ihre eigene Art.
Ein spannender kunstvoller musikalischer Kriminalroman, kreiert in einer einerseits poetischen dann aber auch wieder sehr direkten Sprache, authentisch, faktenreich im Paris dieser besonderen Zeit wandelnd, mit den Guten, die man richtig mag und dem Gegenteil, auch ihnen kommt man mit dem entsprechenden Gefühl entgegen.
Und das alles ist, gar nicht Mainstream like, einfach ein echtes Lesevergnügen.

Bewertung vom 26.11.2022
Jans Weg
Danielewicz, Dorota

Jans Weg


ausgezeichnet

Ein emotionaler Mutmacher für Betroffene und für alle anderen wird es Bewusstsein schaffen

Dieses Buch handelt von Jans Weg und dem seiner Familie. Seine Mutter, die Journalistin und Autorin Dorota Danielewicz erzählt hier von ihrem Leben mit einem Kind, das nie in der Lage sein wird, ein selbstständiges Leben zu führen, ausgelöst durch eine sehr seltene unheilbare Stoffwechselerkrankung. Die ersten Jahre mit ihrem Erstgeborenen verliefen unauffällig und dann im Alter von 4 Jahren begann er, nicht mehr zu lernen, sondern alles zu verlernen. Und die Diagnose, die Lösung, die keine war, weil es keine Heilung gibt, sie kam erst sehr spät. Bis dahin war der Kraftakt, ihrem Sohn die beste Förderung zu geben, der Familie, dem Umfeld, dem Beruf gerecht zu werden, noch von der Prämisse Hoffnung, Verzweiflung, wieder aufstehen und erneut hoffen, 'es wird bestimmt noch alles gut' geprägt, danach war es anders. Aber letztendlich brauchte diese Endgültigkeit, ein normales Leben wird es für meinen Sohn und so auch für unsere Familie nie geben, noch mehr Kraft. Es gab schwere Zeiten, Sorge um die Ehe, um den jüngeren Sohn, der immer zurückstecken musste und totale Erschöpfung, aber auch ein Wiederaufstehen, viel Selbstreflektion, die Pflicht, auch an sich selbst zu denken und natürlich 'Jans Weg'.
Ein emotionales, berührendes, beindruckendes Buch, wütend, erkenntnisreich, mutmachend für die, die betroffen sind und ein Bewusstmachen, eine Einladung, das Öffnen einer Tür, für die, die außen stehen.

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 20.11.2022
Spurlos in Neapel
Supino, Franco

Spurlos in Neapel


sehr gut

Reisen zurück in die neapolitanische Heimat und die Suche nach der eigenen Identität

Der ominöse Er, der Erzähler dieser Geschichte, immer wieder drängt es ihn zu Reisen in seine alte Heimat. Vordergründig reist er aus der Schweiz an, um sich bei einem Schneider maßgerecht einkleiden zu lassen, doch eigentlich ergibt sich die Dringlichkeit dieser Besuche aus dem Empfinden heraus, hier etwas wiederzufinden. Er wandelt durch die Gassen Neapels, dieser Stadt, deren besonderes Flair aus italienischem La Dolce Vita und Camorraumtrieben hier mit einer Authentizität zum Ausdruck gebracht wird, die seinesgleichen sucht. Er streift Orte, er kommuniziert mit Menschen, auf dem Weg wohin? Einzig greifbar ist die Erwähnung eines Antonio Esposito, der als Kind, aufgenommen von einer Mafiafamilie, innerhalb dieses Systems zu Ansehen gelangte und dann verschwand.
Dieser Roman, sein Autor, da findet sich viel persönliches Bestreben, der alten Heimat wieder näher zu kommen, nach Aufarbeitung der eigenen Familienkonstellation, nach der Suche der eigenen Identität und ich denke, den Erzähler im Buch selbst zur Hauptperson der Geschichte zu machen, da dirigiert der Autor durchaus mit autobiographischen Zügen das Geschehen.
Ein besonderes Buch und der Reiz, sich mitnehmen zu lassen, auf diese imaginäre Suche, die dann, zumindest glaubt man das als Leser, am Ende doch noch seine Auflösung findet, das hat schon seinen 'Charme'.
Sicher nicht für jedermann, aber es hat was.

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.