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Fornika
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Insgesamt 378 Bewertungen
Bewertung vom 10.01.2018
Echo der Toten / Friederike Matthée Bd.1
Sauer, Beate

Echo der Toten / Friederike Matthée Bd.1


ausgezeichnet

Im Hungerwinter 1947 wird in der beschaulichen Eifel ein Mann erschlagen. Schnell stellt sich heraus, dass der vermeintlich harmlose Alteisenhändler eigentlich einer der führenden Köpfe auf dem Kölner Schwarzmarkt war. Diese Tatsache ruft Leutnant Richard Davies von der britischen Militärpolizei auf den Plan, unterstützt wird er von der Deutschen Friederike Matthée. Die fühlt sich eigentlich gar nicht zur Polizistin berufen, aber irgendwie muss sie sich und ihre Mutter durch den harten Winter bekommen. Das ungleiche Team begibt sich auf Spurensuche.

Beate Sauer hat mich mit ihrem Serienauftakt direkt überzeugt. Ein spannender Krimi, interessante Hauptfiguren und ein Setting, das es in sich hat. Hungerwinter, Wohnungsnot, gescheiterte Entnazifizierung, unterdrückte Wut der Siegermacht, Vorurteile, Chaos bei den zuständigen Behörden… all das hat die Autorin unglaublich authentisch wiedergegeben, man fühlt sich selbst in diese trostlose Zeit versetzt. Der fiktive Fall fügt sich hervorragend in die Umstände ein, entwickelt sich recht ordentlich, kleine Logikfehler konnte ich erstaunlich gut verzeihen. Was auch an den beiden Hauptpersonen liegt, die an Herkunft und Charakter zunächst einmal nicht unterschiedlicher sein könnten. Davies steht auf der Seite der Sieger und scheint seinen Beruf aus Berufung zu haben, Matthée auf der Verliererseite kämpft eigentlich eher ums Überleben als um Gerechtigkeit für einen Ermordeten. Die Reibereien der beiden und das Zusammenspiel habe ich gerne gelesen und bin mir sicher, dass sie auch in zukünftigen Fällen ein gutes Team abgeben werden.

Ein Krimi mit großartiger Atmosphäre, der definitiv Lust auf mehr macht.

Bewertung vom 05.12.2017
SOG / Kommissar Huldar Bd.2
Sigurdardóttir, Yrsa

SOG / Kommissar Huldar Bd.2


sehr gut

Nach dramatischen Ereignissen ist Kommissar Huldar degradiert worden. Während sich der Rest des Präsidiums mit einem Fund von Leichenteilen beschäftigt, muss er den vermeintlichen Drohungen eines Neuntklässlers auf die Spur kommen. Der hat vor 10 Jahren eine Todesliste in eine Zeitkapsel eingeschlossen, die jetzt wieder ans Licht gekommen ist. Scheint Huldars Arbeit zunächst eher Arbeitsbeschaffungsmaßnahme zu sein, zeigt sich doch bald wie wichtig sie ist.

„Sog“ ist nach „DNA" schon die zweite Geschichte um und mit Huldar, ich konnte der Handlung jedoch auch ohne Vorwissen aus Band 1 sehr gut folgen, da die Autorin das Wichtigste noch einmal in Kürze einfließen lässt. Huldar hat mir als Hauptfigur sehr gut gefallen, Ecken und Kanten, einige Schwächen, aber durchaus ein sympathischer Mensch. Er lässt sich von Rückschlägen nicht entmutigen (naja, nicht zu sehr zumindest) und zeigt echten Biss. Auch Freyar als sein weiblicher Gegenpol hat Potential, denn sie ist ebenfalls ein heller Kopf und weiß sich zu behaupten. Der Fall entwickelt sich spannend, auch wenn er wie viele andere nordische Thriller relativ gemächlich startet. Mir hat ein bisschen das Island-feeling gefehlt, welches in anderen Büchern der Autorin stärker rausgekommen ist; auch die düstere Atmosphäre, die ich sonst von ihr kenne, habe ich hier vermisst. An sich ist „Sog“ aber ein rundes Buch, das spannend unterhält, auch wenn große Überraschungsmomente ausbleiben.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 03.12.2017
Über den wilden Fluss / His dark materials Bd.0
Pullman, Philip

Über den wilden Fluss / His dark materials Bd.0


sehr gut

Malcolm lebt in der Nähe von Oxford mit seinen Eltern in einem Gasthaus. In seiner Freizeit treibt er sich am liebsten mit seinem Kanu auf den Flüssen der Umgebung herum oder hilft im Kloster in der Nachbarschaft aus. Eines Tages wird ein Baby in die Obhut der Nonnen gegeben, hinter dem ein großes Geheimnis zu stecken scheint. Malcolm ist bald mittendrin im Versteckspiel um das kleine Mädchen.

Philip Pullman hat mit seiner „His dark materials“ – Trilogie weltweit die Leser begeistert. In „Über den wilden Fluss“ erfährt der Leser vieles über Lyras früheste Kindheit, gleichzeitig erobert mit Malcolm ein neuer, liebenswerter Charakter die Seiten. Trotz seiner jungen Jahre stellt er sich großer Gefahr, ist erstaunlich besonnen und gleichzeitig auch noch nett. Ein sympathischer Held durch und durch, mit dem man gerne auf große Fahrt mit dem kleinen Kanu geht. Auf seiner Reise begegnet Malcolm altbekannten und ganz neuen Gesichtern, die Mischung ist ausgewogen, sodass auch der alte Hase noch viel Neues in der Geschichte findet. Die ist sehr spannend erzählt, Pullman spricht mit seinem Stil sowohl jüngere als auch ältere Leser an. Sehr lebendig und mit großer Fantasie erzählt er eine tolle Story, die trotz ihrer Dicke am Ende dann natürlich doch viel zu schnell vorbei ist. Zum Glück ist ein weiterer Band schon in Planung ; )

Bewertung vom 26.11.2017
Die Hüter des Todes / Scythe Bd.1
Shusterman, Neal

Die Hüter des Todes / Scythe Bd.1


sehr gut

In nicht allzu ferner Zukunft hat die Menschheit den Tod besiegt, niemand muss mehr eines natürlichen oder Unfalltodes sterben. Um aber der Überbevölkerung Herr zu werden, gibt es die Scythe. Sie lesen Menschen nach, und bringen nach ausgeklügelten Regeln so manches Herz zum endgültigen Stillstand. Citra und Rowan sind die jüngsten Lehrlinge dieser außergewöhnlichen Zunft und müssen noch viel lernen; auch über sich selbst.

Neal Shusterman hat ein interessantes Gedankenexperiment zu einem sehr unterhaltsamen Roman ausgeweitet. Obwohl es um sehr tiefgründige Themen (Leben, Tod, Unsterblichkeit, menschliches Miteinander usw.) geht, ist der Roman nie todernst oder abgrundtief bedrückend. Shusterman geht relativ locker mit den großen Themen um, seine beiden Protagonisten tragen dazu ebenfalls bei. Die beiden Jugendlichen sind grundsympathisch, an manchen Stellen hätte ich mir vielleicht ein paar mehr Ecken und Kanten gewünscht; da es sich mit vorliegendem Buch aber erst um einen Serienauftakt handelt, können sich die Charaktere natürlich noch entwickeln. Auch der Lehrlingsmeister Faraday hat mir gut gefallen, er verkörpert die Last, die seine Aufgaben mit sich bringt, sehr gut. Die Handlung entwickelt sich sehr spannend, der Autor erzählt sehr ansprechend und mitreißend. Immer wieder sind ins laufende Geschehen Tagebucheinträge der einzelnen Figuren eingebaut; diese lassen einen zusätzlichen Blick hinter die Fronten zu und geben immer wieder neue Denkanstöße.
Insgesamt hat mir dieser erste Band abgesehen von Kleinigkeiten sehr gut gefallen, und ich bin schon sehr auf die weitere Handlung gespannt.

Bewertung vom 05.11.2017
Swing Time
Smith, Zadie

Swing Time


gut

Tracey und die Ich-Erzählerin lernen sich als kleine Mädchen beim Ballettunterricht kennen. Die Liebe zum Tanzen verbindet sie, auch wenn sie sich aus den Augen verlieren und ihre Leben trotz ähnlicher Herkunft ganz unterschiedlich verlaufen. Mit der Erzählerin lernen wir die Welt der Popstars kennen, denn sie wird persönliche Assistentin der erfolgreichen Aimée. Und verliert die eigene Herkunft, das eigene Leben dabei völlig aus den Augen…
Zadie Smith nimmt uns mit in eine Welt der Musik und des Tanzes, aber auch in eine Welt, in der die eigene Hautfarbe das Leben bestimmt, die Herkunft aus ärmlichen Verhältnissen und das Engagement der Eltern dem eigenen Werdegang Grenzen setzen. Einerseits steckt viel Wahrheit in der Geschichte, andererseits wirkte sie oft sehr konstruiert und als ob die Autorin ihre Themencheckliste abgearbeitet hätte. Der Spagat zwischen glitzernder Popwelt und ärmlichem Afrika beispielsweise ist der Autorin nur mäßig gelungen, ich fand die Handlung in dieser Beziehung doch sehr klischeebeladen. Mir hat eigentlich der Anfang des Buches am besten gefallen, die Freundschaft der jungen Mädchen und ihre Jugend sind sehr authentisch und glaubhaft gelungen. Danach entwickelt sich die Handlung etwas zäh und eben auch zu sehr gewollt. Sprachlich hat mir das Buch sehr gut gefallen, Smith hält ihr gewohntes Niveau. Nur inhaltlich konnte sie mich diesmal nicht so recht überzeugen.

Bewertung vom 01.11.2017
Nachtlichter
Liptrot, Amy

Nachtlichter


sehr gut

Als junge Erwachsene konnte Amy Liptrot es kaum erwarten ihre Heimat, die Orkneyinseln, zu verlassen. Zu klein, zu eng, sie wollte hinaus in die Welt. Nach einem Jahrzehnt, das sie schnell gelebt hat, ist sie ausgebrannt und hängt an der Flasche. Freund und Job sind auch weg. Da zieht Amy die Reißleine und verordnet sich selbst Urlaub auf den Orkneys. In der rauen Umgebung lassen sich Gedanken hervorragend sortieren.

Liptrot erzählt ihre Geschichte von Grund auf ehrlich, sie geht mit sich selbst und ihrer Umgebung auch mal hart ins Gericht. Ihre Beichte ist beschämend, deprimierend und oft auch traurig. Gesellschaftskritische Töne lässt sie anklingen, sucht den „Fehler“ aber eigentlich nur bei sich selbst. Obwohl Sucht und Depression eben einen großen Platz in ihrer Erzählung finden, gibt es schöne Seiten. Die Flora und Fauna der Orkneys spielen eine große Rolle, die Autorin verwöhnt den Leser mit plastischen Landschaftsbeschreibungen und bringt einem die raue, aber wunderschöne Seite der Inseln näher. Auch spannende Fakten zur Tierwelt fließen mühelos in die Erzählung ein, ohne dass man sich in einer Tierdoku wähnt. Die Kombination aus Lebensbeichte und Landschaftsdarstellung hat mir sehr gut gefallen, zu Recht wurde Liptrots Werk bereits ausgezeichnet. Ich hoffe sehr, dass die junge Journalistin ihren Weg finden wird und uns irgendwann ein weiterer Roman erwarten wird.

Bewertung vom 01.11.2017
Kleine Stadt der großen Träume
Backman, Fredrik

Kleine Stadt der großen Träume


ausgezeichnet

Im schwedischen Björnstadt dreht sich seit Jahrzehnten alles nur um Eishockey. Könnte man zumindest meinen. Entweder ist man selbst Spieler, war früher Teil der Mannschaft, ist eingefleischter Fan oder zumindest mit einem Spieler verwandt, verschwägert usw. Als die Juniorenmannschaft plötzlich zu landesweitem Ruhm gelangen kann, wird das abgeschriebene, sterbende Städtchen plötzlich zum Magnet für Sponsoren und Investoren. Alles hängt vom entscheidenden Spiel ab, und natürlich von den Spielern: Kevin, Benji, Bobo und Amat müssen ihr Bestes geben. Doch dann passiert etwas Dramatisches, und Björnstadt steht endgültig Kopf.

Ich kannte bisher noch keines der Backman’schen Bücher und war mit relativ großen Erwartungen an die Lektüre herangegangen. Diese wurden tatsächlich voll erfüllt, der Autor hat mich mit seiner Geschichte schnell eingefangen. Das liegt einerseits an der mitreißenden Handlung, die fesselt und überrascht. Die Protagonisten tun ihr Übriges, hat der Autor sein fiktives Städtchen doch mit allerlei interessanten Figuren bevölkert. Einige sind etwas klischeebehaftet (der alternde Trainer, die Übermutter), doch die meisten sind sehr realistisch gelungen und alles andere als flache Pappkameraden. Manche mochte ich, manche nicht, aber mit allen habe ich mitgefiebert. Überhaupt versteht es Backman hervorragend Gefühle zu transportieren: Beklemmung, Angst, Melancholie, Hass, Freude, Liebe… Die Lektüre dieses Buches ist ein wahres Gefühlsbad (keine Angst, es wird nicht kitschig). Selten habe ich beim Lesen so sehr mitgefühlt, egal in welche Richtung das Gefühlsbarometer umschlägt. Das Ganze erzählt der Autor sehr gekonnt, meist mit einem düsteren Unterton, aber auch mit vielen starken, humorvollen Momenten. Sein Erzählstil hat es mir wirklich angetan.
Kleine Abzüge gibt es für die gehäuften melodramatischen Andeutungen; ich muss nicht alle zwei Seiten lesen, dass ganz-doll-bald etwas sehr Schlimmes passiert, das habe ich nach Andeutung Nr. 1 und 2 sehr wohl schon verstanden. Auch fand ich das Timing an manchen Ecken zu offensichtlich konstruiert, ebenso wie manche Figuren und deren Reaktionen. Das ist aber alles Meckern auf sehr hohem Niveau, denn insgesamt ist Backmans Roman wirklich sehr lesenswert. Auch für Nicht-Eishockey-Fans ; )

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 28.10.2017
Crimson Lake
Fox, Candice

Crimson Lake


sehr gut

Ted Conkaffey saß im Gefängnis, zu Unrecht als Vergewaltiger eines Teenies verdächtigt. Er behauptet unschuldig zu sein, doch die Anschuldigungen und Anfeindungen hören einfach nicht auf. Er flüchtet nach Crimson Lake, will nur noch untertauchen. Doch sein ehemaliger Job als Cop lässt ihn nicht los und so landet er schließlich in der Detektei von Amanda Pharell; einer Mörderin? Als ein berühmter Schriftsteller verschwindet, müssen die beiden Hand in Hand arbeiten und wieder lernen anderen zu vertrauen.

„Crimson Lake“ ist der Auftakt zu einer neuen Thrillerreihe der erfolgreichen Autorin Candice Fox. Ich kannte ihre vorherigen Bücher nicht, dieses hier hat mir jedoch sehr gut gefallen. Die Handlung hat einen schönen Spannungsbogen und kann immer mal wieder überraschen. Auch die Figuren sind unterm Strich ganz gut gelungen, wobei ich Conkaffey sehr viel lieber mochte als Pharell. Letztere war mir zu gewollt flippig konstruiert, nach den Entwicklungen in diesem Band könnte sich da jedoch eine Änderung anbahnen. Die beiden bilden ein etwas eigenwilliges Ermittlerteam, sind gleichzeitig stark und doch verletzlich. Gerade Szenen, in denen der öffentliche Hass auf Ted zum Vorschein tritt, fand ich von der Autorin sehr stark und leider eben auch realistisch beschrieben. Hier hat sie einen ganz scharfen Blick für gesellschaftliche Strukturen. Der Schreibstil ist relativ einfach (manchmal zu einfach), die Geschichte dementsprechend schnell gelesen. Insgesamt hat mir dieser erste Band gut gefallen, sicherlich kein überwältigender Thriller zum Nägelkauen, aber doch gute und spannende Unterhaltung.

Bewertung vom 28.10.2017
Der gefährlichste Ort der Welt
Johnson, Lindsey Lee

Der gefährlichste Ort der Welt


gut

Der gefährlichste Ort der Welt…

… ist die Schule. Zumindest, wenn man der Autorin Glauben schenken mag. Grüppchenbildung, Mobbing, Prügeleien, viraler Shitstorm im Internet… es gibt nichts, was sich die Jugendlichen von heute nicht gegenseitig zumuten würden. Ein Fünkchen Wahrheit liegt sicherlich in der Geschichte rund um Tristan, Dave, Cally und wie sie alle heißen. Mir kam es aber oft so vor, als hätte die Autorin sämtliche Klischees über reiche, verwöhnte Kids zusammengetragen und sich daraus eine möglichst dramatische Geschichte gebastelt. Der Aufbau der Handlung ist durchaus sehr gelungen, klar strukturiert und der Perspektivwechsel zwischen den Kids liefert neue Einsichten. Die Handlung erstreckt sich über mehrere Jahre, sodass man die Entwicklung der Protagonisten verfolgen kann. Sympathischer hat sie das in den meisten Fällen leider nicht gemacht.
Der Erzählstil hat mir hingegen sehr gut gefallen, denn schreiben kann die Autorin; ein gutes Gefühl für Atmosphäre und Spannungsaufbau, aber auch ein Blick für die kleinen Details sind ihr zu eigen. Trotzdem war ich letztendlich vom Inhalt zu enttäuscht, um das Buch richtig genießen zu können. Vielleicht ist „Der gefährlichste Ort der Welt“ das perfekte Buch für Jugendbuchleser mit etwas literarischem Anspruch, mich hat es nicht endgültig überzeugen können.

Bewertung vom 05.10.2017
Die Schlange von Essex
Perry, Sarah

Die Schlange von Essex


sehr gut

Ende des 19ten Jahrhunderts bricht für Cora Seaborne nach dem Tod ihres Mannes nicht etwa eine Welt zusammen. Im Gegenteil, endlich darf sie ihre Freiheit genießen. Wissenschaftlich interessiert wie sie ist, muss sie natürlich dem Geheimnis der Schlange von Essex auf den Grund gehen. Im kleinen Dörfchen Aldwinter macht sie sich auf die Suche nach dem vermeintlichen Ungeheuer und trifft dabei nicht nur auf alte Bekannte, sondern auch auf den charismatischen Pfarrer Ransome.

Perrys Roman wurde mit dem britischen Buchpreis ausgezeichnet und schon nach wenigen Seiten weiß man warum. Die Sprache ist ein echter Genuss (Lob natürlich auch an die Übersetzung), aussagekräftig und doch zart, intelligent und gefühlvoll. Die Autorin schafft es eine Vielzahl an Themen in ihren Roman zu packen, ohne dass dieser überfrachtet wirkt. Neben Wissenschaft und Glaube, geht es auch um Missstände in den unteren sozialen Schichten, aber auch um die Liebe. Hierbei driftet die Handlung nie ins Kitschige ab und doch vermittelt die Autorin die ganze Bandbreite von guten Freundschaften, über hitzige Schwärmereien bis hin zu allumfassender, tiefer Liebe. Den angekündigten Konflikt Wissenschaft-Religion hätte ich mir etwas deutlicher gewünscht, da gehen Cora und Will doch nicht zu sehr in medias res. Coras Forscherdrang scheint im Laufe der Handlung auch etwas abzuflachen, was ich etwas unrealistisch fand. Mit dem Arzt Luke betritt noch ein anderer Mann der Wissenschaft die Bühne, was man von ihm über den aktuellen Stand der Medizin, über Möglichkeiten und Lehrmeinungen quasi im Vorbeilesen erfährt, war sehr aufschlussreich und spannend. Überhaupt sind Perrys Charaktere sehr interessant gestaltet, Stereotypen sucht man vergeblich. Cora trägt die Geschichte ganz wunderbar, ihre forsche und freie Art hat mir sehr gut gefallen. Doch auch William oder Luke als Gegenpole sind sehr gut gelungen. Selbst die kleinste Nebenfigur ist gut ausgearbeitet und sorgt oft auf unkonventionelle Art für Überraschungen.
Insgesamt steckt dieses Buch voller Überraschungen, ich hatte mir anhand des Klappentextes ein bisschen was anderes vorgestellt, bin dann aber schnell von Perrys Konzept überzeugt worden. Ein ungewöhnlicher Roman, der mich sehr gut unterhalten hat.