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Kristall86
Wohnort: 
an der Nordsee

Bewertungen

Insgesamt 2163 Bewertungen
Bewertung vom 04.11.2023
Die Erfindung des Lächelns
Hillenbrand, Tom

Die Erfindung des Lächelns


sehr gut

Autor Tom Hillenbrand erzählt uns hier die wahre Geschichte rund um den Kunstraub des Gemäldes „Mona Lisa“. Zum einen ist die Geschichte wahr, ja, aber er entspinnt hier ein Netz aus möglichen Dieben, Räubern und Verdächtigen das einem als Leser nur so der Kopf raucht. Was davon wiederum wahr ist, wissen wir bis heute nicht wirklich! Hillenbrand nimmt uns gekonnt mit an die Hand ins Jahr 1911. Das Flair der damaligen Zeit in Frankreich ist unbeschreiblich und vernebelt einem die Sinne in jede Richtung. Wir tauchen nicht nur in den Kriminalfall ein, sondern auch in die Kultur von damals. Absinth floß in Strömen und die Clubs, Spelunken und Etablissements lebten in einer eigenen Welt die so manchen Menschen mitriss. Dass da die Macht des Bildes „Mona Lisa“ ihren kompletten Zauber entfalten konnte, steht außer Frage. Sie vernebelte die Sinne eines Mannes so extrem, dass er sie besitzen wollte. Der Raub war auf unerklärliche Weise geschehen und die Welt suchte nach dem Kunstwerk! Das dabei reichlich Verdächtige ins Visier der Gendarmerie kommen, ist klar, aber das es so viele berühmte Menschen werden war nicht klar! Hillenbrand nimmt hier mehr als eine Handvoll Verdächtige auf und der Leser muss alle Sinne und Gedanken bei sich haben beim lesen um nicht den Überblick zu verlieren. Ich muss gestehen, mir war es hier und da zu viel und wie gesagt, dadurch der Geschichte sinnig zu folgen war schwer aber man beachte die damalige Zeit! Da wiederum hat Hillenbrand alles gegeben was vielleicht hätte sein können! Die Zeit damals war verraucht, verrucht und nichts war wie es schien und genau darauf will Hillenbrand hinaus! Und nur weil wir einen sehr guten Ermittler haben und Paris eine DER Weltstädte der damaligen Zeit war, heißt das nicht, das nichts unmöglich hätte sein können!

Der Roman hat ein besonderes Flair in jeglicher Hinsicht und ja, er liest sich zwar anstrengend aber dennoch unterhaltsam und spannend sowieso. Auch wenn wir heute wissen was damals bei dem Kunstraub alles passiert ist, so wissen wir immer noch zu wenig darüber. Die „Mona Lisa“ verzaubert uns Besucher und Kunstkenner heute noch und ist immer noch Objekt der Begierde aber fest steht, Tom Hillenbrand hat ein verzwicktes und vernebeltes Werk über den Raub um 1911 geschaffen, welches ein Zeitzeugnis einerseits und eine Träumerei andererseits aufzeigt. Dafür vergebe ich 4 sehr gute Sterne!

Bewertung vom 01.11.2023
Ich bin Frida / Mutige Frauen zwischen Kunst und Liebe Bd.23
Bernard, Caroline

Ich bin Frida / Mutige Frauen zwischen Kunst und Liebe Bd.23


weniger gut

Klappentext:

„Endlich ist es so weit: Frida Kahlo hat ihre erste Einzelausstellung in New York – und sie ist ein rauschender Erfolg. Manhattans Kunstwelt feiert sie. Dann begegnet sie dem Fotografen Nickolas Muray und erlebt eine leidenschaftliche Amour fou. Nachdem sie künstlerisch aus dem Schatten ihres untreuen Manns Diego getreten ist, will sie auch in der Liebe ihren Gefühlen folgen. Doch Nick verlangt etwas scheinbar Unmögliches von ihr. Frida muss herausfinden, was sie wirklich will – in der Kunst und in der Liebe.



Der neue Roman über Frida Kahlo: Einfühlsam und mit großer Kenntnis erzählt Bestsellerautorin Caroline Bernard von einer bisher unbekannten Seite der Welt-Ikone“



Gleich vorweg: ich schätze die Autorin Caroline Bernard (eigentlich ja Tania Schlie) und ihre Werke sehr, doch dieser aktuelle Roman war mir einfach zu nichts-sagend. Warum? In diesem aktuellen Buch „Ich bin Frida“ geht es nicht um das Leben von Frida Kahlo sondern nur um einen ganz bestimmten Abschnitt. Wer also wenig Wissen rund um die Künstlerin hat, wird es schwer haben sie ganz zu erfassen. Beleuchtet wird die Zeit als Kahlo endlich ihren künstlerischen Durchbruch hatte und es mehr als genügend Liebeleien in ihrem Leben gab. New York, Nick Murray etc. sind hier der rote Faden. Bernards Grundgedanke nur diese Zeit zu beleuchten ist nicht ganz verkehrt aber wie gesagt, es beleuchtet nur einen Flecken eines gigantischen Lebens. Man merkt Bernards Verehrung an Kahlo in jeder Zeile an aber es kommt auch nicht im Nachwort genau raus, warum sie nur diese Zeit beleuchtet hat. Kahlo war ein Gesamtkunstwerk selbst und in diesen 376 Seiten wird ihr Leben sowie ihre Kunst nur mehr als schmal beleuchtet. So groß wie ihre opulenten Kleider, so groß war auch ihr Leben und da gehörten mehr dazu als Liebeleien mit irgendwelchen Menschen. Zudem wird, für meine Begriffe, Kahlo hier als Lustweib dargestellt. Ja, sie war es auch aber da steckt eine ganze Menge dahinter warum und wieso sie so war wie sie war. Leider kommt das Null im Buch rüber. Ebenso schreibt Bernard im Nachwort, sie hätte Zeiten vertauscht bzw. geändert etc. weil ihr das so besser und runder erschien. Da muss ich klar sagen, wer in Biografien aber so rumrührt, verfälscht das Bild dieser Person.

Als sehr große und bekennende Frida-Kahlo-Verehrerin kann ich definitiv klar sagen: das Buch zeigt nur einen winzigen Abschnitt ihres Lebens, welches sie in eine Schublade stecken lässt, wenn man den Rest ihres Lebens dazu nicht kennt. Man muss sie als Gesamtkunstwerk betrachten und dementsprechend auch die komplette Biografie (von Hayden Herrera beispielsweise) lesen um sie überhaupt zu verstehen! Nur so hier wird das nichts! Bernards Schreibstil war zudem hier und da einfach zu flapsig und lasch. Es wäre schöner gewesen den Ton an die damalige Zeit zu legen. Und fest steht auch! Nur weil Kahlo Tagebücher und Briefe „geschrieben“ hat und diese hier und da auch heute noch existieren, heißt das nicht dass sie sich damit der Welt oder dem Empfänger offenbart hat! Kahlo hat sich in ihrer Kunst ehrlich verhalten und dort zeigte sie ihre Seele, aber nie komplett in ihren Niederschriften. Sich also darauf zu berufen ist meines Erachtens nicht ganz sinnvoll. Man muss die ganze Geschichte hinter Frida Kahlo (und somit auch zu ihren Kunstwerken) kennen um sie zu verstehen, so hier wird das nur ganz minimal etwas. 2 von 5 Sterne hierfür

Bewertung vom 29.10.2023
Diamantnächte
Rød-Larsen, Hilde

Diamantnächte


sehr gut

„Diamantnächte“ ist keine leichte Lektüre die man einfach mal so weg liest, deshalb auch NUR 4 Sterne von mir. In diesem Roman lernen wir Agnete kennen. Um sie kurz und schnell zu beschreiben bedarf es nicht vieler Worte: sie selbst ist ihre Kontrolle im Leben. Das scheint ihre Konstante zu sein und daran klammert sie sich. Wenn man es nüchtern betrachtet, führt sie eine toxische Beziehung mit sich selbst, baut dies aber auch in ihre Ehe, ihre Familie mit ein. Sie sei halt nunmal so….Aber ist man wirklich so? Keiner wird mit diesem Zwang geboren! Wir erfahren aus Agnetes früherem Leben und werden somit auch Zeuge als „es so anfing“ mit ihr und warum. Wir erfahren die Wahrheit darüber und wir erfahren wie sie sich selbst die Taschen voll haut, der bekannte Schutzschirm für die Seele ist da. Aber nicht nur sie selbst hat sich diesen Schutzschirm aufgebaut, er hat auch andere Bauherren…Der Spruch: „Wenn man etwas sich den ganzen Tag einredet, glaubt man es irgendwann selbst“ ist hier exakt auf den Punkt gebracht. Aber warum nur? Was ist der Auslöser? Diese Fragen werden beantwortet! Agnete ist dadurch komplett verletzlich und auch verletzbar nicht nur für sich selbst sondern auch für ihre Familie. Geht etwas nicht nach Plan, ist es aus bei ihr. Die Autorin fasst dabei stets eine direkte Ansprache und somit bleibt man in der Geschichte kontinuierlich am Ball. Die Story ist recht ruhig, das Thema sowie der Tenor umso lauter. Agnete hat sich selbst komplett aus der Bahn geworfen und sieht sich erst als ihr die Haare ausfallen. Irgendwann rebelliert der Körper gegen all diese Macht! Unsere Protagonistin ist gen Schluss irgendwo auf der Selbstfindungssuche, aber ob sie das schafft müssen Sie selbst erlesen. Der Tenor der Geschichte ist durch Agentes heftige Geschichte klar: Wie geht es dir eigentlich? Wer bin ich und kenne und schätze ich mich selbst? Wichtige Fragen die es zu beantworten gilt auch bei jedem von uns! Agenete hat sich hinter vielem versteckt und dabei selbst ihr Antlitz verloren. Soweit darf es nie kommen, denn sonst ist der Abgrund näher als man denkt! Sie merken schon, die Geschichte ist nicht nur emotional packend sondern auch psychologisch interessant und ja, auch wertvoll. Die Autorin geht mit behutsamen Schritten mit Agnete mit und wir Leser dürfen gefesselt und gebannt mitverfolgen wie es ihr ergehen wird und bleiben bis zum Schluss in der Hoffnung, dass sich Agnete selbst im Spiegelbild erkennt und bemerkt. Der distanzierte Schreibstil ist dafür mehr als perfekt gewählt! 4 starke Sterne für ein aussergewöhnliches Buch!

Bewertung vom 29.10.2023
Unten am Fluss - 'Watership Down'
Adams, Richard

Unten am Fluss - 'Watership Down'


ausgezeichnet

!ein Lesehighlight 2023!



Klappentext:

„Die weltbekannte Saga vom Exodus der Kaninchen. Das Thema könnte nicht zeitgemäßer sein, denn genau dort, wo sie leben, entsteht ein Neubaugebiet: Der junge Fiver spürt, dass seinem Volk das Verderben droht. Nur seine engsten Freunde kann er überreden, mit ihm den Kaninchenbau zu verlassen und sich auf die Suche nach einer neuen Heimat zu machen. Doch auch ein unerwarteter Gefährte schließt sich ihnen an. Was sie unterwegs durchleben, ist so beispielhaft wie fesselnd: zahllose Abenteuer, falsche Freunde, Meuterei, Verrat und Heldentum, Schlachten mit hohem Blutzoll – und schließlich der glückliche Einzug ins Land der Freiheit und des Friedens.“



Man muss hier klar sagen, das Buch ist eine Neuübersetzung des Buches aus den 1970er Jahren und dem heutigen Ton sowie Wortwahl angepasst, aber es ist weder Inhalt noch Tenor verfälscht worden. Wer die alte Ausgabe kennt, wird hier mit Sicherheit einige Schwierigkeiten haben in so manche „Neuübersetzungen“ zu steigen bzw. sich an sie zu gewöhnen aber fest steht, das Buch ist ein grandioses Werk, welches jedem Leser die Augen öffnet und zeigt, wie zerbrechlich unsere Natur mit ihrer Fauna ist, wenn wir Menschen immer weiter meinen dort eingreifen zu müssen bzw. uns die Natur erobern müssen weil unser Platzangebot vermeintlich nicht mehr ausreicht. Erzählt wird hier, wie das Cover zeigt, die Welt eines Kaninchenbaus. Der junge Fiver merkt, das etwas seine und die Welt seiner Kaninchensippe verändern wird. Die Menschen wollen sich hier breit machen! Ist das gerecht? Wohin mit den Kaninchen? Fiver schließen sich einige Freunde an, die an ihn glauben und hoffen auf eine bessere Welt. Sie erleben bei ihrem Weggang viele Abenteuer die auch emotional an die Grenze der tierfreundlichen Leserschaft gehen. Ja, hier gibt es auch Mord und Totschlag, Verrat und Pein und eben nicht so schöne Momente, aber das gehört zum Leben auch in der Tierwelt dazu und zeigt im Endeffekt nur einAbbild unserer menschlichen Welt! Warum sollen die Tiere anders handeln, leben und denken wir wir? Genau so ist auch der Tenor des Buches: Wenn wir uns in die Lage der Tierwelt versetzen würde, und das tun nur die Wenigsten von uns, würden auch wir es mit der Angst zu tun bekommen und die Flucht aus unserem Heim antreten wenn es in Gefahr ist! Autor Richard Adams hatte vor knapp 50 Jahren bereits erkannt wie gefährlich wir Menschen mit der Natur umgehen und was die Konsequenzen dafür sein könnten. Das Buch ist ein Mahnmal endlich einmal alle fünf Sinne beinander zu nehmen und die Schönheit und die Notwendigkeit der Natur zu sehen, zu achten und zu ehren und natürlich sie zu schützen! Ob Fiver und seine Freunde einen neuen Wohnplatz gefunden haben? Ja, das haben sie aber der Weg war steinig und lang. Die Hoffnung, die das Ende hier bringt, wäre das größte Glück für die Menschheit im Ganzen und die Tierwelt sowieso! Unbedingt lesen und genießen! Ein Buch welches auch nach all der Zeit wohl niemals an Aussagekraft sowie Magie verliert! 5 Sterne hierfür!

Bewertung vom 29.10.2023
Das leise Platzen unserer Träume
Lohmann, Eva

Das leise Platzen unserer Träume


ausgezeichnet

!ein Lesehighlight 2023!



Klappentext:

„Bleiben oder Gehen?



Ein Haus auf dem Land. Das hast du dir immer gewünscht, Jule. Dazu ein wilder Garten, durch den eure Kinder rennen. So hast du dir das Glück vorgestellt. Doch die Kinder sind nie gekommen. Und dein Mann hat jetzt eine Affäre in der Stadt. Ihr Name ist Hellen, und Hellen denkt viel an dich. Vielleicht ein bisschen zu viel. Oft fragt sie sich, warum du und dein Mann noch immer zusammen seid. Wie zwei Menschen es so lange miteinander aushalten können, wenn ihre gemeinsamen Träume doch längst geplatzt sind. Aber von alldem hast du keine Ahnung, Jule. Du weißt nicht von Hellen und nicht von ihren Fragen. Noch nicht. Noch sitzt du da, in deinem hübschen Garten, und überlegst, ob das, was du hast, vielleicht doch reichen könnte, um glücklich zu sein.“



Wow! Was für ein Buch, was für ein Buchtitel und was für win passendes Cover dazu! Autorin Eva Lohmann hat mit „Das leise Platzen unserer Träume“ ein grandioses Werk niedergeschrieben! Wenn man Äpfel erntet und entsprechend lagert, reifen sie nach, gewinnen an Geschmack und Aroma aber es gibt auch die, die irgendwann faulen und schwarz werden. Sie dennoch noch da aber sie sind nicht mehr genießbar - so könnte man die Geschichte von Jule, Hellen und Jules Mann, der ein Verhältnis mit Hellen hat, gut beschreiben. Aus einstigen Träumen wurden Seifenblasen die ganz langsam und leise geplatzt sind. Keine Kinder aber dafür das Haus auf dem Land. Eine Liebe die groß schien aber dennoch suchte sich einer der beiden Abwechslung. Unsere Hauptprotagonistin Jule hat von alle dem keine Ahnung. Wir Leser wissen mehr als uns lieb ist und müssen zusehen, wie Jule all ihre Träume verlieren zu droht. Eva Lohmann benutzt so feine und gut ausgewählte Worte für ihre Dialoge, ihre Ansprache ist tiefgreifend und nimmt einen sofort ein und wenn wir alle ehrlich sind, sind auch bei uns schon so manche Träume mal laut und mal leise geplatzt. Jules Wunschvorstellungen sind für sie einerseits Anker aber die Frage ist, wie lange er alles noch hält. Lohmann zeigt uns in ihrem Roman wie schnell und auch wie leise eine Beziehung zerbrechen kann. An was es bei den beiden mangelt müssen Sie jedoch selbst erlesen. Eine Beziehung zerbricht jedenfalls nicht einfach so. Und Nebenbuhlerin Hellen hat auch so ihre Gedanken zu allem. Sie ist die Beobachterin von außen die alles mitbekommt und für sich analysiert. Für sie unverständlich was ihr Liebhaber David an so einer Frau wie Jule findet…Ist es Gewohnheit? Steckt da doch irgendwo noch Liebe inne? Ist das was Hellen macht gerecht? Viele Fragen tauchen auf und Eva Lohmann zeigt uns anhand der Figuren eine Menge Antworten. Meistens kommt es anders als man denkt! Ihre Pointen sind perfekt gesetzt, ihr Ausdruck mehr als passend, ihre Geschichte äußerst inetnsiv. Ich kann das Buch nur empfehlen und auch klar sagen, hier wird sich jeder irgendwie darin wiederfinden. Nicht immer kann man Äpfel lange lagern, aber man kann es versuchen und alleine das zählt! 5 Sterne für dieses wortgewaltige Werk!

Bewertung vom 29.10.2023
Die Lügnerin
Karig, Friedemann

Die Lügnerin


sehr gut

Klappentext:

„In einer abgeschiedenen Privatklinik sitzt eine Frau und behauptet schier Unglaubliches: Sie könne so gut lügen, dass alles, was sie erzählt, über kurz oder lang wahr wird. Mit jeder Sitzung, in der sie ihre Lebensbeichte ablegt – eine spektakuläre Geschichte voller Betrug und Bereicherung, unheimlicher Zufälle und überirdischen Glücks – wird ihre Therapeutin unsicherer. Was, wenn die Frau die Wahrheit sagt?



Und auch sie selbst kann sich dem Einfluss dieser hochbegabten Erfinderin alternativer Realitäten kaum mehr entziehen. Als in der Klinik selbst die seltsamsten Dinge geschehen, beginnt die Therapeutin, das Ausmaß dieser fantastischen Kraft zu verstehen. Und auch, dass sie längst Teil davon geworden ist.“



Autor Friedemann Karig spielt mit uns Lesein in diesem Buch ein wahres Spiel der Illusionen. Die Geschichte hat den Tenor inne: was wäre wenn?! Und genau dort wird es irgendwie faszinierend in der Geschichte selbst. Wir haben also eine Frau, Clara Konrad mit Namen, in einer Privatklinik, die behauptet, alles was sie zusammenlügt wird wahr werden. Sie kann einfach zu gut lügen um das es nicht wahr werden würde….Ob jetzt oder später aber es soll wahr werden! Alle halten sie für verrückt aber es geschieht nun jenes was alle für verrückt abgetan haben: hier und da werden ihre Vorhersagungen tatsächlich wahr. Karig zeigt hier dem Leser was es heißt, Menschen zu manipulieren, sie hinters Licht zu führen, sie gänzlich zu überraschen. Die Therapeutin unserer Kranken ist der ärztliche Pol, der zu allem eine plausible Erklärung parat hat. Oder auch nicht! Karig erzählt einerseits eine Art Märchen aber auch ein wenig Psychothriller, Selbstfindungsroman. Die Mischung empfand ich als spannend und mitreißend, wenn man auch weiß, dass das hier alles nur Träumerei ist, so fesselte doch die Idee dahinter gewaltig. Hier geht es nicht um Hexerei oder Magie, sondern um die Macht der Worte, der Sprache, dem Vertrauen dahinter, der Auffassungsgabe davor und zu allem Übel auch noch um den Zufall selbst. Für die Therapeutin wird es zu einem heißen Eisen die Dinge alle einzusortieren und die Frage nach dem Glauben stehen hier komplett auf der Probe. Karigs Erzählstil ist definitiv fesselnd und besonders. Seine Wortwahl der Situation entsprechend angepasst. Man fragt sich immer wieder selbst ob man dieser verrückten Clara Konrad überhaupt trauen kann?! Nimmt uns der Autor hier irgendwie in den Bann der Hauptprotagonistin? Vielleicht. Jedenfalls ist es im großartig gelungen, eine Verwirrspiel zu schaffen wo eine Clara Konrad einem lange im Gedächtnis bleibt wenn selbst mal eine Lüge tun muss…Denken Sie an meine Worte! 4 von 5 Sterne

Bewertung vom 29.10.2023
Play It As It Lays
Didion, Joan

Play It As It Lays


ausgezeichnet

!ein Lesehighlight 2023!

Genau so ein Roman konnte nur wieder aus der Feder von Joan Didion stammen! Er ist so großartig, so punktgenau, so vielsagend und doch auch so leise und mit so vielen Botschaften bestückt! Hierbei handelt sich mal wieder um einen Roman der bereits verstorbenen Autorin. Hauptprotagonistin Maria hat die besten Zeiten ihres Erfolgs in ihrem Leben längst gelebt. Nichts ist mehr so wie es war, auch ihr Kopf fährt Achterbahn und somit verliert sie ihr Kind. Ihre Tochter wird ihr weggenommen, die Ehe gescheitert und das mit den wahren Freunden ist auch so eine Sache. Alles ist zerrüttet und gebrochen. Man könnte jetzt meinen die Geschichte sei so typisch US-Storytelling, ist sie aber nicht. Maria findet Zuflucht in dem sie in die Weite des Nirgendwo fährt, stets mit laut aufgedrehtem Radio und zu viel Tempo auf dem Tacho, um endlich wieder freie Gedanken zu bekommen. Didon zeigt auf, wie alles einem irgendwie erdrücken kann, wenn man sich selbst dabei vergisst. Es braucht das Luft-holen für die innere Seele und das Atmen für den Verstand. Maria ist das beste Beispiel, das zu viel von allem nicht immer viel bringt. Viel kann auch erdrücken und alles unter sich begraben. Didon wäre aber nicht Didion wenn sie in diesem Roman auch von der Gesellschaft drumherum um Maria erzählt. Was wir hier lesen war/ist wieder das pure Leben der USA zur damaligen Zeit. Als bekennende Didion-Verehrerin kann ich auch hier wieder klar sagen, sie nimmt auch hier kein Blatt vor den Mund und erzählt uns wie die Gesellschaft damals die heile Welt der Schauspielerei und Modells selbst manipuliert hat. Die, die eine ander Wrlt aufzeigen sollten, wurden selbst zum Spielball der Gesellschaft. Die kurzen Kapitel im Buch sind nichts ungewöhnliches für die Autorin. Sie passte sich wieder hervorragend ihrer Protagonistin an und man meint ein Drehbuch zu lesen. Wortwahl und Ausdruck sind wieder excellent und tiefgreifend.

Didion liest man nicht einfach so, man nimmt etwas fürs Leben mit und lernt wieder Mal so viel über die Vereinigten Staaten selbst. Eine bessere Seelen-Entblößerin konnte diese Land wohl nicht verdient haben! 5 Sterne hierfür!

Bewertung vom 29.10.2023
Warum wir noch hier sind
Pelny, Marlen

Warum wir noch hier sind


sehr gut

!ein Lesehighlight 2023!

Autorin Marlen Pelny hat hier ein kleines und feines Jahreshighlight 2023 für meine Begriffe verfasst. Die Geschichte „Warum wir noch hier sind“ ist unheimlich tiefgreifend, gefühlvoll und macht unausweichlich nachdenklich egal ob man selbst Kinder hat oder nicht. Und man beachte den Buchtitel! Ereilt uns ein Schicksalsschlag, stellt man sich doch genau diese Frage! Oder?! In Pelnys Geschichte erzählt von einer Freundschaft unter zwei Frauen und eine dieser Frauen, Heide mit Namen, verliert auf mehr als tragische Weise ihr Kind. Etty kam auf grausame Weise um und die Hinterbliebenen müssen nun mit all dem Schmerz umgehen. Pelny erzählt äußerst gefühlvoll und fein. Ihre Töne sind stets direkt am Schmerzpunkt und benennen all das was viele gern nicht hören wollen. Fest steht hier in dieser Geschichte: die Vogelstrauß-Politik funktioniert keines falls. Heide sieht in jeder Ecke, jedem Winkel ihrer Wohnung ihr Kind, selbst in Ettys Schwester sieht sieh nur noch Etty. Die Trauer, der Schmerz alles scheint eine unüberwindbare Mauer. Ja, genau hier stellt sich die Frage warum wir denn eigentlich noch hier sind!

Die Freundinnen sind füreinander da, Schmerz und Trauer werden mal verarbeitet mal nicht aber fest steht, beides wird in jeder Zeile bestens von der Autorin auf den Punkt gebracht. Ihre wechselnde aber dennoch punktgenaue Erzählkunst fesselt den Leser und dann kommt selbstredend die Frage nach dem Mörder. Antworten gibt es in diesem Büchlein, auch wenn ich mit der Auflösung etwas zu kämpfen hatte, war dennoch der Verlauf der Geschichte mehr als einnehmend und nachhallend. Die Autorin spricht eine Menge aktueller Themen an und versucht dennoch alles unter einen Hut zu bringen ohne den Leser dabei zu überfordern. Der Roman hallt gewaltig nach und man versucht mehr als oft sich in die Lage der Freundinnen zu versetzen. Jeder hätte dazu andere Ideen aber ob es die „wahre“ und schmerzstillende wäre, bleibt die große Frage. Fest steht jedenfalls, die Geschichte ist absolut zu empfehlen und wird einen lange beschäftigen. 4 von 5 Sterne!

Bewertung vom 29.10.2023
Aus der Zeit fallen
Grossman, David

Aus der Zeit fallen


ausgezeichnet

!ein Lesehighlight 2023!



Klappentext:

„Totenklage und Hymnus auf das Leben zugleich



Ein Mann streift klagend durch die Stadt, trauernd um seinen toten Sohn. Andere Leidtragende schließen sich ihm an. Zusammen bilden sie einen vielstimmigen Chor, der all die Fragen besingt, mit denen Verstorbene ihre Angehörigen zurücklassen. David Grossman, einer der bedeutendsten Autoren Israels, legt einige Jahre nach dem Tod seines eigenen Sohnes im Libanonkrieg sein wohl persönlichstes Buch vor.“



Ein kleines Buch mit einer gewaltigen Geschichte die einen berührt und unweigerlich gefangen nimmt. Grossmann erzählt hier seine ganz persönliche Geschichte und ja, sie ist mehr als schwer erträglich. Wer sich mit Trauerbewältigung ein wenig auskennt weiß, man muss diesem ganzen Elend Luft machen und es von der Seele lassen. Entweder schreiben, heraus brüllen oder mit jemanden sprechen der Ahnung von der Materie hat. Grossmanns Geschichte ist unglaublich berührend und durch seine lyrische und poetische Sprache einfach ein Genuss trotz der traurigen Hintergrundes. Grossmann und seine Familie sind nicht allein mit der Trauer und genau das erzählt er brillant mit dem Auftritt des Chors. Ein Buch bei denen mir die Worte förmlich fehlen….

Als Fazit kann ich klar sagen: es ist mir unbegreiflich wieviel Emotionen, sprachliche Brillanz und dieses bittere Thema Tot in dieses dünne Büchlein passte. Dieser Autor hat ein Meisterwerk verfasst, welches eine Art Umarmung an alle ist, die einen geliebten Menschen verloren haben. Wenn ich könnte, würde ich gern mehr als 5 Sterne vergeben.

Bewertung vom 29.10.2023
Das Liebespaar des Jahrhunderts / Biographie einer Frau Bd.2
Schoch, Julia

Das Liebespaar des Jahrhunderts / Biographie einer Frau Bd.2


weniger gut

Autorin Julia Schoch beleuchtet in ihrem Buch eine gescheiterte Ehe. Und dann dieser Buchtitel? Tja. Die Protagonistin hat vor ihren Mann zu verlassen und wir erleben sie, wie sie die Liebe zu ihrem Mann nochmal rekapituliert, reanimiert, versucht an den Gedanken und Erlebten von damals festzuhalten und dabei erleben wir Gedankengänge die bei jedem Leser anders ankommen werden. Fest steht hier nämlich: die eigene Einstellung zur Liebe, zur Partnerschaft ist hier ausschlaggebend. Hält unsere Protagonistin nur an den schönen Erinnerungen fest und verdrängt das Negative bzw. umgedreht? Das wird jeder anders interpretieren. Zumal sich die Frage stellt, wann jeder von uns und auch unsere Protagonistin eine Ehe für beendet erklärt! Ich muss gestehen, ich empfand die Story als sehr negativ und auch keineswegs als ein „Loblied auf die Liebe“ wie hier im Klappentext beschrieben. Sicher gibt es stürmische Zeiten in einer Partnerschaft aber eben auch. Ruhige Fahrwasser. Zu einer Beziehung gehören immer Zwei und die Frage der Schuld oder Ablehnung sollte offen besprochen werden. Ich kann klar sagen, wer der Liebe gegenüber positiv eingestimmt ist und diese auch so zelebrieren kann weil der Partner einfach das perfekte Gegenstück ist, wird hier einen langatmige und ermüdenden Roman erlesen. Schoch benutzt zwar eine wohl-bedachte Sprache, beleuchtet aber nur einen Part des Liebespaares (nämlich nur die Frau) und gibt dem zweiten und notwendigen Part keine Stimme. Unsere Protagonistin verliert sich in meinen Augen zu sehr in ihr Selbstmitleid und unternimmt rein gar nichts um aus diesem wieder aufzuerstehen. Sie passte sich ihrem Mann stets an und verlor ihr Eigen aus den Augen. Da fällt mir nur ein Spruch ein „Jeder ist seines Glückes Schmied.“ und genau das hat unsere Protagonistin nicht ein mal probiert. Sie klammerte sich an ihren Mann bis die Liebe erlosch und nun? Wird mal alles auf den Tisch gebracht? Lesen und wundern Sie sich selbst! Von mir gibt es hierfür nur 2 Sterne.